| Titel: | M'Kean und M'Grath's Jute-Schnippmaschine; von E. Pfuhl. | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 389 | 
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                        M'Kean und M'Grath's
                           								Jute-Schnippmaschine; von E.
                              									Pfuhl.
                        Mit Abbildungen auf Taf
                              									VIII [a/2].
                        Pfuhl, über M'Kean und M'Grath's
                           								Jute-Schnippmaschine.
                        
                     
                        
                           Wie in unsern Mittheilungen über die Verarbeitung der Jute (vgl. 1876 221 506) erwähnt wurde, wird von den
                              									Corchorus-Pflanzen des südlichen Asien die Jutefaser durch einen ähnlichen
                              									Röstproceß, wie er bei Flachs und Hanf angewendet wird, abgeschieden, von besondern
                              									Händlern angekauft und nach Calcutta gebracht, wo sie in sogen. Bazars sortirt und
                              									zunächst in lose verknüpfte Risten von etwa 340g Gewicht und dann in größere Risten
                              									vereinigt wird, welche — ungefähr in der Mitte zusammengeschlagen —
                              									mittels hydraulischer Pressen zu Ballen vereinigt zur Verschiffung nach Europa
                              									gelangen.
                           Die Jutefaser zeigt recht bedeutende Länge (2,13 bis 4m,25); aber selbst bei den bessern Sorten
                              									sind die Wurzelenden auf 0,2 bis 0m,5 Länge oft erheblich gröber, härter
                              									und bastiger als die übrigen Theile. Man Pflegte nun bis jetzt, um die Jutesorten in
                              									ihrer Qualität zu bessern — sie werthvoller zu machen — diese bastigen
                              									Wurzelenden stumpf abzuschneiden und letztere dann als sogen.
                              										„Cuttings“ besonders zu verpacken und zu verkaufen. Diese
                              									Cuttings haben einen niedern Werth und werden meist nur in Papierfabriken
                              									verarbeitet, — wohl auch zu dicken Schußgarnen, zu groben Packtüchern, wenn
                              									ihre Qualität etwas besser ist. Häufig unterbleibt dieses Abschneiden, weil es in
                              									Calcutta an sachkundigen Händen fehlt, welche dasselbe richtig ausführen können, und
                              									kommt dann die in Folge dessen minderwerthige Jute mit den harten Wurzelenden nach
                              									Europa und muß daselbst in den Spinnereien auf besondern Maschinen, sogen.
                              									Schnippmaschinen, von denselben erst befreit werden. Aber auch bei den bessern,
                              									bereits von den harten Wurzelenden befreiten Juteristen ist der Uebelstand
                              									vorhanden, daß die Enden stumpf abgeschnitten sind und diese sich (wie bei
                              									Besprechung des Schnippprocesses, 1876 222 204 erwähnt
                              									wurde) bei dem Spinnprocesse nur schwierig mit den andern Fasern vereinigen lassen.
                              									Man ist deshalb in den europäischen Spinnereien bei Erzeugung der bessern Garne doch
                              									wieder genöthigt, selbst die bereits in Calcutta von den harten Wurzelenden durch
                              									Abschneiden befreiten Jutesorten über Schnippmaschinen gehen zu lassen, um die Enden
                              									zuzuspitzen und sie in dieser Weise zum Verspinnen geeigneter zu machen. Es wäre
                              									deshalb sowohl für die europäischen Spinner, wie für die Händler in Calcutta sehr
                              									vortheilhaft,  wenn
                              									gleich bei dem Sortiren der Jute, alle Risten auf Maschinen von den Wurzelenden
                              									befreit und zugespitzt würden, wozu also Schnippmaschinen angewendet werden müßten,
                              									welche auch die abgetrennten Wurzelenden nicht in Form von harten Strängen —
                              									wie beim Abschneiden — sondern aufgelöst in Heede abliefern.
                           Die bis jetzt construirten Schnipper—bekannt sind die von Finlayson und Lawson (*1876
                              										222 426) — eignen sich zwar für
                              									Spinnereizwecke, sind aber für das kolossale, halbjährlich in Calcutta zur
                              									Verschiffung kommende Jutequantum zu wenig leistungsfähig, um für die dortigen
                              									Zwecke angewendet werden zu können. Die oben genannte neue Schnippmaschine, welche
                              									von Fairbairn, Kennedy und Naylor in Leeds gebaut wird, will nun durch außergewöhnliche
                              									Leistungsfähigkeit und Beseitigung einiger den ältern Maschinen anhaftenden
                              									Unvollkommenheiten diesem Bedürfnisse abhelfen, ist also in erster Linie zur
                              									Bewältigung eines großen Jutequantums in kürzester Zeit bestimmt. In kleinerm
                              									Maßstabe ausgeführt, dürfte diese Maschine jedoch auch in europäischen Spinnereien
                              									Eingang finden, so lange daselbst ein Bedürfniß hiernach vorliegt. Dieser neue
                              									Schnipper ist in Fig. 5 und 6 in Verticalschnitt und
                              									Grundriß dargestellt. Der Schnippproceß wird hierbei ähnlich wie bei der Finlayson'schen Maschine von einer mit Nadelbeschlag versehenen Trommel T
                              									ausgeführt, in welchen die Juteristen durch einen Deckel N eingedrückt werden. Der Nadelbeschlag ist an der Stelle, wo die Jute
                              									zuerst zur Bearbeitung gelangt, am gröbsten und an der Ausgangsseite am feinsten.
                              									Die Finlayson'sche Maschine hat nun den Nachtheil, daß die Risten nur von einer
                              									Seite von den Nadeln bearbeitet werden, und daß in Folge dessen bei einigermaßen
                              									bastiger Jute die Entfernung der Wurzelenden nur ungenügend und meist auch auf zu
                              									geringer Länge erfolgt. Diesem Uebelstande ist bei der vorliegenden Maschine dadurch
                              									abgeholfen, daß die Risten, während sie bei der Trommel vorbeigeführt, mehrmals um
                              									sich selbst gedreht, also von allen Seiten den Trommelnadeln zugänglich werden. In
                              									der eigenthümlichen Befestigung, Zu- und Abführung der Juteristen beruht die
                              									besondere Eigenthümlichkeit dieser Maschine, die wir jetzt näher besprechen
                              									wollen.
                           Die Trommelachse wird von der Transmissionswelle aus angetrieben, und geht alsdann
                              									mittels zweier Riemenscheiben und mehrerer Räder die Bewegung an die senkrechte
                              									Welle E über; diese trägt im obersten Theile einen
                              									runden Tisch D, der nach der Pfeilrichtung im Grundriß
                              									langsam bewegt wird. Der Umfang dieses Tisches reicht über einen Theil der
                              									Oberfläche der erwähnten Trommel T hinaus und trägt 8
                              									Büchsen G, in welchen ringförmige, an ihrer Außenseite
                              									gezahnte Halter 
                              									F drehbar gelagert sind. Die Ringhalter F, sowie die sie umschließenden Büchsen G sind vorn aufgeschnitten, und zwar erstere gerade
                              									zwischen zwei Zähnen a, so daß es möglich ist, die zu
                              									bearbeitende Riste in das Innere der Halter F zu bringen
                              									und alsdann um den im untern Theile derselben angebrachten Stift I herumzuschlingen — derart, daß sie, durch die
                              									Bügel b, b′ in richtiger Lage erhalten, auf einer
                              									gewissen Länge frei herabhängen, während die obern Enden in eigenthümlicher, noch
                              									näher zu beschreibenden Weise geführt und gehalten werden. Dicht unterhalb des
                              									Tisches D ist auf dem Gestelle eine auf etwas mehr als
                              									¼ ihres Umfanges gezahnte Scheibe H befestigt.
                              									Bei der Bewegung des Tisches D kommen die Zähne a der Ringhalter F in
                              									Eingriff mit denen der Scheibe H, und da erstere in
                              									letztern fortrollen, so tritt eine Achsendrehung der Ringhalter ein, bis die Zahnung
                              									der Scheibe H durchlaufen ist und sie an dem glatten
                              									Umfange derselben angekommen sind. Hier verhindern zwei an den Ringhaltern sitzende
                              									Knaggen c, c′, indem sie an dem nicht gezahnten
                              									Umfange der Scheibe entlang gleiten, eine weitere Verdrehung, und stehen alsdann die
                              									Oeffnungen der Halter mit denen der Büchsen in einer Linie, so daß die bearbeitete
                              									Riste entfernt und durch eine andere ersetzt werden kann.
                           Um die obern Theile der eingelegten Risten zu halten, sind über jedem Ringhalter F zwei Winkelhebel J und K angeordnet. Der erstere J
                              									kann sich um den Zapfen d drehen, welcher in den auf dem
                              									Tische D feststehenden Ständer e eingesetzt ist. Der andere K dreht sich um
                              									den auf dem ersten Winkelhebel befestigten Zapfen h.
                              									Jeder Winkelhebel J ist am obern, äußersten Ende mit
                              									einer Rolle f mit Randflanschen und einem Preßfinger q versehen, und werden die obern Theile der Risten über
                              									diese Rolle hinter den Preßfinger gelegt. Der andere Winkelhebel K trägt an seinem obern, äußersten Ende eine concave,
                              									mit Kautschuk überzogene Rolle i; so lange die Risten
                              									der Wirkung der Trommelnadeln ausgesetzt sind, drückt i
                              									auf die Rolle f und hält dieselben fest. Die Winkelhebel
                              										J und K sind an ihren
                              									untern Armen mit Frictionsrollen v und l versehen, welche sich an passend geformte
                              									Führungsschienen L und M
                              									lehnen, wodurch eine bestimmte Auf- und Abbewegung der Winkelhebel bei
                              									Drehung des Tisches D erzielt wird. Befinden sich die
                              									Ringhalter F auf der glatten Fläche der Scheibe H, so nehmen die oberen Theile der Hebel J mit ihren Rollen f die
                              									tiefste Lage ein; letztere befinden sich also dicht über den erwähnten Ringhaltern,
                              									während gleichzeitig durch Einwirkung der Führungsschienen M die Hebel K so gehalten werden, daß die
                              									Druckrollen i derselben ihre höchste Lage einnehmen und
                              									nicht in Berührung mit den Rollen f sind. Jetzt wird  eine Riste umgelegt,
                              									welche sofort nach der Trommel T zugetragen wird. Kurz
                              									vorher, ehe die Achsendrehung eines Ringhalters F durch
                              									den Eingriff seiner Verzahnungen in die der Scheibe H
                              									beginnt, endigt die Leitschiene M; der Hebel K sinkt daher mit seiner i
                              									nieder und drückt auf die über Rolle f gelegte Riste.
                              									Jetzt gelangt bei der Weiterbewegung die Riste zwischen Trommel T und Deckel N, und wird
                              									erst an den äußersten Enden von den gröbsten und am weitesten stehenden Nadeln,
                              									allmälig in immer größerer Länge durch feinere und dichter stehende Nadeln von den
                              									Wurzelenden befreit, welche abgeschnippt als Heede ausgeworfen werden. Die Drehung,
                              									die den Risten auf diesem Wege ertheilt wird, bietet alle Seiten derselben
                              									gleichmäßig der Bearbeitung dar, daher der Schnippproceß recht vollkommen gelingen
                              									muß. Diese den Risten ertheilte Drehung kann sich aber nach oben hin nicht weiter
                              									fortpflanzen, als bis zu der Berührungsstelle zwischen Rolle i und f, indem der von ersterer auf letztere
                              									ausgeübte Druck genügt, eine weiter fortgehende Drehung zu hindern. Mit dem Beginn
                              									der Bearbeitung der Riste kommt ferner der Winkelhebel J
                              									in Berührung mit der Leitschiene L, wodurch Rolle f gemeinsam mit der aufliegenden i des Hebels K emporgehoben und schließlich,
                              									gegen das Ende der Bearbeitung, in ihre höchste Lage gebracht wird. Hierbei muß sich
                              									die Riste immer mehr zwischen den beiden Rollen i und
                              										f hindurchziehen und sich eine immer größere Länge
                              									zwischen Rolle f und Stift I
                              									bilden, welche die Drehung aufnimmt. Sobald endlich die Riste, zwischen Trommel und
                              									Deckel fertig abgeschnippt, am andern Ende wieder herausgelangt, hört die
                              									Leitschiene M auf und die obern Enden der Hebel J und K sinken sofort in
                              									ihre tiefste Lage, wodurch die Riste gebogen wird, wie dies in Figur 5 bei P punktirt angegeben ist. Die von der Riste aufgenommene
                              									Drehung veranlaßt jetzt die Entstehung eines zopfartigen Endes, das die Abnahme
                              									derselben sehr erleichtert und beschleunigt. Dies kann dann erfolgen, wenn bei der
                              									weitern Bewegung des Tisches D die Schiene M den Hebel K so bewegt hat,
                              									daß die Druckrolle i von f
                              									abgehoben wird. An Stelle der abgenommenen Riste wird eine neue eingelegt, die in
                              									derselben beschriebenen Weise den Arbeitsproceß durchmacht.
                           Bei einer ältern Ausführung dieser Maschine bewegte sich die Trommel nach der
                              									entgegengesetzten Richtung, wie hier angegeben, und war dann eine besondere
                              									Vorrichtung zum Einführen der Fasern zwischen diese und Deckel nöthig. Sobald aber
                              									die Einwirkung der Nadeln erfolgte, geschah dies unter einem Ruck, der viele
                              									Unzukömmlichkeiten mit sich führte. Bei der neuesten, oben beschriebenen Maschine
                              									ist durch die entgegengesetzte Umdrehung der Trommel dieser Uebelstand gänzlich  beseitigt. Der Angriff
                              									der Nadeln erfolgt allmälig, ohne daß ein unbequemes Ziehen und Zerren an den Risten
                              									eintritt, woraus eine nachtheilige Einwirkung auf den Zuführungsmechanismus der
                              									Maschine folgen könnte. —
                           Die Maschine ist verhältnißmäßig einfach construirt und gewährt die ausführende Firma
                              									Garantie für die Solidität der Constructionstheile, so daß wohl Reparaturen selten
                              									nöthig werden dürften. Sie übertrifft die vorhandenen Constructionen in jeder Weise,
                              									und wenn es sich bewahrheitet, was unsere Quelle (Engineer, März 1877 S. 196)
                              									behauptet, daß sie nämlich ein Quantum bis zu 14 000k täglich zu verarbeiten vermag, so ist
                              									diese Leistung — gegen 7500k bei dem Finlayson'schen und 6400k bei dem Lawson'schen Schnipper—eine so erheblich größere, daß zu erwarten
                              									steht, daß sie den außerordentlichen Anforderungen in Calcutta genügen, sich aber
                              									auch in europäischen Spinnereien, wenn auch in kleinerer Ausführung, Eingang
                              									verschaffen wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
