| Titel: | Frank Lawrence's verbesserte Düse für Cupolöfen. | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 401 | 
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                        Frank Lawrence's verbesserte Düse für
                           								Cupolöfen.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									VIII [b/1].
                        Lawrence's verbesserte Düse für Cupolöfen.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß in allen Schmelzöfen die richtige Vertheilung des
                              									eingeblasenen Windes Schwierigkeiten bereitet, welche bis zur Stunde noch durch kein
                              									Mittel vollständig beseitigt worden sind. Das Ideal, welches dem Techniker beim
                              									Schmelzproceß in Schachtöfen in dieser Richtung vorschwebt, besteht darin, in jeder
                              									Horizontalschicht der Schmelzmasse eine gleichmäßige Temperatur zu erzielen; dies
                              									gelingt aber nur dann, wenn der Wind, sowohl in Rücksicht auf Quantität als
                              									Pressung, jede Horizontalschicht in ihrer ganzen Ausdehnung gleichmäßig durchdringt.
                              									Es werden in dieser Hinsicht noch allerwärts große Fehler gemacht, weil die
                              									betreffenden Betriebsvorrichtungen bisher noch zu primitiver Natur sind.
                              									Außerordentlich auffallend ist es, daß auf diesem so wichtigen Gebiete so wenig
                              									geleistet worden ist.
                           Steckt man durch eine Anzahl in dem Seitenmauerwerk eines Schachtofens gleich hoch
                              									ausgesparter Oeffnungen horizontale Röhren, deren Querschnitte unter einander gleich
                              									sind und bläst durch dieselben, nachdem der Ofen mit Schmelzmaterial gefüllt worden
                              									ist, einen gleichmäßigen Luftstrom, so würde Folgendes geschehen: Die aus dem
                              									Rohrende (der Düse) ausströmende Luft würde, in einem freien, mit Luft von gleicher
                              									Temperatur erfüllten Raume ausgegossen, in Folge der Dilatation einen abgestumpften
                              									Kegel mit horizontal liegender Achse bilden, dessen Dimensionen abhängig sind von
                              									der Weite des Rohres, der Pressung, mit welcher die Luft das Rohr verläßt und der
                              									Dichtigkeit der äußern Luftmassen. Tritt der Luftstrom aber in das Innere eines
                              									gefüllten Schachtofens, so treten ihm sofort Hindernisse entgegen, welche seine Form
                              									und Richtung ändern. Er kann nur entweichen durch die Zwischenräume der einzelnen
                              									Stücke, welche die Schmelzmasse bilden, und durch die Gichtöffnung des Ofens. Die
                              									veränderte Form des oben erwähnten Luftkegels ist also eine Resultante aus folgenden
                              									drei Factoren: 1) Der Form, welche der Kegel bei freiem, ungehindertem Austritt, wie
                              									oben, haben würde; 2) der Dichtigkeit des Schmelzmaterials; 3) den Dimensionen des
                              									innern Ofens (des Ofenschachtes).
                           Es geht hieraus hervor, daß die Achse des Kegels in diesem Falle eine von der Mitte
                              									der Rohrmündung ausgehende, aufwärts gekrümmte Curve bilden wird, ähnlich wie dies
                              									in Figur 18
                              									dargestellt ist. Abgesehen von der Weite des Ofens, wird diese Curve in horizontaler
                              									Richtung  um so länger
                              									gestreckt sein, je größer die Pressung des Windes und je lockerer die Schmelzmasse
                              									ist.
                           Schlägt man durch eine Formöffnung eines Hohofens, während das Gebläse abgestellt und
                              									die betreffende Düse entfernt worden ist, eine nicht zu dünne eiserne Stange bis zur
                              									Berührurg mit der gegenüber liegenden innern Gestellwand, läßt die Stange in dieser
                              									Lage vielleicht ¼ Minute stecken und zieht sie sodann möglichst schnell
                              									wieder heraus, so bemerkt man an derselben Folgendes: Der Theil der Stange, welcher
                              									sich im innern Ofen befand, wird natürlich auf der ganzen Länge glühend sein, aber
                              									an verschiedenen Stellen ganz bedeutende Temperaturunterschiede zeigen; es werden
                              									die Stellen b der Stange ganz hell- bis weiß
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 402
                              
                           glühend, die Stellen a dagegen
                              									viel dunkler roth sein; die höchste Temperatur ist also bei b, b, die niedrigste dagegen an den Wänden und im Centrum des Ofens. Zieht
                              									man in Figur
                                 										18 die Linie L L′, so ergibt sich das
                              									Gesagte durch eine einfache Betrachtung von selbst; dort wo viel Wind mit starker
                              									Pressung hinkommt, erfolgt die intensivste Verbrennung, findet sich also auch die
                              									höchste Temperatur, und dies ist der Fall im Innern unseres Luftkegels. Außerhalb
                              									desselben geht die Verbrennung nur unvollkommen vor sich und die Schmelzmasse liegt
                              									mehr oder weniger todt da.
                           Es ergibt sich also hieraus, daß ein Schmelzproceß unter solchen Umständen nur
                              									äußerst mangelhaft vor sich gehen kann. Das weniger hoch erhitzte Schmelzgut wirkt
                              									auf das stärker erhitzte abkühlend, woraus eine Verschwendung von Brennmaterial
                              									folgt; dünn flüssiges und halb oder gar nicht geschmolzenes Metall kommt auf der
                              									Sohle des Ofens mit einander in Berührung, was das Fabrikat nur verschlechtert; über
                              									den Formen setzen sich zuweilen an den Wänden des Ofens halbgeschmolzene, zähe
                              									Massen fest, erhärten dort, bilden Gewölbe im Ofen, verhindern den Aufgang des
                              									Windes und den Niedergang der Chargen und sind Veranlassung zu Unregelmäßigkeiten
                              									aller Art, Stillständen, Reparaturen, Productionsverminderung u. a. Was den
                              									Hohofenbetrieb betrifft, so hat die Anwendung der erhitzten Gebläseluft wohl viel
                              									über die erwähnten Uebelstände hinweggeholfen; allein es läßt sich nicht läugnen,
                              									daß eine bessere Vertheilung des Windes im Innern des Ofens, außer den durch hohe
                              									Windtemperaturen schon erzielten günstigen Resultaten,  den Brennmaterialverbrauch noch
                              									vermindern, die Production noch erhöhen und die Qualität des Fabrikates noch
                              									verbessern würde.
                           Beim Betrieb mit kaltem Wind wie bei Cupolöfen zeigen sich die besprochenen Mißstände
                              									häufiger. Frank Lawrence in Philadelphia 225, Dock
                              									Street, ist nun (nach der Polytechnic Review, März 1877
                              									S. 111) auf die Idee gekommen, der Düsenmündung bei den Cupolofen eine von der bis
                              									jetzt gebräuchlichen verschiedene Gestalt zu geben, wie Figur 19 sie zeigt. Es
                              									sind da drei über einander liegende, schmale verticale Schlitze A1 bis A3, von denen der
                              									oberste der kleinste und engste, der mittlere etwas größer und der unterste am
                              									größten ist. Unter diesen Schlitzen befindet sich die Hauptdüsenöffnung, welche die
                              									Summe der drei Schlitze an Größe noch übertrifft und nahezu quadratisch ist. Wird
                              									durch diese Düse Wind in den Cupolofen geblasen, so geht der Hauptstrom —
                              									also auch derjenige, welcher die größte Widerstandsfähigkeit hat — durch die
                              									unterste große Oeffnung, wird also am tiefsten in den Ofen eindringen, während die
                              									aus A1 bis A3 ausströmenden
                              									Luftmassen sich je nach der Größe der Oeffnung mehr oder weniger weit von der
                              									Ofenwand entfernen werden. Diese Düsen sind in geringen Abständen, etwa 10cm von einander auf
                              									den ganzen Umfang des Ofens vertheilt, wie in Figur 20 angedeutet ist.
                              									Auf diese Weise entsteht ein aussteigender Luftstrom, welcher sich doch wenigstens
                              									über den ganzen Querschnitt der Schmelzmasse (vgl. Figur 21) ein gut Theil
                              									gleichmäßiger erstreckt als der in Figur 18
                              									veranschaulichte. Diese Einrichtung kann nur in jeder Beziehung günstig auf den
                              									Betrieb einwirken und ist jedenfalls als der Anfang einer Verbesserung in dieser
                              									Richtung zu betrachten.
                           Lawrence gibt uns zwar keine näheren Betriebsresultate mit
                              									seinem Cupolofen, sagt aber Folgendes: „Man erspart ein Drittel an Zeit
                                 										und ein Viertel an Brennmaterial im Vergleich mit den gewöhnlichen Cupolofen.
                                 										Man braucht weniger Pressung und in Folge dessen weniger Kraft. Die
                                 										gleichförmige Schmelzung liefert einen Guß von besserer Qualität bezüglich der
                                 										Marke des aufgegebenen Eisens. Ansammlung von festen Massen an der Ofenwand wird
                                 										vermieden und der Cupolofen ist leichter zum Guß herzurichten, zu besetzen und
                                 										hält länger. Die Herstellungskosten dieses Cupolofens sind nur wenig höher als
                                 										diejenigen eines Ofens nach altem System.“
                           Daß dieses System noch einer bedeutenden Vervollkommnung fähig ist, liegt auf der
                              									Hand, und wird Referent dieses Journals in einem spätern Artikel darauf
                              									zurückkommen.
                           
                           
                              II
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 404
                              
                           
                              III
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 404
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
