| Titel: | Ueber Concentration von Schwefelsäure aus 60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des Gay-Lussac'schen Apparates; von Friedr. Bode, Civilingenieur in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 622 | 
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                        Ueber Concentration von Schwefelsäure aus
                           60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des
                           Gay-Lussac'schen Apparates; von Friedr. Bode, Civilingenieur in Hannover.
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung von S. 515 dieses
                           Bandes.)
                        Bode, über Concentration von Schwefelsäure.
                        
                     
                        
                           Nachdem sich in dieser Weise die Verhältnisse bei den Röstöfen übersehen ließen, so
                              mußte ich mich zunächst fragen, ob es möglich sein werde, mit so erheblich
                              abgekühlten Gasen, wie sie hier voraussichtlich erhalten werden würden, die nitrose
                              Schwefelsäure in einem etwa anzulegenden Gloverthurme noch vollkommen zu denitriren.
                              Ich hätte sonst, im Falle der Verneinung, entweder auf den Gloverthurm verzichten
                              oder der Vorsicht wegen zur Reserve doch einen Hilfsapparat zum Denitriren anlegen
                              müssen. Ich mußte mir aber diese Frage bejahen und zwar, weil ich viele Male erlebt
                              hatte, daß nicht allein ziemlich gekühlte Gase (z.B. von 30 bis 35°), sondern
                              auch an schwefliger Säure stark verdünnte Gase, aus der letzten Bleikammer kommend
                              und zuweilen wohl kaum eine Stunde durch den Gay-Lussac-Apparat
                              strömend, im Stande gewesen waren, den Inhalt desselben an nitroser Schwefelsäure so
                              völlig zu zersetzen, daß nur noch Spuren von Salpetergasen in der so denitrirten
                              Säure enthalten waren, wenn man den durch die Zersetzung erzeugten und in der Säure
                              suspendirten Bläschen von Stickoxydgas Zeit ließ, zu entweichen. Ich habe auch
                              versucht, bei ähnlichen Veranlassungen den Gehalt solcher Kammergase an schwefliger
                              Säure zu messen. Da mir hierzu aber nur der bekannte Reich'sche Apparat zu Gebote
                              stand, so halte ich die erzielten Resultate für unsicher, weil ich häufig bemerkt
                              habe, daß wenn mit der schwefligen Säure auch Salpetergase in die Probeflüssigkeit
                              aspirirt werden, wahrscheinlich eine Wiederbildung von Jodstärke stattfindet. Dies
                              ist oft schon nach wenigen Versuchen in dem Maße der Fall, daß die entfärbte
                              Probeflüssigkeit zusehends wieder die dunkelblaue Farbe annimmt, und daß man bei
                              langsamer Aspiration von Gasen mit wenig schwefliger Säure die Flüssigkeit wegen
                              dieser Neubildung gar nicht zur Entfärbung bringt. Ich glaube aber immerhin annehmen
                              zu können, daß Gase, welche mit 2 bis 3 Vol. Proc. schwefliger Säure aus der Kammer
                              in den Gay-Lussac-Thurm übergehen, sehr schnell die Zersetzung der in
                              letzterm enthaltenen nitrosen Schwefelsäure bewirken. Da nun im vorliegenden Falle
                              die Röstgase mit normaler Concentration und jedenfalls auch immer noch beträchtlich
                              wärmer als mit 30 bis 35° in den Gloverthurm geführt werden konnten, so
                              durfte mit ziemlicher Sicherheit auf eine vollkommene Dinitrirung gerechnet werden.
                              Es unterblieb also die Anlage eines Reserveapparates.
                           In Bezug auf die Leistung des Thurmes an concentrirter Säure gab man sich nur ganz
                              mäßigen Erwartungen hin und richtete sich sogar derart ein, daß man den Gloverthurm
                              eventuell nur als Vorwärmer für die in den Pfannen der Kiesöfen auf 60°
                              fertig zu concentrirende Säure brauchen konnte; es waren vom Ablaufe des Thurmes
                              nach diesen Pfannen gegen 0m,5 Fall
                              disponibel. Alsdann hätte man es schon als einen Vortheil betrachtet, alle für die
                              Pfannen bestimmte Kammersäure durch den Thurm schicken zu können und sie so von etwa
                              vorhandenen Stickstoffverbindungen zu befreien, welche in diesem Falle nicht
                              verloren gehen konnten. Wegen Bedarf an Säure mußte das in Rede stehende
                              Bleikammersystem in Betrieb gesetzt werden, bevor der
                              Gay-Lussac-Apparat vollendet war. Ich bin somit in die Lage versetzt
                              gewesen, den Thurm nur zum Concentriren zu benutzen, wie
                              Fr. Vorster vorschlägt (1874 213 411); ich konnte aber auch ferner den Thurm so arbeiten lassen, daß
                              er, der Regel nach, selbstständig concentrirt und denitrirt und endlich, daß er
                              denitrirte und vorwämte.
                           
                        
                           Abbildungen des Thurmes findet man in Fig. 43 und 44 Tafel IX
                              [a.b/1] und Fig. 45 bis
                              48 Tafel
                              V [c/3] Er steht auf einem sehr soliden Fundamente, auf
                              welchem 2m, 6 über der Haussohle der
                              Bleiboden des Thurmes liegt. Der Grundriß ist quadratisch; die vier Ecksäulen des
                              Thurmes sind in Entfernungen von 2m, 3
                              aufgestellt. Sie sind unter einander verbunden durch ziemlich nahe an einander
                              gerückte Riegel und Einstriche, an welchen die Bleiwände (Bleche von 50k für 1qm) unmittelbar anliegen und mit Laschen aufgehängt sind. Einen
                              Zwischenraum zwischen den Hölzern und dem Blei, welche Lunge besonders hervorhebt, glaube ich entbehren zu können, und hat sich
                              diese Annahme als zutreffend erwiesen. Sonst sind die Ecksäulen vor dem Ausweichen
                              noch durch Eckeisen oben und unten, sowie durch Schrauben und Zangen in angegebener
                              Weise geschützt.
                           Die Höhe des Thurmes vom Blei des Bodens bis zum Blei des Deckels ist 7m,6 und ist davon der untere Theil etwa
                              3m,4 hoch mit 1 Stein (26cm stark), der übrige Theil mit 1/2 Stein
                              (13cm stark) sorgfältig trocken
                              ausgesetzt. Zwischen dem Blei und der Auskleidung der Wandungen ist aber rundum ein
                              freier Raum von 2cm Breite freigelassen.
                              Der Bleiboden ist mit einer Schicht von Steinen derselben Sorte belegt, wie die zur
                              Auskleidung benutzten; damit aber etwa hervorstehende kleine Ecken und Erhöhungen an
                              den Steinen in Folge der Belastung sich nicht in den Bleiboden selbst eindrücken und
                              ihn etwa undicht machen können, so wurde vor Herstellung der Steinlage der Bleiboden
                              noch extra lose mit alten Bleiblechen belegt.
                           An der Seite, wo das Gasrohr a an den Thurm herankommt,
                              fehlt unten die Auskleidung bis auf 40cm
                              vom Bleiboden und ruht in dieser Höhe auf einer Anzahl von Zungen b (Fig. 48) die bis zur
                              andern Seite des Steinkleides durchlaufen und zwischen sich Canäle lassen, in welche
                              die Gase einzuströmen gezwungen sind. Diese Zungen tragen ein Netzwerk von Steinen,
                              die abwechselnde Zwischenräume freilassen (vgl. auch den Grundriß) und die Gase gut
                              vertheilt aufsteigen lassen. Es folgen darüber noch einige Reihen Steine (sie hätten
                              wegbleiben können), die in angegebener Art kreuzweise gesetzt sind und oben ein
                              zweites Netzwerk tragen, auf welchem die Füllung des Thurmes ruht. Dieselbe besteht
                              aus Scherben von ausrangirten Condensationstöpfen und -Rohren, welchen oben
                              noch eine gegen 0m,6 hohe Schicht
                              Kokesstüöe von Faustgröße und darüber aufgesetzt ist. Ich nahm diese Kokesschicht
                              aus dem Grunde, weil ich eine bessere Vertheilung der einlaufenden Säure über den
                              ganzen Thurmquerschnitt von einer so porösen Masse erwartete; vielleicht hätte sie
                              ohne Schaden auch wegbleiben und durch Scherben ersetzt werden können.
                           Zur Auskleidung habe ich scharf gebrannte Mauerziegel (Preßsteine) aus der Ziegelei
                              von Schlickmann in Herdecke bei Hagen genommen, über
                              welche Erfahrungen an Gloverthürmen zwar noch nicht bekannt waren, welche sich aber
                              in andern Fällen gegen Säure und saure Dämpfe, auch in der Wärme, als sehr
                              widerständig gezeigt hatten. Soweit man nach einer 3/4 (nun schon 2) jährigen
                              Erfahrung urtheilen kann, ist der Versuch mit diesen Steinen als geglückt zu
                              betrachten.
                           Die durch das Eintrittrohr a herangeführten Gase treten,
                              ehe sie in die erwähnten Canäle b streichen, in einen am
                              Thurme angebrachten Vorbau, der um 0m,3 von
                              der Bleiwand ab herausspringt, und in welchem sich die Gase vor dem Eintritte in
                              besagte Canäle ausbreiten müssen. Die innere Bleiwand des Thurmes selbst ist bis zur
                              Höhe dieser Canäle abgeschnitten und hängt hier frei, ist aber mit vier überbleiten
                              Eisen d versehen, welche für den Fall, daß das innere
                              Steinkleid einen Schub auf das Blei ausüben sollte, denselben aufnehmen und auf zwei
                              überbleite Hölzer c (vgl. Grundriß und Querschnitt)
                              übertragen, welche durch außerhalb vorgelegtes und mit den Ecksäulen verschraubtes
                              Holzwerk in ihrer Stellung gehalten werden.
                           Es hat sich diese Anordnung, obgleich das Blei hier den Gasen, und zwar grade den
                              wärmsten, ausgesetzt ist, bisher zwar als dauerhaft erwiesen; indessen ist die
                              Erfahrung doch noch eine zu kurze, und ich würde sie bei fernern Constructionen
                              nicht mehr wiederholen, da sie früher oder später jedenfalls zu Mißständen führen
                              wird. Ich würde, auch für abgekühltere Gase, zunächst das ganze Eingangsrohr von
                              Eisen mit Steinfutter nehmen und dann entweder mit Bögen, ohne Vorbau, vorgehen
                              – in der Manier, wie es von G. Lunge beschrieben
                              ist; oder ich würde einen ähnlichen Vorbau beibehalten, aber eine Auskleidung
                              desselben vorsehen, was sich, wie ich glaube, einfach, solid und ohne erhebliches
                              Mehrbedürfniß an Raum bewerkstelligen läßt.
                           Die Ecken des Thurmes sind, wie Figur 49 Tafel III [d/4] im Horizontalschnitt zeigt, mit 5cm starken und etwa 16cm breiten Bohlen vernagelt, an welche sich
                              das Blei anlegt. Läßt man die Ecken hohl, so ist starkes Bleiblech ziemlich
                              schwierig in dieselben einzutreiben und nimmt schon hierbei leicht Schaden; sodann
                              bleibt aber dennoch in der Regel eine nicht am Gerüstholze anliegende Biegung,
                              welche bei von innen wirkendem Druck alsdann leicht verletzt ist.
                           Beim Auskleiden und Ausfüllen des Thurmes wurde in der Weise verfahren, daß zuerst
                              etwa 0m,5 hoch die Umkleidung der Wände
                              fertig gestellt wurde. Man legte dann auf die obere Seite des Kleides zwei Breter,
                              von welchen aus die theilweise bereits angelegten Zungen und das Netzwerk vollendet
                              wurden. Man führte sodann abermals etwa 0m,5 hoch Umkleidung aus, arbeitete von den Bretern aus wiederum an der innern
                              Füllung, zu welcher die Scherben mit wenig Wahl aufgestürzt wurden. Es wechselte so
                              das Ausfüllen des innern Raumes und das Aufführen der Umkleidung ab, und der
                              Arbeiter hielt sich dabei stets auf den Bretern auf.
                           Die obere Kokeslage neigt sich von den Wänden her allerseits etwas nach dem
                              Abgangsrohre, welches geringen Fall nach dem Thurme zurück hat. Zur Ergänzung der
                              Hauptzeichnung ist hier noch hervorzuheben, daß die Steine nicht in das Rohr
                              übergehen, sondern, wie Figur 50 Tafel III [d/4] näher zeigt, bündig mit demselben abschneiden,
                              während der untere Theil des Rohres ein aufgelöthetes dickes Bleiblech a erhalten hat, welches, dem Rohre entsprechend gebogen,
                              die etwa im Rohre sich ansammelnde Säure über das Steinfutter hinweg nach dem Innern
                              des Thurmes führt.
                           16 Einläufe e (Fig. 45 Tafel V [c/3] mit Wasserverschlüssen vermitteln den Zulauf der
                              Säuren. Figur
                                 51 Tafel V [d/3] stellt einen derartigen
                              Einlauf besonders dar. Das auf die Thurmdecke gelöthete Gefäß hat in der Mitte eine
                              rundum angelöthete Scheidewand, und es tritt in die eine der so hergestellten
                              Abtheilungen nitrose Schwefelsäure, in die andere Kammersäure. Beide fließen ab
                              durch die Oeffnungen eines communicirenden Rohres, welches unten im Bug auf halbe
                              Stärke einen Einschnitt hat. Es mischen sich somit die beiden Säuren bereits
                              unmittelbar beim Abtropfen von dem Rohre.
                           Die Vertheilung der Säure nach den 16 Einlaufen wird durch zwei Reactionsräder
                              besorgt, von welchen die Figuren 52 und 53 Tafel V
                              [a/3] eine Abbildung zeigen. a ist ein runder Bleiteller, welcher durch radiale Streifen in 16 gleiche
                              Theile getheilt ist. Im Mittelpunkte der Tellerscheibe ist aus Bleiblech ein
                              erhöhtes Stühlchen für einen Stahlwürfel von 4cm Seite gebildet, der auf der obern Seite eine eingedrehte Vertiefung hat, in welcher der
                              Stahlzapfen der Radachse läuft. Man gießt die Vertiefung voll Oel, und das Rad kann
                              dann monatelang weiter gehen. Der Stahlwürfel ist erhöht gelegt, damit keine Säure
                              daran kommen kann, wenn dieselbe oben überlaufen sollte. Außerdem ist auch noch der
                              innere Raum des Tellers mit irgend einem Fache durch ein in der kreisrunden
                              Scheidewand dicht über dem Boden hergestelltes Loch verbunden, so daß sich in dem
                              Mittlern Raume des Tellers, wo der Stuhl des Würfels steht, keine oder nur sehr
                              wenig Säure aufhalten kann. Aus jedem einzelnen Fache führt ein Röhrchen e die Säure nach einem der Einläufe der Thurmdecke. Bei
                              Herstellung des Rades läßt man zunächst ein Kreuz aus Bleiröhren von etwa 2cm lichter Weite anfertigen. In die
                              Seitenarme werden die Radschenkel, in den obern die Radachse eingekittet. Schenkel
                              und Achse sind Glasrohre. Als Kitt verwendet man geschmolzenen Schwefel oder
                              Glycerinkitt (aus Bleiglätte und Glycerin bereitet); letzterer ist sehr fest und
                              säurewiderständig, empfiehlt sich aber doch weniger als Schwefel, weil er beim Bruch
                              eines Radschenkels nicht mehr zu entfernen ist und das Rad einstweilen cassirt
                              werden muß, bis der betreffende Bleiarm abgeschnitten und ein neuer angelöthet ist.
                              Die Radschenkel sind abwärts gebogen, um möglichst wenig Druckhöhe preiszugeben. Am
                              untern Arme des Bleikreuzes, welcher den Stahlzapfen enthält, befindet sich innen,
                              zum Schutze dieses Zapfens, eine Scheidewand, die in das zu diesem Zwecke aus
                              einander geschnittene Rohrstück eingelöthet wird; außen dagegen eine kleine
                              Schutzglocke, welche von oben herabkommende Säure von den Stahltheilen abhält. Als
                              Führung der Radachse dienen zwei relativ schwere halbirte Bleischeiben d, d, welche auf einem Kranze c liegen, der von vier Füßen b getragen wird.
                              Kreuz und Füße sind völlig überbleit. Das Ganze ruht auf einer Bohlenunterlage f, welche am Rande Platz für die Röhrchen e freiläßt. Das beschriebene Reactionsrad fällt wegen
                              der Mitanwendung von Bleiröhren immerhin ziemlich schwer aus, und man ist bei
                              geringer disponibler Druckhöhe der Gefahr ausgesetzt, daß es nicht reagirt, wenn
                              nicht ein sehr großer Abstand der Ausgußspitzen von der Radachse gewählt wird. Man
                              thut dann besser, ein schwimmendes Reactionsrad, wie ich sie schon öfter nach Figur 54 Tafel
                              V [b/4] angewendet habe, zu nehmen. Dasselbe geht
                              ungemein leicht, ist aber etwas zerbrechlicher als das vorige. a ist die unten zugeschmolzene gläserne Radachse, mit
                              den angeblasenen Schenkeln b, b; die Führungen c sind von kreuzweis gelegten Glasstäben oder Rohren;
                              d eine Glaskugel mit kurzem Halse, hohl, wie sie die
                              Schuhmacher bei Lichte brauchen. Um eine geringe Belastung hervorzubringen, gießt
                              man in die Kugel etwas geschmolzenen Schwefel oder Schellack ein, stellt in die noch
                              geschmolzene Masse sofort die Radachse und dichtet nach dem Erstarren der Masse den
                              Hals der Kugel mit geschmolzenem Schwefel. Der Apparat steht in einem ähnlichen
                              Bleiteller e, wie vorher beschrieben, und schwimmt in
                              60°-Schwefelsäure, welche in den centralen Theil des Tellers gefüllt
                              wird.P. Seubel in Liesing wendet nach der erstern
                                    Construction ausgeführte Reactionsräder an, die nur mit einem Schenkel
                                    ausgießen, mit dem andern an eine Glasglocke schlagen. Man hört dann schon
                                    aus ziemlicher Entfernung, ob das Rad überhaupt oder zu schnell oder zu
                                    langsam läuft; dies ist eine sehr bequeme Art der Controle. F. B. 1876.
                              
                           Die beiden Reactionsräder stehen an zwei Ecken der Thurmdecke und sind, wie letztere
                              selbst, leicht zugänglich, da eine Gallerie, welche etwa 0m,80 unterhalb der Oberkante des Thurmes
                              liegt, rund um denselben herumläuft.
                           Bevor ich weitergehe, möchte ich hier sogleich noch eine schon früher erwähnte
                              Einrichtung besprechen, welche nöthig ist, wenn man den Gloverthurm derartig
                              ausschalten können will, daß nicht allein keine Ofengase in denselben gehen, sondern
                              auch keine Kammergase in den letztern zurücktreten. Man ordnet hinter den Röstöfen,
                              falls man nicht bereits eine Staubkammer hat, einen quer vor die Oefen gelegten
                              Canal a an (Fig. 55 und 56 Tafel IX
                              [d/2], welcher auf beiden Seiten Aufsätze trägt, bei
                              d für den Abzug der Gase in den Gloverthurm, bei c für das Reservegasrohr d,
                              welches direct zur ersten Bleikammer führt. Unterhalb der Aufsätze b und c sind zum Einbringen
                              eines Schiebers Oeffnungen und rundum Lager für einen solchen durch hervorspringende
                              Rollschichten e gelassen. Man kann denselben Schieber,
                              der an den Rändern mit Sand beworfen wird, für beide Seiten anwenden; eine Seite ist
                              stets geschlossen, die andere geöffnet. Dem Schnitte nach I-II gemäß würde
                              der Gloverthurm abgesperrt sein.
                           Um die Verbindung zwischen der Bleikammer und dem Gloverthurme zu unterbrechen, kann
                              man einen mit einem Zwischenboden versehenen Kasten aus Bleiblech anwenden. In dem
                              Zwischenboden ist für die Gase eine Durchgangsöffnung frei gelassen, welche durch
                              eine Ventilglocke mit Wasserverschluß verschließbar ist. Oberhalb des Zwischenbodens
                              treten die Gase vom Gloverthurme aus ein, unterhalb ziehen sie nach der Kammer ab.
                              Mit Hilfe dieser Einrichtung, die jedoch etwas umständlich ist, würde die Aufhebung
                              der Verbindung zwischen Kammer und Gloverthurm eine absolute sein. Einfacher und billiger, und in den meisten Fällen
                              jedenfalls auch genügend, ist ein eingeschalteter Schieber, welcher in Fig. 57 bis
                              59 Tafel
                              III [d/4] besonders skizzirt ist. Mit demselben ist der
                              Abschluß aber kein absoluter. Er besteht aus Bleiblech.
                           Die Kosten des Thurmes haben, nach vorliegenden Rechnungen zusammengestellt, 4852 M.
                              betragen. Es sind dies aber nur die Kosten für den Apparat, wie er in den Figuren 43
                              bis 48 dargestellt ist. Für Zubehör an Säurekästen, einem eisernen Druckcylinder für
                              50°-Säure, Rohrleitungen für Säuren und comprimirte Luft und sonstige
                              Einrichtungen, wie Treppen und Gallerte am Kopfe des Thurmes, dürften immerhin noch
                              gegen 2000 M. zu rechnen sein, so daß sich die gesammten Anlagekosten stellen würden
                              auf rund 6900 M. Ein besonderer Druckcylinder für Kammersäure ist nicht unbedingt
                              nothwendig und ich werde deshalb später die Anlagesumme des Apparates nur mit 6500
                              M. in Rechnung stellen, dann aber auch auf die Kosten der sonstigen Vorrichtungen
                              zum Säuredrücken hier ebenso wenig Rücksicht nehmen, wie sie früher bei den
                              Kochtrommeln und Cascaden genommen ist.
                           Die zur Anwendung kommenden Schwefelkiesgraupen (es ist, streng
                              genommen, Markasit) haben mindestens einen Schwefelgehalt von 47 Proc., und es
                              werden davon per Tag bis zu 96 Ctr. verbrannt. Nimmt man 43 Proc. nutzbaren Schwefel
                              an, so ist die Menge desselben in 24 Stunden 2064k und per Minute 1k,43, welche
                              2k,86 schweflige Säure geben. Dieselben
                              füllen bei 0° und 760mm Druck einen
                              Raum aus von 1cbm.
                           Die Höhe des Thurmes vom Bleiboden bis zum Deckenblech mißt 7m,6, und die active Höhe ergibt sich bei
                              Abzug von gegen 0m,6 zu 7m. Der lichte Grundriß ist unten 3qm und oben 4qm. Für den untern Grundriß kommt eine Höhe
                              in Betracht von 2m,8, für den obern von
                              4m,2. Der active Inhalt des Thurmes ist
                              somit 3,03 × 2,8 = 4 × 4,2 = 25cbm,3.
                           Denkt man sich die schweflige Säure wieder mit einem Gehalte von
                              7,5 Vol. Proc. in den Röstgasen, so strömen für die normalen Bedingungen der
                              Temperatur und des Druckes (100 × 1): 7,5 = 13cbm Gase in den Thurm, und der active
                              Inhalt ist hier somit 25,3 : 13,33 = 1,9 mal größer, als das Volum der Röstgase,
                              welches pro Minute in den Thurm eintritt.
                           
                        
                           Ich gehe nunmehr zu den Resultaten über, die der Thurm unter den verschiedenen
                              Verhältnissen geliefert hat, unter welchen man ihn arbeiten ließ. In Bezug auf die
                              Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure kann ich hier ein für alle Mal vorweg nehmen,
                              daß dieselbe eine vollkommene, mit Eisenvitriollösung keine Reaction zu erhalten war
                              und die aus dem Thurme ablaufende Säure energisch den Geruch nach schwefliger Säure
                              zeigte. Von anderer Seite habe ich gehört, daß die Denitrirung keine vollständige
                              sei. Man schreibt es dem Umstande zu, daß immer dieselbe Säure wieder zur Absorption
                              verwendet wird, die somit im Gay-Lussac-Apparat und im Gloverthurme
                              einen Kreislauf zurücklegt.Einen Grund jedoch, weshalb unter diesen Umständen die salpetrige Säure nicht
                                    völlig ausgetrieben werden soll, kann ich nicht finden. Ich habe von der aus dem Gloverthurme erhaltenen Säure täglich in der Regel
                              die Hälfte zu andern Zwecken abgegeben und Ersatz dafür genommen aus der von den
                              Pfannen der Kiesöfen gelieferten 60°-Säure. Uebrigens ist die
                              unvollständige Denitrirung nicht wesentlich von Belang, wenn der Thurm, wie es im
                              obigen Falle stattfindet, nur geringe Leistung an neu hinzu concentrirter Säure hat,
                              und wenn man ferner dieselbe Säure immer wieder zur Absorption verwendet. Ein
                              geringer Verlust an Salpetersäure findet aber immerhin statt, weil sich die Menge
                              der Thurmsäure vermehrt, mithin endlich ein Theil davon weggenommen werden muß.
                           Die Resultate, über welche ich im Folgenden berichte, sind erhalten aus der Zeit von
                              Ende April bis Anfang Juli 1875.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)