| Titel: | Directe Darstellung von Soda und Potasche aus den Chlorverbindungen; von E. Bohlig. | 
| Autor: | E. Bohlig | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 621 | 
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                        Directe Darstellung von Soda und Potasche aus den
                           								Chlorverbindungen; von E.
                              								Bohlig.
                        Bohlig's Darstellung von Soda und Potasche aus den
                           								Chlorverbindungen.
                        
                     
                        
                           Oxalsaure Magnesia, wie sie im Verlauf des Processes gewonnen ist, wird in einem
                              									großen Holzkübel, mit der entsprechenden Menge Kochsalz oder concentrirter Soole und
                              									der äquivalenten Menge Salzsäure gemischt kalt einige Stunden stehen gelassen. Nach
                              									der Formel:
                           Mg C2O4 + HCl +Na Cl = Na HC2
                              									O4 + Mg Cl2
                           scheidet sich fast augenblicklich saures Natriumoxalat aus,
                              									Chlormagnesium bleibt in Lösung. Das oxalsaure Natrium wird gesammelt, mit Wasser
                              									abgespült und nun in ein luftdicht verschließbares Faß mit der entsprechenden Menge
                              									von Magnesiumcarbonat und Wasser gemischt. Nachdem die sich entwickelnde Kohlensäure
                              									die gewöhnliche Luft ziemlich verdrängt hat, verschließt man das Faß und setzt ein
                              									Rührwerk in Bewegung. Das angebrachte Manometer zeigt den Druck, welcher bis etwa
                              										2at steigt, aber
                              									bei fortgesetztem Rühren zurückgeht und schon nach kurzer Zeit den Nullpunkt wieder
                              									erreicht. Die Operation ist vollendet. Man hat jetzt eine concentrirte Lösung von
                              									doppeltkohlensaurem Natron und einen Niederschlag von oxalsaurer Magnesia, deren
                              									dichte grobkrystallinische Beschaffenheit der Trennung von der Lauge und dem
                              									vollkommenen Aussüßen durch Deplaciren keinerlei Hinderniß entgegensetzt. Die Lösung
                              									des doppeltkohlensauren Natrons wird mit Magnesia, die man später bei der
                              									Destillation des Chlormagnesiums erhält, kurze Zeit gekocht und so
                              									einfachkohlensaures Natron und wieder zu verwendende kohlensaure Magnesia
                              									erhalten.
                           
                           Bei richtiger Concentration geht die Umsetzung nach folgender Gleichung vor sich:
                           Na HC2O4 + Mg CO3 = Mg C2
                              									O4 + Na HCO3 und
                           2Na HCO3 + MgO = Na2
                              									CO3 + Mg CO3 + H2O.
                           Die saure Chlormagnesiumlösung mit den Destillationsrückständen derselben verdampft
                              									man über freiem Feuer zur Teigform und glüht die Masse im Sodaofen. Die mit den
                              									Verbrennungsgasen abziehende Salzsäure wird in gewöhnlicher Weise condensirt, die
                              									zurückbleibende Magnesia theils zur Neutralisation neuer Magnesiumlösungen
                              									verwendet, theils durch Waschen von unzersetzt gebliebenem Chlormagnesium befreit
                              									und, wie oben angegeben, halb zur Umsetzung des doppeltkohlensauren Natrons
                              									verwendet, halb noch feucht auf Hürden ausgebreitet und durch Kokesfeuergase wieder
                              									in Carbonat übergeführt.
                           Die Herstellung der beim Proceß verloren gegangenen Oxalsäure geschieht in folgender
                              									Weise. In einem starken eisernen Kessel wird Kalilauge von 36° B. zum Sieden
                              									gebracht und so lange mit gewöhnlichen Fichtensägespänen versetzt, bis die Masse
                              									sich verdickt. Nach fortwährendem Erhitzen und nachdem das Wasser entwichen ist,
                              									wird die Masse unter stetem Umrühren wieder dünnflüssig, homogen und von
                              									curcumagelber Farbe. Die Hitze wird 2 bis 2½ Stunden auf derselben Höhe
                              									gehalten, dann die Wärmequelle entfernt und die Masse etwas abkühlen gelassen. Man
                              									gießt nun langsam so viel Wasser in die noch heiße Schmelze, daß die Lösung
                              									40° B. zeigt und läßt nach dem Umrühren erkalten. Die Ausbeute an oxalsaurem
                              									Kali, welches in dieser Lauge völlig unlöslich ist, ist bedeutend.
                           Um reine Oxalsäure herzustellen, verfährt man nach Angabe des Verfassers (Bayerisches
                              									Industrie- und Gewerbeblatt, 1877 S. 5) in folgender Weise. Das
                              									umkrystallisirte oxalsaure Kali wird in Wasser gelöst und mit einer Lösung von
                              									Chlormagnesium oder schwefelsaurer Magnesia ausgefällt. Die gut ausgewaschene
                              									oxalsaure Magnesia wird in einem Holzbottich mittels Dampfrohr erhitzt und
                              									concentrirte Salzsäure bis zur völligen Lösung zugesetzt. Die geklärte Lösung wird
                              									heiß in Thongefäße abgezogen; nach dem Erkalten schießt die Oxalsäure in reinen
                              									Krystallen an, welche nach dem Waschen und einmaligem Umkrystallisiren chemisch rein
                              									werden.
                           In derselben Weise wird Potasche direct aus Chlorkalium hergestellt.
                           Dieses neue Sodaverfahren läßt sich auch dahin abändern, daß man das saure oxalsaure
                              									Natron nicht mit kohlensaurer Magnesia, sondern direct mit der bei der Destillation
                              									enthaltenen Magnesia sättigt, sodann die übrige als kohlensaure Magnesia vorhandene
                              									Menge hinzufügt. Das 
                              									Ganze kommt wieder in ein liegendes Faß mit Rührwelle. Die beiden obern Hälften der
                              									Böden des Fasses sind mit großen Oeffnungen versehen zum Hindurchziehenlassen von
                              									abgekühlter Feuerluft, welch letztere durch das Rührwerk hinreichende Berührung mit
                              									dem Gemisch hat, so daß dieses sich schnell mit Kohlensäure sättigt. Der Hergang ist
                              									natürlich derselbe, nur daß hierbei jeder Druck vermieden werden kann und man die
                              									Magnesia nicht besonders vorher mit Kohlensäure zu sättigen braucht.