| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Nr. , S. 207 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Geschweißte Dampfkessel.
                           L. E. Fletcher, Chefingenieur der „Manchester
                                 										Steam Users' Association“, warnt im Engineering, Juni 1877 S. 419 vor geschweißten Schützen bei Dampfkesseln,
                              									wenn diese dem Innendruck ausgesetzt sind. Er empfiehlt die geschweißte Verbindung
                              									sofort durch eine Nietung zu ersetzen, und betont, daß man die Festigkeit dieser
                              									letzteren genau schätzen kann, während die Festigkeit der Schweißstelle sich nahezu
                              									jeder Beurtheilung entzieht.
                           
                        
                           Hanfseiltransmission für eine Weberei.
                           In der Weberei von J. H. Smith, Broadlane-Mills zu
                              									Bradford (England) ist seit einigen Monaten eine interessante Anwendung der
                              									Hanfseiltransmission in Betrieb, welche es ermöglicht, die 13 Transmissionswellen
                              									eines großen Webereisaales mit Sheddach für 336 Webstühle direct von der Maschine,
                              									ohne Verwendung einer Haupttransmission mit Kegelrädern, anzutreiben. Zu diesem
                              									Zwecke zieht sich längs des Webereisaales, etwa 1m breit, ein allseitig abgeschlossener gemauerter Gang hin, in welchen
                              									sowohl das gerillte Schwungrad der Maschine, als die 13 Antriebsscheiben der
                              									Transmissionsstränge, zu deren Achsen die Schwungradwelle parallel gelegt ist,
                              									hineinragen. Die Antriebsscheiben haben abwechselnd eine oder zwei Rillen, das
                              									Schwungrad deren sieben, von welchen aus sieben zweirillige Transmissionsscheiben
                              									durch Hanfseile angetrieben werden, die nach rechts und links in den
                              									Transmissionsgang auslaufen. Von diesen direct angetriebenen Scheiben geht sodann
                              									die Bewegung auf die sechs übrigbleibenden einrilligen Transmissionsscheiben über
                              									mittels der über die zweiten Rillen der Antriebsscheiben gelegten Hanfseile.
                           Die Anlage hat sich, wie bis jetzt alle Hanfseiltransmissionen, sowohl bei der
                              									Herstellung als eine Ersparung, sowie im Betriebe als Erleichterung erwiesen; die
                              									Details der Rillenform (mit 40° Steigungswinkel), des Spleißens der Seile
                              									u.s.f. sind die üblichen (vgl. *1876 221 411).
                           Die Antriebsmaschine hat einen Hochdruckcylinder (33mm × 1042mm), hinter welchem direct der
                              									Niederdruckcylinder (610mm × 1042mm) und weiters der Luftpumpenkolben an
                              									derselben Kolbenstange angebracht sind; sie erhält Dampf von einem Lancashire-Kessel (2m,135 × 8m,540), mit zwei
                              									Rauchröhren von 838mm Durchmesser, welcher
                              									mit Green'schem Economiser versehen ist und mit 0k,9 Kohle den Dampf für eine indicirte Pferdekraft liefern soll. Das
                              									Schwungrad hat 3m,050 Durchmesser, sieben
                              									Rillen für Seile von 38mm Stärke und macht
                              									75 Umdrehungen; die Transmissionsscheiben machen 150 und haben dem entsprechend 1m,525 Durchmesser.
                           Die Maschine dürste mit der vorhandenen Kesselheizfläche höchstens 150e entwickeln; es kommen somit auf je eines
                              									der 7 Antriebsseile 21e, was bei der
                              									Seilgeschwindigkeit von 12m pro Secunde
                              									einer übertragenen Kraft von 131k
                              									entspricht. Bei der großen Reibung des Seiles in den keilförmigen Rillen ist demnach
                              									die Seilspannung der straffen Hälfte höchstens mit 131 : 0,8 = 164k anzunehmen, so daß auf 1qmm des Seilquerschnittes (= 1135qmm) eine Maximalbeanspruchung von 0k,145 entfällt. (Grundriß und Ansicht
                              									dieser Anlage bringt der Engineer, Juni 1877 S.
                              									444.)
                           M-M.
                           
                        
                           Ueber die Herstellung der Nietlöcher.
                           Ingenieur J. Barba hat in seinem Werke: „Étude sur l'emploi de l'acier dans les
                                    											constructions“ (2. Auflage. Paris 1875. J. Baudry) eine eingehende experimentelle Vergleichung der
                              									verschiedenen Verfahrungsweisen bei Herstellung der Nietlöcher in Eisen- und
                              									Stahlblech durchgeführt. Zu den Herstellungsweisen auf der Bohrmaschine allein (1)
                              									und auf dem Durchschnitte allein (2) fügt Barba die von
                              									ihm lebhaft empfohlene dritte Methode der combinirten Herstellung durch Ausscheren
                              									und Ausbohren zugleich (3): auf dem Durchschnitt wird ein Loch hergestellt, dessen
                              										Durchmesser um etwa
                              										4mm kleiner ist als die Dicke des
                              									Nietbolzens, und auf der Bohrmaschine wird dasselbe zur vollen Weite vergrößert; da
                              									nach Barba's Versuchen die beim Ausscheren eintretende
                              									Schwächung des Materials nur bis zu einer Tiefe von etwa 1mm vorschreitet, so wird durch Methode 3
                              									die schädliche Wirkung des Durchschnittes wieder völlig beseitigt, und man vereinigt
                              									gewissermaßen die Vortheile der beiden ältern Methoden 1 und 2. Den von Barba angestellten Vergleichen der Methoden 1 und 3
                              									hinsichtlich des verhältnißmäßigen Arbeitsverbrauches liegen folgende
                              									Versuchsergebnisse der Herstellung von je 915 Löchern in Stahlblech von 8mm Dicke bei 2mm mittlerer Lochweite zu Grunde:
                           
                              
                                 bei Methode (1)
                                 
                                    
                                    
                                 Betriebszeit der BohrmaschineArbeitsstunden eines Arbeiters
                                 65,365,3
                                 Stunden„
                                 
                              
                                 bei Methode (3)
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Betriebszeit des
                                    											Durchschnittes        
                                    											„         der
                                    												BohrmaschineZusammenArbeitsstunden beim
                                       												Ausscheren          „              „    BohrenZusammen
                                   8,1529,1537,3033,029,1562,15
                                 „„„  „Am Durchschnitt waren 4 Arbeiter erforderlich.„„
                                 
                              
                           Diese Vergleiche werden nun von Dr. Hartig (Civilingenieur, 1877 S. 171) auf Grund der von ihm im J. 1873
                              									veröffentlichten Versuche über Werkzeugmaschinen (1874 212 188) 267. 1876 220 283) schärfer
                              									durchgeführt, wobei der Einfachheit wegen nur die vom Werkzeuge verbrauchten
                              									Arbeitsgrößen (also ohne Rücksicht auf Leergangsarbeit der angewendeten Maschinen)
                              									und zwar für Bleche von weichem Eisen in Betracht gezogen werden. Hiernach ergibt
                              									sich die zur Herstellung eines Loches von d
                              									mm Weite in Eisenblech von δ
                              									mm Dicke aufzuwendende Arbeit (in
                              									Meterkilogramm) beim
                           
                              
                                 Bohren aus dem Vollen
                                 (1): A₁ = (πd² δ)/4000
                                    											(270 + 10800/d),
                                 
                              
                                 Ausscheren
                                 (2): A₂ = (πdδ)/100 (25 + 1,45δ).
                                 
                              
                           Daraus ergibt sich für den Vergleich der Methoden (1) und (2)
                              									der Quotient A₁/A₂ = (10800 + 270d)/(1000 + 58δ); derselbe läßt erkennen, wie viel mal der
                              									Arbeitsverbrauch beim Ausbohren größer ist als beim Ausscheren; das folgende
                              									Täfelchen enthält seine Größe für 9 ausgewählte Fälle:
                           
                              
                                 Blechdicke.
                                 Durchmesser des Nietloches
                                 
                              
                                 
                                    mm
                                    
                                 d = δ
                                 d = 2 δ
                                 d = 3 δ
                                 
                              
                                   5
                                 9,42
                                 10,5
                                 11,5
                                 
                              
                                 10
                                 8,55
                                 10,3
                                 12,0
                                 
                              
                                 15
                                 7,94
                                 10,1
                                 12,3
                                 
                              
                           Die Ueberlegenheit des Durchschnittes über die Bohrmaschine in
                              									kraftökonomischer Hinsicht ist daher sehr beträchtlich.
                           Ferner ergibt sich für die aufzuwendende Arbeit beim Ausscheren des Loches von (d – 4)mm
                              									Weite
                           A₃ = (d – 4) (πδ)/100 (25
                              									+ 1,45 δ),
                           beim Erweitern desselben auf den Durchmesser d durch Ausbohren
                           A₃' = 0,54 δ (d – 2) π,
                              								
                           daher sich für den Vergleich der Methoden (1) und (3) der
                              									Quotient
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 208
                              
                           ergibt, dessen Werthe für die vorgenannten 9 Fälle folgende
                              									sind:
                           
                           
                              
                                 Blechdicke.
                                 Durchmesser des Nietloches
                                 
                              
                                 
                                    mm
                                    
                                 d = δ
                                 d = 2 δ
                                 d = 3 δ
                                 
                              
                                   5
                                   7,82*
                                 5,40
                                 5,38
                                 
                              
                                 10
                                 5,04
                                 5,05
                                 5,62
                                 
                              
                                 15
                                 3,80
                                 5,21
                                 6,08
                                 
                              
                           *Dieser Fall ist aus bekannten Gründen nach Methode (3)
                              									praktisch unausführbar.
                           Man kann hiernach annehmen, daß der unmittelbare Arbeitsverbrauch bei Herstellung der
                              									Nietlöcher auf dem Durchschnitte allein (2) etwa 1/10, bei Herstellung durch
                              									Ausscheren und Nachbohren (3) etwa 1/5 von derjenigen Arbeitsgröße beträgt, welche
                              									beim Ausbohren aus dem Vollen (1) erforderlich ist.
                           
                        
                           Galvanisirter Stahldraht für die East River-Brücke in
                              									New-York.
                           Ende des vorigen Jahres wurde die Drahtlieferung für die Tragseile dieser
                              									großartigsten Hängebrücke der Welt ausgeschrieben, im Gesammtausmaß von 3400t galvanisirten Stahldraht. Die
                              									eingesandten Muster, deren Preise zwischen 8,70 Dollars für 100 Pfd. englisch (etwa
                              									70 M. für 100k) und 13,95 Dollars (etwa 110
                              									M.) schwankten, wurden von C. C. Martin und W. H. Paine, den Ingenieuren der East River-Brücke,
                              									einer genauen Untersuchung unterzogen, und die Lieferung dem billigsten Offerenten,
                              									J. Lloyd Haigh, zugeschlagen, dessen Draht zwar nicht die
                              									höchste Festigkeit, aber eine sehr gleichmäßige Qualität ergab.
                           Nachstehend sind die Durchschnitts-Resultate dieser
                              									Versuche zusammengestellt, und verweist Referent betreffs der ausführlichen Tabelle
                              									auf Engineering, Februar 1877 S. 135.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 209
                              Lieferanten; Länge des
                                 										Probestückes; Bruchbelastung; Absolut; für 1qmm ursprünglichen Stahlquerschn.; Totale Verlängerung in Proc. der
                                 										Länge; Elasticitätsmodulus k für 1qmm;
                                 										Anmerkung; J. Lloyd Haigh; Cleveland Rolling Mills;
                                 										Washburne und Moen; Sulzbacher, Hymen, Wolff und Comp.; J. A. Roebling Sons'
                                 										Company; Johnson und Nephew; Cavey und Moen; Henley; Tiegelgußstahl;
                                 										(Flußstahl); Frischstahl; (Schweißstahl); Bessemerstahl; Fr.
                              
                           
                        
                           
                           Signallicht für Eisenbahnzüge.
                           Die Pennsylvania Eisenbahn (Nordamerika) macht Versuche mit einem neuen Nachtsignal
                              									für Eisenbahnzüge. Dasselbe besteht aus einer Laterne, welche auf dem Hüttelwagen
                              									des Zuges angebracht und derart mit einer Laufachse verbunden ist, daß während der
                              									Fahrt abwechselnd rothe und weiße Lichtblitze erscheinen, welche bekanntlich
                              									weiterhin sichtbar sind als eine ruhige Lichtquelle von gleicher Intensität. Beim
                              									Stillstande des Zuges bleibt selbstverständlich das Licht in Ruhe und wird den
                              									Verhältnissen entsprechend auf weiß oder roth gestellt.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Davium, ein neues Metall.
                           Den beiden neuentdeckten Metallen: Gallium und Lavoisium reiht sich nach einer „vorläufigen
                                 										Mittheilung“ von Sergius Kern (Chemical
                                 										News, Juli 1877 S. 4) in Petersburg schon wieder ein neues an, welchem der
                              									Entdecker zu Ehren Davy's den Namen
                              										„Davium“ gegeben hat. Das specifische Gewicht desselben
                              									wurde zu 9,385 bei 25° gefunden; es ist ungemein schwer schmelzbar, hart und
                              									bis zu gewissen Grenzen dehnbar. Der Entdecker gibt ihm seine Stellung zwischen
                              									Molybdän und Ruthenium, und vermuthet, daß das Atomgewicht desselben = 100 sein
                              									wird; da jedoch bis jetzt von ihm erst 0g,27 Davium dargestellt wurden, so warten wir wohl am besten mit der weitern
                              									Publication seiner Eigenschaften, bis Kern sein
                              									Versprechen, ausführlichere Studien über dieses Element zu machen, eingelöst haben
                              									wird.
                           
                              S–t.
                              
                           
                        
                           Gewinnung von Eisen aus Kiesabbränden.
                           Nach J. Cahen (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1877 S. 415) werden die Kiesabbrände der Schwefelsäurefabriken mit
                              									Theer, Torf und Kalkstein innig gemengt, zu Klumpen von passender Größe geformt und
                              									in Hohöfen ausgeschmolzen. Das erhaltene Eisen soll von den das Roheisen gewöhnlich
                              									begleitenden Unreinigkeiten nahezu gänzlich frei sein; der in den Rückständen etwa
                              									noch gebliebene Schwefel bindet sich an den Kalk, und der Torf trägt angeblich zur
                              									Bildung von sich verflüchtigendem Phosphorwasserstoff bei.
                           
                        
                           Reduction von Chlorplatin.
                           Zur Reduction von Platinresten, welche nur Chlorplatin enthalten, schlägt E. Duvillier (Comtes rendus,
                              									1877 t. 84 p. 444)
                              									Natriumformiat vor. 100g
                              									Kaliumplatinchlorid sollen, mit 50g
                              									trocknem ameisensaurem Natrium, 50cc
                              									Natronlauge von 30° B. und 1l Wasser
                              									in der Siedhitze behandelt, die besten Resultate geben. Der Niederschlag wird mit
                              									verdünnter Salzsäure gewaschen und kann dann leicht in Königswasser gelöst
                              									werden.
                           
                        
                           Die Spectren der Metalle im untern Theile der Flamme.
                           Bekanntlich zeigt der untere bläuliche Theil der Flamme eines Bunsen'schen Brenners
                              									die Kohlenlinien im Spectralapparat. Gouy (Comptes rendus, 1877 t. 84
                              										p. 231) mischt nun diesem Theil der Flamme
                              									zerstäubte Lösungen der Salze von Thallium, Calcium, Strontium, Barium und andern
                              									Metallen bei und erhält dadurch ein Spectrum, welches von dem gewöhnlichen nicht
                              									unwesentlich abweicht.
                           
                        
                           Ein neues Goldsalz für die Photographie.
                           J. Schnauß (Photographisches Archiv, 1877 S. 89) empfiehlt
                              									Gold in Bromwasserstoffsäure und etwas Salpetersäure zu lösen, 1 Aeq. Bromkalium
                              									zuzusetzen und zur
                              									Krystallisation zu verdampfen. Die erhaltenen granatrothen Krystalle von
                              									AuKBr₄ . 5H₂O, zu Tonbädern angewendet, Verhalten sich wie Chlorgold,
                              									nur wirkt die Bromverbindung energischer, so daß sich dunkle Copien leichter
                              									aufklären. Ein Zusatz von Natriumbicarbonat gibt mehr blauschwarze Töne, essigsaures
                              									Natrium mehr purpurfarbige. Schnauß empfiehlt dieses Salz
                              									für haltbare Goldbäder, in Form des Sel Encausse ganz besonders.
                           
                        
                           Einfluß des Eisenvitriols und der Carbolsäure auf das
                              									Wachsthum der Pflanzen.
                           Die Anwendung des Eisenvitriols und der Carbolsäure zum Desinficiren der Abortstoffe
                              									(1876 219 550) hat J. Neßler
                              									zu Versuchen veranlaßt über den Einfluß dieser Stoffe auf das Keimen der Samen und
                              									das Wachsen der Pflanzen (Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baden,
                              									1876 S. 42). Wurde der Boden ziemlich trocken gehalten, so starben die Pflanzen
                              									schon ab, wenn auf 1700g Erde 0g,25 Eisenvitriol oder 0g,1 Carbolsäure zugesetzt wurde. Im
                              									feuchten Boden vertrugen die Pflanzen bis 2g Eisenvitriol und 0g,5
                              									Carbolsäure ohne Schaden. Bei einer gleichmäßigen Vertheilung des Düngers, welche
                              									übrigens auch aus anderen Gründen erforderlich ist, sind diese Desinfectionsmittel
                              									für den Ackerbau also unschädlich.
                           
                        
                           Ueber einen neuen Zucker in den Blättern des Nußbaumes.
                           Tanret und Villiers (Comptes rendus, 1877 t. 84
                              										p. 393) haben in den Wallnußblättern eine dem Inosit
                              									nahestehende Zuckerart, Nucit genannt, aufgefunden; seine Zusammensetzung entspricht
                              									der chemischen Formel C₆H₁₂O₆ . 2 H₂O oder C₁₂ H₁₂ O₁₂ + 4 HO. Er bildet süß schmeckende, klinorhombische Prismen
                              									von 1,54 spec. Gew., ist leicht löslich in Wasser, Alkohol, Aether und Chloroform,
                              									dreht die Polarisationsebene nicht, reducirt die Fehling'sche Lösung nicht und ist
                              									selbst nach dem Kochen mit verdünnter Schwefelsäure nicht gährungsfähig. Mit
                              									Salpetersäure behandelt, bildet er weder Schleimsäure noch Oxalsäure.
                           
                        
                           Fleischverbrauch im Königreich Sachsen.
                           In den sächsischen Städten, welche im J. 1875 mehr als 8000 Einwohner zählten, war
                              									der mittlere Fleischverbrauch in Pfund (0k,5) von 1867 bis 1875 für den Kopf der Bevölkerung:
                           
                              
                                 Leipzig
                                 147,2
                                 Hainichen
                                 57,9
                                 
                              
                                 Dresden
                                 90,5
                                 Zwickau
                                 56,0
                                 
                              
                                 Meißen
                                 89,6
                                 Plauen
                                 54,2
                                 
                              
                                 Bautzen
                                 77,1
                                 Crimmitschau
                                 53,7
                                 
                              
                                 Chemnitz
                                 76,5
                                 Werdau
                                 50,9
                                 
                              
                                 Wurzen
                                 75,4
                                 Mittweida
                                 47,7
                                 
                              
                                 Großenhain
                                 71,3
                                 Reichenbach
                                 45,2
                                 
                              
                                 Pirna
                                 70,6
                                 Zschopau
                                 44,8
                                 
                              
                                 Freiberg
                                 65,7
                                 Meerane
                                 41,8
                                 
                              
                                 Zittau
                                 64,8
                                 Frankenberg
                                 39,0
                                 
                              
                                 Annaberg
                                 62,2
                                 Glauchau
                                 37,6
                                 
                              
                                 Döbeln
                                 58,2
                                 Schneeberg
                                 35,1.
                                 
                              
                           Die mittleren Fleischpreise für 1 Pfd. (0k,5) betrugen in Pf.
                           
                              
                                 Im J.
                                 Rindfleisch.
                                 Schweinefleisch.
                                 Hammelfleisch.
                                 Kalbfleisch.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1836
                                 28
                                 33
                                 27
                                 17
                                 
                              
                                 1845
                                 30
                                 34
                                 29
                                 17
                                 
                              
                                 1855
                                 37
                                 52
                                 38
                                 22
                                 
                              
                                 1865
                                 42
                                 55
                                 40
                                 28
                                 
                              
                                 1875
                                 65
                                 70
                                 55
                                  50.
                                 
                              
                           (Zeitschrift des k. sächsischen statistischen Bureau, 1876 S.
                              									284.)
                           
                        
                           
                           Zur Untersuchung der Superphosphate.
                           Die Gehaltsbestimmung der Superphosphate durch Wasserauszug gestattet kein genügendes
                              									Urtheil über den vom Fabrikanten gemachten Aufwand an Phosphat und Säure, da der
                              									saure phosphorsaure Kalk leicht durch Erwärmung und Trocknung, die beim Vermischen
                              									des Phosphates mit Schwefelsäure unvermeidlich sind, in freie Phosphorsäure und
                              									neutralen phosphorsauren Kalk zerfällt. Die Fabrikanten werden dadurch gezwungen,
                              									hochgrädige und möglichst reine, daher verhältnißmäßig theuere Phosphate mit 25 bis
                              									30 Proc. Schwefelsäure mehr zu versetzen, als nöthig wäre, um sauren phosphorsauren
                              									Kalk zu bilden, nur um alle Phosphorsäure als wasserlöslich bestimmbar zu erhalten.
                              									Diesen für die Wirkung der Superphosphate unnützen Mehraufwand an Schwefelsäure
                              									müssen schließlich die Landwirthe wenigstens theilweise bezahlen, so daß beide
                              									Theile durch diese Bestimmungsmethode geschädigt werden. In Frankreich hat man die
                              									Unzulänglichkeit der Analyse auf nur wasserlösliche Phosphorsäure erkannt, und seit
                              									1872 haben alle Chemiker die von Joulie modificirte
                              									Methode Fresenius, Neubauer und Luck angenommen, welche die wasserlösliche und die assimilirbare
                              									Phosphorsäure in einer Lösung von alkalisch citronensaurem Ammoniak bestimmt und als
                              									gleichwerthig annimmt. Der unaufgeschlossene basisch phosphorsaure Kalk wird davon
                              									nicht berührt und nur die andern Phosphate in Lösung gebracht.
                           H. Albert und L. Siegfried
                              									(Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S. 182) ziehen zu gleichem Zweck das
                              									alkalisch weinsaure Ammoniak vor, weil weinsaures Ammoniak wie essigsaures Natron
                              									zur Urantitrirung genommen werden kann, der Magnesianiederschlag sich schneller
                              									abscheidet und nach wenig Auswaschen schnell zur Titrirung gelöst werden kann. Zur
                              									Darstellung der Lösungsflüssigkeit werden 240g Weinsäure mit Ammoniak neutralisirt, mit 10cc Ammoniakflüssigkeit von 0,93 spec. Gew.
                              									versetzt und auf 1l aufgefüllt. Zur Lösung
                              									der Superphosphate wird auf 1g wohl
                              									gemischten und gesiebten Superphosphates 40cc alkalische weinsaure Ammoniakflüssigkeit genommen, nach und nach im
                              									Mörser fein abgerieben und in ein 100cc-Kölbchen gebracht; nach 1 Stunde wird auf 100cc mit Wasser angefüllt, gemischt,
                              									filtrirt, das Erstablaufende weggegossen und dann 50cc mit 10cc Magnesialösung und 20cc Ammoniakflüssigkeit versetzt 2 Stunden
                              									in bedecktem Glas stehen gelassen; dann wird die phosphorsaure Ammon-Magnesia
                              									aus dem Filter gesammelt, etwa 3 Mal mit verdünntem Ammoniak ausgewaschen, in
                              									Salpetersäure gelöst, mit Ammoniak gesättigt, mit Essigsäure angesäuert und mit Uran
                              									titrirt. Der Ammon-Magnesia-Phosphat-Niederschlag entsteht sehr
                              									schnell und vollkommen in 2 Stunden, wie es in mehrern Fällen festgestellt wurde.
                              									Die Differenzen, welche andere Chemiker im Vergleich der Weinsäure-Analyse
                              									mit Urantitrirung gegen die Molybdänmethode gefunden haben, fanden die Verfasser
                              									nicht, halten vielmehr jene Methode jedenfalls zu Superphosphat-Analysen für
                              									hinreichend genau.
                           Die mitgetheilten Beleganalysen gaben befriedigende Resultate.
                           
                        
                           Ueber verfälschte Butter.
                           E. Reichardt (Archiv der Pharmacie, 1877 Bd. 210 S. 339
                              									bis 354) bemerkt, daß zum Nachweis eines Zusatzes von Talg zur Butter (1877 224 204) Geruch und Geschmack nicht ausreichen. Die der
                              									Butter zugesetzten Farbstoffe der Möhre, rothen Rübe, des Orlean, seltener des
                              									Safrans und der Curcuma (Flückiger fand einmal auch
                              									Chromgelb) lassen sich durch Behandeln der Butter mit starkem Alkohol ausfinden.
                           Der Kochsalzgehalt der Butter sollte nur etwa 2 Proc. betragen; er schwankt nach Schacht von 0,6 bis 12 Proc. Zur Bestimmung desselben
                              									werden etwa 10g Butter mit 30 bis 40cc Wasser zum Kochen erwärmt; nach dem
                              									Erkalten wird die wässerige Lösung abgedampft und nach dem Trocknen bei 120°
                              									gewogen.
                           Butter ist um so haltbarer, je weniger Wasser sie enthält; Schacht fand in den besten Berliner Buttersorten 1,25 bis 9 Proc., in
                              									geringen Sorten selbst 37,5 Proc., Moser 15 bis 20 Proc.
                              									Wasser. Zur Bestimmung des Wassergehaltes werden 5 bis 10g Butter bis zum constanten Gewicht im
                              									Wasserbade getrocknet.
                           
                           Als fremde Zusätze zur Butter werden als beobachtet angeführt: Kreide, Gyps,
                              									Zinkoxyd, Stärkemehl und Schwerspath. Bei der Behandlung der Butter mit kochendem
                              									Wasser bleiben dieselben in der wässerigen Flüssigkeit. Vorzuziehen ist die Lösung
                              									der Butter in Aether, wobei die genannten Zusätze, wie auch der meist nur in
                              									geringen Mengen vorhandene Käsestoff (0,2 bis 0,5 Proc.) zurückbleiben.
                           Das Butterfett ist noch wenig gekannt. Specifisches Gewicht und Schmelzpunkt geben
                              									nur wenig brauchbare Anhaltspunkte; auch über die Löslichkeit der Butter in Aether
                              									sind die Ansichten noch getheilt. Besser ist schon das Verseisen des Fettes und die
                              									Schmelzpunktbestimmung der abgeschiedenen Fettsäuren.
                           
                        
                           Ueber die Mistel.
                           H. Grandeau und A. Bouton (Comptes rendus, 1877 t. 84
                              										p. 129 und 500) haben von verschiedenen Bäumen die
                              									Mistel (Viscum album) untersucht. Nachstehende kleine
                              									Tabelle enthält den Procentgehalt der trocknen Pflanzen an Asche und die
                              									Zusammensetzung derselben von der Pappel (I), der Robinie (II) und der Fichte
                              									(III):
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 213
                              Holz; Mistel; Asche
                                 										(kohlensäurefrei); Phosphorsäure; Schwefelsäure; Kieselsäure; Kalk; Magnesia;
                                 										Manganoxyd; Eisenoxyd; Kali; Natron; Chlor; Sauerstoffäquivalent für Chlor;
                                 										Kohlensäure in 100 Th. Asche; Spur
                              
                           Auch die Menge der in der Mistel enthaltenen Proteïnstoffe, Fette, Rohfaser u.
                              									dgl. wechselt mit der Stammpflanze. Bemerkenswerth ist der hohe Gehalt der
                              									Mistelasche an Kali und Phosphorsäure.
                           
                        
                           Darstellung von Essigsäure.
                           J. Scoffern und J. Atcherley
                              									wollen nach einem englischen Patent (vom 22. Juni 1875) in die Lösung von
                              									essigsaurem Blei gasförmige schweflige Säure einleiten; schwefligsaures Blei fällt
                              									nieder, Essigsäure bleibt in Lösung.
                           
                        
                           Herstellung von salpetrigsauren Alkalien.
                           Gegenüber den bisher gebräuchlichen Methoden zur Herstellung der salpetrigsauren
                              									Alkalien schlägt A. Etard (Comptes
                                 										rendus, 1877 t. 84 p. 234) vor, ein Gemisch gleicher Molecüle von Sulfit und Nitrat in einem
                              									rothglühenden Tiegel zu erhitzen. Die Zersetzung geht rasch vor sich nach der
                              									Formel: KNO₃ + K₂SO₃ = K₂SO₄ + KNO₂ wird
                              										KO, NO₅ + 2 KO,
                                 										SO₂ = 2 KO, SO₃ + KO, NO₃. Aus der gepulverten Schmelze wird durch
                              									Alkohol leicht das reine salpetrigsaure Kalium ausgezogen.
                           
                        
                           
                           Zur Untersuchung der Rauchgase.
                           Der Rauch sämmtlicher Quecksilberöfen in Idria entweicht, nachdem er die mit Wasser
                              									gekühlten Condensationsröhren, dann ein System von Kammern und Canälen durchzogen,
                              									und die zur Herstellung des nöthigen Zuges am Fuße des am Gebirgsabhange sich
                              									hinanziehenden Centralcanales eingerichtete Rostfeuerung passirt hat, durch die am
                              									Endpunkte dieses 270m langen Canales
                              									stehende 14m hohe Esse. Die geringe Menge
                              									Quecksilber, welche mit dem Rauche durch die Esse entweicht, ist nicht als Dampf,
                              									sondern mechanisch mit den fixen Rauchbestandtheilen, dem Ruß oder Stupp, gemengt
                              									vorhanden. Der Quecksilbergehalt des Rußes ist sehr verschieden und wechselt nach
                              										Teuber (Oesterreichische Zeitschrift für Berg-
                              									und Hüttenwesen, 1877 S. 123) zwischen 1 und 47 Proc. Quecksilber, welches als
                              									Metall, als Salz, namentlich basisch schwefelsaures Quecksilber, und als
                              									Schwefelquecksilber vorhanden ist. Vier Rußproben enthielten z.B. an
                              									Quecksilber:
                           
                              
                                 als Salz
                                   7,32
                                   3,06
                                   6,10
                                 12,69
                                 
                              
                                 metallig
                                   3,12
                                 14,59
                                   0,92
                                   0,17
                                 
                              
                                 als Schwefelquecksilber
                                 27,33
                                   1,83
                                   3,40
                                   9,80
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 37,77
                                 19,48
                                 10,42
                                 22,66.
                                 
                              
                           Nach drei Versuchen von Patera im Sommer 1876 entwichen
                              									201, 770 und 1088, im Durchschnitt 686g
                              									Quecksilber aus der Centralesse, etwa 0,007 Proc. der Erzeugung.
                           Da das im Rauche enthaltene Quecksilber vorwiegend als Schwefelquecksilber vorhanden
                              									ist, so sind die Befürchtungen der Schädlichkeit dieses Rauches für die Umgegend
                              									jedenfalls übertrieben.
                           Die erste Rußprobe hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Hg in metallischer Form
                                 3,12
                                 
                              
                                 HgO, SO₃
                                 10,83
                                 
                              
                                 
                                    HgS
                                    
                                 31,10
                                 
                              
                                 FeO, SO₃
                                 6,02
                                 
                              
                                 MgO, SO₃
                                 7,50
                                 
                              
                                 KaO, SO₃
                                 1,24
                                 
                              
                                 NH₄, SO₃
                                 0,54
                                 
                              
                                 SiO₂
                                 2,20
                                 
                              
                                 Organische Stoffe mit Aether extrahirt
                                 5,00
                                 
                              
                                 Kohle
                                 19,80
                                 
                              
                                 Wasser und aromatische Stoffe
                                 10,30
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 97,65.
                                 
                              
                           Der gasförmige Theil des Essenrauches besteht aus Schwefelwasserstoff,
                              									Schwefligsäure, Kohlenoxyd, Kohlensäure, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserdampf.
                              									Schwefelwasserstoff und Schwefligsäure wurden gewichtsanalytisch, die übrigen
                              									volumetrisch nach Bunsen bestimmt. Von mehreren nicht
                              									wesentlich von einander abweichenden Analysen sei folgende angeführt:
                           
                              
                                 
                                    SH
                                    
                                 =
                                 0,004
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 SO₂
                                 =
                                 0,050
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 CO₂
                                 =
                                 5,636
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    CO
                                    
                                 =
                                 1,740
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    O
                                    
                                    N
                                    
                                 ==
                                 15,40077,170
                                 
                                    
                                    
                                 =
                                 
                                    
                                    
                                 LuftN
                                 73,3319,24
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,000.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Endlich winde das der Centralesse binnen 24 Stunden entströmende Gasquantum überhaupt
                              									aus dem Essenquerschnitte (1qm,331) und der
                              									Rauchgeschwindigkeit bestimmt; letztere ließ sich mittels kleiner Papierstückchen
                              									aus der Zeit, welche sie vom Auslassen bis zum Erscheinen an der vom Eintragspunkte
                              									in 14m Höhe ausmündenden Essenkrone
                              									benöthigten, für diesen Zweck hinreichend genau ermitteln und beträgt selbe in der
                              									Secunde durchschnittlich 1m,66. Hiernach
                              									gibt die Esse täglich etwa 5cbm,9
                              									Schwefelwasserstoff, 73cbm,5
                              									Schwefligsäure, 8285cbm Kohlensäure und
                              										2558cbm Kohlenoxyd in die Atmosphäre.
                              									Von der Wirkung auch des gasförmigen Theiles dieses Rauches ist daher wenig zu fürchten, wie
                              									dies auch die tadellose Vegetation um die Centralesse und am ganzen von dem Rauche
                              									bestrichenen Gebirgsabhange zeigt. (Vgl. 1876 220
                              									87.)
                           
                        
                           Eigenthümliche Wärmeerzeugung.
                           J. Olivier (Comptes rendus,
                              									1877 t. 84 p. 550) hat eine
                              									70 bis 80cm lange Stahlstange von 15mm Quadrat mit der einen Hand an dem einen
                              									Ende, mit der andern in der Mitte angefaßt und so das andere Ende gegen einen sich
                              									rasch umdrehenden Schleifstein gehalten. Binnen wenigen Minuten wurde das geriebene
                              									Ende heiß, in der Mitte war keine Temperaturerhöhung bemerkbar, während das in der
                              									Hand gehaltene andere Ende so heiß wurde, daß er die Stange loslassen mußte.
                           
                        
                           Ueber die antiseptischen Eigenschaften des
                              									Kaliumbichromates.
                           Laujorrois (Comptes rendus,
                              									1877 t. 84 p. 625) hat
                              									gefunden, daß der Zusatz von 1 Proc. doppeltchromsaurem Kalium genügt, die Fäulniß
                              									von Wasser mit Fleisch, Urin, Leim und anderen organischen Stoffen zu verhüten. Das
                              									Kaliumbichromat dürfte daher zur Conservirung anatomischer Präparate u. dgl.
                              									Beachtung verdienen.
                           
                        
                           Zur Geschichte der Erfindung des Aräometers.
                           E. Gerland (Annalen der Physik und ChemieNeue Folge von Poggendorff's Annalen, herausgegeben von Wiedemann. – Pogggendorff, geb.
                                    											am 29. December 1796 in Hamburg, hat von dem J. 1824 bis zu seinem am 24.
                                    											Januar 1877 erfolgten Tode 160 Bände seiner Zeitschrift nebst 7
                                    											Ergänzungsbänden herausgegeben.F., 1877 Bd. 1 S. 150) zeigt in einer bemerkenswerthen geschichtlichen
                              									Abhandlung, daß die verbreitete Ansicht, Archimedes habe
                              									das Aräometer erfunden, durch nichts beglaubigt ist. Wahrscheinlich ist dasselbe
                              									zuerst im 4. Jahrhundert n. Ch. und zwar zunächst zu medicinischen Zwecken
                              									construirt.
                           
                        
                           Pflug's Platinfarbe.
                           Ueber diese Anstrichmasse, deren Analyse bereits mitgetheilt wurde (1876 221 288), berichtet W. Kümmel
                              									(Deutsche Bauzeitung, 1877 S. 267), daß sie nicht mehr leistet als jede andere gute
                              									Oelfarbe, theilweise sogar nicht unwesentlich hinter derselben zurücksteht, wie die
                              									von ihm mitgetheilten Versuche zeigen.
                           
                        
                           Die Beschwerung der Seide.
                           Die mißbräuchliche Beschwerung der schwarzgefärbten Seide, welche bis zu 50,100 und
                              									mehr Procent des Gewichtes der Gewebe oder der Garne getrieben wird, ist in den
                              									verschiedenen Fachzeitschriften, so auch in diesem Journal (1874 211 312), zu wiederholten Malen als unheilvoll für die
                              									Seidenindustrie gekennzeichnet worden. Daß solche Charakterlosigkeiten der
                              									Fabrikation das kaufende Publicum mit unendlichem Mißtrauen und schließlich
                              									unbesiegbarem Widerwillen erfüllen müssen, braucht so wenig bewiesen zu werden als
                              									ein mathematischer Grundsatz. Der Erfolg hat es einmal gezeigt. Die Seidenindustrie
                              									ist seit einer Reihe von Jahren leidend, noch ehe man die Schuld auf die
                              									Seidenraupenkrankheit schieben konnte, und noch ehe ein berühmtes Welthaus, dessen
                              									Name nach einigen Börsenberichten mit dem Anfangsbuchstaben „R“
                              									beginnen soll, den Seidenartikel seiner Aufmerksamkeit würdigte, um in ihm für ein
                              									Jahr ein brillantes Geschäft zu machen, ähnlich wie dies vor einigen Jahren mit dem Kaffee und im
                              									vergangenen Jahre mit dem Petroleum von anderer Seite in Scene gesetzt worden ist.
                              									Dies hatte freilich noch gefehlt, und man kann nunmehr keine Zeitung irgend welcher
                              									Gattung in die Hand nehmen, die uns nicht durch die traurigsten Berichte über den
                              									dermaligen Stand der gesammten Seidefabrikation betrüben würde. Man sollte nun
                              									denken, daß nach menschlichen Berechnungen der thatsächliche Ernst der Situation
                              									eine heilsame Reaction innerhalb der Fabrikation hervorrufen würde, um wenigstens,
                              									so viel in ihrer Macht liegt, die allgemeine Nothlage zu beschwören. Statt dessen
                              									berichtet die Chemical Review von einer verbesserten und
                              									vermehrten Seidebeschwerungskunst. Aber wohlweislich gibt sie nicht etwa eine
                              									ausführliche Anleitung zu dem neuen Verfahren, sondern sie denuncirt es einfach der
                              									Polizei, während Referent sich veranlaßt sieht, den Textile
                                 										Manufacturer der Inconsequenz anzuklagen, weil dieses Journal in seiner
                              									Nummer vom 15. März 1877 S. 86 in einem Athem sowohl die Warnung der Chemical Review, als auch einen förmlichen Katechismus
                              									der höchsten und allerhöchsten Beschwerungskunst der Seide mittheilt.
                           Nach der Chemical Review hat sich bisher die Beschwerung
                              									nur auf dunkel, hauptsächlich schwarz gefärbte Seide beschränkt; nun aber werden
                              									auch weiße und lichtfärbige Seidenwaaren beschwert, und zwar mit schwefelsaurem oder
                              									kohlensaurem Blei. Sie erwähnt die Beschwerung mit Zucker, Eiweiß und Gummi nicht,
                              									weil sie offenbar der Ansicht ist, daß dieselbe gegenüber der Beschwerung mit Blei
                              									nur ein harmloser, leichtwiegender Appret ist. Denn daß man hier dem Publicum eine
                              									Quelle fortgesetzter, langsamer, schließlich aber acuter Vergiftung, namentlich den
                              									Personen, welche täglich mit solcher Waare beschäftigt sind, in die Hand gibt, ist
                              									nicht blos leicht einzusehen, sondern es liegen auch wirkliche Bleivergiftungsfälle
                              									vor, deren Ursachen auf derartig beschwerte Seidenstoffe zurückzuführen sind. Die
                              									größte Gefahr existirt offenbar für die Personen, welche derartige Stoffe
                              									verarbeiten; sei es, daß sie mit Seidenfaden nähen, den sie oft die löbliche
                              									Gewohnheit haben, mit den Zähnen abzubeißen, oder für das Einfädeln mit dem Mund zu
                              									netzen, sei es, daß sie das seidene, bleihaltige Kleid den ganzen Tag zwischen den
                              									Fingern halten, hin und her schieben und den giftigen Staub einathmen. Natürlich
                              									wird der behandelnde Arzt, auch wenn er die Bleivergiftung constatirt hat, in den
                              									seltensten Fällen auf diese Ursache verfallen, sondern dieselbe eher im Wasser,
                              									Wein, Essig, in schlecht verzinnten Kochgeschirren oder in den Zinnverpackungen von
                              									importirtem Fleisch, Butter, Früchten u.s.w. suchen, welche letztere Zinnfolien
                              									freilich in neuerer Zeit bleihaltig genug sind. Chemical
                                 										Review versichert wiederholt, daß ihre Befürchtungen auf solchen
                              									thatsächlich vorgekommenen Vergiftungsfällen beruhen, und ist der Ansicht, daß wenn
                              									man die Wirthe, die Zuckerbäcker und die Specereihändler für die Reinheit und
                              									Ungefährlichkeit der von ihnen ausgebotenen Waaren verantwortlich mache, dasselbe
                              									Recht und dieselbe Pflicht auch für die Tuch- und Modewaarenhandlungen
                              									bestehen müsse. Referent kann dieser Anschauung nur beipflichten; er ist überdies
                              									schon längst zu der Ansicht gelangt, daß es nachgerade zeitgemäß wäre, wenn die
                              									größern Verkaufslocale, ob sie nun mit Wolle, Baumwolle, Seide oder mit allem
                              									zusammen handeln, sich ein kleines Hauslaboratorium einrichten würden, bestehend in
                              									einem Mikroskop, einer Loupe, einem Fadenzähler, einigen kleinen Kochgeschirren mit
                              									Gasheizung, einem Marsh'schen Apparat, ferner einigen Gläsern mit Malz, Seife, Zink,
                              									Ferrocyankalium, Chlorkalk, Weingeist, Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure,
                              									Essigsäure, Natronlauge, Salmiakgeist, einer Spritzflasche und etlichen
                              									Reagens- und Uhrgläschen. Fügt man dann noch ein Gläschen mit
                              									Schwefelwasserstoffwasser hinzu, so hat man damit das sicherste und rascheste
                              									Mittel, um weiße oder lichtgefärbte Seide auf Bleibeschwerung zu prüfen.
                           
                              Kl.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Taf. D. Otto Schrott: Ueber amerikanische Turbinen. S. 216–217