| Titel: | Phelps' Typendrucker mit Elektromotor. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 147 | 
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                        Phelps' Typendrucker
                           								mit Elektromotor.
                        Mit einer Abbildung.
                        Phelps' Typendrucker mit Elektromotor.
                        
                     
                        
                           Seit dem Sommer 1875 wurde auf den Drähten der „Western Union Telegraph
                                 										Company“ zwischen New-York und Washington ein neuer
                              									Typendrucker eingeführt, welcher, wie der Combinationsdrucker (*1876 222 146), von Georg M. Phelps
                              									erfunden ist. Bei seinen fast 10jährigen, auf die Herstellung dieses Telegraphen
                              									gerichteten Bemühungen und Versuchen wurde Phelps vom
                              									Präsidenten der Company unterstützt. Die zweijährige Benutzung auf dieser
                              									wichtigsten amerikanischen Linie hat die Ueberlegenheit dieses neuen Typendruckers
                              									über die ältern dargethan, rücksichtlich der Leistung, des Freiseins von Störungen,
                              									der Zweckmäßigkeit und Billigkeit, sowie der Brauchbarkeit auf langen Linien. Wir
                              									entnehmen über denselben einer längern, mit vielen Abbildungen ausgestatteten
                              									Beschreibung im Telegrapher (December 1876 S. 289, 301
                                 									und 307) folgende kurze Mittheilungen.
                           Typenrad und Druckvorrichtung werden durch eine Localbatterie mittels einer
                              									rotirenden elektromagnetischen Maschine in Gang gesetzt. Dies gestattet, gegenüber
                              									dem Hughes, die beweglichen Theile stärker zu machen, und erspart, gegenüber dem
                              									Combinationsdrucker, das schwere Triebgewicht. Die Typenräder der beiden Stationen
                              									müssen synchron laufen, was ein Regulator überwacht. Jeder Buchstabe wird durch
                              									einen einzigen Strom von stets gleicher Länge gedruckt; während des Druckes aber
                              									wird, im Gegensatze zum Hughes, das Typenrad angehalten und nach dem Druck
                              									automatisch wieder losgelassen. Deshalb wird eine größere Umlaufsgeschwindigkeit
                              									möglich wie bei schrittweise umlaufendem Typenrade, während anderseits auch im
                              									Typenrade unmittelbar auf einander folgende Buchstaben bei demselben Umlaufe
                              									gedruckt werden können. Die Claviatur enthält 28 Tasten, nämlich 26 Buchstaben, den
                              									Punkt und eine leere Taste (dash key). 28 mit den Tasten
                              									durch gekrümmte Hebel verbundene verticale Stäbe in einer hohlen Säule vermitteln
                              									die Stromschließung, unter Mitwirkung einiger anderer Theile. Bei jeder auf das Niederdrücken einer
                              									Taste folgenden Stromsendung wird eine Scheibe, welche an der durch den Elektromotor
                              									mit einer Geschwindigkeit von 240 Umdrehungen in der Minute getriebenen verticalen
                              									Welle im Innern der hohlen Säule sitzt, auf die Dauer einer Viertelumdrehung (also
                              									1/16 Secunde lang) angehalten und dann wieder automatisch mit dieser Welle
                              									gekuppelt. Die Stromsendung selbst dauert aber nur 1/28 Secunde; sie wird durch
                              									Contacthebel bewirkt, und eine blose Aenderung in den elektrischen Verbindungen
                              									gestattet die Wahl zwischen einfachen Strömen und Wechselströmen. Der Strom läuft
                              									auf beiden Stationen durch ein Relais, welches beim Telegraphiren mit Wechselströmen
                              									ein polarisirtes sein muß; dasselbe schließt einen Localstrom durch den
                              									Elektromagnet des Druckapparates.
                           Auf der Achse d des Ankerhebels dieses Elektromagnetes
                              									sitzt ein Arm m, welcher unter der Wirkung der
                              									Abreißfeder mittels des Hakens m₁ eine der 6
                              									Spitzen k bis k₅ des
                              									Druckrades K aufhält, so lange kein Strom durch den
                              									Elektromagnet geht. Auf dem Druckrade stehen zwei concentrische Reihen zu je 6
                              									verticalen Stiften vor; die äußere Reihe q bis q₅ wirkt auf den Aufhalthebel L des Typenrades, die innere Reihe n auf den die Druckplatte bewegenden Hebel N₁. Mit dem Rade K₁ ist K durch Reibung verkuppelt und folgt
                              									diesem, so lange es durch m₁ nicht aufgehalten
                              									ist. K₁ (mit 98 Zähnen) erhält seine Bewegung
                              									durch die Räder T₂, F₁ und F von der Welle C aus; F und T₂ haben gleich viel (58) Zähne, laufen also
                              									gleich schnell.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 148
                              
                           Auf derselben Achse mit T₂
                              										sitzt, durch
                              									Reibungskupplung mit ihm verbunden, das mit 28 scharfen Zähnen versehene Sperrrad
                              										T₁ und über diesem das gleich große und mit
                              									ihm auf demselben Muffe sitzende Typenrad T, gegen
                              									welches eine Feder die Farbrolle andrückt. Läßt nun m₁ die Spitze k los, so nimmt K₁ das Rad K auf 1/6
                              									Umdrehung mit. Dadurch wird zunächst der Arm l₂
                              									des um l₁ drehbaren Hebels L von q₄ seitwärts geschoben, so daß
                              									sich sein Arm l in T₁
                              									einlegt und sofort das Typenrad anhält; in dieser Lage bleibt L, so lange q₄ an der gekrümmten Fläche
                              									von l₂ hinläuft, bis endlich die Spitze k₅ an die schräge Fläche von l₂ antrifft und L in
                              									seine frühere Lage zurückführt; bei den gewählten Zähnezahlen und Stiftstellung
                              									geschieht dies in einer Zeit, in welcher das Typenrad genau 1/4 Umdrehung machen
                              									würde, d.h. in 1/16 Secunde, also genau entsprechend der Zeit des Stillstandes der
                              									Scheibe im Sender. Während des Stillstandes des Typenrades stößt ein Stift n gegen den Vorsprung n₁ am Ende des Hebels N₁ und dieser
                              									drückt mit seinem linken Ende die Druckplatte mit dem Papierstreifen an den ihr
                              									jetzt gegenüberstehenden (eingestellten) Typen des Typenrades; sobald aber n an n₁
                              									vorübergegangen ist, wird die Druckplatte durch eine Feder zurückgeführt. Ein
                              									anderer der Stifte n tritt ferner in eine der 12 Kerben
                              									des Sternrades P ein und dreht dasselbe um 1/16. Auf der
                              									Achse von P sitzt ein fein gezahntes Rad P₁, gegen welches sich das auf einer Feder
                              									sitzende Rad P₃ anlegt. Zwischen P₁ und P₃
                              									hindurch geht der Papierstreifen nach dem Druckapparate, wird also nach jedem Druck
                              									um ein Stück verschoben. Der Holzschnitt ist in halber natürlicher Größe
                              									gezeichnet.
                           Das Typenrad wird, wenn man es einige Umläufe machen läßt, ohne zu drucken, von
                              									selbst auf das leere Feld (dash) eingestellt, und
                              									dadurch können (abweichend vom Combinationsdrucker, *1876 222 149, und vom Hughes) die Apparate beider Stationen in Uebereinstimmung
                              									gebracht werden. Dazu trägt das Rad T₁ auf seiner
                              									obern Fläche und unmittelbar unter dem Typenrade einen Stift j₂, welcher nach der durch den Pfeil angedeuteten Umlaufsrichtung
                              									des Rades hin flach abgefeilt ist. In ein Getriebe auf der Typenachse greift das auf
                              									dem Hebel O gelagerte und durch ihn gegen das Getriebe
                              									hin zu bewegende Zahnrad U ein; auf der Achse des Rades
                              										U ruht, durch eine Feder u₁ angedrückt, ein gebogener Stab u,
                              									welcher vom Arme j₄ des um die Achse j drehbaren dreiarmigen Hebels J ausgeht. Bei seiner Umdrehung zieht und bewegt daher U, zufolge der Reibung durch u, den Arm j₄ stetig, doch langsam in
                              									seiner eigenen Umdrehungsrichtung vorwärts; dadurch kommt aber der Arm j₁ schließlich so zu liegen, daß sich an ihm j₂ fängt und so das Typenrad auf dem leeren Felde
                              									still steht; bei der Drehung von J geht aber zugleich auch
                              									der Arm j₃ nach rechts und kommt schließlich in
                              									den Wirkungsbereich der Stifte q bis q₅; jeder dieser Stifte führt aber im Vorbeigehen
                              									den Hebel J in die im Holzschnitte gezeichnete Lage
                              									zurück, und deshalb kann ein Aufhalten des Typenrades auf dem leeren Felde in
                              									Wirklichkeit nur vorkommen, wenn das Typenrad einige Umläufe macht, ohne daß ein
                              									Buchstabe gedruckt wird.
                           Der Elektromotor enthält 8 im Kreise stehende Elektromagnete; im Innern des Kreises
                              									läuft eine Welle mit 5 Ankern aus weichem Eisen sehr rasch um, auf welche die
                              									Elektromagnete der Reihe nach wirken, da ein Commutator (mit 5 × 8 = 40
                              									Contactfedern) und einem Contactrade den Strom den Elektromagneten zuführt, wenn
                              									einer der Anker sich ihnen nähert, den Strom aber unterbricht, sobald die Anker den
                              									Polen gegenüber ankommen. Ein Centrifugalregulator vermindert, wenn die
                              									Umlaufsgeschwindigkeit zu groß wird, die Stromstärke, durch Unterbrechung eines
                              									Contactes mittels der Centrifugalkraft. Um das Ueberspringen von Funken zu verhüten,
                              									wird der Strom nie ganz unterbrochen, sondern nur die kurze Nebenschließung eines
                              									entsprechend großen, beständig im Stromkreise bleibenden Widerstandes, bei dessen
                              									Einschaltung nur ein zur Beschaffung der Normalgeschwindigkeit nicht ausreichender
                              									Strom durch die Elektromagnete geht.
                           Außer dem (polarisirten) Relais für den Druckelektromagnet wird noch ein
                              									gewöhnliches, aber minder empfindliches Relais in die Linie eingeschaltet; will der
                              									Empfangende den Gebenden unterbrechen, so legt er einen Umschalterhebel um,
                              									unterbricht dadurch den Localstromkreis durch den Druckelektromagnet und schaltet
                              									seine Linienbatterie ein; auf den jetzt verstärkten (Telegraphir-) Strom
                              									sprechen nun auf beiden Stationen die unempfindlicheren Relais an und senden den
                              									Localstrom durch einen kleinen Klopfer. In gleicher Weise wird der Ruf beim Beginne
                              									des Telegraphirens beantwortet. Der Ruf selbst besteht im Niederdrücken einer voraus
                              									bestimmten Reihe von Tasten. Hat sich die gerufene Station gemeldet, so drückt der
                              									Rufende wiederholt in Gruppen, je dreimal, seine leere Taste, damit der Empfangende
                              									die Geschwindigkeit seines Motors reguliren kann; ist dies geschehen, so schaltet
                              									der Gerufene wieder mittels des Umschalters seine Batterie eine Weile ein; darauf
                              									läßt der Sendende die Typenräder einige Umläufe machen, damit sie sich auf das leere
                              									Feld einstellen, und beginnt dann das Telegraphiren.
                           Es gehört schon viel Uebung dazu, daß der Telegraphirende die Tasten so schnell
                              									greift, als der Telegraph drucken kann. Bei einem Versuche wurden 290 Wörter (1634
                              									Zeichen), mit Einrechnung der Zwischenräume, in 5 Minuten abtelegraphirt, bei jedem Umlaufe im Mittel 2
                              									Zeichen. Bei normaler Geschwindigkeit macht der Telegraph 166 Umläufe (= 332
                              									Zeichen) in der Minute, wenn zwei Tasten niedergedrückt werden.
                           E–e.