| Titel: | Ueber Gujer's neuen Ellipsographen; von G. Delabar. | 
| Autor: | G. Delabar | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 461 | 
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                        Ueber Gujer's neuen Ellipsographen; von G. Delabar.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              XII [a. c/1].
                        Delabar, über Gujer's Ellipsograph.
                        
                     
                        
                           Die Ellipse ist bekanntlich diejenige Curve, die neben dem Kreis und der geraden
                              Linie bei unsern graphischen Arbeiten am meisten vorkommt und auch in den Künsten
                              und Gewerben vielfältige Anwendung findet. Deshalb wurde denn auch schon oft
                              versucht, einen Ellipsographen, d.h. ein Instrument zu construiren, mit dem man die
                              Ellipse wie die Kreislinie mit dem Zirkel beschreiben könne. Dieses Problem
                              bezüglich der Construction eines vollkommenen, allen Anforderungen entsprechenden
                              Ellipsographen ist aber bis jetzt, so viele und verschiedenartige Lösungen auch
                              schon versucht worden sind, noch immer ungelöst und ein frommer Wunsch
                              geblieben.
                           Im Hinblick auf diese Thatsache verdient jede neue Construction, welche die erwähnte
                              Aufgabe in irgend einer Weise besser als die vorausgehenden Instrumente zu lösen
                              versucht, öffentlich bekannt zu werden. Bevor ich jedoch den neuen Ellipsographen,
                              der zu diesem Artikel den Anlaß gegeben, näher beschreiben und darstellen werde,
                              erlaube ich mir, auf eine Abhandlung von T. Rittershaus
                              in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1874 Heft 3,
                              hinzuweisen, in welcher so ziemlich alle bis zu jener Zeit bekannt gewordenen
                              Constructionen von Ellipsographen zusammengestellt und vom allgemeinen Standpunkt
                              der Kinematik aus kritisch besprochen worden sind. Hiernach beruhen die meisten,
                              nämlich 9/10 sämmtlicher Ellipsographen, auf dem Problem der Cardanischen
                              KreiseWenn ein Kreis innerhalb eines andern rollt, so beschreiben seine sämmtlichen
                                    Umfangspunkte Hypocycloiden, und sämmtliche übrigen Punkte seiner mit ihm
                                    fest verbunden gedachten Ebene, sofern sie innerhalb seines Umfangs liegen,
                                    verkürzte, sofern sie außerhalb desselben liegen, verlängerte Hypocycloiden.
                                    Ist der Durchmesser des rollenden Kreises gleich dem Radius des ruhenden, so
                                    gehen sämmtliche Curven in Ellipsen über und speciell diejenigen der
                                    Umfangspunkte in Ellipsen mit der kleinen Achse Null und der großen Achse
                                    gleich dem Durchmesser des ruhenden Kreises. Diesen längst bekannten Satz,
                                    auf den, wie es scheint, der bekannte Mathematiker Cardano zuerst aufmerksam gemacht hat, wird nach dem Vorgange von
                                    Reuleaux in seinen kinematischen
                                    Mittheilungen (Verhandlungen zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1872 S. 174)
                                    das „Problem der Cardanischen Kreise“ genannt., wenn dieselben auch, wie gesagt, auf sehr verschiedene Art zur Ausführung
                              gebracht worden sind.
                           In dieser Beziehung können dieselben in folgende drei Klassen eingetheilt werden,
                              nämlich:
                           
                              1) in Ellipsographen, wobei zwei bewegliche Punkte auf zwei sich
                                 gewöhnlich rechtwinklig schneidenden festen Geraden geführt und die Ellipsen durch einen
                                 dritten Punkt der bewegten Ebene beschrieben werden;
                              2) in Ellipsographen, wobei ein Punkt auf einer Geraden und ein
                                 zweiter Punkt auf einem Kreis geführt und die Ellipse durch irgend einen dritten
                                 Punkt der bewegten Ebene beschrieben wird;
                              3) in Ellipsographen, wobei ein Kreis in einem doppelt so großen
                                 Kreis rotirt und die Ellipse von irgend einem Punkt des rollenden Kreises
                                 erzeugt wird.
                              
                           Zu einer 4. Klasse von Ellipsographen kann man alle diejenigen zählen, die so
                              eingerichtet sind, daß die Ellipse in ihrer Eigenschaft als Kegelschnitt beschrieben
                              wird und die deshalb auch „Conographen“ heißen.
                           Die älteste Construction von allen diesen verschiedenen
                              Ellipsographen ist jene mit der bekannten Kreuzführung, wie sie zuerst von Bion
                              Traité de la construction et des principaux
                                       usages des instruments mathématiques. Nouvelle Edition. La
                                       Haye 1723. beschrieben worden ist und im Grunde nur als eine Umkehrung des alten von
                              Leonardo da Vinci angegebenen Ovalwerkes zu betrachten
                              ist, welches dieser geniale Künstler zum Abdrehen elliptischer Arbeitsstücke in
                              Vorschlag gebracht hatte, und von den nachfolgenden Maschinenbauern wirklich, wenn
                              auch nicht immer in der vollkommensten Form, zur Anwendung gekommen ist.Reuleaux, Verhandlungen zur Beförderung des
                                    Gewerbfleißes, 1873 S. 99 und 114.
                              
                           Bei diesem Ellipsographen, den wir in Fig. 1 und 2 [a/1] (nach einem der Kantonschule in St. Gallen angehörenden Modell)
                              mitabgebildet haben, gleiten in den sich rechtwinklig kreuzenden Führungsnuthen zwei
                              entsprechende schwalbenschwanzförmige Zapfen – prismatische Klötzchen, sogen.
                              Federn – die mittels Schrauben an der Stange, welche zugleich auch das
                              Stäbchen mit dem Zeichenstift trägt, befestigt sind. Je nach der Entfernung der
                              beiden geführten Punkte A, B unter sich und vom
                              beschreibenden Punkt C richtet sich die Größe und
                              Gestalt der zu beschreibenden Ellipsen. Die Entfernungen der Führungspunkte vom
                              beschreibenden Punkt sind bei dieser Einrichtung bekanntlich immer gleich den beiden
                              Halbachsen, nämlich AC = a und BC = b, und die Entfernung AB unter sich selbst
                              ist gleich der Differenz (a – b) derselben. Bei dieser allerdings sehr einfachen
                              Construction bildet jedoch der Kreuzungspunkt O der
                              beiden Führungsnuthen den schwachen Punkt; denn sind die in den Ruthen sich
                              verschiebenden Prismenzapfen zu lang, so hindern sie sich selbst bei der Bewegung;
                              macht man sie aber zu kurz, so wird die Führung unsicher, wenn ein Zapfen den Kreuzungspunkt
                              passirt, und in beiden Fällen fällt in Folge dessen die beschriebene Ellipse
                              natürlich unegal aus. Zudem liegt in der angewendeten Form des Führungskörpers, bei
                              welcher die Führungsnuthen mit der Stange des Zeichenstiftes auf der obern Fläche desselben angebracht sind, selbst ein
                              Hinderniß, auch solche Ellipsen beschreiben zu können, deren kleine Achse kleiner als die Arme des Führungskreuzes ist.
                           Beiden Uebelständen suchte im J. 1748 Adams
                              Geometrical and geographical Essays containing a
                                       great description of the mathematical Instruments etc. 4. Edition. London 1813. dadurch abzuhelfen, daß er das Kreuzstück auf die T-Form reducirte und sich hierbei darauf beschränkte, statt der
                              vollen Ellipse je nur eine Hälfte derselben in einem zusammenhängenden Zuge zu
                              beschreiben, welche beide Hälften in ihrer Vereinigung dann erst die ganze Ellipse
                              ausmachen. Bei dieser Construction, die in Figur 3 skizzirt ist, gibt
                              es daher keinen Kreuzungspunkt, und der eine, im Querarm geführte Punkt A kommt in seinen beiden Endlagen allerdings bis zum
                              Vereinigungspunkt O der drei Arme, aber aus dem Querarm
                              kommt er nicht heraus. Mit diesem so modificirten Ellipsographen lassen sich alle
                              Ellipsen beschreiben, deren Halbachsendifferenz nicht größer als der kleinste Arm
                              der T-Form und deren kleine Halbachse nicht
                              besonders groß ist, die also mehr eine längliche Gestalt haben. Unsicher wird aber
                              mit demselben die Zeichnung solcher Ellipsen, deren Halbachsendifferenz sehr gering
                              ist, welche daher eine mehr runde, dem Kreis ähnliche Gestalt erhalten sollen.
                           Wird aber bei dieser so abgeänderten Construction die Stange mit dem Zeichenstift
                              entsprechend dem oben angeführten Ovalwerk von Leonardo da
                                 Vinci unter dem T-förmigen Führungsstück
                              angebracht, so kann man den Zeichnungsstift auch zwischen den geführten Punkten
                              anbringen und somit Ellipsen beschreiben, für welche nicht mehr die Differenz,
                              sondern die Summe der Halbachsen durch deren Entfernungen vom beschreibenden Punkt
                              bestimmt ist, und die daher jede beliebige, dem Kreis ähnliche Form annehmen und
                              selbst in diesen übergehen können. Allein die praktische Ausführung dieser
                              Abänderung hatte wieder andere Uebelstände im Gefolge, und so war es denn auch mit
                              allen spätern Ellipsographen-Constructionen, unter denen mehrere, wie
                              namentlich jene von Farey
                              Transactions of the Society for the encouragement of
                                       manufactures and arts, 1812 Bd. 35 S. 118., Cubitt
                              Transactions, Bd. 34 S. 131., Webb (1845 97
                              22)London Mechanics' Magazine, 1845 Bd. 42 S.
                                    82., Göhl
                              Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1861 S. 17. und Clements
                              Transactions, Bd. 36 S. 133. (die alle der
                              oben angedeuteten 1. Klasse angehören), jene von Eichberg
                              Polytechnisches Centralblatt, 1852 S. 669. und Bowly
                              Scientific American, 1868 Bd. 19 S. 8. (die zur 2. Klasse gehören), jene von Saladin
                              Bulletin de Mulhouse, 1847 Bd. 47 S. 190., Henry
                              Annales des ponts et chaussées, 1872 série 5, t. 3
                                    p. 459., Hamann und Hempel
                              Brevets d'invention, 1845 t. 35. p. 231. und Thomas (* 1867 184
                              237)Bulletin d'encouragement, November 1866 S.
                                    648. (der 3. Klasse zugehörig) und jene von Meyn
                              Civilingenieur, 1862 Bd. 8 S. 247. und Drzewiecki
                              Wochenschrift des n.-ö. Gewerbvereins, 1873., (der 4. Klasse angehörend) als sehr hübsche und ingeniöse Erfindungen
                              bezeichnet werden müssen, von denen aber gleichwohl noch keine in allgemeine
                              Aufnahme gekommen ist. Mit der vom Erfinder jeweilen angestrebten Veränderung oder
                              Verbesserung wurde das Instrument meistens auch complicirter und für den Gebrauch
                              schwieriger zu handhaben. Zudem ist noch bei keinem dieser Instrumente das
                              wichtigste und schwierigste Problem für jeden Ellipsographen, die Reißfeder beim Zeichnen stets tangential an den Ellipsenbogen und zugleich normal zu der Papierfläche
                                 desselben einzustellen, in erwünschter Weise gelöst worden, obschon
                              dasselbe schon oft zu lösen versucht und auch schon auf die voraussichtlich
                              leichteste Lösung hingewiesen worden ist.Vgl. Rittershaus a. a. O. S. 391. Dieser
                                    Abhandlung sind auch vorstehende Citate entnommen.
                              
                           Auch der neue Ellipsograph, den ich nun im Folgendem unter Zugrundelegung der
                              Abbildungen Fig.
                                 4 bis 10 beschreiben werde, macht in dieser Beziehung keinen Anspruch auf eine
                              vollkommene und allen Anforderungen entsprechende Lösung. Er ist darum auch nicht
                              zum Zeichnen der Ellipsen mit Reißfeder in Tusch, sondern nur zum Vorzeichnen
                              derselben mit dem Bleistift bestimmt. Für diese freilich ganz bescheidene Aufgabe
                              empfiehlt er sich aber sowohl durch seine zweckmäßige und höchst einfache
                              Einrichtung, als auch durch seine leichte und praktische Handhabung ganz
                              ausgezeichnet. Derselbe ist von Ingenieur Gujer (z. Z. im
                              Hause von Rieter und Comp.) in
                              Winterthur erfunden und wird vom Mechaniker Hommel-Esser in Aarau (bekannt durch
                              seine ausgezeichnet gearbeiteten mathematischen Zeichnungsinstrumente) sowohl in
                              Neusilber als in Messing in verschiedener Größe ausgeführt.Bei einer Länge des Stabes von 25cm
                                    und für Ellipsen von 5 bis 86cm
                                    totaler Achsenlängen kostet ein solcher Ellipsograph in Neusilber 24
                                    Franken, in Messing 22,60 Franken.
                              
                           Das Instrument selbst besteht, wie man aus den Figuren 4 bis 7
                              ersieht, in welchen es
                              in wahrer Größe im Grundriß, Aufriß und theilweise im Durchschnitt abgebildet ist,
                              aus einem prismatischen Stab S von quadratischem
                              Querschnitt mit drei verschiebbaren Hülsen A, B und C, von denen die mittlere C
                              die Bleistiftfassung G sammt Bleistift γ trägt (der unten möglichst genau centrisch
                              gespitzt sein soll) und die beiden äußern A und B unten mit elfenbeinernen Rollfüßen J versehen sind und sämmtlich mittels Klemmschrauben K an den Stab S so befestigt
                              werden, daß ihre Mitte von der Mitte der Bleistifthülse C genau die halben Achsenlängen a und b repräsentiren.
                           Zum genauen Einstellen der Hülsen dienen die an den Grundflächen der Rollen bei der
                              Umkehrung des Instrumentes sichtbaren zugespitzten, aber etwas zurückstehenden
                              Stahlachsen α und β (Fig. 5 und 6) und ein abgeschrägter
                              Millimeter-Maßstab, womit man die Entfernungen des Centrums (α und β) einer
                              jeden Achse bis zur Bleistiftspitze γ mißt. Dabei
                              wird der Bleistift, der genau 2mm dick ist,
                              oder dafür ein eben so starker Stahlstift, so weit in die Fassung (Fig. 7) eingesetzt und mit
                              der Schraube k festgeklemmt, daß er mit der Spitze das
                              Papier kaum berührt.
                           Sind die drei Hülsen auf die verlangten oder vorgeschriebenen Entfernungen, zum
                              Beispiel für a = 9cm und b = 6cm, wie in Fig. 4 und 5, richtig eingestellt und
                              mit den betreffenden Schrauben auf den Stab festgeklemmt, so wechselt man den
                              Stahlstift mit dem Bleistift wieder aus und klemmt ihn ebenso mit der Schraube k in die Bleistiftfassung G
                              der Hülse C leicht ein. Das Instrument ist dann zum
                              Zeichnen der betreffenden Ellipse vorbereitet. Dazu bedarf man nun noch einer
                              Reißschiene R, und eines Winkels W, und nachdem man zur größern Sicherheit vorher noch die beiden
                              Achsenlagen OX und OY, sowie die ihnen parallelen Aequidistanten O
                              'X
                                 ' und O
                              'Y
                                 ' als Tangenten an die Rollenumfänge (deren Radius genau 1cm beträgt) auf dem Papier vermerkt hat,
                              werden vor Allem Reißschiene und Winkel sammt Instrument in Bezug auf die
                              vorgezeichneten Ellipsenachsen eingestellt, wie in Figur 8 für das rechte
                              obere Viertel der Ellipse zu sehen ist. Dabei wird zuerst die Reißschiene vorwärts
                              geschoben, bis ihre obere (hintere) Kante mit der entsprechenden Parallelen O
                              'X
                                 ' zusammentrifft und die an derselben anliegende Rolle J mit ihrem Achsenstift β genau auf der
                              einen, hier der ersten Ellipsenachse OX steht;
                              alsdann wird die Schiene festgehalten und der Winkel gegen die Rollen nachgerückt,
                              bis seine Kante (zur Rechten) mit der entsprechenden Parallelen O
                              'Y
                                 ' zusammentrifft und die Rollenumfänge J, J genau
                              berührt, die Bleistiftspitze γ und die Spitzen
                              α und β
                              der Rollenachsen also auf der andern, hier der zweiten Ellipsenachse OY
                               genau centrisch
                              eingestellt sind. Nun hält man zugleich mit der linken Hand, welche die Schiene
                              hält, auch den Winkel fest und bewegt mit der andern Hand das Instrument längs der
                              Schiene und dem Winkel, wie durch Pfeile angedeutet ist, d.h. so, daß die eine Rolle
                              B stets an der Schiene R
                              und die andere A am Winkel W
                              genau anliegt und erstere zugleich in der Richtung von O' gegen X' und die andere von Y' gegen O' sich rollend
                              fortbewegt.
                           Ist die Bewegung so weit fortgeschritten, daß die Rolle A
                              an die Stelle der Rolle B gekommen ist und nun sowohl
                              die Schiene als den Winkel berührt, so hat inzwischen der Bleistift γ, der nach dem Einstellen rasch gelüftet
                              (losgeschraubt) und von der darüber befindlichen schwachen Spiralfeder mittels des
                              Kopfes des eingesetzten Bolzens an die Papierfläche angedrückt wird (wie sich am
                              besten aus der Durchschnittszeichnung in Fig. 7 ergibt), genau ein
                              Viertel der Ellipse und zwar den Bogen CD
                              beschrieben. Ohne die Schiene zu verrücken, legt man nun den Winkel auf die andere,
                              rechte Seite und stellt denselben mit dem Instrument genau wie vorher ein und zieht
                              auf gleiche Weise das zweite Viertel CE der
                              Ellipse, und indem man hierauf die Schiene weiter hinaufschiebt, den Winkel auf der
                              untern Seite einmal rechts und einmal links ansetzt und das Instrument gegen beide,
                              wie oben, richtig einstellt, erhält man nach einander auch die beiden andern Viertel
                              EF und FD
                              und damit die ganze Ellipse.
                           Kann man die Schiene und den Winkel durch Jemanden halten lassen oder mit Gewicht
                              beschweren, so erleichtert dies das Arbeiten; nöthig ist es aber schon darum nicht,
                              weil, wie Referent aus seinen Arbeiten mit dem Instrumente gefunden, die Reißschiene
                              überhaupt weggelassen werden kann, und ein offener Winkel, wie ihn die Steinmetze
                              und Zimmerleute gebrauchen, vollkommen genügt. Das Verfahren mit einem solchen
                              Winkel ist in Figur
                                 9 noch besonders angedeutet. Dasselbe wird auf diese Weise, wie man aus
                              Erfahrung bald selbst finden wird, sogar noch bedeutend vereinfacht und erleichtert,
                              wie auch das Einstellen und Zeichnen mit dem neuen Instrument auf diese wie auf die
                              erste Art überhaupt bald erlernt ist und das Zusammensetzen der ganzen Ellipse aus
                              den vier Vierteln nach einiger Uebung leichter und schneller geht, als man zum
                              Voraus glaubt. Dasselbe darf daher für den angegebenen Gebrauch allen Zeichnern und
                              Lithographen etc., sowie namentlich auch den Schulen bestens empfohlen werden. Auch
                              Professor Culmann am Polytechnicum in Zürich, welchem
                              dasselbe vorgezeigt worden ist, sprach sich über die praktische Ausführung des
                              Instrumentes und dessen Brauchbarkeit sehr günstig aus. In der That verdient es,
                              wenn man erwägt, daß die Anwendbarkeit desselben sozusagen keine Grenzen hat, indem mit demselben –
                              in gehöriger Größe ausgeführt – jede der Gestalt und Größe nach ganz
                              beliebige Ellipse gezeichnet werden kann, alle Anerkennung.
                           Von besonderem Interesse ist endlich auch noch die weitere Eigenthümlichkeit des
                              neuen Instrumentes, daß man nach Belieben, wie in Figur 10, die Hülsen
                              versetzen, die Bleistifthülse C daher auch an das eine
                              Ende der Stange bringen und die beiden andern Hülsen A
                              und B mit den Rollfüßen sich beliebig nähern und auf
                              diese Weise mit dem Instrument sehr große Ellipsen blos mit Hilfe eines kleinen
                              Winkels (ohne Schiene) verzeichnen kann.
                           Zum Beweise endlich, daß das Instrument bei beiden Anwendungen (Fig. 9 und 10) mathematisch richtige
                              Ellipsen liefert, mögen zum Schlusse noch für beide Fälle die Gleichungen der vom
                              beschreibenden Punkt C erzeugenden Curven entwickelt
                              werden. Dazu seien in Fig. 11 und 12 [c/1] OX und OY die beiden zu einander rechtwinkligen
                              Coordinatenachsen, mit denen auch die Achsenlagen der zu beschreibenden Ellipsen
                              zusammenfallen, und AB irgend eine Lage der
                              beweglichen Stange mit den beiden geführten Punkten A
                              und B und dem beschreibenden Punkt C. Bezeichnet man nun die Abstände AC mit a, BC mit b und die
                              Coordinaten des beschreibenden Punktes C, nämlich OD mit x und CD mit y, so erhält
                              man für die Anordnung Figur 11, wenn man CE parallel und gleich DO zieht, aus den ähnlichen Dreiecken ACE und BCD:
                           b : a =
                              √(b² – y²) : x
                              
                           b² : a² = (b² – y²) : x² 
                           b² x² = a² b² – a² y² 
                           a² y² + b² x² = a² b².
                           für die Anordnung Figur 12, wenn man CD rückwärts verlängert und AE parallel und gleich OD zieht, aus den ähnlichen Dreicken ACE und BCD:
                           b; a = y
                              : √(a² – x²)
                           b² : a² = y² : (a² – x²)
                           a² y² = a² b² – b² x² 
                           a² y² + b² x² = a² y²,
                           also in beiden Fällen die bekannte Ellipsengleichung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
