| Titel: | Geschwindigkeitsmesser von G. Westinghouse in Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 240 | 
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                        Geschwindigkeitsmesser von G. Westinghouse in Philadelphia.
                        Mit Abbildungen aus Taf.
                              									III [b/1].
                        Westinghouse's Geschwindigkeitsmesser.
                        
                     
                        
                           Georg Westinghouse, der Erfinder der bekannten und
                              									weitverbreiteten Luftbremse für Eisenbahnen (*1877 223
                              									18), hat zum Zwecke der Aufnahme von Zuggeschwindigkeiten einen Apparat construirt,
                              									welcher, durch einen Riemen mit einer Zugachse verbunden, nicht sowohl die jederzeit
                              									herrschende Geschwindigkeit angibt, sondern auch die Aufnahme von Diagrammen
                              									ermöglicht. Fig.
                                 										7 und 8 zeigen denselben in der Form, wie er in einem Waggon aufgestellt werden
                              									oder auch zu andern Meßversuchen verwendet werden kann, Figur 9 ist eine specielle
                              									Anordnung zum Gebrauche auf Locomotiven.
                           In beiden Fällen dient als Maß der Geschwindigkeit der Druck ausströmenden Wassers,
                              									dessen Austrittöffnung mit wachsender Geschwindigkeit verengt, mit abnehmender
                              									Tourenzahl erweitert wird. Dieser Theil des Apparates, das stellbare Austrittventil
                              										v, ist bei den Anordnungen gemeinsam und in Fig. 7 und 9 in zwei auf
                              									einander senkrechten Schnitten dargestellt. Es befindet sich in der Mittelachse des Apparates und hat
                              									eine Kautschukplatte aufgenietet, mittels welcher der links befindliche Druckraum
                              									von der Ausströmöffnung getrennt ist. Die einzige Austrittöffnung des Druckwassers
                              									besteht daher in der Bohrung des Ventiles v, und die
                              									Größe der Austrittöffnung wird durch die Stellung des Ventiles bedingt. Dasselbe
                              									wird nämlich einerseits durch die Wirkung des Druckwassers auf die Kautschukplatte
                              									stets nach rechts gedrängt; dadurch würde sich die Spitze des Ventiles v von der Gegenplatte p
                              									entfernen und so dem hinter p enthaltenen Druckwasser
                              									freien Austritt gestatten; anderseits wird das Ventil durch die Wirkung der
                              									Centrifugalkraft nach links gedrängt und so die Austrittöffnung verengert. Dies
                              									geschieht dadurch, daß die Riemenscheibe R, mittels
                              									welcher der Apparat mit einer Laufachse des Zuges verbunden wird, ein Gehäuse trägt,
                              									in welchem zwei Centrifugalpendel q angebracht sind, die
                              									mit ihren verticalen Armen den Hals einer Spindel s
                              									umfangen, die einer Längsverschiebung fähig ist und dieselbe durch einen einarmigen
                              									Hebel h (Fig. 9) reducirt auf die
                              									Spindel t überträgt, welche mit dem Ventil in Verbindung
                              									steht. Um dabei das Uebertragungsverhältniß reguliren zu können, läßt sich das
                              									Gehäuse des Hebels h der Quere nach verschieben, wie
                              									dies aus Figur
                                 										9 klar ersichtlich ist. Denken wir uns nun bei d gespanntes Wasser aus dem Kessel in den Apparat eintreten, um die Nadel
                              										n nach links und durch die Passage m zurück einen Accumulator B
                              									passiren, welcher den Zweck hat, die wechselnden Drücke auszugleichen, und endlich
                              									zur Gegenplatte p kommen, so findet sich hier für die in
                              										Figur 9
                              									gezeichnete Stellung der Pendel q das Ventil v vollständig nach links gedrängt und die
                              									Austrittöffnung verschlossen. Es wird daher das Wasser nahezu die Kesselspannung
                              									haben und dieselbe an dem Druckmanometer, welches bei M
                              									eingeschraubt wird, anzeigen. Sobald jedoch die Geschwindigkeit abnimmt, verschiebt
                              									sich die Spindel s nach rechts, das Ventil v, unter dem Drucke des Wassers, folgt ihr nach und das
                              									Druckwasser kann durch das Ventil v hindurch ins Freie
                              									entweichen. In Folge dessen nimmt auch die Spannung hinter dem Ventile ab, und das
                              									Manometer zeigt eine niedrigere Ablesung. Experimentell werden nun die verschiedenen
                              									Drücken entsprechenden Geschwindigkeiten ermittelt und auf dem Manometer
                              									aufgetragen, welches dann sofort die jeweilig herrschende Geschwindigkeit ablesen
                              									läßt.
                           Die Genauigkeit wird jedoch dadurch beinträchtigt, daß die Kesselspannung selbst
                              									nicht absolut constant erhalten werden kann, und es dürfte daher die jetzt zu
                              									beschreibende Construction des Apparates entschieden vorzuziehen sein. Hier wird der
                              									Druck des Wassers im Apparate selbst hergestellt und zwar, wie aus Figur 8 ersichtlich, durch
                              									zwei kleine Pumpen, welche aus dem im Ständer angeordneten Wasserreservoir schöpfen.
                              									Dieselben erhalten ihre Bewegung durch Kurbel und Zahnradübersetzung von der
                              									Rohrwelle der Riemenscheibe R aus, wie in Figur 7
                              									angedeutet ist, und schaffen das angesaugte Wasser durch die Kanäle a, welche mit einem Sicherheitsventile b in Verbindung stehen, nach c und von hier durch ein Ventil nach dem Accumulator A, der in Figur 8 weggelassen, in
                              										Figur 7 im
                              									Schnitt dargestellt ist. In denselben tritt das Wasser am Umfange der äußern
                              									Bohrung, drückt je nach seiner Spannung den mit einer Kautschukplatte abgedichteten
                              									und mit einer Spiralfeder gespannten Accumulatorkolben zurück und hebt dadurch die
                              									mit demselben verbundene conische Nadel aus ihrer Bohrung, so daß das Wasser über
                              									dieselbe hinweg in einem dünnen Ringquerschnitt entweichen und nach d gelangen kann. Von hier passirt es in ähnlicher Weise
                              									einen zweiten Accumulator B und gelangt sodann, nachdem
                              									auf diese Weise alle Stöße und Unregelmäßigkeiten der Pumpen aufgehoben sind, unter
                              									ruhigem Drucke zu dem Austrittventile v, dessen
                              									Functionirung schon beschrieben worden ist. Das Manometer wird auch hier wie bei dem
                              									früher beschriebenen Apparate, an einer Bohrung M (Fig. 8)
                              									angebracht, welche mit dem Druckraum hinter dem Ventile communicirt; gleichzeitig
                              									kann man jedoch auch einen Indicator anbringen, um die Druck- resp.
                              									Geschwindigkeitsschwankungen graphisch darzustellen.
                           Man wendet dazu einen gewöhnlichen Dampfmaschinen-Indicator an, nur mit
                              									größerer Trommel von etwa 300mm Umfang und
                              									gibt derselben durch die Schneckengetriebe x, y, z und
                              									die Schnurwelle r eine langsam rotirende Bewegung, bei
                              									welcher eine Trommelumdrehung etwa 600m
                              									zurückgelegtem Weg entspricht. Dadurch erhält man äußerst interessante Diagramme,
                              									welche speciell über die Vorgänge beim Bremsen der Eisenbahnzüge große Klarheit
                              									verbreiten.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
