| Titel: | Elektrochemische Studien über die Benzolderivate; von Friedrich Goppelsröder. | 
| Autor: | Friedrich Goppelsröder | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 635 | 
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                        Elektrochemische Studien über die Benzolderivate;
                           von Friedrich
                              Goppelsröder.
                        (Fortsetzung von S. 320 dieses Bandes.)
                        Goppelsröder, elektrochemische Studien über die
                           Benzolderivate.
                        
                     
                        
                           V. Elektrolyse der Anilin- und
                                 Toluidinsalze in Gegenwart von Nitrat, Nitrit oder Chlorat des Kaliums in
                                 wässeriger Lösung.
                           Ich untersuchte auch die Wirkung des Stromes auf Anilinsalze und Toluidinsalze in
                              Gegenwart von Kalium-Nitrat oder – Nitrit oder -Chlorat in
                              wässeriger Lösung.
                           In einer gemeinschaftlichen Lösung von (1 Mol.) Anilinchlorhydrat und (2 Mol.)
                              Pseudotoluidinchlorhydrat, versetzt noch mit Salpeter, bildete sich eine harzige
                              Masse, während die Flüssigkeit roth gefärbt wurde. Die als Conductor dienende Seide
                              war fast schwarz gefärbt und gab an Alkohol einen braunen Farbstoff ab, worauf sie
                              noch schön violett gefärbt blieb. Flüssigkeit und gut gewaschener Rückstand wurden
                              geprüft.
                           Die rothe Flüssigkeit wurde mit Aether geschüttelt, der daraus einen braungelben
                              Farbstoff auszog, während die wässerige Flüssigkeit granatroth gefärbt blieb.
                              Alsdann wurde dieser Aetzkali zugesetzt und neuerdings mit Aether geschüttelt, der
                              sich rosaroth färbte, während die alkalische wässerige Flüssigkeit bläulichgoldgelb
                              gefärbt blieb und durch eine Säure sich entfärbte. Als die ätherische Lösung mit
                              einer verdünnten Säure geschüttelt wurde, gab sie an diese einen Violettrosa
                              Farbstoff ab, während eine gelbbräunliche Substanz im Aether aufgelöst blieb. Die
                              saure Lösung des rothen Farbstoffes gab folgende Reactionen: Weder durch
                              Schwefligsäure noch durch Ammoniak Entfärbung. Durch Aetzkali wird die Basis frei
                              und kann in Aether mit braungelber Farbe aufgelöst werden. (Die ätherische Lösung
                              wurde mit destillirtem Wasser gewaschen, bis dieses anfing, sich rosaröthlich zu
                              färben. Dann wurde sie mit verdünnter Essigsäure geschüttelt, die sich rosaroth
                              färbte, während der
                              Aether die bräunliche Substanz zurückbehielt. In der essigsauren Lösung, nach
                              Neutralisation mit Ammoniak, färbte sich Seide schön rosaroth, mit leichter
                              violetter Nüancirung, welche Färbung der Einwirkung von Seife und Ammoniaklösung
                              widerstand.) Durch concentrirte Salzsäure wird die rosarothe Lösung bläulichviolett,
                              durch Zusatz von viel Wasser wieder roth, ebenso durch Ammoniak. Benzol allein löst
                              nichts auf, aber nach Zusatz von Aetzkali entfärbt sich die wässerige Flüssigkeit
                              und das Benzol färbt sich roth. Chlorwasser hat keine Wirkung; durch Concentration
                              wird die Flüssigkeit blauviolett.
                           Die in Wasser unlösliche harzartige Masse wurde mit Aether geschüttelt, so lange sich
                              noch gelbbräunlicher Farbstoff auflöste. Der ungelöste Rückstand wurde mit Alkohol
                              behandelt, der sich violett färbte, während eine kleine Menge ungelöst blieb. Die
                              rothbraungelbe ätherische Lösung gab an verdünnter Salzsäure einen rosarothen
                              Farbstoff ab. Dieser saure Auszug wurde mit Aether gereinigt, der sich braungelb
                              färbte, während die salzsaure Lösung nachher schön rosaroth gefärbt war. Die
                              alkalische violette Lösung wurde durch Essigsäure nicht verändert. Durch Salzsäure
                              wurde sie zuerst blauviolett und dann blau; durch Zusatz von Wasser erschien wieder
                              die ursprüngliche rothviolette Färbung, ebenso durch Ammoniak; die blaugewordene
                              Flüssigkeit gab nichts an Aether ab Ammoniak reagirte nicht. Kaustisches Kali oder
                              Natron machen die Basis frei, welche sich in Aether schön rosaroth mit violettem
                              Stich auflöst. Chlorwasser macht die Flüssigkeit gelbbräunlich; schüttelt man
                              hernach mit Aether, so bemächtigt sich dieser des braungelben Farbstoffes. Nach
                              Zusatz von Wasser löst Benzol einen braunen Farbstoff, während die verdünnte
                              alkoholische Lösung schön violett gefärbt bleibt. Oxalsäure und Schwefligsäure
                              wirkten nicht. Salpetersäure färbte die Flüssigkeit zuerst blauviolett, dann wird
                              sie zu sehr Hellem Graublau mit grünlichem Stiche entfärbt; durch Neutralisiren mit
                              Ammoniak nimmt die Flüssigkeit nur eine gelbe Färbung wieder an. Seide färbt sich
                              violettbläulich, welche Färbung ziemlich gut kochender Seifenlösung widersteht;
                              Wolle färbt sich violett, wird aber augenblicklich durch kochende Seifenlösung
                              entfärbt. Kochsalz schlägt nach einiger Zeit aus der verdünnten Lösung einen
                              violetten Körper nieder, während die Flüssigkeit rosa gefärbt bleibt und Seide rosa
                              färbt; der violette Niederschlag löst sich ohne Veränderung der Farbe in Alkohol
                              auf. Diese Lösung wird durch Salzsäure blauviolett, dann blau, worauf durch
                              Wasserzusatz die ursprüngliche Farbe wieder erscheint. Durch Salpetersäure wird eine
                              grünliche Färbung erzeugt, und durch Neutralisation mit Ammoniak wird die Färbung
                              blaßbraun. Schwefligsäure bewirkt keine Veränderung. Chlorwasser entfärbt sie bis zum sehr hellen
                              Braun, worauf durch Schwefligsäure die ursprüngliche Färbung nicht wieder kommt.
                              Kaustisches Natron setzt die Basis in Freiheit, die sich rosaviolett in Aether löst.
                              Seide färbt sich violett. Das Spectrum dieser Lösung gleicht dem des Perkin'schen
                              Violett. Was sich von der harzartigen Masse in Wasser, Aether und Alkohol nicht
                              gelöst hatte, betrug nur sehr wenig und löste sich in concentrirter Schwefelsäure
                              violett auf. Wird diese saure Lösung in Wasser gegossen, so entsteht eine
                              Flüssigkeit von schmutzigvioletter Farbe.
                           Bei der Elektrolyse einer wässerigen Lösung von salzsaurem Anilin (für Roth), welcher
                              noch Salpeter beigefügt wurde, wurde die Flüssigkeit roth und bildete sich nur ein
                              schwacher Absatz. Beim Schütteln der rothen Flüssigkeit mit Aether färbte sich
                              dieser goldgelb, die Lösung selbst wurde rothviolett. Der ätherische Auszug färbt
                              beim Schütteln mit verdünnter Salzsäure diese rothorange, während er selbst entfärbt
                              wird; der salzsaure Auszug wird durch Ammoniak grüngelb. Der elektrolytische Absatz
                              wurde nach Waschen mit Aether und Alkohol gekocht, der sich gelbbraun färbte. Der in
                              Alkohol unlösliche Theil löste sich in warmer Schwefelsäure mit violetter Farbe auf.
                              Diese saure Flüssigkeit, in Wasser gegossen, färbte dasselbe violett. Der
                              alkoholische Auszug des elektrolytischen Absatzes reagirte wie folgt: Ammoniak
                              bewirkt keine Farbenveränderung; durch Zusatz von Wasser wird die Flüssigkeit gelb
                              mit Fluorescenz, welche derjenigen der Uransalze gleicht. Aetzkali wirkt wie
                              Ammoniak; kocht man mit Wasser, so wird die Flüssigkeit gelb mit derselben
                              Fluorescenz; Zusatz von Essigsäure macht sie rothorange, welche Färbung durch
                              Ammoniak in Gelb übergeht. Durch Salzsäure färbt sich die Flüssigkeit roth, durch
                              Ammoniak in Gelb sich verändernd; die mit Aether geschüttelte rothe Flüssigkeit gibt
                              an diesen einen gelben Farbstoff ab, indem sie selbst roth bleibt; der gelbe
                              ätherische Auszug wird durch Salzsäure roth; es löst sich zum Theil darin rother
                              Farbstoff auf. Schwefligsäure, Oxalsäure, Salpetersäure wirken wie die Salzsäure.
                              Die Flüssigkeit wird auch wieder gelb durch Sättigen mit Ammoniak oder Aetzkali.
                              Chlorwasser greift nur wenig an; schüttelt man hernach mit Aether und Salzsäure, so
                              färben sich diese roth.
                           Die galvanische Zersetzung einer wässerigen Lösung von (reinem) salpetersaurem
                              Anilin, versetzt noch mit Salpeter, bewirkte rothe Färbung der Flüssigkeit, während
                              sich gleichzeitig ein fester Absatz bildete und die leitende Seide sich ebenfalls
                              färbte. Als die rothe Flüssigkeit mit Aether behandelt wurde, färbte sich dieser
                              gelb, die wässerige Flüssigkeit aber blieb roth mit violetter Nüancirung. Fügt man
                              Aetzkali zu, so färbt sich der Aether violett und die wässerige Flüssigkeit entfärbt
                              sich. Nach Auswaschen
                              des ätherischen Auszuges mit Wasser und Schütteln mit verdünnter Salzsäure, welche
                              sich rosaviolett färbte, war der Aether gelbbräunlich. Der elektrolytische Absatz,
                              mit Wasser gekocht, gab an dasselbe einen rothvioletten Farbstoff ab. Der in Wasser
                              unlösliche Theil wurde mit Alkohol gekocht, der zuerst einen blauen, dann einen
                              braunen Farbstoff auflöste. Das in Alkohol Unlösliche löste sich weder in Aether,
                              noch in verdünnter und warmer Salzsäure, färbte aber warme Schwefelsäure schmutzig
                              grünblau, welche Lösung durch Wasserzusatz rein grün wurde.
                           Ganz ebenso wurde eine wässerige Lösung von salpetersaurem Anilin (für Roth),
                              versetzt mit Salpeter, behandelt. Die Flüssigkeit wurde roth, und es bildete sich
                              kein in Wasser unlösliches Product. Beim Schütteln der Flüssigkeit mit Aether färbte
                              sich dieser goldgelb, während die Flüssigkeit rosaroth wurde und Seide hernach
                              schmutzigviolett färbte. Durch Reinigung gelangt man zu einem violetten
                              Farbstoff.
                           Bei der Elektrolyse einer wässerigen Lösung von salpetersaurem Anilin des Handels,
                              der noch Kaliumnitrat zugesetzt worden war, entstand eine braune Flüssigkeit und ein
                              fester Absatz, der zum Theil in Alkohol mit rothbrauner Farbe löslich war; der Rest
                              löste sich mit brauner Farbe in kochender Schwefelsäure; diese Lösung gab in Wasser
                              gegossen einen braunen Absatz.
                           Dieselben Salze wurden auch unter Zusatz von Kaliumchlorat
                              zu ihrer wässerigen Lösung elektrolysirt.
                           Durch die Elektrolyse von salpetersaurem Anilin (für Roth) in wässeriger, mit
                              chlorsaurem Kali versetzter Lösung bildete sich eine granatrothe Flüssigkeit, welche
                              an Aether einen gelbbraunen Farbstoff abgab, selbst aber eine Violettrosa Färbung
                              bewahrend. Nach Zusatz von Aetzkali gab dann diese Flüssigkeit an Aether einen
                              rothvioletten Farbstoff ab, welcher sich auch in schwach angesäuertem Wasser, selbst
                              in reinem Wasser auflöste. Diese Lösungen färbten Seide violett, ebenso Wolle, aber
                              mit weniger schöner Nüance.
                           Während der Elektrolyse von salpetersaurem Anilin in wässeriger Lösung und mit
                              Kaliumchlorat versetzt, färbte sich die Flüssigkeit braungelb, und es bildete sich
                              ein festes Product. Nach mehrmaligem Kochen mit Wasser wurde dasselbe mit kochendem
                              Alkohol behandelt, der sich rothbraun färbte. Diese alkoholische Lösung wurde
                              gelbbraun durch Zusatz von Salzsäure oder Salpetersäure, oder durch Verdünnen mit
                              Wasser; trübte sich durch Zusatz von viel Wasser und gab an Aether einen rothbraunen
                              Farbstoff ab. Der mit verdünnter Salzsäure geschüttelte ätherische Auszug färbte
                              diesen rosaviolett, während der Aether gelbbraun wurde. Der in Alkohol nicht aufgelöste Theil des
                              elektrolytischen Absatzes löste sich in Schwefelsäure mit violetter Farbe, und diese
                              Lösung gab in Wasser gegossen einen grünen Niederschlag, während die Flüssigkeit
                              ungefärbt blieb.
                           Eine wässerige Lösung von salzsaurem Anilin des Handels, versetzt mit chlorsaurem
                              Kali, färbte sich bei der Einwirkung des galvanischen Stromes rosaviolett. Das in
                              Wasser unlösliche Product färbt kochenden Alkohol grünbraun; der hierin unlösliche
                              Theil löst sich in kochender Schwefelsäure mit blaugrüner Farbe auf; in Wasser
                              gegossen bildete diese Lösung einen grünen Absatz, wie wir das bei der
                              schwefelsauren Lösung des Anilinschwarz gesehen haben.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)