| Titel: | Tachometer für Eisenbahnzüge, System Brunot. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 34 | 
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                        Tachometer für Eisenbahnzüge, System Brunot.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									I [c/2].
                        Brunot's Tachometer für Eisenbahnzüge.
                        
                     
                        
                           Seit langem hat man sich bereits bemüht, zweckmäßige Tachometer für Eisenbahnzüge zu
                              									construiren, welche während der Fahrt genau die verschiedenen Variationen in der
                              									Geschwindigkeit registriren und so dem controlirenden Beamten ein Bild davon
                              									liefern, ob der Zug seinen Weg normal zurücklegte, oder ob Unregelmäßigkeiten bei
                              									der Beförderung desselben stattfanden.
                           Nicht ohne Interesse ist ein derartiges Tachometer von Brunot, welches, ohne mit den Bewegungstheilen des betreffenden Wagens in
                              									Verbindung zu stehen, nur durch die beim Fahren eintretenden Erschütterungen wirkt.
                              									Das Instrument ist verhältnißmäßig einfach und hat außerdem den Vortheil, daß eine
                              									böswillige Beschädigung oder Störung seines Ganges seitens des Zugpersonals, dessen
                              									Thätigkeit es zu controliren hat, nicht vorkommen kann. Der ganze Apparat ist in einem kleinen, handlichen
                              									Gehäuse eingeschlossen und kann mit diesem an irgend einer dazu bestimmten Stelle,
                              									auf der Locomotive, dem Tender, oder in einem Wagen, aufgestellt und befestigt
                              									werden. Nach der Befestigung läßt es sich ohne besondern Schlüssel weder losmachen,
                              									noch auch öffnen. In dem Gehäuse befindet sich ein Uhrwerk, welches einer zum
                              									Registriren dienenden Papierscheibe die nöthige gleichmäßige Drehbewegung ertheilt
                              									und gleichzeitig auf einem von außen sichtbaren Zifferblatte die Zeit angibt. Diese
                              									etwa 200mm im Durchmesser haltende
                              									Papierscheibe ist zwischen zwei Metallplatten eingeklemmt, von denen die eine fest
                              									auf der Stundenwelle sitzt, die andere aber mittels einer gleichzeitig zum Aufziehen
                              									der Uhr dienenden Schraube das Festklemmen der Papierscheibe bewirkt. Letztere macht
                              									also dem Stundenzeiger entsprechend in je 12 Stunden eine Umdrehung und ist demgemäß
                              									durch vorgedruckte Linien in 12 radiale Streifen getheilt, von denen jeder wieder in
                              									30 Theile zerlegt ist, so daß der Zwischenraum zwischen zwei Theilstrichen der Zeit
                              									von 2 Minuten entspricht. Dieser Zwischenraum ist jedoch immerhin noch so groß, daß
                              									man bei einiger Uebung selbst halbe Minuten mit Leichtigkeit noch unterscheidet. An
                              									einer Seite der Papierscheibe befindet sich ein aus einer Silberlegirung gefertigter
                              									Stift, welcher, in einer Hülse frei beweglich, jedesmal dann einen Punkt auf der
                              									sich hinter ihm drehenden Papierscheibe hervorbringt, wenn er mit gewisser
                              									Heftigkeit gegen dieselbe gestoßen wird. Hierzu werden nun direct die beim Fahren
                              									eintretenden Erschütterungen des Wagens benutzt und ist zu dem Ende mit der Hülse
                              									des Stiftes durch eine sehr biegsame Feder ein kleiner Hammer verbunden, welcher bei
                              									eintretenden Erschütterungen in Schwingungen geräth und fortwährend Schläge auf den
                              									Stift ausübt, so lange wie die Erschütterungen dauern, d.h. der Zug im Fahren
                              									begriffen ist. Da die Schläge sehr rasch auf einander folgen, so bilden die einzeln
                              									auf dem Papiere hervorgebrachten Punkte eine zusammenhängende Curve, die nur dann
                              									unterbrochen wird, wenn der Zug sich im Stillstande befindet, da während dieser Zeit
                              									die Schläge nicht stattfinden, die Papierscheibe aber ihre gleichmäßige Bewegung
                              									fortsetzt. Es ist klar, daß man auf solche Weise ein sehr genaues Bild von der Art
                              									und Weise erhält, wie der Zug befördert wurde.
                           Um das häufige Auswechseln der Papierscheibe zu umgehen, ist noch eine besondere
                              									Vorrichtung getroffen, durch welche dem Stifte eine langsame radiale Bewegung
                              									ertheilt und so verhindert wird, daß derselbe nach Ablauf von 12 Stunden wieder
                              									denselben Punkt des Papieres trifft wie zu Anfang. Der Stift mit Hülse und Hammer
                              									ist nämlich auf einem kleinen Support beweglich; ferner befindet sich auf der Welle des Minutenzeigers ein
                              									12zähniges Getriebe, welches in ein Rad von 96 Zähnen eingreifend dieses veranlaßt,
                              									in je 8 bis 12 Stunden eine Umdrehung zu machen. Auf der Welle des letztgenannten
                              									Rades ist nun eine Scheibe angebracht, deren Umfang nach der archimedischen Spirale
                              									gekrümmt ist. Durch Hebel, welche einmal gegen den Umfang dieser Scheibe drücken und
                              									außerdem mit dem Hammer und Stift in Verbindung stehen, wird dem letztern die
                              									radiale Bewegung ertheilt, so daß statt der Kreisbogen Spiralen auf dem Papiere
                              									hervorgebracht werden müssen. Da die Schneckenscheibe sich in 96 Stunden einmal
                              									dreht, so wird man auch die Papierscheibe nur alle 96 Stunden, d. i. alle 4 Tage
                              									auszuwechseln haben. Dabei wird dann gleichzeitig (mittels der erwähnten
                              									Klemmschraube) die Uhr aufgezogen, sowie der Punktirstift in seine Anfangsstellung
                              									zurückgeführt.
                           Die Figuren 21
                              									und 22 zeigen
                              									nach der Revue industrielle den innern Mechanismus des
                              									Tachometers und eine aus demselben entnommene Papierscheibe.
                           
                              F–e.
                              
                           
                        
                     
                  
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