| Titel: | Ueber feuerfeste Ziegel; von J. Dunnachie in Glenboig. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 583 | 
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                        Ueber feuerfeste Ziegel; von J. Dunnachie in
                           								Glenboig.
                        Dunnachie, über feuerfeste Ziegel.
                        
                     
                        
                           Zu den wichtigsten Aufgaben, die noch ihrer vollständigen Lösung harren, gehört
                              									unstreitig die Fabrikation eines möglichst vollkommenen feuerfesten
                              									Ofenbaumaterials. Die Fortschritte der Metallurgie, zumal bei der Eisen- und
                              									Stahlbereitung, bestehend in Anwendung höherer Temperaturen und Verarbeitung großer
                              									Quantitäten, haben grade in diesem Mangel eine Schranke gefunden, so daß es für alle
                              									Betheiligten nothwendig geworden, durch gemeinsames Streben Resultate zu erzielen,
                              									welche den steigenden Bedürfnissen der praktischen Metallurgie Genüge leisten. Wir
                              									wollen hier die Frage vom Standpunkte des Ziegelfabrikanten zu beleuchten
                              									suchen.
                           Die wesentlichen Bestandtheile aller feuerfesten Thone sind Kieselsäure und Thonerde;
                              									alle übrigen Bestandtheile – wenn auch für sich unschmelzbar wie Kalk und
                              									Magnesia, und diese werden es durch Verbindung mit Kieselsäure, oder schmelzbar wie
                              									Eisenoxyd und Alkalien – müssen zu den schädlichen Beimischungen gerechnet
                              									werden. Nichts desto weniger können geringe Beimengungen eines einzelnen dieser
                              									Bestandtheile keine schädliche Wirkung äußern. Diese Wirkung tritt aber bekanntlich
                              									ein, sobald mehrere dieser Bestandtheile, wenn auch jeder in geringer Menge,
                              									zusammen auftreten. Die verschiedenen Basen müssen also in diesem Falle als Ganzes
                              									betrachtet werden. So z.B. kann ein feuerfester Ziegel unbeschadet seiner Qualität
                              									mehr Eisenoxyd als sonst zuläßlich enthalten, wofern er nur von andern Basen frei
                              									ist. Daraus geht auch hervor, daß die Art der Verbindung der Bestandtheile von
                              									Einfluß ist, und daß bei gleicher procentaler Zusammensetzung ein künstlich
                              									gemengter Thon ganz andere Eigenschaften im Feuer zeigt wie der natürliche.
                           
                           Die Ansprüche, die an feuerfeste Ziegel gestellt werden, sind sehr verschieden.
                              									Während hauptsächlich Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturwechsel verlangt
                              									wird, kommt manchmal noch die Anforderung hinzu, starken Druck, Stöße und auch
                              									chemische Einflüsse mannigfacher Art auszuhalten. Es ist klar, daß wir verschiedene
                              									Arten Ziegel bedürfen, um diesen Ansprüchen zu genügen, und diesem Bedürfniß wird
                              									wohl nur durch die Anwendung verschiedener Thonsorten zu begegnen sein. Indessen
                              									kann auch schon viel durch die Art der Fabrikation erreicht werden. Der eine
                              									Schmelzproceß bedarf starker, dichter Ziegel, der andere poröser, weniger fester
                              									Ziegel; bald müssen dieselben stärker, bald leichter gebrannt sein. Im Allgemeinen
                              									kann man jedoch die Regel aufstellen, daß die Ziegel hart gebrannt werden müssen.
                              									Ist dies im Brennofen nicht erreicht worden, so geschieht es im Schmelzofen nach
                              									Einbauen der Ziegel, und wird durch die so entstehende Contraction die Solidität des
                              									Baues gefährdet. Aber auch die Construction der Oefen muß dem Material entsprechend
                              									sorgfältig beachtet werden. Die an Kieselsäure reichsten Thone sind nun, wenn sonst
                              									rein (wie der Dinasthon aus Süd-Wales), am feuerbeständigsten; dahingegen
                              									bekommen sie leicht Risse durch raschen Temperaturwechsel. Ist dagegen bei hohem
                              									Kieselsäuregehalt eine ziemliche Menge Thonerde vorhanden und der Thon sonst
                              									verhältnißmäßig frei von Alkalien und andern Unreinigkeiten, so erhalten wir ein
                              									Material, welches am besten Unschmelzbarkeit mit Unveränderlichkeit der Form
                              									verbindet. Ein solcher Thon aus der „Glenboig Star Mine“ zeigte
                              									nach Riley nach dem Brennen folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 65,41
                                 
                              
                                 Titansäure
                                 1,33
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 30,55
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 1,70
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 0,69
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,64
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 0,55
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,87.
                                 
                              
                           Derartige Thone kommen in der Nähe von Glasgow in den obern Schichten der
                              									Kohlenformation (Millstone grit) vor, manchmal nahe an
                              									der Oberfläche gelagert, manchmal in Tiefen von 80m. Man hat sie sogar noch tiefer zwischen
                              									den Kohlenflötzen gefunden, aber dann war die Qualität nicht immer die beste. Die
                              									Thonlager wechseln in ihrer Mächtigkeit von 1 bis 12m. Das Thonlager der oben erwähnten Mine
                              									liegt in einer Teufe von 35m und mit einer
                              									Mächtigkeit von 2 bis 3m. Es wird von einer
                              									4 bis 6m mächtigen Lage von Triebsand
                              									bedeckt und kieseligen Schichten, deren einige fast nur aus reiner Kieselsäure
                              									bestehen. Der Thon ist
                              									so hart, daß er mit Schießarbeit gewonnen werden muß, und ist die Abbaumethode
                              									analog der der Kohlenflötze. Jeder Arbeiter haut täglich je nach der Härte und
                              									Mächtigkeit des Thones 4 bis 5t, die in
                              									groben Stücken zu Tage gefordert und entweder direct zu den Quetschmühlen gebracht
                              									werden oder zu dem Lagerplatze, um einer Verwitterung ausgesetzt zu werden;
                              									letzteres geschieht zumal, wenn Eisennieren in dem Thon vorkommen. Der Thon wird
                              									dadurch gleichförmiger und milder, und obwohl im Allgemeinen kein dichtes Gefüge
                              									verlangt wird, so müssen doch die Ziegel so zähe sein, daß sie allen Stößen, die
                              									durch fahrlässige Behandlung beim Transport und beim Ein- und Ausladen
                              									herbeigeführt werden, widerstehen können. Ist dieser Bedingung genügt, so muß
                              									zumeist darauf gesehen werden, die Textur so grobkörnig als möglich zu machen, damit
                              									die Ziegel starke Hitze und Temperaturwechsel um so besser aushalten.
                           Nachdem der Thon mit Hämmern zerschlagen ist, wird er in großen Kollergängen
                              									(Durchmesser der rotirenden Tischplatte über 2m), deren Walzen bis 3t wiegen,
                              									zermahlen. Der Mahlboden ist durchlöchert und der durchfallende Thon gelangt mittels
                              									eines Paternosterwerkes in eine Siebtrommel. Der Durchfall aus dieser Trommel
                              									gelangt in einen andern Elevator, das Grobe kommt unter die Walzen zurück. Für
                              									Feinthon zu Mörtel hat das Sieb 25 Maschen auf 1qc für Ziegelthon nur 3. Dieser zweite Elevator bringt nun den feinen
                              									Durchfall für Mörtel auf ein Transportirband, welches ihn in die Waggons entladet,
                              									und wenn auf Ziegelthon gearbeitet wird, so schüttet er den Durchfall in eine Röhre,
                              									die ihn zu den Knetmühlen führt, deren 4 um die Röhre aufgestellt sind. Sobald der
                              									Thon unter Wasserzusatz die richtige Consistenz in diesen Mühlen erhalten hat, wird
                              									er in kleine Wagen geladen, die durch einen Dampfelevator auf das obere Niveau des
                              									Trockenraumes gebracht und von dort auf Schienensträngen zu den Formbänken
                              									transportirt und abgestürzt werden. Ein Mann versorgt auf diese Weise 9 bis 10
                              									Former mit Thon, deren jeder wieder mit einem Gehilfen täglich 2500 Ziegel fertig
                              									stellt. Für die gewöhnlichen Dimensionen werden Metallformen gebraucht, für
                              									complicirtere Modelle und größere Steine Holzformen, und macht man unter
                              									Berücksichtigung des Schwindens die Formen um 1/12 größer als die fertigen Steine.
                              									Obwohl maschinelle Vorrichtungen beim Formen gewöhnlicher Bausteine aus steifem
                              									plastischem Thone von gutem Effect sind, so läßt sich doch durch keine Maschine die
                              									Handarbeit bei feuerfesten Ziegeln ersetzen.
                           Nach dem Ausheben aus der Form wird der Stein von dem Gehilfen in den Trockenraum
                              									gebracht, wo der Stein bleibt, bis er trocken und hart geworden ist. Diese
                              									letztere Operation erfordert besondere Aufmerksamkeit, da die meisten Fehler der
                              									Steine, zu gelinden Brand ausgenommen, vom schlechten Trocknen herrühren, denn
                              									hierbei allein kann Festigkeit und Vollendung der Ziegel erzielt werden. Ist der
                              									Boden des Trockenraumes uneben, so wird die Form des Ziegels eine ungleiche, und
                              									steigt die Temperatur zu hoch, so werfen sich dieselben und bersten. Manche Thone
                              									sind besonders zum Bersten geneigt bei zu raschem Trocknen, so daß bei schlecht
                              									construirten Trockenkammern viel Verlust entsteht. Ein vor kurzem patentirter
                              									Trockenofen, der diese Uebelstände vermeidet, hat folgende Construction. Die
                              									Trockenkammern, 36m lang und 9m breit, werden nur von dem einen Ende aus
                              									geheizt. Ihr Boden besteht aus Eisenplatten von 16mm Dicke; nur die hintere Hälfte dieses
                              									Bodens wird direct von den Feuergasen getroffen, die vordere, der Feuerung zunächst
                              									liegende Hälfte ist durch einen Hohlraum von 200mm Höhe und durch einen Thonboden von 75 bis 100mm Dicke gegen die directe Einwirkung des
                              									Feuers geschützt. Dieser Hohlraum steht mit der äußern Luft (gleich oberhalb des
                              									Rostes) in Verbindung, und erzielt man so eine Temperaturerniedrigung in dem
                              									vordern, der Feuerung am nächsten liegenden Theile und zugleich eine vollständige
                              									Verbrennung der Gase in der hintern Hälfte. In einem solchen Ofen sind die
                              									Trockenkosten nicht nur überhaupt geringer, sondern man trocknet auch das Doppelte
                              									wie nach der alten Methode (täglich 20000 bis 24000 Stück). Versuche, die Ziegel
                              									durch Röhrenheizung mit Dampf oder durch heiße Luft zu trocknen, haben kein so
                              									günstiges Resultat geliefert, da durch das dabei nothwendige Aufbauen der Ziegel
                              									größere Arbeitskosten und Zeitverlust entstehen.
                           Das Brennen der Ziegel geschieht in Kilns, die 16000 bis 20000 Stück fassen. Je zwei
                              									Kilns stoßen mit ihren Hinterwänden an einander. Die Feuerung geschieht von der
                              									Vorderseite eines jeden aus, wobei man durch den Kiln selbst erhitzte Luft unter den
                              									Rost leitet. Zugleich tritt aber etwas oberhalb des Rostes kalte Luft in den Ofen,
                              									um sowohl die Stirnwand abzukühlen, als auch eine vollständige Verbrennung der Gase
                              									in dem hintern Theile des Ofens zu ermöglichen. Da die Ziegel in schachbretförmigen
                              									Reihen mit 25mm Zwischenraum aufgebaut
                              									werden, so erhitzt sich die kalte Luft beim Durchstreichen wie in einem Regenerator,
                              									und kann so eine sehr hohe Temperatur hervorgebracht werden. Man feuert während der
                              									ersten 2 Tage sehr mäßig, wobei die Oeffnungen im Gewölbe des Ofens offen bleiben;
                              									erst nachdem sich kein Dampf mehr entwickelt, werden dieselben sorgfältig
                              									verschlossen, der Zug in die Esse geleitet und volle Hitze bis zur Weißglut gegeben.
                              										Bemerkt man nach 2
                              									bis 3 Tagen kein Schwinden der Ziegel mehr, so läßt man den Ofen langsam abkühlen.
                              									Diese sogen. Newcastle-Kilns bewähren sich vortrefflich und geben aus den
                              									angeführten Gründen hohe Hitze bei verhältnißmäßig geringem
                              									Brennmaterialverbrauch.
                           Zum Schlusse muß noch bemerkt werden, daß billigeres Ofenbaumaterial nur durch
                              									Verbesserung der Qualität zu erreichen steht; denn wie hoch auch immer der Preis
                              									sei, so wird er doch durch die längere Dauer der Oefen mehr wie aufgewogen werden.
                              									(Nach dem Iron,
                                 										1876 Bd. 8 S. 588.)
                           
                              W. K.