| Titel: | Untersuchung von zwei zu Znaim (Mähren) vorkommenden Kaolinen ; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 434 | 
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                        Untersuchung von zwei zu Znaim (Mähren)
                           								vorkommenden Kaolinen Dieselben befinden sich im Besitze der Firma Heinrich Kallab; erste Znaimer Chamottewaarenfabrik zu Znaim.; von
                           								Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, Untersuchung von Kaolinen.
                        
                     
                        
                           Der Kaolin Nr. 1, eingesprengt in Adern eines größern Beckenlagers, bildet schönweiße
                              									Stücke ohne irgend welche sichtbare Unreinigkeiten oder fremdartige Beimengungen;
                              									stellenweise ist kaum ein Stich ins Gelblichgraue zu bemerken. Die Masse ist
                              									gleichmäßig feinkörnig, dicht und ziemlich fest; sie schneidet sich glatt, und die
                              									Schnittfläche ist etwas fettigglänzend, abfärbend, der Bruch erdig bis selbst
                              									muschelig. Beim Zerreiben knirscht die Masse fühlbar, im Ganzen jedoch wenig. Der
                              									beigemengte Sand ist sehr feinkörnig. Eine Probe zerfällt in Wasser unter singendem
                              									Zischen, theils zu Pulver, theils in Stückchen, die sich länger und selbst auch bei
                              									fortgesetztem Kochen halten; dieselben sind aber alsdann leicht zerdrückbar und
                              									geben eine solche bildsame Masse, wie sie bei Kaolinen
                              									recht selten erhalten wird. Versucht man die fein zerriebene Masse zu schlämmen, so
                              									hinterbleibt nur ein sehr geringer Rückstand feinen Sandes, in welchem selten
                              									Glimmerblättchen auftauchen.
                           Das Bindevermögen ist 6 bis 7, d. h. ein reichlich mittleres und ein für einen Kaolin
                              									sehr großes.
                           Pyrometrische Bestimmung. Aus etwa 1k Material wurde eine
                              									Durchschnittsprobe dargestellt, zu einem Cylinder geformt und bis zur controlirten
                              									Platinschmelzhitze geglüht; dieselbe ist unter vollkommener Erhaltung der Form, die
                              									noch kantig bleibt, außen durchaus nicht glänzend. Der Bruch ist porzellanartig,
                              									dicht, an den Kanten durchscheinend. Die Probe ist reinweiß bis auf vereinzelte,
                              									mikroskopisch kleine, schwarze Pünktchen. In geringerm Hitzegrade, lebhafter
                              									Rothglühhitze, brennt sich die Probe reinweiß und haften ihr Haarrisse an, die aber
                              									erst unter der Loupe bemerkbar sind; sie schwindet dabei 10,5 Proc. linear.
                              									Pyrometrisch übertrifft also der vorliegende Rohkaolin den geschlämmten Zettlitzer
                              									Normalkaolin (vgl. 1869 194 433) 1870 196 450).
                           Chemische Analyse. In 100 Th. des bei 120°
                              									getrockneten Durchschnittsmaterials wurde gefunden:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 39,17
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure, chemisch gebunden Kieselsäure, mechanisch
                                    											beigemengt
                                 44,61 1,53
                                 
                                    
                                    
                                 46,14
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,04
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,03
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,63
                                 
                                 
                              
                                 Kali (vorherrschend)
                                 0,25
                                 
                                 
                              
                                 Glühverlust (Wasser)
                                 13,57
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,83.
                                 
                                 
                              
                           
                           Die daraus berechnete chemische Zusammensetzung gibt:
                           36,49 (Al2O3, 1,34 SiO3) + RO,
                           und der Feuerfestigkeitsquotient ist 27,60, d. h. eine
                              									außerordentlich hohe Zahl.
                           Das Verhältniß zwischen Thonerde und Kieselsäure berechnet sich fast genau wie bei
                              									dem geschlämmten Zettlitzer Normalkaolin und wie es annähernd bei von mir
                              									untersuchten Thonen bereits häufiger die Berechnung ergab.
                           Zusammenfassung. Der vorliegende, fast durchweg
                              									schönweiße, dichte und ziemlich feste Kaolin mit fettigglänzender Schnittfläche und
                              									theils muscheligem Bruche gehört sowohl zu den hervorragend bindenden, als höchst
                              									schwerschmelzbaren. Er brennt sich reinweiß, zeigt dabei feinste Haarrisse und
                              									schwindet beträchtlich. Der aus der Analyse berechnete Schmelzbarkeitsquotient ist
                              									ein so hoher, wie er erfahrungsmäßig äußerst selten und bis jetzt noch bei keinem
                              									Thone von mir gefunden wurde. Das Material zeichnet sich durch seinen großen
                              									Thonerde- wie geringen Kieselsäure- und namentlich Sandgehalt aus und
                              									ist an Flußmitteln sehr arm. Es ist ein in jeder Hinsicht ausgezeichnetes, worauf
                              									bereits die äußern Kennzeichen hindeuten und worin das pyrometrische, sowie das
                              									analytische Resultat übereinstimmen. Der Preis beträgt loco Znaim für 100k frei in Waggon 1 fl.
                              									80 kr. ö. W.
                           Der Kaolin Nr. 2 kommt als größeres Beckenlager vor und
                              									besteht aus einer theils klumpigen, theils zur Erde zerfallenen, weißen, ins Graue
                              									sich ziehenden Masse. Gelbe Färbungen sind ebenso wenig wie fremde Beimengungen, mit
                              									Ausnahme von Quarz, wahrzunehmen; er fühlt sich körnig an, färbt reichlich ab und
                              									ist bis auf die vereinzelten gröberen, doch mürben Quarztheile leicht
                              									zerreiblich.
                           Das Bindevermögen der zerriebenen Masse ist 2 bis 3, d. h. ein geringes.
                           Zerdrückt man das lufttrockene Material zu einem gröblichen Pulver und schlämmt
                              									dasselbe, wie früher (1874 213 61) angegeben, so geht die
                              									Hälfte an feiner Masse über, oder genauer 49,725 Gew.-Proc. Der verbleibende
                              									Schlämmrückstand besteht aus 58,17 Proc. völlig reinweißen und klaren Quarzsplittern
                              									bis zur Größe einer halben Erbse und 41,83 Proc. glimmerhaltigem Staub- und
                              									Streusand.
                           Pyrometrische Bestimmung. Die aus etwa 1k Material
                              									hergerichtete Durchschnittsprobe, wie oben heftig erhitzt, ist unter Erhaltung der
                              									Form außen mit einem gelblichen Email überzogen. Der Bruch ist rauh, körnig, unter
                              									der Loupe leicht glänzend. In dem bezeichneten geringern Hitzegrad brennt sie sich
                              									gelblich, etwas verdichtet, ohne Risse.  Dunkle Fleckchen sind kaum wahrzunehmen; sie ist dabei um
                              									1,8 Proc. gewachsen.
                           Das in Rede stehende Material kommt pyrometrisch annähernd gleich den kieselreichen,
                              									aber sonst verhältnißmäßig reinen, flußmittelarmen Rohkaolinen (vgl. 1870 196 451) 1871 200 110).
                           Die Analyse ergab:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 23,11
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure, chemisch gebunden Kieselsäure, mechanisch
                                    											beigemengt
                                 23,66 43,00 Die Arbeit war bereits fertig, als der interessante Beitrag zur
                                          													bessern Kenntniß der Kaoline von Dr. Seger erschien; sonst würde nach dessen
                                          													Vorgang diese bedeutende Sandbeimengung noch näher untersucht resp.
                                          													zerlegt worden sein.
                                 
                                    
                                    
                                 66,66
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,05
                                 
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 0,52
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,58
                                 
                                 
                              
                                 Kali (vorherrschend)
                                 1,78
                                 
                                 
                              
                                 Glühverlust (Wasser)
                                 7,42
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,12
                                 
                                 
                              
                           Die berechnete chemische Zusammensetzung gibt:
                           6,12 (Al2O3, 3,30 SiO3) + RO
                           und als Schmelzbarkeitsquotient 1,85, d. h. der Grad der
                              									Feuerfestigkeit ist kein bedeutender.
                           Zusammenfassung. Der graulichweiße, quarzreiche Rohkaolin
                              									ist wenig bindend und mäßig feuerfest; er brennt sich gelblich und wächst dabei. Er
                              									enthält wenig Thonerde, sehr beträchtlich Kieselsäure; doch findet sich keine große
                              									Menge an flußbildenden Bestandtheilen. Der Preis beträgt in Znaim 80 kr. ö. W. für
                              										100k frei im
                              									Waggon.
                           Kaolin Nr. 3, und zwar im Großen bereitetes Schlämmproduct
                              									aus Kaolin Nr. 2, bildet eine zart sich anfühlende, reichlich abfärbende, weiße
                              									Masse mit einem Stich ins Graue. Der Bruch ist erdig, die Schnittfläche ohne Glanz.
                              									Sie saugt Flüssigkeit sehr begierig auf, zerfällt in Wasser unter singendem Zischen
                              									zu einem bildsamen Schlamm. Das Bindevermögen ist 6, d. h. ein mittleres. Versucht
                              									man diese geschlämmte Masse nochmals sorgfältigst zu schlämmen, so verbleibt ein
                              									Rückstand von einigen Procenten feinen Sandes, in welchem vereinzelte
                              									Glimmerblättchen zu bemerken sind.
                           Pyrometrische Bestimmung. Eine Durchschnittsprobe bis zur
                              									Platinschmelzhitze geglüht, ist unter völliger Erhaltung der Form außen mit einem
                              									nur unter der Loupe bemerkbaren Schmelz überzogen, innen porzellanartig, dicht,
                              									weiß. Das Schlämmproduct verhält sich Pyrometrisch dem geschlämmten besten
                              									Zettlitzer Kaolin nahe gleich.
                           
                           Die Analyse gibt:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 36,63
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure, chemisch gebunden Kieselsäure mechanisch
                                    											beigemengt
                                 38,37 12,01
                                 
                                    
                                    
                                 50,38
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,05
                                 
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 0,44
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,64
                                 
                                 
                              
                                 Kali (vorherrschend)
                                 0,98
                                 
                                 
                              
                                 Glühverlust (Wasser)
                                 11,12
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,24.
                                 
                                 
                              
                           Dies gibt als berechnete chemische Zusammensetzung:
                           12,93 (Al2O3, 1,57 SiO3) + RO
                           und als Feuerfestigkeitsquotient 8,24, d. h. nähert sich in
                              									voller Uebereinstimmung mit dem pyrometrischen Resultate dem des geschlämmten
                              									Zettlitzer Normalkaolins.
                           Zusammenfassung. Das aus vorstehendem Rohkaolin
                              									fabrikmäßig gewonnene Schlämmproduct bildet bereits eine gut bildsame Masse und
                              									gehört zu den vorzüglich feuerfesten. Es brennt sich schönweiß und ist in
                              									pyrometrischer Beziehung durch den Schlämmproceß gleichzeitig in der dreifach
                              									möglichen Weise verbessert worden. Die Menge der Thonerde hat sich relativ vermehrt,
                              									die der Kieselsäure namentlich des Sandes dagegen wesentlich abgenommen, wie auch
                              									die Flußmittel eine ansehnliche Verminderung erfahren haben. Das Material ist den im
                              									Handel bestbekannten geschlämmten Kaolinen an die Seite zu setzen. Der Preis
                              									desselben ist loco Znaim für 100k 2 fl. 40 kr. ö. W.
                           Das Fabrikat, rein aus Kaolin Nr. 1 hergestellt, bildet
                              									einen Ziegel, der außen schwach gelblich oder stellenweise einen stärkern röthlichen
                              									Anflug hat, augenscheinlich aus dem Brennmaterial herrührend. Beim Durchschlagen des
                              									Steins, wozu wiederholte kräftigste Hammerschläge erforderlich sind, offenbart sich
                              									eine überraschend weiße Färbung. Aeußerlich lassen sich feine Risse bemerken. Der
                              									noch einsaugende Bruch zeigt eine Grundmasse, die mit den Chamottetheilen dicht und
                              									innigst verknetet ist. Der Stein ist scharfkantig und ziemlich glatt gearbeitet.
                           Pyrometrische Bestimmung. Stücke des Steins, völliger
                              									Platinschmelzhitze ausgesetzt, sind vollständig erhalten,
                              									reinweiß und dicht. Eine Sinterung ist kaum zu bemerken. Die eingelagerten
                              									Chamottestückchen zeigen unter der Loupe einen ganz leichten Schmelz, während die
                              									Grundmasse auch diesen nicht einmal erkennen läßt. Dagegen ist die beste Garnkirker
                              									Hohofensteinmasse in demselben Hitzegrade deutlich zusammengesintert und verräth
                              									ausgeflossene Stellen.
                           Erhitzt man feinstes Durchschnittspulver ebenso heftig, welches aus  dem Steine als Ganzes genommen
                              									hergestellt worden, so ist es bei gleicher Behandlung unter vollkommener
                              									Formerhaltung blaulich weiß und außen ohne jeglichen Glanz. Innen kann man in der
                              									porzellanartig verdichteten Masse nur unter der Loupe einen sehr schwachen Glanz
                              									beobachten. Unterwirft man ferner eine zurechtgehauene Steinprobe im offenen Feuer
                              									der Schmiedeisen-Schmelzhitze einige Zeit, so läßt die von der Ofenschlacke
                              									reichlich umflossene Probe weder ein Abfressen durch dieselbe, noch ein tieferes
                              									Eindringen beobachten. Die Steinprobe ist zu einer homogenen, porzellanartigen Masse
                              									verdichtet, in welcher vereinzelte runde Löcher auftauchen. Eine nicht unbedeutende
                              									Schwindung gibt sich zu erkennen. Desgleichen ist eine zurechtgehaueue Garnkirker
                              									Steinprobe durch und durch zerklüftet; die Chamottestückchen sind homogen erweicht
                              									und treten stellenweise ausgeflossene Stellen auf.
                           Zusammenfassung. Der vorliegende, bis auf die äußere
                              									gelbliche Rinde (in Folge des Brennens) reinweiße, mäßig grobkörnige Chamottestein
                              									ist im Ganzen gut gearbeitet, dicht, scharfkantig und recht fest. In pyrometrischer
                              									Beziehung nimmt derselbe, entsprechend der Vorzüglichkeit des Rohthons, eine
                              									außerordentlich hohe Stellung ein und nicht allein wegen seiner höchsten
                              									Schwerschmelzbarkeit an sich, sowohl der Chamottetheile als der noch
                              									federbeständigern Grundmasse, sondern auch wegen seiner ganz ausgezeichneten
                              									Widerstandsfähigkeit gegen die Ofenschlacke in heftigstem Hitzegrade. Es übertrifft
                              									das in Rede stehende Fabrikat entschieden die beste Garnkirker Hohofensteinmasse und
                              									dürfte es überhaupt zu den hinsichtlich Reinheit, Güte und Feuerbeständigkeit
                              									seltensten zu rechnen sein.
                           Wiesbaden, im März 1877.