| Titel: | Bereitung der Dextrin-Maltose. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 179 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Bereitung der Dextrin-Maltose.
                        Valentin, über Bereitung der Dextrin-Maltose.
                        
                     
                        
                           Stärkemehl wird nach G. Valentin (Moniteur scientifique, 1876 p. 1203) nicht nur
                              									durch Diastase in Maltose und Dextrin umgewandelt, sondern bei Einwirkung sehr
                              									verdünnter Säuren auf dieselbe entstehen zunächst auch dieselben Producte, und nur
                              									bei größerer Concentration der Säure oder längerer Digestion bildet sich auf Kosten
                              									von Maltose und Dextrin Dextrose. Unterbricht man daher den Proceß im rechten
                              									Augenblicke, so ist man in der Lage, aus allen Stärkemehl haltenden Substanzen ein
                              									Product darzustellen, welches mit den normalen Würzebestandtheilen fast identisch
                              									und dieselben am besten von allen bekannten Surrogaten zu ersetzen im Stande ist.
                              										Valentin nimmt an, daß die Vollmundigkeit der Biere
                              									wesentlich von ihrem Gehalte an Maltose und Dextrin abhänge. Allein wir haben sehr
                              									viele Erfahrungen darüber, daß grade sehr Dextrin reiche Biere, die noch den
                              									normalen Maltosegehalt haben, sehr leer schmecken. Es ist daher hauptsächlich, wenn
                              									auch nicht ausschließlich, der Gehalt an Malzpeptonen, welcher die Vollmundigkeit
                              									bedingt.
                           Bei der Anwendung von Reis gestaltet sich die Fabrikation folgendermaßen: Fein
                              									gemahlenes Reismehl wird mit seinem anderthalbfachen Gewichte angesäuerten Wassers
                              									kalt angemaischt, oder auch mit Wasser, dessen Temperatur 40° nicht
                              									übersteigt, und die Masse mit mechanischen Mitteln ordentlich durchgerührt. Dann
                              									läßt man diese Maische in angesäuertes und im Sieden befindliches Wasser langsam
                              									einfließen, im Verhältnisse von 50 Th. Reis auf 250 Th. Wasser, und trägt Sorge, daß
                              									die Temperatur hierbei nicht unter 90° fällt. Die Menge der Säure
                              									(Schwefelsäure ist vorzuziehen) kann innerhalb gewisser Grenzen schwanken. Valentin wendet 1,5, 2 oder 3 Proc. an. Je verdünnter die
                              									Säure ist, desto regelmäßiger verläuft der Proceß.
                           Man nimmt die Operation in einem mit Blei gefütterten Maischbottich vor, welcher eine
                              									Dampfschlange und ein Rührwerk enthält. Sobald der Reis von siedendem Wasser völlig
                              									durchtränkt ist, beobachtet man eine plötzliche Umwandlung. Die Flüssigkeit siedet
                              									heftig auf, und man muß sofort den Dampf absperren, sonst läuft sie über. Der
                              									Reisbrei wird viel dünnflüssiger, wenn man ihn während 1 oder 5/4 Stunden im Sieden
                              									erhält. Der Proceß ist vollendet, wenn man aus der Anzeige des Polarimeters eine
                              									specifische Rotation von 170 bis 171 berechnen kann, und zeigt hierdurch eine
                              									Mischung von 2 Th. Maltose und 1 Th. Dextrin an [(2 × 150 + 214) : 3 =
                              									171,3].
                           Indem man immer gleiche Quantitäten Reismehl infundirt und auf derselben Temperatur erhält,
                              									gelangt man nach einigen Versuchen dazu, der polarimetrischen Bestimmung ganz
                              									entrathen zu können.
                           Man neutralisirt nun die saure Flüssigkeit sorgfältig mit Kreide bis auf etwa 10
                              									Proc., die man mit Kalkmilch erledigt. Doch soll die Flüssigkeit lieber etwas sauer
                              									bleiben, als alkalisch werden. Hierauf wird durch die Taylor'schen Filter filtrirt,
                              									und erhält man so eine Flüssigkeit von 1,115 bis 1,125 spec. Gewicht oder 30 bis
                              									32,5 Proc. Dies ist grade die doppelte Stärke einer Alewürze. Diese Flüssigkeit wird
                              									in offener oder noch besser meiner Vacuum-Pfanne auf ein spec. Gew. von 1,2
                              									oder etwa 52 Proc. eingedampft. Man filtrirt wieder, um etwas Gyps, sowie
                              									eiweißartige Stoffe abzuscheiden. Nunmehr beendigt man die Concentration im leeren
                              									Raume, oder in einer mit Dampf geheizten und mit Rührwerk versehenen Pfanne bis zu
                              									dickschleimiger Consistenz. Die noch heiße Masse wird nun in Formen ausgegossen, in
                              									denen sie erkaltet und hart wird. Man bringt sie in Tonnen und so in den Verschleiß.
                              									78 bis 80 Proc. der Reisstärke können so in Maltose und Dextrin umgewandelt
                              									werden.
                           Die Fabrikationskosten belaufen sich nicht über 25 bis 30 Schilling für die Tonne.
                              									Vortheilhafter ist es natürlich, die concentrirte Lösung der Dextrin Maltose
                              									anzuwenden. Aber in England erlauben dies die Steuergesetze nicht.
                           
                              V. G.