| Titel: | Liegel's Gasfeuerung für Retortenöfen; von L. Ramdohr. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 482 | 
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                        Liegel's Gasfeuerung für RetortenöfenUnter Benutzung eines von Hrn. Liegel mir zur
                                 Verfügung gestellten besondern Abdruckes aus dem Journal für Gasbeleuchtung und
                                       Wasserversorgung, 1876 S. 502.; von L.
                              Ramdohr.
                        Mit Abbildungen.
                        Ramdohr, über Liegel's Gasfeuerung für Retortenöfen.
                        
                     
                        
                           Die Leuchtgasfabriken sind verhältnißmäßig spät dahin gelangt, die Gasfeuerung zur
                              Heizung der Retortenöfen einzuführen. An Versuchen dazu hat es allerdings auch nicht
                              gefehlt; aber erst in neuerer Zeit sind von dem Gelingen derselben Nachrichten in
                              die Oeffentlichkeit gekommen.
                           Die ersten Versuche dieser Art rühren von Schnuhr her,
                              welcher im Anfange der 1860er Jahre in den städtischen Gaswerken zu Berlin
                              Retortenöfen mit Gasfeuerung, aber ohne den gehofften Erfolg, versah. Im J. 1866
                              ging G. Liegel, Director der Gasanstalt in Stralsund,
                              wohl unter anfänglicher Zugrundelegung der Schnuhr'schen
                              Arbeiten, mit selbstständigen Versuchen vor, deren schließliches Ergebniß, nach
                              vielen Mühen und Mißerfolgen, eine Ofenconstruction geworden ist, welche für den
                              vorliegenden bestimmten Zweck als das Vollkommenste bezeichnet werden muß, was bis
                              jetzt bekannt geworden ist.
                           Im J. 1870 oder 1871 war es den französischen Ingenieuren Müller und Eichelbrenner gelungen, eine directe
                              Gasfeuerung für Retortenöfen mit seitlich gelegenem Gaserzeuger einzuführen, welche
                              in ihren Erfolgen den kurz zuvor bei den Pariser Gaswerken theilweise in Anwendung
                              gekommenen Oefen mit Siemens'schen Regeneratorfeuerung mindestens gleichstand, in
                              Bezug auf große Einfachheit und Billigkeit vor dieser aber den Vorzug verdient.Vgl. die Beschreibung des Systems Müller und Eichelbrenner * 1875 218 406 und „Die Gasfeuerung u.s.w.“; von L.
                                    Ramdohr. (Halle a. S. 1875. G. Knapp.)
                              
                           
                           Zu erwähnen sind endlich die von der Continental-Gasgesellschaft in Dessau vor
                              einigen Jahren unternommenen Versuche auf Einführung der Gasfeuerung, welche indeß
                              allem Anschein nach einen befriedigenden Abschluß nicht gefunden haben.
                           Liegel hat das Princip seiner neuen Construction sowohl
                              für Koke-, als auch für Theerfeuerung eingerichtet; da letztere aber nur ein
                              sehr eng begrenztes Gebiet hat und, trotz ihrer vorzüglichen Einrichtung und
                              Erfolge, eigentlich doch nicht so recht als wirkliche Gasfeuerung bezeichnet werden
                              kann, so wird deren specielle Beschreibung an dieser Stelle unterbleiben.
                           Bevor ich zur Beschreibung des Systems Liegel für
                              Retortenöfen übergehe, will ich noch erwähnen, daß dasselbe versuchsweise auch zur
                              Heizung von Dampfkesseln angewendet worden ist. Die Versuche damit sind zwar noch
                              nicht abgeschlossen, haben aber bereits eine Brennstoffersparniß von etwa 36 Proc.
                              ergeben.
                           Einrichtung der Retortenöfen. Die Oefen können mit einer
                              bis zu 11 Retorten, stets um eine Retorte in der Zahl steigend, hergestellt werden.
                              Mehr als 11 Retorten lassen sich in nur drei Reihen über einander in einem Ofen
                              nicht vereinigen. Die von Liegel getroffene Anordnung ist
                              folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 223, S. 483
                              
                           Die Anordnung in 8b ist besser als die in
                              8a; letztere wird nur für alte
                              Siebener-Oefen angewendet, deren Gewölbe man nicht abbrechen will. –
                              In der Gasanstalt zu Stralsund sind Oefen mit 4, 5, 6, 7, 8 und 11 Retorten im
                              Gebrauch. Es ist einleuchtend, daß die vorstehend mitgetheilte Anordnung eine
                              erheblich geringere Länge des Retortenhauses beansprucht als die bisher übliche, und
                              daß dadurch die Anlage neuer oder die Erweiterung bestehender Gasanstalten billiger
                              wird. Liegel hat außerdem die Retorten selbst derartig
                              abgeändert, daß er ohne Vergrößerung des Durchschnittes derselben einen größeren
                              Füllungsraum erhält, der nunmehr 8/7 des sonst vorhandenen beträgt. Da nun ein
                              Liegel'scher Achter-Ofen nicht mehr Grundfläche einnimmt als ein alter
                              Sechser- oder Siebener-Ofen, so vermehrt sich der Laderaum dieser
                              Grundfläche gegen den
                              Sechser-Ofen um 52 Proc., gegen den Siebener um 31 Proc.
                           Einrichtung der Feuerungsanlage. In den nachstehenden
                              Holzschnitten ist ein vollständiger Achter-Ofen in zwei senkrechten (Fig. I und III) und
                              einem wagrechten Durchschnitt (Fig. II) dargestellt.
                              Der Gaserzeuger c befindet sich etwa an derselben
                              Stelle, wo sonst der Rost gelegen ist, aber so tief unter die Sohle des
                              Retortenhauses versenkt, daß die Füllöffnung des Gasofens in gleicher Höhe mit der
                              Gebäudesohle liegt, während die Arbeitsöffnung zum Beschüren des Feuers und der
                              Aschenfall sich unterhalb dieser Sohle befinden und von einem besondern Canal aus
                              zugänglich sind. Der Gaserzeuger gehört zu den trichterförmigen mit rechteckigem
                              Querschnitt; die Seitenwände sind jedoch von der weitesten Stelle des Trichters aus
                              nicht senkrecht in die Höhe geführt, sondern ziehen sich von da ab halsartig zu dem
                              in ganz unmittelbarer Verbindung mit dem Vergasungsraume stehenden Verbrennungsraume
                              d zusammen. Die vordere Giebelwand des Ofens ist
                              senkrecht, die hintere unter einem Winkel von etwa 52° geneigt.
                           
                              
                              Fig. 1–3., Bd. 223, S. 484
                              
                           Die Füllung des Ofens mit Koke erfolgt durch die Oeffnung a, welche mit dem Wasserverschlußdeckel d
                              versehen ist. Das Nachfüllen von Koke erfolgt in Zeiträumen von 3 bis 4 Stunden. In
                              steter Glut ist eigentlich immer nur der hintere Theil des Brennstoffes, und
                              oberhalb dieses hintern
                              Theiles des Gaserzeugers, also ungefähr in der Mitte der Retorten, erfolgt auch
                              hauptsächlich die Verbrennung des Kohlenoxydgases, während die weiter vorn gelegenen
                              Partien der Koke nur durch Wärmestrahlung erhitzt werden. Da zur vollen Entwicklung
                              der Flamme ein gewisser Raum erforderlich ist, so ist bei den Retortenöfen dafür
                              gesorgt, daß die Entfernung zwischen der Brennschicht und der ersten Retorte möglich
                              groß sei. Sie beträgt bei den Oefen mit 3, 5, 6, 9, 10 und 11 Retorten = 0m,900, bei denen mit 1, 2, 4, 7 oder 8
                              Retorten = 1m,400. Dieser Abstand kann nie
                              geringer werden, weil die Koke nur bis zu einer gewissen Höhe aufgeworfen werden
                              kann.
                           Die zur Erzeugung des Kohlenoxydgases aus der Koke erforderliche Luft tritt durch den
                              schmalen Schlitz g ein; ein besonderer
                              Zuführungs- und Vertheilungsrost für diese Luft existirt nicht. Die
                              wesentlichste principielle Eigenthümlichkeit, welche Liegel's Ofen vor allen andern
                              auszeichnet, besteht darin, daß die Schlacke hier zum
                                 Schmelzen gebracht wird und von selbst abfließt. Die Vorrichtung, durch
                              welche das Schmelzen der Schlacke bewirkt wird, ist in den Holzschnitten nicht
                              angegeben. Hr. Liegel hat indeß die Güte gehabt, mir
                              Detailzeichnung der von ihm nach zahlreichen Versuchen für diesen Zweck construirten
                              Vorrichtung mitzutheilen, und ich kann nicht umhin, derselben das Zeugniß großer
                              Einfachheit und sicherer Wirksamkeit zuzusprechen. In dieser Einrichtung liegt ein
                              großer Fortschritt.
                           Der Schlitz g bietet gleichzeitig auch das Mittel, um den
                              Gang der Vergasung, also die Menge des aus der Koke zu erzeugenden Kohlenoxydgases,
                              zu reguliren. In Pausen von halben oder ganzen Stunden, je nach dem Grade der
                              Schwerflüssigkeit der Schlacke, wird durch Aufreißen des Schlitzes g mittels eines leichten Hakens die erforderliche Größe
                              dieser Oeffnung wieder hergestellt und die herausgeflossene Schlacke in den
                              Aschenkasten gezogen. Diese Operation, welche von einem Knaben besorgt werden kann,
                              dauert 1 bis 2 Minuten.
                           In Folge dieser Einrichtung des Gaserzeugers sinkt die Bedienungsarbeit auf das
                              denkbar kleinste Maß herab; die Abkühlung des Ofens und die Störung der Vergasung
                              sind gänzlich vermieden worden und die Leistungsfähigkeit der Feuerung steigert sich
                              dem entsprechend.
                           Die Vorwärmung der zur Verbrennung des Kohlenoxydgases erforderlichen Luft erfolgt in
                              der zweckmäßigsten Weise in den mit Regulirungsschiebern versehenen Canälen f, also da, wo die Ofenhitze sonst durch Strahlung
                              verloren gehen würde. Die Ausmündung dieser Canäle in den Verbrennungsraum erfolgt
                              zu beiden Seiten möglichst weit vorn, damit die
                              vorgewärmte Luft Zeit und Gelegenheit zur möglichst innigen Mischung mit den aus der Koke
                              entwickelten Gasen findet. Diese Ausmündung liegt etwas tiefer als die Sohle der
                              Canäle f.
                           Die Vorzüge dieser Feuerung, unter besonderer Berücksichtigung der Retortenöfen für
                              Gasanstalten, lassen sich (ohne Erwähnung der allen Gasfeuerungen eigenthümlichen
                              Vortheile) in Folgendem zusammenfassen:
                           1) Die Liegel'schen Oefen haben keinen Rost für das Feuer und bedürfen keines mit
                              Wasser gefüllten Aschenkastens; das Feuer liefert keine Kleinkoke (breeze).
                           2) Eine Ablagerung von Asche auf den Retorten findet niemals statt. Die
                              eigenthümliche Form der Feuerungs-, resp. des Verbrennungsraumes und die
                              weiten Räume im Ofen bringen es mit sich, daß die Asche mit der Schlacke
                              größtentheils von selbst in den Aschenanfall gelangt, zum kleinern Theile sich auch
                              im Fuchs ablagert, aus dem sie leicht entfernt werden kann.
                           3) Die Entleerung des Aschenkastens erfolgt nicht auf dem Flur des Retortenhauses, so
                              daß dieser für die andern Zwecke des Ofenbetriebes vollständig verfügbar bleibt. Die
                              Koke zum Heizen bleibt nach dem Entladen der Retorten zu beiden Seiten des Ofens
                              liegen und wird, ohne weiter bewegt zu werden, gleich von hier aus zur Feuerung
                              benutzt.
                           4) Die aus der Koke sich ausscheidende Schlacke legt sich wie eine schützende Decke
                              auf das Mauerwerk des Gaserzeugers, so daß dasselbe Jahre lang nicht der geringsten
                              Ausbesserung bedarf und voraussichtlich mehrere Garnituren von Retorten aushält.
                           5) Es kann jeder verlangte Hitzegrad erreicht und erhalten werden. Ebenso würde man
                              die Flamme auch hier durch Regulirung der Gasentwicklung und des Zutrittes der
                              Verbrennungsluft sowohl eine oxydirende, als eine reducirende Wirkung ertheilen
                              können.
                           6) Die Füllöffnung wird zum Abschlacken des Feuers nie geöffnet.
                           Betriebsergebnisse. Um zwei Retortenöfen in Bezug auf
                              ihre Leistungsfähigkeit und ihren Verbrauch an Heizkoke mit einander vergleichen zu
                              können, müssen beide mit derselben Kohle beschickt, mit derselben Koke befeuert und
                              in solcher Hitze gehalten werden, daß sie aus dem gleichen Kohlengewicht die gleiche
                              Gasmenge geben. Diesen Versuch hat Liegel zwar nicht
                              selbst anzustellen vermocht, da er Oefen gewöhnlicher Construction nicht mehr
                              besitzt; indeß bringt das Journal für Gasbeleuchtung (1876 S. 552) einen
                              ausführlichen und vergleichenden Bericht von Simon Schiele über die in dem Gaswerke der neuen Gasbereitungsgesellschaft zu
                              Frankfurt a. M. beobachteten Betriebsergebnisse bei den Oefen älterer und bei denen der
                              Liegel'schen Construction. Ich lasse aus diesem Berichte die wesentlichsten Angaben
                              nachstehend folgen.
                           
                              „Die in der Frankfurter Gasfabrik seither gebräuchlichen Oefen waren
                                 Sechser mit je 4 D-förmigen und je zwei ovalen
                                 Retorten; erstere Nr. 6, letztere Nr. 2 der Vereinsnormalformen und alle 260cm lang. Die Verbrennungsherde waren
                                 für Kokesbrand eingerichtet und mit drei runden, drehbaren Roststäben versehen.
                                 Sie konnten leicht in Theerfeuerungen umgestaltet werden, und geschah dies
                                 namentlich bei älteren, d.h. lange in Gebrauch gewesenen Retorten.
                              
                           
                              Die neu gebauten Liegel'schen Oefen sind Achter mit D-Retorten der Vereinsnormalform Nr. 5, jede von 310cm Länge. Ein Ofen mit gleich langen
                                 Retorten ovaler Form Nr. 1 wird zum Vergleiche jetzt erst eingerichtet.
                              
                           
                              Ein Sechser-Ofen kostete in der Anlage auf jeden Centner Rohstoff, welcher
                                 darin pro 24 Stunden vergast werden konnte, rund 95 M. und ein
                                 Achter-Ofen ebenso nur rund 90 M. Der letztere, worin der unterirdische
                                 Gang einbegriffen ist, kostet also von diesem Gesichtspunkte aus nur 94 bis 95
                                 Proc. an Anlagekapital.
                              
                           
                              Ein Sechser-Ofen hat 242cm
                                 Lichtweite, ein Achter 289cm. Da im
                                 ersten pro 24 Stunden 59 1/2, im letzten 108 Centner regelmäßig vergast werden,
                                 so leistet der letzte 52 Proc. mehr, oder es braucht das Retortenhaus bei dem
                                 Achter nur 0,67 der Länge zu haben wie bei den Sechser-Retortenöfen,
                                 kostet also in der Anlage bei gleicher Breite auch nur 2/3. Da für Gasfeuerungen
                                 eine längere Dauer der Retorten allgemein angenommen wird, als bei den alten
                                 Einrichtungen, so wird auch hier in der Erneuerung der Retorten eine Ersparniß
                                 eintreten. Da die Achter-Oefen aber erst 1 Jahr lang in regelmäßigem
                                 Betriebe sind und in den alten Oefen die Retorten eine Durchschnittsdauer von
                                 694 Tagen hatten, so werden, gleiche Dauer vorausgesetzt, in einem
                                 Sechser-Ofen = 41293, in einem Achter-Ofen = 74952 Ctr., d.h. 81
                                 Proc. Rohstoff mehr abgetrieben werden können, ehe er unbrauchbar wird.
                              
                           
                              Bei den Arbeitslöhnen stellt sich auch eine wesentliche Ersparniß heraus. In den
                                 alten Sechseröfen behandelt 1 Mann = 19,8 Ctr. und in den Liegel'schen
                                 Achter-Oefen 1 Mann 36 Ctr., d.h. die Mehrleistung bei letzterm ist 16,2
                                 Ctr. Rohstoff, oder es werden bei Liegels Oefen an Arbeitslöhnen nur 55 Proc.
                                 derjenigen aufgewendet, welche bei den alten Sechser-Oefen erforderlich
                                 waren.
                              
                           
                              In den Brennstoffen (Koke und Theer) traten ebenfalls günstige Ersparnisse auf,
                                 und zwar ergab sich, daß ein alter Sechser-Ofen 1760 Pfd. Koke pro 24
                                 Stunden, ein Liegel'scher Achter-Ofen = 2400 Pfd. Koke pro 24 Stunden verbrauchte.
                                 Dies macht auf 100 Pfd. Rohstoff bei dem Sechser-Ofen = 29,58 Pfd. Koke
                                 und auf 100 Pfd. Rohstoff bei dem Achter-Ofen 22,22 Pfd. Koke. Es werden
                                 pro 100 Pfd. Rohstoff also 7,36 Pfd. Koke oder fast 25 Proc. an Unterfeuerung
                                 erspart, oder es werden bei den Achter-Oefen nur etwa 75 Proc. der
                                 Kokesmenge gebraucht wie bei den Sechser-Oefen.
                              
                           
                              Bei der Theerfeuerung gebrauchten die alten Sechser-Oefen pro 24 Stunden
                                 im Durchschnitte = 800 Pfd. Theer + 500 Pfd. Koke, und da diese Mischung
                                 ebensoviel leistete wie 1760 Pfd. Koke, so sind 100 Pfd. Theer gleichwerthig mit
                                 152 Pfd. Koke. Bei den Liegel'schen Achter-Oefen wurden 1167 Pfd. Theer
                                 ohne Koke gebraucht; da diese so viel leisteten wie 2400 Pfd. Koke, so sind 100
                                 Pfd. Theer gleichwerthig mit 206 2/3 Pfd. Koke. Dieses günstige Ergebniß einer
                                 Mehrleistung des Theers von 206 2/3 – 152 = 54 2/3 oder etwa 36 Proc.
                                 führt doch gewiß zu dem Schlusse, daß diese Methode der Theerverbrennung den
                                 Vorzug vor allen bis jetzt bekannt gewordenen verdient. Sämmtliche vorstehenden
                                 Betriebszahlen sind direct angestellten Vergleichen zwischen einer gleichen
                                 Ofenzahl des alten und neuen Systems entnommen. Es sind dabei gleiche Rohstoffe
                                 verwendet worden, und steht zu erwarten, daß durch die neuesten Verbesserungen
                                 noch größere Ersparnisse erzielt werden.
                              
                           
                              Alle diese Vortheile in Bau, Platzersparniß, Arbeitslöhnen und Brennstoffen haben
                                 dazu geführt, das System des Hrn. Directors G. Liegel
                                 in Stralsund anzukaufen und dasselbe allmälig für die sämmtlichen Retortenöfen
                                 des Gaswerkes der neuen Frankfurter Gasbereitungs-Gesellschaft
                                 auszuführen.“
                              
                           Von dem Director der Gasanstalt zu Bern, Hrn. Rothenbach,
                              wurden mir auf meine Anfrage folgende Betriebsergebnisse pro Monat November 1876
                              mitgetheilt. Die Retorten, deren je acht in einem Ofen liegen, sind
                              -förmig, im Lichten 2m,700
                              lang, 0m,560 breit und 0m,360 hoch. In 24 Retorten wurden 4320
                              Ladungen gebracht, bestehend aus 9269 Ctr. Steinkohle und 540 Ctr. Fettkohle.
                              Producirt wurden 147340cbm Gas bei einem
                              Brennstoffverbrauch von 1520 Ctr. Koke und 336 Ctr. Theer, oder von 18k,9 Brennstoff auf 100k destillirter Kohle. – Die größte
                              Leistung der drei Oefen war bis jetzt in 24 Stunden bei vierstündiger Ladung:
                              vergaste Kohlen 375 Ctr. mit 14 Ctr. Fettkohle; Gasproduction 5840cbm, Brennmaterial für zwei Kokesöfen mit
                              je acht Retorten 50 Ctr. Koke, für einen Theerofen 16 Ctr. Theer. – Die
                              Steinkohlen bestanden aus 75 Proc. Saarkohle (Altenwald) mit 25 Proc. Ruhrkohle
                              (Grube Alma).
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 223, S. 489
                              Stadt; Kohlen; Anzahl der Retorten
                                 im Ofen; Nachbarn; vergaste Kohlen; im Ganzen; pro Retorte; Gewonnenes Gas; pro
                                 100k Kohlen; Kohlenverbrauch pro 100k Kohlen; in Wirklichkeit; wenn beide Nachbarn
                                 geheizt. wären; wenn beide Nachbarn geheizt und aus 100k Kohle 26 cbm Gas gezogen wären; Kohle zum
                                 verkauf; pro 1hl Kohle; Volumvermehrung bei
                                 der Destillation; Ersparniß an Heizkohle in Proc. gegen; Rostock; Bromberg;
                                 Rostock; Pelaw main; Endofen, Nachbar geheizt; Englische Kohlen; Endofen,
                                 Nachbar fehlt Angabe, ungeheizt angenommen; Stralsund; Leverson wallsend;
                                 Mittelofen, Nachbar ungeheizt; Endofen, Nachbar ungeheizt
                              
                           
                           Mit reiner Saarkohle glaubt Director Rothenbach bei dem
                              Liegel'schen Ofen auf eine Maximalleistung von 250cbm in 24 Stunden pro Retorte zu kommen,
                              bei einem Brennstoffverbrauch von 3 Ctr. Koke oder 2 Ctr. Theer.
                           Bei den ältern Oefen (Sechser) mit Retorten von gleichem Querschnitt, aber nur 2m,400 Länge im Lichten, wurden bei
                              vierstündiger Ladung pro Retorte in 24 Stunden 200cbm Gas erzeugt, bei einem
                              Brennstoffverbrauch von 1 1/6 Ctr. Koke und 1 Ctr. Theer
                              pro Retorte.
                           Schließlich verweise ich noch auf die von Liegel selbst
                              mitgetheilte Zusammenstellung (S. 489) der in der Gasanstalt zu Stralsund erzielten
                              Betriebsresultate und deren Vergleich mit denen der Gasanstalten zu Rostock und
                              Bromberg.