| Titel: | Ueber die Fällung des Mangans mit Wasserstoffsuperoxyd; von Dr. G. Rosenthal. | 
| Autor: | G. Rosenthal | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 154 | 
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                        Ueber die Fällung des Mangans mit
                           								Wasserstoffsuperoxyd; von Dr. G.
                              									Rosenthal.
                        Rosenthal, über die Fällung des Mangans mit
                           								Wasserstoffsuperoxyd.
                        
                     
                        
                           Die genaue und rasche Bestimmung des Mangans in Manganerzen, manganhaltigen
                              									Eisenerzen und daraus dargestelltem Spiegeleisen und Ferromangan ist mit dem größern
                              									Verbrauch dieser Materialien ein Gegenstand von erhöhter Wichtigkeit geworden.
                           Von den bisher angewendeten Methoden scheint die mit Brom gegenüber der ältern mit
                              									Chlor bei der Mehrzahl der Chemiker den Vorzug zu finden. Daß aber in der Ausführung
                              									durch verschiedene Chemiker noch nicht die wünschenswerthe Uebereinstimmung erzielt
                              									wird, hat E. Riley kürzlich in einem VortragOn the estimation of manganese in spiegeleisen and of
                                       												manganese and iron in manganiferous iron ores. vor dem Iron and Steel Institute aus einander
                              									gesetzt und dabei seinen Weg, das Mangan mit Brom zu fällen, eingehend beschrieben.
                              									Er gibt selbst zu, daß dabei unbedeutende Mengen sich der Fällung entziehen können.
                              									Ein größerer Einwurf gegen die Fällung mit Brom ist wohl, daß man genöthigt ist, mit
                              									sehr großen Flüssigkeitsmengen zu arbeiten – und dies gilt insbesondere für Erze, wo auf das
                              									Filtrat noch. Rücksicht zu nehmen ist. Wer gewöhnt ist, mit kleinen Filtern zu
                              									arbeiten, sucht auch das zu filtrirende Volum danach zu bemessen, namentlich bei
                              									Anwendung der Bunsen'schen Pumpe, die für Mangansuperoxyd besonders zweckdienlich
                              									ist. Auf einige andere Punkte werde ich später zurückkommen.
                           Ich habe schon seit längerer Zeit das Wasserstoffsuperoxyd als Fällungsmittel für
                              									Mangan im Auge gehabt und dasselbe auch häufig angewendet. Es fehlte mir nur an
                              									Zeit, durch vergleichende Versuche seine Brauchbarkeit festzustellen. Auch jetzt
                              									noch bin ich nicht im Stande, so viele Belege beizubringen, als ich selbst für
                              									wünschenswerth hielte. Da ich aber neuerdings wieder in kürzester Zeit ganz
                              									zuverlässige Resultate damit erhalten habe, so will ich nicht zögern, die Methode
                              									der allgemeinen Beachtung zu empfehlen.
                           Das Verfahren ist dabei folgendes: Nachdem das Eisen durch essigsaures Natron gefällt
                              									und das Filtrat auf etwa 150cc eingedampft
                              									ist, setzt man für je 0,1 bis 0g,15 Mangan
                              									etwa 10cc einer Lösung von
                              									Wasserstoffsuperoxyd, die 10 Vol.-Proc. H₂O₂ enthält, hinzu und
                              									läßt 1/2 bis 1 Stunde in gelinder Wärme stehen. Neutralisirt man alsdann allmälig
                              									mit wenigen Tropfen verdünntem Ammoniak, so fällt sofort schwarzes, flockiges
                              									Mangansuperoxydhydrat aus unter gleichzeitigem Freiwerden von Sauerstoff, von der
                              									Einwirkung von Ammoniak auf überschüssiges H₂O₂ herrührend. Nun wird
                              									gelinde erwärmt unter Erneuerung des Ammoniakzusatzes, wobei die Gasentwicklung noch
                              									einige Zeifortdauert. Es ist leicht, die Fällung so einzurichten, daß der
                              									Ammoniakgeruch nach Beendigung derselben eben noch wahrnehmbar ist. Diese läßt sich
                              									leicht daran erkennen, daß der Niederschlag das Bestreben zeigt, sich von der
                              									Flüssigkeit zu trennen, ganz ähnlich wie bei der Fällung von Eisenoxydhydrat durch
                              									Ammoniak. Das Erwärmen kann fortgesetzt werden, um die Theile des voluminösen
                              									Niederschlages zu verringern und das Absetzen zu beschleunigen. Filtrirt wird
                              									sofort, mit heißem Wasser decantirt und schließlich auf dem Filter gewaschen bis zum
                              									Verschwinden der Chlorreaction. Bei richtiger Manipulation muß der Niederschlag
                              									schwarz aussehen. Ein großer Ueberschuß H₂O₂ ist zu vermeiden. War zu
                              									wenig zugesetzt, so ist die Oxydation unvollständig. Ein Theil des Mangans entzieht
                              									sich dann der Fällung, das Ausfallende ist nur bräunlich und setzt sich schlecht ab.
                              									Viel Chlorammonium beeinträchtigt die Fällung, eine kleine Menge nicht.
                           Wo kein Eisen in Lösung ist, hat man der Lösung des Chlormangans nur essigsaures
                              									Natron zuzusetzen, um sofort mit H₂O₂ fällen zu können.
                           
                           Ich habe auf die angegebene Weise das Mangan in Spiegeleisen, Ferromangan, Schlacken
                              									und Erzen mit Genauigkeit und schnell bestimmt. Nur in wenigen Fällen war noch
                              									Mangan im Filtrat durch Schwefelammonium nachweisbar. Die folgenden Analysen mögen
                              									als Belege gelten.
                           Analysen von Spiegeleisen.
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 
                                 
                              
                                 Eisen
                                 77,34
                                 77,95
                                 78,63
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mangan
                                 15,93
                                 15,73
                                 14,76
                                 „
                                 
                              
                                 Silicium
                                 –
                                 –
                                   2,89
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 –
                                 –
                                   3,82
                                 „
                                 
                              
                           In Probe I und II war das Mangan durch
                              									Wasserstoffsuperoxyd, in III durch Chlor und kohlensaures Natron gefällt. In I wurde
                              									das Mangansuperoxyd vor dem Glühen gewogen. Das Gewicht war bei 180°
                              									constant.
                           
                              
                                 MnO₂
                                 bei
                                 100° = 0,1525
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 180° = 0,1472.
                                 
                              
                           
                              
                                 Mn₃O₄
                                 berechnet aus MnO₂
                                 = 0,1291, Mn = 0,09306
                                 
                              
                                 „
                                 nach dem Glühen
                                 = 0,1287, Mn = 0,0927.
                                 
                              
                           In hierzu gehörigen
                                 									Schlacken:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 156
                              
                           In a₂ war das
                              									Mn₃O₄ in HCl nochmals gelöst und durch H₂O₂ zum zweiten
                              									Mal gefällt. Die Differenz war Kalk. Filtrat von a₁ enthält kein Mn mehr. Salmiak war zugegen.
                           In einer Mischung von Manganchlorür und Chlorcalcium:
                           Mangan gefällt mit
                           
                              
                                       Chlor
                                    											und Na₂CO₃
                                 H₂O₂.
                                 
                              
                                 Mn₃O₄ = 0,3205
                                 0,3103
                                 
                              
                                 CaO    = 0,0694
                                 0,0734.
                                 
                              
                           Hier war kein essigsaures Natron zugesetzt.
                           In Erzen:
                           
                              
                                 Mangan durch H₂O₂ gefällt
                                 Mn = 21,44 Proc.
                                 
                              
                                 Dasselbe wieder gelöst und durch Chlor
                                    											und    kohlensaures Natron gefällt
                                 Mn = 20,16    
                                    											„
                                 
                              
                           Die Differenz beider Wägungen war Kalk. Kein Salmiak war
                              									zugesetzt.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                              
                                 Mangan, durch Brom gefällt
                                 Mn₃O₄ =
                                 0,1204
                                 
                              
                                 Dasselbe wieder gelöst und durch
                                    											H₂O₂    gefällt
                                 Mn₃O₄ =
                                  0,1219.
                                 
                              
                           Obige Analysen wurden in London gemacht. Ich hätte noch manche
                              									andere anführen können; doch stehen mir gegenwärtig die betreffenden Papiere nicht
                              									zu Gebote.
                           Die Frage der Verunreinigung von Mangan, das aus Erzen mit Chlor oder Brom gefällt
                              									ist, durch andere Metalloxyde ist von Riley eingehend
                              									besprochen, mit besonderer Rücksicht auf Zinkoxyd und Baryt. Derselbe sagt, das
                              									Mitniederfallen des erstern werde dadurch veranlaßt, daß das essigsaure Natron immer alkalisch sei,
                              									oder es durch Brom wurde. Er verwendet deshalb nur essigsaures Ammoniak zur Fällung.
                              									Ich glaube, es hätte sich der Mühe verlohnt, zu versuchen, ob die altbewährte
                              									Fällung mit Chlor, wo man durchweg in der Wärme arbeitet und die Lösung sauer
                              									bleibt, mit denselben Fehlern behaftet ist. Ich möchte es nicht annehmen, wenigstens
                              									für Zink nicht aus dem angegebenen Grunde, und was Baryt betrifft, so ist mit Chlor
                              									gefälltes Mangan jedenfalls frei davon.
                           Ebenso gut wie Baryt wird wohl auch Kalk mitgehen, und um so mehr, je länger die
                              									ammoniakalische Flüssigkeit mit der Luft in Berührung bleibt. Wie sich
                              									H₂O₂ gegenüber den berührten Schwierigkeiten, das Mangan aus solchen
                              									Erzen rein zu fällen, verhalten wird, möchte ich einer spätern Untersuchung
                              									vorbehalten.
                           Schließlich möchte ich mich noch gegen die Nothwendigkeit der doppelten Fällung des
                              									Eisens, die vielfach und neuerdings wieder von Stöckmann
                              									(vgl. S. 108 d. Bd.) als unerläßlich erklärt wird, aussprechen. Die von Stöckmann angeführten Zahlen sind ohne Zweifel richtig
                              									für seine Art der Fällung, aber die Mengen von Mangan im zweiten Filtrat sind so
                              									verschieden, daß unmöglich daraus die Nothwendigkeit der zweiten Fällung überhaupt
                              									abgeleitet werden kann. Der Mangangehalt in den untersuchten Spiegeleisenproben
                              									schwankt nur von 9 bis 11 Proc. (in einem Fall 14 Proc.), die im zweiten Filtrat
                              									gefundenen Mengen Mangan aber von 0,25 bis 1,04 Proc. Wäre immer in derselben Weise
                              									operirt worden, so hätte unter der Voraussetzung, daß mit gleichen Mengen Substanz
                              									gearbeitet wurde, das beim Eisen gebliebene Mangan zu dem überhaupt vorhandenen
                              									wenigstens in einem annähernd gleichen Verhältniß stehen müssen. Ich selbst habe
                              									häufig den ersten Niederschlag von basisch essigsaurem Eisenoxyd durch nochmalige
                              									Fällung auf Mangan geprüft und habe im zweiten Filtrat kaum Spuren davon entdecken
                              									können. Es ist nicht einzusehen, warum bei gleicher Neutralisation und
                              									Concentration, gleichem Volum, sowie annähernd gleicher Fällungstemperatur und Menge
                              									des Fällungsmittels nicht auch annähernd gleiche Resultate erzielt werden sollten.
                              									Es hängt eben davon ab, wie man fällt. Ich neutralisire unter Erwärmen, bis die
                              									Flüssigkeit eben anfängt, sich zu trüben, erhitze bis beinahe zum Sieden, wobei kein
                              									Niederschlag entstehen darf, und setze ein zum Kochen erhitztes abgemessenes Volum
                              									einer 25proc. Lösung von krystallisirtem essigsaurem Natron etwa im Verhältniß von
                              									10 Th. zu 1 Th. Eisen zu und erhitze noch zum Sieden, worauf sich der Niederschlag
                              									sofort schön absetzt.
                           Ruhrort, im Mai 1877.