| Titel: | Ueber fabrikmässige Gewinnung von Lithium und seiner Begleiter Rubidium und Cäsium aus dem Lepidolith; von Dr. Heinrich Peterson. | 
| Autor: | Heinrich Peterson | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 176 | 
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                        Ueber fabrikmässige Gewinnung von Lithium und
                           								seiner Begleiter Rubidium und Cäsium aus dem Lepidolith; von Dr. Heinrich Peterson.
                        Peterson, über Lithiumgewinnung aus dem Lepidolith.
                        
                     
                        
                           Wohl selten dürfte einem Mineral in so hohem Maße die Aufmerksamkeit und das
                              									Interesse der Chemiker zu Theil geworden sein, wie grade dem Lepidolith. Viele haben
                              									sich mit dem Studium desselben befaßt und Methoden zur Gewinnung von Lithium
                              									angegeben; leider aber haben sich diese nur von untergerordnetem Werthe für den
                              									Praktiker erwiesen. Die große Anzahl der bis heute veröffentlichten Angaben über
                              									Aufschließung und Verarbeitung des Lepidolithes leidet nämlich an zwei die
                              									praktische Ausführung nicht zulassenden Hauptübeln: an dem allzu großer
                              									Umständlichkeit, noch mehr aber daran, daß auf die im Lepidolith enthaltene Thonerde
                              										Die Filsinger-Schering'sche Methode (1876
                                    												222 271) erstreckt sich zwar auf die
                                    											Gewinnung der Thonerde und zeigt eben hierin mit meiner mehrere Jahre
                                    											hindurch fabrikmäßig ausgeführten Lithumgewinnung Aehnlichkeit; im Uebrigen
                                    											aber leidet sie an allen Schwierigkeiten der bis dahin veröffentlichten
                                    											Methoden von Jaß
                                    											Müller, Hauer, Schrötter u. A. nie die gebührende
                              									Rücksicht genommen wurde. Die hohe Bedeutung derselben erhellt am besten aus dem
                              									Vergleiche der Analysen des Lepidolithes und des Haardter Thones, welch letzterer in
                              									der Fabrik von Chr. Fikentscher zu Zwickau in Sachsen auf
                              									Kalialaun im großen Style verarbeitet wird.
                           
                              
                                 
                                 Lepidolith.
                                 Haardter Thon.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 28,54
                                 Proc.
                                 27,02
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 50,39
                                 Proc.
                                 66,81
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,73
                                 Proc.
                                 3,35
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Erdalkalien
                                 1,52
                                 Proc.
                                 0,80
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 etwa 16,00
                                 Proc.
                                 etwa 2,00
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 2 bis 3,00
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                           Aus diesen Analysen entnehmen wir zunächst die große chemische Verwandtschaft beider
                              									Rohstoffe und, wenn man von den Preisen derselben absieht, die ungleich bessere
                              									Eignung des Lepidolithes zur Alaunbereitung vermöge seines größern Reichthums an
                              									Thonerde und Alkalien, beziehungsweise wegen seines geringern Gehaltes an
                              									Kieselsäure und Eisenoxyd.
                           Der Umstand, daß sich der Haardter Thon nicht unbeträchtlich billiger stellt und
                              									durch seine physikalischen Eigenschaften leichtere Verarbeitung zuläßt, kann uns
                              									keinesfalls hindern, für die Ausbeutung des Lepidolithes ein Verfahren zu wählen,
                              									das außer vielen andern Vortheilen noch den der besten Verwerthung des
                              									Gesammtgehaltes an Thonerde  bietet. Es befürwortet sich die Einhaltung der Fikentscher'schen Alaungewinnungsmethode von selbst, wenn
                              									man ins Auge faßt, daß der hierbei als Nebenproduct gewonnene Kalialaun die Kosten
                              									der Aufschließung vollkommen deckt.
                           Alle Chemiker, welche die verschiedensten Methoden über Verarbeitung des Lepidolithes
                              									mitgetheilt haben, betrachten die Thonerde als einen unwillkommenen Gast und scheuen
                              									weder Mühe noch Kosten, dieselbe sammt den Erdalkalien, dem Mangan und Eisen
                              									auszuscheiden.
                           Um nun auch die Thonerde des Lepidolithes zu verwerthen, wird letzterer in einem
                              									gewöhnlichen Flammofen zunächst zu Glas geschmolzen. Gute Construction des Ofens vorausgesetzt, geht das Schmelzen des Steines
                                    											leicht von Statten, wenn man ohne Unterbrechung heizt und die Hitze nicht
                                    											zum Abdampfen oder sonstigen Arbeiten benutzt. Wenn der Ofen einige Zeit
                                    											einmal in Betrieb steht, kann man bei einem Verbrauch von etwa 6 Ctr. Kohle
                                    											5 Ctr. gebrochenen Stein alle 2 Stunden gar schmelzen. Die mit
                              									eisernen Krücken aus dem Ofen geschaffte Schmelze wird mit kaltem Wasser geschreckt,
                              									damit sie spröde und zum nachfolgenden Zerkleinern geeigneter werde. 100 Th. des
                              									durch Stampfen und Schlämmen in feinstes Pulver verwandelten Glases, dessen
                              									Thonerdegehalt zur Umbildung in Alaun an concentrirter Schwefelsäure 88 Th.
                              									erfordert, werden, da außer der Thonerde im Glase noch etwa 16 Proc. Alkalien dem
                              									Angriffe der Säure dargeboten werden, mit dem gleichen Gewichte Schwefelsäure von
                              									66° B. unter Anwendung von Dampfwärme und unter beständigem Umrühren in einer
                              									mit Blei ausgekleideten Wanne mehrere Stunden lang behandelt. Der vor dem Erstarren
                              									in besondere Tröge gebrachte Brei wird zur weitern
                              									Einwirkung der Säure 24 Stunden bei Seite gestellt, alsdann mit vielem Wasser
                              									längere Zeit unter fortwährendem Umrühren gekocht; die noch heiße Um empfindliche Verluste an Cäsiumalaun zu vermeiden, darf man die
                                    											Flüssigkeit nicht abkühlen lassen. Flüssigkeit von dem nach
                              									halbtägiger Ruhe verdichteten Sedimente abgezogen oder besser sofort nach
                              									Einstellung des Kochens durch bleierne Filterpressen (System Wegelin und Hübner, Maschinenfabrik in Halle)
                              									filtrirt, wieder ausgekocht und abermals filtrirt. Die vereinigten Flüssigkeiten
                              									werden nun in mit Dampf geheizten Bleipfannen rasch auf 40° B. eingedampft
                              									und zur Krystallisation in flache Bleibottiche gebracht, worin sich nach
                              									vollständigem Erkalten alles Rubidium und Cäsium, mit nur wenig Kalium verunreinigt,
                              									als Alaun abscheidet.
                           In dieser Form wird, wie Redtenbacher mitgetheilt, ihre
                              									Trennung durch öfteres Umkrystallisiren viel leichter bewerkstelligt, wie in Form
                              									von Platindoppelsalzen. Die von den auskrystallisirten Alaunen getrennte Mutterlauge
                              									wird, um die in überschüssiger Schwefelsäure darin gelöste Thonerde  in Kalialaun überzuführen, mit
                              									der nöthigen Menge einer abgekühltenUm die Bildung von unlöslichem basischem Alaun zu verhindern.,
                              									concentrirten Potaschelösung unter Umrühren versetzt. Bei sorgfältig ausgeführten
                              									Vorarbeiten ist annähernd der 4. Theil des angewendeten Glases an trockner Potasche
                              									erforderlich. Der hierbei entstehende, nur mit Spuren von Eisen verunreinigte
                              									Kalialaun scheidet sich während des Erkaltens nahezu vollständig in Mehlform aus.
                              									Die von diesem abgezogene, noch saure Mutterlauge wird nun stark verdünnt und behufs
                              									Abscheidung des letzten Antheiles an Thonerde mit der nöthigen Menge Potasche so
                              									lange digerirt, als eine abfiltrirte Probe mit Ammon noch Reaction zeigt. Die von
                              									der Thonerde völlig befreite Flüssigkeit wird filtrirt, auf 35° B.
                              									eingedampft, wobei sich alles noch vorhandene schwefelsaure Kali und ein großer
                              									Theil des schwefelsauren Natrons (als wasserfreies Salz) ausscheidet. Die von diesen
                              									Salzen nach dem Erkalten abgegossene Mutterlauge wird wieder erwärmt und mit
                              									gepulverter, thonerdefreier Soda bis zur möglichsten Ausscheidung des Lithiums
                              									versetzt. Die Ueberführung der Sulfate in Chloride mittels Ba
                                       												Cl2 kann ich nicht
                                    										empfehlen.
                           Die geringe Menge des durch Soda unausfällbaren Lithiums wird aus der mit Ammon
                              									versetzten Mutterlauge mittels phosphorsauren Natrons gefällt, das phosphorsaure
                              									Lithium durch Glühen mit Aetzkalk in Aetzlithium verwandelt, dieses durch Kochen mit
                              									Wasser ausgelaugt und, wie angegeben wird, weiter behandelt.
                           Das mittels Soda gefällte, mit Eisen, Calcium und Magnesium im geringen Grade, mit
                              									schwefelsaurem Natrium ziemlich stark verunreinigte Lithiumcarbonat wird in der
                              									nöthigen Menge heißen Wassers gelöst und mit Kalthydrat kausticirt. Die vom
                              									unlöslichen Calcium- und Magnesiumcarbonate, bezieh, vom Calciumphosphate
                              									abgezogene kaustische Lithiumlauge dampft man schließlich auf 40° B. ein,
                              									überläßt sie dem freiwilligen Klären und fällt aus der klaren, wieder erhitzten
                              									Lösung alles Lithium mit reinem, verwittertem Natriumcarbonat. Der so erhaltene
                              									Niederschlag wird vorerst mit wenig Wasser, dann mit Alkohol gewaschen, gepreßt und
                              									getrocknet. Die nach dem Ausfällen des Lithiums verbleibende Aetznatronlauge kann
                              									für verschiedene Zwecke verwendet werden. Das auf diese Weise gewonnene
                              									Lithiumcarbonat ist vollkommen rein, locker, blendend weiß und färbt die
                              									Spiritusflamme prächtig purpurroth.
                           Wer die Schwierigkeiten kennen gelernt, mit welchen man aus dem nach andern Methoden
                              									dargestellten Lithiumcarbonate die vom Käufer  nicht geduldete Verunreinigung mit Chlor oder
                              									Schwefelsäure beseitigt; wer überdies die erheblichen, unvermeidlichen Verluste an
                              									Präparat kennt, welche durch das nothwendig öfter zu wiederholende Auswaschen
                              									desselben herbeigeführt werden, wird meine Methode berücksichtigen, nach welcher man
                              									nahezu den Gesammtgehalt an Lithium, Rubidium und Cäsium, ich möchte sagen, mit
                              									einem Schlage rein erhält, nach welcher außerdem die bisher unbeachtet gebliebene
                              									Thonerde des Lepidolithes, sowie das zur Arbeit verwendete Natrium und Kalium in
                              									sehr gesuchten Formen nutzbar gemacht wird. Zur Erzielung größtmöglicher Ausbeute
                              									ist es selbstverständlich unerläßlich, daß man feinstes Pulver des vollständig zu
                              									Glas geschmolzenen Lepidolithes in Arbeit zieht und bei der Behandlung desselben
                              									jede gebotene Vorsicht streng beachtet.