| Titel: | Zwei Dampf- und Vacuum-Pumpen. | 
| Autor: | Wilman | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 125 | 
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                        Zwei Dampf- und
                           								Vacuum-Pumpen.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									II [a/1].
                        Gleason's und Hall's Dampf- und Vacuumpumpe.
                        
                     
                        
                           Gleason's Dampf- und Vacuumpumpe besteht aus zwei
                              									getrennten Cylindern A und B
                              										(Fig. 3
                              									und 4), von
                              									denen alternirend der eine Wasser ansaugt, der andere das angesaugte Wasser auf
                              									höheres Niveau preßt; beides geschieht ohne Vermittlung eines Kolbens durch directen
                              									Druck des einströmenden Dampfes, bezieh. durch den äußern Luftdruck bei der
                              									Condensation des Arbeitsdampfes. Zur Erzielung eines regelmäßigen Spieles,
                              									Regulirung des Dampfeintrittes und der Condensation dient ein oberhalb der Cylinder
                              										A und B angebrachter
                              									Mechanismus, der im wesentlichen aus einem Dampfcylinder D, dem Einspritzcylinder E
                              									und außerdem noch aus
                              									der Kesselspeisepumpe K besteht, welch letztere durch
                              									ein Saugrohr p Wasser zugeführt erhalten, während dem
                              									Dampfcylinder durch d Kesseldampf zuströmt. Die in jedem
                              									dieser drei Cylinder wirkenden Kolben sind durch eine gemeinsame Stange verbunden
                              									und erhalten ihre Bewegung durch den in D eintretenden
                              									Dampf, welcher, durch den oberhalb des Dampfcylinders befindlichen Muschelschieber
                              									eintretend, die drei Kolben nach rechts oder links bewegt. In Figur 4 ist der
                              									Muschelschieber in seiner äußersten Rechtsstellung in Ruhe, der Dampf hat die Kolben
                              									nach rechts bewegt und tritt nun durch das Rohr a in den
                              									Pumpencylinder A ein, während gleichzeitig der in B befindliche Dampf dadurch condensirt wird, daß der
                              									Kolben des Einspritzcylinders E bei seinem Rechtsgange
                              									einen Wasserstrahl durch die aus Figur 4 ersichtliche
                              									Rohrverbindung und Brause in den Cylinder B gespritzt
                              									hat. In Folge dieser Vorgänge wird in A der
                              									Wasserspiegel herabgedrückt, während in B durch das
                              									Saugventil frisches Wasser eintritt; dadurch sinkt gleichzeitig in A und steigt in B je ein
                              									Schwimmer S, welche lose über die Stangen s passen, die an ihrem untern Ende einen Anschlag
                              									tragen, durch Stopfbüchsen die Deckel der Pumpencylinder passiren und am obern Ende
                              									in der aus Figur
                                 										3 ersichtlichen Weise mit dem Muschelschieber des Dampfcylinders D verbunden sind. Wenn nun der Schwimmer S in B mit dem Wasserspiegel
                              									nach aufwärts, in A nach abwärts geht, bleibt zunächst
                              									der Muschelschieber in der Stellung der Figur 4, bis endlich der
                              									Schwimmer in A auf dem Anschlage der Stange s aufsitzt, dieselbe bei weiterm Sinken nach abwärts
                              									mitnimmt und so den Muschelschieber nach links verschiebt. Im selben Momente tritt
                              									in A, durch die Linksbewegung des Einspritzkolbens E, ein fein vertheilter Wasserregen ein und condensirt
                              									den Dampf, in B preßt der aus D neu eingetretene Dampf das früher angesaugte Wasser in die Druckleitung
                              									und die einfach wirkende Kesselspeisepumpe K endlich
                              									preßt ein Cylindervolum Wasser in den Dampfkessel.
                           Auf diese Weise erfordert die Gleason'sche Pumpe keinen
                              									besondern Apparat zur Kesselspeisung, wie die bisherigen Dampf- und
                              									Vacuumpumpen, und gestattet ferner, durch Verstellung der Schwimmerstange s in dem sie verbindenden Balancier, die Pumpe auf
                              									verschiedene Hubhöhen, somit wechselnde Leistungsfähigkeit, einzustellen.
                           Die zweite hier zu besprechende Dampf- und Vacuumpumpe, das in jüngster Zeit
                              									so viel besprochene Hall'sche Pulsometer (vgl. 1877 221223 564) 225 102), erscheint neben Gleason's Pumpe unendlich einfacher und neben den primitiven Anordnungen
                              									der letztern als eine reife und vollkommen ausgedachte Construction. Doch scheint
                              									die Erklärung der Wirkungsweise hier im umgekehrten Verhältnisse der Einfachheit
                              									schwieriger zu sein, und es ist vielleicht rationell, sich hierzu der Analogie mit
                              									der früher beschriebenen Pumpe zu bedienen. Statt der zwei Pumpencylinder der Gleason'schen Pumpe hat das in Fig. 5 bis 7 dargestellte Pulsometer
                              									von Hall zwei birnförmige Pumpenräume A und B, deren Saugklappen
                              										s in Figur 5 im Schnitt, die
                              									Druckklappen d punktirt und in den Figuren 6 und 7 in der
                              									Ansicht und Draufsicht dargestellt sind. In der Stellung in Figur 5 tritt Dampf in die
                              									rechte Kammer B und treibt das darin enthaltene
                              									Druckwasser in das Steigrohr, während in A theilweises
                              									Vacuum herrscht und dadurch Wasser angesaugt wird. Insoweit ist die Wirkungsweise
                              									mit der oben beschriebenen Pumpe vollkommen identisch, der Umsteuerungsmechanismus
                              									dagegen ist vollkommen verschieden. Bei Gleason's Pumpe
                              									dient zur Einleitung der Condensation eine eigene Einspritzpumpe, welche erst durch
                              									die Bewegung eines Schwimmers in Thätigkeit gesetzt werden muß; beides ist hier
                              									durch die Form des Gefäßes in seinen untern Theilen
                              									entbehrlich gemacht. Wie aus Figur 5 ersichtlich,
                              									beginnt kurz unterhalb des in B angedeuteten
                              									Wasserspiegels der seitlich, schwarz schraffirte Ausschnitt, welcher unter das
                              									Druckventil d in der Kammer C führt; bei diesem Punkte fällt der Wasserspiegel schon in die Oberkante
                              									des Ventilsitzes, bei weiterm Sinken wird er durch das Ventil gebrochen und es ist
                              									an eine ruhige Action nicht mehr zu denken. Der Dampf müßte nun theilweise, statt
                              									auf dem Wasserspiegel im Pumpengehäuse senkrecht hinab,
                              									direct auf das im Druckrohr enthaltene Wasser hinauf
                              									drücken, was selbstverständlich unmöglich ist; in Folge dessen wallt das Wasser auf,
                              									Wasserstrahlen schießen in den Dampfraum und es erfolgt plötzliche Condensation im
                              									Pumpenraum B, die sich auf allen durch das Dampfrohr a zuströmenden Dampf und voraussichtlich noch eine kurze
                              									Strecke in das Rohr hinein erstreckt. Denn es ist eine von den Dampfmaschinen her
                              									bekannte, Thatsache, daß sich die Condensation des Dampfes außerordentlich rasch und
                              									weit verbreitet.
                           Soweit reicht nun der Antheil, welchen die rechte Pumpenkammer B an der Umsteuerung nimmt, indem sie die Vorbedingung derselben, Condensation des Arbeitsdampfes, herbeiführt. Das
                              									Dampfabsperrventil dagegen, welches an der Vereinigungsstelle beider Pumpenräume als
                              									kleine Kugel auf einer Schneide aufsitzt, bleibt nach wie vor in seiner Stellung,
                              									bei welcher es den Raum A verschließt und B offen hält. Dessen Verstellung erfolgt erst durch die
                              									Wirkung des linken Pumpenraumes A, welche jetzt
                              									beschrieben werden soll. Hier war von einem frühern Spiele her der Dampf condensirt
                              									worden, die Saugklappe s
                              									hatte sich geöffnet und
                              									es strömte Wasser zu mit einer Geschwindigkeit, wie sie der Größe des Vacuums und
                              									den Querschnittsverhältnissen des untern Pumpenraumes entsprach; gleichzeitig
                              									strömte durch ein kleines Luftventil e (vgl. den Schnitt
                              									bei m
                              									Figur 6), das
                              									sich nach innen öffnet und genau regulirt werden kann, äußere Luft ein, aber
                              									selbstverständlich nur in minimaler Menge, um das Vacuum nicht zu zerstören. Auf
                              									diese Weise hat sich in der obern Hälfte des Pumpenraumes A eine Luftschichte gebildet, und wenn nun das nachströmende Wasser, das
                              									in seiner lebendigen Kraft ein bestimmtes Arbeitsmoment enthält, in die oben verengten Partien des Pumpenraumes gelangt, so ist
                              									gar kein Zweifel, daß sich die Geschwindigkeit momentan erhöht und eine Stoßwirkung
                              									hervorbringt, welche die eingeschlossene Luft comprimirt und die Kugel nach der
                              									andern Seite wirft, was um so leichter geschehen kann, als hier, nach dem Gange
                              									unserer Beschreibung, schon einige Zeit Vacuum herrscht. Der nun in A eintretende Dampf schließt sofort das Saugventil und
                              									treibt das eingeschlossene Wasser in die Druckleitung, wobei die Luftschichte
                              									gewissermaßen als Kolben wirkt, die directe Berührung von Wasser und Dampf aufhebt
                              									und Condensation verhindert. Das im Saugrohr befindliche Wasser dagegen, welches wir
                              									uns wie bei jeder Pumpe fortwährend in Bewegung denken müssen, öffnet sich sofort
                              									beim Schlusse des linken Saugventiles das zur rechten Kammer führende, in welcher jetzt Vacuum
                              									herrscht. Das Wasser tritt ein, steigt, comprimirt die eingeschlossene Luft, wirft
                              									endlich die Kugel wieder nach links, und das regelmäßige Spiel ist eingeleitet.
                           Auf diese Weise glauben wir, die Wirkungsweise des Pulsometers vollständig erklärt zu
                              									haben, ohne zu der öfters beliebten räthselhaften Action des Saugwindkessels D unsere Zuflucht nehmen zu müssen, der eben nichts als
                              									ein Windkessel ist, durch das Ventilchen m stets mit
                              									einem Quantum Luft gefüllt erhalten wird und in der elastischen Ausgleichung der
                              									Wasserstöße der Saugleitung eine vollkommen genügende Thätigkeit findet.
                           Dagegen ist unzweifelhaft die Gestalt der birnförmigen
                                 										Pumpräume von ausschlaggebendem Einflusse, genau so wie bei einem Injector,
                              										auf die Functionirung des Pulsometers, und wir
                              									schließen uns gerne der mehrfach ausgesprochenen Erfahrung an, daß schon geringe
                              									Aenderungen der Form die Wirkung beeinträchtigen oder ganz aufheben.
                           Ferner erhellt, daß das richtige Zusammenwirken der einzelnen
                                 										Actionen von höchster Bedeutung für den Dampfverbrauch ist. Beginnt beispielsweise, wie wir der Deutlichkeit
                              									halber angenommen haben, die Condensation im einen Raume früher, ehe im andern Pumpraume die Compression
                              									begonnen hat, so erfolgt so lange Condensation und nutzloser Dampfverlust, bis die
                              									Compression der zweiten Kammer die Kugel umgesteuert hat; man muß daher die
                              									Druckperiode mit der Saugperiode in genaue Uebereinstimmung bringen und eventuell
                              									durch das Drosselventil reguliren. Hieraus erklären sich auch die Abweichungen der
                              									bis jetzt bekannt gewordenen Versuchsresultate, welche so groß sind, daß sie
                              									überhaupt noch keinen sichern Schluß auf die ökonomische Leistungsfähigkeit des
                              									Pulsometers zulassen.
                           Wilman.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
