| Titel: | Ueber die Nachweisung eines Kupfergehaltes in Roheisen, Stahl- und Stabeisen. | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 628 | 
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                        Ueber die Nachweisung eines Kupfergehaltes in
                           								Roheisen, Stahl- und Stabeisen.
                        Boussingault's Bestimmung von Kupfer in Eisen.
                        
                     
                        
                           Die zu diesem Zwecke von Boussingault (Annales de Chimie et de Physique, 1875 Serie 5 Bd. 5 S.
                                 									209) empfohlenen Methoden sind auf die Scheidung des Kupfers von Eisen durch
                              									Ammoniak gegründet. Die vom gefällten Eisenoxyde getrennte ammoniakalische
                              									Flüssigkeit wird neutralisirt und mit 1 oder 2 Tropfen Ferrocyankalium versetzt,
                              									wodurch ein rothbrauner Niederschlag hervorgerufen wird; auf diese Weise läßt sich
                              									noch 1/50000 Kupfer nachweisen. Boussingault löste 4g kupferfreien reinen
                              									Eisenvitriol in 50c
                              									heißem Wasser, fügte 0mg,25 Kupfersulfat hinzu, erhitzte unter allmäligem Zusätze von
                              									Salpetersäure bis zur völligen Oxydation des Eisens zum Kochen, versetzte dann mit
                              									überschüssigem Ammoniak und filtrirte. Einige Cubikcentimeter des Filtrats, mit
                              									Chlorwasserstoffsäure möglichst genau neutralisirt und mit einem Tropfen einer
                              									concentrirten Lösung von gelbem Blutlaugensalz versetzt, gaben den
                              									charakteristischen Niederschlag von Kaliumkupfercyanür, der sich in voluminösen
                              									Flocken absetzte. Bei Wiederholung dieses Versuches mit der Hälfte und dem
                              									Dritttheil der angegebenen Kupfersalzmenge entstand noch ein sehr deutlich
                              									wahrnehmbarer, braunröthlicher Niederschlag.
                           
                           Qualitative Probe. Zur Aufsuchung des Kupfers in gekohltem
                              									Eisen löst man 1g des
                              									letztern in 12cc
                              									Schwefelsäure (1 Vol. Monohydrat auf 5 Wasser) unter Erhitzen, fügt die zur
                              									Höheroxydation des Eisens erforderliche Menge Salpetersäure und 30cc Wasser hinzu,
                              									übersättigt die wieder ins Kochen gebrachte Flüssigkeit mit Ammoniak, bringt sie
                              									noch kochend auf das Filter, versetzt das Filtrat bis zur fast vollständigen
                              									Neutralisation mit so viel Chlorwasserstoffsäure, daß es nur noch sehr schwach
                              									alkalisch reagirt, welchen Punkt man, wenn zu viel Säure zugegossen war, durch
                              									frischen Zusatz von Ammoniak erreicht, und fügt nun 2 Tropfen einer concentrirten
                              									Ferrocyankaliumlösung hinzu, worauf der Niederschlag fast augenblicklich auftritt
                              									und sich in Flocken ablagert.
                           Quantitative Probe. Dieses ebenso rasch ausführbare, als
                              									empfindliche qualitative Verfahren gestattet indessen nicht die quantitative Bestimmung des Kupfers, welches in gekohltem
                              									Eisen, namentlich in manchen Roheisensorten, zuweilen bis zu mehreren Promille
                              									enthalten ist. Boussingault empfiehlt hierzu
                              									nachstehenden Weg. 2g
                              									des zu prüfenden Metalles werden in einem genau tarirten Probirkölbchen mit
                              									überschüssiger Salpetersäure von 1,20 spec. Gew. bis zu vollständiger Auflösung
                              									behandelt, worauf man mit etwa 150 bis 200cc Wasser verdünnt, zum Sieden erhitzt,
                              									überschüssiges Ammoniak zusetzt, das Gewicht der Flüssigkeit genau bestimmt, ohne
                              									Auswaschen filtrirt und das Volum der durchgelaufenen, einen aliquoten Antheil des
                              									in den 2g Substanz
                              									vorhandenen Kupfers enthaltenden Flüssigkeit sorgfältig mißt, die letztere in einer
                              									Porzellanschale zu Syrupconsistenz abdampft, zur Zerstörung der vorhandenen
                              									Ammoniaksalze mit 15 bis 20cc Salpeter-Salzsäure versetzt und nun zur Trockne
                              									verdampft. Den Rückstand nimmt man mit 10 Tropfen Chlorwasserstoffsäure und etwas
                              									Wasser auf, filtrirt erforderlichen Falles und setzt einige Tropfen Schwefelammonium
                              									unter Beobachtung der Vorsicht hinzu, daß die Flüssigkeit saure Reaction behält. Das
                              									entstandene, sich rasch absetzende Schwefelkupfer wird schnell abfiltrirt, mit 1 bis
                              									2 Proc. Schwefelammonium enthaltendem Wasser ausgewaschen, im Luftbade getrocknet,
                              									unter 2 bis 3maligem Zusatze einer geringen Menge reiner Schwefelblüthe in einem
                              									Porzellantiegel eingeäschert und nach mehrern Minuten langem Rothglühen gewogen. Bei
                              									diesen Untersuchungen ist die Anwendung zweier in einander steckenden, gleich
                              									schweren Filter zu empfehlen, deren äußeres man für sich verbrennt, worauf man die
                              									von ihm zurückgelassene Aschenmenge von der des andern das Kupfer enthaltenden
                              									abzieht.
                           Bei Befolgung der vorstehenden Angaben erhält man von gleichen  Substanzmengen stets dieselben
                              									Kupfermengen; allein dieses zur Nachweisung der geringsten Quantitäten des Metalles
                              									sehr geeignete Verfahren hält die Probe der Synthese nicht aus, indem bei mehrern
                              									derartigen Versuchen nur die Hälfte bis drei Viertel des dem Eisen zugesetzten
                              									Kupfers erhalten wurden, was ohne Zweifel daher rührt, daß ebenso wie bei der
                              									Bestimmung von Mangan und Phosphor in gekohltem Eisen, sobald in einer gleichzeitig
                              									ein anderes Metall enthaltenden Flüssigkeit ein reichlicher Niederschlag von Eisen
                              									entsteht, dieser letztere jedesmal einen gleichviel wie geringen Antheil jenes
                              									Metalles mit niederreißt oder zurückhält. Deshalb empfiehlt Boussingault, um alles in Lösung vorhandene Kupfer in Sulfuret
                              									umzuwandeln, die Entstehung dieses letztern in der Flüssigkeit ohne vorherige
                              									Abscheidung des Eisens zu vermitteln, und gibt dazu folgenden Weg an. 1g des Eisens wird mit
                              										5cc
                              									Chlorwasserstoffsäure, der etwas Wasser zugesetzt ist, behandelt; nach erfolgter
                              									Auflösung trennt man die ungelöst gebliebenen Substanzen durch Filtriren (bei
                              									einigermaßen bedeutendem Siliciumgehalte nach vorherigem Abdampfen zur Trockne und
                              									Aufnehmen des Rückstandes mit Wasser und 3cc Chlorwasserstoffsäure) und verfährt
                              									so, daß man etwa 50cc
                              									Flüssigkeit erhält, die man 2 Stunden lang mit einem langsamen
                              									Schwefelwasserstoffstrom behandelt; den Niederschlag sammelt man auf dem Filter und
                              									wäscht ihn bis zur völligen Ausscheidung des Eisens mit Schwefelwasserstoff haltigem
                              									Wasser, trocknet und erhitzt ihn zu starker Rothglut, wodurch das Sulfuret
                              									gewöhnlich vollständig zu Oxyd umgewandelt wird; allein, wenn auch etwas Sulfuret
                              									zurückbleiben sollte, so würde dadurch die quantitative Bestimmung doch nicht
                              									beeinträchtigt werden, indem das Gewicht des Cu2S dem des Oxyds 2 (Cu O) gleich ist.
                           Boussingault führte auch directe Versuche über den Einfluß
                              									aus, welchen die Gegenwart von Arsen auf die Genauigkeit
                              									der Bestimmung des Kupfers möglicherweise ausüben könnte, indem er in Erwägung zog,
                              									daß jener Körper durch Verbindung mit dem letztern Metalle wohl größere Stabilität
                              									erlangen, nicht aber, daß flüchtiges Schwefelarsen beim nicht flüchtigen
                              									Schwefelkupfer zurückbleiben könnte. Diese Versuche haben gezeigt, daß ein solches
                              									Bedenken unbegründet ist.
                           
                              H. H.