| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Nr. , S. 303 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Amerikanische Schneepflüge.
                           Die alteuropäische Methode, den Schnee schlecht und recht von der Fahrbahn abzuheben
                              									und auf den Seiten derselben abzulagern, ist nun ein überwundener Standpunkt. Nach
                              									John Mabbs' Patent (abgebildet im Scientific American Supplement, November 1876 S. 731) stößt die Locomotive
                              									statt des Schneepfluges einen kleinen Wagen mit eigener Dampfmaschine vor sich her.
                              									Die Maschine treibt eine Luftcompressionsmaschine, die in einen unten offenen Schuh
                              									ausbläst, welcher vor dem Wagen angebracht ist und die ganze Breite der Fahrbahn
                              									einnimmt. Die Wirkung ist nun selbstverständlich; der Schuh nimmt beim
                              									Vorwärtsschieben die Schneemassen des Bahnkörpers in sich auf, die Luft schleudert
                              									dieselben in die Höhe und bläst durch ein stellbares Mundstück am Obertheile des
                              									Stiefels den Schnee nach irgend einer beliebigen Richtung in die Ferne.
                           Noch radicaler geht aber J. H. Pielert vor. Nach derselben
                              									Quelle stellt er einen kleinen Dampfwagen her, der vorn einen Excavator trägt und
                              									sich damit in den Schnee hineinschaufelt. Um den Excavator ist ein Gehäuse, in
                              									welchem oben, von der Dampfmaschine des Wagens getrieben, ein Ventilator sitzt, der
                              									die vom Excavator ausgeschaufelten Schneemassen ansaugt und in das Innere eines
                              									großen, fortwährend geheizten Röhrenkessels bringt, worin sie zu Wasser zerschmolzen
                              									werden!
                           Noch eine Frage: Könnte man nicht den Dampf dieses Kessels gleich zum Betrieb der
                              									Maschine verwenden?
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Methode zur Prüfung von Eisenbahnschienen.
                           Eine neue Methode zur Prüfung der Schienen soll nach der Eisenbahn, 1877 S. 59 in den
                              									Walzwerken zu Barrow (England) angewendet werden und darin bestehen, daß der
                              									Kraftaufwand, welcher erforderlich ist, um die Schiene zu lochen, gemessen und von
                              									der Lochmaschine selbst gleich in die Schiene gestanzt wird. Um dabei den
                              									schädlichen Einfluß des Lochens auf Stahlschienen zu vermeiden, werden die Löcher um 5mm enger gelocht und dann auf das richtige
                              									Maß der Laschenbolzen ausgebohrt, da sich der deteriorirende Einfluß nur auf eine
                              									enge Zone erstreckt. Die zum Durchstoßen erforderliche Kraft variirt genau mit der
                              									Zugfestigkeit des Materials, welche mit 49 bis 52k auf 1qmm als die
                              									empfehlenswertheste angegeben wird; für eine große, in Barrow ausgeführte
                              									Schienenlieferung nach Canada war ein Widerstand gegen das Lochen von 2500k pro 1mm Stärke für 22mm-Löcher
                              									als Lieferungsbedingung festgestellt worden.
                           
                        
                           Van Haagen's combinirte
                              									Vertical- und Horizontalbohrmaschine.
                           Aus der Weltausstellung in Philadelphia 1876 hatte Van
                                 										Haagen eine wohl nur principiell interessante freistehende Bohrmaschine
                              									ausgestellt, welche sowohl zum Bohren in verticaler, als auch in horizontaler
                              									Richtung verwendet werden konnte und in der Revue
                                 										industrielle, October 1876 S. 399 abgebildet ist. Die auf gehobelter, mit
                              									Aufspannschlitzen versehener Grundplatte montirte Verticalbohrmaschine besitzt am
                              									runden Ständerfuße einen wegdrehbaren, der Höhe nach verstellbaren Aufspanntisch.
                              									Die verticale Bohrspindel steht durch ein Paar Schrägräder mit einer horizontalen
                              									Bohrspindel in Verbindung, die in einem Gehäuse gelagert ist, an welchem sich auch
                              									die Steuerungsvorrichtung für dieselbe befindet. Dieses Gehäuse ruht auf einem
                              									Untersatze, welcher auf der Grundplatte befestigt ist, und kann auf diesem fast im
                              									vollen Kreise um die Achse der verticalen Bohrspindel gedreht werden. Der Untersatz
                              									sammt dem Gehäuse mit der horizontalen Bohrspindel kann entfernt werden, wenn
                              									vertical gebohrt werden soll. Mit Hilfe dieser Maschine können daher sowohl
                              									verticale als horizontale Löcher in das auf den wegdrehbaren Aufspanntisch gespannte
                              									Arbeitsstück gebohrt werden, letztere auch nach allen beliebigen Richtungen, ohne
                              									daß das Arbeitsstück umgespannt werden muß, und soll sich die Maschine besonders für
                              									Reparaturwerkstätten eignen.
                           
                        
                           Ueber Steinsägen mit Diamantspitzen und deren Ersatz.
                           Ueber die mit Diamantspitzen besetzten Steinsägen, welche auf der Weltausstellung in
                              									Philadelphia zu sehen waren, bringt Engineering, April
                              									1877 S. 281 einen Bericht, welcher ein abfälliges Urtheil über den Werth der mit
                              									Diamantspitzen besetzten Steinsägen enthält. Hiernach werden in diesen Sägen
                              									(Kreissägen oder verticale oder horizontale Gattersägen) schwarze Diamanten als
                              									Zähne oder schneidende Punkte angewendet, welche in Brasilien gefunden werden und
                              									unter der Bezeichnung „Carbons“ bekannt sind. Dieselben sind
                              									weder schön noch werthvoll, sollen aber nach den Ankündigungen der Patentbesitzer
                              									von so erstaunlicher Dauerhaftigkeit sein, daß sie, ununterbrochen zum Schneiden
                              									harter und griesiger Felsstücke verwendet, während einer Periode von 4 Monaten
                              									aushalten. Das Neue in den verschiedenen ausgestellten Maschinen dieser Art schien
                              									blos in der verschiedenen Methode des Haltens der Carbons zu liegen. Hier aber liegt
                              									der schwache Punkt dieser Maschinen. Die von den Patentinhabern gewöhnlich als
                              										„theurer wie Gold und dennoch das billigste aller Werkzeuge für diesen
                                 										Zweck“ bezeichneten Diamantspitzen haben das Bestreben, aus ihrer
                              									Fassung herauszufallen und dann mit dem losgetrennten Steinpulver weggewaschen zu
                              									werden. Die Diamantsteinsäge ist nämlich eine gewöhnliche Säge, deren Blätter
                              									abwechselnd rechts und links mit Diamantspitzen besetzt, welche so gefaßt sind, daß
                              									sie beim Durchgange durch den Stein eine genügend weite Schnittfuge erzeugen, daß
                              									sowohl das Sägeblatt als auch die Fassung der Diamanten unbehindert hindurch gehen
                              									kann. Diejenigen, welche das Steinsägen irgendwo, speciell aber in den mittlern
                              									Staaten von Amerika ausführen sahen, wo Dutzende von Gattersägen, in einfachen
                              									Schupfen stehend, mit Sand und Wasser arbeiten, würden es vermissen, irgend welchen
                              									Vortheil zu sehen, welcher durch die Substitution der Diamanten statt des sonst
                              									verwendeten Sandes als reibenden Elementes erreicht wäre. Die Kunst hierin bestehe,
                              									wie häufig anderwärts mehr in dem Verkaufe des Patentrechtes, als in dem Nachweise
                              									ökonomischer Vortheile seitens der Erfinder.
                           Brunton und Trier schließen
                              									hieran im Engineering, April 1877 S. 314 die
                              									Mittheilung, daß sie statt Diamant gewöhnlichen Stahl, ja sogar, und besser als diesen, abgeschrecktes
                              									Gußeisen zur Bearbeitung jedes harten Granits anzuwenden in der Lage sind. Sie geben
                              									an, dies dadurch zu erreichen, daß sie sehr große Arbeitsgeschwindigkeiten zur
                              									Anwendung bringen.
                           Bezüglich der Verwendung abgeschreckten Gußeisens in der Form feiner Kügelchen zum
                              									Sägen harten Granits, statt des sonst gewöhnlich gebräuchlichen Sandes, fügen wir
                              									hier noch in Kürze eine von der Polytechnic Review,
                              									Januar 1877 S. 15 gebrachte Notiz bei. Mit Rücksicht darauf, daß mit gewöhnlichen
                              									Steinsägen, bei welchen Sand als reibendes Element in Anwendung kommt, nur 40 bis
                              										50mm Granit pro Tag gesägt werden
                              									können, müssen diese für den genannten Zweck als unvortheilhaft bezeichnet werden.
                              									Es erregte deshalb der auf der Weltausstellung in Philadelphia von Struthers and Sons vorgeführte
                              									Proceß des Sägens von Granit unter Anwendung von gußeisernen Kügelchen besondere
                              									Aufmerksamkeit. Ein gegen einen dünnen Strahl geschmolzenen Eisens geleiteter
                              									Dampfstrahl zerstäubt das Eisen. Die so erhaltenen Kügelchen von etwa 0mm,5 Durchmesser fallen in kaltes Wasser
                              									und werden hierin abgeschreckt, wobei sie eine ganz bedeutende Härte erlangen. Diese
                              									Eisenkügelchen werden unter einem Sägeblatte aus weichem Eisen mit gleichzeitiger
                              									Anwendung eines Wasserstrahles genau so verwendet wie der Sand beim Sägen von
                              									Marmor. Man könnte glauben, daß die scharfen Sandkörnchen wirksamer wären als die
                              									runden Eisenlügelchen; indeß findet man bald, daß die Sandkörnchen rasch zu Staub
                              									zerdrückt sind, während die Eisenkügelchen einfach abgenutzt nur kleiner werden und
                              									lange Rinnen erzeugen, die sich auch auf der Unterseite des Sägeblattes zeigen, wo
                              									sie von einem bis zum andern Ende desselben reichen. (Vgl. Note 9 S. 17 Bd. 212) Auf
                              									diese Weise können 75 bis 100mm Granit pro
                              									Stunde gesägt werden, und zwar mit ganz geringen Kosten, da der Verbrauch an Eisen
                              									nur etwa 15k für 1qm Schnittfuge oder für 2qm Schnittfläche beträgt. Bei kleinen
                              									Blöcken, für welche eine Säge benutzt werden kann, welche kurz genug und daher steif
                              									genug ist, um einen hohen Druck aushalten zu können, ohne sich zu deformiren, wurde
                              									gefunden, daß man sogar 300 bis 350mm in
                              									der Stunde sägen kann. Die bei diesem Verfahren erzielte Schnittfläche ist viel
                              									reiner und besser zum Poliren geeignet als die durch Hammerschläge erzielte, bei
                              									welch letzterer oft 3mm und mehr
                              									weggeschliffen werden müssen, um eine reine Oberfläche zu erhalten.
                           
                              J. P.
                              
                           
                        
                           Blitzableiter im Alterthum.
                           Talmud, Tosefta Sabbath VII, Ende, findet sich nach einer Mittheilung von Munk (Annalen der Physik und Chemie, 1877 Bd. 1 S. 320)
                              									folgende Angabe: „Wer ein Eisen stellt zwischen Geflügel übertritt das
                                 										Verbot der Nachahmung heidnischer Sitten; zum Schutze vor Blitz und Donner ist
                                 										dieses jedoch zu thun erlaubt.“ Hiernach hat man bereits im 4. bis 5.
                              									Jahrhundert n. Chr. den Einfluß des Blitzes auf Metalle, ja eine ähnliche
                              									Einrichtung wie die der Franklin'schen Blitzableiter gekannt.
                           Auch die Aegypter scheinen sich schon der hohen, an ihren Spitzen mit Kupfer
                              									beschlagenen oder vergoldeten Mastbäumen neben den Pylonenflügeln oder am Propylon
                              									der Tempel als Blitzableiter bedient zu haben: „im Abwehren des Unwetters,
                                 										dieses, des Himmels“, oder „um zu brechen das aus der Höhe
                                 										kommende Unwetter“.
                           
                        
                           Ueber die Metalle, welche das Eisen begleiten.
                           Nach den Untersuchungen von A. Terreil (Comptes rendus, 1877 t. 84
                              										p. 974) finden sich in den Eisenerzen stets Mangan,
                              									Nickel, Kobalt und Chrom, in einigen Eisensteinen auch Kupfer, Vanadin, Titan und
                              									Wolfram. Zur Nachweisung dieser Metalle wird die betreffende Substanz mit
                              									Königswasser oder mit Salzsäure und chlorsaurem Kalium behandelt, und das Filtrat
                              									mit Ammoniak gefällt. Im Rückstande finden sich Titan und Wolfram, im
                              									Eisenniederschlage Chrom und Vanadin, während Kupfer, Nickel, Kobalt und Mangan in
                              									Lösung bleiben.
                           
                        
                           
                           Bestimmung des Chroms im Chromeisenstein.
                           Das Verfahren von Klark, das Chrom durch Ueberführung des
                              									Chromoxydes in Chromsäure und Titrirung derselben mit Eisenoxydulsalzen zu
                              									bestimmen, liefert zwar sehr genaue Resultate, ist aber für technische Zwecke zu
                              									umständlich. S. Kern (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1877 S. 413) empfiehlt daher folgendes Verfahren: 0g,5 des gepulverten und ausgewaschenen
                              									Minerales werden mit saurem schwefelsauren Kalium geschmolzen; die Schmelze wird
                              									gepulvert und in Salpetersäure, unter Hinzusetzen geringer Mengen chlorsauren Kalis,
                              									gelöst. Die Lösung wird von der Kieselsäure abfiltrirt und aus dem Filtrat Eisen und
                              									Chrom durch Schwefelammonium ausgefällt. Der Niederschlag wird auf einem Filter
                              									gesammelt, getrocknet, geglüht, gepulvert und mit concentrirter Salzsäure behandelt.
                              									Das rückständige Chromoxyd wird abfiltrirt, gelinde geglüht und gewogen. Diese
                              									Methode, welche besonders bei chromreichen Mineralien gute Dienste leistet, ist für
                              									technische Zwecke vollkommen genügend, wie durch eine Anzahl Beleganalysen
                              									nachgewiesen ist.
                           Mendelejeff gibt an, daß der Chromgehalt der
                              									Chromeisensteine bequem und genau durch die Bestimmung des specifischen Gewichtes
                              									gefunden werden könne.
                           
                        
                           Xanthogensaures Kalium in der Analyse zur Trennung von Nickel
                              									und Kobalt.
                           Gelegentlich einer Untersuchung der xanthogensauren Salze gegen verschiedene
                              									Lösungsmittel fand T. L. Phipson (Chemical News Juni 1877 S. 270), daß das Kobaltsalz sich gegen Ammoniak
                              									durchaus entgegengesetzt verhält wie das Nickelsalz, und schlägt daher vor, dieses
                              									Verhalten zur quantitativen Trennung der beiden Metalle zu benutzen. Xanthogensaures
                              									Nickel bildet nämlich einen in Wasser fast unlöslichen chocoladefarbigen
                              									Niederschlag, der sich ungemein leicht in Ammoniak löst. Xanthogensaures Kobalt
                              									dagegen stellt einen dunkelgrünen, in Ammoniak fast unlöslichen Körper dar. Zur
                              									Trennung würde man nun in der Weise verfahren, daß man die schwach-salzsaure
                              									Lösung der beiden Metalle in der Kälte unter fortwährendem Umrühren mit
                              									Kaliumxanthogenat fällt, nach dem Abhitzen decantirt und das Nickelsalz mit Ammoniak
                              									aufnimmt, wobei dann das xanthogensaure Kobalt zurückbleibt.
                           Auch auf die ungemein leichte Löslichkeit des Zinksalzes und die dadurch schnell zu
                              									bewerkstelligende Trennung dieses Salzes von den entsprechenden Blei-,
                              									Kupfer- und Kobaltverbindungen macht Phipson am
                              									genannten Orte aufmerksam.
                           
                              S–t.
                              
                           
                        
                           Darstellung von Sauerstoff mittels Bariumdioxyd.
                           Bekanntlich nimmt Baryt bei Dunkelrothglut aus der atmosphärischen Luft Sauerstoff
                              									auf und bildet Bariumdioxyd, welches bei Weißglut diesen Sauerstoff wieder abgibt.
                              									Nach einiger Zeit wird durch diese starke Hitze der Baryt aber so dicht, daß er
                              									keinen Sauerstoff mehr aus der Luft aufnimmt und somit für die weitere Darstellung
                              									von Sauerstoff unwirksam wird. Boussingault (Comptes rendus, 1877 t. 84
                              										p. 521) hat nun gefunden, daß diese Zersetzung des
                              									Dioxydes schon bei Rothglut stattfindet, wenn der Apparat luftleer gemacht wird, und
                              									daß hierbei der Baryt porös und wirksam bleibt.
                           
                        
                           Temperatur des Weltraumes.
                           Aus einer großen Reihe von Versuchen berechnet O. Fröhlich
                              									(Repertorium für Meteorologie, Bd. 6 Nr. 1) die Temperatur des Weltraumes, d.h. die
                              									Temperatur, welche ein schwarzer Körper ohne Atmosphäre annehmen würde, wenn er sich
                              									an der Stelle der Erde im Weltraum befände, ohne Einwirkung der Sonne, ferner die
                              									mittlere Temperatur der Atmosphäre, sowie die Temperatur, welche die Erdoberfläche
                              									schließlich annehmen würde, wenn nur die Himmelswärme auf dieselbe einwirkte, sie also keine Wärme
                              									aus den tiefer liegenden Erdschichten empfinge. Als Beispiel mögen hier nur folgende
                              									Werthe angegeben werden:
                           
                              
                                 
                                 17. Aug.
                                 23. Oct.
                                 
                              
                                 Temperatur des Weltraumes
                                 –  131
                                 –  127°
                                 
                              
                                 Mittlere Temperatur der Atmosphäre
                                 –   17
                                 –   36
                                 
                              
                                 Lufttemperatur an der Erdoberfläche
                                      20
                                        5,5
                                 
                              
                                 Temperatur der berußten Erdoberfläche
                                 –   34
                                 –   57.
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Entstehung von Organismen in organischen Aufgüssen.
                           J. Tyndall hat gefunden, daß einige Heuaufgüsse selbst
                              									nach dem Kochen Organismen entwickelten. Es stellte sich heraus, daß diese
                              									Bakterienbildung nur bei Verwendung von 2 bis 5 Jahre altem Heu eintrat. Tyndall schreibt dieses eigenthümliche Resultat dem
                              									Trocknen und Erhärten der Keime im alten Heu zu. (Der Naturforscher, 1877 S.
                              									166.)
                           Bastian (Comptes rendus, 1877
                              										t. 84 p. 64. 187. 306)
                              									behauptet wiederholt, daß Harn auch ohne Zuführung von Keimen in Gährung übergeht
                              									und Bakterien entwickelt, diese also spontan entstehen (vgl. 1876 220 285).
                           Pasteur (Comptes rendus, 1877
                              										t. 84 p. 206. 307)
                              									bestreitet die Richtigkeit der Beobachtungen Bastian's
                              									und macht in Verbindung mit Joubert (daselbst p. 206) auf die in den Wässern und der atmosphärischen
                              									Luft schwebenden Bakterienkeime aufmerksam.
                           D. Müller (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1877 S. 776) hat die Versuche von Bastian wiederholt und
                              									ebenfalls auch nicht die Spur von generation aequivoca
                              									beobachten können.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Frostes auf die Pflanzen.
                           Nach F. A. Pagel und M. Märcker
                              									(Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins für Sachsen, 1877 S. 19) hatten
                              									Kohlpflanzen, frisch und erfroren, folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Erfroren.
                                 Nicht erfroren.
                                 
                              
                                 Aetherextract
                                   0,32
                                   0,33
                                 
                              
                                 Asche
                                   2,05
                                   1,77
                                 
                              
                                 Stickstoffhaltige Substanz
                                   1,61
                                   1,64
                                 
                              
                                 Holzfaser
                                   2,84
                                   2,52
                                 
                              
                                 Stickstofffreie Extractstoffe
                                   8,75
                                   7,77
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                 15,57
                                 14,03
                                 
                              
                                 Wasser
                                 84,43
                                 85,97
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00   
                                 100,00.  
                                 
                              
                           Ein wesentlicher Unterschied tritt hier nicht hervor; doch war es auffallend, daß aus
                              									den erfrorenen Pflanzen leicht 68,7 Proc., aus den nicht erfrorenen unter gleichen
                              									Umständen nur 7,1 Proc. Saft ausgepreßt werden konnte, offenbar in Folge einer
                              									Desorganisirung der Gewebe. 100cc Saft
                              									enthielten dagegen:
                           
                              
                                 
                                 Von gefrorenenPflanzen.
                                 Von nicht gefrorenenPflanzen.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                 7,96
                                 4,01
                                 
                              
                                 Asche
                                 1,63
                                 0,97
                                 
                              
                                 Traubenzucker
                                 4,17
                                 1,41
                                 
                              
                                 Dextrin (?)
                                 0,80
                                 0,58
                                 
                              
                                 Stickstoffsubstanz
                                 0,86
                                 0,51
                                 
                              
                                 Stickstofffreie Extractstoffe
                                 0,50
                                  0,54.
                                 
                              
                           In Folge des Frostes hatte sich demnach eine bedeutende Menge Zucker gebildet. Für
                              									die Kartoffeln ist bereits von Schmidt nachgewiesen, daß
                              									beim Frieren derselben ein großer Theil des Stärkemehles in Zucker übergeführt wird.
                              									Der Nahrungswerth der Pflanzen wird demnach durch das Frieren derselben nicht
                              									beeinträchtigt.
                           
                        
                           
                           Bieruntersuchung.
                           Biere von der Ausstellung in Hagenau hatten nach den Untersuchungen von Krandauer (Mittheilungen aus den Weihenstephaner Arbeiten
                              									vom J. 1875) folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 307
                              Bezeichnung der Brauereien und
                                 										Biere; Specifisches Gewicht; Säure entspr. cc Normallauge; Alkohol; Extract;
                                 										Zucker; Dextrin; Calorimeter cc Zehnteljodlösung; Proc.; Lambic 1839. E. Begquet, Brüssel; Lambic 1869. E. Begquet, Brüssel; Lambic 1872. E. Begquet, Brüssel;
                                 										Faro. E. Begquet, Brüssel; Lambic 1868. Claus Permentier, Thielrode bei Tamise; Bière
                                 										Double. Orge, Thielrode bei Tamise; Lambic 1871. De Boeck Frères, Brüssel; Gerstenbier. J. M.
                                 											De-Proost, Quod-Turnhout (Belgien);
                                 										De Winter Frères, Brouwers Oppuers (Belgien);
                                 										T. Smits van Waesberghe Stoombier brouwery. De 3
                                 										Hoefijzers le Breda; Double brown Stout. Hemelingen,
                                 										Bremen; India Pale Ale; Brauerei von G. Frick,
                                 										Straßburg; Brauerei von J. Danner, Mülhausen;
                                 										Brauerei von Gebr. Mügel, St. Joh. bei Saarbrücken;
                                 										Gerstenbier. Bern. Laus u. Joon, Gravenhage; Exportbierbrauerei. Volksgarten Stralsund;
                                 										Actienbrauerei Neustadt Magdeburg; Schankbier. Actienbrauerei Eger; Märzenbier.
                                 										Actienbrauerei Eger; Wienermärzenbier. Actienbrauerei Altenburg; Princesse Ale.
                                 										De Gekroonde Valk v. Vellenhoven; Valkerbier.
                                 										Amsterdam; Exportbier. Weihenstephan
                              
                           
                        
                           
                           Absorption des atmosphärischen Stickstoffes durch den
                              									Boden.
                           Es ist mehrfach behauptet worden, daß Humus aus der atmosphärischen Luft Stickstoff
                              									absorbire und daraus Ammoniak bilde. A. Pagel
                              									(Landwirthschaftliche Jahrbücher, Supplementheft 1877 S. 351) zeigt nun, daß
                              									Moorerde weder für sich, noch mit Kalilauge befeuchtet, Stickstoff aus der
                              									Atmosphäre aufnimmt und somit auch nicht zu Ammoniak bindet, wohl aber absorbirt die
                              									Humussubstanz, namentlich im Sonnenlicht, den Sauerstoff, so daß in einem
                              									abgeschlossenen Gasvolum nach 3 Wochen fast nur Stickstoff übrig blieb.
                           
                        
                           Zur Malzfabrikation.
                           Nach J. Thausing soll das Darrmalz stets eine lichte Farbe
                              									besitzen. Es ist unzweckmäßig, selbst zur Erzeugung von dunklem Bier ein braunes
                              									Malz herzustellen, und immer besser, man bereitet nur lichtes Malz und gibt der
                              									Würze die gewünschte Färbung durch Zusatz von Farbmalz. (Vgl. J. Thausing: Theorie und Praxis der Malzbereitung und
                              									Bierfabrikation. Leipzig 1877.)
                           Lintner (Bayerischer Bierbrauer, 1877 S. 108), welcher
                              									das genannte Werk warm empfiehlt, bemerkt jedoch hierzu, daß er es für unbedingt
                              									nöthig halte, dem Malz für die echten bayerischen Biere auf der Darre einen gewissen
                              									Grad von Bräunung zu geben. Die sogen, bayerischen Biere aus lichtem Malz mit
                              									Anwendung von Farbmalz haben weder den Geschmack noch die Wirkung der echten
                              									bayerischen Biere; grade das Darren des Malzes übt einen wesentlichen Einfluß auf
                              									den Charakter des Bieres aus. Was es um ein richtig bereitetes Malz für die
                              									bayerischen Biere ist, davon konnte die Staatsbrauerei Weihenstephan vom August
                              									vorigen Jahres an bis Anfangs Januar dieses Jahres sich hinlänglich überzeugen,
                              									indem dieselbe wegen des Umbaues der Darre genöthigt war, lichtes Kaufmalz mit Farbmalz zu versieden. Die daraus erhaltenen Biere
                              									waren weinig und so verschieden von dem sonstigen Charakter des Weihenstephaner
                              									Bieres, daß nicht nur in der nächsten Umgebung, sondern auch im Export der Nachlaß
                              									an Absatz sehr fühlbar wurde. Seitdem die Brauerei ihre Darre nun wieder in Betrieb
                              									hat und die Biere den frühern mehr vollmundigen Charakter wieder zeigen, ist dieser
                              									Uebelstand überwunden.
                           
                        
                           Bestimmung der organischen Stoffe in der Knochenkohle.
                           G. F. Meyer (Zeitschrift des Vereines für
                              									Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1877 S. 115) zeigt, daß die von Thorn (1875 216 268)
                              									vorgeschlagene Bestimmung der organischen Stoffe in der Knochenkohle mittels
                              									übermangansauren Kaliums ungenau ist, da einestheils die organische Substanz durch
                              									die Natronlauge nicht völlig gelöst wird, anderntheils aber viel mehr Sauerstoff zur
                              									Oxydation erfordert als die entsprechenden Stoffe in den gewöhnlichen
                              									Brunnenwässern, für welche diese Methode bis dahin angewendet wird.
                           
                        
                           Bestandtheile der Blutasche.
                           Als Mittelwerthe einer Anzahl Analysen von Blutaschen hat A. Jarisch (Centralblatt für medicinische Wissenschaften, 1876 S. 824)
                              									folgende Zahlen gefunden:
                           
                              
                                 
                                 Pneumonie.
                                 Menschnormal.
                                 Pferd.
                                 Rind.
                                 Hundnormal.
                                 Hundfiebernd.
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                   8,61
                                   8,82
                                   8,38
                                   4,98
                                 12,74
                                 12,73
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 11,44
                                   7,11
                                   6,31
                                   6,17
                                   4,13
                                   3,76
                                 
                              
                                 Chlor
                                 28,63
                                 30,74
                                 28,63
                                 35,12
                                 32,74
                                 33,32
                                 
                              
                                 Kali
                                 22,92
                                 26,55
                                 29,48
                                 10,74
                                   3,96
                                   3,11
                                 
                              
                                 Natron
                                 26,06
                                 24,11
                                 21,15
                                 37,44
                                 43,40
                                 46,69
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1,24
                                   0,90
                                   1,08
                                   1,15
                                   1,29
                                   1,14
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,52
                                   0,53
                                   0,60
                                   0,18
                                   0,68
                                   0,40
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   7,03
                                   8,16
                                   9,52
                                   9,24
                                   8,64
                                   8,35
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 –
                                 –
                                   1,30
                                   2,97
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Behandlung von thierischen Abfällen.
                           Zur Trennung des Leimes und des Fleisches von den Knochen und zur Darstellung von
                              									Schmalz und Talg behandelt Symon (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft, 1877 S. 720) die Knochen mit Wasserdampf unter Druck. Nach
                              									einiger Zeit wird der Druck plötzlich aufgehoben; das Wasser in den Knochen
                              									verwandelt sich in Folge dessen in Dampf und preßt die verschiedenen Stoffe aus den
                              									Knochen heraus.
                           
                        
                           Ueber die Erkennung mit Traubenzucker gallisirter
                              									Weine.
                           C. Neubauer (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S.
                              									201) macht weitere Mittheilungen über das optische Verhalten gallisirter Weine (vgl.
                              									1876 219 146) 220 565). Bei
                              									der Untersuchung von Weißweinen füllt man dieselben je nach der Färbung in die 100
                              									oder 200mm lange Röhre eines
                              									Polaristrobometers von Wild und prüft bei Natriumlicht,
                              									ob Rechtsdrehung eintritt. Von Rothweinen verdampft man 100cc auf 50cc, versetzt mit reiner Thierkohle,
                              									filtrirt und verwendet das auf 100cc
                              									verdünnte Filtrat zur optischen Untersuchung. Ist hierdurch keine Entfärbung
                              									erzielt, so versetzt man 100cc Wein mit
                              										10cc Bleiessig, filtrirt und behandelt,
                              									wenn nöthig, vor der Verwendung noch mit Thierkohle.
                           Von den vom Verfasser mitgetheilten Analysen folgt hier die eines reinen 1874er
                              									Weißweines (I) und die eines gallisirten Weines (II):
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 
                                 II.
                                 
                                 
                              
                                 Alkohol
                                 7,85
                                 Proc.
                                 6,66
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Freie Säure
                                 1,99
                                 
                                 0,50
                                 
                                 
                              
                                 Zucker
                                 0,59
                                 
                                 0,895
                                 
                                 
                              
                                 Drehung der Polarisationsebene nach rechts
                                 0
                                 
                                 6,4°.
                                 
                                 
                              
                           Andere gallisirte Weine zeigten in einer 200mm langen Röhre 0,8 bis 2,5° Rechtsdrehung.
                           Der Verfasser bemerkt hierzu mit Recht, er könnte diese Blumenlese noch bedeutend
                              									vermehren; doch würden die mitgetheilten Beispiele genügen, um zu zeigen, daß die
                              									Keller unserer Weinhändler und Weinproducenten noch erhebliche Mengen dieser
                              									Kunstproducte beherbergen. Er wolle die oft besprochenen Fragen, ob gallisirte Weine
                              									gesundheitsschädlich sind oder nicht, und ob man das Gallisiren mit Kartoffelzucker
                              									verbieten soll oder nicht, nicht weiter berühren; mit Recht aber könne man
                              									verlangen, daß der Weinfabrikant sein Kind beim rechten Namen nenne. Wer einen mit
                              									Traubenzucker gallisirten Wein als Naturproduct verkauft, begeht, darüber sind wohl
                              									die Freunde wie Gegner des Gallisirens einig, eine Fälschung, die aufhören muß,
                              									sobald die hier besprochene Prüfungsmethode allgemein beim Ankauf der Weine in
                              									Anwendung gezogen wird.
                           Freilich ist das Gallisiren mit Kartoffelzucker nicht die einzige übliche sogen.
                              									Weinverbesserungsmethode. Zusätze von Rohrzucker, Alkohol, Wasser, Glycerin etc.
                              									sind ebenfalls an der Tagesordnung und können nicht immer, ja oft gar nicht mit
                              									Sicherheit nachgewiesen werden. Allein der Verbrauch von unreinem Kartoffelzucker
                              									ist bis jetzt in der Weintechnik ein sehr bedeutender gewesen und wird es auch
                              									bleiben, wenn der Konsument sich nicht entschließt, von den Mitteln einstweilen
                              									Gebrauch zu machen, die ihm die Wissenschaft bis jetzt zur Entdeckung einer weit
                              									verbreiteten Fälschung zu bieten im Stande ist. Die sicheren Methoden, welche wir
                              									besitzen, um selbst Spuren von Fuchsin und Methylviolett in Rothwein zu entdecken,
                              									wird dem Unfug, Den man mit diesem Farbstoff in der Weintechnik getrieben hat, bald
                              									ein Ziel setzen. Die optische Prüfungsmethode der Weine wird, wenn sie auch das
                              									Gallisiren mit käuflichem unreinem Kartoffelzucker nicht beseitigt, doch den
                              									Fabrikanten zwingen sein Fabrikat als Kunstwein und nicht
                              									mehr als Naturwein in den Handel zu bringen.
                           Neubauer beschreibt und empfiehlt schließlich als
                              									einfach, billig und doch zuverlässig den optischen Weinprober vom Mechaniker W. Steeg in Homburg v. d. Höhe.
                           In einer andern Arbeit (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 827)
                              									bespricht Neubauer die quantitative Bestimmung der
                              									Dextrose neben Levulose auf indirectem Wege.
                           
                        
                           
                           Erkennung fremder Farbstoffe im Rothwein.
                           Wird echter Rothwein mit Aetzkalk versetzt, so entsteht nach Hilger (Archiv der Pharmacie, 1876 Bd. 209 S. 481) eine braune oder mehr
                              									schmutzig blaugraue Farbe, die allmälig auch in Braun übergeht. Seltener beobachtet
                              									man vorübergehend eine grünliche Färbung, die sehr bald wieder verschwindet.
                              									Heidelbeersaft wird durch Aetzkalk intensiv blau, dann allmälig grün,
                              									Malvenfarbstoff sofort grün, Kermesbeere gelb und Fuchsin sofort entfärbt. –
                              									Wird ein Stück Kreide mit einigen Tropfen des zu prüfenden Weines befeuchtet, so
                              									treten folgende Färbungen sehr schön auf und sind deutlich in der weißen Umgebung zu
                              									erkennen: Wein, mit Heidelbeerensaft gefärbt, gibt einen blauen, ins Violette
                              									spielenden Fleck; mit Malven ist derselbe blau oder grün; Kermesbeerensaft und
                              									Fuchsin werden nicht verändert; echter Wein nimmt eine braune oder schiefergraue
                              									Farbe an.
                           Zur weitern Bestätigung einer Verfälschung können die in folgender Tabelle
                              									zusammengestellten Reactionen ausgeführt werden.
                           Bemerkenswerth ist noch, daß junge Rothweine durch nascirenden Wasserstoff rasch,
                              									ältere Weine aber sehr langsam entfärbt werden. (Vgl. 1876 222 372. 1877 223 531.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 310
                              Wasserstoff (Zink und Salzsäure);
                                 										Ammoniak; Aetzkali (concentrirt); Schwefelsaures Kupfer; Amylalkohol;
                                 										Malvenfarbstoff; entfärbt nach kurzer Zeit; färbt grün, allmälig in Gelb
                                 										übergehend; braune Farbe; färbt intensiv blau; löst beim Schütteln viel
                                 										Farbstoff mit rother Farbe, an den Berührungsschichten violett sich
                                 										ausscheidend; Kermesbeerensaft (Phytolacca); entfärbt nach Verlauf von 12
                                 										Stunden, auch in concentrirter Form; färbt sofort gelb; färbt dunkelbraun, ins
                                 										Grüne übergehend; löst nicht die geringste Spur des Farbstoffes;
                                 										Heidelbeerensaft; entfärbt sehr langsam; erst nach 12 bis 24 stündiger
                                 										Einwirkung von Wasserstoffgas; färben zuerst violett, das aber allmälig in Roth
                                 										und endlich in Braun übergeht; färbt prachtvoll violett; nimmt fast allen
                                 										Farbstoff auf unter intensiver Färbung; Fuchsin; entfärbt sofort; Entfärbung;
                                 										Ebenso; Echter Rothwein; entfärbt ebenfalls nach längerer Einwirkung; verändert
                                 										die Farbe allmälig zu Braun; verhält sich wie Ammoniak; bewirkt zuerst keine
                                 										Veränderung, dann allmälig Uebergang zu Braun; nimmt kleine Mengen Farbstoff auf
                                 										und färbt sich roth
                              
                           
                        
                           
                           Ueber die Zusammensetzung böhmischer Weine.
                           Nach der Untersuchung von 40 Weinsorten Böhmens aus den Jahrgängen 1868 bis 1873
                              									ergibt sich nach J. Hanamann (Fühling's
                              									landwirthschaftliche Zeitung, 1876 S. 801) folgende durchschnittliche
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Alkohol
                                 Säure.
                                 Extract.
                                 Asche.
                                 
                              
                                 Jahre
                                 Gewichts-
                                 Volum-
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Gewichtsprocente.
                                 
                              
                                 Weißweine.18681872187418751873
                                 10,7410,09  9,83  9,51  8,65
                                 13,3112,4812,1611,7810,72
                                   0,607  0,652  0,624  0,556  0,563
                                 2,012,041,961,991,95
                                   0,133  0,150  0,149  0,156  0,177
                                 
                              
                                         Mittel
                                   9,76
                                 12,09
                                 0,60
                                 1,99
                                 0,15
                                 
                              
                                 Rothweine.18681872187418751873
                                   9,96  9,37  9,36  8,84  7,50
                                 12,3411,6111,5810,95  9,31
                                   0,614  0,548  0,515  0,571  0,562
                                 2,242,162,152,202,31
                                   0,218  0,215  0,212  0,242  0,226
                                 
                              
                                         Mittel
                                   9,00
                                 11,16
                                 0,56
                                 2,21
                                 0,22
                                 
                              
                           Der Zuckergehalt derselben ist sehr gering; er beträgt höchstens 0,2 Proc.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung von Methylalkohol zu Farbzwecken.
                           Nach den frühern Untersuchungen (1875 215 83) gaben 5cc Methylalkohol nicht 7cc,8 Jodmethyl, wie es die Theorie
                              									verlangt, sondern nur 7cc,2. Die
                              									Vermuthung, daß dieser Verlust theilweise durch Bildung von Methylphosphorsäure
                              									verursacht werde, hat sich nach neueren Versuchen von G. Krämer und M. Grodzki (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1928) nicht bestätigt.
                           Reiner Methylalkohol, aus Methylformiat hergestellt und über gebrannten Kalk, dann
                              									über metallisches Natrium rectificirt, gab jetzt 7cc,45 Jodmethyl; die noch 0cc,35 betragende Differenz mit der
                              									berechneten Zahl 7,8 ist auf Spuren sich bildenden Methylphosphins und dem
                              									Angefülltbleiben des Apparates mit Jodmethyldampf zu schieben. Die früher gefundene
                              									niedrigere Zahl (7,2) erklärt sich, wie weitere Versuche zeigten, aus geringen
                              									Beimengungen des damals angewendeten Alkohols und einem kleinen Wassergehalte
                              									desselben, obwohl er durch Aetzbaryt getrocknet war.
                           Zur Aufklärung der Wirksamkeit des Aetzbaryts gegenüber der des Natriums haben die
                              									Verfasser vergleichende Versuche angestellt. 200g Methylalkohol von 98 Proc. Tralles gaben nach dem Trocknen mit 4g Natrium 7cc,38. Jodmethyl, von Neuem mit 38 Natrium
                              									behandelt, 7cc,45. Dieselbe Menge desselben
                              									Alkohols mußte nach einander mit 40, 30, 20 und nochmals 20g Aetzbaryt getrocknet werden, um endlich
                              									die Zahl 7,45 zu ergeben. Das Trocknen von Alkoholen mittels Natrium ist also
                              									entschieden als zuverlässiger dem mittels Aetzbaryt vorzuziehen.
                           Leider hat sich gezeigt, daß diese Bestimmung als Jodmethyl nicht in allen Fällen
                              									maßgebend ist für die Güte des Methylalkohols, wovon sich die
                              									Methylanilinfabrikanten oft zu ihrem Schaden überzeugen müssen. Es sind demnach im
                              									Holzgeist Körper vorbanden, die zwar Jodmethyl geben, aber nicht methylirend auf das
                              									Anilin wirken. Es hat sich nun gezeigt, daß 5cc Metlylacetal, eines Bestandtheiles des rohen Holzgeistes vom Siedepunkt
                              									63,2 bis 64,8°, der Jodprobe unterworfen, 5cc,3 Jodmethyl geben – eine Zahl, welche
                              									dafür spricht, daß nur die beiden Methylgruppen als Jodmethyl abgespalten werden,
                              									nicht aber der Aldehyd zu Alkohol reducirt und auch dieser in Jodäthyl übergeführt
                              									wird. Mit dieser Annahme würden sich aus 5cc 5cc,8 Jodmethyl berechnen
                              									– eine mit dem Ergebniß der Analyse befriedigende Uebereinstimmung. Da ein
                              									sehr geringer Bruchtheil des erhaltenen Jodmethyls etwas höher siedet, so ist eine
                              									partielle Reduction des Aldehyds nicht ausgeschlossen.
                           Bei Benutzung der technischen Prüfungsmethode des Methylalkohols ist also sehr auf
                              									diesen Umstand Rücksicht zu nehmen. Beispielsweise würde ein Gemisch von 10 Proc.
                              									Methylacetal und 90 Proc. Methylalkohol unter Zugrundelegung der gefundenen Werthe
                              									(5,3 × 10 + 7,45 × 90) : 100 = 7cc,23 Jodmethyl ergeben, welche Zahl nach der Berechnungsmethode 7,23 :
                              									7,45 = 97,1 Proc. Methylalkohol entgegen dem thatsächlichen Verhältniß anzeigen
                              									würde. Ein Gemisch gleicher Volume Methylalkohol und Methylacetat gab in gleicher
                              									Weise 6cc,2 Jodmethyl, anstatt der
                              									berechneten 6cc,3, was wiederum 6,2 : 7,45
                              									= 83,2 und nicht 400 : 425 = 48,4 Proc. entspricht.
                           Die Bestimmung des Volumgewichtes zur Prüfung des Holzgeistes auf Methylalkohol hat
                              									zu keinem befriedigenden Resultat geführt.
                           
                        
                           Wasserdichtmachen von Geweben und von Leder.
                           Nach dem englischen Patente von Christy werden die Gewebe
                              									mit einer aus 80 Th. essigsaurer Thonerde und 8 Th. isländischem Moose in 912 Th.
                              									Wasser bereiteten Lösung behandelt.
                           Requa (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1877 S. 415) empfiehlt folgendes Gemisch:
                           
                              
                                 Zerquetschter Kautschuk
                                 12k
                                 
                              
                                 Benzin
                                 18l,2
                                 
                              
                                 Kreide
                                 30k
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 10
                                 
                              
                                 Asphalt
                                   4
                                 
                              
                                 Lampenruß
                                   4
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   1.
                                 
                              
                           Diese Masse wird auf dem Gewebe ausgebreitet und dieses dann bei 2at Druck der Einwirkung von Wasserdampf
                              									ausgesetzt.
                           Leder wird nach Yates (englisches Patent) wasserdicht
                              									gemacht durch Behandeln in luftverdünnten Gefäßen mit einer heißen Mischung von 1k Mennige und 27l Leinöl.
                           
                        
                           Concentration von Schwefelsäure auf 66° B. in eisernen
                              									Gefäßen.
                           In der Allgemeinen Chemikerzeitung, 1877 S. 141 beschreibt Lichtenberger einen eisernen Apparat zur Säureconcentration auf 66°
                              									B. (Vgl. 1872 206 155. 1876 216 326.) Der Apparat mit gußeisernem Kessel von 1m Durchmesser und 0m,65 Tiefe, worüber Bleihelm mit
                              									Wasserkühlung, arbeitet periodisch. Wir geben zu, daß derselbe billig in der
                              									Anschaffung ist, bezweifeln aber einstweilen die Billigkeit in Ansehung des
                              									Betriebes. Die Ansicht Lichtenberger's, daß man Schwefelsäure für
                              									Glaubersalz-Erzeugung nicht in Platingefäßen zu concentriren braucht, theilen
                              									wir vollkommen; wir gehen sogar noch weiter und sagen, daß man dazu überhaupt nur
                              									60°-Säure zu nehmen pflegt.
                           
                              F. B.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Taf. E. Otto Schrott: Ueber amerikanische Turbinen. S. 312–313