| Titel: | Ueber die Aufarbeitung der Uranrückstände von Phosphorsäure-Bestimmungen; von F. Strohmer. | 
| Autor: | F. Strohmer | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 561 | 
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                        Ueber die Aufarbeitung der Uranrückstände von
                           								Phosphorsäure-Bestimmungen; von F.
                              									Strohmer.
                        Strohmer, über die Aufarbeitung der Uranrückstände von
                           								Phosphorsäure-Bestimmungen.
                        
                     
                        
                           Das älteste Verfahren zur Verarbeitung der Uranrückstände dürfte das von Knop
                              									Chemisches Centralblatt, 1865 S. 161. vorgeschlagene sein, welches darauf beruht, daß Uran aus sauren Lösungen mit
                              									Ferrocyankalium als Ferrocyan-Uran gefällt wird. Den Niederschlag wäscht man
                              									mit destillirtem Wasser und zersetzt denselben durch concentrirtes Ammoniak. Das
                              									Auswaschen des Ferrocyan-Urans läßt sich aber schwer in genügender Weise
                              									vornehmen, und ist auch bei dieser Methode auf das in den Rückständen immer
                              									vorhandene Eisen gar keine Rücksicht genommen.
                           Ein anderer Vorschlag der Aufarbeitung ging von E. Reichardt
                              									Zeitschrift für analytische Chemie. 1869 S. 166. aus. Derselbe übersättigt die saure Lösung des Uranphosphates mit einer
                              									Eisenoxydsalzlösung und bindet dann durch Zusatz von kohlensaurem Natron sämmtliche
                              									Phosphorsäure an Eisen, von dem das gelöst bleibende kohlensaure
                              									Uranoxyd-Natron getrennt wird, welches dann nach der Neutralisation mit
                              									Essigsäure wieder unmittelbar zum Titriren verwendet wird.
                           W. Jani
                              									Chemisches Centralblatt, 1871 S. 119., welcher die beiden in Kürze erwähnten Methoden geprüft hat, macht der
                              									letztern mit Recht den Vorwurf, daß die Arbeit mit dem äußerst voluminösen und
                              									schleimigen Eisenphosphat schwierig und unangenehm ist und dabei viel Uran verloren
                              									geht. Derselbe empfiehlt gleichzeitig auch eine neue Methode, welche darauf beruht,
                              									daß, Uranoxyd-Natron, mit Natriumbicarbonat erwärmt, kohlensaures
                              									Uranoxyd-Natron gibt, welches durch Erhitzen auf 400° wieder in in
                              									Wasser unlösliches Uranoxyd-Natron und lösliches einfach-kohlensaures
                              									Natron zerfällt. Behufs Ausführung der Arbeit werden die Rückstände in nicht sehr
                              									verdünnter Schwefelsäure gelöst, etwa vorhandenes, reducirtes Uranoxydul durch
                              									Zusatz einer geringen Menge von Salpetersäure oxydirt und dann mit concentrirter
                              									Natronlauge erwärmt, bis sich das durch pomeranzengelbe Farbe kenntliche
                              									Uranoxyd-Natron ausgeschieden hat. Den gut gewaschenen Niederschlag behandelt
                              									man mit Sodalösung und leitet dann Kohlensäure ein; die erhaltene gelbe Lösung wird
                              									schwach erwärmt und von dem abgeschiedenen Eisen, Kalk und andern Verunreinigungen
                              									abfiltrirt. Das Filtrat wird eingedampft und der gepulverte Verdampfungsrückstand so
                              									lange erhitzt, bis er eine gleichmäßige, halbziegelrothe Farbe angenommen hat, und
                              									nachher aus demselben durch heißes Wasser das kohlensaure Natron ausgewaschen. Das
                              									zurückbleibende Uranoxyd-Natron wird dann in Essigsäure gelöst und zum
                              									Titriren verwendet. Die Methode gibt nach den von Strohmer gemachten Erfahrungen ganz gute Resultate, allein das Arbeiten
                              									mit fast concentrirter Schwefelsäure und concentrirter Natronlauge, das lange Einleiten von
                              									Kohlensäure macht auch dieses Verfahren zu einem sehr complicirten und daher in
                              									vielen Fällen nicht anwendbaren.
                           Eine zweite von E. Reichardt
                              									Zeitschrift für analytische Chemie. 1874 S. 310. vorgeschlagene Methode, welche darin besteht, daß man die saure Lösung der
                              									Rückstände mit Soda versetzt und, nachdem man das Eisenoxyd und andere
                              									Verunreinigungen abfiltrirt hat, in dem Filtrat die Phosphorsäure von dem Uran mit
                              									Magnesiamischung trennt und in der von der Phosphorsauren Ammonmagnesia ablaufenden
                              									Flüssigkeit das Uran mit Aetzammoniak abscheidet, eignet sich sehr schlecht, weil
                              									mit der phosphorsauren Ammonmagnesia immer ein beträchtlicher Theil des Uranoxyduls
                              									als als Uranoxyd-Ammoniak mit herausfällt. Auch die überschüssig zugesetzte
                              									Magnesia fällt bei dem nachherigen Trennen des Urans durch Ammoniak zum Theil wieder
                              									heraus, weil nach Otto
                              									Graham-Otto, 2. Bd. 3. Abtheilung S.
                                    											69. in einer Magnesia enthaltenden Uranoxydlösung durch Ammon
                              									Uranoxyd-Magnesia niedergeschlagen wird.
                           Das letzte hier zu erwähnende Verfahren wurde von A. Gawalowsky vorgeschlagen. Dasselbe beruht auf der Löslichkeit des
                              									Uranoxydes in kohlensaurem Ammon. Zu diesem Behufe wird so viel von den mit Wasser
                              									gewaschenen Rückständen in eine gesättigte Lösung von kohlensaurem Ammon
                              									eingetragen, als noch davon gelöst wird, und von den ausgeschiedenen Eisen-
                              									und andern Verunreinigungen abfiltrirt. Das Filtrat versetzt man mit Aetzammoniak
                              									und fällt die Phosphorsäure mit Magnesiamixtur. Nach 10 bis 12stündigem Stehen wird
                              									der Niederschlag abfiltrirt und die filtrirte Lösung, welche das Uran an Ammon
                              									gebunden enthält, bis auf das halbe Volum eingedampft, mit Salzsäure bis zur sauren
                              									Reaction versetzt und alle Kohlensäure verjagt, nachher mit Aetzammoniak das Uran
                              									gefällt, welches nach dem Filtriren und Waschen in Essigsäure gelöst wird. Diese
                              									Methode ließe an Einfachheit gewiß nichts zu wünschen übrig, wenn nicht der große
                              									Uebelstand wäre, daß sich das Uranphosphat im getrockneten Zustande in kohlensaurem
                              									Ammon ungemein langsam auflöst, ja selbst in frischem Zustande der Rückstände die
                              									Lösung derselben nur langsam und unvollkommen von Statten geht. Dies ist besonders
                              									unangenehm, wenn größere Mengen, was ja auch immer der Fall sein wird, zu
                              									verarbeiten sind. Auch enthält der Niederschlag von phosphorsaurer Ammonmagnesia
                              									immer Uran und das schließlich gefällte Uranoxyd-Ammon, wie bereits vorhin
                              									bei dem Verfahren von E. Reichardt erwähnt wurde, fast
                              									die ganze überschüssig zugesetzte Magnesia.
                           
                           Die bereits fertigen Lösungen des essigsauren Urans trüben sich denn auch immer von
                              									nach und nach ausgeschiedener Magnesia.
                           StrohmerOrgan des Vereines für Rübenzuckerindustrie in der
                                    											österreichisch-ungarischen Monarchie, 1877 S. 393. empfiehlt nun folgendes Verfahren der Aufarbeitung der Uranrückstände. Die
                              									getrockneten und gepulverten Rückstände werden mit der vierfachen Menge von
                              									kohlensaurem Natron-Kali, dem man vorher etwas Holzkohlenpulver beigemengt
                              									hat, innig gemischt und in einem Porzellan- oder einem hessischen Tiegel, je
                              									nachdem es die Menge der zu verarbeitenden Rückstände erfordert, durch längere Zeit,
                              									etwa eine halbe Stunde von der gänzlichen Verflüssigung der Masse an gerechnet,
                              									geschmolzen. Am vortheilhaftesten ist es, wenn man sich zu dieser Operation eines
                              									eisernen Tiegels bedienen kann, da sich in demselben keine kieselsauren Alkalien,
                              									welche das Auslaugen der Schmelze erschweren, bilden können. Die Dauer des
                              									Schmelzens hängt jedoch ebenfalls von der Menge der Rückstände ab; bald wird man
                              									mehr, bald weniger Zeit dazu brauchen. Nach dem Erkalten, wo die ganze Masse eine
                              									gleichmäßige, braune Farbe angenommen haben muß, wird mit heißem Wasser, in welchem
                              									die Schmelze sich sehr leicht vertheilt, ausgelaugt und dann filtrirt. Der
                              									Filterrückstand wird gut mit Wasser gewaschen. Am besten ist es, diese Operation so
                              									lange fortzusetzen, bis das Waschwasser keine Reaction auf Natron zeigt. Den
                              									ausgelaugten Rückstand löst man noch auf dem Filter in salpetersäurehaltiger
                              									Salzsäure, und die durch das Filter klar ablaufende Lösung versetzt man nun mit
                              									Ammoniak im Ueberschuß, wodurch alles Uran als Uranoxyd-Ammoniak und das
                              									Eisen als Eisenoxydhydrat gefällt wird. Den Niederschlag wäscht man durch
                              									Decantiren, filtrirt und löst denselben nach vollständigem Waschen in einer
                              									gesättigten Lösung von kohlensaurem Ammon. Die Lösung geht sehr schnell und gut von
                              									Statten. Von dem ungelöst gebliebenen Eisen u. dgl. wird nun abfiltrirt, das Filtrat
                              									eingeengt und durch Zusatz von Salzsäure und Erwärmen sämmtliche Kohlensäure
                              									verjagt. Aus der klaren sauren Lösung fällt nun das Uranoxyd wiederum mit Ammoniak
                              									als Uranoxyd-Ammoniak, welches man filtrirt, gut mit Wasser auswäscht und
                              									dann in Essigsäure löst. Die Lösung kann dann unmittelbar zur Titerstellung benutzt
                              									werden.
                           Man kann auch die Lösung des Urans in kohlensaurem Ammon nach dem Filtriren von den
                              									Verunreinigungen zur Trockne eindampfen und den Rückstand glühen, wodurch man grünes
                              									Uranoxyduloxyd (Ur₃O₄) erhält. Diese Verbindung ist in Salzsäure sehr schwer löslich und
                              									kann daher mit verdünnter Salzsäure gewaschen und nach Verdrängung der letztern durch Wasser in
                              									Salz- und Salpetersäure gelöst werden. Wird aus dieser Lösung das Uran mit
                              									Ammoniak gefällt, der Niederschlag gewaschen und dann in Essigsäure gelöst, so kann
                              									man auf diese Weise fast chemisch reines essigsaures Uranoxyd erhalten.