| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Nr. , S. 399 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber verbranntes Eisen.
                           Der immer mehr um sich greifenden Verschlechterung in der Qualität des Handelseisens
                              									widmet Bramwell im Engineer,
                              									Juni 1877 S. 414 folgendes, leider zu sehr begründetes Klagelied. „Es ist
                                 										vorauszusehen, daß der Stahl das Eisen, mit Ausnahme des zu Schmiedearbeit
                                 										bestimmten, sehr bald verdrängt haben wird. Nicht wenige Eisenconsumenten
                                 										hoffen, daß es den Stahlfabrikanten gelinge, das Eisen gänzlich zu ersetzen,
                                 										oder daß die Eisenfabrikanten eine zuverlässigere Methode ausfindig machen
                                 										mögen, Schmiedeisen herzustellen, als sie in dem alten Handpuddelproceß
                                 										vorliegt. Soweit unsere Kenntniß reicht, hat man früher nie solche Klagen gehört
                                 										über die Schwierigkeit, Eisenwaaren von guter und zuverlässiger Qualität
                                 										herzustellen, wie jetzt. Die Eisensorten jedweder Form, von 1 bis 2cm,5 Dicke bieten den meisten Grund zur
                                 										Beschwerde. Unglücklicher Weise kommen die schlechten Eigenschaften nicht immer
                                 										während der Verarbeitung zum Vorschein, werden aber beim Gebrauch der fertigen
                                 										Waare vorzeitig entdeckt. In solchen Fällen sind häufig bedeutende Verluste und
                                 										Betriebsstörungen die Folge. Der Fehler kann in der Regel nicht dem Käufer zur
                                 										Last gelegt werden, indem man ihm etwa vorwirft, auf den Preis gedrückt zu
                                 										haben; gewöhnlich wird beste, stets aber gute Qualität bei der Bestellung
                                 										ausbedungen. Wie hoch auch die Preise sein mögen, welche vom Fabrikanten oder
                                 										Händler erzielt werden, die Qualität ist stets zweifelhaft; wenn auch ein großer Theil des
                                 										bestellten Quantums gut gewesen sein mag, so finden sich doch stets schlechte,
                                 										ja sehr schlechte Partien dazwischen. Es liegen uns Beweisstücke solchen Eisens
                                 										vor Augen, dessen Fehler theils bei der Verarbeitung, theils im Verschleiß
                                 										entdeckt worden sind. In beiden Fällen war das Eisen faulbrüchig, weil es
                                 										verbrannt worden war. Das Rohmaterial war gut genug, aber das Eisen war durch
                                 										den Puddler verdorben worden. Die Erklärung hiervon liegt in der
                                 										fortschreitenden Verschlechterung der Arbeiter. Gute Puddler sind seltner denn
                                 										je. Und sie nehmen noch immer ab. Wenn sie nicht durch Maschinen ersetzt werden
                                 										können, so mögen die Eisenfabrikanten mit Besorgniß in die Zukunft
                                 										blicken.“
                              								
                           
                        
                           Zugfestigkeit von Drähten.
                           Im Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									Mai 1877 S. 237 veröffentlicht C. M. Goulier nachstehende
                              									Resultate über Festigkeitsversuche mit Drähten aus Aluminiumbronze (Kupfer und
                              									Aluminium), Argentan und andern Metallen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 400
                              Drahtsorte; Ausgeglüht (a) oder
                                 										nicht (n); Durchmesser; Gesammtverlängerung; Bruchbelastung; Bruchbelastung für
                                 											1qmm Querschnitt; ursprünglich;
                                 										nächst der Bruchstelle; mm; Proc.; k; Aluminiumbronze mit 10 Th. Aluminium; a; 7
                                 										1/2 proc. Aluminiumbronze; 5 proc. Aluminiumbronze; Argentan; wenig a;
                                 										Ungehärteter Stahl (Klaviersaiten); n; Eisen; Messing; Kupfer; Versilbertes
                                 										Kupfer (leonischer Draht)
                              
                           
                        
                           Chromhaltiges Eisen.
                           Nach E. Reiley (Engineer,
                              									April 1877 S. 248) hatten zwei aus Australien eingeführte Roheisensorten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 
                              
                                 Chrom
                                 6,984
                                   6,287
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 4,418
                                   4,200
                                 
                              
                                 Silicium
                                 1,460
                                   0,976
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,102
                                   0,207
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0
                                   0,055
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,125
                                 0
                                 
                              
                                 Eisen
                                 –
                                 88,343.
                                 
                              
                           
                           In Folge dieses hohen Chromgehaltes war das Eisen kaltbrüchig, schwer schmelzbar und
                              									konnte auch nach dem Puddeln mit Hämatit nicht geschweißt werden.
                           
                        
                           Zusammensetzung des Flugstaubes aus Hohöfen und
                              									Flammöfen.
                           Nach L. Gruner (Comptes
                                 									rendus, 1876 t. 82 p.
                              									559) hatte der Flugstaub eines Hohofens in der Nähe von Longwy folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Schwefelsaures Kalium
                                 37,82
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensaures Kalium
                                 3,90
                                 
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 1,52
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,12
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 Löslich in Wasser.
                                 
                                 43,36
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 22,98
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 15,88
                                 
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 9,62
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 4,00
                                 
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 0,16
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,36
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 nicht bestimmt
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 Unlöslich in Wasser
                                 
                                 53,00
                                 
                              
                                 Wasser
                                 
                                   3,20
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 99,56.
                                 
                              
                           Die Schlacke desselben Hohofens bestand aus:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 33,0
                                 
                              
                                 Kalk
                                 43,7
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 14,6
                                 
                              
                                 Eisenoxydul (mit etwas Mangan)
                                   3,6
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   1,9
                                 
                              
                                 Kali
                                   1,7
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,7
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   0,2
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,4.
                                 
                              
                           Der im Wasser unlösliche Theil bestand somit aus einem Gemenge
                              									von Schlackenstaub und Kieselsäure.
                           Nach J. Bl. Britton (Engineering
                                 										and Mining Journal, 1876 vol. 22 Nr. 3) hatte der Flugstaub eines Hohofens,
                              									Puddelofens und Schweißofens der Gesellschaft zu Phönixville folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Hohofen.
                                 Puddelofen.
                                 Schweißofen.
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                     1,51
                                     3,08
                                     1,18
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   20,21
                                   33,29
                                   41,00
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     6,57
                                   12,89
                                     7,54
                                 
                              
                                 Kalk
                                     3,98
                                     0,48
                                     0,61
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     0,69
                                     0,09
                                     0,19
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                     1,66
                                     0,39
                                     0,12
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                     2,84
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                     0,06
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   36,00
                                   40,69
                                   38,99
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                    7,55
                                     1,05
                                     0,43
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                    0,94
                                     3,55
                                     2,98
                                 
                              
                                 Arsensäure
                                    0,38
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Antimonsäure
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Eisenchlorid
                                     0,03
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Cyan
                                     0,09
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Ammoniak
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kali mit etwas Natron
                                   16,61
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                     0,59
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Alkalien, Verlust u.s.w.
                                     0,29
                                     4,49
                                     6,96
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Der Phosphorgehalt auf 100 Th. Eisen beträgt somit 2,67, 6,03
                              									und 4,72 Th.
                           
                           Nickel, Kobalt, Titan, Wismuth, Blei, Barium und Fluor konnten nicht aufgefunden
                              									werden.
                           Als Brennmaterial wurde Schuylkill-Anthracit, als Erze Magneteisenstein und
                              									Hämatit mit gewöhnlichem Kalkstein angewendet.
                           
                        
                           Darstellung durchsichtiger Metallhäutchen.
                           Um aus Vacuumröhren, in welchen Gasspectren untersucht wurden, die geringen Spuren
                              									von Quecksilberdampf zu entfernen, die, von der Luftpumpe herrührend, sich durch die
                              									entsprechenden Linien verriethen, brachte Arthur W. Wright Goldblättchen in die Röhren, die auch in der That das Verschwinden
                              									der Quecksilberlinien aus dem Spectrum zur Folge hatten. Unter gewissen Umständen
                              									entstand aber nun beim Durchgange des elektrischen Stromes eine spiegelnde
                              									zusammenhängende Haut auf dem Glase, die zweifellos durch Verflüchtigung des Goldes
                              									entstanden war. Ein weiteres Verfolgen dieser Erscheinung lehrte hier ein Mittel
                              									kennen, sehr dünne Metallhäutchen darzustellen, und es ergab sich die nachstehende
                              									Methode als die zweckmäßigste.
                           Reine Röhren aus weißem Glase, etwa 15m lang
                              									und 4 bis 6mm im Lichten, hatten in der
                              									Mitte ein kleines Zweigrohr zur Verbindung mit der Pumpe; an die Enden wurden die
                              									Elektroden gebracht, welche aus den Metallen bestanden, die man prüfen wollte,
                              									gewöhnlich in Form von Drähten. Sie lagen theilweise in dünnen Röhren, in welche ein
                              									Platindraht bis zur Berührung mit dem Metalle hineingeschoben war. Wurde nun der
                              									Gasdruck bis 1 oder 2mm reducirt und die
                              									Entladung einer Inductionsspirale hindurchgeschickt, so bildete sich nach wenigen
                              									Minuten auf dem Glase, welches der negativen Elektrode gegenüber lag, erst eine
                              									Verdunkelung oder Verfärbung, die bald tiefer wurde und schließlich Metallglanz
                              									zeigte. Bei leicht oxydirbaren Metallen muß natürlich die Röhre mit Gasen gefüllt
                              									sein, die das Metall nicht angreifen können. Die Vollkommenheit der Haut erwies sich
                              									abhängig von der Stetigkeit der elektrischen Wirkung und der passenden Regulirung
                              									der benutzten Stromstärke. Mit einer Holtz'schen Maschine wurde bei den angewendeten
                              									Gasdrucken keine Wirkung ohne Condensatoren erzielt.
                           Wright hat in dieser Weise nachstehende Metalle
                              									untersucht, denen wir gleich die Farbe sehr dünner Schichten beifügen wollen: Gold
                              									geht bei durchfallendem Lichte mit zunehmender Dicke der Schicht von Rosenroth zum
                              									Violett durch Blau und Blaugrün zum hellen Grün; bei reflectirtem Lichte zeigt es
                              									einen prachtvollen Glanz und volle goldige Farbe. Silber ist rein tiefblau
                              									durchscheinend; Kupfer dunkelgrün durchscheinend. Wismuth hat im durchfallenden
                              									Lichte eine Farbe, die gemischt scheint aus hellblau und rein grau. Platin läßt
                              									Licht durch von grauer Farbe mit leicht blauer Nüance. Palladium erscheint rauchig
                              									braun bei durchfallendem Lichte; ebenso Blei mit olivenfarbiger Nüance. Zink und
                              									Kadmium erscheinen tief graublau bei durchfallendem Lichte. Aluminium und Magnesium
                              									wurden nur sehr schwer verflüchtigt und gaben keine befriedigenden Resultate. Eisen
                              									schien mit reiner neutraler Farbe und einem ganz schwachen Anflug von Braun durch.
                              									Nickel und Kobalt, welche keine sehr guten Resultate ergaben, ließen eine graue oder
                              									braungraue Farbe im durchfallenden Lichte erkennen. Tellur ließ das Licht mit dunkel
                              									purpurner Farbe durch.
                           Ueber die relativen Energien der elektrischen Wirkungen, die nothwendig sind, um die
                              									verschiedenen Metalle zu verflüchtigen, waren die Beobachtungen nicht exact genug,
                              									um ein bestimmtes Gesetz erkennen zu lassen. Es läßt sich nur im Allgemeinen sagen,
                              									daß Wismuth am leichtesten verflüchtigt wurde, Gold und Silber mit nur etwas
                              									geringerer Leichtigkeit. Platin, Palladium, Blei, Zink und Kadmium werden weniger
                              									leicht verflüchtigt, während Kupfer, Eisen, Nickel und Kobalt schon verhältnißmäßig
                              									intensive Entladungen erfordern. Aluminium braucht schon eine energische elektrische
                              									Wirkung durch lange Zeit, und Magnesium bietet von allen untersuchten Metallen die
                              									größten Schwierigkeiten dar. Man sieht, daß die Metalle mit hohem Atomgewicht am
                              									leichtesten verflüchtigt werden, während die mit kleineren Atomgewichten der
                              									elektrischen Wirkung einen großen Widerstand darbieten, und die mit mittlerm
                              									Gewichte eine Mittelstellung einnehmen; aber die Schmelzbarkeit, Zähigkeit und elektrische
                              									Leitungsfähigkeit scheinen gleichfalls einen Einfluß zu üben auf den Ort der
                              									verschiedenen Metalle in der Reihe. (Nach dem American
                                 										Journal of Science, Januar 1877 S. 49 durch Naturforscher, 1877 S.
                              									108.)
                           
                        
                           Ueber den Phosphorgehalt verschiedener Brennstoffe.
                           A. Patera (Wochenschrift des österreichischen
                              									Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S. 158) hat den Phosphorgehalt von
                              									Kokes aus Märisch-Ostrau zu 0,052 und 0,024 Proc. bestimmt. Bei der
                              									Vergleichung dieses Phosphorgehaltes mit dem von Holzkohlen ist zu berücksichtigen,
                              									daß derselbe je nach dem Standort der Bäume verschieden sein muß. Chevandier (Comptes rendus,
                              									1847 t. 24 p. 269) fand bei
                              									524 Aschenanalysen den mittleren Aschengehalt des Buchenholzes zu 1,06 Proc., des
                              									Kiefernholzes zu 1,04, des Fichtenholzes zu 1,02 Proc. Patera nimmt den Aschengehalt des Holzes zu 1 Proc., das Ausbringen der
                              									Kohle aus den verschiedenen Hölzern zu 20 Proc. an. Der Phosphorgehalt der
                              									Buchenholzasche ist im Mittel 2,97 Proc., der Tannen- und Fichtenholzasche
                              									2,15 Proc., der Föhrenasche 3,21 und der Kiefernholzasche 1,99 Proc. Der
                              									Phosphorgehalt beträgt demnach für 100 Th. Kohle:
                           
                              
                                 Buchenholzkohle
                                 0,1485
                                 
                              
                                 Tannen- und Fichtenholzkohle
                                 0,1078
                                 
                              
                                 Föhrenkohle
                                 0,1605
                                 
                              
                                 Kiefernkohle
                                 0,0995
                                 
                              
                                 Ostrauer Kokes
                                 0,024 bis 0,052.
                                 
                              
                           Dem Eisen kann demnach unter Umständen durch Holzkohle mehr Phosphor zugeführt werden
                              									als durch Kokes.
                           
                        
                           Ueber die Extraction der sogenannten löslichen Phosphorsäure
                              									aus den Superphosphaten.
                           Im Interesse der Superphosphatfabriken glaubt E. Erlenmeyer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1839)
                              									darauf aufmerksam machen zu sollen, daß 1 Gew.-Th. saures phosphorsaures
                              									Calcium CaH₄ (PO₄)₂. H₂O bei gewöhnlicher Temperatur
                              									erst in 700 Th. Wasser vollkommen löslich ist, sowie daß durch eine kleine Menge von
                              									Wasser ein größerer oder geringerer Theil dieses Salzes in freie Phosphorsäure und
                              									unlösliches Dicalciumphosphat CaH₄PO₄ . 2 H₂O zersetzt wird.
                              									Die von Märker (Zeitschrift für analytische Chemie, 1873
                              									S. 275) empfohlene Extraction der Phosphorsäure auf dem Filter darf daher nur bei
                              									solchen Superphosphaten vorgenommen werden, welche außer dem sauren phosphorsauren
                              									Calcium noch eine hinreichende Menge freie Phosphorsäure enthalten, um die erwähnte
                              									Zersetzung zu hindern.
                           Wendet man dieses Verfahren bei solchen Superphosphaten an, in welchen keine freie
                              									Phosphorsäure enthalten ist, so kann die Menge der als Dicalciumphosphat unlöslich
                              									werdenden Phosphorsäure bis zu 8 Proc. der in der Form von Monocalciumphosphat
                              									vorhanden gewesenen Säure ausmachen.
                           Auch die bisher angewendeten Digestionsmethoden führen bei Superphosphaten (ohne
                              									freie Phosphorsäure) nur dann zu richtigen Resultaten, wenn die zur Digestion
                              									verwendete Wassermenge mindestens das 700 fache Gewicht des in dem Superphosphat
                              									enthaltenen sauren Phosphates beträgt.
                           
                        
                           Absorption von Pflanzennährstoffen aus jauchehaltigen
                              									Flüssigkeiten durch eine Wiese.
                           A. Leplay
                              									Comptes rendus, 1876 t. 83
                              										p. 1242) hat die Flüssigkeiten aus einer 175cbm fassenden Jauchegrube, welche die
                              									Abgänge dreier Haushaltungen, die flüssigen Excremente von 60 Stück Hornvieh, todte
                              									Thiere, Regenwasser u. dgl. aufnimmt, auf eine Wiese geleitet und an verschiedenen
                              									Stellen untersucht. Nachfolgende analytische Tabelle zeigt die Zusammensetzung dieser
                              									Flüssigkeit, wie sie aus der Grube kommt und nachdem sie 35, 80, 95 und 125m auf der Wiese zurückgelegt hat. 1cbm derselben enthält in Gramm:
                           
                              
                                 
                                 UrsprünglicheFlüssigkeit
                                 Dieselbenach der Bewässerung von
                                 
                              
                                 
                                 
                                 35m
                                 80m
                                 95m
                                 125m
                                 
                              
                                 Trockenrückstand
                                       												bei 109°.
                                 2070
                                 910
                                 658
                                 514
                                 439
                                 
                              
                                 Glührückstand
                                 1312
                                 559
                                 360
                                 308
                                 286
                                 
                              
                                 Flüchtige Stoffe
                                   758
                                 351
                                 298
                                 206
                                 153
                                 
                              
                                 
                                    Glührückstand
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Unlöslich in Königswasser
                                   163
                                   88
                                   59
                                   39
                                   46
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                     61
                                   16
                                     9
                                   10
                                     6
                                 
                              
                                 Eisen, Thonerde
                                   188
                                   64
                                   59
                                   45
                                   33
                                 
                              
                                 Kalk
                                     62
                                   45
                                   49
                                   45
                                   38
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     60
                                   22
                                   20
                                   22
                                   27
                                 
                              
                                 Kali
                                   523
                                 157
                                   82
                                   64
                                   59
                                 
                              
                                 Nicht bestimmt
                                   255
                                 167
                                   82
                                   83
                                   77
                                 
                              
                                 
                                    Flüchtige
                                       												Stoffe
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ammoniak
                                   272
                                   74
                                   26
                                   23
                                   13
                                 
                              
                                 Organischer Stickstoff
                                     39
                                     9
                                     8
                                     7
                                     6
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   127
                                   85
                                   76
                                   60
                                   41
                                 
                              
                                 Nicht bestimmt
                                   320
                                 182
                                 188
                                 116
                                   93
                                 
                              
                           Eine mit Gras bewachsene Fläche nimmt demnach die Nährstoffe aus einer jauchehaltigen
                              									Flüssigkeit sehr rasch auf.
                           
                        
                           Analyse des Butterfettes mit besonderer Rücksicht auf
                              									Verfälschungen.
                           Nach O. Hehner (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877
                              									S. 145 bis 156) scheiterten alle auf die physikalischen Eigenschaften des
                              									Butterfettes, wie Löslichkeit im Alkohol, Aether und Petroleumäther, Schmelzpunkt
                              									u.s.w. gegründeten Methoden zur Auffindung fremder Fette in der Butter an dem
                              									Umstande, daß es leicht ist, durch Mischen von flüssigen und festen Fetten Producte
                              									herzustellen, die sich in ihrem Aeußern und allen physikalischen Eigenschaften
                              									durchaus nicht von Butter unterscheiden. Im Gegentheile wurde gar manche echte
                              									Butter als verfälscht betrachtet, weil ihr Geruch und ihr Aussehen auf die
                              									Anwesenheit von Talg zu deuten schien. Alle Butter aber ohne Ausnahme, selbst die
                              									beste, nimmt durch längeres Liegen an der Luft den Geruch des Talges im stärksten
                              									Maße an und wird blendend weiß, wie dieser.
                           Hehner und A. Angell haben nun
                              									gefunden, daß die Menge der flüchtigen Säuren im Butterfett weit größer ist, als
                              									bisher angenommen, ferner, daß die Quantität derselben sehr constant und nahezu
                              									unabhängig ist von der Race der Kühe, dem Futter und der Bereitungsweise der Butter;
                              									auch das Alter der Butter ist hierauf ohne Einfluß. Durch Destillation der
                              									verseiften Butter mit Schwefelsäure erhielten sie in 8 Versuchen 4,8 bis 7,5 Proc.
                              									flüchtige Fettsäure; auf diese Weise konnten somit keine übereinstimmenden Resultate
                              									erhalten werden.
                           Da alle thierischen Fette, mit Ausnahme der Butter, aus Tristearin, Tripalmitin und
                              									Triolen bestehen, so müssen dieselben, verseift und mit Schwefelsäure versetzt,
                              									zwischen 95,28 und 95,73 Proc. Fettsäuren geben. Schweineschmalz, Hammeltalg und
                              									ähnliche Fette lieferten denn auch bei directen Versuchen bis auf 0,1 Proc. genau
                              									95,5 Proc. unlösliche Fettsäuren, reine Butter dagegen zwischen 85,4 bis 86,2, im
                              										Mittel 85,85 Proc.;
                              									von anderer Seite wurden bis 87,5 Proc. gefunden. Eine Butter, welche über 88 Proc.
                              									Fettsäure liefert, kann somit als verfälscht bezeichnet werden. Zur Berechnung der
                              									Menge der fremden Fette ziehe man von der gefundenen Procentzahl 87,5 ab,
                              									multiplicire mit 100 und dividire mit 8 (= 95,5 – 87,5). Da eine Butter nie
                              									mit wenigen Procenten eines fremden Fettes, sondern wenn überhaupt mit mindestens
                              									einem Drittel verfälscht wird, so wird man kaum jemals im Zweifel bleiben, ob eine
                              									Verfälschung vorliegt oder nicht.
                           Hehner empfiehlt nun folgendes Verfahren: Die Butter wird
                              									geschmolzen, das aufschwimmende Fett von dem im Durchschnitt 15 Proc. aus Wasser,
                              									Salz, Kaseïn u.s.w. bestehenden Bodensatz abgegossen und durch ein trocknes
                              									Filter filtrirt.
                           Man bringt nun 3 bis 4g dieses reinen
                              									Butterfettes in eine kleine Schale, fügt 50cc Alkohol und 1 bis 2g reines
                              									Aetzkali zu und erwärmt auf dem Wasserbade etwa 5 Minuten lang. Nun fügt man
                              									tropfenweise destillirtes Wasser zu; entsteht hierdurch eine Trübung von
                              									ausgeschiedenem unzersetztem Fett, so erhitzt man länger, bis weiterer Wasserzusatz
                              									die Flüssigkeit nicht mehr trübt.
                           Die klare Seifelösung wird zur Entfernung des Alkohols auf dem Wasserbade bis zur
                              									Syrupconsistenz eingedampft, sodann der Rückstand in etwa 100 bis 150cc Wasser gelöst. Zu der klaren Flüssigkeit
                              									fügt man zur Zersetzung der Seife verdünnte Salzsäure oder Schwefelsäure bis zur
                              									stark sauren Reaction. Hierdurch scheiden sich die unlöslichen Fettsäuren als käsige
                              									Masse ab, welche zum größten Theile rasch zur Oberfläche steigt. Das Erhitzen wird
                              									eine halbe Stunde lang fortgesetzt, bis die Fettsäuren zu einem klaren Oele
                              									geschmolzen sind und die saure wässerige Flüssigkeit sich fast völlig geklärt
                              									hat.
                           Man dringt die Flüssigkeit nun auf ein gewogenes, dann angefeuchtetes dichtes Filter
                              									und wäscht Schale, Glasstab u.s.w. mit kochendem Wasser gut nach. Reagirt das
                              									Filtrat nach längerm Auswaschen mit kochendem Wasser nicht mehr sauer, so läßt man
                              									alles Wasser abtropfen und taucht den Trichter in kaltes Wasser, bis die Fettsäuren
                              									erstarrt sind. Das Filter wird nun aus dem Trichter herausgenommen, in ein gewogenes
                              									Becherglas gesetzt und im Wasserbade bis zu constantem Gewicht getrocknet, dann
                              									gewogen.
                           
                        
                           Verwendung des Malzes für Hauschiere.
                           In England hat sich eine Handelsgesellschaft unter dem Namen „The Farmers
                                 										Malt Cattle Company Limited“ gebildet zu dem Zwecke, gekeimte Gerste
                              									bei der gewöhnlich üblichen Ernährung des Viehes allgemein einzuführen. Der Prospect
                              									dieser Gesellschaft rühmt die Eigenschaften der gekeimten Gerste, indem er sagt:
                              										„Der hauptsächlichste Vortheil des Malzes bei der Ernährung muß in
                                 										dessen Fähigkeit gesucht werden, die Kleien und die andern Stoffe, welche sich
                                 										sonst noch in den Körnern in unlöslicher Form finden, in Dextrin und
                                 										Traubenzucker umzuwandeln, welche letztere Stoffe leicht und schnell von den
                                 										Thieren assimilirt werden.“ J. B. Lawes
                              									(Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1877 Bd. 1 S. 94) hat nun mit einer
                              									großen Anzahl Kühen, Schafen und Schweinen Fütterungsversuche angestellt, aus denen
                              									hervorgeht, daß ein gegebenes Gewicht Gerste für die Milchproduction und für die
                              									Vermehrung des Lebendgewichtes vortheilhafter ist als nach seiner Umwandlung in
                              									Malz.
                           
                        
                           Bestimmung des Kaseïns in der zur Käsebereitung
                              									bestimmten Milch.
                           Wenn es sich darum handelt, die Veränderungen zu erforschen, welchen die Eiweißkörper
                              									beim Proceß der Käsebereitung unterliegen, so ist es nach L. Manetti und G. Musso (Milchzeitung, 1877 S.
                              									221) rathsam, die Milch nicht durch Säuren, sondern durch Lab zum Gerinnen zu
                              									bringen, da die auf beide Weisen erhaltenen Niederschläge offenbar verschieden sind.
                              									Die Verfasser empfehlen daher folgendes Verfahren zur Bestimmung des Kaseïns.
                              										50cc Milch werden auf 40°
                              									erwärmt und mit einigen Tropfen einer Lablösung in Glycerin (Kälbermagen mit
                              									Glycerin ausgezogen) gemischt, so daß die Gerinnung in etwa 10 Minuten beendet ist.
                              									Man zerschneidet nun das Gerinnsel mit einem Spatel; fließen die Molken reichlich
                              									und rasch aus den Einschnitten heraus, so zerkleinert man die Masse vorsichtig, daß
                              									nicht zu viel Fett in die Flüssigkeit übergeht, und bringt auf ein Filter von grobem Papier. Nun wird
                              									erst mit Wasser, dann mit absolutem Alkohol und schließlich mit Aether gut
                              									ausgewaschen, der Rückstand bei 115° getrocknet und gewogen. Die getrocknete
                              									Masse muß weiß sein, sonst enthält sie Milchzucker oder Fett. Die mitgefällten
                              									Phosphate speciell zu bestimmen, ist für praktische Zwecke überflüssig. Die Milch
                              									von 8 verschiedenen Kühen gab auf diese Weise an Kaseïn:
                           
                              
                                 Frische Milch.
                                 Abgerahmte Milch.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 1
                                 3,900 Proc.
                                 Nr.
                                 5
                                 3,510 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 2
                                 5,327    „
                                 „
                                 6
                                 3,078    „
                                 
                              
                                 „
                                 3
                                 3,080    „
                                 „
                                 7
                                 2,674    „
                                 
                              
                                 „
                                 4
                                 2,270    „
                                 „
                                 8
                                 2,894    „
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber Esparto-Schlacke.
                           Edger und Proctor (Berichte
                              									der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 912) berichten, daß, als die vom
                              									Brande eines großen Lagers von Espartogras herrührende Schlacke in einem Ziegelofen
                              									bis zum Flüssigwerden erhitzt wurde, man eine dem dunklen Flaschenglase ähnliche
                              									Masse von folgender Zusammensetzung erhielt:
                           
                              
                                 Alkalien
                                 10,70
                                 
                              
                                 Alkalische Erden
                                 16,75
                                 
                              
                                 Oxyde von Eisen, Mangan und Thonerde
                                   4,27
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 64,60.
                                 
                              
                           Das Mittel von Analysen mehrerer Arten von dunklen Medicinflaschen war:
                           
                              
                                 Alkalien
                                 10,7
                                 
                              
                                 Alkalische Erden
                                 14,4
                                 
                              
                                 Oxyde von Eisen, Mangan und Thonerde
                                   5,8
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 66,3.
                                 
                              
                           Es ist nicht schwer einzusehen, wie bei einem Brande derartiger Materialien die
                              									Entdeckung des Glases gemacht werden mochte.
                           
                        
                           Untersuchungen über natürliche Sulfide.
                           S. Meunier (Comptes rendus,
                              									1877 t. 84 p. 638) hat
                              									gefunden, daß Bleiglanz, Pyrit, Kupferkies, Blende, Zinnober und andere natürliche
                              									Sulfide Gold, Silber und Quecksilber aus ihren Lösungen metallisch abscheiden unter
                              									gleichzeitiger Fällung von Schwefel; z.B. 3 PbS + 2 AuCl₃ = 3 Pb Cl₂ +
                              									2 Au + 3 S oder mit Silbernitrat PbS + 2 AgNO₃ = Pb (NO₃)₂+ 2
                              									Ag + S. Meunier glaubt, daß in entsprechender Weise die
                              									Silber haltigen Bleiglanzgänge und die Gold haltigen Schwefelkiese entstanden
                              									sind.
                           
                        
                           Ueber krystallisirtes essigsaures Magnesium.
                           L. Patrouillard (Comptes
                                 										rendus, 1877 t. 84 p. 553) versuchte 600g Eisessig
                              									mit kohlensaurer Magnesia zu neutralisiren, erhielt aber erst dann eine
                              									Gasentwicklung, nachdem er 150cc Wasser
                              									zugesetzt hatte. Durch weitern Wasserzusatz und Erwärmen wurde die Reaction zu Ende
                              									geführt. Die erhaltene neutrale Lösung schied, unter eine Glocke neben Schwefelsäure
                              									gestellt, nach einiger Zeit farblose Krystalle von essigsaurem Magnesium ab.
                           Wird diese Lösung in einer flachen Schale an die Luft gesetzt, so zerfällt sie unter
                              									dem Einfluß eines noch unbekannten Fermentes, es scheidet sich kohlensaure Magnesia
                              									ab und es bilden sich geringe Mengen von Ameisensäure und Methylalkohol.
                           
                        
                           Ueber die beste Art der Scheidung mittels Kalk.
                           Die Scheidung der Rübensäfte hat den doppelten Zweck, den die Krystallisation
                              									hindernden Nichtzucker fortzuschaffen und den Saft zu conserviren. Die Scheidung mittels Kalkmilch (1 :
                              									5) ist nach Hulva umständlich, erfordert größere
                              									Räumlichkeiten, führt den Säften große Wassermengen zu (auf 1000k Rüben 75k Wasser) und bedingt somit größern
                              									Kohlenverbrauch.
                           Hulva empfiehlt das trockne Scheiden mittels frisch
                              									gebrannten Kalkes. Ueber jede Scheidepfanne wird ein durchlöcherter, mit Kalk
                              									gefüllter Kübel aufgehängt, welcher, sobald der Saft auf 50° gebracht ist,
                              									etwa 2 bis 3 Mal kurz hinter einander in die Pfanne eingetaucht wird. Der ganze
                              									Proceß dauert etwa 4 Minuten und erfordert nur geringe Arbeitskräfte; der Kalk
                              									vertheilt sich dabei weit besser als beim Eingießen der Kalkmilch. Eine
                              									Caramelisirung des Zuckers kann erst bei 160° eintreten – eine
                              									Temperatur, die bei diesem Verfahren nicht erreicht wird. Auch Pasel und Mehrle sind mit dieser trocknen
                              									Scheidung sehr zufrieden. (Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie des
                              									Deutschen Reiches, 1877 S. 166 und 534.)
                           Sickel (Daselbst S. 332) empfiehlt wiederholt den zur
                              									Scheidung bestimmten Kalk mit den Absüßwässern zu löschen.
                           
                        
                           Ueber die Beziehungen zwischen dem specifischen Gewicht der
                              									Zuckerrübe und dem Zuckergehalt derselben.
                           F. Krocker hat, in der Meinung, daß zwischen dem
                              									specifischen Gewichte der Rübe und zwischen dem Zucker-Trockensubstanzgehalt
                              									derselbe Zusammenhang obwaltet, eine Untersuchungsmethode veröffentlicht, nach
                              									welcher man blos das specifische Gewicht einer Rübe zu bestimmen hat, um mit Hilfe
                              									der beigefügten Tabellen den Zucker- und Trockensubstanzgehalt der Rübe zu
                              									erfahren. J. Stollar (Organ des Vereins für Rübenzucker
                              									in Oesterreich, 1877 S. 233) zeigt dagegen, daß diese Bestimmung unbrauchbar ist,
                              									weil das specifische Gewicht des Mittelstückes mit jenem der ganzen Rübe in äußerst
                              									seltenen Fällen übereinstimmt, und weil zwischen dem specifischen Gewichte der Rüben
                              									und der Saftqualität kein Zusammenhang besteht.
                           
                        
                           Ueber Cochenilleprüfung.
                           Löwenthal (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S.
                              									179) empfiehlt zur Prüfung der Cochenille, welche häufig bereits ausgezogen im
                              									Handel vorkommt, folgendes Verfahren: 2g
                              									ganze Cochenille werden das erstemal mit 1l,5 destillirtem Wasser 1 Stunde gekocht, durch ein gewöhnliches Theesieb
                              									gegossen und die im Siebe zurückgebliebene Cochenille noch einmal mit 1l destillirtem Wasser 3/4 Stunden gekocht.
                              									Beide Flüssigkeiten zusammen betragen also nicht 2l, weil viel Wasser verdampft ist. Nach dem
                              									Erkalten wird die Flüssigkeit auf 2l
                              									gebracht und je 100cc davon mit
                              									Indigocarmin und hinreichend Säure in 750cc
                              									bis 1l Wasser titrirt. Nach Abzug des
                              									Chamäleonverbrauches für den Indigo hat man den Werth der Cochenille mit der
                              									Vergleichscochenille zu berechnen.
                           Von den mitgetheilten Beleganalysen mögen hier folgende angegeben werden:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    cc
                                    
                                 
                              
                                  I)
                                 100cc  25cc
                                 CochenilleabkochungIndigolösung
                                 
                                    
                                    
                                 12,8 Chamäleonlösung.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Desgleichen
                                 
                                 12,8              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 25,6              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Ab für Indigo
                                 
                                 11,2              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 14,4              
                                    											„
                                 
                              
                                 II)
                                 100cc  25cc
                                 CochenilleabkochungIndigolösung.
                                 
                                    
                                    
                                 10,6              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Desgleichen
                                 
                                 10,4              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 21,0              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Ab für den Indigo
                                 
                                 11,2              
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   9,8              
                                    											„
                                 
                              
                           Setzt man den Werth der erstern Probe (Vergleichscochenille) = 100, so ist der der
                              									zweiten nur 68,1.
                           
                        
                           
                           Zur Phylloxera-Frage.
                           A. Blankenhorn und J. Moritz
                              									(Annalen der Oenologie, 1875 S. 94 bis 134) besprechen in einer sehr ausführlichen
                              									Abhandlung, die durch gute Abbildungen erläutert ist, das Vorkommen der Reblaus (Phylloxera vastatrix) und die Mittel zur Bekämpfung
                              									derselben.
                           L. Weigelt (Annalen der Oenologie, 1877 S. 192) hat den
                              									Kaligehalt amerikanischer und europäischer Rebhölzer verglichen. Schon Neßler wies auf die durch Kalidüngung in Frankreich
                              									erzielten günstigen Erfolge hin, um die durch Phylloxera inficirten Rebfelder gegen
                              									die Verheerungen dieses Insektes widerstandsfähiger zu machen. Diese Thatsache läßt
                              									zwei Erklärungen zu:
                           1) Das Kali wirkt als Düngemittel, bahnt reichliche, kräftige Ernährung an, erhöht
                              									dadurch die Lebenskraft des Stockes und dieser wird in Folge dessen befähigt, den
                              									zerstörenden Einflüssen der Wurzellaus besser zu widerstehen. Die erhöhte
                              									Wurzelthätigkeit und dadurch bedingte gesteigerte Saftproduction vermag eine
                              									gesteigerte Saftconsumtion seitens des Insektes auszuhalten, ohne daß dadurch der zu
                              									ernährende Stock Nahrungsmangel fühlt.
                           2) Das Kali wirkt als Gift auf den Kerf. Die nach Kalidüngung kalireicheren
                              									Wurzelsäfte der Vitis sind für die Ernährung des Schmarotzers ungeeignet, schädigen
                              									seine Lebenskraft, schwächen dadurch die Massenhaftigkeit seiner Vermehrung ab und
                              									bewahren so den Stock vor der Ueberzahl von Angriffen, welche ihn unzweifelhaft
                              									tödten müßten.
                           Die erstere Ansicht scheint die verbreitetere zu sein; so weit Verfasser wenigstens
                              									Gelegenheit hatte, Aeußerungen über vorliegende Frage zu hören, gipfelten dieselben
                              									meist in der Düngungsfrage: „tausendjähriger Rebbau hat unsere Rebfelder
                                 										erschöpft, besonders das Kali fehlt, das Kali, dessen die Rebe in so großer
                                 										Menge bedarf, und welches wir als Weinstein in unsern Gährungsfässern zur
                                 										Ablagerung bringen und den Weinbergen nicht wieder zuführen.“
                              								
                           Weigelt zeigt nun durch die Aschenanalysen amerikanischer
                              									und deutscher Reben, daß letztere Angabe nicht zutreffend ist, daß aber die
                              									widerstandsfähige amerikanische Rebe deshalb die Angriffe der Reblaus zu überdauern
                              									vermag, weil der Kalireichthum des Holzes und Saftes derselben dem Insect die für
                              									seine Ernährung, Wachsthum und Gedeihen erforderlichen günstigsten Bedingungen nicht
                              									bietet.
                           H. W. Dahlen (Annalen der Oenologie, 1877 S. 217)
                              									bespricht das Auftreten der Reblaus in Bollweiler (Oberelsaß). Er schließt aus
                              									seinen Beobachtungen, daß ein zeitiges Vernichten aller befallenen Reben noch immer
                              									das einzige Mittel ist, der Phylioxera-Gefahr mit Erfolg zu begegnen.
                           
                        
                           Die Verfälschung der Weine.
                           A. Gautier verneint entschieden die Zulässigkeit auch
                              									indifferenter Färbemittel für Weine und bespricht eingehend die zur künstlichen
                              									Färbung des Weines verwendeten Stoffe und den Nachweis derselben (vgl. 1876 222 372); auch die übrigen Weinfälschungen werden von ihm
                              									so ausführlich behandelt, wie dies bisher noch nicht geschehen ist. (A. Gautier: La Sophistication des vins. Paris 1877. Braillière et fils.)
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigung. In dem Artikel „Verfahren,
                                 										klanglosen Metalllegirungen Klang zu ertheilen“ (S. 268 d. Bd.), ist
                              									zu lesen „Silliman“ statt
                              											„Lilliman.“