| Titel: | Nebenproducte und Abfälle der Kali-Industrie in Stassfurt und Leopoldshall und der Einfluss der letzteren auf die Bode; von Th. Pusch. | 
| Autor: | Th. Pusch | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 365 | 
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                        Nebenproducte und Abfälle der
                           								Kali-Industrie in Stassfurt und Leopoldshall und der Einfluss der letzteren auf
                           								die Bode; von Th.
                              								Pusch.
                        Pusch, über Abfälle der Staßfurter
                           								Kali-Industrie.
                        
                     
                        
                           Schon im 8. Jahrhundert wurde in der jetzigen Staßfurter Gegend die dort gewonnene
                              									Soole in sogen. Koten zu Salz versotten. Die ersten Besitzer dieser Koten waren die
                              									Fürsten von Anhalt. Später kamen sie in den Besitz von Privaten und im J. 1795 in
                              									den des Königs von Preußen. Aber erst 1851 wurde unter Leitung des Berghauptmanns v.
                              										Carnall ein rationeller Salzbergbau begonnen und im
                              									November 1856 in einer Tiefe von 256m das
                              									erste Steinsalz gefunden. In Anhalt begann der Salzbergbau im J. 1857 und wurde
                              									schon in einer Tiefe von 160m Steinsalz
                              									erbohrt.
                           Beim Abteufen der Schächte fand man über dem Steinsalz buntgefärbte Salze, die
                              									anfangs für werthlos gehaltenen Abraumsalze, von denen im J. 1876 in Staßfurt und
                              									Leopoldshall 545396t und seit 1860 über 4
                              									Millionen Tonnen gefördert wurden. Diese Salze werden augenblicklich in 30 Fabriken
                              									verarbeitet, von denen 20 in Leopoldshall, 2 in den anhaltischen Dörfern Hecklingen
                              									und Gänsefurt, 7 in Staßfurt und eine in dem preußischen Dorfe Börnicke liegen (vgl.
                              									1875 217 388) 496. 218 62). An
                              									Abfällen liefern diese Fabriken die Mutterlaugen und Löserückstände der
                              									Chlorkaliumfabrikation (namentlich Chlormagnesium, Kieserit, weniger Chlornatrium,
                              									schwefelsaures Calcium u. dgl.), sowie die Abfälle der Glaubersalzfabrikation,
                              									ebenfalls vorwiegend Chlormagnesium. Nach Th. Pusch
                              									(Archiv der Pharmacie, 1877 Bd. 210 S. 302 bis 320) enthalten die von den genannten
                              									Fabriken der Bode zugeführten Abwässer dem entsprechend vorwiegend Chlormagnesium,
                              									ferner Chlornatrium, Chlorkalium, schwefelsaures Magnesium und schwefelsaures
                              									Calcium gelöst, und als Schlamm Kieserit, Anhydrit und Mergel. Dazu kommen noch die
                              									Abflüsse der Salzschichte, so daß der Bode jährlich etwa 180000t dieser Abfälle zugeführt werden.
                           
                           
                              
                                 Ort der Probenahme.
                                 Abdampfrückstand.
                                 Kalk.
                                 Magnesia.
                                 Schwefelsäure.
                                 Chlor.
                                 Alkalichloride.
                                 OrganischeSubstanzenu. Verlust.
                                 
                              
                                 Oberhalb Löderburg
                                   0,850
                                 0,166
                                 0,014
                                 0,196
                                   0,213
                                   0,311
                                 0,108
                                 
                              
                                 Unterhalb des Einflusses der Kohlenschächte von
                                    											Löderburg    und Börnicke
                                   1,100
                                 0,166
                                 0,050
                                 0,196
                                   0,390
                                   0,355
                                 0,271
                                 
                              
                                 Unterhalb des Einflußgrabens der Zimmer'schen Fabrik
                                   1,425
                                 0,170
                                 0,071
                                 0,208
                                   0,533
                                   0,661
                                 0,192
                                 
                              
                                 Hinter den angeblich in der Bode befindlichen
                                    											Soolquellen
                                   2,250
                                 0,170
                                 0,066
                                 0,256
                                   0,905
                                   1,526
                                 0,148
                                 
                              
                                 Unterhalb der Fabrik Forster und
                                    												Grüneberg
                                   5,400
                                 0,230
                                 0,400
                                 0,470
                                   2,840
                                   3,800
                                 0,040
                                 
                              
                                 260 Schritt unterhalb des Einflusses des neuen kgl.
                                    											Salzschachtes    an der Hirtenwiese
                                 72,110
                                 0,612
                                 1,231
                                 1,120
                                 42,240
                                 69,825
                                 0,430
                                 
                              
                                 220 Schritt unterhalb der Fabrik von Leißler u. Townsend
                                 92,640
                                 Spur
                                 5,425
                                 1,304
                                 54,480
                                 80,387
                                 0,432
                                 
                              
                                 Mühlgraben, oberhalb des alten kgl. Salzschachtes
                                   1,695
                                 0,182
                                 0,050
                                 0,260
                                   0,700
                                   1,046
                                 0,188
                                 
                              
                                 Mühlgraben, unterhalb  
                                    											„    
                                    											„    
                                    											„        „
                                   2,480
                                 0,182
                                 0,191
                                 0,256
                                   0,923
                                   1,525
                                 0,147
                                 
                              
                                 Grenzgraben-Leopoldshall
                                 47,750
                                 0,075
                                 6,550
                                 1,128
                                 25,550
                                 29,252
                                 1,253
                                 
                              
                                 Leopoldshall, unterhalb der InselWie sich später herausstellte, war diese Wasserprobe zu sehr vom
                                          													Mühlgraben beeinflußt. an der Bullenwiese
                                   4,000
                                 0,200
                                 0,251
                                 0,408
                                   1,562
                                   2,295
                                   0,5093
                                 
                              
                                 An der Brücke in Hohenerxleben
                                   7,600
                                 0,278
                                 0,580
                                 0,655
                                   3,905
                                   5,326
                                 0,310
                                 
                              
                                 Am Wehr in Neugattersleben
                                   3,550
                                 0,205
                                 0,203
                                 0,384
                                   1,633
                                   1,971
                                 0,478
                                 
                              
                           
                           In Folge vielfacher Beschwerden wurde eine Commission zur Untersuchung dieser
                              									Verunreinigung der Bode niedergesetzt. Dieselbe fand bei der am 27. September 1875
                              									erfolgten Entnahme der Wasserproben besonders in der Nähe der Staßfurter Fabrik I
                              									und unterhalb der Fabrik von Townsend bedeutende
                              									Ablagerungen von Kieserit und Anhydrit, welche sich dicht unterhalb der Abflußgräben
                              									dieser Fabriken in Bänken bis mitten in das Bodebett hineinschoben.
                           Vorstehende Tabelle enthält den Gehalt des Bodewassers (Gramm im Liter) oberhalb
                              									Staßfurt bei Löderburg, dann bei Staßfurt, Leopoldshall, Hohenerxleben,
                              									Neugattersleben, sowie des Wassers aus dem Stahfurter Mühlgraben und dem
                              									Leopoldshaller Grenzgraben.
                           Die Analysen ergeben, daß das Bodewasser schon oberhalb Staßfurt stark verunreinigt
                              									ist durch gewerbliche Anlagen, so daß es als Genußwasser nicht mehr verwendet werden
                              									kann. Durch die Abwässer von Staßfurt und Leopoldshall erreichen diese
                              									Verunreinigungen aber einen solchen Grad, daß das Wasser auch für technische Zwecke
                              									nicht mehr brauchbar ist.
                           Ueber die Mittel diese Uebelstände zu beseitigen, ohne der Lebensfähigkeit der
                              									wichtigen Kali-Industrie Eintrag zu thun, spricht sich Pusch dahin aus, daß, da ein Verdampfen und Aufspeichern dieser werthlosen
                              									Salzlaugen nicht ausführbar und die directe Ableitung derselben zur Elbe zu theuer
                              									sein würde, nichts anderes übrig bleibe, als die Abwässer auch ferner in die Bode
                              									abzulassen, daß die Anwohner aber regierungsseitig möglichst in der Zuleitung von
                              									reinem Wasser zu unterstützen seien.