| Titel: | Pyrometrische Untersuchung von drei Chamottesteinen; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 607 | 
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                        Pyrometrische Untersuchung von drei
                           Chamottesteinen; von Dr. Carl
                              Bischof.
                        Bischof's über pyrometrische Untersuchung von drei
                           Chamottesteinen.
                        
                     
                        
                           Die drei aus einem früher (1874 213 60) untersuchten
                              Kaolin dargestellten Ziegel mit dem Stempel G. C.
                                 F.Fabrikat des Besitzers des Kaolinlagers, Rittergutsbesitzer A. Maetzke, zu Göppersdorf bei Strehlen in
                                    Schlesien. sind verschieden im Aeußern hinsichtlich der Färbung wie einem höhern oder
                              geringern Grad der Härte und Festigkeit. Dieselben sind im Gasofen gebrannt.
                           Am härtesten ist ein grauweißer, glasharter Stein (1), welcher in so enormem
                              Hitzgrade, als man bis jetzt zu erzielen für unmöglich gehalten, gebrannt ist, daß
                              bereits eine leise Erweichung der Kaolinmasse eingetreten, und die Bruchfläche
                              ziemlich scharfkantig erscheint.Ein Stück Granit zerfließt gänzlich in der angewendeten Brennhitze. Die recht gleichartig verdichtete, wenn auch feinkörnige Masse (ohne
                              abgegrenzte oder überhaupt sichtbare Chamottetheile), in welcher nur selten gröbere
                              Quarzkörner eingebettet sich befinden, zeigt eine schmelzartige Verkittung mit
                              vereinzelten kreisrunden, kleinen Löchern. Der Stein ist glatt und kantig
                              gearbeitet, hat jedoch wenige kurze Risse, die mitunter selbst kreuzförmig sind.
                           Ein zweiter Stein (2) ist äußerlich und noch mehr auf der Bruchfläche von
                              schwefelgelber Farbe mit einzelnen durchgehenden weißen Streifen. Der Bruch bekundet
                              eine höchst dichte Masse. Der Stein ist hart und fest, doch augenscheinlich in
                              schwächerm Hitzgrade als der vorige gebrannt und diesem im Uebrigen ähnlich.
                           Drittens liegt ein Gewölbstein (3) von hellgelber Färbung vor, der ähnlich mit dem
                              Stein Nr. 2, sich aber durch eine noch größere Dichtigkeit wie höchste
                              Gleichartigkeit der Masse hervorthut. Der aus etwas fetterer Masse bereitete Stein
                              zeigt keine Risse mehr und ist überhaupt musterhaft gearbeitet.
                           Mit den vorgenannten drei Chamotten wurde eine dreifache Prüfung im heftigsten Feuer,
                              in controlirter Platinschmelzhitze, vorgenommen und zwar mit a) Bruchstücken des Fabrikats im geschlossenen Tiegel; b) desgleichen im offenen Feuer und c) mit feinstpulverisirten Durschschnittsproben aus
                              jedem Ziegel als Ganzes hergestellt.
                           Bei der Probe a behielten alle drei Fabrikate ihre Form
                              vollständig, doch hatte sich ein deutlicher Schmelz eingestellt, welcher bei Ziegel
                              Nr. 1 entschieden stärker und reichlicher als bei Nr. 2 und 3 war, welche beide sich
                              nahe gleich verhielten.
                           Bei der Probe b waren zurechtgehauene kleine Ziegel
                              völlig noch erhalten; nur waren dieselben von einer dunkelgrauen Schlacke
                              eingehüllt, die abgeflossen, aber sich nicht tiefer eingefressen hatte. Der Ziegel
                              Nr. 1 zeigte auch hier entsprechend der vorigen Prüfung die dickste Schlackenrinde,
                              und während die beiden ersten Ziegel vereinzelte kleine Rißchen wahrnehmen ließen,
                              waren bei Nr. 3 solche nicht vorhanden. Zum Vergleiche mit den in Rede stehenden
                              Proben wurde eine solche aus der besten Garnkirker Hohofensteinmasse in demselben Feuer erhitzt; sie ist homogen erweicht, sowie
                              reichlicher abgeflossen und zerklüftet.
                           Schließlich wurden die feinstgeriebenen Durchschnittsmengen, welche beim Zerreiben
                              merklich knirschten, gleich heftig geglüht; dieselben sind sämmtlich zu einem
                              milchweißen, glänzenden Email zusammengeflossen, welches letztere bei der Probe Nr.
                              1 etwas durchscheinend und insofern in gewisser Weise als leichtflüssiger zu
                              bezeichnen ist. Der Bruch bietet eine löcherige, bienenzellenähnliche Masse dar.
                              Durch letzteres Verhalten unterscheidet sich vorliegendes Fabrikat charakteristisch
                              von dem besten Dinas.
                           Zusammenfassung. Die vorstehenden Kaolinchamotten, welche
                              alle drei aus dem natürlichen Material, wie es gegraben wird, mittels Ziegelmaschine
                              und einfacher Ziegelnachpresse hergestellt worden, sind ausgezeichnet
                              feuerbeständig. Sie sind nicht allein den bestbekannten eigentlichen Chamottesteinen
                              pyrometrisch an die Seite zu setzen, sondern übertreffen viele darunter, wie z.B.
                              den hochgeschätzten Garnkirker Hohofenstein, in entschiedener Weise. Können
                              dieselben auch mit dem allerstrengflüssigsten Dinasstein, nothwendig und in
                              absolutem Sinne den pyrometrischen Gesetzen nach, nicht in Parallele gestellt
                              werden, so widerstehen sie doch einem Temperaturgrade bis zur
                              Schmiedeisen-Schmelzhitze und in einer höhern fließen die Ziegel nur ganz
                              äußerlich ab, der bestbewährte ohne auch nur irgend welche Risse oder ein
                              beginnendes Einfressen der Ofenschlacke aufzuweisen.
                           
                           Die Steine sind gut gearbeitet, ja theils mustergiltig und, wie erwähnt, so heftig im
                              Gasofen gebrannt, wie mir bis dahin in gleicher Weise ein feuerfestes Erzeugniß
                              nicht vorgekommen ist. Temperaturwechsel sollen die Steine sehr gut vertragen.
                           Wiesbaden im Januar 1877.