| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 223 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Selbstfeuernde Locomotive.
                           Eine selbstfeuernde Locomotive „soll“ nach dem American Manufacturer, 13. März 1877 kürzlich ein
                              									Engländer zur Ausführung gebracht haben. Der weite Umweg der Nachricht macht sie
                              									mehr als verdächtig; immerhin ist es anregend, wie sich dieser Apparat in der
                              									Phantasie des Referenten verkörpert.
                           
                              „Ein großer Blechkasten ist über der Heizthüre angebracht und dient als
                                 										Kohlenbehälter; unter demselben rotirt eine Brechwalze mit beträchtlicher
                                 										Geschwindigkeit und reducirt die Kohlenstücke auf Haselnußgröße. In dieser
                                 										Gestalt fällt die zerquetschte Kohle auf zwei Scheiben, die in einem Gehäuse
                                 										eingeschlossen, mit hoher Geschwindigkeit entgegengesetzt rotiren und die
                                 										herabgefallenen Kohlenstücke durch die einzige Oeffnung des Gehäuses über die
                                 										Rostfläche vertheilen. Durch eine einzige Stellschraube wird die Kohlenzuführung
                                 										beliebig regulirt und so die Locomotive auf große oder geringe Dampfproduction
                                 										geheizt, ohne daß eine Schaufel bewegt werden müßte.“
                              
                           Für Dampfkessel ist dieselbe mechanische Feuerung schon vor Jahren in England von J.
                              										Stanley (1822), D. Smith
                              									und G. F. Deacon (1870) vorgeschlagen worden (vgl. 1871
                              										199 73). Das gleiche Princip verfolgt Th. Henderson (1872 bis 1876), dessen Construction im Engineer, März 1877 S. 187 beschrieben ist und in einem
                              									der nächsten Hefte dieses Journals mit Skizzen erscheinen soll.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Der Unglücksfall auf der nach Wetli's System erbauten Eisenbahn Wädensweil-Einsiedeln.
                           Wetli's Eisenbahnsystem mit künstlicher Adhäsion hat zum
                              									Zweck die Befahrung großer Steigungen dadurch zu ermöglichen, daß zwischen den
                              									beiden Tragschienen eine continuirliche Folge je zweier schräg gegen einander
                              									gestellten Schienenstücke von etwa 1m Länge eingesetzt wird, längs deren die
                              									Locomotive, ähnlich wie bei dem Zahnradsystem, hinaufklimmt. Dies geschieht dadurch,
                              									daß eine Achse der Locomotive zwischen den Tragschienen eine Walze aufgesetzt hat,
                              									welche die Aufwicklungscurve der Schienendreiecke in der schraubenartigen Contur
                              									eines vorstehenden Kammes enthält, so daß sich derselbe bei Drehung der Walze an die
                              									Schienendreiecke anlegt, hier festes Widerlager findet und die Maschine fortbewegt.
                              									An diesem System soll Wetli schon 1865 gearbeitet haben;
                              									1869 gaben die Fachprofessoren des Züricher Polytechnicums, (Zeuner, Veith, Pestalozzi und Culman) im
                              									Auftrage des schweizerischen Bundesrathes ihr Gutachten darüber ab, dahin lautend,
                              									daß das System im Princip richtig und sehr originell sei. das Zahnstangensystem weit
                              									übertreffe und die praktische Anwendung behufs der Erprobung dringend zu empfehlen
                              									sei. (Vgl. *1870 196 294.)
                           Der anscheinende Vorzug des Systemes über die Zahnstangenbahn liegt unläugbar in der
                              									viel größern Sicherheit gegen Bruch, welche die Schienendreiecke vor den Zähnen
                              									voraus haben, sodann noch in der Möglichkeit des leichten Einfahrens von einer
                              									gewöhnlichen Adhäsionsstrecke in die Steigung, da man hier nur die früher gehobene
                              									Walze fallen und sich selbst ihren Eingriff suchen läßt, während eine ähnliche
                              									Einrichtung des Zahnstangensystemes erst viel später zur Reife gediehen ist.
                           Auf Grund des Gutachtens wurde somit eine Probestrecke erbaut und lieferte speciell
                              									bezüglich des Einfahrens in die Steigung, sowie durch den stoßfreien Uebergang von
                              									einem Dreieck zum andern die günstigsten Resultate (vgl. Organ für die Fortschritte
                              									des Eisenbahnwesens. 1875 S. 49). so daß das System endlich definitiv angenommen und
                              									bei der Linie Wädensweil-Einsiedeln zur Ausführung gebracht wurde. Ende 1876
                              									wurde dieselbe fertiggestellt und mit den Probefahrten begonnen.
                           Der Vorgang bei denselben, sowie endlich die Katastrophe am 30. November 1876 findet
                              									in der Wochenschrift des Oefterreichischen Ingenieur- und Architectenvereins,
                              									1876 S. 354 eine genaue Schilderung.
                           
                           Die zum Betriebe der Bahn bestimmte Locomotive hatte drei gekuppelte Achsen, von
                              									denen die mittlere (Treibachse) die Schneckenwalze trug. Bei den ersten Probefahrten
                              									zeigte sich nun, vermuthlich in Folge des Voreilens der gekuppelten Räder, deren
                              									Adhäsion bei der geringen Steigung und Belastung weitaus genügend war, ein
                              									wiederholtes Aufsteigen der Schneckenwalze und dadurch erfolgte Zerstörung der
                              									Schienendreiecke. Wetli glaubte jedoch diesen Uebelstand
                              									in Ungenauigkeiten der Aufwicklungscontur der Schneckenwalzen suchen zu sollen und
                              									begann daher die dritte Probefahrt erst nach genauer Constatirung der Richtigkeit
                              									der dabei angewendeten Walze. Dabei wurden die Kuppelstangen ausgehängt, so daß die
                              									Treibachse allein arbeitete und unter bester Functionirung der Schneckenwalze die
                              									Bergfahrt vollzogen wurde.
                           Bei der Thalfahrt dagegen zeigten sich sofort wieder die alten Uebelstände; die Walze
                              									stieg auf, zerschlug die Dreiecke, so daß sie außer
                                 										Thätigkeit gesetzt werden mußte. Hierdurch ist Wetli selbst jedenfalls von der unmittelbaren Verantwortung des nun
                              									folgenden schrecklichen Unglücksalles enlastet.
                           Aber auch das Aushängen der Kuppelstangen soll, nach Ansicht des Directors G. Krauß in München (Bayerisches Industrie- und
                              									Gewerbeblatt, 1877 S. 122), keinen genügenden Erklärungsgrund abgeben, sondern nur
                              									die unvollkommene Functionirung der vorhandenen Bremsen, welche bei dem Gefalle von
                              									1/20 noch vollständig hätten genügen sollen.
                           Leider fand dies thatsächlich nicht statt, und zwar vermuthet der Referent der oben
                              									citirten Wochenschrift mit Recht, daß das von der Schneckenwalze weggeschleuderte
                              									Oel die Adhäsion der gebremsten Räder reducirt habe. Nach Aushängung der
                              									Schneckenwalze wurde die Thalfahrt fortgesetzt, aber trotz Bremsen und Gegendampf
                              									vergrößerte sich die Geschwindigkeit fort und fort, bis sie zuletzt 160 bis 200km pro Stunde
                              									erreichte. Hier entgleiste die Maschine in einer Weichencurve und wurde völlig
                              									zerschellt, der angehängte Waggon war schon vorher entgleist und zerstört; von 14
                              									theilnehmenden Personen sind zwei sofort todt geblieben, neun schwer, eine leicht
                              									verwundet und zwei unverletzt davon gekommen, — merkwürdiger Weise die beiden
                              									Veranstalter der Probefahrt, Wetli und der Oberingenieur
                              										Maey der Nordostbahn, welche bis zum Zusammensturz
                              									auf dem Wagen geblieben waren.
                           Damit hat die Anwendung von Wetli's System zunächst
                              									jedenfalls den denkbar ungünstigsten Abschluß gefunden; ob mit rationell veränderter
                              									Locomotivconstruction bessere Resultate erzielt werden könnten, wird abzuwarten
                              									sein.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Wiederbefestigung losgewordener Bandagen von
                              									Eisenbahnrädern.
                           Nach Director G. Krauß in München (Bayerisches
                              									Industrie- und Gewerbeblatt, 1877 S. 125) kühlt man die losgewordene Bandage
                              									im glühenden Zustande bis zur halben Höhe derselben ab; hierdurch zieht sich der
                              									abgekühlte Ringtheil zusammen und der nicht abgekühlte wird gezwungen, an diesem
                              									Zusammenziehen sofort Theil zu nehmen, wodurch ein Stauchen der noch glühenden
                              									Ringhälfte stattfinden muß; es bleibt dieselbe nach dem Erkalten enger wie der
                              									abgekühlte Theil. Gleiches geschieht nun mit der andern Hälfte, und kann auf diese
                              									Weise durch mehrmalige Wiederholung dieser Operation eine bedeutende Verengung
                              									erzielt werden. Dieses Verfahren läßt sich auch mit Erfolg zur Wiederbefestigung
                              									losgewordener Kurbeln anwenden.
                           
                        
                           Zinkeinlagen gegen Kesselsteinbildungen.
                           Im Anschluß an die Besprechung der Arbeit über Zinkeinlagen (*1876 223 166) bemerkt R. Weinlig
                              									(Technische und gewerbliche Mittheilnngen des Magdeburger Vereines für
                              									Dampfkesselbetrieb, 1876 S. 177), daß in einer Zuckerfabrik der Maschinenmeister 5
                              									Dampfkessel mit Zinkeinlagen versehen hatte, und zwar in der Weise, daß von den 10
                              									Feuerröhren 5 vorn auf der Feuerplatte und 5 hinten am Feuerrohr mit etwa 3mm starken Zinkplatten
                              									bandagenähnlich, durch eiserne Klammern gehalten, umgeben waren. An sämmtlichen 5
                              									Kesseln brannten die Feuerplatten durch; auf die Kesselsteinbildung hatte das Zink
                              									keinen Einfluß gehabt.
                           
                        
                           
                           Untersuchung von Mineralkohlen und Kokes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 225
                              Bezeichnung.; Wasser.; Asche.;
                                 										Schwefel.; Phosphor.; Reducirte Bleimengen.; Heizkraft.; Kohlen.; Proc.; Proc.;
                                 										Proc.; Proc.; c; Schladming, Steiermark, Lignit; Bei
                                 										Carlsbad, Böhmen, Lignit; Victoria und William Zechen bei Dux, Böhmen,
                                 										Braunkohle; Victoria und William Zechen bei Dux, Böhmen, Braunkohle; Victoria
                                 										und William Zechen bei Dux, Böhmen, Braunkohle; St. Caroli Zeche b. Falkenau,
                                 										Böhmen Braunk.; Ajka, Ungarn, Braunkohle; Windischgarsten, Oberösterreich,
                                 										Dambergerflötz, bezieh. als Triaskohle; Windischgarsten, Oberösterreich,
                                 										Dambergerflötz, bezieh. als Triaskohle; Windischgarsten, Oberösterr., bez. als
                                 										Liaskohle; Kokes.; Karwin, Oesterr.-Schlesien, Graf Larisch; Ostrau,
                                 										Mähren, Gebrüder Gutmann
                              
                           N bedeutet, daß die betreffende Bestimmung nicht ausgeführt wurde. (Berg- und
                              									hüttenmännisches Jahrbuch, 1876 S. 340.)
                           
                        
                           Papierbekleidung für Panzerschiffe.
                           Vor etwa 2 Jahren wurde ein Panzerschiff behufs Untersuchung und Ausbesserung auf die
                              									Trockenwerft von Portsmouth gebracht, und ganz zufällig klebten sich mehrere großen
                              									Bogen des dicken braunen Papiers, welches der Kupferbekleidung als Unterlage dient,
                              									mittels Schiffsleim auf die jetzt sorgfältig gereinigten Panzerplatten. Als das
                              									Schiff, welches also beim Auslaufen unter dem Wasserspiegel theilweise mit Papier
                              									bekleidet war, nach einer Reise von einigen Monaten wieder auf dieselbe Trockenwerft
                              									gebracht wurde, zeigte sich folgende eigenthümliche Erscheinung: Jede Stelle des
                              									Rumpfes, soweit er unter dem Wasserspiegel lag, war mit Gräsern, Pflanzen und
                              									Incrustationen bedeckt, mit Ausnahme der Theile, auf welchen das braune Papier
                              									haftete. Die Papieroberfläche war unversehrt und frei von jeder Art von Fäulniß.
                              									Dieser von der Natur ertheilte Wink wurde natürlich sofort benutzt, der betreffende
                              									Ossizier stellte mit gleichem Erfolge weitere Versuche an und nahm schließlich ein
                              									patent auf diese Art des Schutzes für Schiffsrümpfe.(Nach der Papierzeitung, 1877 S.
                              									193.)
                           
                        
                           Maschine zur Fabrikation von Büttenpapier.
                           Nach dem Paper-Maker's Circular hat A. M. Clark, Patentagent in London, wahrscheinlich für den
                              									Amerikaner J. Hobday, eine Maschine patentirt, um
                              									geschöpftes (d. h. Papiere bogenweise statt in endloser Bahn) herzustellen. Solche
                              									Bersuche sind schon mehrseitig, manche schon vor Jahren, angestellt worden, haben
                              									bisher aber noch keinen erfolgreichen Abschluß gefunden; so erwähnt das Journal
                              									
                              									des fabricants de papier, März 1877 S. 119 das vor etwa
                              									15 Jahren vom Papierfabrikanten Dumas erhobene
                              									französische Patent auf die Herstellung runder Papierblätter zum Filtriren, ferner
                              									die Maschine, welche zur Zeit in der Französischen Bank von Ingenieur Ermel zur Herstellung von Banknotenpapier versuchsweise
                              									aufgestellt wird.
                           Die oben erwähnte Maschine besteht aus einzelnen Schöpfformen, welche zwischen zwei
                              									neben einander laufenden endlosen Ketten hängen, bei der Bewegung der letztern über
                              									die Bütte gelangen, die zwischen den beiden Kettensträngen angeordnet ist, und aus
                              									diesen einzeln mittels einer Schöpfvorrichtung mit Papierstoff versehen werden. Die
                              									Form erhält bei ihrem Weiterschreiten eine schüttelnde Bewegung. Das Abnehmen der
                              									geschöpften Bogen von den Formen erfolgt durch eine Gautschwalze, von welcher die
                              									Papierbogen auf Filz oder Metalltuch über Saugkästen und Trockencylinder geführt
                              									werden.
                           Die verwickelte Construction und der hohe Preis solcher Maschinen bedingt, ein
                              									erfolgreiches Arbeiten überhaupt vorausgesetzt, eine sehr beschränkte Anwendung
                              									derselben, wie z. B. für Werthpapiere.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Kälte in der Papierfabrikation.
                           Zum Zerfasern von Holz, Lumpen u. dgl. für die Papierfabrikation will Schlosser (Journal des fabricants
                                 										de papier, Februar 1877 S. 50) Kälte bis -40° anwenden.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Leuchtgases.
                           Entgegen der Angabe von Berthelot (S. 109 d. Bd.), daß das
                              									Leuchtgas nur 3,7 Proc. schwere Kohlenwasserstoffe enthalte, welche vorwiegend aus
                              									Benzol beständen, hat W. Dittmar (Journal für
                              									Gasbeleuchtung, 1876 S. 758) gezeigt, daß das Gas von Glasgow etwa 10 Proc. Olefine
                              									(Aethylen u. s. w.) enthält.
                           Die Trennung des Benzols von den Olefinen gelang weder durch Salpetersäure, noch
                              									mittels fetter Oele oder Paraffinöle; dagegen wurden mit nicht vulcanisirtem
                              									Kautschuk befriedigende Resultate erhalten. Es wurde zu diesem Zwecke ein
                              									Leuchtgasstrom durch ein System von Röhren geleitet, deren erstes mit trocknem
                              									Chlorcalcium beschickt war, das zweite enthielt Kautschukstückchen, und schließlich
                              									passirte das Gas durch ein langes, schiefliegendes, mit Brom beschicktes Rohr. Das
                              									Brom war bald vollständig in flüssige Bromide umgewandelt, welche mit verdünnter
                              									Natronlauge gewaschen, mit Chlorcalcium getrocknet und dann destillirt wurden. Ein
                              									ziemlich beträchtlicher Theil destillirte unter dem Siedepunkt des Propylenbromids
                              										(C3
                              									H6
                              									Br2 = 142°). Der
                              									Gehalt der Flüssigkeit an Brom betrug 83,52 Proc., woraus sich unter der
                              									Boraussetzung, daß nur Bromide der Formel Cn
                              									H2n
                              									Br2 vorlagen, ergibt:
                              										Cn
                              									H2n = 31,6; C2
                              									H4 = 28; C3
                              									H6 = 42. Als eine
                              									gewogene Menge des Bromids mit alkoholischem Kali auf dem Wasserbad behandelt wurde,
                              									entstand ein Niederschlag von Bromkalium, der fast die Hälfte des Broms enthielt. Es
                              									geht daraus hervor, daß nur sehr geringe Mengen Monobrombenzol darin enthalten sein
                              									konnten, da dieses nicht vom Kali zersetzt wird.
                           
                        
                           Untersuchung der Feuergase im Kalkringofen.
                           Ueber die Zusammensetzung der Verbrennungsgase in Kalk- und Ziegelöfen waren
                              									bisher noch keine umfassende Bestimmungen gemacht worden. H. Seger hat in der Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung, 1876 S. 105
                              									Untersuchungen veröffentlicht, welche er an einem Kalkringofen von F. Hoffmann in Berlin ausführte. Die Verhältnisse waren
                              									möglichst ungünstig, indem der in dem Ofen gebrannte Rüdersdorfer Muschelkalk eine
                              									sehr hohe Temperatur zum Garbrennen erfordert, in großen Stücken eingesetzt wird,
                              									und eine sehr schlechte Braunkohle verwendet wurde. Die Kohle, Senftenberger
                              									Förderkohle, enthielt:
                           
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 34,9
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 3,8
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 15,5
                                 
                              
                                 Wasser
                                 42,7
                                 
                              
                                 Asche
                                 3,1
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Um festzustellen, wie die Verbrennung in verschiedenen Höhen des Ringofens, auf der
                              									Ofensohle und unter dem Gewölbe verläuft, wurden alle 10 Minuten durch dünne
                              									Eisenrohre die Feuergase an den betreffenden Stellen aus dem Ofen aufgesogen.
                           Die wesentlichsten Resultate dieser Untersuchungen sind in folgender Tabelle
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 227
                              Zahl der Einzelversuche.; Saugung
                                 										des Schornsteins.; Zusammensetzung der Feuerluft. 10cm unter dem Gewölbe.; Kohlensäure.;
                                 										Sauerstoff.; Kohlenoxyd.; Stickstoff.; Procente der effectiv verbrauchten Luft.;
                                 										Kohlensäure herstammend aus dem; Kalkstein.; Brennmaterial.; Kohlensäure.;
                                 										Zusammensetzung der Feuerluft. 10cm über der Ofensohle.; Sauerstoff.;
                                 										Kohlenoxyd.; Stickstoff.; Procente der effectiv verbrauchten Luft.; Kohlensäure
                                 										herstammend aus dem; Kalkstein.; Brennmaterial.; mm;
                                 											a; b; c
                              
                           a. Unzureichende Temperatur für partielle Zersetzung des
                              									Kalkes, b Langsames Fortschreiten des Feuers bei mäßiger
                              									Temperatur. c Rasches Fortschreiten des Feuers bei hoher
                              									Temperatur.
                           Bei mäßigem Zuge ist demnach die Zusammensetzung der Verbrennungsgase auf der
                              									Ofensohle und unter dem Gewölbe dieselbe, bei sehr heftigem Zuge zeigen sich jedoch
                              									ziemliche Differenzen zwischen oben und unten, die wohl dadurch zu erklären sind,
                              									daß die obern Theile der Heizschächte bald von Kohlen entblößt werden und die
                              									horizontal streichende Luft hier weniger Brennmaterial vorfindet, als nöthig ist, um
                              									sie ihres Sauerstoffes zu berauben. Man sieht dagegen, daß in den untern Schichten
                              									der Sauerstoff der Luft nahezu verzehrt ist. Es stimmen diese Zahlen mit der in der
                              									Praxis gemachten Beobachtung überein, und diese findet hierin ihre Erklärung, daß
                              									bei übermäßig starkem Zuge im Ringofen die Glut an der Ofensohle sehr heftig steigt,
                              									während die obern Partien in der Hitze zurückbleiben.
                           
                        
                           Beimischung verschiedener Stoffe zu den Kohlen für
                              									elektrisches Licht.
                           Im November 1875 hat Gauduin unter Gramme's Mitwirkung zahlreiche Versuche über den Zusatz von 10
                              									verschiedenen Stoffen zu den Kohlen für elektrisches Licht gemacht. Aehnliche
                              									Mischungen legte Archereau am 15. Januar der
                              									französischen Akademie vor. Die Menge des Zusatzes war von Gauduin so berechnet, daß sich nach dem Verbrennen der Kohlenstifte 5
                              									Proc. Oxyd ergab. Die Stifte wurden einem elektrischen Strome von stets derselben
                              									Richtung ausgesetzt, der von einer Gramme'schen Maschine geliefert wurde, welche
                              									einen 10 bis 15mm
                              									langen Lichtbogen zu erhalten vermochte. Der negative Stift war der untere.
                           
                           1) Phosphorsaurer Kalk (aus Knochen) wurde vollständig zersetzt. Durch die
                              									elektrolytische, die Wirkung der Wärme und die reducirende Wirkung der Kohle lagerte
                              									sich das reducirte Calcium auf die negative Kohle und verbrannte da an der Luft mit
                              									röthlicher Flamme. Kalk und Phosphorsäure verbreiteten sich als reichlicher Rauch in
                              									die Luft. Nach der photometrischen Messung war das Licht doppelt so stark wie bei
                              									gleich dicken Stiften aus Retortenkohle.
                           2) Calciumchlorid, borsaurer und kieselsaurer Kalk zersetzten sich ebenfalls, doch
                              									schienen die Borsäure und Kieselsäure sich durch die Wirkung der Elektricität zu
                              									verflüchtigen. Diese Körper geben weniger Licht als der phosphorsaure Kalk.
                           3) Reine gefällte Kieselsäure in den Stiften vermindert deren Leitungsvermögen,
                              									schwächt das Licht, schmilzt und verflüchtigt sich ohne Zersetzung.
                           4) Magnesia, borsaure und phosphorsaure Magnesia zersetzten sich. Das Magnesium geht
                              									als Dampf an die negative Kohle und verbrennt da an der Luft mit weißer Flamme. Die
                              									Magnesia, die Borsäure und Phosphorsäure verbreiten sich als Rauch in der Luft. Die
                              									Lichtverstärkung ist geringer wie bei den Kalksalzen.
                           5) Aluminiumoxyd und kieselsaures Aluminiumoxyd zersetzen sich nur bei sehr starkem
                              									Strom und sehr großem Lichtbogen; man sieht dann das Aluminium von der negativen
                              									Spitze als Gasstrahl fortgehen und mit bläulicher, wenig leuchtender Flamme
                              									verbrennen.
                           Die Flamme und der Rauch, welche diese elektrochemischen Lichter stets begleiten,
                              									scheinen sich ihrer praktischen Verwendbarkeit entgegenzustellen. Doch läßt sich so
                              									bequem die Wirkung der Elektricität auf jene Stoffe studiren. (Revue industrielle, Februar 1877 S. 55.)
                           
                              E—e.
                              
                           
                        
                           Ueber eine elektromagnetische Pflanze.
                           Levy berichtet (nach der Hamburger Garten- und
                              									Blumenzeitung, 1877 Heft 1) über eine Pflanze, welche, wenn sich die Aussagen dieses
                              									Reisenden bestätigen, eine große Merkwürdigkeit sein wird. Es ist eine Phytolacca, welche neu zu sein scheint und der der Name
                              										Ph. electrica gegeben worden ist. Levy sagt in seinen Notizen: Ich möchte die
                              									Aufmerksamkeit auf diesen Strauch richten, bei dem ich sehr stark ausgeprägte
                              									elektromagnetische Eigenschaften entdeckt habe. Wenn man einen Zweig abreißt, wird
                              									die Hand ebenso fühlbar ergriffen, als sie es durch eine Rühmkorff'sche Batterie
                              									sein würde. Dieses Gefühl frappirte mich derart, daß ich mit einem kleinen Compaß zu
                              									experimentiren begann; der Einfluß begann schon in einem Abstande von sieben bis
                              									acht Schritten bemerkbar zu werden. Die Nadel wich in dem Maße, wie man sich
                              									näherte, sichtbar ab, ihre Bewegungen wurden immer unruhiger und endlich mitten im
                              									Busche verwandelten sich die Abweichungen zu einer sehr raschen kreisförmigen
                              									Bewegung.
                           Indem man rückwärts schritt, sah man die Erscheinungen sich in engegengesetzter Weise
                              									äußern. Der Untergrund zeigte leine Spur von Eisen oder magnetischen Metallen, wie
                              									Kobalt oder Nickel, und es ist nicht zu bezweifeln, daß die Pflanze selbst diese
                              									sonderbare Eigenschaft besitzt. Die Stärke der Erscheinung wechselt mit den Stunden
                              									des Tages. Während der Nacht ist sie fast Null, erreicht ihr Maximum gegen zwei Uhr
                              									Nachmittags. Wenn es stürmisches Wetter ist, wird die Energie der Thätigkeit noch
                              									vermehrt, und wenn es regnet, bleibt die Pflanze welk. Ich habe niemals weder
                              									Insekten noch Vögel auf der Phytolacca electrica weilen
                              									sehen.
                           
                        
                           Maschinenschmiere.
                           E. Honoré in Brüssel schlägt nach einem englischen Patent
                              									(vom 26. Mai 1875) vor, die gewöhnlichen Schmiermaterialien außer mit andern Stoffen
                              									auch mit Aether zu versetzen, um durch dessen Verdunstung Abkühlung zu bewirken.
                              									— Bei der geringen latenten Berdunstungswärme des Aethers liegt das Nutzlose
                              									eines solchen Zusatzes aus der Hand.
                           
                        
                           
                           Biereinfuhr in Frankreich.
                           Nach den Veröffentlichungen der Direction générale des
                                 										douanes betrug die Biereinfuhr in Frankreich aus
                           
                              
                                 
                                 1876
                                 1875
                                 1874
                                 
                              
                                 England
                                 1 913 624l
                                 1 881 531l
                                 1 748 702l
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 25 683 535
                                 23 274 921
                                 21 053 104
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                 969 953
                                 1 229 309
                                 1 086 947
                                 
                              
                                 andern Ländern
                                 1 503 236
                                 1 086 633
                                 1 099 508
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 30 070 348
                                 27 472 394
                                 24 988 261
                                 
                              
                                 die Bierausfuhr dagegen:
                                 2 729 042
                                 3 473 400
                                 
                              
                           
                        
                           Benutzung der Abfallwässer.
                           A. M. Fowler (Deutsche allgemeine polytechnische Zeitung,
                              									1877 S. 138) macht den Vorschlag, die Canalwässer von Manchester mittels Chemikalien
                              									auszufällen, zu filtriren und, nachdem sie in Behältern der Luft und dem Licht
                              									ausgesetzt sind, der Stadt wieder zuzuführen. Er glaubt, daß die Abfallwässer
                              									dadurch hinreichend gereinigt werden könnten, um für technische Zwecke (zum
                              									Besprengen der Straßen u. dgl.) verwendbar zu sein. — Welche Chemikalien
                              									angewendet werden sollen, ist leider nicht angegeben; die bisherigen Erfahrungen
                              									lassen die Erreichung einer hinreichenden Reinigung mittels Chemikalien zweifelhaft
                              									erscheinen (vgl. 1874 211 221).
                           
                        
                           Düngerfälschungen.
                           Von Holland aus wird seit Kurzem nach J. König
                              									(Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1877 Heft 1 S. 75) ein Knochenmehl
                              									nach Westphalen vertrieben, welches nur 2,27 Proc. Stickstoff und 20,5 Proc.
                              									Phosphorsäure neben 9,36 Proc. Sand enthielt. Der Preis ist derselbe, wie für
                              									normales Knochenmehl mit 4 Proc. Stickstoff, nämlich 20 bis 21 M. für 100k, während nach obigem
                              									Gehalt der Werth 4 bis 6 M. geringer ist. Aus der Fabrik von Fürstenberg und Comp. in Düsseldorf wurde
                              									ebendort ein sogen. „aufgeschlossener Guano“ bezogen, worin 8
                              									Proc. Stickstoff und 9 Proc. lösliche Phosphorsäure garantirt, dagegen nur 3,28
                              									Proc. Stickstoff und 5,7 Proc. Phosphorsäure durch Analyse gefunden wurden. Der
                              									Preis dieses sogen. aufgeschlossenen Guanos, d. h. Ammoniak-Supervhosphates,
                              									ist auf den Preislisten zu 30 M. für 100k angesetzt, während er nach dem obigen
                              									wirklichen Gehalt nur 12 bis 13 M. beträgt. — Endlich kommt in der Gegend von
                              									Ibenbüren ein sogen. Kunstdünger in den Handel, welcher bloser Gaskalk, also im
                              									wesentlichen Kalk ist; es enthält derselbe noch überdies 0,73 Proc. Ammoniak, jedoch
                              									meist in Form des dem Pflanzenwuchs so schädlichen Rhodanammoniums (1874 212 425) und endlich ist noch viel unterschwefligsaurer
                              									Kalk darin enthalten. Die unterschweflige Säure ist aber, wie das Rhodanammonium,
                              									ein directes Pflanzengift, daher ist auch vor diesem letzteren Präparat gründlich zu
                              									warnen! (Vgl. 1876 220 228)
                           
                        
                           A. Hauch's
                              									Korb-Röstofen.
                           Dieser Röstofen, beschrieben in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, * 1876
                              									S. 394, ist auf einer siebenbürgischen Hütte zum Entschwefeln goldhaltiger
                              									Schwefelkiese in Anwendung gewesen. Die feinen Kiese wurden zu Kuchen und Klößen
                              									angestöckelt, und bewährte sich für dieses Material der Ofen ganz gut. Er ist aber
                              									einem von mir erbauten Etagenofen gewichen, bei welchem das feine Erz direct und
                              									ohne jede Vorarbeit zur Verbrennung kommt. Der Name des Ofens schreibt sich von dem
                              									Umstande daß die verbrennenden Stöckel auf einem korbähnlichen Netzwerk von
                              									Chamottesteinen gelegt wurden.
                           
                              F. Bode.
                              
                           
                        
                           
                           Kupferauslaugung mit Hilfe von Eisenchlorür.
                           Anton Hauch (Oesterreichische Zeitschrift für Berg-
                              									und Hüttenwesen, 1876 S. 489) extrahirt Kupfer aus Malachiten unter thunlichster
                              									Verminderung der nöthigen Salzsäure durch Mitanwendung von Eisenchlorürlösung,
                              									welches sich in der Lauge vorfindet, wenn die salzsaure Extractionslauge mit Eisen
                              									behufs Ausfällung des Kupfers behandelt wird. Wird kohlensaures Kupferoxyd mit
                              									hinreichend concentrirter Eisenchlorürlauge (von 14° B.) zusammengebracht, so
                              									resultirt Eisenoxyd, Eisenchlorid und Kupferchlorür(4 FeCl + 2 CuO, CO2 = Fe2O3 + F2Cl3 + Cu2Cl); das letztere ist unlöslich und wird durch
                              									Zusatz von einer entsprechenden Menge Salzsäure in Chlorid verwandelt. Dieses löst
                              									sich in der Lauge sofort, und es wird durch Eisen alsdann das Kupfer
                              									niedergeschlagen. Etwas schwieriger erreicht man dasselbe Resultat auch durch
                              									Anwendung von Kochsalzlösung. Enthalten die Malachite Carbonate von Kalk, Magnesia,
                              									Eisen etc., so muß die Eisenchlorürlösung in gehörigem Ueberschuß angewendet
                              									werden.
                           In Déva (Siebenbürgen) wurden die fein zerkleinerten Erze mit im Mittel 2 Proc.
                              									Kupfer in liegenden Kästen und Chargen zu 600k ausgelaugt und die Eisenchlorürlösung
                              										20cm über dem auf
                              									falschem Boden liegenden Erz gehalten. Man wendete das Erz öfter und hob mit
                              									Schnecken die durchgehende Lauge auf das Erz zurück. Nachdem dies 3 Stunden
                              									fortgesetzt war, setzte man 12k Salzsäure von 200° B. zu und ließ die Lauge unter
                              									häufigem Wenden des Erzes 24 Stunden circuliren. Die ausgewaschenen Rückstände
                              									hatten noch 0,12 Proc. Kupfer, somit Ausbringen: 94 Proc.
                           
                              F. B.
                              
                           
                        
                           Verfälschung von Silberbarren.
                           Gelegentlich der Behandlung der Frage, warum Stücke kalten Eisens in geschmolzenem
                              									Eisen schwimmen, machte Münzdirector v. Haindl
                              									(Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1877 S. 125) die interessante
                              									Mittheilung, daß man eine ähnliche Erscheinung zu Betrügereien bei dem Herstellen
                              									von Silberbarren benutzt habe durch Hineinwerfen von Blei in die geschmolzene
                              									Silbermasse vor dem Erstarren derselben; das flüssige Silber floß über das Blei,
                              									ohne es zu schmelzen, und bedeckte dasselbe, so daß der Barren im Innern einen von
                              									außen nicht wahrnehmbaren Bleikern hatte, während die Umhüllung, von welcher man
                              									gewöhnlich durch Abhauen eines kleinen Stückchens die Probe nimmt, reines Silber
                              									war.
                           
                        
                           Ueber die Bildung von salpetriger Säure aus dem Stickstoff der
                              									Luft durch Ozon.
                           Berthelot (Comptes rendus,
                              									1877 t. 84 p. 61) zeigt, daß
                              									zwar bei der langsamen Oxydation des Phosphors an der Luft salpetrige Säure
                              									auftritt, daß aber mittels Elektricität aus reinem Sauerstoff hergestelltes Ozon mit
                              									Stickstoff niemals salpetrige Säure bildet, wie auch bereits (1874 214 258) nachgewiesen hat.
                           
                        
                           Ueber die Gegenwart von freiem Ammoniak im Gußstahl.
                           P. Regnard (Revue
                                 									industrielle, 1877 S. 104) hat beobachtet, daß Gußstahl Ammoniak und
                              									Wasserstoff enthielt, die beim Zerbrechen der Ingots entwichen.
                           
                        
                           Ueber die stickstoffhaltigen Bestandtheile der
                              									Runkelrüben.
                           E. Schulze und A. Urich
                              									(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 85) haben im Rübensaft
                              									neben Eiweißstoffen, Nitraten, Spuren von Ammoniaksalzen und Betaïn verhältnißmäßig
                              									große Mengen eines Glutaminsäure-Amid gefunden,  wahrscheinlich eine dem
                              									Asparagin homologe Verbindung von der Formel C5
                              									H8
                              									NO3.NH2. Die Verfasser
                              									berechnen, daß 40 bis 45 Proc. des Gesammtstickstoffes des Rübensaftes auf dieses
                              									Amid fallen.
                           
                        
                           Ueber die Herstellung von Soda aus Kochsalz und kohlensaurem
                              									Ammoniak.
                           A. Scherbascheff gibt an, daß, wenn man Kochsalz und
                              									kohlensaures Ammoniak bei 60 bis 70° löst, eine doppelte Zersetzung
                              									stattfindet unter Bildung von fast unlöslichem kohlensaurem Natron mit 1 Aeq.
                              									Krystallwasser. Nach einem bayerischen Patente vom 14. September 1875 (Bayerisches
                              									Industrie- und Gewerbeblatt, 1876 S. 311) schlägt er zur Herstellung von Soda
                              									folgendes Verfahren vor: Man füllt zwei hölzerne Bottiche halb mit Wasser oder
                              									Salzsoole. In den einen Behälter hängt man einen oder mehrere Körbe mit Kochsalz in
                              									großen Stücken und erwärmt auf 60°. Hängt man nun entsprechende Körbe mit
                              									kohlensaurem Ammoniak hinein, so soll die sich bildende Soda als krystallinisches,
                              									fast unlösliches Pulver gefällt werden, während Salmiak gelöst bleibt. Das hierbei
                              									verflüchtigte Ammoniak wird im zweiten Gefäße aufgefangen u. s. f.
                           
                        
                           Herstellung abwaschbarer Gypsabgüsse.
                           R. Jacobsen empfiehlt in den Industrieblättern,
                              									Gypsabgüsse, um sie gut abwaschbar zu machen, mit der Lösung von einer möglichst
                              									neutralen Seife aus Natronlauge und Stearinsäure in 10 Th. siedendem Wasser
                              									möglichst heiß zu tränken.
                           
                        
                           Ueber die Entstehung von Efflorescenzen an gebrannten Steinen
                              									und Terracotten.
                           Eine große Anzahl von Ziegelmaterialien zeigt die Eigenschaft, daß, wenn sie auch
                              									reinfarbig und scheinbar als eine gute klangvolle Waare den Brennofen verlassen
                              									haben, nach einiger Zeit, nachdem sie im Freien gestanden haben und den
                              									atmosphärischen Niederschlägen ausgesetzt waren, oder nachdem sie vermauert sind, an
                              									ihrer Oberfläche weißliche, gelbe, gelb- oder blaugrüne Ausschläge zuerst an
                              									den Kanten, dann aber auch an den Flächen zeigen, welche die damit ausgeführten
                              									Bauwerke nicht allein verunzieren, sondern auch, und nicht mit Unrecht, als ein
                              									Zeichen geringer Wetterbeständigkeit des Baumaterials angesehen werden. Sind diese
                              									Anflüge weißlich, so bestehen sie nach H. Seger
                              									(Töpfer- und Zieglerzeitung, 1876 S. 265) namentlich bei kalkhaltigem Thon
                              									und schwachem Brande aus schwefelsaurem Magnesium, Gyps, schwefelsaurem Natrium,
                              									Kochsalz oder Natriumbicarbonat, welche entweder fertig gebildet im Thon vorhanden
                              									waren und beim schwachen Brande nicht zersetzt worden sind, oder durch die
                              									Einwirkung der Feuergase gebildet wurden. Durch genügend starkes Brennen oder Wahl
                              									eines passenden Brennmaterials werden sich diese Bildungen weist beseitigen
                              									lassen.
                           Auf hellfarbigem Ziegelmaterial entstehen nicht selten gelbgrüne oder blaugrüne
                              									gefärbte Ausschläge, namentlich an feuchten und schattigen Stellen von Bauwerken,
                              									welche meist aus Algen bestehen, die nach einiger Zeit absterben und eine graue
                              									Humusschicht zurücklassen.
                           Seger hat in zwei Thonen Chrom aufgefunden, welches
                              									ebenfalls zur Bildung grüner Anflüge veranlassen kann.
                           
                        
                           Herstellung von Bleiweiß.
                           Nach einem amerikanischen Patent will Millner in
                              									Warrington 4 Th. pulverisirte Bleiglätte mit einer Lösung von 1 Th. Chlornatrium,
                              									Chlorkalium oder 
                              									Salmiak in 16 Th. Wasser 4 bis 5 Stunden umrühren und dann so lange Kohlensäure in
                              									die erhaltene Lösung einleiten, bis sie nicht mehr alkalisch reagirt. Das Bleiweiß
                              									wird als feines Pulver niedergeschlagen.
                           
                        
                           Darstellung von Zinnober.
                           Nach dem englischen Patente von S. Grawitz wird
                              									Quecksilberoxyd in der Kälte und unter Ausschluß von Licht in einer wässerigen
                              									Lösung eines unterschwefligsauren Salzes gelöst, der Lösung ein wenig Salmiak
                              									zugesetzt und die Mischung bis zum Niederfallen des rothen Schwefelquecksilbers
                              									erwärmt. Der Niederschlag wird erst mit Wasser, dann mit Natron und schließlich mit
                              									Salpetersäure gewaschen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S.
                              									226.)
                           
                        
                           Zur Ultramarinfrage.
                           Prof. W. Stein hält in einer längern Arbeit seine frühere
                              									Angabe gegenüber Dollfuß und Goppelsröder (1876 220 341) aufrecht, daß das
                              									Ultramarin seine Farbe dem schwarzen Schwefelaluminium verdanke, daß
                              									Thonerdeultramarin eine ähnliche Mischung von Schwarz und Weiß sei wie
                              									Kobaltultramarin (vgl. 1871 200 299). Er zeigt ferner,
                              									daß Ultramarin durch längeres Erwärmen auf 60° mit einer kalt gesättigten
                              									Lösung von Kupfervitriol allerdings zersetzt wird. Im Uebrigen muß hier auf die
                              									Arbeit selbst (Journal für praktische Chemie, 1876 Bd. 14 S. 387) verwiesen
                              									werden.
                           
                        
                           Färben von Erbsen und Bohnen mit Kupfervitriol.
                           Kürzlich lenkte in einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften in Paris Pasteur die Aufmerksamkeit auf die Anwendung des
                              									schwefelsauren Kupfers zum Färben mancher Gemüse. Namentlich bei den eingemachten
                              									kleinen Erbsen und Schnittbohnen scheint dieses Verfahren üblich zu sein, welche
                              									dadurch eine hübsche natürlich grüne Farbe erhalten. Pasteur hielt den Zusatz von Metallsalzen zu Nahrungsmitteln entschieden
                              									gesundheitsnachtheilig und deshalb verwerflich. Meidinger
                              									(Badische Gewerbezeitung, 1876 S. 189) bemerkt hierzu, daß er nach dem Genuß von
                              									eingemachten Erbsen in einem Wiener Gasthause von heftigem Erbrechen befallen wurde.
                              									Er räth daher beim Genuß von Erbsen mit auffallend grüner Farbe zur Vorsicht.
                           
                        
                           Verfahren, um Wolle und Tücher von vegetabilischen Stoffen zu
                              									reinigen.
                           Berenger hat sich in Frankreich folgendes Verfahren, lose,
                              									gesponnene und gewebte Wolle zu carbonisiren, patentiren lassen:
                           Die Wolle wird in ein Bad von 5 bis 6 gradigem Ammoniumsulfat 15 bis 20 Minuten
                              									eingelegt, dann mittels einer Centrifuge geschleudert, hernach einer hohen
                              									Temperatur ausgesetzt (wie hoch?) und in Wasser gewaschen. Das sonst folgende
                              									Neutralisationsbad ist entbehrlich, und soll dieses Verfahren auch für gefärbte
                              									Wolle anwendbar sein, sofern es die Farben ganz unverändert läßt.
                           Dieses im Textile Manufacturer, 1877 S. 85 mitgetheilte
                              									Verfahren widerspricht übrigens den umfassenden Untersuchungen von Barrel und Salvetat (1876 219 470) über die Zerstörung des der Wolle beigemengten
                              									vegetabilischen Stoffes, welche eben das Ammoniumsulfat in die Reihe der für diesen
                              									Zweck wirkungslosen Agentien stellen.
                           
                              Kl.