| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, Nr. , S. 436 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Explosion des Thunderer.
                           Am 17. Juli 1876 erfolgte um 1 Uhr Nachm. im Hafen von Portsmouth (England) eine
                              Kesselexplosion, deren Zerstörung beispiellos in der Unglückschronik ähnlicher
                              Zufälle dasteht. Die Zahl der sofort getödteten Personen betrug 38, und von weitern
                              39 Menschen, die verletzt wurden, sind gleichfalls noch mehrere ihren Wunden
                              erlegen. Die nähern Einzelheiten dieses entsetzlichen Unglücksfalles waren s. Z. mit
                              beliebter Breite in den englischen Tagesblättern verzeichnet; wir wollen nur kurz den Vorfall
                              recapituliren, um die wichtige Lehre, welche sich daraus ergibt, entwickeln zu
                              können.
                           Das Thurmschiff Thunderer, der größte Koloß der englischen Kriegsmarine, mit 600mm starkem Panzer, sollte seine Probefahrt
                              machen und fuhr aus dem Dock heraus; kaum war es 20 Minuten gefahren, als die
                              Explosion stattfand. Der eine von den 8 Kesseln, welche den Dampf für die Maschine
                              liefern, war explodirt, hatte den ganzen Kesselraum mit Dampf und siedendem Wasser
                              erfüllt und in einem Momente die gräßlichste Verwüstung angerichtet. Sämmtliche
                              übrigen Kessel entleerten sich gleichzeitig und nur der heroischen Todesverachtung
                              des Ingenieurs J. G. Weeks, welcher sich in den
                              Kesselraum hineinwagte und die Absperrventile schloß, ist die Abwendung noch größern
                              Unglücks zu verdanken.
                           Tagelang fand sich keine Aufklärung über die Ursache des Unglückfalles, der um so
                              räthselhafter schien, als die Kessel nach altem bewährtem System für 2at Ueberdruck construirt waren, und der
                              zerstörte Kessel sowohl in Arbeit als Material durchaus vortrefflich befunden wurde.
                              Endlich fand man das Absperrventil des explodirten Kessels und fand es geschlossen;
                              – es war somit klar, daß der Kessel durch excessive Dampfspannung, die sich
                              bei dem forcirten Heizen in 20 Minuten sehr wohl entwickeln konnte, zersprengt
                              worden war.
                           Nun aber blieb unerklärlich, wie das Manometer, dessen Stand von den verläßlichsten
                              Zeugen kurz vor der Explosion mit 17 Pfund engl. pro Quadratzoll (1k,195 pro 1qc) beobachtet worden war, den Ueberdruck
                              nicht angezeigt hatte; ebenso ist nach übereinstimmenden Berichten kein Abblasen der
                              Sicherheitsventile bemerkbar gewesen.
                           Alles kam nun auf die Prüfung der Sicherheitsventile des zerstörten Kessels an. Diese
                              fand vor der Commission der Jury, welche den Fall zu untersuchen hatte, statt und
                              ergab, daß die Ventile durch nichts in ihrer Beweglichkeit gehemmt sein konnten.
                              Weitere kostspielige Versuche mit verschiedenen Modellconstructionen, welche den
                              zerstörten Theilen des Kessels nachgebildet waren, fanden statt, – ohne
                              Resultat, während das englische Fachblatt Engineering
                              zuerst auf die richtige Ursache des Versagens der Sicherheitsventile hinwies, die
                              denn auch jetzt, durch entscheidende Versuche bekräftigt, allgemein angenommen
                              wird.
                           Danach sind die Ventile, 6zöllige (152mm-) Tellerventile gewöhnlicher Construction mit 3 Flügeln, deren Sitz
                              einem gußeisernen Gehäuse eingepaßt ist, durch die ungleiche Ausdehnung zwischen
                              Metall und Gußeisen, welch letztere um etwa 50 Proc. kleiner ist, in ihrem Sitz
                              festgeklemmt worden, bis der Dampfdruck groß genug war, sie trotz dieses
                              Widerstandes loszureißen, worauf dann mit plötzlicher Oeffnung dieses großen
                              Querschnittes die Explosion unvermeidlich wurde. Allerdings ist die hierdurch
                              erklärbare Contraction des Ventilsitzes nur nach Bruchtheilen von Millimeter zu
                              berechnen, nachdem jedoch die Ventile sehr genau paßten, konnte selbst eine so
                              kleine Differenz genügen, sie festzuklemmen. Darauf deuten auch die in den
                              Ventilsitz eingepreßten Marken hin und machen somit diese Erklärung zu der einzig
                              annehmbaren. Was die falschen Angaben des Manometers betrifft, so ist es äußerst
                              wahrscheinlich, daß der Zeiger das ganze Zifferblatt umkreist, sich über den Stift
                              beim Nullpunkt weggedrängt hatte und nun bei 17 Pfund stehend thatsächlich
                              mindestens 70 Pfund (4k,92 pro 1qc) Druck anzeigte.
                           Auf diese Weise entstand der Unglücksfall durch ein Versehen – geschlossenes
                              Absperrventil, welches an und für sich ohne den geringsten Nachtheil bleiben konnte,
                              da es ja sofort durch das Abblasen eines der beiden Sicherheitsventile und durch das
                              Manometer verrathen werden mußte. Hierzu aber kam die unglückliche Verkettung von
                              Umständen, welche die warnenden Stimmen verstummen machte, und die Katastrophe war
                              unausbleiblich. Dem entsprechend war das Urtheil der Jury: zufälliger Tod, veranlaßt
                              durch das Festklemmen der Sicherheitsventile, mit verursacht durch das geschlossene
                              Absperrventil.
                           Als Vorsichtsmaßregeln gegen ähnliche Vorkommnisse wird empfohlen, das Manometer
                              offen und mit einem unüberschreitbaren Stift bei der höchsten angegebenen Pressung
                              zu versehen, das Oeffnen und Schließen jedes Absperrventiles mit einem im Heizraum
                              bemerkbaren Signal zu verbinden und – als Controle der Sicherheitsventile
                              – ein „Sicherheitsventil der Sicherheitsventile“,
                              Schildwachventil bezeichnet, an jedem Kessel anzubringen.
                           So rationell die beiden erstern Punkte gefaßt sind, so irrationell erscheint uns der letztere, während
                              doch ein viel einfacheres Mittel gegen das Festklemmen der Ventile offen da
                              liegt.
                           Die Ventile des Thunderer, welche deshalb in warmem Zustande geklemmt wurden, weil
                              sie im kalten zu genau paßten, hatten conischen, unter
                              etwa 45° geneigten Sitz, wie mehr oder weniger alle in England ausgeführten
                              Ventile. In Folge dessen müssen dieselben sehr genau geführt sein, da sie bei nur
                              kleiner Verschiebung undicht schließen. Werden statt dessen flachsitzige Ventile
                              verwendet, wie sie sich auf dem Continent immer mehr verbreiten und beispielsweise
                              im Locomotivbau ganz allgemein sind, so entfällt das Bedürfniß nach einer genauen
                              Führung, das Ventil kann nach jeder Seite hin genügendes Spiel haben, und ein
                              Verklemmen ist absolut unmöglich.
                           Daß aber von den vielen Vorschlägen, die in der Zwischenzeit in englischen
                              Fachjournalen aufgetaucht sind, keine einziger auf diesen Punkt hingewiesen hat, ist
                              ein neuer Beweis des Conservativismus, welchen die Engländer auch im Maschinenbau
                              bethätigen.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Hill's elektrischer Regulator für
                              Schiffsdampfmaschinen.
                           Im November 1876 hielt Laurence Hill in der Scottish Institution of Engineers and Shipbuilders einen
                              Vortrag über seinen elektrischen Regulator für Schiffsmaschinen, welche, im
                              Gegensatz zu allen andern Regulatoren, nicht erst den Dampfzutritt absperrt, wenn
                              die Schraube in der Luft bereits zu schnell läuft, und welche den Dampf sofort
                              wieder frei zutreten läßt, wenn die Schraube wieder genügend unter Wasser ist. Die
                              Contactvorrichtung befindet sich an der Außenseite des Schiffes, und ein kleiner
                              Knopf ruht auf einer Platte, worauf das Seewasser drückt. Ein 19mm weites Loch ist am Stern nahe bei der
                              Schraube gebohrt, und darüber ist die Vorrichtung zum Schließen und Unterbrechen des
                              Stromes angebracht. Der Strom durchläuft einen Elektromagnet, welcher mit der
                              Drosselklappe in Verbindung steht. So lange kein Strom vorhanden ist, wird der
                              Elektromagnet durch ein Gewicht abgerissen erhalten und die Klappe offen. Durch den
                              Strom haften die Elektromagnetpole an der umlaufenden Welle, der Elektromagnet wird,
                              etwa 1/8 Umdrehung, mitgenommen und dann durch einen Aufhalter angehalten; so lange
                              er an diesem liegt, ist die Klappe geschlossen. Bedeckt das Wasser die Schraube
                              wieder, so unterbricht es den Contact, der Elektromagnet fällt in seine erste Lage
                              zurück und öffnet die Klappe. Die nachtheilige, verzögernde Wirkung des remanenten
                              Magnetismus im Elektromagnete wußte Hill durch Umkehrung
                              des Stromes zu beseitigen, wodurch zugleich die erforderliche Batteriekraft
                              wesentlich vermindert werden konnte, so daß jetzt ein einziges
                              Leclanché-Element völlig ausreicht. (Iron,
                              December 1876 S. 715.)
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Dichtungsringe ohne Nath.
                           Fabrikant Remus in Lodz stellt nach einem patentirten
                              Verfahren Metallringe von dreieckigem Querschnitt, in beliebiger Größe, ohne
                              Löthstelle auf folgende Weise her. Es werden aus entsprechendem Metallblech runde
                              Scheiben geschnitten und mittels Presse auf einen Stahl- oder Eisenbolzen
                              gezogen, dessen Dicke dem Durchmesser der anzufertigenden Ringe entspricht. Dieser
                              mit Metall überzogene Bolzen wird alsdann auf eine Art Drehbank gespannt und mit
                              Hilfe von vier Rollen mit entsprechend geformter Schneidfläche geschnitten und
                              gleichzeitig gewalzt. Durch eine Spindel mit Rechts- und Linksgewinde werden
                              diese Rollen gleichmäßig gegen den Bolzen angedrückt. Die Rollen sind aus gutem
                              gehärtetem Stahl angefertigt. Der durch den Bolzen abgeschnittene Boden wird auf
                              dieselbe Weise wieder für Ringe von kleinern Dimensionen benutzt. Ringe von sehr
                              großem Durchmesser lassen sich nicht gut auf dem Bolzen schneiden; zu ihrer
                              Herstellung legt man die Metallhülse lose auf eine Scheibe, auf welcher sich mit den
                              oben beschriebenen Rädchen Ringe bis zu den größten Dimensionen schneiden lassen.
                              (Nach dem Arbeitgeber, 1877 S. 14317.)
                           
                        
                           
                           Verbesserte Drahtsiebe für Papierfabriken.
                           Die Firma Martel, Catala und Comp. in Schlettstadt (Elsaß) erzeugt seit Kurzem (nach Mittheilung des
                              Journal des fabricants de papier, Januar 1877 S. 29)
                              zwei neue Arten von Metallsieben für Papierfabriken. Die eine Sorte für
                              Waschtrommeln der Bleichholländer ist aus Phosphorbronzedraht gewebt, welcher
                              dauerhafter als Messing- oder Kupferdraht sich erweist. Die andere Sorte,
                              bestimmt zum Filtriren der ätzenden Laugen, die man zum Kochen von Stroh,
                              Espartogras und Holz verwendet, ist aus ziemlich grobem Eisendraht hergestellt; die
                              Maschen werden aber durch Einschießen von sehr feinem Draht so verdeckt, daß die
                              kleinsten Unreinigkeiten auf einem solchen Siebe zurückgehalten werden.
                           Beim Aetzendmachen der Laugen mittels wiedergewonnener Soda werden erstere gewöhnlich
                              stark verunreinigt; es bleiben diese Unreinigkeiten im Stoffe schweben und werden
                              weder durch den Knotenfänger aufgehalten, noch im Sandfang aufgefangen. Dies schloß
                              bisher die Anwendung der chemischen Surrogate bei feinern Papieren aus, und zur
                              Beseitigung dieses Uebelstandes wird das neue Metalltuch zunächst vorgeschlagen. Zu
                              diesem Zweck spannt man zwei solche Siebe oben und unten auf einen Rahmen mit
                              hochkantig gestellten Leisten und hängt diesen Siebkasten schwebend (durch
                              Unterstützung mit Pflöcken) in den Klärbottich der Lauge, welch letztere durch ein
                              aus dem Innern des Siebkastens ausgehendes Rohr ausgezogen wird, daher eine der
                              beiden Siebflächen passiren und alle Unreinigkeiten auf der äußern Seite der
                              Metalltücher zurück lassen muß.
                           Dieses Metalltuch kann auch zum Filtriren von Leim, Farben u.a. verwendet und je nach
                              seiner Bestimmung aus Eisen-, Messing- oder Rothkupferdraht gefertigt
                              werden.
                           
                        
                           Laubsäge mit Velociped-Antrieb.
                           Eine solche war (nach dem Phönix, 1877 S. 27) auf der Weltausstellung in Philadelphia
                              1876 zu sehen; sie eignete sich für alle Gattungen feiner Holzarbeit und war
                              speciell für Liebhaber dieser Beschäftigung bestimmt. Das Princip, die Bewegung der
                              Säge durch zwei Trittkurbeln nach Art der bei den Velocipeds angewendeten
                              einzuleiten, ist bei derselben in besonders gelungener Weise zur Ausführung
                              gebracht. Auf der Achse der Velocipedkurbeln sitzt ein leichtes Schwungrad, welches
                              mittels eines Riemens die rotirende Bewegung auf eine kleine unterhalb des Tisches
                              gelagerte Rolle im Verhältnisse von 1 : 10 überträgt. Mit letzterer auf
                              gemeinschaftlicher Achse sitzt ein größeres Rad mit Kurbelzapfen, in welchen der
                              Vordertheil des Sägerahmens mit einer Lenkstange eingehängt ist. Die Säge empfängt
                              dadurch eine außerordentlich rasche auf und ab gehende Bewegung, und die Kraft, die
                              man auf das Velocipedrad übertragen kann, reicht aus, um selbst Elfenbein und Metall
                              sägen zu können.
                           
                        
                           Länge der Petroleum-Röhrenleitungen in Amerika.
                           In der Oelregion Pennsylvaniens befassen sich (nach dem Engineering and Mining Journal, Bd. 22
                                 S. 299) 35 verschiedene Gesellschaften damit, das Petroleum vom
                              Beschaffungsorte zu Bahnen oder andern Transportanstalten zu leiten. Die Leitung
                              geschieht in Röhren. Die totale Länge der von den
                              verschiedenen Oeldistricten ausgehenden Rohrleitungen beträgt 2081 3/4 engl. Meilen
                              (3351km). Dem Durchmesser nach stehen
                              u.a. in Verwendung:
                           
                              
                                     13
                                 Meilen
                                 (  21km)
                                 6zöllige
                                 (152mm-)
                                 Röhren
                                 
                              
                                   114 1/2
                                 „
                                 (184km)
                                 3     „
                                 (  76mm-)
                                 „
                                 
                              
                                 1954 1/2
                                 „
                                 (315km)
                                 2     „
                                 (  51mm-)
                                 „
                                 
                              
                           
                        
                           Ausglühen von Metallen mittels Elektricität.
                           J. H. Warrington in Camden, N. J., schlägt (im Scientific American Supplement, Februar 1876 S. 129)
                              vor, die Unbequemlichkeiten beim Ausglühen von Draht und andern dünnen Metalltheilen durch Benutzung
                              der Elektricität zu umgehen. Er will den Draht bei seinem Durchgange durch die
                              Ziehmaschine durch einen elektrischen Strom erhitzen, welchen er durch zwei
                              isolirte, zwischen der Drathrolle und dem Zieheisen angebrachte, etwas elastische
                              Metallstäbe dem Drahte zuführt, um den letztern vor seinem Durchgange durch das
                              Zieheisen weich zu machen.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Zusammensetzung des Roheisens.
                           Ein Muster von grauem Roheisen der Eisenindustriegesellschaft in Zeltweg enthielt
                              nach H. Sturm (Berg- und hüttenmännisches
                              Jahrbuch, 1876 S. 332, 335 und 336):
                           
                              
                                 Kohlenstoff, gebunden
                                 0,540 Proc.
                                 
                              
                                 Graphit
                                 2,780
                                 
                              
                                 Silicium
                                 2,570
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,067
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,043
                                 
                              
                                 Mangan
                                 3,070
                                 
                              
                           Die dazu gehörende Hohofenschlacke bestand aus
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 33,35
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 13,21
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,21
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 1,43
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 37,71
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 7,32
                                 
                              
                                 Kali
                                 0,40
                                 
                              
                                 Natron
                                 0,13
                                 
                              
                                 Schwefelcalcium        
                                 5,51
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 Spur
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,27.
                                 
                              
                           Der aus diesem Eisen hergestellte Bessemerstahl enthielt:
                           
                              
                                 Kohlenstoff, gebunden
                                 0,160 Proc.
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,108
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,097
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,025
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,189.
                                 
                              
                           
                        
                           Schutzanstrich für Metalle.
                           Nach dem englischen Patente von Brownlow und Francis soll die gut gereinigte Metallfläche mit einer
                              Glasur aus 7 Th. Borax und 1 Th. Schlacke überzogen werden.
                           
                        
                           Braunkohlen-Briquettefabrikation.
                           Auf der Braunkohlenzeche „Frielendorf“ im Revier Cassel ist eine
                              neue Briquettefabrik eingerichtet worden, deren Theile sich, wie folgt, an einander
                              reihen. Zunächst werden die Rohkohlen in einen Förderschacht von der Sohle des
                              Tagebaues mittels Dampfkraft in 5hl-Wagen bis zur Hängebank des erstern gehoben, von welcher aus die
                              Wagen über eine bedeckte Förderbank auf Schienenbahnen einerseits zu den
                              Fülltrichtern der Kesselfeuerung, anderseits zu den Fülltrichtern des
                              Sortirungswalzwerkes transportirt und ausgeleert werden. Eine kurze
                              Transportschnecke treibt die zum Aufbereiten, bezieh. zum Pressen bestimmte Kohle in
                              eine Sortirtrommel, welche alle über 7mm
                              großen Stücke theils durch die auf der hintern Hälfte derselben befindlichen großen
                              Sieböffnungen, theils über das Ende der Trommel hinaus auf das unterliegende
                              Walzenpaar fallen läßt. Das hier bis auf 7mm Maximalgröße gewalzte Haufwerk gelangt gemeinschaftlich mit dem durch
                              den engern Theil des Cylindersiebes gefallenen Grus in ein horizontales Gerinne mit
                              Transportschnecke, welche die feine Rohkohle einem Elevator zuführt. Dieser hebt die
                              Kohle 2m,5 hoch in ein horizontales, über
                              die Trockenöfen hinweg gehendes, mit Schnecke versehenes Transportgerinne, welches
                              die Trockenöfen mit dem erforderlichen Quantum feuchter Kohlengrusmasse
                              versieht.
                           Nachdem letztere den Raum einer der vier selbstständig wirkenden Ofenabtheilungen
                              durchlaufen und den Entleerungsapparat verlassen hat, wird die Kohle im getrockneten
                              Zustande mittels eines mit Blechmantel umgebenen Elevators bis auf das Niveau der
                              Vorrathstrichter für die beiden Pressen gehoben, aus denen dieselbe durch die den
                              Einfall regulirenden Schieber den Pressen selbst zufällt, und letztere als
                              Briquettes verläßt. Diese gelangen als ein durch die Maschine in einem hölzernen
                              Gerinne fortgedrückter zusammenhängender Strang in den Lagerraum zur Aufstapelung,
                              wenn die Verladung der Kohlensteine nicht direct aus dem Gerinne erfolgt.
                           Die beiden Pressen weichen in ihrer Construction im Allgemeinen von andern in neuerer
                              Zeit als bewährt befundenen Kohlenpressen nicht ab. Jede derselben besteht
                              wesentlich aus der liegenden 30e-Kraftmaschine mit dem Preßstempel und dem mit der Fundamentplatte der
                              Maschine durch starke Eisenconstructionen verbundenen Preßkopf; dieser, ein
                              gußeiserner Würfel, trägt das Kohleneinfallsmundstück und nimmt in einer
                              durchgehenden, 1m,6 langen Kammer das
                              zunächst aus Ober- und Unterkeil und zwei Seitenkeilen bestehende
                              gußstählerne Preßfutter auf, innerhalb dessen der Stempel sich bewegt, bezieh. die
                              Pressung der Kohle erfolgt. Zur Schließung der Preßkammer nach oben und zur
                              Regulirung des Druckes, bezieh. der Reibung in der Preßform dient eine in starker
                              Welle gehende schmiedeiserne Zunge, die sich auf den Oberkeil auflegt, und auf deren
                              vordern Theil eine Schraube mit Vorgelege drückt. Die in der Preßkammer bereits
                              befindliche, zu Steinen gepreßte Kohle, der sogen. Stöpsel, gibt den Widerstand für
                              den nachfolgenden neuen Preßstein ab. Zu beiden Seiten des Preßklotzes sind
                              Hohlbacken, welche behufs Erwärmung des Klotzes heißer Wasserdampf durchströmt.
                           Die gepreßte Kohle tritt, wie bereits bemerkt, in einem ununterbrochenen Strange aus
                              dem Preßmaul in eine vorgelegte Holzrinne und wird dann außerhalb des Gebäudes
                              entweder in bereit stehende Wagen oder in das Magazin geschoben, wobei die Maschine
                              ohne bemerkbare Ueberlastung den Preßsteinstrang 30 bis 40m weit fortschiebt.
                           Ein großer Vorzug des Frielendorfer Apparates gegenüber den bekannten Mulden-
                              und Tellerapparaten ist offenbar der, daß innerhalb des erstern keine sich
                              bewegenden Maschinentheile vorhanden sind, welche bei den letztern zu vielfachen
                              Stillständen und Reparaturen, sowie zur starken Staubbildung und zu
                              Explosionserscheinungen Anlaß geben. (Preusische Zeitschrift für Bergwesen etc.,
                              1876 S. 181.)
                           
                        
                           Einfluß der Waldungen auf die Regenmenge und die
                              Luftfeuchtigkeit.
                           Nachdem bereits festgestellt ist, daß die Regenmenge über Laubwaldungen größer ist
                              als in baumlosen Gegenden, hat L. Fautrat (Comtes rendus, 1876 t. 83
                              p. 514) nun auch gezeigt, daß die Fichten den
                              Wasserdampf der Luft noch stärker condensiren als Laubbäume. So betrug z.B. die
                              Regenmenge vom Juni 1875 bis Juli 1876 über einem Fichtenwalde 841mm, in 300m Entfernung von demselben über einer
                              Sandfläche dagegen nur 758mm. Von dieser
                              Regenmenge erhält der Boden der Waldungen nur 472mm, so daß also 369mm oder 43
                              Proc. des Regens von den Bäumen zurückgehalten wird. Wegen der größern
                              wasserhaltenden Kraft des Waldbodens und der schützenden Moosdecke wird trotzdem der
                              Waldboden mehr Wasser enthalten als der nicht mit Bäumen bestandene.
                           Hygrometrische Messungen ergaben ferner, daß der Feuchtigkeitsgehalt der Luft im
                              Fichtenwalde 20 Proc. höher ist als auf der erwähnten Sandfläche.
                           
                        
                           Durchsichtigkeit des Meerwassers.
                           Secchi versenkte im J. 1865 im Mittelländischen Meere
                              eine weiße Platte und fand die Grenze der Sichtbarkeit bei 43m; im Atlantischen Ocean hat De Pourtales
                              eine weiße Schüssel bis
                              50m Tiefe gesehen und Reclus bei Haiti nur bis 27m. Forel
                              (Naturforscher, 1876 S. 421) bestimmte in ähnlicher Weise die Grenze der
                              Sichtbarkeit für den Genfersee zu 6m,6 im
                              Sommer und 12m,7 im Winter bei reinem
                              Wasser.
                           Bei einer Luftballonfahrt am 21. August 1876 bemerkten Moret und Duruof, daß sie in der Nähe von
                              Cherbourg aus einer Höhe von 1700m genau
                              den Meeresgrund sehen konnten, so daß man sehr leicht ein Bild desselben hätte
                              entwerfen können, obgleich hier der Canal 60 bis 80m tief sein muß. (Comptes rendus, 1876 t. 83 p. 579.)
                           
                        
                           Zur Verfälschung der Nahrungsmitel.
                           Der deutsche Landwirthschaftsrath hat (nach den Industrieblättern, 1876 S. 418) in
                              seiner letzten Sitzung beschlossen, den Reichskanzler zu ersuchen: 1) die
                              Einzelregierungen zu veranlassen, die Organe der Strafrechtspflege in ihren Staaten
                              strengstens zu instruiren, daß die Bestimmungen der bestehenden Strafgesetze über
                              Fälschung und Betrug in Beziehung auf Lebensmittel, Weine, Biere etc.
                              unnachsichtlich überall da zur Geltung gebracht werden, wo dies irgend wie mit
                              Rücksicht auf Erfolg geschehen kann; 2) eventuell, wenn auf Grund der bestehenden
                              Gesetzgebung ein durchschlagender Erfolg nicht erzielt werden sollte, bei der
                              nächsten Revision des Strafgesetzbuches Rücksicht darauf zu nehmen, daß Fälscher und
                              Betrüger in Beziehung auf Lebensmittel und Getränke, sowie deren Complicen der
                              verdienten Strafe nicht entgehen.
                           
                        
                           Schutz des Weines vor den schädlichen Wirkungen der
                              Luft.
                           In Griechenland und der Türkei wird dem Most Terpentin zugesetzt; die Griechen und
                              Römer gossen zur Conservirung des Weines Oel auf die Oberfläche desselben.
                           Neßler (Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in
                              Baden, 1876 S. 148) empfiehlt zur Abhaltung der in der Atmosphäre enthaltenden Keime
                              statt Terpentin oder Oel Paraffin in folgender Weise anzuwenden.
                           In geschmolzenem Paraffin werden 2 Proc. Salicylsäure aufgelöst, dann werden
                              Stückchen Holz von 15mm Länge und etwa 2mm Dicke oder kleine Stückchen Kork damit
                              getränkt. Wirft man nach dem Erkalten diese getränkten Stückchen auf den Wein, so
                              breiten sie sich auf demselben aus und verhindern die Bildung von Kahm und
                              Essigpflänzchen.
                           Verschiedene Weine, die 4 Wochen lang in offenen Flaschen standen, blieben, mit
                              solchen Hölzchen bedeckt, vollständig unverändert, während dieselben Weine unter
                              sonst gleichen Verhältnissen ohne solche Hölzchen nach 8 Tagen ganz trüb und
                              schlecht waren. – Ist schon Kahm auf dem Wein, so bringt man die Hölzchen in
                              das Faß und gießt sorgfältig etwas Weingeist darauf. Die Pflänzchen werden durch
                              letztern getödtet, setzen sich zu Boden und der Wein wird durch jene Hölzchen vor
                              der Neubildung des Kahms geschützt. Für ein Faß von einigen Hektoliter werden die
                              Kosten 15 bis 20 Pf. nicht übersteigen.
                           
                        
                           Ueber die Gefahren, welche der Gesundheit des Menschen von
                              kranken Hausthieren drohen, und über die zu ihrer Bekämpfung gebotenen
                              Mittel.
                           Der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege hat auf seiner vierten
                              Versammlung in Düsseldorf nach dem umfassenden Referat von Prof. Bollinger und nach längern Discussionen folgende Thesen
                              angenommen.
                           1. Unter den zahlreichen Krankheiten der Hausthiere, welche die menschliche
                              Gesundheit auf verschiedenen Wegen bedrohen, sind außer einigen Parasitenkrankheiten
                              – Trichinen (1876 219
                              94) Finnen, Echinococcen – Milzbrand (1876 222 284) Rotz, die Pyämie und Sephthämie (Eiter- und Jauchevergiftung), die Vergiftung durch gewisse Medicamente, die Wuthkrankheit und die Tuberculose (Perlsucht) von besonderer hygienischer Bedeutung.
                           
                           2. Unter den Mitteln, die sich im hygienischen Interesse gegen die genannten, wie
                              gegen andere dem Menschen gefährliche Thierkrankheiten empfehlen, steht in erster
                              Linie die Hebung der wissenschaftlichen Thiermedicin. Da
                              nur wissenschaftlich durchgebildete Thierärzte, als sachverständige Techniker auf
                              diesem Gebiete der Sanitätspolizei berufen, eine ausreichende Gewähr für eine
                              erfolgreiche Bekämpfung der bezeichneten Gefahren zu bieten vermögen, begrüßt der
                              Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege alle auf dieses Ziel gerichteten
                              Bestrebungen und Fortschritte, besonders diejenigen, die sich auf Erhöhung der
                              Vorbildung, Verlängerung der Studienzeit und Verbesserung der Lehranstalten
                              beziehen.
                           3. Mit Rücksicht auf die wichtige und verantwortungsvolle Stellung der Thierärzte als
                              technischer Organe auf diesem Gebiete staatlicher Hygiene hat der Staat die
                              Verpflichtung, neben der Sorge für eine höchstmögliche wissenschaftliche Ausbildung
                              denselben einen speciellen Unterricht in Hygiene und Pathologie der menschlichen
                              Fleischnahrungsmittel zu bieten.
                           4. Zur Bekämpfung der Gefahren, welche durch die oben (1) bezeichneten
                              Thierkrankheiten der menschlichen Gesundheit erwachsen, sind neben der Sorge für
                              obligatorische Fleischbeschau und öffentliche Schlachthäuser hauptsächlich folgende
                              Maßnahmen geboten:
                           a. Gegenüber den bisherigen, meist unzureichenden
                              Beseitigungsarten der für den Menschen als gefährlich erkannten
                              Fleischnahrungsmittel ist für gründliche Vernichtung und absolute Unschädlichmachung
                              derselben Sorge zu tragen. Für größere Städte empfiehlt sich namentlich die
                              fabrikmäßige Verarbeitung der ganzen Thiercadaver und einzelner Fleischtheile zu
                              technischen Zwecken.
                           b. Bei der großen Bedeutung des Selbstschutzes gegen
                              einige der auf dem Wege des Fleischgenusses auf den Menschen übergehenden
                              Parasitenkrankheiten ist für möglichste Verbreitung von Kenntnissen über die
                              Gefahren und die Entwicklungsweise solcher Parasiten durch populäre Belehrungen,
                              Schullesebücher etc. zu sorgen.
                           c. Gegen die fortwährend zunehmende Verbreitung der Wuthkrankheit bei Menschen und Thieren sind einheitliche
                              energische und zweckentsprechende Maßnahmen für ganz Deutschland dringend geboten.
                              Als besonders wichtige Maßregeln empfiehlt der Deutsche Verein für öffentliche
                              Gesundheitspflege: α) Möglichste Verminderung der
                              Hunde durch hohe Hundesteuer. β) Zweckmäßige
                              Hundeordnung, wobei namentlich auf Bezeichnung jeden Hundes mit einer Marke, welche
                              den Namen des Besitzers und dessen Wohnort trägt, Rücksicht zu nehmen ist γ) Rücksichtslose Vertilgung aller wüthenden und
                              wuthverdächtigen Thiere, sowie der von denselben gebissenen Hunde und anderer dem
                              Menschen gefährliche Thiere (Katzen, Füchse). δ)
                              Verlängerung der Contumazzeit bei Wuthausbruch für die Dauer der Gefahr. ε) Volle Verantwortlichkeit der Hundebesitzer für
                              alle Folgen des Hundebisses.
                           d) Mit Rücksicht auf die große Häufigkeit und Bedeutung,
                              welche der Rindstuberculose (Perlsucht) in verschiedener Richtung zukommt, erscheint
                              es in hohem Grade wünschenswerth, statistische und sonstige Erhebungen über das
                              Vorkommen und die Verbreitung dieser Rinderkrankheit anzustellen, wobei gleichzeitig
                              auf eine möglichste Sammlung aller Erfahrungen und Beobachtungen Bedacht zu nehmen
                              ist, die sich auf die Aetiologie dieser Krankheit, sowie auf die Schädlichkeit und
                              Unschädlichkeit von Fleisch und Milch tuberculöser Thiere für den Menschen beziehen.
                              Außerdem sind ausgedehnte und sorgfältige Versuche über die Frage von der
                              Infectionsfähigkeit derartigen Fleisches und der Milch dringend geboten.
                              –
                           Zur These 1 bemerkt der Referent, daß die Hülsenblasenwürmer (Echinococcen) bei den
                              Menschen und Thieren sehr häufig vorkommen. Er hat gefunden, daß in Mitteleuropa auf
                              10000 Sectionen doch 50 Menschen mit Echinococcen behaftet sind. Der
                              Hülsenblasenwurm ist der Jugendzustand eines Bandwurms (des dreigliedrigen
                              Bandwurms), der im Hundedarm wohnt. Die reifen Bandwurmglieder gehen im Koth nach
                              außen ab; der Hundekoth wird allenthalben zerstreut, unsere Hausthiere nehmen mit
                              dem Futter die Keime auf, in ihrem Magen entwickelt sich aus dem Bandwurm-Ei
                              ein Embryo; derselbe bohrt sich durch die Magenwand durch und entwickelt sich in der
                              Leber, Lunge oder andern Organen zum Hülsenblasenwurm. Es ist also das Verhältniß
                              des Hülsenblasenwurms zum Hundebandwurm ähnlich wie das der Schweinefinne zum
                              Menschenbandwurm. Der Mensch bekommt die Krankheit ganz auf dieselbe Weise wie die
                              Wiederkäuer. Indem der Mensch mit dem Hunde näher verkehrt, indem er den Hund küßt,
                              oder indem er mit den Speisen das Bandwurm-Ei aufnimmt, inficirt er sich. Die
                              Echinococcus- oder Hülsenwurmkrankheit ist nach seinen Erfahrungen die
                              dritthäufigste Krankheit unter den Hausschlachtthieren. Indem nun solche Organe
                              kranker Thiere, die von den Fleischbeschauern confiscirt worden sind, den Hunden als
                              Futter vorgeworfen werden, inficiren sich diese mit dem Scolex und aus diesem Scolex
                              entwickelt sich der dreigliedrige Hundebandwurm (Taenia
                                 Echinococcus). So schaffen wir fortwährend neue Herde für die Infection,
                              und die Aufgabe einer richtigen Fleischbeschau wäre es, solche gefährliche Dinge
                              sicher zu vernichten, denn, wenn wir den Hundebandwurm seltener machen, so werden
                              wir auch die Erkrankungen der Menschen entsprechend verringern. Ueber die
                              Gefährlichkeit dieser Parasitenkrankheit bemerkt er noch, daß die Hälfte der
                              erkrankten Menschen im Laufe der ersten fünf Jahre zu Grunde geht. In Island, wo
                              Hunde überaus zahlreich sind, ist auch diese Krankheit so häufig, daß nach
                              verschiedenen Angaben 1/5 bis 1/6, in andern Gegenden 1/50 der Bevölkerung an der
                              Krankheit leidet und theilweise auch daran zu Grunde geht. Man hat deshalb
                              neuerdings dort gegen die Vermehrung der Hunde energische Maßregeln ergriffen.
                           
                        
                           Zur Geschichte der Salicylsäure.
                           In einer kleinen Broschüre: Der Rechtsstreit in der Patentangelegenheit betreffend
                              die Salicylsäure zwischen der Chemischen Fabrik auf Actien (vormals E. Schering) in Berlin und Prof. H. Kolbe (Berlin. Polytechnische Buchhandlung) führen E. Schering und F. Holtz aus, daß
                              H. Kolbe bereits im J. 1860 Versuche veröffentllicht
                              habe, aus denen hervorgehe, daß durch Einwirkung von Kohlensäure auf erhitztes
                              Phenyloxydnatron Salicylsäure entsteht, daß aber die genannte Fabrik trotzdem
                              polizeilich gehindert werde, Salicylsäure (auf deren Erzeugung Prof. Kolbe am 16. April 1874 ein preußisches Patent erlangte)
                              auf diese Weise zu fabriciren.
                           Heyden gibt in einer Broschüre: Zur Streitfrage über das
                              Kolbe'sche Salicylsäure-Patent (Berlin, Zahn's Verlag) eine Entgegnung, auf welche hier nur
                              verwiesen werden kann.
                           
                        
                           Zur Ausführung der Jodstärkereaction.
                           Bekanntlich wird die Jodstärkereaction durch einige Salze geschwächt, ja selbst
                              völlig gehindert. Gelegentlich der Untersuchung einer Butter auf eine Verfälschung
                              mit Stärkemehl hat nun E. Puchot (Comptes rendus, 1876 t. 83 p. 225) gefunden, daß auch Albumin, die Molken von
                              geronnener Milch und ähnliche stickstoffhaltige Substanzen die Jodstärkefärbung
                              verhindern, wenn man nicht einen großen Ueberschuß an Jod zusetzt.
                           
                        
                           Darstellung von Jodkalium.
                           Pellagri fand, daß eine verdünnte Lösung von jodsaurem
                              Kalium durch Schütteln mit Eisenfeile, namentlich in der Wärme, vollständig in
                              Jodkalium übergeführt wird, ohne daß Eisen gelöst oder Jod in den Niederschlag
                              übergeführt würde. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 1875 S.
                              1357.)
                           Chiappe und Mallesci (daselbst
                              1876 S. 1126) zeigen nun, daß dieses Verfahren auch zur Darstellung von Jodkalium im
                              Großen anwendbar sei. Auch Jodnatrium könne in dieser Weise vortheilhaft fabrikmäßig
                              erhalten werden. Würde ähnlich wie bei der Darstellung von Jodkalium ein Gemenge von
                              Jodnatrium und Natriumjodat für sich allein, oder auch mit Kohle geglüht, so trete
                              ein sehr bedeutender Jodverluft ein.
                           
                        
                           
                           Flüchtigkeit des Nitroglycerins im Dynamit.
                           Hauptmann F. Heß hat zur Bestimmung des Verlustes, welchen
                              Dynamit durch Verdunstung von Nitroglycerin erleidet, zwei Proben Dynamit, welche
                              seit 1871 (I) und 1872 (II) in leicht verschlossenen Gläsern bei gewöhnlicher
                              Temperatur gestanden hatten, untersucht: Er fand:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 223, S. 444
                              Nitroglycerin; Kieselguhr;
                                 Feuchtigkeit
                              
                           (Mittheilungen des technischen und administrativen
                              Militär-Comité zu Wien über Gegenstände des Artillerie- und
                              Geniewesens.)
                           
                        
                           Substitution des Anilins im Anilinschwarz durch andere
                              Alkaloide; von Ch. Lauth.
                           Werden an Stelle des Anilins, wie dasselbe in den Vorschriften für Anilinschwarz mit
                              chlorsaurem Salz und Metall-, speciell Kupfersalz vermischt wird, andere
                              Alkaloide derselben Oxydation unter den gleichen Bedingungen ausgesetzt, so gibt das
                              Nitranilin ein Dunkelchamois von verschiedentlicher, mitunter resedafarbiger
                              Nüancirung. Benzylenphenylamin liefert ein Schwarz, desgleichen Phenylendiamin, und
                              zwar scheint letzteres Schwarz bei Berührung mit Säuren sehr wenig grün zu werden.
                              Toluylendiamin gibt, je nachdem für die Zerlegung der Chlorsäure eine
                              Kupfer-, Eisen-, Chrom- oder Zinnverbindung gewählt worden ist,
                              eine Reihe von echten braunen, cachou- und modefarbigen Tönen; ebenso
                              entwickeln Gemenge von Naphtylamin und Toluylendiamin eine beliebig große Auswahl
                              der verschiedensten Nüancen auf Baumwollgeweben. (Nach dem Bulletin de Mulhouse, 1876 S. 529.) Kl.
                           
                        
                           Analyse fossiler Knochen.
                           In der Höhle südlich von Olkusz bei dem Dorfe Wierzbanowice in Russisch-Polen
                              findet sich in einer erdig kalkigen Masse eine große Menge fossiler Knochen des
                              Höhlenbären (ursus speläus). Ein Oberschenkelknochen
                              hatte nach Krocker (Der Landwirth, 1876 S. 458) folgende
                              Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Feuchtigkeit
                                   7,27
                                 
                              
                                 Organische Substanz
                                   7,53 mit 0,79 Proc. Stickstoff.
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 46,37
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,11
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   4,33
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 34,18
                                 
                              
                                 Fluor, Eisen
                                 Spuren
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,79.
                                 
                              
                           
                        
                           Berichtigungen. Auf Tafel VII sind die Namen Higgs und Bourbouze (Fig. 9 und 10) zu
                              vertauschen. – S. 345 in Tabelle VI ist neben 5,5770 Zoll statt 161mm,733 zu setzen 141,656.