| Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch Hauptmann a. D. in Berlin. | 
| Autor: | F. Hentsch | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 570 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von
                           F. Hentsch Hauptmann a. D.
                           in Berlin.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. XIII [d/4].
                        (Fortsetzung von S. 284 dieses
                           Bandes.)
                        Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
                        
                     
                        
                           Gewehrsystem Kummer, Modell
                              1876.
                           Das von dem Ingenieur Heinrich Kummer zu Dresden
                              construirte Hinterladegewehr ist im J. 1876 in Preußen patentirt worden. Der auf dem Gebiete der
                              Waffentechnik wohlbekannte Erfinder, welcher bereits im Anfange der fünfziger Jahre
                              sich durch Construction eines Zündnadelgewehres hervorgethan hat, strebte besonders
                              dahin, den Schloßmechanismus auf das Möglichste zu vereinfachen, und glaubte dies am
                              besten unter Zugrundelegung des Cylinderverschlußsystemes zu erreichen. Die Figur 12 gibt
                              den Verticallängendurchschnitt bei geöffnetem Gewehre. Auf das hintere Ende des
                              Laufes ist eine im Querschnitte achteckige Hülse A
                              aufgeschraubt, welche der Länge nach eine cylindrische Bohrung besitzt, in deren
                              vordern Theile sich ein kurzes Gewinde zur Aufnahme des Laufes B befindet. Unmittelbar hinter der hintern Lauffläche
                              ist die Hülse A auf der obern und rechten Seite bis zur
                              Höhe des Schaftes geöffnet, welche Auslassung a zum
                              Einbringen der Patrone in den Lauf dient. Im hintern Theile der Bohrung befinden
                              sich Schraubengänge zur Aufnahme des Gewindes b des
                              Verschlußcylinders C. Dasselbe ist indessen senkrecht
                              über und unter der Seelenachse auf je 1/4 des Umganges fortgenommen, und entstehen
                              dadurch Gänge d, welche, wie wir später sehen werden,
                              das Einführen des Verschlußcylinders C und Schließen des
                              Laufes durch 1/4 Drehung des erstern ermöglichen. An der äußern, untern Fläche der
                              Hülse C ist mittels einer Schraube die Abzugsfeder D befestigt, welche, entsprechend der Einrichtung bei
                              den andern Cylindersystemen, auf ihrem hintern Ende den senkrecht stehenden und
                              durch ein Loch in der untern Wand der Hülse in die Bohrung der letztern tretenden
                              Abzugsfederstollen E trägt; derselbe besteht indessen
                              nicht mit der Feder aus einem Stücke, sondern ist in einer senkrechten Auslassung
                              der letztern mittels eines quer durch beide hindurchgehenden Stiftes f gehalten. Vor dem Stollen E befindet sich in der Feder ein rundes, senkrechtes Loch zum Durchlassen
                              einer die Hülse C und somit den Lauf B im Schafte festhaltenden Schraube g. Hinter dem Stollen besitzt die Abzugsfeder eine
                              senkrechte Auslassung, wodurch dieser Theil gabelförmige Gestalt erhält, und ist in
                              dieser mittels eines horizontalen, quer hindurchgehenden Stiftes h die sogen. Stange F derart
                              befestigt, daß sie sich in verticaler Richtung um den Stift h drehen kann. Auf ihrer obern, gegen die Hülse sich legenden Fläche
                              besitzt die Stange drei verschieden weit nach oben hervorstehende, abgerundete
                              Ansätze, welche den Druckpunkten des Abzuges des Dreyse'schen Zündnadelgewehres
                              entsprechen. Der vorderste Druckpunkt 1 liegt stets an der Hülse an, der folgende 2
                              legt sich gegen dieselbe, sobald man den Abzug zurückzieht und dadurch das nach
                              hinten gerichtete Ende der Stange F hebt, wodurch der
                              Abzugsfederstollen niedergezogen wird. Sobald der hinterste Druckpunkt 3 die
                              Hülsenfläche erreicht, ist der Abzugsfederstollen E so
                              weit niedergezogen, daß
                              der Schlagbolzen G über letztern hinweggleiten kann und
                              das Gewehr losgeht. In der hintern Fläche der Hülse endlich befindet sich eine
                              geringe viereckige Auslassung, in welche ein Schieber tritt, sobald der Cylinder C, wie z.B. auf dem Marsche etc., festgestellt werden
                              soll.
                           Der Verschlußcylinder C dient zum Verschließen des Laufes
                              und zur Aufnahme der übrigen Schloßtheile. Derselbe bewegt sich in der Hülsenbohrung
                              vor und zurück, ist äußerlich seiner größten Länge nach glatt und besitzt auf dem
                              hintern Ende ein Schraubengewinde b, welches bei
                              geschlossenem Gewehre in die Hülsenschraubengänge tritt. Diese Schraubengewinde b sind zu beiden Seiten auf 1/4 ihres Umganges
                              fortgefeilt, und ist es durch diese Unterbrechung der Schraubengewinde der Hülse und
                              des Verschlußcylinders ermöglicht, daß der letztere geradlinig in die Hülse
                              geschoben werden kann, indem die hervorstehenden Schraubengänge b des Verschlußcylinders C
                              in die Gänge d der Hülse A
                              und umgekehrt die Schraubengänge der letztern in die Gänge der erstern treten. Bei
                              einer Vierteldrehung des Verschlußcylinders C nach
                              rechts treten die Schraubengänge in einander, der Verschlußcylinder wird
                              vorgeschoben und der Gewehrverschluß bewirkt. Diese Einrichtung stammt schon aus
                              früher Zeit, und kam Kummer bereits vor etwa 23 Jahren
                              auf die Idee, eine Schraube von beliebig vielen Umgängen derart herzustellen, daß
                              bei einer Vierteldrehung des Cylinders nach rechts die sämmtlichen Schraubengänge in
                              gegenseitigen Eingriff gelangen. Ohne die Einrichtung der Gänge würde behufs
                              Schließens des Gewehres der Cylinder so viele Umdrehungen ausführen müssen, als das
                              Gewinde Gänge besitzt. Es mag hier noch ausdrücklich erwähnt werden, daß der
                              Erfinder bereits im J. 1855 einen nach diesem Principe der Schraubengänge erbauten
                              Hinterlader dem damaligen sächsischen Kriegsminister v. Rabenhorst vorgelegt hat. Das hinterste Ende des Verschlußcylinders ist
                              absatzartig geschwächt und auf diesen Theil ein Griff H
                              aufgeschoben. Um diesen mit dem Cylinder zu einem Ganzen zu vereinigen, ist der
                              Länge nach und parallel zur Seelenachse ein Schraubengewinde angebracht, welches je
                              zur Hälfte in beiden Theilen sich befindet. Wird hierin die Schraube, welche sich
                              mit ihrem Kopfe mit der hintern Fläche des Cylinders C
                              und Griffes H vergleicht, eingeschraubt, so kann sich
                              der Griff H weder um den Cylinder C drehen, noch kann derselbe nach hinten abgezogen werden. Der
                              Verschlußcylinder C ist der Länge nach mit einer
                              cylindrischen, centralen, überall gleich weiten Bohrung behufs Aufnahme des
                              Schlagbolzens G versehen. Nach vorn wird dieselbe durch
                              einen Boden geschlossen, in welchem sich eine centrale, engere, nach vorn conisch
                              sich verjüngende Bohrung zum Durchlassen des vordern Theiles des Schlagbolzens G befindet. Seine vordere Fläche ist conisch ausgefräst und dient bei
                              geschlossenem Gewehre zur Aufnahme des ebenso geformten hintern Theiles des
                              Patronenbodens. An der bei geöffnetem Gewehre nach unten gerichteten Seite des
                              Verschlußcylinders befindet sich der Länge nach eine Auslassung i, welche nach vorn bis zum Boden, nach hinten bis fast
                              zum Gewindetheile reicht und hier nach rechts in eine kurze Querauslassung j übergeht. Beide Auslassungen dienen zum Durchgang des
                              Abzugsfederstollens E, damit dieser auf den Schlagbolzen
                              G einwirken kann, und zwar tritt derselbe in die
                              Längsauslassung i bei geöffnetem, in die Querauslassung
                              j bei geschlossenem Gewehre. In der Außenfläche des
                              Verschlußcylinders, und zwar am vordern Ende, befindet sich der Länge nach rechts
                              und oberhalb der Seelenachse eine Auslassung zur Aufnahme des Extractors J. In dieser Auslassung ist etwa in der Mitte wiederum
                              eine Vertiefung angebracht, welche in der nach vorn gerichteten Hälfte
                              schwalbenschwanzartige Form besitzt und zur Aufnahme eines Ansatzes des Extractors
                              bestimmt ist, wodurch letzterer in der Verschlußcylinderauslassung festgehalten
                              wird. Nach hinten geht die Auslassung in eine kurze schmälere, nach hinten allmälig
                              verlaufende Auslassung über, welche zum Einsetzen einer Nadel behufs Herausnahme des
                              Extractors dient.
                           Der Extractor J ist ein federndes Stahlstäbchen von
                              viereckigem Querschnitte mit einem Haken an seinem vordern Ende, welcher zum
                              Eingreifen des Patronenbodens bestimmt ist. Etwa in der Mitte des Stäbchens ist an
                              der dem Cylinder zugekehrten Seite ein ovaler Ansatz angebracht, welcher
                              schwalbenschwanzartigen Querschnitt besitzt, in die oben erwähnte Vertiefung des
                              Extractorlagers tritt und hierin dadurch festgehalten wird, daß die Enden des
                              Extractors gegen den Cylinder federn.
                           Der Verschlußcylindergriff H dient zur Handhabung des
                              Cylinders und Aufnahme der Schlagfeder K, ist auf die
                              oben beschriebene Art mit dem Cylinder zu einem Ganzen vereinigt und besteht aus
                              zwei Theilen, welche durch eine Verschraubung mit einander verbunden werden.
                              Derselbe ist hohl, und geht von dieser senkrecht zur Cylinderachse stehenden
                              Auslassung eine Oeffnung bis in die Cylinderbohrung. In der Griffauslassung wird
                              durch die Verschraubung ein Absatz gebildet, auf welchen sich entsprechende Ansätze
                              der Schlagfeder K legen, wodurch verhindert wird, daß
                              die Feder nicht zu tief in den Cylinder tritt. An der linken Seite des untern, auf
                              den letztern geschobenen, ringförmigen Theiles des Griffes ist der Länge nach eine
                              Auslassung mit schwalbenschwanzartigem Querschnitte angebracht, welcher zur Aufnahme
                              eines Schiebers bestimmt ist. Letzterer hat den Zweck, in vorgeschobener Stellung
                              bei halb
                              aufgerichtetem Griffe in die früher erwähnte Auslassung in der hintern Fläche der
                              Hülse A zu treten, dadurch den Verschlußcylinder in
                              seiner Lage zu fixiren und ein unvorhergesehenes Oeffnen des Verschlusses auf dem
                              Marsche etc. zu verhindern. Der ebenfalls im Querschnitte schwalbenschwanzartige
                              Gestalt besitzende Schieber besitzt an seiner dem Cylinder zugewendeten Seite eine
                              Feder, welche mit ihrem nach hinten gerichteten Ende mittels eines
                              schwalbenschwanzartigen Fußes an demselben befestigt ist, mit ihrem vordern Ende
                              gegen den Cylinder federt und hier eine kleine Verstärkung besitzt, welche bei
                              zurückgezogener Lage des Schiebers in eine kleine Vertiefung seines Lagers tritt und
                              dadurch in dieser Stellung fixirt wird. Durch das hintere Ende des Schiebers geht
                              ferner eine Schraube, welche bei vorgeschobener Lage desselben in eine kleine
                              Vertiefung tritt und ihn in dieser Lage festhält.
                           Die Schlagfeder K ist eine zweiarmige Feder, welche an
                              ihrem obern Ende dort, wo beide Arme zusammenkommen, zwei seitwärts hervorstehende
                              Ansätze zur Handhabung besitzt. In der Mitte der Feder befinden sich an jedem Arme
                              weitere zwei Seitenansätze, welche sich, wie oben erwähnt, auf die Verschraubung im
                              Griffe legen und das weitere Eindringen der Feder verhindern. Mit dem untern Theile
                              treten die beiden Arme der Feder in die Auslassung des Schlagbolzens. Der hintere
                              Arm m endlich ist etwas kürzer als der vordere n.
                           Der Schlagbolzen G besitzt in seinem längsten Theile
                              cylindrische Gestalt, und entspricht seine Stärke der Weite der Cylinderbohrung.
                              Nach vorn geht er unter scharfem Absatze zu der schwächern, conisch geformten Spitze
                              l über. In der Mitte ist derselbe geschwächt,
                              wodurch ein Absatz k entsteht, welcher sich bei
                              gespanntem Gewehre gegen die hintere Fläche des Abzugsfederstollens legt und dadurch
                              die Feder gespannt erhält. In dem hintern Theile ist eine viereckige Auslassung
                              angebracht, in welche die beiden Arme der Schlagfeder treten, und wird dadurch der
                              Schlagbolzen gezwungen, die Drehung des Cylinders C
                              mitzumachen. Ganz am äußersten hintern Ende trägt der Schlagbolzen einen Knopf o, welcher zur Handhabung des Bolzens dient und an
                              seiner dem Verschlußcylindergriffe entgegengesetzten Seite mit einem nach vorn
                              gerichteten Ansatze p versehen ist. Dieser ist nach
                              links scharf abgesetzt, nach rechts verläuft er allmälig in die vordere Knopffläche
                              und legt sich bei dem Schließen des Gewehres gegen einen Ansatz, welcher sich auf
                              einem hinter der Hülse in dem Kolbenhalse eingelassenen Bleche L befindet und verhindert, daß eine Selbstentladung der
                              Waffe vor vollständig bewirktem Schlusse erfolgt. Die hintere Fläche dieses Ansatzes
                              ist nach links und vorn abgeschrägt.
                           
                           Was das Zusammenwirken der Schloß- und Verschlußtheile betrifft, so nehmen
                              dieselben bei geschlossenem und abgefeuertem Gewehre folgende Stellung ein: Der
                              Schlagbolzen G ist vorgeschleudert, steht mit seiner
                              Spitze aber nicht über die vordere Fläche des Verschlußcylinders C vor, der letztere legt sich mit seiner vordern Fläche
                              gegen den Patronenboden, der Griff H ist nach rechts
                              niedergelegt und nimmt horizontale Stellung ein, das Gewinde b des Verschlußcylinders C ist in dasjenige
                              der Hülse A, der Extractor J
                              mit seinem Haken vor den Patronenbodenrand getreten, die Schlagfeder K abgespannt, der Ansatz p
                              mit schiefer Fläche des Schlagbolzenknopfes o liegt
                              links und unterhalb der Seelenachse, der Abzugsfederstollen E in der Querauslassung j des
                              Verschlußcylinders C und hinter der Spannrast k des Schlagbolzens, der Sicherheitsschieber endlich ist
                              zurückgezogen und wird in dieser Stellung durch seine Feder gehalten.
                           Behufs Ladens dreht man den Griff H um 45° nach
                              links, so daß er verticale Stellung einnimmt, wodurch die Gewinde b des Verschlußcylinders C
                              und der Hülse A von einander gelöst werden und in die
                              entsprechenden Gänge treten. Der Verschlußcylinder C hat
                              dabei eine geringe Rückwärtsbewegung, entsprechend 1/4 Höhe eines Schraubenganges,
                              ausgeführt, und da diese Bewegung der fest mit ihm verbundene Extractor J mitmachen muß, so wird die Patronenhülse in ihrem
                              Lager gelockert und dadurch ihr späteres gänzliches Herausziehen aus dem Laufe
                              bedeutend erleichtert. Durch die mit ihren Enden in der betreffenden Auslassung
                              liegende Schlagfeder K gezwungen, muß auch der
                              Schlagbolzen G eine 1/4 Drehung um seine Achse
                              ausführen, wodurch der Ansatz p seines Knopfes 0 nach
                              unten zu liegen kommt. Nunmehr wird der Verschlußcylinder C so weit zurückgezogen, bis der bei dem Aufdrehen in den Längseinschnitt
                              i getretene Abzugsfederstollen E gegen die vordere Begrenzung des letztern stößt und
                              den Cylinder dadurch arretirt. Der Cylinder hat sich alsdann so weit zurückbewegt,
                              daß die Patroneneinlage a, d.h. die seitliche Oeffnung
                              der Hülse, frei liegt. Die Patronenhülse ist durch den Extractor J zurückgezogen und wird durch eine kurze Drehung des
                              Gewehres nach rechts gänzlich ausgeworfen. Die übrigen Schloßtheile haben hierbei
                              ihre Stellung zu einander nicht verändert, der Ansatz p
                              des Schlagbolzenknopfes o ist rechts an der Warze des
                              Kolbenhalsbleches C vorbeigeglitten. Hierauf wird die
                              neue Patrone in die Patroneneinlage a gelegt, der
                              Verschlußcylinder C wieder vor und die Patrone dadurch
                              in den Lauf geschoben. Der Schlagbolzen G, in dessen
                              Rast der Abzugsfederstollen E getreten, wird durch
                              letztern festgehalten, kann sich somit nicht vorbewegen, und da der hintere Arm m der Schlagfeder K durch
                              den Verschlußcylinder vorgedrückt, der vordere n aber
                              durch den Schlagbolzen G in seiner Stellung fixirt wird,
                              so nähern sich beide Arme einander und die Feder wird gespannt. Sobald der
                              Verschlußcylinder ganz eingeschoben ist, wobei der Haken des Extractors J über den Patronenbodenrand hinweggleitet und sich vor
                              ihn legt, wird der Griff H um 45° nach rechts
                              gedreht und niedergelegt. Hierbei treten die Gewinde in einander, der
                              Verschlußcylinder C wird dadurch etwas vorgedrückt und
                              die Patrone vollständig in ihr Lager im Laufe B
                              geschoben. Da bei abgenutzter Rast k des Schlagbolzens
                              G es sich ereignen könnte, daß letzterer bei dem
                              Rechtsdrehen des Verschlußcylinders über den Stollen E
                              hinweggleiten und somit eine unbeabsichtigte Entzündung der Patrone herbeiführen
                              könnte, weil die Schlagfeder K nunmehr gänzlich gespannt
                              ist, so hat der Constructeur die Einrichtung getroffen, daß bei dem Rechtsdrehen der
                              Ansatz p des Schlagbolzenknopfes o sich von rechts nach links hinter der Warze des Kolbenhalsbleches L fortbewegt und erst bei vollständig bewirktem Schlusse
                              so weit nach links getreten ist, daß er an der Warze vorbei vorschnellen kann. Im
                              Falle aber das Gewehr nicht ganz geschlossen sein sollte und der Abzugsfederstollen
                              niedergezogen würde, gleiten die schiefen Flächen des Ansatzes des
                              Schlagbolzenknopfes und der Warze an einander entlang, zwingen den Verschlußcylinder
                              zur Drehung nach rechts und schließen das Gewehr gänzlich.
                           Das Gewehr ist nunmehr zum Abschießen bereit, und wird behufs Entladung der
                              Abzugsfederstollen E niederzogen, dadurch aus der Rast
                              k entfernt: die Schlagfeder K gelangt in Thätigkeit und schleudert den Schlagbolzen G vor. Während nun der vordere Arm n der Schlagfeder, welcher speciell das Vorschleudern
                              ausführt, durch die Wand des Verschlußcylindergriffes H
                              arretirt wird, setzt der Schlagbolzen G in Folge seines
                              Beharrungsvermögens seinen Marsch fort, tritt nach vorn aus dem Verschlußcylinder
                              hervor, trifft das Zündhütchen im Patronenboden, wird aber sofort durch den kürzern,
                              hintern Schlagfederarm m wieder so weit zurückgeführt,
                              daß seine Spitze innerhalb der Verschlußcylinderbohrung liegt.
                           Um das Gewehr in Ruhe zu setzen, ergreift der Daumen der rechten Hand den
                              Schlagbolzenknopf o und läßt denselben sanft vorgleiten,
                              während der Zeigefinger den Abzug zurück und den Abzugsfederstollen E aus der Rast k zieht. Eine
                              Entzündung der Patrone kann dabei nicht eintreten, weil die Schlagfeder K hinsichtlich ihrer Spannkraft so bemessen ist, daß sie
                              dem Schlagbolzen nur die erforderliche Anfangsgeschwindigkeit verleiht, womit dieser
                              dann in Folge des Beharrungsvermögens seinen fernem Weg ohne Berührung mit der Schlagfeder
                              fortsetzt und die Patrone zu erreichen vermag, während zuletzt noch der hintere
                              Federarm m den zu heftigen Stoß des Bolzens gegen das
                              Zündhütchen und den Cylinder elastisch auffängt und daher die Zwischenlegung eines
                              Lederscheibchens gänzlich überflüssig ist. Durch das spätere Herausziehen des
                              Bolzenknopfes o wird die Schlagfeder K von Neuem gespannt und das Gewehr wieder in
                              schußfertigen Zustand versetzt.
                           Das Gewehr erfordert somit zu seiner Handhabung nur zwei Griffe, nämlich 1) Aufdrehen
                              und Zurückziehen des Verschlußcylinders, 2) Vorschieben und Schließen desselben,
                              wobei die Schlagfeder gespannt wird.
                           Was das Auseinandernehmen und Zusammensetzen des Schloßmechanismus betrifft, so kann
                              solches ohne Anwendung irgend eines Instrumentes ausgeführt werden. Behufs
                              Auseinandernehmens wird der Verschlußcylinder C
                              aufgedreht, zurückgezogen und, indem der Abzugsfederstollen E mittels eines Druckes gegen den Abzug so weit niedergezogen wird, daß er
                              aus der Auslassung i des Verschlußcylinders hervortritt,
                              letzterer gänzlich aus der Hülse entfernt. Hierauf schraubt man den Griffdeckel H' des Cylinders ab, indem man ihn zu diesem Zwecke in
                              eine entsprechende Auslassung des Kolbens steckt, zieht die Schlagfeder K mittels ihrer Ansätze heraus und nimmt den
                              Schlagbolzen G hervor. Nach Abschrauben der
                              entsprechenden Schraube wird der Schieber abgenommen. Um den Extractor J zu entfernen, hebt man mittels einer starken Nadel
                              oder eines spitzen Stiftes durch Unterschieben das hintere Federende behutsam empor
                              bis über die Rundung der Cylinderfläche, während das vordere Federende bei dem Haken
                              ebenfalls etwas gehoben und zurückgeschoben wird.
                           Das Zusammensetzen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
                           Die Patrone endlich ist zur Centralzündung eingerichtet und besitzt eine starke
                              Messinghülse mit scharfkantigem, massivem Bodenrande.Nach Mittheilung des Erfinders wurde das oben beschriebene Gewehr bei der
                                    Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Dresden 1875 mit einer
                                    Preismedaille ausgezeichnet, und hat sich die officielle Begutachtung von
                                    Seiten des sächsischen Kriegsministeriums nach eingehender Prüfung und
                                    Beschießung schriftlich dahin ausgesprochen, daß der Verschluß an diesem
                                    Hinterlader solid und zuverlässig, selbst bei durchfeilten (so gut wie
                                    geplatzten) Patronen gefahrlos sei, indem der übergreifende Kopf des
                                    Verschlußcylinders die nach außen entweichenden Gase vom Schützen ablenke;
                                    daß der Mechanismus zu seiner Handhabung außer der Patroneneinlage nur
                                    zweier Griffe bedürfe und die Feuergeschwindigkeit (17 Schuß in einer
                                    Minute), sowie ganz besonders die leichte Herstellung und Zerlegung der
                                    wenigen Verschlußtheile den Kummer'schen
                                    Hinterlader in die Klasse der besten neuen Gewehrmodelle versetze.D. Red.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
