| Titel: | Shapingmaschine von Ferris und Miles in Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 246 | 
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                        Shapingmaschine von Ferris und Miles in Philadelphia.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									III [d/1].
                        Ferris und Miles' Shapingmaschine.
                        
                     
                        
                           Es war bis vor kurzem noch fast allgemein gebräuchlich, bei Shapingmaschinen die
                              									Antriebstufenscheibe an das eine Ende und den Schaltmechanismus für die
                              									Schlittenbewegung an das andere Ende des Bettes zu legen. Hierdurch war aber der die
                              									Maschine bedienende Arbeiter jedes Mal genöthigt, vom Arbeitsstücke weg an das Ende
                              									des Maschinenbettes zu gehen, wenn er den Schlitten von Hand verstellen wollte, oder
                              									wenn er den Sperrkegel für die Selbststeuerung ein- oder auszulösen hatte.
                              									Abgesehen davon, daß es auf diese Weise erschwert war, das Hobelmesser von Hand
                              									richtig anzustellen, ging durch das oftmalige Hin- und Hergehen viel Zeit
                              									verloren. Diesem Uebelstande zu begegnen, wurde von hervorragenden
                              									Werkzeugmaschinenfabriken der Schaltmechanismus für die Schlittenbewegung an den
                              									Schlitten selbst verlegtBei Radialbohrmaschinen, bei welchen früher die Verstellung des
                                    											Bohrzeugträgers ebenfalls vom Ende des Flügels erfolgte, ist es aus
                                    											demselben Grunde jetzt schon fast allgemein gebräuchlich, die Vorrichtung
                                    											zur Verstellung des Bohrzeugträgers an diesem selbst anzubringen., und zwar unseres Wissens von W. Collier und Comp. in Manchester angeblich vor 20 Jahren, von der
                              										„Werkzeugmaschinenfabrik Saxonia, vormals
                                 										Const. Pfaff“ in Chemnitz im J. 1873, von
                              									der „Ottakringer Eisengießerei und Maschinenfabrik“ in Wien im
                              									J. 1874 und von Ferris und Miles in Philadelphia im J. 1876.
                           
                           Eine besonders zweckmäßige Lösung dieser Aufgabe zeigt die in den Figuren 22 bis 28 nach Engineering, März 1877 S. 208 dargestellte
                              									Shapingmaschine mit 380mm Hub, welche von
                              										Ferris und Miles in
                              									Philadelphia ausgestellt war. Der Schaltmechanismus ist bei dieser Maschine stets in
                              									nächster Nähe des Arbeiters, dessen Standplatz sich ja natürlicher Weise bei dem
                              									Werkzeuge, also bei dem Schlitten befindet. Auf der Achse A sitzt die Schlitzkurbelscheibe B, von
                              									welcher aus in gewöhnlicher Weise die hin- und hergehende Bewegung des Stoßes
                              									erfolgt. Unmittelbar hinter der Kurbelscheibe sitzt, an den Lagerarm des Schlittens
                              									anschließend, das Antriebsstirnrad, wogegen an das nunmehr freie Ende der Achse A an der andern Seite dieses Lagerarmes ein mit Schlitz
                              									versehener Kurbelarm H angeschraubt ist; von diesem aus
                              									wird der Hebel J, an welchem sich der Sperrkegel
                              									befindet, mittels Zugstange C in oscillirende Bewegung
                              									versetzt. Der Hebel J sitzt lose auf der Nabe des
                              									Sperrrades M, welches in der Längsrichtung auf der
                              									Spindel G verschiebbar ist und durch Feder und Ruth die
                              									Drehbewegung auf diese überträgt. An dem Schlitten befindet sich eine zweitheilige
                              									Mutter, welche in der bei Drehbänken üblichen Weise durch die excentrischen Schlitze
                              									des Handhebels F (Fig. 27 und 28) geöffnet
                              									oder geschlossen werden kann. Wird diese Mutter geschlossen und der Sperrkegel
                              									eingelegt, so erfolgt die selbstthätige Steuerung des Schlittens, deren Größe durch
                              									Verstellung des Kurbelzapfens im Arme H variirt werden
                              									kann. Ist die Mutter geöffnet, so kann die Verstellung des Schlittens von Hand
                              									mittels des Griffrades D erfolgen; dieses sitzt nämlich
                              									auf gemeinschaftlicher Achse mit einem Getriebe, welches in die an das Bett
                              									angegossene Zahnstange eingreift. Die Anwendung einer Zahnstange ermöglicht überdies
                              									ein sehr rasches und daher wenig zeitraubendes Verstellen des Schlittens, was
                              									namentlich bei Shapingmaschinen mit langen Betten und daher bedeutenden
                              									Schlittenwegen äußerst werthvoll ist.
                           Außer der Schlittenbewegung wird aber bei dieser Shapingmaschine auch die Steuerung
                              									des Rundhobelapparates von der Spindel G besorgt. Ist
                              									nämlich die am Schlitten befindliche zweitheilige Mutter geöffnet und der Eingriff
                              									der Räder N und P am
                              									linksseitigen Bettende hergestellt, so überträgt die Spindel G die vom Hebel J durch den Sperrkegel und das
                              									Ratschenrad M erhaltene Bewegung auf die horizontale,
                              									unten im Bette gelagerte Welle R, von welcher sie wieder
                              									durch Schnecke S und Schneckenrad auf die Spindel des
                              									Rundhobelapparates übertragen wird; hierbei steht der Schlitten still und das
                              									Hobelmesser macht blos die hin- und hergehende Bewegung des Stoßes mit. Das
                              										am rechtsseitigen
                              									Ende der Maschine vorhandene Handrad O dient zum Drehen
                              									der Spindel des Rundhobelapparates von Hand und liegt in der Nähe der
                              									Antriebstufenscheibe.
                           Die hier beschriebene Construction von Ferris und Miles muß mit Rücksicht darauf, daß sie auch die ersten
                              									Organe für die Selbststeuerung des Rundhobelapparates am Schlitten, also in der
                              									unmittelbaren Nähe des Arbeiterstandes besitzt, als sehr vollkommen bezeichnet
                              									werden. Wir werden übrigens gelegentlich auf die andern eingangs erwähnten
                              									Constructionen zurückkommen, welche sämmtlich nur die Organe für die Bewegung des
                              									Schlittens an diesem selbst besitzen, während sich bei denselben auch die ersten
                              									Organe für die Selbststeuerung des Rundhobelapparates an dem rechtsseitigen Ende der
                              									Maschine befinden.
                           
                              J. P.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
