| Titel: | Ueber das Durchbrennen der Hohofengestellwandungen in der Umgebung der Formen und die Mittel, dies zu verhüten. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 152 | 
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                        Ueber das Durchbrennen der
                           								Hohofengestellwandungen in der Umgebung der Formen und die Mittel, dies zu
                           								verhüten.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									II [d/1].
                        Neue Formen für Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich leidet bei allen Schmelzöfen das Mauerwerk bezieh. Futter theils durch
                              									die hohe Temperatur an und für sich, theils durch die chemische Action der
                              									geschmolzenen Massen; die mechanische Einwirkung durch Reibung ist dagegen
                              									verschwindend. Als wirksamstes Mittel gegen diese verderblichen Einflüsse kennen wir
                              									das Wasser. Man bedient sich desselben, weil seine Anwendung in der Regel wenig
                              									kostspielig ist, in der mannigfachsten und ausgiebigsten Weise zu dem gedachten
                              									Zweck. Mit den heißen Wandungen in Berührung gebracht, wirkt es durch seine
                              									Verdampfung auf eine gewisse Entfernung Wärme entziehend. Die gewöhnliche Folge
                              									hiervon ist, daß sich an den Innenwänden des Ofens, nachdem das Wegfressen des
                              									feuerfesten Materials bis zum Wirkungskreis des Wassers stattgefunden hat, eine
                              									festhaftende Kruste von erstarrter Schmelzmasse bildet, welche weitere zerstörende
                              									Wirkungen verhindert. Die einmal gebildete Kruste bleibt jedoch nur so lange
                              									unverändert an der eingenommenen Stelle, als Temperatur und Quantum des Kühlwassers
                              									einerseits und Temperatur, chemisches und mechanisches Verhalten der Schmelzmassen
                              									anderseits dieselben bleiben. Da nun aber die genannten Factoren sich theilweise
                              									unserer Macht entziehen, so begreift es sich, daß auch bei der größten Vorsicht in
                              									Anwendung der Wasserkühlung stellenweise abwechselnde Abfressungen und Ansätze
                              									erstarrter Schmelzmasse an den innern Wandungen der Schmelzgefäße stattfinden, und
                              									daß die vorkommenden Formveränderungen sowohl allmälig sich vollziehende als
                              									plötzliche sein können. Wenn demnach die Wasserkühlung auch in hinreichendem Maße
                              									wirksam ist, so läßt sich ihr doch ein gewisser Grad von Unzuverlässigkeit nicht
                              									absprechen.
                           Bei Hohöfen ist es die Rast und das Gestell, welche der größten Abnutzung unterworfen
                              									sind, während grade von der Erhaltung dieser Ofentheile der gute Erfolg des
                              									Betriebes zum großen Theil abhängt. In der Rast haben wir es mit nur glühenden
                              									festen Massen zu thun, während im Gestell die Schmelzung vor sich geht; allein auf
                              									ersterer ruht wegen der Schräge der Wandungen die große Last des Schmelzgutes und
                              									verursacht eine bedeutende Reibung, während die Abnutzung der Gestellwandungen mehr
                              									Folge der hohen Temperatur und chemischen Einflüsse ist. Hier sind es vornehmlich
                              									die nächsten Umgebungen der Formen, welche am meisten leiden. Wenn in einer frühern
                              									Abhandlung „das Lecken der Hohofenformen“ (1877 224 597) auf die hierdurch dem Hohofen-Ingenieur
                              									so häufig erwachsenen Unannehmlichkeiten hingewiesen worden ist, so kann man mit
                              									demselben Recht das sogen. „Durchbrennen der Formen“ hierher
                              									zählen.
                           Zum Schutz der Rast- und Gestellwandungen hat sich im Laufe der Zeit die
                              									Methode des Einsetzens gußeiserner Kühlkasten in das Seitenmauerwerk des Ofens immer
                              									mehr Eingang verschafft, Kühlkasten, die entweder hohl gegossen sind und mit
                              									continuirlich durchströmendem Wasser gefüllt erhalten werden, oder mit
                              									eingegossenem, schlangenförmig gewundenem Gasrohr, durch welches ein Wasserstrahl
                              									circulirt. Da das Eisen ein guter Wärmeleiter ist, so kühlen diese Kasten, welche
                              									gewöhnlich, in das Mauerwerk eingeschoben, noch durch eine dünne Steinschicht von
                              									dem Ofeninneren getrennt sind, ziemlich weit in den Ofen hinein ab und conserviren
                              									das Mauerwerk außerordentlich gut. In der Rast, wo wir es, wie schon erwähnt, nur
                              									mit festen Massen zu thun haben, ist diese Kühlmethode wenig bedenklich; nicht ganz
                              									so verhält es sich im Gestell, hier ist eine doppelte Gefahr vorhanden, veranlaßt
                              									durch die sehr hohe Temperatur. Befindet sich der Hohofen in normalem, warmem
                              									Betrieb, so sind die Kühlkasten des Gestelles analogen Einflüssen unterworfen wie
                              									die Formen, häufig sogar in noch größerm Maße. Es kommt nicht selten vor, daß ein
                              									Kühlkasten in Folge von stellenweisen Abfressungen an der innern Gestellwand
                              									plötzlich einer zu hohen Temperatur ausgesetzt wird und in Folge dessen springt;
                              									oder er kommt sogar in Berührung mit flüssigem Eisen und schmilzt dann ab. In beiden
                              									Fällen entleert sich Wasser in den Ofen und verursacht Betriebsstörungen. Tritt
                              									dagegen durch eine oder die andere Ursache kalter Ofengang ein, so wirken die
                              									Kühlkasten, wenn der Wasserzufluß nicht gleich abgestellt wird, in solchem Grade
                              									abkühlend, daß sich oft Ansätze von unliebsamer Dicke bilden, welche die Gefahr noch
                              									verschlimmern und mit völligem Zugehen einer oder mehrerer Formen endigen können.
                              									Aus dem Mitgetheilten leuchtet ein, daß es vorzuziehen ist, wenn die Wasserkühlung
                              									so eingerichtet werden kann, daß man keiner Kühlkasten bedarf.
                           Wie oben schon erwähnt, sind die nächsten Umgebungen der Formen die dem Durchbrennen
                              									am meisten ausgesetzten Theile des Gestelles, und je nach der Zusammensetzung der
                              									Schlacke und der Gestelltemperatur bedürfen dieselben einer vorzugsweise starken
                              									Kühlung.
                           Referent hat schon vor mehreren Jahren, bewogen durch viele schlechte Erfahrungen,
                              									welche er mit Kühlkasten gemacht, dieselben ganz verworfen und sich zur Erhaltung
                              									des Mauerwerkes in der Umgebung der Formen einer sehr einfachen Vorrichtung bedient,
                              									welche seit 6 Jahren in Thätigkeit ist und bis heute nie den Dienst versagt hat.
                              									Dieselbe beruht hauptsächlich in den Größenverhältnissen und der Construction der
                              									Formen; Fig.
                                 										38 und 39 zeigen sie in Längenschnitt und Ansicht. Die Gestellwandungen sind
                              										1m,20 dick. Die Formöffnung wird
                              									gebildet durch einen gußeisernen Rahmen R von 5cm Wandstärke an den Seiten und am Boden;
                              									die Kopfseite ist 7cm,5 dick. Der Theil des
                              									Rahmens, welcher zur Aufnahme der Form bestimmt ist, hat im Lichten 50cm Höhe und ebenso viel Breite.
                           Die Form besteht, mit Ausnahme des schmiedeisernen Ringes ab, aus Kupferblech von 5mm Dicke, welches bei a und b mit dem Schmiedeisen
                              									verschraubt ist; sie ist 1m laug, am Maul
                              									außen 22cm und bei a außen 47cm weit und wiegt etwa
                              										90k. Nachdem dieselbe so weit in den
                              									Rahmen R hineingeschoben worden ist, daß sie 25cm frei in das Gestell vorsteht, wird der
                              									ganze Raum K, rings um die Form herum bis nach cc hin, mit fettem Formsand fest ausgestampft und
                              									dann der Raum f mit vier zu diesem Zweck zugehauenen,
                              									feuerfesten Steinen von 15cm Dicke
                              									ausgemauert. Denjenigen Theil des Raumes f, welcher in
                              									Folge der Conicität der Form nicht von den Steinen ausgefüllt wird, stampft man von
                              									außen mit plastischem feuerfestem Thon aus. Bei F ist
                              									ein starkes Stück Flacheisen an dem schmiedeisernen Ring ab befestigt, welches die Schraube S aufnimmt, deren Kopf in doppelter Richtung durchlocht
                              									ist. Beim Anziehen der Schraube drückt sich deren Spitze gegen das Innere einer in
                              									den Rahmen R eingebohrten Höhlung, wodurch die Form in
                              									horizontaler Lage fixirt wird. Jetzt bekleidet man die ganze nach außen gekehrte
                              									Fläche der Steine f mit einer dicken Schicht
                              									Portlandcement und berieselt dieselbe continuirlich mittels zweier Flankirröhrchen
                              									mit flachem Schlitz auf der ganzen Breite mit Wasser. E
                              									ist ein Stab Vierkanteisen, welcher genau in den Rahmen paßt und an der
                              									verzeichneten Stelle in Cement eingelegt werden kann, um das von f herabfließende Wasser zwischen E und a zu stauen und schließlich durch den
                              									Ausschnitt d (Fig. 39) nach einem
                              									beliebigen Orte zum Abfluß zu bringen.
                           Das Wasser, welches zum Speisen der Formen benutzt wird, kommt durch eine Röhre von
                              										37mm lichter Weite mit 1at,5 Ueberdruck bei der Form und läuft durch ein ebenso
                              									weites Rohr wieder ab. Die verbrauchte Wassermenge beträgt für die Minute und Form
                              									120 bis 130l und ist, da es frisch aus
                              									einem Brunnen gepumpt wird, in welchem kein Tagewasser zurückfließt, stets kalt.
                           Man sieht, daß die intensive Kühlung bei dieser Vorrichtung sowohl durch die große,
                              									dünnwandige Form als durch die bedeutende Menge kalten Wassers erfolgt, welches
                              									dieselbe in der Zeiteinheit durchfließt. Hierdurch werden gleichzeitig die Formen
                              									conservirt, und es ist keine Seltenheit, daß dieselben 18 Monate und darüber im Ofen
                              									liegen. Bei allen Wechselfällen des Betriebes kommt ein Durchbrennen der Formsteine
                              									nicht vor. Man ist auf diese Weise versichert, daß nie Wasser in den Ofen läuft, es
                              									sei denn, daß eine Form leckt, und alle Uebel und Umstände, welche die Kühlkasten
                              									bereiten, sind vermieden.
                           In Betreff der weitern Behandlung der erwähnten Formen sei auf meine frühere
                              									Mittheilung betreffend das Lesen der Hohofenformen verwiesen. Hohofenformen der
                              									beschriebenen Construction werden in der Werkstätte von Helson-Wilmet in Châtelet bei Châtelineau (Belgien)
                              									angefertigt.
                           –r.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
