| Titel: | Gautier's Tannin- und Farbstoffbestimmung im Wein; von Dr. V. Griessmayer. | 
| Autor: | V. Griessmayer | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 92 | 
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                        Gautier's Tannin- und Farbstoffbestimmung im Wein; von Dr.
                           									V. Griessmayer.
                        Grießmayer, über Gautier's Tannin- und Farbstoffbestimmung
                           								im Wein.
                        
                     
                        
                           Man ist bis jetzt nicht in der Lage gewesen, eine Trennung der Weingerbsäure vom
                              									Weinfarbstoffe bei der quantitativen Bestimmung dieser Substanzen vorzunehmen. Sie
                              									werden vielmehr immer mit einander in der Weise bestimmt, daß man Wein einkocht,
                              									dann wieder auf das ursprüngliche Volum verdünnt und erst hiervon 10cc zur Probe nimmt. Diese 10cc werden auf 500cc verdünnt, 20cc Indigcarmin und 10cc verdünnte Schwefelsäure zugesetzt und
                              									nun mit Chamäleon titrirt. Man erhält so Gerbstoff und Farbstoff zusammen, den
                              									letzteren als Gerbstoff berechnet.
                           In seiner letzten Publication über den Wein (La sophistication
                                 										des vins. 1877) hat Armand Gautier ein sehr
                              									umständliches, volumetrisches Verfahren zur Bestimmung der Weingerbsäure angegeben,
                              									welches auf der Sauerstoffabsorption einer ammoniakalischen Lösung von gerbsaurem
                              									Kupfer beruht. Diese Bestimmung ist nicht dazu angethan, unsere bisherige Methode zu
                              									verlassen; aber sie hat einen sehr schätzenswerthen Kern, der geeignet ist, zu einer
                              									getrennten Bestimmung von Farbstoff und Gerbsäure auszuwachsen.
                           Gautier fügt nämlich zu 100 bis 200cc Wein 1 bis 2g Kupfercarbonat, schüttelt lebhaft, gießt
                              									ein gleiches Volum Alkohol zu und überläßt dann die Flüssigkeit 12 bis 20 Stunden
                              									der Ruhe. Alle Gerbsäure schlägt sich als unlösliches Kupfertannat nieder. Der
                              									Farbstoff scheint sich auch mit dem Kupfer zu verbinden, bleibt aber löslich. Man
                              									filtrirt und wäscht mit Weingeist haltendem Wasser so lange nach, bis es farblos
                              									abläuft. Während nun Gautier den Niederschlag nach seiner
                              									Methode weiter behandelt, überläßt er das Filtrat und mit ihm den Farbstoff sich
                              									selbst.
                           Es erscheint nun ohne Schwierigkeit, in diesem Filtrate den Farbstoff zu bestimmen.
                              									Man dampft auf 1/3 ein, um allen Alkohol zu verjagen, verdünnt, setzt Schwefelsäure und Indigcarmin
                              									und titrirt mit Chamäleon wie gewöhnlich. Sollte das Kupfer Unannehmlichkeiten
                              									verursachen, so läßt es sich wohl durch Schwefelwasserstoff vorher entfernen.