| Titel: | Ueber einige Methoden zur Bestimmung des Schwefels im Roheisen; von J. Emanuel Hibsch. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 61 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber einige Methoden zur Bestimmung des
                           								Schwefels im Roheisen; von J. Emanuel Hibsch.Nach einem gef. eingesendeten Separatabdruck aus dem Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereines an der k. k. technischen Hochschule in Wien, 1876.
                           							
                        Hibsch, über Bestimmung des Schwefels im Roheisen.
                        
                     
                        
                           Verfasser bestimmte in Laboratorium des (inzwischen verstorbenen) Prof. Dr. H. Hlasiwetz im Wien den
                              									Schwefelgehalt von Roheisen zunächst nach der von Koppmayer (*1873 210 184) angegebenen Methode.
                              									Nachdem das Untersuchungsmaterial fein gepulvert, wurde eine
                              									Jod-Jodkaliumlösung vom bestimmten Gehalte bereitet. Vom Eisenalaun, dessen
                              									Eisengehalt gewichts- und maßanalytisch festgestellt war, ausgehend, konnte
                              									nach der Menge des durch denselben (nach der Gleichung Fe₂Cl₆ + 6KJ =
                              									6KCl + J₂ + Fe₂J₄) zersetzten Jodkaliums der Gehalt einer
                              									Lösung von unterschwefligsaurem Natron bestimmt werden. 1cc hiervon enthielt 0g,015758 Na₂S₂O₃, war
                              									also äquivalent 0g,01266 Jod. Die Jodlösung
                              									wurde nun derart eingestellt, daß 1cc
                              									derselben genau 1cc von der Lösung des
                              									unterschwefligsauren Natrons entsprach. Von dieser Jodlösung (nahezu 1/10 Normal)
                              									wurden 30cc in den Absorptionsapparat
                              									gefüllt. Der Kolben konnte nur mit 5g,4922
                              										Roheisen beschickt
                              									werden, weil das Eisen so schwefelreich war, daß der Kugelapparat die zu 10g Roheisen nöthige Jodlösung nicht fassen
                              									konnte. Nach der Verdrängung der Luft aus dem ganzen Apparate durch Wasserstoff
                              									wurde von der Salzsäure tropfenweise aus dem Kugeltrichter zufließen gelassen, bis
                              									die Zersetzung beendet war. Es wurde erst dann die Zersetzung als beendet
                              									angenommen, als auch nach dem Zusatze von Wasser und bei wiederholtem Aufkochen
                              									keine Gasentwicklung mehr stattfand. Dies war aber nicht in 3 Stunden, wie Koppmayer angibt, geschehen, sondern erforderte die
                              									doppelte Zeit. Als die Absorptionsflüssigkeit auf ihren Gehalt an freiem Jod geprüft
                              									wurde, ergab sich, daß 4cc,33 hiervon nicht
                              									verbraucht worden waren. In Action waren also 25cc,77 oder 0g,3267 Jod getreten,
                              									was durch 0g,0411 Schwefel veranlaßt worden
                              									war. Diese Quantität Schwefel, berechnet auf 5g,4922 Eisen, ergibt einen Schwefelgehalt von 0,749 Proc. – Zu
                              									einem zweiten Versuche wurden 4g,7795
                              									Roheisen verwendet und in demselben 0,682 Proc. Schwefel gefunden. Im Durchschnitt
                              									ergab also diese Methode einen Schwefelgehalt von 0,715 Proc.
                           
                        
                           Zur Controle wurde nun der Schwefelgehalt desselben Eisens nach der Methode von Fresenius
                              									R. Fresenius: Anleitung zur quantitativen
                                    											chemischen Analyse. 5. Auflage, S. 822. bestimmt. Diese Methode, nach welcher bekanntlich der Schwefel des Roheisens
                              									auch in Schwefelwasserstoff übergeführt, dieses Gas aber in eine alkalische
                              									Bleilösung geleitet und das dadurch erhaltene Schwefelblei oxydirt wird, lieferte
                              									ganz andere Resultate. Eine analoge Reihe von Versuchen ergab nämlich im
                              									Durchschnitte einen Schwefelgehalt, von nur 0,60, also um 0,115 Proc. weniger, als
                              									die Koppmayer'sche Methode geliefert hatte.
                           Nach dieser so auffallenden Differenz in den Resultaten wurden die Versuche an einem
                              									zweiten Roheisen wiederholt, wozu ein überkohltes, graphitisches, also
                              									voraussichtlich schwefelarmes Eisen aus dem Banate gewählt wurde. Eine Reihe von
                              									Versuchen, nach Koppmayer's Methode angestellt, lieferte
                              									im Mittel einen Schwefelgehalt von 0,124 Proc., während die Methode, wie sie Fresenius angibt, im Durchschnitt nur 0,102 Proc.
                              									ergab.
                           
                        
                           Die Koppmayer'sche Methode lieferte demnach stets zu hohe Resultate. Dies war übrigens vorauszusehen;
                              									denn Schwefelwasserstoff kann jodometrisch nur dann bestimmt werden, wenn derselbe
                              									rein ist und in entsprechender Verdünnung zur Wirkung gelangt. Die erste Bedingung,
                              									die der Reinheit, trifft aber hier nicht zu. Gleichzeitig mit dem
                              									Schwefelwasserstoffe wirken viele andere Gase, darunter besonders Kohlenwasserstoffe,
                              									Phosphorwasserstoffe, Chlorwasserstoff etc. auf die Jodlösung ein. Besonders sind es
                              									die Kohlenwasserstoffe, welche hier nachtheilig auftreten, indem sie sich unter den
                              									gegebenen Umständen jodiren und dadurch freies Jod aufzehren. Das auf diese Weise
                              									durch die Kohlenwasserstoffe entfernte Jod wird schließlich der Wirkung des
                              									Schwefelwasserstoffes zugezählt. Bei der Einwirkung des sich entwickelnden
                              									Gasgemisches auf die Jodlösung bilden sich immer dunkelbraun gefärbte, penetrant
                              									riechende Massen, welche auf der Flüssigkeit schwimmen und schwer aus dem
                              									Kugelapparate zu entfernen sind. Sie treten in besonders großer Menge bei der
                              									Untersuchung solcher Roheisensorten auf, die viel chemisch gebundenen Kohlenstoff
                              									enthalten und daher bei der Auflösung in der Säure viele Kohlenwasserstoffe
                              									entwickeln. Diese Massen lösen sich in concentrirter Salpetersäure und enthalten
                              									eine Menge Jod. Man wird sie deswegen vielleicht als die festen jodirten
                              									Kohlenwasserstoffe anzusehen haben. Es ist nach dem Gesagten Koppmayer's Methode für
                              									eine genaue Mengenbestimmung des Schwefelgehaltes in
                              									einem Roheisen nicht anzuwenden; allein auch als
                              									technische Probe kann sie zum Mindesten nicht empfohlen werden. Abgesehen vom zu
                              									hohen Schwefelgehalte, welchen sie liefert, ist sie weit umständlicher als andere
                              									Methoden, welche bessere Resultate geben.
                           
                        
                           Für technische Untersuchungen eignet sich wohl in erster Linie die Methode von Gintl.Sitzungsberichte der k. k. Akademie, 1868 Bd. 58 S. 329. Zeitschrift für
                                    											analytische Chemie, Bd. 7 S. 427. Vgl. E. Richters in Dingler's polytechn. Journal, 1870 197 168. Das Roheisenpulver wird hier mit Eisenchloridlösung längere Zeit digerirt,
                              									wodurch die Hauptmasse des Eisens als Eisenchlorür entfernt wird, während aller
                              									Schwefel und Phosphor, Graphitkohlenstoff und das Silicium als schwarze Masse
                              									zurückbleiben; letztere wird durch Schmelzen mit Netzkali und Salpeter oxydirt und
                              									die Schwefelsäure als Bariumsulfat gewogen. Dieses Verfahren ist ungleich kürzer als
                              									das Koppmayer'sche, weil man bei letzterm immer den in der Säure unlöslichen
                              									Rückstand noch auf Schwefel untersuchen muß, und liefert verläßliche Resultate.
                           Bei wissenschaftlichen Untersuchungen des Roheisens endlich wird man wohl stets den
                              									Schwefelgehalt nach der oben angeführten Methode von Fresenius bestimmen. Sie hat die wenigsten Fehlerquellen, besonders wenn
                              									man, nach dem Vorgange von Prof. Dr. Ph. Weselsky in Wien, die Oxydation des Schwefelbleies nicht
                              									durch Schmelzen mit einem Gemische von kohlensaurem und salpetersaurem Natron
                              									vornimmt, sondern auf nassem Wege mit Hilfe von Brom. (Vgl. R. v. Wagner, 1876 219 544.) Man erreicht
                              									dann die Oxydation in einer kürzern Zeit und entgeht der Gefahr, durch Spritzen beim
                              									Schmelzen etwas zu verlieren.
                           
                        
                           Zu technischen Bestimmungen des Schwefels im Roheisen empfiehlt Verfasser noch eine
                              									Methode, welche bei genauen Resultaten schneller als alle genannten zum Ziele führt.
                              									Man kann nämlich den Schwefelgehalt auf dieselbe Weise bestimmen, wie man Fahlerze
                              									im Chlorstrom aufschließt. Die abgewogene Substanz befindet sich in einem
                              									Porzellanschiffchen und wird in einer etwa 50mm langen, 15 bis 20mm weiten, an
                              									einem Ende rechtwinklig umgebogenen, horizontalen Glasröhre dem Chlorstrome
                              									ausgesetzt; dieser tritt an dem nicht gebogenen Ende in die Röhre. Wenn die Röhre
                              									ganz mit Chlor gefüllt ist, erhitzt man das Roheisen bis zur Verflüchtigung des sich
                              									hierbei bildenden Eisenchlorides und Chlorschwefels. Das umgebogene Röhrenende
                              									verjüngt sich etwas und führt in ein System von U-förmigen Röhren, worin sich Salzsäure und Wasser befindet. Hier wird
                              									der gebildete Chlorschwefel direct zu Schwefelsäure oxydirt: SCl₂ +
                              									4H₂O + HCl + 4 Cl = H₂SO₄ + 7 HCl (oder SCl + 3 HO + HCl +
                              										2Cl = SO₃ + 4 HCl). Das Eisen ist auf diese Art sehr bald vollständig
                              									aufgeschlossen. Aus dem Inhalte der U-Röhren kann man gleich die Schwefelsäure mit Baryt fällen.
                           Zum Schlusse seien die nach den verschiedenen Methoden erhaltenen Resultate
                              									übersichtlich zusammengestellt.
                           
                              
                                 Material.
                                 Procent Schwefel nach der Methode.
                                 
                              
                                 
                                 Koppmayer.
                                 Fresenius.
                                 Gintl.
                                 mitChlorstrom
                                 
                                 Koppmayer.
                                 Fresenius.
                                 Gintl.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Durchschnittswerthe
                                 
                              
                                 Weißes Roheisen
                                 0,7490,682
                                 0,6520,535
                                 –0,509
                                 ––
                                 
                                    
                                    
                                 0,715
                                 0,593
                                 0,509
                                 
                              
                                 Graues Roheisen
                                 0,1270,121
                                 0,1020,098
                                 ––
                                 ––
                                 
                                    
                                    
                                 0,124
                                 0,100
                                 –
                                 
                              
                                 Weißes Roheisen
                                 –
                                 0,466
                                 –
                                 0,526
                                 
                                 –
                                 –
                                 –