| Titel: | Die Gewinnung der Platinmetalle in der Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt zu Frankfurt a. M.; von Lud. Opificius. | 
| Autor: | Lud. Opificius | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 415 | 
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                        Die Gewinnung der Platinmetalle in der Deutschen
                           								Gold- und Silberscheideanstalt zu Frankfurt a. M.; von Lud. Opificius.
                        Opificius, über Gewinnung der Platinmetalle.
                        
                     
                        
                           Das bei der Feingolddarstellung in der hiesigen Scheideanstalt entstehende
                              									Eisenchlorid enthält, neben fein zertheiltem metallischem Gold, Platin, Palladium,
                              									Chlorsilber, wohl auch Iridium, Rhodium und Ruthenium gelöst. Außer beträchtlichen
                              									Mengen von Kupfer sind ferner in der Lösung enthalten: Antimon, Blei, Wismuth,
                              									Arsen, Zinn, Selen, vielleicht auch etwas Tellur. Letzteres wurde bis jetzt noch
                              									nicht nachgewiesen, sein Vorkommen ist aber sehr wahrscheinlich. Bei der Reduction
                              									dieser Eisenchloridlösung durch reines metallisches Eisen (sogen. Knopfeisen) werden
                              									nun alle diese Elemente ausgeschieden und in einem Schlamme angesammelt, welcher
                              									neben denselben noch beträchtlich Kohlenstoff und Silicium, aus dem Eisen
                              									herrührend, enthält. Zusammengetragen werden diese verschiedenen Körper durch das
                              									Verarbeiten des verschiedenartigsten Scheidegutes, vom höchsten bis zum niedrigsten
                              									Gold- und Silberfeingehalt, bestehend aus alten Gold- und
                              									Silbermünzen, Blicksilber, Abfällen der Gold- und Silberindustrie, Barren von
                              									Gekrätzhütten, hochhaltigen Goldbarren von andern Scheideanstalten u. s. w. Ein
                              									Theil derselben mag endlich auch aus der bei der Verarbeitung verwendeten
                              									Schwefel- und Salzsäure herstammen.
                           Der erwähnte Schlamm wird nun etwa alle Vierteljahr einmal aus den Reductionsgefäßen
                              									herausgenommen und ist dann stets zu einer  größern Menge angewachsen, was bei der großen Masse von
                              									Feingold, welches die hiesige Scheideanstalt darstellt, monatlich etwa 200k, leicht erklärlich
                              									ist. Nach dem Herausnehmen und Entfernen der größern Eisentheile durch ein
                              									Metallsieb wird der Gesammtrückstand eine Zeit lang mit der Eisenchloridlösung
                              									digerirt zur Entfernung der kleinern, noch vorhandenen Eisentheile. Auch ein großer
                              									Theil des vorhandenen Kupfers wird zugleich mit ausgezogen. Hat das Eisenchlorid bei
                              									dem Auflösen des Kupfers zugleich auch etwas Palladium aufgelöst, was vermieden
                              									werden kann, wenn man die Digestion nicht zu weit treibt, so wird dasselbe bei der
                              									Reduction durch metallisches Eisen wieder ausgefällt und kommt dann von Neuem in die
                              									Scheidung.
                           Hat man nun auf die beschriebene Weise sämmtliches Eisen und einen großen Theil des
                              									Kupfers entfernt, so wird der Schlamm noch mehrere Male mit Salzsäure haltigem
                              									Wasser ausgewaschen, dann getrocknet und mit kohlensaurem Natron und Kohle zusammen
                              									geschmolzen. Die Schlacke enthält nun neben kieselsaurem und kohlensaurem Natron
                              									wesentlich Selennatrium, wahrscheinlich aber auch Tellurnatrium. In Wasser gelöst,
                              									ergibt sie eine rothbraune Lösung, welche beim Stehen an der Luft Krusten von
                              									metallischem Selen absetzt. Gegenwärtig werden aber diese Schlacken noch in der
                              									hiesigen Scheideanstalt aufbewahrt und bieten für die Zukunft ein interessantes
                              									Material für wissenschaftliche Arbeiten, sowie Gelegenheit zur Gewinnung größerer
                              									Quantitäten von Selen. Die Metallkönige werden aufs Neue geschmolzen und
                              									granaillirt, die Granaillen sodann mit Königswasser, das deutlich überschüssig
                              									Salzsäure enthält, in Glaskolben behandelt. Hierbei wird nun so verfahren, daß man
                              									nicht so viel Säuregemisch aufgibt, als nöthig wäre, den Körnerinhalt eines
                              									Glaskolbens auf einmal aufzulösen, und zwar aus dem Grunde, weil sonst zu den
                              									Auflösungen der Edelmetalle auch die ganze Kupferchloridlösung käme. Das Kupfer aber
                              									erschwert, wenn in größern Mengen vorhanden, die glatte Ausfällung von Platin und
                              									Palladium nach bekannten Methoden sehr beträchtlich. Es wird deshalb mit dem
                              									aufgegebenen Säuregemisch so lange gekocht, bis die anfänglich mit aufgelösten
                              									andern Metalle sich an dem in den Körnern noch vorhandenen metallischen Kupfer
                              									ausgeschieden, eventuell durch dasselbe ausgefällt wurden. In Lösung befindet sich
                              									nun etwas Kupferchlorid und sehr viel Kupferchlorür; um letzteres gelöst zu
                              									erhalten, wird eben die überschüssige Salzsäure zugegeben. Von dem Vorhandensein des
                              									Kupferchlorürs kann man sich leicht überzeugen, wenn man die Lösung in Wasser gießt,
                              									wobei das Kupferchlorür, als in Wasser unlöslich, ausfällt. Auf diese Weise kann
                              									man, wenn man nöthigenfalls das Auskochen  mit dem Säuregemisch mehrere Mal wiederholt, alles Kupfer
                              									entfernen. Sollte sich bei dem letzten Aufguß anderes Metall, und dann zuerst
                              									Palladium, auflösen und in Lösung erhalten, weil nicht mehr genug Kupfer zu seiner
                              									Ausfällung vorhanden war, so braucht man nur etwas reines Cementkupfer, besser aber
                              									noch einige Kupferdrähte in die kochende Lösung zu geben, um wieder auszufällen. Die
                              									Kupferdrähte haben den Vorzug, daß man sie, wenn alles andere Metall wieder
                              									ausgefällt ist, sehr leicht und bequem entfernen kann. Die Annahme, daß sich auf
                              									dieselbe Weise die Trennung der Metalle noch weiter durchführen ließ, liegt nahe.
                              									Wenn man den vom Kupfer befreiten Metallschlamm mit Königswasser kocht, so löst sich
                              									zuerst Palladium, dann Platin und zuletzt erst das Gold. Etwa gelöstes Gold fällt
                              									sich am Palladium und Platin wieder aus. Gegenwärtig wird indeß mit der gemischten
                              									Auflösung fortgefahren und alle Metalle werden gemeinschaftlich in Lösung gebracht.
                              									Die Lösung wird mit sehr viel Wasser verdünnt zur Ausscheidung des größten Theiles
                              									des Antimons als Antimonoxychlorid, sogen. Allgarothpulver. Die Anwendung dieses
                              									letztern Verfahrens trägt wesentlich dazu bei, einen möglichst reinen Platinschwamm
                              									zu erzielen.
                           Hat sich nun die verdünnte Lösung genügend abgesetzt, so wird wieder eingedampft bis
                              									zur frühern Consistenz. Hierauf wird zur Entfernung des Goldes geschritten. Dasselbe
                              									geschah früher durch Ausfällen mittels Eisenchlorür. Die Ausfällung des Goldes ist
                              									selbstverständlich auf diese Weise eine vollständige; aber die Platinlösung wird
                              									dadurch auf einmal wieder durch eine größere Menge Eisenchlorid und überschüssiges
                              									Eisenchlorür verdünnt und das Ausfällen des Platins und Palladiums dadurch
                              									erschwert. Seit neuerer Zeit wurde nun auch diesem Uebelstande abgeholfen und die
                              									ganze Arbeit dieses Theiles der Scheidung dadurch einfacher und angenehmer
                              									gemacht.
                           Diese zum ersten Mal in Anwendung gebrachte, wesentliche Verbesserung besteht darin,
                              									daß das Gold durch eine höchst einfach construirte, aber constante galvanische
                              									Batterie metallisch ausgefällt wird. Die zurückbleibende Lösung ist zur sofortigen
                              									Ausfällung des Platins mittels Salmiaklösung geeignet und liefert einen sehr schön
                              									gelben und reinen Platinsalmiak. (Ein so erhaltener Platinschwamm enthielt nach der
                              									Analyse in 1k nur 5g fremde Metalle.) Die
                              									Mutterlauge des Platinsalmiaks nebst dem Salmiakwaschwasser desselben wird hierauf,
                              									weil überschüssigen Salmiak enthaltend, zur Ausfällung von weitern Partien
                              									Platinlösung verwendet und damit zu gleicher Zeit das Palladium in einer ziemlich
                              									kleinen Menge Flüssigkeit angesammelt. Aus dieser kann es nun entweder dadurch
                              									gewonnen werden, daß man dieselbe etwas  eindampft, das darin noch gelöste
                              									Platinchlorid-Chlorammonium auskrystallisiren läßt und das Palladium hierauf
                              									mit Ammoniak und Salzsäure als gelben Palladiumsalmiak ausfällt; oder man reducirt
                              									die ganze Lösung mit Eisen (theurer, aber reinlicher mit Zink), löst wieder auf,
                              									fällt mit Salmiak zuerst das noch vorhandene Platin und aus dieser Mutterlauge dann
                              									das Palladium. Ich gebe der erstgenannten Methode den Vorzug, weil sie zugleich
                              									gestattet, den etwa vorhandenen Iridiumsalmiak mit auskrystallisiren zu lassen und
                              									das Iridium dann leichter zu gewinnen. Bis jetzt wurde zwar wegen den geringen
                              									Mengen desselben aus den gewöhnlichen Platinscheidungen solches noch nicht gewonnen,
                              									aber das dasselbe enthaltende Material angesammelt, um demnächst zur weiteren
                              									Verarbeitung zu gelangen.
                           Zum Schluß will ich noch bemerken, daß weitere Arbeiten mit bezeichnetem
                              									Platinscheidegut, über die ich später zu berichten gedenke, gezeigt haben, wie
                              									vortheilhaft es ist, das Gold nicht mehr durch Eisenchlorür auszufällen. Ich habe
                              									nachgewiesen, daß Platinchlorid durch Zugabe von Eisenchlorür zu Platinchlorür
                              									reducirt wird; letzteres wird aber bekanntlich durch Zugabe von Chlorammonium nicht
                              									gefällt. Gibt man also zur Ausfüllung des Goldes Eisenchlorür in eine Platinlösung,
                              									so wird immer ein Theil des Platins als Platinchlorür in der entgoldeten Lösung bei
                              									der Ausfüllung des Platins durch Salmiak in Lösung bleiben und die Reingewinnung des
                              									Palladiums wenigstens erschweren; das wird um so mehr der Fall sein, als man ja
                              									immer zur vollständigen Ausfällung des Goldes einen Ueberschuß des Fällungsmittels
                              									in Anwendung bringt.