| Titel: | Bericht über die Ausstellung von Heizungs- und Lüftungs-Anlagen in Cassel; von Hermann Fischer. | 
| Autor: | Hermann Fischer | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 521 | 
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                        Bericht über die Ausstellung von Heizungs-
                           								und Lüftungs-Anlagen in Cassel; von Hermann Fischer.
                        Mit Abbildungen.
                        H. Fischer, über Heizungs- und Lüftungsanlagen.
                        
                     
                        
                           Es ist nicht zu läugnen, daß zur Zeit eine entschiedene Abneigung gegen die sogen.
                              										„Weltausstellungen“ herrscht. Man glaubt sich überzeugt zu
                              									haben, daß diese Riesenunternehmen nicht in dem Maße Nutzen bringen, als sie Aufwand
                              									an Kosten und Mühen beanspruchen. Selbst durch Rechnung hat man, und anscheinend mit
                              									Erfolg, nachzuweisen versucht, wie wenig die Weltausstellungen auszunutzen sind.
                           Der Aussteller wird nur Werth legen auf die Besichtigung seiner Erzeugnisse von
                              									solchen Beschauern, die eventuell von denselben kaufen, oder wenigstens als
                              									Sachverständige die Güte der Waare so zu beurtheilen vermögen, daß Andere auf Grund
                              									dieses Urtheiles sich über den Ankauf entscheiden können. Der Beschauer hat dagegen,
                              									wenn man ihm die nöthigen Kenntnisse beimessen wollte, nicht die Zeit, alle
                              									ausgestellten Gegenstände prüfend zu besichtigen; er wird entweder einen geringen
                              									Bruchtheil der Ausstellung ordentlich sehen, oder er wird vor der Masse des Schönen,
                              									welches sich seinen Blicken darbietet, Nichts sehen, wenigstens Nichts beurtheilen
                              									können.
                           Leider wählen die meisten Besucher von Ausstellungen das zuletzt angeführte Los, sei
                              									es, weil ihnen überhaupt ein Urtheil über die ausgestellten Gegenstände nicht
                              									zusteht, sei es, daß sie nicht die Gewalt über sich haben, welche befähigt, an der
                              									hervorstechendsten Waare gleichsam blind vorüberzugehen, um die zu Gebote stehende
                              									Zeit und Urtheilsfähigkeit lediglich bestimmten Arten von Erzeugnissen zu
                              									widmen.
                           Den sachkundigen, den gewissenhaften Besuchern ist die Menge der
                              									Ausstellungsgegenstände eine Plage, der Mehrzahl der Besucher ist die gesammte
                              									Ausstellung ein Schaustück, welches gesehen werden muß – in derselben Weise,
                              									wie viele der Besucher großer Musikaufführungen dieselben hören, um entweder
                              									überhaupt dagewesen zu sein, oder doch der erschlafften Genußfähigkeit einen neuen
                              									Reiz zu geben.
                           Wenn man behauptet, daß diese Mehrzahl nothwendig sei, um durch ihre Eintrittsgelder
                              									unmittelbar, durch die an den Erfrischungsorten verausgabten Summen mittelbar die
                              									Kosten der Ausstellung decken zu helfen, so können wir uns damit einverstanden
                              									erklären, so weit nachgewiesen wird, daß hierdurch mindestens diejenigen Summen
                              									gewonnen werden, welche die prächtige Ausschmückung – das Zugmittel –
                              									verlangte. Die großen Ausstellungen haben einen dahin gehenden Beweis noch nicht
                              									geliefert, daher die ablehnende Haltung gegen diese unwirthschaftlichen Unternehmen.
                              									Man wählt statt dessen Ausstellungen von Gegenständen einer bestimmten –
                              									größern oder kleinern – Familie, erreicht hierdurch zunächst das
                              									wesentlichste Ziel, die Gegenstände den Sachkennern in verwendbarer Art vorzuführen,
                              									spart ganz bedeutend an Kosten und hat deshalb nur in geringem Maße nöthig, das
                              										„große Publicum“ zur Tragung derselben anzulocken.
                           Eine derartige nützliche Ausstellung veranstaltet zu haben, kann sich der rührige
                              									Vorstand der „Gewerbehalle“ in Cassel rühmen: die in der
                              									Ueberschrift genannte Fachausstellung wird zur Belehrung und zum Fortschreiten der
                              									betreffenden Kreise in weit höherm Maße beitragen, als es seitens irgend welcher
                              										„Universalausstellung“ der Fall gewesen ist, oder sein
                              									wird. Freilich sind, wie wir wissen, viele „Modereisende“ ganz
                              									und gar unbefriedigt davon gegangen, das wird aber nicht viel Schaden
                              									verursachen.
                           Angesichts des Umfanges der Ausstellung ist es nicht wohl möglich einen diese
                              									Ausstellung umfassenden, übersichtlichen Aufsatz für eine technische Zeitschrift zu
                              									schreiben, ohne eine weitgehende Eintheilung der in Frage kommenden Gesichtspunkte
                              									vorzunehmen. Wir werden daher der Reihe nach besprechen: 1) die Feuerungen; 2) die
                              									Wände und sonstigen Mittel, welche die erzeugte Wärme übertragen; 3) die
                              									Lüftungseinrichtungen; 4) Luftklappen, Rauchhüte oder sogen. Luftsauger und
                              									Geräthe.
                           Eine Zahl von ausgestellten Erzeugnissen werden wir nicht besprechen, weil dieselben
                              									nicht in die Ausstellung gehören, so z.B. Einrichtungen zum Verbrennen von Leichen.
                              									– Die Brennstoffe, welche in recht hübscher Weise zur Anschauung gebracht
                              									waren, müssen wir auch vernachlässigen, da dieselben nicht nach dem Ansehen allein
                              									beurtheilt werden können, Versuche mit denselben aber nicht gemacht sind.
                           Die beigegebenen Zeichnungen verdanken wir der Güte der Aussteller. Soweit
                              									Zeichnungen nicht zu erhalten waren, sind die Figuren nach dem Gedächtniß
                              									angefertigt und dann so einfach gehalten, daß lediglich die leitenden Gedanken
                              									wiedergegeben werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)