| Titel: | Neuanordnung von Druckwindkesseln; von Prof. Georg Wellner in Brünn. | 
| Autor: | Georg Wellner | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 365 | 
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                        Neuanordnung von Druckwindkesseln; von Prof.
                           									Georg Wellner in
                           								Brünn.
                        Mit Abbildungen.
                        Wellner's Anordnung von Druckwindkesseln.
                        
                     
                        
                           Die Windkessel bei Druckpumpen und Wasserwerken bezwecken den Ausgleich der
                              									Wasserbewegung in den Leitungsrohren und die Abschwächung der Wasserschläge. In
                              									Folge der verschwindend kleinen Zusammendrückbarkeit des Wassers pflanzt sich
                              									nämlich jede Spannungs- oder Geschwindigkeitsänderung der ganzen
                              									zusammenhängenden Wassermasse mit, erzeugt also Stöße, und diese lassen sich nur
                              									durch Einschaltung eines elastischen Mediums beheben, indem dann jene Aenderung
                              									nicht plötzlich eintreten kann, sondern allmälig eingeleitet, auf einen längern
                              									Zeitraum vertheilt wird. Bei jedem plötzlichen Oeffnen oder Schließen des Ausflusses
                              									einer Wasserdruckleitung, bei jedem Hubwechsel eines hin- und hergehenden
                              									Pumpenkolbens, wobei sowohl Spannung als Geschwindigkeit des angesaugten und des
                              									gedrückten Wasserkörpers sich plötzlich zu ändern gezwungen ist, muß jedesmal die
                              									ganze, durch die Differenz der Wassergeschwindigkeit frei werdende lebendige Kraft
                              									in Stoßarbeit aufgehen, welche die Luft im Windkessel vermöge ihrer
                              									Compressionsfähigkeit aufnehmen soll. Zu diesem Behufe soll das in den Kessel
                              									gestoßene Wasser mit dem aus dem Kessel abströmenden Wasser außer Contact sein.
                           Aus dem Wesen des Vorganges können wir unmittelbar folgern, daß die ausgleichende
                              									Wirkung eines Windkessels um so ausgiebiger sein wird:
                           1) je geringer die Wasserdruckhöhe,
                           2) je langsamer der Gang,
                           3) je größer der Querschnitt der Ventile und der Wasserrohre,
                           4) je größer der Windkessel und
                           5) je kleiner die der Störung direct unterliegende Wassermasse ist; denn durch diese
                              									Bedingungen verringern sich naturgemäß die absoluten und relativen
                              									Geschwindigkeits- und Spannungsdifferenzen.
                           Bei gegebenen Geschwindigkeits- und Druckverhältnissen und bei bestimmten
                              									Dimensionen der Pumpe oder des Wasserdruckwerkes ist für die gute Functionirung
                              									eines Windkessels erforderlich, daß er:
                           a) möglichst viel Luft fasse und
                           b) die Isolirung der Wasserdruckrohre vollständig
                              									herbeiführe.
                           Außerdem soll er gegen die Stelle, wo die Störungen verursacht werden, möglichst
                              									knapp angeordnet sein, damit nur eine kleine Wassermasse  den Stößen unterworfen bleibt.
                              									Das angesaugte Wasser enthält bei normalen Verhältnissen eine mehr minder bedeutende
                              									Menge mechanisch vertheilter Luft in sich, wovon ein großer Theil im Saugraum wegen
                              									der sinkenden Spannung freigegeben und im Druckraum wieder absorbirt wird; doch
                              									bleibt gewöhnlich noch ein Ueberschuß von Luft frei. Das Wasserniveau in den
                              									Windkesseln, welches bei jedem Pumpenhub auf- und abschwankt, muß sich
                              									demnach für den gleichförmigen Beharrungszustand jedesmal am Schlüsse so tief
                              									einstellen, daß jener Luftüberschuß mit fortgeht. Für die Maximalausnutzung des
                              									Kesselvolums folgt hiernach mit Bezug auf obigen Punkt a
                              									die allgemein befolgte Regel, daß man die abgehenden Rohre sowohl beim Saug-
                              									als beim Druckwindkessel möglichst tief anzuordnen habe. Anders verhält es sich mit
                              									den Zuleitungsrohren, deren Wassermasse nach Punkt b
                              									durch die Windkessel außer Berührung mit dem übrigen Wasser bleiben soll. Damit die
                              									Wasserkörper vor und hinter dem Pumpenkolben durch die Kesselluft von der
                              									Saug- und Druckleitung wirklich geschieden seien, müssen die
                              									Zuleitungsöffnungen zum Saug- und Druckwindkessel so hoch gesetzt werden, daß
                              									auch die höchste Schwankung des Wasserniveaus in denselben sie nicht erreiche; ein
                              									nutzloses Höhersetzen würde durch Tropfenbildung die Luftabsorption erhöhen, eine
                              									tiefere Anordnung dagegen die gewünschte Isolirung des Druckwassers vereiteln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 366
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 366
                              
                           Nach diesen Regeln ist, abweichend von der üblichen Construction, vorstehende
                              									schematische Figur I
                              									gezeichnet: P der Pumpenquerschnitt, V das Ventilgehäuse, w der
                              									Saug-, w′ der Druckwindkessel. Die
                              									punktirte Linie bedeutet das Maximalniveau, die ausgezogene Linie das sich normal
                              									einstellende Minimalniveau. Die Zuleitungsrohre e, e′ stehen knapp über dem höchsten Wasserstand,
                              									die Ableitungsrohre a, a′ möglichst tief.
                           Wesentlich günstig erscheint diese Anordnung bei Wasserdruckwerken, wo zur Vermeidung
                              									der oft gefahrvollen Heftigkeit der Wasserstöße theuere  Anlagen von Wasserthürmen mit
                              									oben liegendem Reservoir, hohe Kamine mit freiem Ueberfallrohr etc. gebaut zu werden
                              									Pflegen, um die nothwendige Einschaltung des elastischen Luftmediums zu erreichen.
                              									Sobald man Windkessel von vorstehender Form verwendet, sind Momentanstöße in der
                              									Druckleitung unmöglich; auch wenn durch eine plötzlich eröffnete Schließe S (Fig. II) viel Wasser auf einmal ausströmt, kann die Störung nur den
                              									kurzen Wasserkörper zwischen Luftkessel und Auslaß unmittelbar treffen, das Wasser
                              									in den Rohren bleibt im Anfangsmoment unberührt, denn erst die sinkende Luftspannung
                              									im Kessel K leitet ein allmälig rascheres Nachfließen
                              									ein.