| Titel: | Cordillot und Mather's continuirlicher Dämpfapparat für Druckereien. | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 542 | 
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                        Cordillot und
                           									Mather's continuirlicher
                           								Dämpfapparat für Druckereien.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. X [c.  d/1].
                        Cordillot und Mather's continuirlicher Dämpfapparat für
                           								Druckereien.
                        
                     
                        
                           Das Dämpfen bedruckter Waare spielt seit der Einführung der Anilinfarben, des
                              									Krappextractes und des künstlichen Alizarins in den Baumwolldruckereien eine
                              									ungleich wichtigere Rolle als in frühern Zeiten; es wird, wenn man von der Anwendung
                              									der sogen. Dampfpfeife absieht, in hölzernen, eisernen oder steinernen Kästen, die
                              									einen mehr oder weniger dichten Verschluß haben, in der Weise ausgeführt, daß eine
                              									bestimmte Anzahl von bedruckten Stücken auf ein Mal in den Dampfkasten über Wälzchen
                              									eingehängt wird, ½ bis 1 Stunde darin verweilt, dann nach Oeffnung des
                              									Deckels herausgenommen und durch eine neue Partie Dampfwaare ersetzt wird. Um die
                              									Manipulationen mit der Waare vor und nach dem Dämpfen zu ersparen, um den
                              									Zeit- und Wärmeverlust zu vermeiden, welcher mit dem Herausnehmen und
                              									Einhängen der Stücke, ferner mit der Bedienung des Deckels oder der Thüre mit ihren
                              									mehr oder weniger umständlichen Schließvorrichtungen verbunden ist, haben Cordillot und Mather eine
                              									Dampfkammer (Fig.
                                 										29) für ununterbrochenen Betrieb construirt und sich patentiren
                              									lassen.
                           Die Dampfwaare gelangt direct aus der Schnellhänge (ageing-room) oder aus dem Drucklocal auf den Lagerplatz M, wird von hier nach N
                              									hinübergeschoben und in Ballen von 50 bis 60 Stück zu 25 Yards (22m,86) zurecht gelegt. Zwischen je zwei solche
                              									zusammengenähte Ballen wird ein Vorläufer eingenäht, die Scheibe Q in Bewegung gesetzt, so daß die Waare von N aus über eine Anzahl Spannstäbe und Leitwälzchen durch
                              									die zugleich als Dampfabzug dienende Oeffnung S in den
                              									unterdessen  genügend
                              									vorgewärmten Dampfkasten C hineingezogen wird. Die
                              									Erwärmung und Dampfspeisung geschieht durch die geschlossene Leitung A und durch die durchlöcherte Röhre H. Die Leitung ist so vertheilt, daß der ganze Raum
                              									gleichmäßig erwärmt wird; sie ist sogar bis über das doppelte Dach B geführt, um grade an dieser Stelle dem Tropfen der
                              									innern Wandungen auch von außen entgegenzuarbeiten. Das während des Dämpfens sich
                              									bildende Condensationswasser findet seinen Ablauf durch das Rohr I, während der Dampf und die sich bildenden gasförmigen
                              									Producte durch die Kamine K abziehen.
                           Die in den Dampfkasten gelangte Waare legt ihren Weg über die durch Dampf heizbaren,
                              									kupfernen, ebenfalls von Q aus in Drehung gesetzten
                              									Leitwalzen c1 bis c5 fort; von der letzten
                              									Walze c5 fällt sie (wohl
                              									unter Vermittlung einer Legevorrichtung bei O) in den
                              									auf Eisenschienen stehenden Wagen D, welcher ganz von
                              									Eisen hergestellt, innen mit roher Packleinwand ausgeschlagen ist und 50 bis 60
                              									Stücke zu fassen vermag. Durch das Fenster G beobachtet
                              									man das Füllen des Wagens, bis mit dem Erscheinen des Vorläufers das Ende des
                              									Ballens sich ankündigt. Nun wird abgestellt, die Klappthüren bei F und E werden auf ein Mal
                              									geöffnet, der vorderste Wagen D5 rollt aus dem Kasten C
                              									heraus, D1 tritt an die
                              									Stelle von D2, der
                              									frische leere Wagen D0,
                              									welcher unterdessen Gelegenheit hatte, sich vorzuwärmen, rückt an die Stelle von D
                              									1, von hinten wird ein neuer leerer Wagen in den
                              									Apparat eingeführt, gleichzeitig die Naht des die Ballen D5 und D4 verbindenden Vorläufers gelöst, und der Apparat
                              									mit seinen beiden Thüren, welche mit keinerlei complicirten Schließvorrichtungen
                              									versehen sind, und von welchen die eine E durch die
                              									Zeichnung als geschlossen, die andere F als geöffnet
                              									vorgestellt ist, wieder vorn und hinten geschlossen, und dies Alles im Verlauf einer
                              									einzigen Minute. Hat man einfarbig Anilinschwarz zu dämpfen, welches nur 1 bis 2
                              									Minuten Aufenthalt im Dampf erfordert, so wird die Waare nicht in die Wägen
                              									abgelegt, sondern sie geht von der letzten Leitwalze c5 durch den zweiten Spalt U in der Vorderwand des Kastens auf dem Wege c6 direct zu dem
                              									ebenfalls von Q aus bewegten Selbstleger T.
                           Der Weg der anilinschwarzen Stücke durch den Apparat ist ein sehr kurzer; dagegen
                              									verweilt die andere Dampfwaare etwa 1 Stunde in demselben. Nach Angabe von Mather und Platt in
                              									Manchester, welche die Ausführung des Apparates übernommen haben, kann man mit
                              									demselben täglich 2000 Stück zu 25 Yards dämpfen, d. h. in 11 Arbeitsstunden 33
                              									Ballen oder Wägen zu 60 Stück oder 3 Wägen in 1 Stunde. Somit fährt alle 20 Minuten
                              									ein Wagen mit Waare aus 
                              									und jeder Wagen verweilt eine Stunde in dem Dampf, bis auch an ihn die Reihe des
                              									Ausfahrens kommt, worauf er nach D6 vor den Ableger T
                              									geführt wird, um schnell geleert und hinter den Dampfkasten vor die Thüröffnung F gestellt werden zu können.
                           Es ist in diesem Apparat Alles wohl durchdacht und sinnreich angeordnet. Nur zwei
                              									Bedenken drängen sich dem Referenten auf. Werden sich die Stücke, welche bei leicht
                              									bemusterter Waare wohl in der von der Zeichnung angegebenen Weise sich im Wagen
                              									häufeln und links und rechts in demselben sich vertheilen, ebenso anstandslos auch
                              									ablegen, wenn sie durch schwere bödige Muster einen steifen Appret erhalten haben?
                              									Ferner gibt es genug Artikel, welche für das Dämpfen unbedingt Unterlagen verlangen,
                              									wenn man das Abflecken vermeiden will. Daß hierauf in der Construction keine
                              									Rücksicht genommen, erscheint um so bedenklicher, als die Waare so lange Zeit in
                              									schweren, großen Ballen durch einander, auf und über einander gehäuft in dem
                              									beschränkten Raume des Wagens zu liegen hat.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
