| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 455 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Resultat der Ausschreibung eines Dampfkessels in
                              									England.
                           Eine von der Stadtverwaltung in Ely (England) im Engineer, 20. October 1876 ausgeschriebene Lieferung eines einfachen
                              									Walzen-(Cornish-) Kessels mit innerer Feuerung hatte 30 Angebote von
                              									zumeist bekannten Firmen zur Folge, deren Preisaufstellungen so auffallende
                              									Unterschiede aufweisen, daß wir hier die Liste derselben einrücken. Vorher ist noch
                              									zu bemerken, daß das Ausschreiben die Construction und Ausführung des Kessels genau
                              									vorschrieb. Der 22 Fuß engl. (6m,71) lange Walzenkessel von 5 Fuß (1m,52) Durchmesser, 7/16 Zoll (11mm) Blechstärke, mit
                              									flachen Enden aus 9/16 Zoll (14mm) starkem Blech sollte einen 3 Fuß (914mm) hohen Dampfdom von 2 Fuß 3 Zoll
                              										(686mm)
                              									Durchmesser — alles aus bestem Staffordshire-Blech erhalten. Das
                              									Feuerrohr, 7/16 Zoll (11mm) stark, 2 Fuß 9 Zoll (839mm) weit, war mit sechs Galloway'schen
                              									Wasserröhren zu versehen, und es durfte auf eine Länge von 7 Fuß (2m,13) über ⅔
                              									Umfang der Feuerbüchse nur Low-Moor-Blech (bekanntlich die beste
                              									englische Qualität) eingebaut werden. Die Bleche sollten sich 2¼ Zoll (57mm) überläppen und
                              									durch ¾ zöllige (19mm-) Nieten mit 2¼ Zoll (57mm) Distanz verbunden werden.
                              									Verankerungen, Garnitur der Feuerbüchse etc. waren gleichfalls angegeben.
                           Hiernach sollte man meinen, daß bei einer so genau vorgeschriebenen Anlage nur solche
                              									Unterschiede der Preisaufstellungen erfolgen konnten, welche durch Verschiedenheit
                              									örtlicher Umstände bedingt sind. Es muß daher überraschen, daß das höchste Angebot
                              									doppelt so groß war wie das mindeste — unzweifelhaft ein Unterschied, welcher
                              									sich nur durch die verschieden starke Concurrenz der Maschinenfabriken um
                              									Beschäftigung zu jedem Preis erklären läßt, da eine bedeutende Verschiedenheit in
                              									der Ausführung nicht anzunehmen ist. Nachstehend die Firmen mit ihren Preisen in
                              									Pfund Sterling:
                           
                              
                                 Armitage und Ruston
                                 275
                                 
                                 
                              
                                 G. E. Webster
                                 265
                                 
                                 
                              
                                 Henry Porter
                                    											jun.
                                 240
                                 
                                 
                              
                                 Brown und Comp.
                                 235
                                 
                                 
                              
                                 Jos. Bernays
                                 232
                                 
                                 
                              
                                 C. T. Stephenson
                                 230
                                 
                                 
                              
                                 
                                    General Engine and Boiler Company
                                    
                                 220
                                 
                                 
                              
                                 A. Verey und Comp.
                                 218
                                 
                                 
                              
                                 Gimson und Comp.
                                 210
                                 
                                 
                              
                                 Seetings und Elloy
                                 208
                                 
                                 
                              
                                 Cox und Comp.
                                 204
                                 
                                 
                              
                                 J. L. Headly
                                 204
                                 
                                 
                              
                                 Adamson und Comp.
                                 200
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Neville Brothers
                                    
                                 195
                                 
                                 
                              
                                 C. L. Hett
                                 195
                                 
                                 
                              
                                 Tinker und Shenton
                                 190
                                 
                                 
                              
                                 Sherwell und Comp.
                                 186
                                 10
                                 
                              
                                 Jones und Sohn
                                 185
                                 
                                 
                              
                                 Cowen und Comp.
                                 180
                                 
                                 
                              
                                 W. T. Coleman
                                 180
                                 
                                 
                              
                                 Marshall und Comp.
                                 180
                                 
                                 
                              
                                 Ingham, Copley u. Comp.
                                 178
                                 
                                 
                              
                                 A. Dodmann
                                 175
                                 
                                 
                              
                                 Abbott und Comp.
                                 175
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Oldham Boiler Company
                                    
                                 170
                                 
                                 
                              
                                 Swift und Comp.
                                 165
                                 
                                 
                              
                                 W. Mason
                                 164
                                 10
                                 
                              
                                 John Walley
                                 160
                                 
                                 
                              
                                 Hannah und Comp.
                                 157
                                 
                                 
                              
                                 Thom. Sheppard
                                 135
                                 10
                                 
                              
                           Der Auftrag wurde der Maschinenfabrik W. Mason
                              									übertragen.
                           
                        
                           Antikesselsteinmittel.
                           J. Hauff in Feuerbach bei Stuttgart liefert gegen
                              									Kesselsteinbildungen eine gelbliche Flüssigkeit, die nach der Untersuchung von F.
                              										Brockhoff und J. Süßenguth
                              									(Technische und gewerbliche Mittheilungen des Magdeburger Vereins für
                              									Dampfkesselbetrieb, 1876 S. 224) folgende Zusammensetzung hat:
                           
                              
                                 Natronhydrat (Aetznatron) Kohlensaures Natron
                                 23,09 0,80
                                 
                                    
                                    
                                 23,89
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 1,24
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 2,13
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 72,74
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                                 
                              
                           
                           100k kosten 48 M., reeler Werth kaum 16 M.; es wurde bereits früher
                              									bemerkt, daß die Anwendung von Aetznatron nicht empfehlenswerth ist (1876 220 264) 1877 223 327).
                           Der Antikesselstein von Meyn und Comp. bestand nach Brockhoff (I) und nach einer andern Analyse (II) aus
                           
                              
                                 
                                 
                                    I
                                    
                                 
                                    II
                                    
                                 
                              
                                 Chlorbarium
                                 75,94
                                 74,463
                                 
                              
                                 Salmiak
                                 3,96
                                 7,480
                                 
                              
                                 Wasser
                                 16,60
                                 14,317
                                 
                              
                                 Chlorcalcium
                                 0,48
                                 0,810
                                 
                              
                                 Unlöslicher Rückstand
                                 2,88
                                 2,920
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 0,14
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,000.
                                 
                              
                           Vor Anwendung auch dieses angeblichen
                              									Kesselsteinverhütungsmittels wurde bereits mehrfach gewarnt. (Vgl. 1876 220 262. 221 92. 395.)
                           
                              F.
                              
                           
                        
                           Dochtreiniger für Petroleumrundbrenner.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 456
                              Julius v. Graba in Meißen hat einen kleinen Apparat
                                 											„Lampendochtreiniger“ patentirt, welcher die
                                 										Dochtkruste auf bequeme und reinliche Art wegzuschaben gestattet und dadurch für
                                 										Haushaltungszwecke wohl empfehlenswerth ist. Soll der Docht gereinigt werden, so
                                 										wird der beistehend veranschaulichte Apparat über den Brenner geschoben, so daß
                                 										sich die den Schaber tragende Scheibe in die Mittelöffnung des Brandrohres von
                                 										selbst einlegt. Hierauf schraubt man den Docht so weit herauf, als die Kruste
                                 										reicht, und schabt dieselbe durch Drehung des obern Knopfes auf das Schälchen
                                 										ab, welches den Untersatz des Apparates bildet und das Herabfallen des Schmutzes
                                 										in den Brenner verhütet. Diese Dochtreiniger werden in passenden Größen für die
                                 										verschiedenen Brennerdurchmesser ausgeführt.
                              
                           
                        
                           Ueber Phosphorbronze.
                           H. de Ruoiz-Montchal und de Fontenay (Comptes rendus, 1876 t. 83 p. 783) haben
                              									angeblich schon seit 1854 Phosphor zur Herstellung von Metalllegirungen angewendet.
                              									Es ist ihnen gelungen, ein 9 Proc. Phosphor enthaltenes Phosphorkupfer herzustellen.
                              									Dasselbe ist stahlgrau, sehr politurfähig, spröde, in hohem Grade klangreich und
                              									kann mehrere Stunden im Schmelzen erhalten werden, ohne Phosphor zu verlieren. Eine
                              									0,3 Proc. Phosphor enthaltene Bronze ist härter als gewöhnliche Bronze und wird
                              									weniger rasch abgenutzt als diese.
                           
                        
                           Bicheroux-Puddelöfen.
                           Seit längerer Zeit war man auf der Eisenfabrik Ougrée (Belgien) mit dem Umbau aller
                              									Puddelöfen auf Generatorheizung nach dem System Bicheroux
                              									(*1876 219 220) beschäftigt und ist zur Zeit damit fertig
                              									geworden. Man ist mit den Betriebsergebnissen sehr zufrieden, und lassen sich bis
                              									jetzt die nachstehenden Vortheile constatiren:
                           a) die Charge ist von 225 bis 250k auf 350k gestiegen;
                           b) die Kohlenersparniß beträgt 500k für 1t Eisen;
                           c) die Dampfmenge, die ein Ofen im angehängten Kessel
                              									gibt, ist verdoppelt;
                           d) die Anlage ist wenig complicirt und nicht sehr
                              									kostspielig;
                           e) die Charge wird sehr gut durchgearbeitet und gibt
                              									selbst bei meniger geübten Puddlern gute Resultate.
                           
                           Dagegen ist die Feuerregulirung etwas schwieriger, und es wird ein Mann mehr am Ofen
                              									beschäftigt, was übrigens durch die Mehrproduction hinreichend gedeckt ist.
                              									(Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1877 S. 134.)
                           
                        
                           Telegraphiren ohne Draht als Folge der Elektrisirung einer
                              									Insel.
                           Auf der Insel St. Pierre, auf welcher mehrere Kabel der
                              										„Anglo-American Telegraph Company“ landen, sind zwei
                              									unter sich nicht verbundene Stationen; die eine für die kurzen Kabel zwischen Sydney
                              									und Placentia, auf denen mit verhältnißmäßig kräftiger Batterie nach Morsesystem
                              									gearbeitet wird; die andere als Endpunkt der Kabel nach Brest und Duxbury, von denen
                              									das erstere mit 4100km
                              									Länge mit Thomson's Spiegelgalvanometer, das andere mit
                              										Thomson's Heberschreibapparat (vgl.* S. 279 d. Bd.)
                              									arbeitet. Auf dem erstern störten Erdströme das Telegraphiren sehr und machten das
                              									Entziffern der Telegramme höchst schwierig. Die Ursache suchte man in der Erdleitung
                              									der Station, legte quer durch die Insel einen isolirten (ungefähr 5km langen) Draht und
                              									versenkte an dessen Ende eine Metallplatte in das Meer, anstatt der
                              									Stationserdleitung, weil die Aenderungen im elektrischen Zustande des Meeres klein
                              									und langsam sind im Vergleich mit denen der felsigen Insel. Dadurch war die
                              									Schwierigkeit behoben. Doch zeigte sich, daß die sogenannten Erdströme zum Theil den
                              									Morseströmen entstammten; denn wenn der Schreibapparat in den Stromkreis zwischen
                              									der Stationserdleitung und dem Meeresgrunde eingeschaltet wurde, so waren die
                              									Morsetelegramme auf dem Streifen deutlich lesbar.
                           Die Erklärung der Erscheinung, deren Entdeckung man John Gott, dem Elektriker der Anglo-American Company auf St. Pierre,
                              									verdankt, liegt nahe. Die Morsebatterie erhöht und schwächt abwechselnd den
                              									elektrischen Zustand des Erdbodens bei den beiden Stationen, läßt aber den des
                              									Meeres fast, wenn nicht gänzlich, unverändert, und so wirkt die Insel wie eine
                              									ungeheure Leydener Flasche, welche beständig durch die Morsebatterie geladen, durch
                              									die kurze isolirte Linie aber theilweise entladen wird. So ost der Morsetelegraphist
                              									den Taster niederdrückte, elektrisirte er zugleich die ganze Insel, und dies zeigte
                              									sich auf dem Schreibapparate. (Telegrapher, December
                              									1876 S. 313.)
                           Bourbouze hat, nach einer Mittheilung an die französische
                              									Akademie, an der Seine eine Reihe von Versuchen angestellt, welche, ähnlich wie
                              									verwandte ältere Versuche zeigen, daß man ohne Draht telegraphiren kann, indem man
                              									das Wasser und das Erdreich als Leiter benutzt, und daß die Stromstärke proportional
                              									mit der Größe der Erdplatten wächst. Vielleicht ließen sich so selbst die Erdströme
                              									für gewisse technische Zwecke, z. B. für die Galvanoplastik nutzbar machen. Wollte
                              									man aber auf diese Weise die elektrische Telegraphie entbehrlich machen, so müßte
                              									man im Stande sein, aus dem Wirrwarr der in die Erde übergeführten und in ihr sich
                              									nach allen Seiten hin fortpflanzenden elektrischen Ströme an jedem Orte grade die
                              									von einem bestimmten Orte ausgehenden und für jenen Ort bestimmten herauszugreifen.
                              									Dies könnte vielleicht, meint Ch. Bontemps (Annales
                              									télégraphiques, 1876 Bd. 3 S. 333), möglich werden, wenn
                              									man mittels der Stimmgabel-Telegraphie des dänischen Ingenieurs Paul Lacour (1876 218 314) jeden
                              									Strom zu individualisiren verstände. Allerdings müßte man dazu immer noch mit
                              									genügender Leichtigkeit eine Stimmgabel in Schwingungen versetzen und wieder zur
                              									Ruhe bringen können.
                           
                              E—e.
                              
                           
                        
                           Schwefelkiesrückstände als
                              									Wegeaufschüttungs-Material.
                           Bekanntlich werden Kiesabbrände sehr gern zur Verbesserung der Wege verwendet, da
                              									diese hierdurch auf längere Zeit fest und trocken werden. Leider enthalten einige
                              									Kiese Zinkblende, so daß dann die Abbrände Zinkvitriol an das durchsickernde
                              									Regenwasser abgeben und so naheliegende Brunnen verderben können. (Vgl. 1875 215 240.)
                           Sarrazin (Archiv der Pharmacie, 1876 Bd. 209 S. 418) hat
                              									das Wasser eines Brunnens in der Nähe von Nienburg untersucht, welches eines Tages
                              									die unangenehme Eigenschaft zeigte, daß frische Milch, damit versetzt, sofort
                              									schröttete oder  käste;
                              									dasselbe enthielt neben Eisen schwefelsaures Zink. Wie sich herausstellte, war kurz
                              									vorher in der Nähe des schlecht gefaßten Brunnens ein Weg mit Abbränden gebessert
                              									und bei einem heftigen Regen Zink haltiges Wasser eingedrungen. Ganz ähnliche
                              									Erscheinungen wurden bei einem zweiten Brunnen beobachtet, doch enthielt dieses
                              									Wasser nur wenig Eisen.
                           An einer andern Stelle wurde festgestellt, daß durch das Eisen und Zink haltige
                              									Wasser, welches bei Regengüssen von einem mit Abbränden verbesserten Wege abfloß,
                              									die Vegetation der anliegenden Wiesen und Felder geschädigt wurde.
                           
                        
                           Verwendung der schwefligen Säure bei der
                              									Kupfergewinnung.
                           Die Cementwässer zu Agordo enthalten neben schwefelsaurem Kupfer und schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul auch erhebliche Mengen von schwefelsaurem Eisenoxyd. Zoppi (Annales des Mines,
                              									1876 t. 9 p. 190) fand nun,
                              									daß nach der Formel Fe2O3, 3SO3 + Cu = 2FeO, SO3 + CuO, SO3 das
                              									durch Eisen gefällte Kupfer das schwefelsaure Eisenoxyd zu Oxydul reducirt, daß das
                              									gebildete Kupfersulfat von Neuem durch metallisches Eisen gefällt werden muß, was
                              									nur auf Kosten des Fälleisens erfolgt. Ferner zerfällt ein Theil des schwefelsauren
                              									Eisenoxyds in basisches Oxyd Fe2O3, SO3 und Eisenvitriol FeO, SO3.
                           Um die Ausscheidung dieser voluminösen Eisenoxydverbindung — „brunini“ genannt — zu verhüten und
                              									die Menge des Fälleisens zu vermindern, leitete Zoppi in
                              									die Cementwässer schweflige Säure ein. Nach der Formel Fe2O3, 3SO3 + SO2 = 2FeO, SO3 + 2SO3 wurde das Eisenoxydsalz reducirt und auf Zusatz
                              									von Eisen das Kupfer völlig und ohne Ausscheidung von „brunini“ gefällt.
                           Dieser Proceß wird seit November 1874 mit Erfolg im Großen ausgeführt. Den in einem
                              									Thurme niederrieselnden Cementwässern wird ein Strom schwefliger Säure, aus Kiesen
                              									hergestellt, entgegengeführt; die Laugen werden nach erfolgter Reduction durch Eisen
                              									bei einer Temperatur von 40 bis 50° gefällt. Das erhaltene Kupfer ist reiner
                              									als sonst, enthalt namentlich weniger Arsenik; die jährliche Ersparung berechnet
                              									sich zu 64 000 M., so daß sich das neue Verfahren auch finanziell sehr günstig
                              									stellt.
                           
                        
                           Schwefligsäure als Desinfectionsmittel.
                           Eine längere Versuchsreihe führt Baierlacher
                              									(Medicinisches Centralblatt, 1876 S. 908) zu folgenden Resultaten:
                           1) Die Schwefligsäure wirkt am stärksten auf Hefe ein; ihr zunächst steht die
                              									Salicylsäure.
                           2) Sie verhütet die Schimmelbildung; in dieser Beziehung steht ihr das Phenol am
                              									nächsten.
                           3) Die Wirkung des Emulsins und der Synaptase wird durch Schwefligsäure verzögert,
                              									durch große Mengen derselben ganz aufgehoben.
                           4) Der Fäulnißproceß wird durch Schwefligsäure verzögert. Zur Desinfection der Luft
                              									in geschlossenen Räumen ist daher das Verbrennen von Schwefel empfehlenswerth. (Vgl.
                              									1876 219 550.)
                           
                        
                           Zur Prüfung der Salicylsäure.
                           Zur Untersuchung der Salicylsäure auf ihre Reinheit empfiehlt H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1876 S. 434) eine
                              									bohnengroße Menge derselben mit etwa 5cc reiner concentrirter Schwefelsäure zu
                              									übergießen und umzurühren. Reine Salicylsäure (namentlich die Schering'sche) gibt
                              									nach 5 Minuten eine völlig farblose Lösung, während andere Sorten gelbliche bis
                              									braungelbe Lösungen geben, selbst wenn sie, nach der Kolbe'schen Methode (1876 222 286) untersucht, als rein anzusehen wären.
                           
                        
                           
                           Ueber Schizomyceten-Gährungen.
                           Aus einer längern Arbeit von A. Fitz (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 276) über die Gährung von Mannit,
                              									Glycerin, Stärke und Dextrin mittels Schizomyceten (Bakterien) ist hervorzuheben,
                              									daß das Verschwinden des Dextrins bei der Gährung der Kartoffelmaische vielleicht
                              									einer Schizomyceten-Gährung und nicht der reinen Bierhefe zuzuschreiben
                              									ist.
                           Ob auch das Fuselöl des Kartoffelbranntweins von dieser Hefenverunreinigung herrührt,
                              									müssen weitere Versuche zeigen.
                           
                        
                           Zur Alkoholometrie.
                           Maumené (Comptes rendus, 1876
                              										t. 83 p. 67) hat
                              									gefunden, daß die Bestimmung des Alkohols in spirituösen Flüssigkeiten fehlerhaft
                              									werden kann durch folgende Umstände:
                           1) Der mit Wasser überdestillirte Alkohol ist begleitet von flüchtigen Säuren,
                              									namentlich Kohlensäure und Essigsäure, welche das specifische Gewicht des
                              									Destillates erhöhen.
                           2) Die Kohlensäure und andere aufgelöste Gase nehmen beim Entweichen Alkoholdämpfe
                              									mit sich fort.
                           3) Die durch fremde Stoffe bewirkte Viscosität der Flüssigkeit hindert die genaue
                              									Einstellung der Alkoholometer.
                           Maumené schlägt daher vor, zur Bestimmung des Alkohols
                              										200cc der
                              									Weingeist haltigen Flüssigkeit mit Natron zu neutralisiren und dann 100cc abzudestilliren.
                              									Enthält das Destillat Ammoniak, so wird es nochmals mit einigen Tropfen
                              									Schwefelsäure destillirt und erst dann mit dem Alkoholometer untersucht.
                           
                        
                           Zum Molkereiwesen.
                           Auf der internationalen Molkereiausstellung in Hamburg hatte Dr. W. Fleischmann, Leiter des
                              									Meierei-Instituts Raden, in der Abtheilung: Unterrichtsmittel, sehr
                              									lehrreiche Zusammenstellungen über die Bestandtheile der Milch ausgestellt. Hiernach
                              									geben 100k Milch auf
                              									Grund der bei 24stündiger Aufrahmung und bei Anwendung des Eisverfahrens gemachten
                              									Erfahrungen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 224, S. 459
                              k; k; 20,00 Rahm, woraus;
                                 										3,56 Butter; 16,30 Buttermilch; 0,14 Verluft; 7,93 Käse; 79,70
                                 										Magermilch, woraus; 71,45 Molken; 0,32 Verlust; 0,30 Verlust; 0,30 Verlust;
                              
                           Die procentische Zusammensetzung der Milch und ihrer Producte und Nebenproducte im
                              									frischen Zustande ist im Durchschnitt folgende:
                           
                              
                                 
                                 Wasser.
                                 Fett.
                                 Käsestoff.
                                 Eiweiß.
                                 Mlichzucker.
                                 Aschensalze.
                                 
                              
                                 Ganze Milch
                                 87,60
                                 3,98
                                 3,02
                                 0,40
                                 4,30
                                 0,70
                                 
                              
                                 Rahm
                                 77,30
                                 15,45
                                 3,20
                                 0,20
                                 3,15
                                 0,70
                                 
                              
                                 Magermilch
                                 90,34
                                 1,00
                                 2,87
                                 0,45
                                 4,63
                                 0,71
                                 
                              
                                 Butter
                                 14,89
                                 82,02
                                 1,97
                                 0,28
                                 0,28
                                 0,56
                                 
                              
                                 Buttermilch
                                 91,00
                                 0,80
                                 3,50
                                 0,20
                                 3,80
                                 0,70
                                 
                              
                                 Käse
                                 59,30
                                 6,43
                                 24,22
                                 3,53
                                 5,01
                                 1,51
                                 
                              
                                 Molken
                                 94,00
                                 0,35
                                 0,40
                                 0,40
                                 4,55
                                 0,60.
                                 
                              
                           
                           Die Vertheilung der einzelnen Milchbestandtheile auf die Milchproducte ergibt
                              									folgende Zusammenstellung. Von je 100 Th. gehen über in
                           
                              
                                 
                                 Wasser.
                                 Fett.
                                 Käsestoff.
                                 Eiweiß.
                                 Mlichzucker
                                 Aschensalze.
                                 
                              
                                 die Butter
                                 2
                                 73
                                 6
                                 4
                                 1
                                 5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 die Buttermilch
                                 17
                                 7
                                 20
                                 8
                                 14
                                 17
                                 Proc.
                                 
                              
                                 den Käse
                                 5
                                 14
                                 64
                                 70
                                 10
                                 17
                                 Proc.
                                 
                              
                                 die Molken
                                 76
                                 6
                                 10
                                 18
                                 75
                                 61
                                 Proc.
                                 
                              
                           Im Anschluß an diese der Milchzeitung, 1877 S. 181 entnommenen Zahlenangaben möge
                              									hier noch besonders auf das im hohen Grade beachtenswerthe Werk desselben Verfassers
                              										W. Fleischmann: Das Molkereiwesen. 4. Th. des von K. Birnbaum herausgegebenen „Lehrbuches der rationellen
                                       												Praxis der landwirthschaftlichen Gewerbe“. (Braunschweig.
                                    											Friedr. Bieweg und Sohn.)F. hingewiesen werden.
                           
                        
                           Zur Verfälschung des Bieres.
                           In einem angenehm schmeckenden Biere, dessen Bitter auf der Zunge nur etwas
                              									anhaltender war, hat H. Hager (Chemisches Centralblatt,
                              									1877 S. 119) 0mg,4
                              									Buxin in 1l
                              									nachgewiesen. Der Brauer hat hiernach wahrscheinlich beim Kochen der Würze einen
                              									Zusatz von Buchsbaum gemacht, theils zur Beförderung der Klärung, theils zur
                              									Belebung des bittern Geschmackes des, wie es scheint, genügend gehopften Bieres. So
                              									lange von keiner Ersetzung des Hopfens bei Anwendung des Buchsbaums, Enzians,
                              									Bitterklees, des Quassiaholzes oder der Weidenrinde die Rede ist, sondern nur von
                              									einer angeblichen Geschmacksverbesserung durch diese unschädlichen Stoffe, die
                              									übrigens theilweise bei der Gährung wieder ausgeschieden werden, muß die Frage, ob
                              									hier eine Bierverfälschung vorliegt, verneint werden. Giftige Stoffe, wie
                              									Seidelbast, Kokelskörner, Belladonna, Zeitlose, Pikrinsäure u. dgl. kommen im Bier
                              									wohl nie vor. (Vgl. 1874 214 233.)
                           
                        
                           Nachweis von Pikrinsäure im Biere.
                           D. Vitali schüttelt zu diesem Zweck 10cc Bier mit 5cc Amylalkohol und
                              									prüft den Verdunstungsrückstand mit Cyankalium, Rhodankalium und ammoniakalischem
                              									Kupfersulfat in bekannter Weise auf Pikrinsäure. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1877 S. 83.)
                           
                        
                           Zur Untersuchung des Weines.
                           Durch Abdampfen und Trocknen bei 100° zur Bestimmung der Trockensubstanz des
                              									Weines gelangt man zu keinem constanten Gewicht. Magnier de la
                                 										Source (Bulletin de la Société chimique de
                                 										Paris, 1876 t. 26 p. 488) zeigt durch umfassende Versuche, daß man nur durch Trocknen im Vacuum,
                              									welches im Winter etwa 6, im Sommer 4 Tage erfordert, bei Anwendung von 1 bis 1g,5 Wein einen Rückstand von syrupartiger Consistenz und
                              									constantem Gewicht erhält.
                           
                        
                           Ueber die rasche Bestimmung des Kalkes neben der Magnesia und
                              									Anwendung der Magnesia zur Scheidung des Zuckers.
                           C. Bernard und L. Ehrmann (Comptes rendus, 1876 t. 83
                              										p. 1239) finden, daß Magnesia in Zucker haltigen
                              									Flüssigkeiten unlöslich ist, daß man daher mittels einer Zuckerlösung Kalk und
                              									Magnesia trennen kann.
                           Bei der Scheidung der Zuckersäfte wird statt des Kalkes vortheilhaft Magnesia  verwendet. Wegen ihrer
                              									völligen Unlöslichkeit in Zuckerlösungen ist keine Kohlensäure zur Ausscheidung
                              									derselben erforderlich.
                           
                        
                           Zur Explosionsfähigkeit schlagender Wetter.
                           Nach J. Coquillion (Comptes
                                 										rendus, 1876 t. 83 p. 709) liegt die Explosionsfähigkeit der Gemische von Luft mit Grubengas
                              									innerhalb viel weiterer Grenzen, als man gewöhnlich annimmt: 1 Vol.
                              									Kohlenwasserstoffgas explodirt noch mit 6 bis 16 Vol. atmosphärischer Luft. (Vgl.
                              									1876 222 90.)
                           
                        
                           Ueber die. Anflüge an Terracotten.
                           Unter allen denjenigen Erscheinungen, welche die Herstellung reinfarbiger
                              									Verblendsteine und Terracotten erschweren, gehören unzweifelhaft die geringen
                              									salzartigen Auswitterungen, welche sich namentlich an den hervorragenden Theilen
                              									geformter oder modellirter Gegenstände während des Trocknens bilden, zu den
                              									schwierigst zu beseitigenden, um so mehr sie oft erst nach dem Brande sichtbar
                              									werden. Nach H. Seger (Töpfer- und Zieglerzeitung,
                              									1876 S. 249) treten diese Auswitterungen desto stärker auf, je langsamer der
                              									Trockenproceß verläuft, und zwar namentlich an den dichtern und werthvollern
                              									Ziegelfabrikaten.
                           Nicht nur das zum Erweichen der Thone verwendete Wasser, sondern auch die Thone
                              									selbst, namentlich die fettern, enthalten Salze; diese werden beim Trocknen mit dem
                              									verdunstenden Wasser allmälig an die Oberfläche der Thone geführt und bleiben hier
                              									als staubige Ueberzüge oder in mikroskopisch kleinen Krystallen zurück. Unter den
                              									verschiedenen Thonschichten, welche auf den Siegersdorfer Werken zur Herstellung von
                              									Verblendern und Terracotten Verwendung finden, sind zwei Schichten eines aschgrauen
                              										(A) und eines schwärzlichen Thones (B) beobachtet worden, welche erfahrungsmäßig die
                              									besprochene üble Eigenschaft zeigen, und die deswegen für die Herstellung besserer
                              									Fabrikate von den übrigen nicht mit Salzen behafteten Materialien schon in der Grube
                              									sorgfältig auszuhalten sind. Dieselben zeigen im unverarbeiteten Zustande bei
                              									längerm Liegen an der Luft an den Ecken und Kanten der Stücke deutliche salzige
                              									Ausblühungen. Um die Natur dieser Ausblühungen kennen zu lernen, wurde je eine
                              									größere Quantität des Thones mit destillirtem Wasser ausgekocht und nach dem
                              									Absetzen die völlig geklärte Flüssigkeit zur Trockne eingedampft.
                           Die Analyse dieser Salzmasse ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 A.
                                 B.
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 27,84
                                 Spur
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Bittererde
                                 33,30
                                 13,26
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Eisenoxyd
                                 15,55
                                 72,20
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Thonerde
                                 1,39
                                 7,25
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Alkalien
                                 8,82
                                 2,32
                                 
                              
                                 Organische Substanz
                                 5,41
                                 Spur
                                 
                              
                                 Wasser und nicht bestimmte Stoffe
                                 5,67
                                 4,94
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Daß die im Steine enthaltenen löslichen Salze wirklich durch den Trocknungsproceß an
                              									der Oberfläche concentrirt werden, zeigt die Untersuchung eines ordinären, mit Hilfe
                              									dieser Materialien dargestellten Steines, welcher an seiner Oberfläche im
                              									lufttrocknen Zustande graue warzenartige Krystallausscheidungen zeigte. Die äußere,
                              									etwa 0mm,5 dicke
                              									Schicht hatte einen Schwefelsäuregehalt von 1,51, das Innere des Steines aber nur
                              									0,70 Proc. Nimmt man den Schwefelsäuregehalt der löslichen Salze des Thones nach den
                              									obigen Analysen zu 55 Proc. an, so entspräche dies einem Gehalt an löslichen, die
                              									Auswitterung verursachenden Stoffen an der äußern, 0mm,5 dicken Schicht von 2,75, im Innern
                              									des Steines 1,27 Proc.
                           
                        
                           
                           Zur Volhard'schen
                              									Silberbestimmung.
                           Will man Silber in einer Lösung, in welcher gleichzeitig Chlorsilber oder Bromsilber
                              									suspendirt ist, mittels Rhodankalium bestimmen (1874 214
                              									398), so muß man die Flüssigkeit auf ein bekanntes Volum verdünnen, durch ein
                              									trocknes Filter gießen und vom Filtrate einen bestimmten Theil zur Analyse
                              									verwenden, da nach E. Drechsel (Journal für praktische
                              									Chemie, 1877 Bd. 15 S. 191) Rhodankalium durch Chlorsilber und Bromsilber unter
                              									Bildung von Rhodansilber zersetzt wird.
                           
                        
                           Alkalimetrische Bestimmung der Phosphorsäure.
                           Bekanntlich ist die directe acidimetrische Bestimmung der Phosphorsäure nicht
                              									ausführbar, weil NaH2PO4 sauer, Na2HPO4 wie auch Na3PO4 aber alkalisch reagirt. R. Maly (Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S. 417) schlägt nun vor,
                              									die Phosphorsäure dadurch wegzuschaffen, daß man sie als Ba3(PO4)2. ausfällt. Man
                              									versetzt zu diesem Zweck die betreffende Phosphatlösung mit einer bestimmten Menge
                              									Halbnormalnatronlauge, färbt mit Corallin, fügt eine beliebige Menge Chlorbarium
                              									hinzu, erhitzt und titrirt nun heiß mit einer Halbnormalsäure zurück.
                           Das in der Flüssigkeit schwimmende Bariumphosphat stört die Titrirung nicht.
                              									Anfänglich kann man die Säure im Strahl zufließen lassen; ist der
                              									Neutralisationspunkt nahe, so wird die Masse weiß wie Milch, da eine kleine Menge
                              									Corallin, die in alkalischer Lösung noch stark roth ist, am Neutralpunkte kaum mehr
                              									gefärbt ist, namentlich aber durch den phosphorsauren Baryt verdeckt wird. Man kocht
                              									nun im Kölbchen, das nicht zu klein sein darf, auf, wobei gewöhnlich noch einmal
                              									eine Rosafarbe auftritt, die man wieder durch ein paar Tropfen Säure verschwinden
                              									macht und allenfalls dieses wiederholt. Man kann deshalb auch bei der ersten
                              									Titrirung nicht leicht zu viel Säure erhalten. Die Neutralisation ist eingetreten,
                              									wenn bei einigen Minuten langem Kochen die Mischung milchweiß erscheint, höchstens
                              									mit einem Stich ins Gelbliche, und alles Rosenroth verschwunden ist. Man hat nun nur
                              									die verbrauchte Säuremenge von der anfänglich zugesetzten Alkalimenge abzuziehen,
                              									und die resultirenden Cubikcentimeter Natronlauge repräsentiren die Menge Alkali,
                              									welche der Phosphorsäure oder dem Phosphat zur Bildung von Na3PO4 noch fehlten.
                           
                        
                           Zur Bestimmung der chlorsauren und überchlorsauren
                              									Alkalien.
                           Nach den Versuchen von Eccles (Journal of the Chemical Society of London 1876 p. 856) wird eine kochende Lösung von Kaliumchlorat durch ein
                              									Kupferzinkelement völlig zu Chlorkalium reducirt und läßt sich so von
                              									Kaliumperchlorat, dessen Lösung nicht reducirt wird, quantitativ trennen.
                           
                        
                           Zersetzung des Terpentinöles in starker Hitze.
                           Von dem Gedanken ausgehend, daß die Kohlenwasserstoffe des Nadelholztheeres
                              									wesentlich Zersetzungsproducte des Terpentinöles sind, hat G. Schultz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 113)
                              									Terpentinöldampf durch ein glühendes Rohr geleitet. Unter Abscheidung von Kohle trat
                              									hierbei eine starke Entwicklung brennbarer Gase auf, die er nicht weiter
                              									untersuchte, während sich in der gut gekühlten Vorlage ein schwarzer Theer
                              									ansammelte. Derselbe bestand im Wesentlichen aus Benzol, Toluol, Xylol,
                              									unverändertem Terpentinöl, Naphtalin, Phenanthren, Anthracen und Methylanthracen,
                              									welche sich bekanntlich auch im Steinkohlentheer finden.
                           
                        
                           Ueber den Nachweis geringer Mengen von Alizarin im Purpurin;
                              									von E. Schunck und H. Römer.
                           Bekanntlich kann man auf spectralanalytischem Wege äußerst geringe Mengen Alizarin
                              									und Purpurin nachweisen. Es wird der Reaction auch kein merklicher Abbruch  gethan, wenn diese
                              									Körper stark verunreinigt sind; besonders ist dies beim Purpurin der Fall. Kommen
                              									beide Körper zusammen vor, so ist es leicht, sehr kleine Mengen Purpurin neben viel
                              									Alizarin zu entdecken. Anders liegt die Sache, wenn das Umgekehrte der Fall ist,
                              									wenn also geringe Mengen Alizarin, z. B. 1 Proc., im Purpurin nachzuweisen sind.
                              									Hier läßt die optische Methode in Stich. Die Absorption der alkalischen
                              									Purpurinlösungen ist eine viel intensivere als die der entsprechenden
                              									Alizarinlösungen. Die der ersteren geht bei gewisser Concentration bis zu dem Theil
                              									des Spectrums, wo die Bänder des Alizarins liegen. Verdünnt man nach und nach, so
                              									treten, wenn ein Gemisch von vielleicht 5 Proc. Alizarin und 95 Proc. Purpurin
                              									angewendet wurde, die Bänder der ersteren noch auf, wenn auch undeutlich, bei einem
                              									geringen Alizaringehalt jedoch nicht mehr.
                           Die bekannten Trennungsmethoden des Alizarins vom Purpurin sind alle mehr oder
                              									weniger unscharf und geben, besonders wenn man mit kleinen Quantitäten operirt,
                              									unbefriedigende Resultate. Erst durch darauf folgendes, oft wiederholtes
                              									Umkrystallisiren aus Alkohol ist es möglich, die eine Substanz frei von der andern
                              									zu erhalten.
                           Wir müssen hier darauf aufmerksam machen, daß die Angabe von Schützenberger, nach welcher eine kochende, gesättigte Lösung von Purpurin
                              									in Alaun beim Erkalten nichts abscheidet, eine irrthümliche ist. Die
                              									Thonerdeverbindung des Purpurins scheidet sich fast vollständig aus, das Filtrat ist
                              									farblos und zeigt nur eben noch die charakteristischen Absorptionsbänder des
                              									Purpurins. Alizarin hat dieselbe Eigenschaft, doch ist es in Alaun bei Weitem nicht
                              									so löslich als das Purpurin. Das verschiedene Verhalten, welches Alizarin und
                              									Purpurin zeigen, wenn man ihre Lösungen in Alkali der Luft aussetzt, gibt uns ein
                              									Mittel an die Hand, die geringsten Mengen Alizarin neben gewissen Mengen Purpurin
                              									nachzuweisen.
                           Wir lösten etwa 1g
                              									eines Gemenges von 99 Proc. Purpurin und 1 Proc. Alizarin in Natronlauge und setzten
                              									diese Lösung so lange der Luft aus, bis sie fast farblos geworden und die Bänder des
                              									Purpurins auf erneuten Zusatz von Alkali nicht mehr zu sehen waren. Das Purpurin
                              									wird hierbei zerstört, das Alizarin aus seiner Natronverbindung durch Salzsäure in
                              									Freiheit gesetzt, durch Aether aufgenommen und kann dann leicht durch sein Spectrum
                              									nachgewiesen werden, welches durch Zersetzungsproducte des Purpurins nicht im
                              									mindesten beeinflußt wird. Auch mit 5mg des oben erwähnten Gemenges, in
                              									welchem also 0mg,05
                              									Alizarin enthalten sind, gelingt der Nachweis. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1877 S. 175.)
                           
                        
                           Vorläufige Notiz über das Färben mit Galleïn und Coeruleïn;
                              									von H. Köchlin.
                           Adolph Baeyer hat das Galleïn von der Zusammensetzung C20H12O7 durch Erhitzen von
                              									Pyrogallussäure mit Phtalsäureanhydrid erhalten (1871 201
                              									149) 358). Wird dieses Phtaleïn der Pyrogallussäure mit Schwefelsäure heiß
                              									behandelt, so entsteht das Cäruleïn C20H10O7. Beide Farbstoffe, das Galleïn und das Cäruleïn,
                              									werden im Großen von Durand und Huguenin dargestellt und hat Köchlin über deren
                              									Verwendung in der Färberei und Druckerei Versuche angestellt, welche im Bulletin de Rouen, 1876 S. 586 veröffentlicht sind.
                           Galleïn gibt sowohl auf dem Wege des Druckes als der Färberei einander ähnliche
                              									Rosa- und Violetttöne, welche der Seife sehr gut widerstehen Chrom liefert
                              									bedeutend dunklere Nüancen. Bleioxyd gibt mit Galleïn ein hübsches Grau.
                           Cäruleïn färbt Thonerde- und Gisenmordant olivegrün, als erstes Beispiel eines
                              									Farbstoffes, welcher direct grün färbt. Die Nüancen halten sich sehr gut gegen Seife
                              									und Licht. Der Farbstoff ist sehr wenig löslich in Wasser; setzt man dem Farbbad
                              									ebenso viel doppeltschwefligsaures Natron vom spec. Gew. 1,3937 zu, als man
                              									Farbstoff in Verwendung genommen hat, so geht derselbe vollkommen in Lösung.
                              									— Auch für die Dampffarben muß das Cäruleïn in doppeltschwefligsaurem Natron
                              									gelöst sein, doch ist es bis jetzt noch nicht gelungen, mit Thonerdemordant dunklere
                              									Cäruleïndampffarben herzustellen. Mit essigsaurem Chromoxyd erhält man ein sehr
                              									solides Dampfolive.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           
                           Aëro-Hydraulische Druckmaschine von G. C. Gibbs in Bermondsey.
                           Diese neue, in den Hauptstaaten Europas und in Nordamerika patentirte Erfindung ist
                              									ursprünglich für das Bedrucken von Filzteppichen mit einer oder mehreren Farben
                              									bestimmt. Während nach dem gewöhnlichen Verfahren nur eine Farbe auf einmal
                              									aufgedruckt wird, können mit Hilfe dieser Maschine mehrere Farben zugleich gegeben
                              									werden, ohne daß dieselben in einander fließen; sie durchdringen überdies den Stoff
                              									vollkommen, nicht blos oberflächlich wie bei der alten Druckerei, und sind deshalb
                              									auch satter und dauerhafter, als sie durch letztere hergestellt werden können. Es
                              									wurde auf der Maschine ganz besonders starker Filz bedruckt, und die Farben waren
                              									auf der Rückseite fast so kräftig als auf der obern Seite; ist der Filz gut
                              									getrocknet und gepreßt, so läßt sich kein Unterschied zwischen rechter und linker
                              									Seite wahrnehmen. Es wurden auch mit dünnern Stoffen, die vierfach über einander
                              									gelegt waren, Druckversuche gemacht; die beiden innern Lagen waren rechts und links
                              									vollkommen gleich in den Farben, aber auch das oberste und unterste Stück zeigten
                              									nur wenig Unterschied zwischen Vorder- und Rückseite. Daß die Druckerei mit
                              									dieser leicht zu bedienenden Maschine eine bedeutende Ersparniß an Drucklohn mit
                              									sich bringt, ist leicht zu schätzen. Die Maschine mit ihren jetzigen Dimensionen
                              									liefert in der Minute mehr als 1qm bedruckten Stoff; gibt man derselben größere Dimensionen, so
                              									läßt sich ihre Leistungsfähigkeit leicht um das Doppelte erhöhen. Eine
                              									Hauptschwierigkeit bei Einführung des Verfahrens bot die ungleiche Dicke der
                              									verschiedenen Druckfarben; durch eine besondere Vorrichtung an den Ventilen, durch
                              									welche nach dem jedesmaligen Auftragen eines Musters die verbrauchte Farbe wieder
                              									ersetzt wird, hat Gibbs dieselbe überwunden. Um jeglichen
                              									Farbverlust zu vermeiden, so sammelt sich jede vom zu bedruckenden Stoff nicht
                              									aufgenommene Farbe in einem eigenen Behälter, um wieder zur Verwendung genommen zu
                              									werden. Der Erfinder hofft, mit der Zeit seine Maschine und sein Verfahren für alle
                              									Arten von Teppichen, Wolldecken, überhaupt Wollstoffen, ferner für den Druck von
                              									einfärbiger oder gemusterter Seide, Baumwolle und Leinen einrichten zu können.
                           Dieses nach dem Iron, April 1877 S. 424 mitgetheilte Gibbs'sche Verfahren scheint sich theilweise an die Ernoux'sche Erfindung des doppelseitigen Druckes mittels Aspiration anzuschließen, welche seiner
                              									Zeit in Frankreich patentirt wurde und von welcher das Patent im J. 1870 (Bd. 197 S.
                              									188) in folgender Form zur Veröffentlichung kam: Ernoux
                              									stellt zwei Platten aus Metall her, welche je nach dem Muster ganz und gar
                              									ausgeschnitten sind und bringt zwischen dieselben den Stoff, den er bedrucken will.
                              									Das Ganze wird dann fest mit Hilfe von Schrauben zusammengestellt und auf einen
                              									Kasten mit hermetischem Verschluß gebracht, welcher mit zwei Röhren versehen ist,
                              									von denen die eine zu einem Farbreservoir geht, während die andere in eine Luftpumpe
                              									mündet. Die Farbe dringt durch die hohlen Räume der Form hindurch und auf beiden
                              									Seiten gleichmäßig in den Stoff ein. Um mehrere Farben zu erhalten, muß man die
                              									Operation öfter und mit verschieden ausgeschnittenen Platten wiederholen.
                           In letzterer Hinsicht vor Allem scheint also die Construction von Gibbs eine wesentliche Vervollkommnung des Ernoux'schen Apparates zu enthalten.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           Darstellung von Salmiak.
                           E. Solvay in Brüssel will zu diesem Zweck nach seinem
                              									englischen Patent vom 5. August 1875 atmosphärische Luft und Wasserdampf über ein
                              									erhitztes Gemenge von Kohle, Kalkstein und Chlorcalcium leiten, oder Luft mit
                              									Wasserdampf und Salzsäure über glühende Kohlen, welche mit Kalkstein innig gemischt
                              									sind.