| Titel: | Destillations- und Rectificationsapparate von D. Savalle Sohn und Comp. in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 615 | 
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                        Destillations- und Rectificationsapparate
                           von D. Savalle Sohn und Comp. in
                           Paris.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              XIV.
                        Savalle's Destillations- und
                           Rectificationsapparate.
                        
                     
                        
                           Im Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              December 1876 S. 657 hat Lamy einen längern Bericht über
                              die Savalle'schen Destillations- und
                              Rectificationsapparate niedergelegt, wie sie in dem bekannten Etablissement von Springer und Comp. in
                              Maisons-Alfort aufgestellt sind. Da diese Apparate sich im Betriebe
                              ausgezeichnet bewähren und auch über die Grenzen Frankreichs hinaus Verbreitung und
                              Anerkennung finden, so dürfte eine eingehendere Besprechung, als sie in diesem
                              Journal, *1870 196 473 zu finden ist, für die
                              betreffenden Industriezweige besonders erwünscht erscheinen.Interessante Mittheilungen über Apparate und neuere Verfahren für
                                    Spiritusraffinerien etc. finden sich in dem Werke: Appareils et procédés nouveaux de distilation par M.
                                       Désiré Savalle. 223 S. in gr. 8. Mit 48 Textfiguren.
                                    Preis 15 Franken. (Paris 1876. G. Masson.)
                              
                           A) Der Destillationsapparat
                              ist in Figur 1
                              in Ansicht und theilweisem Verticalschnitt, ferner in Fig. 3 bis 7 in verschiedenen Details
                              dargestellt; derselbe besteht aus fünf Theilen: einem Dampfgenerator für Heizungszwecke, der Destillationssäule
                              a mit Platten zur Scheidung und successiven Anreicherung
                              der alkoholischen Dämpfe, dem Vorwärmer
                              c – in welchem unter theilweiser Condensation
                              dieser Dämpfe der zu destillirende Wein vorgewärmt wird – dem Kühler
                              d zur Beendigung der Condensation und endlich dem Prober
                              g zum Abmessen von Ablauf und Grädigkeit des Lutters.
                              Der regelmäßige Gang des Apparates wird durch einen selbstthätigen Regulator ff' gesichert.
                           Die Heizung erfolgt nach der gewöhnlichen einfachen
                              Methode durch directes Einleiten von Wasserdampf in den untern Theil der Säule. Wenn
                              es sich aber um die Verarbeitung von Melassen handelt, die man wegen zu starker
                              Extraction der Kalisalze nicht mit Wasser verdünnen will, wird der vergohrene Saft
                              in einem Röhrenkessel (Fig. 11) erhitzt, welcher
                              neben der Säule aufgestellt wird. Der Heizdampf füllt die Zwischenräume zwischen den
                              Kesselröhren, durch welche der Wein fließt, dessen freie Circulation zum Fuße der
                              Säule durch ein Verbindungsrohr 1 vermittelt wird, das unter dem weiten, zur
                              Ableitung der letzten alkoholischen Dämpfe dienenden Rohre 2 gelegen ist. Handelt es
                              sich um kahmige Weine, so wird der Heizdampf in die gußeiserne Abtheilung eingelassen, welche das
                              Fundament der Säule bildet, wobei das Condensationswasser leicht abzuscheiden ist.
                              Ist der Kahm erschöpft, so gelangt er von der untersten Platte der Säule in einen
                              benachbarten Heber e, aus welchem er durch Druck nach
                              außen geschafft werden kann.
                           Die Säule
                              a, aus Kupfer und viereckig im Querschnitt, besteht aus
                              25 Abtheilungen (Platten), welche in der Weise, wie in Fig. 3 bis 7 ohne weiters zu ersehen
                              ist, mit einander in Verbindung stehen. Wenn man Melassen- oder
                              Zuckerrübenweine destillirt, so sind die Platten gelocht; bei Verarbeitung kahmiger
                              Stoffe würden die Löcher aber sofort verstopft, und deshalb entfällt in diesem Falle
                              die Lochung der Platten. Um die Gleichförmigkeit der kahmigen Stoffe so viel wie
                              möglich zu sichern und Ablagerungen auf dem langen Wege (125m), welche sie in wechselndem, oftmals
                              stauendem Gange durchlaufen, gibt man ihnen eine Abzugsgeschwindigkeit von 35cm in der Secunde. Da sich aber trotz aller
                              Vorsicht zeitweise dennoch feste Stoffe ausscheiden – zumal nächst den
                              Ueberfallröhren, durch welche die vergohrenen Flüssigkeiten von einer Platte
                              (Abtheilung) auf die nächst untere gelangen, so hat man vor jedem Ueberfallrohr ein
                              Schauloch a' (Fig. 1, 5 und 7) angebracht, durch
                              welches die Besichtigung und eventuelle Reinigung ohne Demontirung der Säule möglich
                              ist.
                           Der Vorwärmer
                              c und der Kühler
                              d (Fig. 1) haben cylindrische
                              Gestalt und sind mit einer großen Anzahl senkrecht stehender Röhren durchzogen an
                              Stelle der Heizschlangen, wie sie in den Apparaten von Cellier-Blumenthal, Dubrunfaut u.a. angewendet sind. Diese
                              Einrichtung hat ohne Zweifel seine Vortheile, weil die Abkühlungsfläche größer sein
                              kann und die geraden Röhren leicht mittels einer Bürste (an einer langen Stange) zu
                              reinigen sind; aber sie sichert doch nicht eine so methodische und wohlfeile
                              Abkühlung wie die Schlangenapparate, weil die an der obern Seite in den Apparat
                              eintretenden Dämpfe sich nicht gleichmäßig um alle Röhren ausbreiten können, in
                              Folge dessen die Condensation in den verschiedenen Zonen ungleich und unvollkommen
                              wird. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat Savalle bei
                              seinen Kühlern horizontale Scheiben eingeschaltet und dadurch eine gleichmäßigere
                              Ausbreitung des Dampfes in allen Theilen der Röhrenmasse gesichert. Der Vorwärmer
                              für Verarbeitung von Korn zeichnet sich hauptsächlich durch seine Speisung aus; die
                              vergohrene Masse wird mittels einer Pumpe durch die Leitung m (Fig.
                                 1) unten in den Vorwärmer gedrückt und ihre Menge durch einen stellbaren
                              Hahn u regulirt, welcher den Ueberschuß in das
                              Speisereservoir zurückführt. Die Masse erhebt sich in den Röhren des Vorwärmers und
                              stürzt in gleichmäßigem Strom herunter durch das achsial angelegte Abfallrohr q. – Zwei Schaumfänger b dienen zur
                              Rückleitung von Schaum und andern von den Dämpfen mitgerissenen Stoffen durch das
                              Rohr r in die Säule a; sie
                              fördern auch noch die Condensation durch die Differenz der Querschnitte der hier
                              mündenden Röhren.
                           Der selbstthätige Druckregulator
                              ff' (Fig. 1,9 und 10) hat den
                              Zweck, Druck und Temperatur sowie Circulationsgeschwindigkeit der Flüssigkeiten
                              innerhalb der Grenzen zu halten, welche der Entbindung des Alkohols am günstigsten
                              sind; derselbe wirkt auf das Dampfventil t mittels eines
                              Schwimmers ein, dessen Stand von dem Druck im Apparate abhängig ist; deshalb steht
                              die untere, mit Wasser gefüllte Abtheilung f des
                              Regulators mit der Säule a durch die Röhre j in Communication, und jede Druckschwankung bedingt
                              daher einen veränderten Stand des Wasserspiegels in der obern Regulatorabtheilung
                              f' bezieh. des Schwimmers und des Dampfventils t.
                           B) Der Savalle'sche Rectificationsapparat (Fig. 2) erscheint in
                              seiner heutigen Einrichtung als die vollendetste aller bekannten Constructionen. Die
                              Blase
                              a, welche die zu einer Operation nöthige Luttermasse
                              aufnimmt, ist cylindrisch und mit einer Schlange zur Heizung mittels Wasserdampf
                              versehen; sie faßt bis zu 730hl, so daß man
                              binnen 24 Stunden etwa 205hl feinen Alkohol
                              erzeugen kann. Die Blase communicirt mit dem Fuße der Säule
                              c unter Vermittlung eines cylindrischen (ungefähr 1m hohen) Behälters h, welcher durch eine verticale Scheidewand der Höhe nach abgetheilt und
                              im Stande ist, die gesammte Flüssigkeit aus der Säule aufzunehmen, welche sich gegen
                              Ende einer Operation beim Nachlassen des Druckes in der Blase ansammelt. Mit Hilfe
                              eine sam Behälter h angebrachten Thermometers b beobachtet man den Gang der Operation und den Eintritt
                              des Endes derselben, wo man die abgeschiedenen schweren und übelriechenden Oele von
                              den Platten der Säule abziehen muß. Diese Platten – 32 an der Zahl –
                              sind mit einer Anzahl 4mm weiter Löcher
                              durchbohrt, ausgenommen die unterste Platte, von welcher eine nur 2mm weite Oeffnung zum Abzugsrohr z führt.
                           Die Lochung der Platten war Gegenstand eines ernsten Studiums, und wesentliche
                              Verbesserungen sind in Folge dessen neuerdings in dieser Richtung vorgenommen
                              worden. Wenn die von der Blase aufsteigenden Dämpfe eine größere Spannung erreicht
                              haben, als der Druckhöhe der Flüssigkeitssäulen auf den Platten entspricht, so
                              bleiben letztere in normaler Höhe bedeckt, indem die alkoholischen Dämpfe durch die
                              Plattenlöcher aufsteigen, die Flüssigkeiten aber nur durch die Ueberfallrohre aus
                              einer Abtheilung in
                              die nächst untere ablaufen können. Bei diesem „Durchseihen“ .
                              scheiden sich die alkoholischen Dämpfe in wirksamster Weise aus. – Ein
                              anderer Vortheil dieser Einrichtung besteht darin, daß sie gestattet, am Ende jeder
                              Operation die eigentlichen Oele und höheren Homologen des Alkohols, welche einen
                              schlechten Geschmack besitzen, rasch von den Platten abzuziehen; diese Producte
                              fließen beim Nachlassen des Druckes nach und nach durch die Plattenlöcher abwärts
                              und werden aus der letzten Abtheilung durch das mit einem Dreiweghahn versehene
                              Abzugsröhrchen z aus der Säule entfernt. Während der
                              Destillation können die mehr oder weniger erschöpften Flüssigkeiten wieder nach der
                              Blasen zurückgebracht werden; nach Beendigung derselben aber, gewöhnlich bei
                              102° Thermometerstand, stellt man den Dreiweghahn um und sperrt den Heizdampf
                              nach der Schlange der Blase ab; die letzten Flüssigkeiten laufen alsdann durch das
                              Röhrchen z in den Behälter für schlecht schmeckende Oele
                              ab.
                           Beim Rectificiren ist die Regelmäßigkeit der Alkoholproduction von großem Einfluß,
                              sowohl in Rücksicht auf die Qualität des Productes als wegen der
                              Brennstoffersparniß. Die Erfahrung hat gezeigt, daß ungefähr 2/3 aller in der Säule
                              erzeugten geistigen Dämpfe im Vorwärmer
                              d niedergeschlagen werden und von da in die Säule
                              zurückkehren müssen; das übrige Drittel allein ist genügend rein, um sich im Kühler
                              e zu condensiren und von da zum Prober
                              g abzulaufen. Wenn aber in Folge allzu starker Heizung
                              ein Ueberschuß von unreinen alkoholischen Dämpfen in den Vorwärmer d eintritt und hier nicht völlig niedergeschlagen werden
                              kann, so geht ein Theil davon in den Kühler e und in den
                              Prober g über. Umgekehrt stockt der Betrieb, und das
                              Brennmaterial ist vergeudet, bei ungenügender Zuführung von Heizdampf, da die
                              geistigen Dämpfe bereits im Vorwärmer vollkommen niedergeschlagen werden. Aus diesen
                              Gründen findet sich hier ein Dampfregulator ff' wie
                              früher und außerdem ein Regulator k (Fig. 2) für das
                              Condensationswasser, welcher nach gleichem Princip wie der erstgenannte eingerichtet
                              ist und zur Regelung des ganzen Betriebes vortheilhaft beiträgt.
                           Es erübrigt nur noch auf den allen Savalle'schen Destillations- und
                              Rectificationsapparaten beigegebenen Meßprober
                              g (Fig. 1, 2 und 8) hinzuweisen, dessen
                              geistreiche Einrichtung früher (*1870 196 474) schon
                              gebührend beleuchtet wurde; dieser Prober gestattet nicht allein über Geschmack und
                              Grädigkeit des erzeugten Alkohols zu urtheilen, sondern er gibt auch noch die
                              stündliche Produktion bei regelmäßigem Betriebe an einer Scale genau an, ermöglicht
                              also dadurch eine leichte Controle der Apparatführung. Seine Construction gründet
                              sich darauf, daß durch eine gegebene Oeffnung bei verschiedenem Druck genau
                              bestimmbare Mengen Flüssigkeit ablaufen. Der aus dem Kühler e durch das Röhrchen p zukommende Alkohol
                              tritt in das kupferne Rohrkreuzstück v (Fig. 8), benetzt den
                              Probirhahn u, steigt in die Glasvase, in welcher ein
                              Scalenrohr eingesteckt ist, und fließt durch eine bestimmte Oeffnung y dieses Rohres nach dem Vertheilungsgefäß w herab, von wo aus der Abzug des Alkohols je nach
                              seiner Qualität durch die Hähne x bis x₂ nach den betreffenden Behältern erfolgt; der
                              Hahn x₂ führt die letzten geringwertigsten
                              Producte ab, liegt deshalb auch am tiefsten.
                           Der Flüssigkeitsspiegel in der Vase wird bei ungestörtem Ablauf durch die Oeffnung
                              y so hoch steigen, bis die erzielte Druckhöhe eine
                              Abflußgeschwindigkeit entsprechend dem Alkoholzufluß erzeugt hat; der Standpunkt der
                              Flüssigkeit in der Vase, welchen man an der Scale ablesen kann, wechselt daher mit
                              den in der angenommenen Zeiteinheit (hier 1 Stunde) abfließenden Volum. Für eine
                              Production von 100k pro 1 Stunde hat diese
                              Oeffnung beiläufig 15qmm; eine genaue
                              Bestimmung derselben muß jedoch für die verschiedenen Destillations- und
                              Rectificationsapparate durch Versuche an Ort und Stelle vorgenommen werden.
                           Mit den Savalle'schen Apparaten ist man dahin gelangt, unter gleichzeitiger Ersparung
                              an Brennmaterial, die feinsten Alkohole von 96 bis 97° und in erheblicher
                              größerer Menge wie sonst zu erzeugen. In dem Etablissement zu Maisons-Alfort
                              zieht man aus 100k Korn 28l Alkohol von bester Qualität. Mit
                              einheimischen Melassen läßt sich der mittlere Ertrag eines 34grädigen Lutters auf 70
                              Proc. feinen, 22 Proc. Mittlern und 6 Proc. geringen, nochmals zu verarbeitenden
                              Alkohol nebst 2 Proc. Verlust anschlagen. Der Brennstoffaufwand ist mit etwa 40k auf 1hl feinen Alkohol zu beziffern.
                           Frankreich producirt heute ungefähr 1 1/2 Mill. Hektoliter Alkohol aus Wein,
                              Zuckerüben, Melassen und Korn; 1/2 Million davon wird aus Wein mit Hilfe der alten
                              Säulensysteme von Cellier-Blumenthal und Derosne über directem Feuer destillirtWie der Berichterstatter Lamy hervorhebt,
                                    widerstehen die Branntweine – wie der Cognac – hartnäckig allen Verbesserungen, welche in deren
                                    Erzeugung versucht worden sind; sie wurden bald nach ihrer Einführung wieder
                                    verlassen, um zum alten System zurückzugreifen, dem einer zweimaligen
                                    einfachen Destillation, welche dem Producte sein ganzes Essenzöl und damit
                                    seinen auserlesenen Geschmack beläßt.; der Rest von 1 Mill. Hektoliter wird mit ältern und neuern Apparaten von
                              Savalle erzeugt. Im J. 1875 zählte man in Frankreich
                              127 Brennereien mit 219 solchen Apparaten, welche eine Production von 7000hl raffinirten Alkohol darstellen. Im
                              übrigen Europa – zumal in Spanien und Italien für Weine, in Oesterreich,
                              Deutschland, England, Belgien, Holland, Rußland, Schweden u.a. für Zuckerrüben,
                              Melassen und Korn – waren 156 Savalle'sche Apparate im Betriebe, außerdem
                              noch 31 in Aegypten, den nordamerikanischen Vereinsstaaten, in Chili, Brasilien
                              u.s.w., im Ganzen 245 Brennereien mit 406 Savalle'schen Apparaten.
                           Schließlich sei noch bemerkt, daß die beschriebenen Apparate auch zur Reinigung von
                              Methylalkohol oder Holzgeist, sowie zur fractionirten Destillation der Benzole bei
                              der Fabrikation der Anilinfarben mit Erfolg angewendet sind; endlich hat Savalle auch ein kleines Modell der Säule für
                              Laboratoriumsgebrauch ausgeführt, mit dessen Hilfe die Apparatführung in der
                              Brennerei controlirt werden kann, und welches die kleinen, durch Mangel an Aufsicht
                              oder durch fehlerhafte Säulen bedingten Alkoholverluste zuverlässig anzeigt.
                           
                        
                     
                  
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