| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Nr. , S. 607 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wassereinbruch in eine Kohlengrube und Rettung der
                              									eingeschlossenen Arbeiter.
                           Am 11. April d. J. brach in die Tynewydd Kohlengrube (Süd-Wales, England)
                              									Wasser ein und ersäufte die etwa 100m unter
                              									der Oberfläche liegenden tiefsten Stollen mit einer Wasserschichte von beiläufig
                              										10m. Die dort beschäftigten Arbeiter, 5
                              									an der Zahl, fanden keine Zeit mehr, sich nach einem höheren Stollen zu flüchten und
                              									wurden an ihrem Arbeitsort, der in einer Länge von 40m mit 1/8 Steigung nach aufwärts führte,
                              									eingeschlossen. Hier jedoch bildete sich ein Luftsack, der das Vordringen des
                              									Wassers hinderte und den Unglücklichen vorläufigen Schutz gewährte. Inzwischen
                              									hatten sofort nach Einbruch des Wassers die Rettungsarbeiten begonnen und war es
                              									gelungen, vier Arbeiter, die an einem höheren Punkte eingeschlossen waren, nach
                              									Durchbruch einer 4m starken Kohlenschichte
                              									zu befreien. Dies geschah am 12. April, und erst hier hörte man durch dumpfes
                              									Klopfen, daß in einem tieferen Orte noch Bergleute eingeschlossen waren, an deren
                              									Rettung vor Auspumpen des Wassers nicht gedacht werden konnte. Es wurde deshalb die
                              									Wasserförderung mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt und außer den bereits
                              									functionirenden Schöpfwerken noch eine große Tangye'sche Pumpe in die Grube gebracht
                              									und mittels einer 120m langen Dampfleitung
                              									von dem Kessel einer rasch beigestellten Locomotive betrieben. Auch versuchte man
                              									durch die ersoffenen Stollen Taucher zu den Eingeschlossenen zu bringen, ohne jedoch
                              									einen Erfolg zu haben.
                           
                           Endlich am 16. April war das Wasser bis auf 0m,5 über dem Boden eines alten Baues, Glynog
                                 										heading, gesunken, von wo aus der Rettungsstollen getrieben werden sollte.
                              									Doch war noch eine Kohlenwand von 35m zu
                              									durchbrechen, wozu weitere 4 Tage erforderlich wurden, so daß man fürchten mußte,
                              									die schon jetzt seit 5 Tagen Gefangenen nicht mehr lebend zu erreichen; der
                              									Ingenieur T. Hurry Riches aus Cardiff stellte daher in 24
                              									Stunden einen Bohrapparat zusammen, mit welchem er die Kohlenschichte in 4 Stunden
                              									durchbohren und den Arbeitern, mittels kleiner auf Rollen laufender Hülsen, Nahrung
                              									zuführen wollte. Der Apparat bestand aus an einander zu schraubenden Gasrohren, von
                              									denen das vorderste nach Art eines Kronbohrers Zähne eingefeilt hatte, die
                              									verschränkt und im Einsatz mit Blutlaugensalz und Salmiak gehärtet wurden. Auf das
                              									Rohr war ein kleines Stirnrad gesetzt, das durch ein größeres Rad mittels
                              									Kurbelantrieb bewegt wurde und das bohrende Gasrohr mitnahm, während dasselbe
                              									gleichzeitig durch eine Druckschraube den entsprechenden Vorschub erhielt. Nach
                              									Durchbohrung der Schichte sollten an das Ende des Rohres zwei Wechsel kommen,
                              									zwischen welchen die Transporthülse eingelegt und nach Abschluß des äußern und
                              									Eröffnung des innern Wechsels in der Leitung hinabrollen sollte, ohne einen
                              									Druckverlust der das Wasser zurückhaltenden comprimirten Luft herbeizuführen. So
                              									rationell dieser Apparat war und so günstig sich derselbe nachträglich bewährte, so
                              									hatte man damals doch nicht den Muth, denselben anzuwenden und fuhr mit dem
                              									Durchtreiben des Rettungsstollens und den Pumparbeiten fort, bis endlich am 20.
                              									April, nach neuntägiger Gefangenschaft, die eingeschlossenen 5 Mann erreicht und
                              									sämmtlich gerettet wurden. Das gesammte in dieser Zeit aus einer mittleren Tiefe von
                              										90m ausgepumpte Wasserquantum betrug
                              										34000cbm.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Alfred Brandt's
                              									Gesteinsbohrmaschine.
                           Nach Oberingenieur Franz Rziha (Wochenschrift des
                              									österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S. 231) ist die Brandt'sche Bohrmaschine (vgl. Patentertheilung 1877 223 552) berufen, eine Umwälzung in der Arbeit auf
                              									Felsgesteine herbeizuführen. Das neue Bohrprincip ist folgendes: Brandt drückt mittels einer hydraulischen Presse einen
                              									gezahnten stählernen Hohlbohrer sehr mäßig tief in das Gestein, spült mit dem
                              									Ausströmwasser das Bohrmehl (Druckmehl) fort und dreht,
                              									wieder mit Wasserkraft, den Bohrer, dessen Zähne nun
                              									durch Reißen und Wegbröckeln ein ringförmiges Loch herstellen helfen.
                           Man sollte nun im ersten Augenblicke meinen, das neue Princip sei deshalb
                              									unpraktisch, weil sich die Bohrer zu rasch und zu grell abnutzen würden; in der That
                              									ist aber diese Abnutzung eine äußerst geringe und eine sehr langsame, und erklärt
                              									sich diese interessante technische Erscheinung dadurch, daß hier alle jene Momente
                              									fortfallen, welche den Schlagbohrer zunächst so gewaltsam abnutzen und die im Wesen
                              									des Stoßes, in der Funkenerzeugung, in der Wärmeerzeugung durch Reibung des Bohrers
                              									an den Bohrlochswänden und in der Concentration des gewaltsamen Stoßes auf einzelne
                              									Schneidenelemente des Meißels beruhen.
                           Der Brandt'sche Hohlbohrer hat 78mm äußeren
                              									Durchmesser, 9mm Fleischstärke, 5 Zähne und
                              									bohrt ein zirkelrundes Loch von 82mm Weite,
                              									da die Kerne immer sofort ausbröckeln. Die angewendete Druckkraft beträgt etwa
                              										7000k; die 5 scharf zugeschliffenen
                              									Zahnkanten stellen eine Schneidenlänge von 5 × 9 = 45mm dar, und bei einer beobachteten
                              									Einpressung des einzelnen Zahnkeiles bis zur Basisbreite von etwa 1mm eine Zermalmfläche von ungefähr 45qmm; auf 1qmm dieser letztern Fläche entfällt also
                              									etwa 160k zermalmender Druck. Dieser Druck
                              									entspricht annähernd der Kraftäußerung des Schlagbohrens und ist, wie es seitdem die
                              									Erfahrung gezeigt hat, hinreichend, das härteste Gestein zermalmen. (Thatsächlich
                              									zeigen ja die Bauschinger'schen Versuche, daß der härteste Granit schon bei 1430k Druck auf 1qc zerspringt.) Der Brandt'sche Bohrer
                              									dringt also in jedes Gestein ein, welches überhaupt mit dem Meißelbohrer noch
                              									bearbeitet werden kann. Dieses Eindringen ist ein sehr ruhiges und stetiges und in
                              									immerwährender Verbindung mit der Drehung; es ist also ein spiralförmiges, und
                              									wechselt die Höhe des Schraubenganges mit der Festigkeit des Gesteins; selten
                              									beträgt sie mehr als 4mm. Die Kraft zum
                              									Drehen bezieh. zum Wegbrechen des Gesteins ist nahezu eben so groß, als jene zum
                              									Einpressen des Instrumentes.
                           
                           Die Brandt'sche Bohrmaschine ist in ihrer äußern Erscheinung sehr einfach. Der Bohrer
                              									sitzt an dem Kolben einer hydraulischen Presse; dieser Kolben ist drehbar
                              									eingerichtet, und wird die Drehung durch zwei kleine Wassersäulenmaschinen
                              									hervorgebracht, indem dieselben eine Schraube ohne Ende bewegen, die in ein um den
                              									Kolben herumgelagertes Schraubenrad eingreifen. Die Vorpressung und die Drehung
                              									werden getrennt gespeist, und kann ein Arbeiter die beiden Speisehähne dirigiren,
                              									was sogar eine Nothwendigkeit ist, weil manches Gestein eine stärkere Pressung als
                              									Drehung des Bohrers und umgekehrt bedingt, also nach dem Gefühle eines einzelnen
                              									Menschen behandelt werden muß. Die Bohrmaschine sitzt auf einer Spreize in
                              									Röhrenform, aus der ebenfalls ein hydraulischer Preßkolben herauskriecht und sich so
                              									mit zermalmender Kraft zwischen die Stollenwände klemmt. Das Druckwasser wird durch
                              									schmiedeiserne Röhren in den unterirdischen Bau eingeleitet, hat eine Spannung von
                              									80 bis 85at, und bedarf eine Bohrmaschine
                              									keines größern Motors als 12 bis 13e,
                              									selbst bei Leitungen von etwa 800m
                              									Stollenlänge. Der Wasserverbrauch beträgt für eine Bohrmaschine und Stunde etwa 2cbm.
                           Die Brandt'sche Bohrmaschine wurde im Sonnsteintunnel (1429m lang auf der Strecke
                              									Gmunden-Ebensee) der Salzkammergutbahn zum ersten Mal praktisch und mit
                              									durchschlagendem Erfolge erprobt: mit nur einer Bohrmaschine ist bei einem Profile
                              									zwischen 6 und 7qm nach dem ersten
                              									Arbeitsmonate ein durchschnittlicher Stollenfortschritt von 2m,3 in 24 Stunden erzielt worden. Das
                              									Gestein im Sonnstein ist außerordentlich fest; es ist vorherrschend Dolomit von
                              									solchem Quarzreichthum durchfahren worden, daß jeder Meißelschlag der Handbohrung
                              									von Funkensprühen begleitet war, und trotz der größten Anstrengungen ein größerer
                              									täglicher Fortschritt als 1m,0 mit
                              									Handarbeit nicht erzielt werden konnte.
                           
                        
                           Mühle zum Zerkleinern von Erzen und Steinen, angeblich System
                              										Vapart.
                           Die Zeitschrift Engineering bringt in ihrer Nummer vom 2.
                              									Juni, die Revue industrielle in der Nummer vom 4. Juli
                              									d. J. die Beschreibung einer „Broyeur
                                    										Vapart“ genannten Zerkleinerungsmühle.
                           Man erkennt nun auf den ersten Blick, daß dieser Zerkleinerer im Wesentlichen genau
                              									übereinstimmt mit der Rittinger'schen Steinschleudermaschine.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1867 Bd. 11 S. 672. Die Verschiedenheit besteht lediglich darin, daß Rittinger nur eine Schleuderscheibe, Vapart
                              									dagegen derer drei über einander an derselben Spindel anbringt. Deshalb mußte Vapart seitliche Thüren in dem Mantel der Mühle
                              									anbringen, da es andernfalls nicht möglich sein würde, zum Innern derselben zu
                              									gelangen.
                           Die Aehnlichkeit des 1877 in Frankreich erfundenen Zerkleinerers mit dem 1866 in
                              									Oesterreich erdachten erstreckt sich sogar auf die Umdrehungszahl der
                              									Schleuderscheiden – 1000 in der Minute – und den Kraftbedarf –
                              										4e bei Rittinger, 4e für das kleinste
                              									Modell bei Vapart.
                           
                              H. F.
                              
                           
                        
                           Ueber die Abnutzung der Dampfkessel.
                           In dem Geschäftsbericht des Hannoverschen Vereines zur Ueberwachung der Dampfkessel
                              									berichtet L. Grabau über die bei 277 inneren
                              									Untersuchungen aufgedeckten Schäden. Von Unterfeuerkesseln waren 5 durch schlechtes
                              									Speisewasser auf der Wasserleite verrostet, 9 zeigten Nietlochrisse, 11 hatten in
                              									Folge einer Anhäufung von Kesselsteinsplitter (vgl. 1876 220 172) Beulen in der Feuerplatte, 5 Unterkessel waren im Scheitel
                              									verrostet durch die mit dem Speisewasser eingeführte atmosphärische Luft, 5 Kessel
                              									waren von außen in Folge von Undichtigkeiten verrostet. Von Innenfeuerkesseln waren
                              									durch gleiche Ursache von außen 30 verrostet, 8 von innen durch schlechtes
                              									Speisewasser, 32 zeigten andere Schäden. Durch Kesselsteinanhäufungen hatte eine
                              									Locomobile Risse im Blech der Feuerkiste. Unter den 30 Kesseln, welche sofort außer
                              									Betrieb gesetzt werden mußten, wird besonders hervorgehoben, daß bei 2 Kesseln mit
                              									Unterwindgebläse die Feuerplatte quer durchgerissen war.
                           
                           Ueber die Zuverlässigkeit der Federmanometer wird bemerkt, daß bei Gelegenheit der
                              									äußeren Revisionen untersucht wurden:
                           
                              
                                 
                                 Plattenfeder-Manometer283
                                 Bourdon-Manometer171
                                 Summe454
                                 
                              
                                 Davon zeigten falsch
                                 143
                                   47
                                 190
                                 
                              
                                     
                                    											„        „      
                                    											richtig
                                 140
                                 124
                                 264
                                 
                              
                           Die Abweichungen derselben vom Controlmanometer betrugen:
                           
                              
                                 Plattenfeder-Manometer.
                                 
                              
                                 
                                    at
                                    
                                 0,05
                                 0,1
                                 0,15
                                 0,2
                                 0,25
                                 0,3
                                 0,35
                                 0,4
                                 0,5
                                 0,6
                                 0,7
                                 mehr als1,0
                                 Summe
                                 
                              
                                 +
                                 6
                                 37
                                 12
                                 26
                                 1
                                 7
                                 –
                                 4
                                 4
                                 1
                                 2
                                 2
                                 102
                                 
                              
                                 –
                                 8
                                 18
                                   2
                                   6
                                 –
                                 3
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 1
                                 2
                                   41
                                 
                              
                                 Bourdon-Manometer.
                                 
                              
                                 +
                                 3
                                 15
                                   3
                                   1
                                 1
                                 2
                                 –
                                 –
                                 4
                                 1
                                 1
                                 1
                                   32
                                 
                              
                                 –
                                 2
                                   7
                                 –
                                   4
                                 –
                                 2
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   15
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die Magnetisirung ellipsoidisch geformter Eisen-
                              									und Stahlkörper und die Veränderung des temporären und permanenten
                              									Magnetismus.
                           In einer längern bemerkenswerthen Abhandlung bespricht A. L. Holz (Poggendorff's Annalen, Ergänzungsband 8 S. 354) die
                              									Magnetisirungsfunction und die magnetische Reibungsgröße und gelangt auf Grund
                              									seiner eingehenden Versuche zu folgender Hypothese: Die Coercitivkraft wird mit der
                              									Ausdehnung der gebundenen Krystallflächen oder mit Erweiterung des Innern der
                              									Molecüle, wo die elektrische Verschiebung erzeugt wird, verringert, wobei die
                              									Centrifugalkraft der Rotationsbewegungen der Aetheratome nach Entfernung der äußeren
                              									einwirkenden Kraft kleiner wird, und zwar in dem Maße, wie die Räume sich
                              									vermindern, durch welche hindurch die Fortpflanzung der Rotation der Wirbel
                              									stattfindet. Eine Deformation der magnetisirten Masse wird von der Centrifugalkraft
                              									der magnetischen Wirbel erzeugt.
                           
                        
                           Trennung von Eisen und Mangan.
                           A. Funaro (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1877 S. 1383) empfiehlt die quantitative Trennung von Eisen und Mangan mittels
                              									benzoësauren und bernsteinsauren Ammoniums. Werden die zur Fällung
                              									anzuwendenden Lösungen der Ammoniumsalze mit den betreffenden Säuren gesättigt, so
                              									reißt der Eisenniederschlag kein Mangan mit sich nieder.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Mangans im Spiegeleisen.
                           Zu der Angabe von Stöckmann (vgl. S. 108 d. Bd.), daß bei
                              									der Trennung des Eisens vom Mangan durch essigsaures Natron bei einmaliger Fällung
                              									bis 1 Proc. Mangan beim Eisen bleibe, bemerkt C. Krämer
                              									(Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S. 334), daß dies lediglich am Auswaschen des
                              									Niederschlages liege. Wird dasselbe mit warmem Wasser so lange fortgesetzt, bis das
                              									Filtrat durch salpetersaures Silber nicht mehr getrübt wird, so bleibt in dem
                              									Eisenniederschlage höchstens 0,1 Proc. Mangan zurück. Die einzige Vorsicht, welche
                              									beim Scheiden von Eisen und Mangan durch essigsaures Natron nach vorherigem
                              									Neutralisiren mit kohlensaurem Natron beobachtet werden muß, ist, daß man einen oder
                              									zwei Tropfen verdünnte Essigsäure zusetzt.
                           
                        
                           Zur Analyse des Chromeisensteins.
                           Einer längern Arbeit von A. Christomanos (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 10) über die Analyse des Chromeisensteins
                              									entnehmen wir folgende Vorschrift zur Bestimmung des Chromoxydgehaltes dieses Erzes
                              									zu technischen Zwecken.
                           Man zerreibt 6 bis 10g gut getrocknetes
                              									Aetznatron in einer erwärmten Reibschale, mischt 10 bis 15g Magnesia hinzu, mischt damit innig 0,3
                              									bis 0g,5 des feinst gepulverten Chromits
                              									und erhitzt das Gemenge in einem geräumigen Platintiegel, besser noch Goldtiegel,
                              									mittels eines einfachen Bunsen'schen Brenners 1 Stunde lang. Die Masse wird dabei
                              									nicht flüssig, sondern schäumt erst auf und sintert endlich zusammen, zeigt aber
                              									beim Erkalten die gelbe Farbe der Chromsäure. Durch Einlegen des noch warmen Tiegels
                              									in eine Porzellanschale mit heißem Wasser, längeres Erhitzen zum Sieden und
                              									Filtriren erhält man im Filtrate sämmtliche Thonerde und Chromsäure mit
                              									unerheblichen Mengen Kalk und Magnesia.
                           Soll nun eine volumetrische Probe des Chromoxydes ausgeführt werden, so reicht schon
                              									dieses Filtrat aus, um nach dem Ansäuern direct mit der Titrirflüssigkeit probirt zu
                              									werden; wenn aber das Chromoxyd als solches gefällt werden soll, muß vorher mit
                              									Salzsäure schwach übersättig, ein Ueberschuß von Aetzammoniak, kohlensaurem und
                              									oxalsaurem Ammon hinzugefügt und bis zum Aufhören des Ammoniakgeruches (unter
                              									Ersetzung des Wassers) gekocht werden. Das Filtrat, die Chromsäure enthaltend, wird
                              									sodann mit überschüssiger Salzsäure und Alkohol siedend zu Chromchlorid reducirt und
                              									das Chromoxyd mit Ammoniak ausgefällt.
                           
                        
                           Trennung des Arsens von Nickel und Kobalt; von F. Wöhler.
                           Man löst das Erz, Kupfernickel, Kobaltspeise, Speiskobalt in Königswasser auf,
                              									dampft, wenn nöthig, die meiste überschüssige Säure ab und fällt die Lösung
                              									siedendheiß mit kohlensaurem Natron. Nach dem Auswaschen wird der Niederschlag noch
                              									naß mit einem Ueberschuß einer concentrirten Lösung von Oxalsäure übergossen.
                              									Hierbei werden beide Metalle in Oxalate verwandelt, während alle Arsensäure davon
                              									getrennt wird und nebst dem Eisenoxyd in Lösung geht. Das Gemenge von oxalsaurem
                              									Nickel und Kobalt wird vollkommen ausgewaschen; beide können dann nach Langier's
                              									Verfahren durch Ammoniak getrennt werden. Enthielt das Erz Kupfer, so könnte dieses
                              									vor der Fällung mit kohlensaurem Natron durch mit Wasserstoffgas reducirtes, fein
                              									vertheiltes Eisen gefällt werden, worauf freilich die aufgelösten Eisenmassen höher
                              									oxydirt werden müssen. Speiskobalt kann vorher geschmolzen und dadurch ein großer
                              									Theil des Arsens entfernt werden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1877 S. 546.)
                           
                        
                           Zur Untersuchung des Nitroglycerins.
                           Zur Bestimmung des Stickstoffes im Nitroglycerin zersetzt C. Beckerhinn dasselbe mit einer genau titrirten zehntelnormalen
                              									alkoholischen Kalilösung, welche in bedeutendem Ueberschuß angewendet wird, und
                              									titrirt mit Zehntel-Oxalsäure zurück; 1cc verbrauchtes Kali soll 1mg,4
                              									Stickstoff entsprechen.
                           F. Heß und J. Schwab
                              									(Sitzungsbericht der kais. Akademie in Wien, 19. April 1877) haben nach dieser
                              									Methode in einem Nitroglycerin 25,3 und 26,0 Proc. Stickstoff gefunden, nach der
                              									verbesserten Dumas'schen Methode dagegen 15,72 und 15,65 Proc. Da Nitroglycerin
                              									höchstens 18,5 Proc. Stickstoff enthalten kann (vgl. 1875 215 92), so erhält man nach der Methode von Beckerhinn völlig unrichtige Resultate.
                           
                        
                           Schlachten von Vieh mittels Dynamit.
                           In England erzählt man sich wieder von einer neuen Art des Schlachtens, welche aber
                              									wohl voraussichtlich keine Aussicht auf allgemeine Einführung haben wird. In dem Chamber of Agriculture Journal vom 23. Juli d. J. und
                              									daraus in der Milchzeitung, 1877 S. 436 wird nämlich über das Schlachten mittels
                              									Anwendung von Dynamit folgendermaßen berichtet: Vor kurzer Zeit hat Johnsen mehrere Versuche mit Dynamit beim Schlachten
                              									gemacht. Er legte nämlich ein Stück Dynamit in der Größe eines Fingerhutes auf die
                              									Stirn von Bullen und Pferden, welche geschlachtet werden sollten, ließ es auf die
                              									gewöhnliche Weise mittels eines Sicherheitszünders explodiren. In der letzten Woche
                              									wurden die Versuche wiederholt, und zwar wurde die Explosion durch Elektricität
                              									herbeigeführt. Zwei große Pferde und ein Esel wurden in einer Linie, ungefähr 1m von einander entfernt, aufgestellt. Eine
                              									kleine Patrone von Dynamit, mit einem elektrischen Zünder verbunden, wurde auf die
                              									Stirn der Thiere gelegt und mit einer um die Kinnladen gelegten Schnur befestigt;
                              									die Drähte wurden dann verbunden und an die elektrische Batterie befestigt. Die drei
                              									Patronen explodirten zu gleicher Zeit und alle Thiere waren auf der Stelle todt.
                           
                        
                           Gefälschter Pfeffer; von F. Hulva.
                           Die Breslauer Polizei hat neulich einen gefälschten Pfeffer confiscirt. Das gemahlene
                              									Gewürz hatte ein schmutzig graues Aussehen, enthielt etwa 30 Proc. Staub, erinnerte
                              									zwar im Geruch an Pfeffer, schmeckte jedoch mehr fade als scharf. Nach F. Hulva (Industrieblätter, 1877 S. 305) bestand dasselbe
                              									aus entöltem Palmkernmehl, gemischt mit Pfefferstaub.
                           
                        
                           Verunreinigung des Wassers durch städtische
                              									Abfallstoffe.
                           H. de Bey bespricht in seiner soeben erschienenen Schrift:
                              										„Die intermittirenden Fieber in Aachen“ (Aachen 1877) auch
                              									den Einfluß verunreinigten Wassers auf diese Krankheiten. Danach ist es
                              									festgestellt, daß sich noch in einem Theile der Häuser in Aachen nicht abfließende
                              									Latrinen befinden, durch welche die benachbarten Brunnen verunreinigt werden, und
                              									daß in Folge dessen wirklicher Typhus und typhusähnliche Krankheiten, sowie zur Zeit
                              									des Herrschens der Cholera unzweifelhafte Cholera
                                 										asiatica vorgekommen ist (vgl. 1877 223 519).
                              									Für Intermittens ist ein solcher directer Einfluß noch nicht nachgewiesen, doch wird
                              									von anderer Seite das Trinken von Sumpfwasser als Gelegenheitsursache für den
                              									Ausbruch der Krankheit angesehen. In näherer Beziehung hierzu steht jedoch der
                              									Wormbach, der nach Aufnahme zahlreicher Verunreinigungen durch Latrinen- und
                              									Schmutzwasser ganz in der Nähe von Aachen einen weiten, schlammigen, durch sehr üble
                              									Ausdünstungen ausgezeichneten Teich füllte, von wo aus der Bach dann langsam durch
                              									die Thalniederung abfloß. Die an demselben liegenden Mühlen und Gehöfte waren zur
                              									Zeit, wo Intermittens in Aachen und Burtscheit herrschte, der fast unausgesetzte
                              									Sitz hartnäckiger und bösartiger Krankheitsfälle. Auch tritt der Wormbach bei
                              									starken Regengüssen auf seinem weitern Verlauf häufig aus, überschwemmt die Ufer und
                              									setzt einen den Wiesenbebauern sehr erwünschten, den zu Intermittens Veranlagten
                              									aber sehr unbequem riechenden Schlamm ab, welcher lange Jahre hindurch in diesem
                              									Gebiete die Malaria unterhalten hat, die auch gegenwärtig, nach theilweiser
                              									Ueberwölbung des Wormbaches, in den Landgemeinden der Wormufer noch keineswegs ganz
                              									ausgerottet ist.
                           
                        
                           
                           Ueber den Ammoniakgehalt der Luft und der Meteorwässer; von A.
                              										Levy.
                           Vom 1. November 1876 bis 31. Januar 1877 hat A. Levy (Comptes rendus, 1877 t. 84
                              										p. 273) den Ammoniakgehalt der Meteorwässer und der
                              									atmosphärischen Luft bestimmt; die Resultate dieser Untersuchung sind in folgender
                              									Tabelle zusammengestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 613
                              Datum; November 1876; December
                                 										1876; Januar 1877; Meteorwasser; in 100cbm Luft; in 1l; auf 1qm; Mittel oder Summe; 
                              
                           a) Nebel,   b) Reif,   c)
                              									Thau.
                           100cbm atmosphärische Luft enthielten
                              									demnach im Mittel im November 0,65, im December 0,8 und im Januar 0mg,76 Ammoniak. 1l Regenwasser enthielt während derselben
                              									Zeit bis 4mg,8, Nebel sogar 39,0 und 65mg,6, Thau 6mg,7 und Reif 0,3 bis 8mg,4 Ammoniak. Die Menge des auf 1qm mit den Meteorwässern niedergefallenen
                              									Ammoniaks beträgt für die 3 Monate 36,8, 86,6 und 79mg,7.
                           
                           Das Wasser der Seine und Vanne enthielt zu derselben Zeit in 1l folgende Mengen Ammoniak:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Seine
                                 Vanne
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    mg
                                    
                                 
                                    mg
                                    
                                 
                              
                                 November
                                   6
                                 –
                                 1,06
                                 
                              
                                 
                                 14
                                 0,44
                                 1,21
                                 
                              
                                 
                                 22
                                 0,47
                                 0,49
                                 
                              
                                 
                                 24
                                 0,70
                                 0,89
                                 
                              
                                 
                                 27
                                 0,76
                                 0,90
                                 
                              
                                 December
                                   7
                                 1,59
                                 2,83
                                 
                              
                                 
                                 15
                                 2,30
                                 2,04
                                 
                              
                                 
                                 23
                                 2,32
                                 1,57
                                 
                              
                                 Januar
                                   2
                                 3,40
                                 1,67
                                 
                              
                                 
                                 10
                                 2,38
                                 2,03
                                 
                              
                                 
                                 18
                                 1,76
                                 1,84
                                 
                              
                                 
                                 26
                                 1,48
                                  1,68.
                                 
                              
                           
                        
                           Zeitdauer der Geschmacksempfindungen.
                           Die Zeit, welche verstreicht zwischen dem Auftragen einer schmeckbaren Substanz auf
                              									die Zungenspitze und dem Zeichengeben nach bewußt gewordener Geschmacksempfindung,
                              									die Reactionszeit der Geschmacksempfindungen, haben M. v. Vintschgau und J. Hönigsschmied (Naturforscher,
                              									1877 S. 155) durch zahlreiche Versuche an mehreren Personen gemessen. Die Versuche
                              									wurden derart ausgeführt, daß durch das Aufdrücken eines mit der concentrirten
                              									Lösung der schmeckbaren Substanz getränkten Pinsels auf die Zunge ein elektrischer
                              									Strom geschlossen und von der Versuchsperson bei der ersten Wahrnehmung des
                              									Geschmackes geöffnet wurde; die Zeit, während welcher der Strom geschlossen gewesen,
                              									wurde in bekannter Weise an einem rotirenden Cylinder angegeben und entspricht der
                              									gesuchten Reactionszeit. Im weitern Verfolg dieser Untersuchung wurde dieselbe dahin
                              									abgeändert, daß nicht einfach die Geschmacksempfindung beantwortet werden sollte,
                              									sondern es wurde die Zunge der Versuchsperson abwechselnd, und ohne daß diese vorher
                              									davon unterrichtet war, bald mit Wasser, bald mit einer schmeckenden Lösung betupft;
                              									und es sollte von der Person entschieden werden, ob der Pinsel mit Wasser oder mit
                              									der schmeckenden Substanz getränkt gewesen, nur im letzten Falle sollte der Kreis
                              									geöffnet werden. In einer letzten Versuchsreihe endlich wurden stets zwei
                              									schmeckende Substanzen geprüft; es wurde bald die eine, bald die andere angewendet,
                              									und die Versuchsperson sollte, ohne vorher etwas zu wissen, bei der einen Empfindung
                              									mit der einen Hand einen Strom öffnen, bei der andern mit der andern Hand; die Hände
                              									ruhten bereits auf den betreffenden niederzudrückenden Schlüsseln. Hier mußte also
                              									nicht nur die Geschmacksempfindung wahrgenommen, sondern die eine von der andern
                              									unterschieden und dann die richtige Wahl der zeichengebenden Hand getroffen werden.
                              									Die hierbei erlangten Zahlenwerthe sind in der nachstehenden Tabelle enthalten; die
                              									erste Verticalreihe gibt die Namen der schmeckenden Substanzen an; die zweite die
                              									Zeit in Secunden, welche zwischen dem Betupfen und dem Zeichengeben verstrich; die
                              									dritte die Reactionszeit, wenn d e sm eckendedie schmeckende Substanz abwechselnd mit Wasser angewendet wurde und von diesem
                              									unterschieden werden mußte; die vierte die Reactionszeit bei Vergleichung mit
                              									Kochsalz; die fünfte mit Säure; die sechste mit Zucker; die siebente mit Chinin.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 225, S. 614
                              Einfache Empfindung; Vergleichung
                                 										mit; Wasser; Kochsalz; Säure; Zucker; Chinin
                              
                           
                        
                           
                           Ueber die Bestandtheile des Schnupftabaks.
                           Das südschwedische Laboratorium zu Asarum hat folgende Schnupftabaksorten untersucht
                              									(Chemikerzeitung, 1877 S. 208), welche in Schweden am meisten gebraucht werden:
                           
                              
                                 Sorten.
                                 In lauwarmemWasser
                                    											lösl.Bestandtheile.
                                 Davon dieAsche.
                                 In der ganzen Probe wurden gefunden:
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Salmiak.
                                 Kalk.
                                 Thonerde.
                                 Sand.
                                 
                              
                                 Bahia
                                 56,82
                                 17,48
                                 2,40
                                 2,47
                                 4,49
                                 7,55
                                 
                              
                                 Dahls snus
                                 56,55
                                 14,02
                                 1,32
                                 5,38
                                 3,52
                                 6,57
                                 
                              
                                 Generalblandning Malmö
                                 64,58
                                 15,09
                                 1,00
                                 3,70
                                 3,29
                                 6,08
                                 
                              
                                 Ljunglöfs blandning
                                 59,72
                                 11,19
                                 2,20
                                 3,29
                                 –
                                 3,83
                                 
                              
                                 Ljunglöfs Nr. 1
                                 52,70
                                 10,14
                                 1,32
                                 5,42
                                 2,65
                                 3,62
                                 
                              
                                 Virginia
                                 50,28
                                   9,54
                                 0,44
                                 2,96
                                 3,62
                                 2,50
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Peru-Guanos.
                           Den gegenwärtig in Belgien eingeführten Peru-Guano bringt A. Petermann (Biedermann's Centralblatt für
                              									Agriculturchemie, 1877 Bd. 2 S. 418) in folgende zwei Classen: 1. Guano, von
                              									ziemlich trockner Beschaffenheit und hellgelber Farbe, mit 6,5 bis 9 Proc.
                              									Stickstoff; 2. Guano, weniger pulverig und etwas dunkler, mit 2,5 bis 4 Proc.
                              									Stickstoff. Die im Handel vorkommenden Sorten mit 2 bis 9 Proc. Stickstoff sind
                              									Gemische dieser beiden. Zwei vom Verfasser untersuchte Guanoproben hatten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 GuanoMarke A.
                                 
                                 Guanoohne Marke.
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                   14,82
                                 
                                   17,08
                                 
                                 
                              
                                 Organische Substanzen und Ammoniaksalze
                                   14,88
                                 
                                   34,01
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                     8,64
                                 
                                     7,42
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                     0,96
                                 
                                     1,62
                                 
                                 
                              
                                 In Wasser lösliches Kali
                                     2,37
                                 
                                     3,97
                                 
                                 
                              
                                 In Säuren lösliches Kali
                                     1,63
                                 
                                     1,24
                                 
                                 
                              
                                 Natron
                                     3,64
                                 
                                     1,47
                                 
                                 
                              
                                 In Wasser lösliche Phosphorsäure
                                     0,81
                                 
                                     6,94
                                 
                                 
                              
                                 In Wasser unlösliche Phosphorsäure
                                   17,62
                                 
                                     5,08
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                     1,76
                                 
                                     4,38
                                 
                                 
                              
                                 Chlor
                                     2,81
                                 
                                     6,77
                                 
                                 
                              
                                 Sand, Glimmer und Kieselsäure
                                   30,69
                                 
                                   11,55
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,63
                                 
                                 101,53
                                 
                                 
                              
                                 Dem Chlor entsprechender Sauerstoff
                                     0,63
                                 
                                     1,53
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                     100
                                 
                                     100
                                 
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                     2,83
                                 Proc.
                                     8,43
                                 Proc.
                                 
                              
                           Da in der mit Säuren behandelten Asche dieser Proben eine große Menge aller für den
                              									Peru-Guano charakteristischen Diatomeen aufgefunden wurde, so lag hier
                              									unzweifelhaft Peru-Guano vor.
                           Der gegenwärtig in Belgien eingeführte Peru-Guano unterscheidet sich vom
                              									Chinchas-, Ballestas-, Guanapé-Guano durch eine
                              									Verminderung des Glühverlustes, durch eine beträchtliche Vermehrung des in Säure
                              									unlöslichen Theiles, durch einen hohen Gehalt an in Wasser sofort auflöslicher
                              									Phosphorsäure und durch einen hohen Gehalt an Kali, welcher zwei bis dreimal höher
                              									ist, als in dem Guano von ehemals. Wenn nun zwar einerseits die Steigerung des
                              									Kali- und Phosphorsäuregehaltes einen entschiedenen Vortheil darbietet und
                              									beweist, daß der dem Guano gemachte Vorwurf, die Ackererde an mineralischen
                              									Pflanzennährstoffen zu erschöpfen, gegenwärtig nicht mehr stichhaltig ist, so ist
                              									anderseits die fortwährende Verminderung des Stickstoffgehaltes eine Thatsache von
                              									hoher Bedeutung.
                           
                        
                           Die Terpene des schwedischen Holztheeres aus Pinus sylvestris.
                           In Schweden wird durch trockne Destillation des kienigen Fichtenholzes neben
                              									Holzessig und Holzgeist viel Theer und Theeröl gewonnen. Von den Bestandtheilen
                              									dieses Theeröles ist bisher nur das Reten näher untersucht worden. A. Atterberg (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1877 S. 1202) hat aus demselben zwei neue Terpene abgeschieden, das
                              									Austraten, eine bei 156,5 bis 157,5° siedende farblose Flüssigkeit von
                              									Terpentinölgeruch und das bei 174° siedende Sylvestren
                              									C₁₀H₁₆ vom spec. Gew. 0,8612 bei 16°.
                           
                        
                           Verbrennungswärme des Wasserstoffes.
                           Schuller und Martha (Berichte
                              									der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1298) haben die Verbrennungswärme des
                              									Wasserstoffes bestimmt. Folgende kleine Tabelle enthält das von ihnen erhaltene
                              									Resultat, verglichen mit denen früherer Versuche.
                           
                              
                                 Wärmemenge für 1g H bei 0°760mm in mittleren
                                    											Grammcalorien.
                                 Beobachter.
                                 Jahreszahl.
                                 
                              
                                 33534
                                 
                                    Andrews
                                    
                                 1845
                                 
                              
                                 33633
                                 
                                    Thomson
                                    
                                 1870
                                 
                              
                                 33971
                                 v. Than
                                 1877
                                 
                              
                                 34095
                                 Favre und Silbermann
                                 1843
                                 
                              
                                 34126
                                 Schuller und Wartha
                                 1877
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen von Methylanthracen im
                              									Steinkohlentheer.
                           F. R. Japp und G. Schultz
                              									(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1049) haben im
                              									Steinkohlentheer Methylanthracen nachgewiesen. Sollte derselbe in größeren Mengen im
                              									käuflichen sublimirten Anthracen enthalten sein, so würde dieser Umstand für die
                              									Fabrikation des künstlichen Alizarins nicht ohne Bedeutung sein. Bekanntlich wird
                              									der Gehalt an Anthracen durch die Ueberführung in Anthrachinon und Wägen des
                              									letzteren bestimmt (vgl. 1877 225 92). Diese Oxydation
                              									wird bei der Analyse jedoch in Eisessig mit Chromsäure vorgenommen, also unter
                              									anderen Bedingungen als die nachherige Darstellung des Anthrachinons im Großen. Nun
                              									ist aber das Methylalizarin ein ebenso guter Farbstoff wie das Alizarin; bei der
                              									Chinondarstellung entsteht Methylanthrachinon neben Anthrachinon (also später
                              									Methylalizarin neben Alizarin), während bei der Analyse nur das Anthrachinon gewogen
                              									wird, da die Anthrachinon-Carbonsäure durch Behandlung mit Alkalien in Lösung
                              									geht. Es würde daraus folgen, daß das Anthracen bei einem Gehalte an Methylanthracen
                              									unter seinem Werthe bezahlt wird. Mit Bestimmtheit ist im käuflichen Alizarin eine
                              									Verbindung des Methylanthracens noch nicht nachgewiesen worden. Vielleicht ist die
                              									Purpuroxanthincarbonsäure von E. Schunk und H. Römer (1877 224 659) ein
                              									Derivat dieses Kohlenwasserstoffes.