| Titel: | Ueber Erzeugung und Verwendung comprimirter Luft als Betriebsmittel; von Ingenieur Hermann Freyn. | 
| Autor: | Hermann Freyn | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 353 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        
                        Ueber Erzeugung und Verwendung comprimirter Luft
                           								als Betriebsmittel; von Ingenieur Hermann
                              									Freyn.
                        Schluß von S. 243 dieses Bandes.
                        Freyn, über comprimirter Luft als Betriebsmittel.
                        
                     
                        
                           Nennen wir T0 (= t0 + 273) die absolute
                              									Temperatur er Luft bei Compressionsbeginn und setzen sie vorläufig gleich der
                              									absoluten Temperatur der Außenluft und auch gleich der absoluten Temperatur der
                              									comprimirten Luft in der Luftleitung; T die absolute
                              									Temperatur der Luft im Compressor bei der beliebigen Spannung p (Atmosphären absolut), während p0 der Temperatur T0 entspricht und v0, und v die
                              									gleichzeitigen specifischen Volume, ferner x = 1,41 das
                              										VerhältnißAus typographischen Rücksichten ist hier x statt
                                    											des üblichen Zeichens x gesetzt worden.D. Red der Wärmecapacitäten der
                              									atmosphärischen Luft bei constantem Druck und constantem Volum, so gilt die
                              									Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 353
                              
                           Wir nehmen nun an, die Saugventile eines Compressors vom Hübe
                              										S hätten sich geschlossen, der Kolben stehe im
                              									Anfang des Hubes, um im nächsten Augenblicke die Compression zu beginnen; der
                              									Compressor enthalte atmosphärische Luft von der Spannung p0, der Temperatur t0 (abs. T0 = 273 + t0), dem specifischen Volum v0. Nun beschreibe der Compressorkolben
                              									den Weg s und es trete dabei die Spannung der Luft p ein, wobei ihre Temperatur t (abs. T = 273 + t), ihr specifisches Volum v sei. Setzen wir
                              									noch die Cylinderwandungen als wärmedicht voraus, so ist nach Gleichung (13) Textabbildung Bd. 224, S. 353 weil aber v0/v = Textabbildung Bd. 224, S. 353, so wird
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           Es ist also s der Weg, welchen der
                              									Kolben beschreiben muß, damit die Spannung der Luft von p0 auf p
                              									steige. Rückt nun der Kolben noch um ds vor, so ist dazu die Arbeitsgröße pds = da pro Querschnittseinheit nothwendig; aus
                              									Gleichung (14) ist nun
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           also Textabbildung Bd. 224, S. 354
                           und die von s = 0 bis s = s, bezieh, von p = p0 bis p = p verbrauchte Compressionsarbeit:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           Sobald die Luft die Spannung p erreicht hat, mögen sich
                              									die Druckventile öffnen; dann beschreibt der Kolben den Rest des Hubes = S - s unter dem constanten
                              									Gegendruck p unter einem Arbeitsaufwande:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           Gleichung (14) eingeführt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           Es ist somit die totale, während des ganzen Hubes
                              									aufgebrauchte Compressionsarbeit pro Querschnittseinheit:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           daraus folgt die mittlere Spannung im Compressor:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 354
                              
                           
                           Ferner ist mit Zuhilfenahme der Gleichungen (13) und (14) das
                              									Compressionsverhältniß:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 355
                              
                           Durch Substitution von (13) in (17) wird
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 355
                              
                           Die Arbeitsleistung der Volldruckarbeitsmaschine ist wieder a =(p - 1) f S,
                              									der Arbeitsverbrauch des Compressors A = (pm - 1) F S, somit der Wirkungsgrad der ganzen Anlage Textabbildung Bd. 224, S. 355, und wenn wir annehmen, daß sich die comprimirte Luft bis auf die
                              									Temperatur der angesaugten abgekühlt habe, so ist f/F =
                                 										1/p, also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 355
                              
                           Führen wir außerdem noch ein
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 355
                              
                           worin also Pm die mittlere effective Luftspannung auf der Compressionsseite
                              									bei Constanterhaltung der Temperatur während der Compression und pm dieselbe Größe bei
                              									Erwärmung nach der Poisson'schen Gleichung bedeuten; erwägen wir nun daß die
                              									Compressorquerschnitte für beide Annahmen und für gleiche Spannung und
                              									Anfangstemperatur der Luft gleich groß sein werden, daß somit Pm und pm proportional sind Arbeitsaufwänden beider
                              									Compressoren, so hat ξ = Pm/pm folgende Bedeutung: ξ ist nichts anders, als das Maß der
                              									Herabsetzung des Wirkungsgrades einer Compressionsanlage, hervorgerufen durch die
                              									während der Compression stattfindende Erwärmung der Luft und zugleich der
                              									Wirkungsgrad einer Compressionsanlage mit Erwärmung der Luft, bezogen auf eine
                              									Anlage ohne solche bei der Compression. Jene Effectivspannungen Pm und pm sowie die Werthe der
                              									Gleichungen (18) bis (21) wurden für verschiedene Luftspannungen in nachstehender
                              									Tabelle übersichtlich zusammengestellt, der Wirkungsgrad η außerdem auf den
                              									Wirkungsgrad (η2) einer Compressionsanlage
                              									mit p = 2at absolut bezogen (Zeile e) und dabei p0 = 1, t0 = 0 gesetzt.
                           
                           Tabelle IV
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 356
                              p =; 1½; 2; 2½; 3;
                                 										3½; 4; 4½; 5; 5½; 6at absolut; pm =; a; Pm =; b; ξ =; c; η =; d; η/η2 =; e; 1 - s/S =; f; T/T0 =; g; t =; h
                              
                           Zeile a und b dieser Tabelle zeigen,
                              									daß die mittlere effective Compressionsspannung bei stattfindender Erwärmung immer
                              									größer ist als bei Constanterhaltung der Temperatur, und Zeile c, daß dies in um so höherm
                              									Maße der Fall ist, je höher die gewählte Spannung; außerdem machen dieselben Zahlen,
                              									wie erwähnt, die Herabsetzung des mechanischen Wirkungsgrades einer
                              									Compressionsanlage ersichtlich, wie sie durch die Temperaturerhöhung bei der
                              									Compression hervorgerufen wird, und es beträgt der Mehraufwand an Arbeit z. B. bei
                              										4at absolut schon
                              									23 Proc. Es erklärt sich dies dadurch, daß die gewünschte Luftspannung bei
                              									Temperaturerhöhung schon früher erreicht wird als ohne solcher, so daß der
                              									Compressorkolben im ersten Falle einen größern Theil des Hubes unter dem
                              									Maximalgegendruck zurücklegt als im zweiten (Zeile f); so betragen diese Kolbenwege bei 4at absolut 37,4
                              									bezieh. blos 25 Proc. Daraus folgt aber keineswegs eine erhöhte Luftlieferung; denn
                              									das angesaugte und somit gedrückte Luftgewicht bleibt bei gleicher Anfangstemperatur
                              									dasselbe und sein Volum, bei gleicher Temperatur am Ende der Luftleitung, ebenfalls
                              									dasselbe.
                           Zeile d gibt den
                              									Wirkungsgrad der Compressionsanlagen ohne Wärmeentziehung bei der Compression an; er
                              									ist stets wesentlich niedriger als dort, wo die Temperatur constant erhalten wird,
                              									und um so geringer, je höher die gewählte Spannung. Schon bei 3at absoluter
                              									Luftspannung geht nahe die Hälfte der Effectivleistung der Betriebsmaschine
                              									verloren, bei 6at fast
                              									⅔, bei 2at
                              									etwas über ⅓.
                           Zeile e zeigt uns das
                              									Verhältniß, in welchem die Wirkungsgrade von Compressionsanlagen bei verschiedenen
                              									Spannungen der Luft zum Wirkungsgrade einer Anlage mit 2at stehen (beide ohne Wärmeabfuhr),  und wir sehen, daß wir
                              									fast 33 bezieh. 46 Proc. an Betriebskraft ersparen, wenn wir statt 4 bezieh. 6at Luftspannung blos
                              										2at anwenden.
                           Zeile h, enthält jene
                              									Temperaturen, welche die Luft bei der Compression annehmen müßte, wenn ihre
                              									Anfangstemperatur t0 =
                              									0, die Cylinderwandungen wärmedicht wären und auch sonst keine Abkühlung einträte;
                              									weil aber die Lufttemperaturen bei Compressionsbeginn bedeutend über 0°
                              									liegen, so würden die berechneten noch weit höher sein. Es ist nun nicht zu läugnen,
                              									daß so hohe Temperaturen schon darum nicht erreicht werden, weil die Cylinderwände
                              									eben die Wärme leiten; man will sie auch in der Praxis bei halbwegs geordnetem
                              									Betriebe zum Vortheile der Dauerhaftigkeit der Maschine nicht erreichen und kühlt
                              									darum Cylinder, häufig auch Kolben, mittels jenen um-, diesen
                              									durchströmendem, oft auch noch die Luft (beim Ansaugen oder bei der Compression)
                              									mittels einspritzenden Wassers und erreicht dadurch zugleich einen bessern
                              									Wirkungsgrad der Anlage. Es wird aber dennoch die comprimirte Luft erheblich wärmer
                              									sein als die Außenluft; bei mangelhafter oder fehlender Kühlung wird ihre Temperatur
                              									sogar die Ziffern der Zeile h erreichen können — um so mehr, als die Vorgänge im
                              									Compressor selbst auf eine Erwärmung der angesaugten Luft hinwirken, deren
                              									Temperatur ja die der comprimirten wesentlich beeinflußt. Diese Erwärmung ist
                              									erklärlich, wenn man erwägt, daß die Luft in denselben Raum angesaugt wird, welchen
                              									die erwärmte, comprimirte Luft eben verlassen hat; Cylinderwandungen und Kolben,
                              									sowie die metallenen Saugventile werden sich bei der Compression erwärmt haben, im
                              									schädlichen Raume wird comprimirte Luft von höherer Temperatur zurückgeblieben sein
                              									und die neu zutretende wird sich unter all diesen Einflüssen sofort erwärmen,
                              									wodurch auch die Compressionstemperatur eine Erhöhung erfährt. Es darf daher
                              									keineswegs überraschen, wenn Fälle in der Praxis vorkommen, wo die auf 4 bis 4at,5 absolut
                              									comprimirte Luft Temperaturen bis 130°, das Druckventilgehäuse außen
                              									70° Wärme zeigt. Es wird eben in dieser Richtung aus verschiedenen Ursachen
                              									häufig gefehlt, so daß die Annahme x = 1,41 in manchen
                              									Fällen der Praxis sehr nahe erreicht wird, und es auch gerechtfertigt erscheint, auf
                              									die kolossalen Nachtheile solcher Mängel rechnungsmäßig hinzuweisen.
                           Die unmittelbare Folge der Temperaturerhöhung ist also eine Herabsetzung des mechanischen Wirkungsgrades der Compressionsanlage, die
                              									um so empfindlicher wird, je höher die gewählte Spannung war. Es hat aber die
                              									Erwärmung der angesaugten Luft noch einen weitern Uebelstand im Gefolge, der einer
                              									Herabsetzung des aerodynamischen Effectes gleichkommt.
                              									Würde nämlich die Temperatur der  Luft bei Compressionsbeginn (Tc = 273 + tc), wie wir bisher annahmen, wirklich
                              									gleich sein der Temperatur der angesaugten Luft vor den Saugventilen (Ta = 273 + ta), so wäre der
                              									Compressor mit Luft von gleicher Dichte, wie sie die äußere besitzt, somit von
                              									Maximaldichte gefüllt, und diese würde, comprimirt und auf ihrem Wege abgekühlt, in
                              									der Luftleitung ein gewisses (Maximal-) Volum V
                              									einnehmen, das nur von ihrer Spannung und Temperatur (nahe gleich der Lufttemperatur
                              									um die Leitung herum) abhängt. Hat aber die Luft bei Compressionsbeginn eine höhere
                              									Temperatur, somit geringere Dichte, so wird der Compressor ein geringeres
                              									Luftgewicht enthalten, welches auf denselben Zustand in der Luftleitung wie vordem
                              									reducirt, dort ein geringeres Volum V1 einnimmt, und es wird sein V1/V = Ta/Tc; weil nun für den
                              									Betrieb der Arbeitsmaschine blos Volum und Spannung maßgebend sind, die Dichte der
                              									Luft aber gleichgiltig ist, so bedingt jene Erwärmung der Luft beim Ansaugen durch
                              									den Compressor eine Verminderung des zum Betriebe der Arbeitsmaschinen bestimmten
                              									und benöthigten Luftvolums im Verhältniß der absoluten Temperaturen der Luft bei
                              									Compressionsbeginn und jener des Raumes, aus welchem der Compressor ansaugt, setzt
                              									somit den Wirkungsgrad der Anlage im selben Verhältniß herab.
                           Setzen wir letztere Temperatur als constant voraus, so wird jene Effectsherabsetzung
                              									an sich nur abhängig sein von der erstern, und da diese durch eine gesteigerte
                              									Kühlung auf ein von der Spannung unabhängiges Maß herabgesetzt werden kann, so ist
                              									obige Herabsetzung des aerodynamischen Effectes im Allgemeinen von der Spannung
                              									unabhängig und als eine Function der Kühlung anzusehen. Wenn wir nun annehmen, es
                              									sei die Temperatur der angesaugten Luft vor ihrem Eintritt in den Compressor ta = 20° (Ta = 293) und die
                              									Temperatur, die sie während des Ansaugens bis zum Schließen der Saugventile
                              									angenommen hat, also unmittelbar bei Compressionsbeginn, und nur von der
                              									eingeleiteten Kühlung abhängig:
                           
                              
                                 
                                    tc
                                    
                                 =
                                 20
                                 30
                                 40
                                 50
                                 60
                                 70
                                 80
                                 90
                                 100°,
                                 
                              
                                 so wird
                                 
                                 
                              
                                 Ta/Tc = V1/V
                                 =
                                 1,0000,
                                 0,9670,
                                 0,9361
                                 0,9071,
                                 0,8800,
                                 0,8542,
                                 0,8300,
                                 0,8071,
                                 0,7855.
                                 
                              
                           Nimmt man jedoch bei verschiedenen Compressionsgraden eine
                              									gleiche mittlere Kühlung an, so wird die Temperatur der angesaugten Luft bei
                              									Compressionsbeginn allerdings mit eine Function der Spannung werden, somit auch der
                              									aerodynamische Effect des Compressors, und man wird sagen dürfen, daß dieser mit
                              									steigender Spannung sinken werde, weil sich  — jene gleichförmige Kühlung vorausgesetzt
                              									— bei höherer Spannung wohl auch eine höhere Temperatur der angesaugten Luft
                              									einstellen wird.
                           Welch eine ungünstige Wirkung eine mangelhaft angelegte oder nachlässig gehandhabte
                              									Kühlung des Compressors, bezieh. der Luft sowohl beim Ansaugen, wie bei der
                              									Compression ausübt, ist nach allem Vorangegangenen unzweifelhaft: das erste setzt
                              									den aerodynamischen Effect des Compressors herab, das zweite den mechanischen
                              									Effect, und zwar geschieht dies in um so höherm Maße, je höher die gewählte
                              									Luftspannung ist.
                           Vorstehende Untersuchung führt aber noch zu einem weitern Resultat. Wir nahmen
                              									nämlich an, daß sich die comprimirte Luft auf ihrem Wege zur Arbeitsmaschine auf die
                              									Temperatur der die Luftleitung umgebenden Luft abkühle; dabei hat sie eine gewisse
                              									Dichte, welche um so höher ist, je niedriger bei gleicher Spannung ihre Temperatur,
                              									so daß das zur Verfügung stehende Luftvolum um so geringer ist, je niedriger die
                              									Lufttemperatur, bezieh. je niedriger die Temperatur der die Rohrleitung umgebenden
                              									Luft. Für die Arbeitsmaschinen ist aber blos Spannung und Volum der zugeführten
                              									Arbeitsluft von Wesenheit, ihre Dichte ganz gleichgiltig; es muß also jede
                              									Verdünnung derselben bei Constanthaltung der Spannung, somit also Volumsvermehrung,
                              									direct als Gewinn erscheinen — als eine Arbeitsansammlung, die mit Rücksicht
                              									auf ihre leichte Erreichbarkeit geradezu geschenkt ist. Man braucht eben blos die
                              									comprimirte Luft auf ihrem Wege zu den Arbeitsmaschinen ausgiebig zu erwärmen,
                              									wodurch man eine Volumsvermehrung derselben im Verhältniß der absoluten Temperaturen
                              									nach und vor der Erwärmung gewinnt, somit eine Erhöhung des Wirkungsgrades der
                              									Compressionsanlage. Er beträgt unter Voraussetzung einer Anfangstemperatur von
                              									20° bei einer Erwärmung auf:
                           
                              
                                 
                                 20
                                 30
                                 40
                                 50
                                 60
                                 70
                                 80
                                 90
                                 100°
                                 
                                 
                              
                                 das
                                 1,0000
                                 1,0341
                                 1,0682
                                 1,1024
                                 1,1365
                                 1,1706
                                 1,2047
                                 1,2398
                                 1,2730
                                 fache.
                                 
                              
                           Daß eine solche Temperaturerhöhung der Arbeitsluft statthaft
                              									sei, ist darin begründet, daß sie ja in der Arbeitsmaschine jedenfalls von ihrer
                              									mitgebrachten Spannung aus bis auf atmosphärische Spannung expandirt, sei es wirksam
                              									im Cylinder bei Expansionsmaschinen, sei es nutzlos aus dem Cylinder zur Mündung des
                              									Auspussrohres bei Volldruckmaschinen; dabei kühlt sie sich — im Gegensatze
                              									zur Compression — so wesentlich ab, daß mitgerissenes Wasser sofort gefriert,
                              									wie ja auch bei bei den Versuchen Weisbach's über den
                              									Ausfluß atmosphärischer Luft das auf das Ausströmungsrohr gebrachte Wasser zu Eis
                              									erstarrte. Treibt man also die Erwärmung der comprimirten Luft vor ihrem Eintritt in
                              										 die
                              									Arbeitsmaschinen so weit, daß die aus letzterer ausgestoßene Luft keine erheblich
                              									höhere Temperatur hat als die ihres Aufstellungsortes, so ist damit die Grenze für
                              									die Erwärmung gezogen. Erwägt man weiter, daß die Abkühlung bei der Expansion im
                              									selben Verhältniß erfolgt wie die Erhitzung bei der Compression, so erscheint es als
                              									praktisch möglich und durchführbar, die Arbeitsluft um etwa 60 bis 80° zu
                              									erwärmen; gegenüber der Außentemperatur von etwa 20° ergibt dies eine
                              									Volumsvermehrung um 20 bis 27 Proc. oder eine Luftersparniß von 17 bis 21 Proc.
                           Die Erwärmung der comprimirten Luft selbst ließe sich auf mannigfache Weise
                              									durchführen; es sei nur darauf hingewiesen, daß man sie in der angegebenen Höhe
                              									sowohl durch abziehenden Abstoßdampf, als auch dadurch bewerkstelligen könnte, daß
                              									man die Luft durch ein in den zum Schornstein führenden Canälen der Kesselanlage
                              									liegendes Rohrsystem führte. Die hier erwärmte Luft wäre dann mittels einer mit
                              									schlechten Wärmeleitern wohl umhüllten Leitung den Arbeitsmaschinen zuzuführen;
                              									— die Schwierigkeiten wären dabei keine größern als bei Dampfleitungen, die
                              									etwa zu unterirdisch aufgestellten Dampfmaschinen führen. Wie sich nun weiter eine
                              									ausgiebige Kühlung des Compressors empfiehlt, in demselben Maße wird bei der
                              									Unthunlichkeit, den Arbeitscylindern direct Wärme zuzuführen, sich eine recht
                              									vollkommene Umhüllung derselben mit schlechten Wärmeleitern empfehlen, um wenigstens
                              									Wärmeabgabe durch dieselben zu verhindern.
                           Werfen wir noch einen Blick auf die Wirkungsweise der comprimirten Luft in den
                              									Arbeitsmaschinen. Bei Volldruckmaschinen ist nichts weiter zu erwähnen, als daß
                              									deren Leistungen nur abhängig sind von der Spannung und unabhängig von der
                              									Temperatur und Dichte der comprimirten Luft; sie verbrauchen ein um so geringeres
                              									Luftgewicht, je geringer deren Dichte. — Wie verhält es sich nun bei
                              									Expansionsarbeitsmaschinen? Jhre Analogie mit den Compressoren gestattet uns den
                              									Schluß, daß ihre Leistung bezieh. ihr Luftverbrauch nur dann mit dem
                              									Arbeitsverbrauch und der Luftlieferung des Compressors übereinstimmen, wenn,
                              									abgesehen von Verlusten, in erstern die Vorgänge sich umgekehrt gestalten wie in
                              									letztern, d. h. wenn in beiden Füllungs- und Compressionsgrad, Spannung und
                              									Temperaturen gleich sind; eine analytische Untersuchung wird uns für die
                              									Arbeitsmaschinen dieselben Gleichungen (17) bis (19) ergeben, wie wir sie für die
                              									Compression gefunden haben. Die Gleichung (18): Textabbildung Bd. 224, S. 360, worin jetzt die linke Seite den Expansionsgrad angibt, lehrt uns, daß wir
                              									für eine gewählte 
                              									Spannung einen ganz bestimmten Füllungsgrad anwenden müssen, um auf die Endspannung
                              										p0 = 1 zu kommen,
                              									was ja im Interesse der Leistungsfähigkeit geschehen soll. Es ist dann p0/p und damit nach Gleichung (13): Textabbildung Bd. 224, S. 361 vollkommen gegeben, also auch der Füllungsgrad; er ist daher vollkommen
                              									unabhängig von den Anfangstemperaturen der comprimirten Luft bei Expansionsbeginn an
                              									sich; daraus folgt, daß für jede derselben das gleiche Füllungsverhältniß, also
                              									dasselbe Volum comprimirter Luft nothwendig ist, um die gleiche Leistung der
                              									Arbeitsmaschine zu erlangen. Dieses Luftvolum hat aber immer ein größeres Gewicht
                              									als das gleiche im Compressor, weil die Anfangstemperatur im Arbeitscylinder immer
                              									— ausgenommen die Arbeitsluft werde erwärmt — wesentlich niedriger,
                              									ihre Dichte also höher sein wird als die entsprechenden Größen im Compressor; und
                              									wenn wir voraussetzen, daß die Anfangstemperatur der expandirenden Luft gleich sei
                              									der Temperatur der vom Compressor angesaugten Luft, so folgt aus Vorstehendem, daß
                              									die Expansionsarbeitsmaschine in demselben Maße mehr Luft verbraucht, als der
                              									Compressor in Folge der Temperaturerhöhung mehr Arbeit consumirt. Es wird auch hier
                              									darauf ankommen, möglichst warme Luft, somit ein geringeres Luftgewicht der
                              									Arbeitsmaschine zuzuführen. Weil es aber praktisch unausführbar ist, die ihr
                              									zuströmende Luft auf die Temperatur zu bringen, welche sie bei der Compression
                              									annimmt, so ist damit eine Herabsetzung des Wirkungsgrades der ganzen Anlage
                              									verbunden und zwar um so mehr, je höher die gewählte Luftspannung war.
                           Ehe wir an die Erledigung der Frage nach den Luftverlusten gehen, sei noch des
                              									Einflusses der Spannung der comprimirten Luft auf die Weite der Luftleitung gedacht;
                              									es ergibt sich, daß geringere Luftspannungen weitere Rohrleitungen erfordern
                              									— immer vorausgesetzt, daß die Arbeitsmaschinen stets eine constante
                              									Arbeitsleistung liefern; es ist dann eben im selben Zeitraum ein größeres Luftvolum
                              									zu befördern. Die Anlagskosten der Luftleitung werden sich also für niedere
                              									Luftspannungen höher stellen.
                           Die Luftverluste nun entstehen im Compressor selbst, in der Luftleitung und den
                              									Cylindern der Arbeitsmaschinen sowie deren Steuerungsschiebern; sie sind bei allen
                              									drei Gliedern das Resultat von Undichtheiten, beim ersten und letzten aber außerdem
                              									durch Construction und Wirkungsweise der Maschinen begründet. In erster Hinsicht ist
                              									es unzweifelhaft, daß die Luftverluste mit steigender Spannung wachsen, mit  steigender Temperatur
                              									aber unter übrigens gleichen Umständen sinken, wenn man den Luftverlust auf den
                              									Zustand der angesaugten Luft reducirt, wie dies die von Weisbach aufgestellten Formeln für den Ausfluß der Luft darthun. Ebenso
                              									werden die Luftverluste wachsen mit steigendem Durchmesser der Compressions-
                              									und Arbeitscylinder und jenem der Luftleitung; in Procenten der angesaugten
                              									Luftvolume ausgedrückt, die Luftverluste jedoch immer kleiner für niedere Spannungen
                              									als für hohe; denn in den Cylindern sind erstere, und in den Leitungen die
                              									beförderten Luftvolume den Quadraten, die letztern einfach den Durchmessern
                              									proportional, abgesehen davon, daß niedere Spannungen an sich bei sonst gleichen
                              									Umständen geringere Luftverluste bedingen, während außerdem unter gleichen
                              									Verhältnissen (gleichem Durchmesser, gleicher Luftgeschwindigkeit und gleicher
                              									Temperatur) in der Luftleitung für niedere Spannung kleinere Druckverluste entstehen
                              									als für höhere. Es ist bezüglich der Rohrleitung — besonders im Bergbau
                              									— der Umstand nicht zu übersehen, daß Dichtungen bei höherer Spannung
                              									schwerer dicht halten als bei geringerer und es immer eine mißliche Sache bei der
                              									Luft ist, unter schwierigen und ungünstigen localen Verhältnissen blasende Flanschen
                              									und sonstige Undichtheiten zu entdecken.
                           Die durch Construction und Wirkungsweise des Compressors und der Arbeitsmaschinen
                              									bedingten Luftverluste ergeben sich einerseits aus der Unvermeidlichkeit schädlicher
                              									Räume, anderseits aus der stattfindenden Erwärmung der angesaugten Luft vor Schluß
                              									der Saugventile; diese letztere ungemein schädliche Einwirkung wurde bereits ins
                              									Auge gefaßt und ist abhängig in erster Linie von der Handhabung der Kühlung und bei
                              									constanter Kühlung von der Spannung; je höher letztere und damit die Temperaturen an
                              									sich, je schlechter erstere, desto größer die stattfindenden Verluste. Auch die
                              									Einwirkung der schädlichen Räume ist um so nachtheiliger, je größer die gewählte
                              									Luftspannung, indem dadurch das effectiv angesaugte Luftquantum verringert wird. So
                              									muß der Kolben eines Compressors mit 5 Proc. des Kolbenlaufes schädlichem Raume und
                              									einer Luftspannung von 4at absolut 20 Proc. des Hubes zurücklegen, um unter den Saugventilen
                              									atmosphärische Spannung hervorzubringen, während dies bei 2at absolut bereits bei 10 Proc. des
                              									Hubes eintritt. In dieser Beziehung sind die sogen. nassen Compressoren gegen die
                              									trockenen in einem gewissen Vortheil, da bei ihnen der schädliche Raum gleich Null
                              									gemacht werden kann und soll; dagegen absorbirt bei ihnen das Wasser während der
                              									Compression atmosphärische Luft, welche beim Ansaugen frei wird und in ähnlicher
                              									Weise das effectiv angesaugte Luftvolum beeinflußt, wie das Vorhandensein
                              									schädlicher Räume.
                           
                           Das Gesagte gilt von den Compressoren; ähnliches läßt sich von den Arbeitsmaschinen
                              									sagen. Hier übernimmt die stattfindende Abkühlung die Rolle, welche beim Compressor
                              									die Erwärmung spielt, indem die zutretende Luft, abgekühlt, ein geringeres Volum
                              									einnimmt, somit neuer Ersatz aus der Leitung kommen muß. Die schädlichen Räume
                              									werden hier mit Betriebsluft gefüllt, welche dann nutzlos auspufft; man kann hier
                              									jedoch zur Vermeidung dieses Verlustes Compression vor dem Kolben durch
                              									entsprechende Schieberüberdeckungen einführen. Unzweifelhaft ist es jedoch, daß auch
                              									hier hohe Spannungen nachtheiliger wirken als niedere, einerseits durch stärkere
                              									Abkühlung, anderseits durch vermehrtes Luftgewicht im schädlichen Raume.
                           Um noch des Einflusses der Kolbengeschwindigkeit zu gedenken, welchen diese auf den
                              									aerodynamischen Effect des Compressors und der Arbeitsmaschinen ausübt, daher auch
                              									auf die Luftverluste, so ist nicht zu verkennen, daß sich die aus
                              									Kolbenundichtheiten sich ergebenden Verluste mit wachsender Geschwindigkeit
                              									verringern; es wird aber eine gewisse Grenze geben, über die hinauszugehen besonders
                              									bei den Compressoren von Nachtheil wäre; denn mit wachsender Kolbengeschwindigkeit
                              									wird die Depression unter den Saugventilen größer, um sie zur Eröffnung zu bringen,
                              									somit das angesaugte Luftgewicht kleiner; es wird ferner ein länger dauerndes
                              									Rückströmen der comprimirten Luft durch die sich schließenden Druckventile
                              									eintreten, und die Erwärmung durch Kolbenreibung wird dann sehr lästig. Dazu kommt
                              									noch, daß sich beim Compressor die Geschwindigkeit der durch Kolbenundichtheiten
                              									austretenden Luft zur Kolbengeschwindigkeit summirt.
                           Faßt man nun die Resultate vorstehender Untersuchungen zusammen, so ergeben sich
                              									einerseits die Bedingungen für den günstigen Betrieb einer bestehenden
                              									Compressionsanlage, anderseits gewinnen wir Anhaltspunkte für die Oekonomie der
                              									Anlage und des Betriebes bei einer zu errichtenden derartigen Anlage, sowie
                              									Anhaltspunkte für die Wahl der Luftspannung. Mag nun die gewählte Spannung eine hohe
                              									oder niedere sein, mögen die Arbeitsmaschinen mit oder ohne Expansion arbeiten, für
                              									den günstigsten Betrieb ergeben sich immer folgende Bedingungen: Dem Compressor muß
                              									möglichst kalte Luft zugeführt werden, damit ein Maximum an Luftgewicht angesaugt
                              									werde. Die angesaugte Luft muß ebenso wie dann bei der Compression ausgiebig gekühlt
                              									werden, somit auch der Compressionscylinder und, wenn thunlich, der Kolben; man
                              									erreicht durch diese Maßregeln einen höhern mechanischen und aerodynamischen Effect,
                              									nicht minder eine größere Dauerhaftigkeit der Maschinen. Der Arbeitsmaschine ist
                              									möglichst warme Luft zuzuführen und deren  Cylinder sind zur Vermeidung der Wärmeabgabe mit
                              									schlechten Wärmeleitern zu umhüllen, eine wesentliche Luftersparniß ist die Folge
                              									solcher Vorkehrungen; ebenso ist eine gleiche Umhüllung der Rohrleitung
                              									empfehlenswerth und nothwendig, wenn die comprimirte Luft erwärmt worden ist.
                           Der Vergleich von Compressionsanlagen mit hoher und niederer Spannung ergab
                              									folgendes: In betriebsökonomischer Beziehung stehen letztere bedeutend über
                              									ersteren; sie zeigen einen höhern mechanischen und aerodynamischen Wirkungsgrad,
                              									geringern Dampfverbrauch, geringere Luftverluste, geringere Abnutzung, größere
                              									Dauerhaftigkeit als solche mit hohen Luftspannungen. In Beziehung auf die Oekonomie
                              									der Anlage ist bei Anlagen, wo die Arbeitsmaschinen mit voller Füllung arbeiten,
                              									hervorzuheben, daß die Arbeitsmaschinen durch die nothwendige Vergrößerung der
                              									Cylinderdurchmesser bei geringen Spannungen etwas schwerer ausfallen als bei hohen,
                              									daß sich diese Gewichtsvermehrung aber grade nur auf Cylinder und Kolben bezieht,
                              									während alle andern Bestandtheile dasselbe Gewicht behalten. Zugleich ergeben sich
                              									für die Compressionsmaschinen bei niederer Spannung etwas größere Compressoren,
                              									dagegen kleinere Dampfcylinder, wegen wesentlich geringerer Maximaldrücke und
                              									größerer Gleichförmigkeit in den Widerständen der Bewegung, leichtere Maschinen als
                              									bei hohen Luftspannungen, dagegen schwerere Luftleitungen. Bei Anwendung von
                              									Expansion in den Arbeitsmaschinen, und zwar desselben Expansionsgrades, als der
                              									Compressionsgrad im Compressor beträgt, erhält man bei höchster Betriebsökonomie für
                              									alle Luftspannungen (bei höhern Spannungen aber immer größere Luftverluste) schwere
                              									Arbeitsmaschinen im Allgemeinen. Sie werden jedoch für niedere Spannungen leichter
                              									sein als für höhere; für erstere erhält man ebenfalls größere Compressoren, und aus
                              									denselben Gründen wie oben leichtere Schwungräder und Maschinen. Immer werden
                              									Anlagen mit Expansionsarbeitsmaschinen möglichst kleinste Dampfmaschinen erhalten
                              									können, und die Luftleitungen können enger sein als in allen andern Fällen.
                           Unverkennbar ist, daß für die niedern Luftspannungen in allen Fällen die größere
                              									Betriebsökonomie spricht; in den Anlagskosten fallen blos die geringern Kosten der
                              									Luftleitungen für höhere Spannungen ins Gewicht.
                           Außerdem wurde auf die Nützlichkeit und Möglichkeit der Erwärmung der comprimirten
                              									Luft auf ihrem Wege zu den Arbeitsmaschinen hingewiesen; da aber Luft als
                              									Betriebsmittel recht theuer ist und nichts unversucht bleiben sollte, deren Kosten
                              									herabzumindern, so gibt vorstehende Untersuchung in dieser Richtung vielleicht eine
                              									willkommene Anregung zu eingehenden Versuchen.