| Titel: | Ueber homogenes Eisen und den Grad der Homogenität des Eisens, welcher durch die Verschiedenen Puddelsysteme erreichbar ist; von Henry Kirk. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 56 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber homogenes Eisen und den
                           								Grad der Homogenität des Eisens, welcher durch die Verschiedenen
                           								Puddelsysteme erreichbar ist; von Henry Kirk.Nach einem in
                                 								der Institution of Mechanical Engineers
                                 								gehaltenen und im Engineer, Mai 1877 S. 229
                                 								veröffentlichten Vortrag. 
                        Mit Abbildungen.
                        Kirk, über homogenes Eisen.
                        
                     
                        
                           Wenn hier von homogenem Eisen die Rede ist, so soll darunter ein
                              									Product verstanden werden, welches durch seine ganze Masse von
                              									gleicher Beschaffenheit ist; vor ungefähr 20 Jahren bezeichnete
                              									man mit diesem Namen ein in Formen gegossenes Eisen,
                              									welches weniger Kohlenstoff enthielt als der Stahl; man brachte
                              									es auch wohl unter dem Namen Stahl in den Handel, obgleich diese
                              									Bezeichnung ihm weniger leichten Eingang verschaffte. Der Stahl
                              									ist wegen seiner Härte, und weil zu seiner Verarbeitung ein
                              									größerer Hitzegrad erforderlich ist, dem Constructeur weniger
                              									angenehm als das minder kohlenstoffhaltige Eisen. Sogar die
                              									krystallinische Beschaffenheit der Bruchfläche des homogenen
                              									Eisens schreckte Manchen vor seiner Verwendung ab, wenn auch die
                              									ihm anhaftenden sonstigen Eigenschaften es mehr als jedes andere
                              									Eisen zu Constructionszwecken befähigten.
                           Eisen kann mit Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor, Mangan, u.s.w.
                              									chemisch verbunden sein, ohne seine Homogenität zu verlieren;
                              									die Gegenwart von Schlacke dagegen beeinträchtigt dieselbe
                              									stets, weil letztere sich nicht mit dem Eisen verbindet, sondern
                              									sich nur trennend zwischen die einzelnen Eisentheilchen
                              									einschiebt. Gegossenes homogenes Eisen nannte man erst dann
                              									Stahl, wenn es mehr als 0,3 Proc. Kohlenstoff enthielt; es gibt
                              									dagegen gute Sorten Schmiedeisen, welche diesen Procentsatz
                              									bedeutend übersteigen (eine Analyse von schwedischem Eisen ergab
                              									nach Percy 0,386 Proc.
                              									Kohlenstoff).
                           Das homogene Eisen – auch weicher Stahl genannt –
                              									zeichnete sich vor dem Puddeleisen (nach gewöhnlicher Methode
                              									gepuddeltem Eisen) durch Stärke und Dehnbarkeit aus, wie dies
                              									die weiter unten in Tabelle I dargestellten Versuchsresultate
                              									darthun. Wird hierbei berücksichtigt, daß man zum Vergleich der
                              									einzelnen Eisensorten unter einander, behufs ihrer
                              									Verwendbarkeit zu Constructionszwecken, die Producte aus
                              									Bruchbelastung in Ausdehnung auf die Längeneinheit bilden muß,
                              									so ergibt sich im Durchschnitt für das homogene Eisen ein
                              									viermal größerer Werth als für das gepuddelte Eisen. Nebenbei
                              									aber finden wir, daß der Unterschied zwischen der besten und
                              									schlechtesten der untersuchten 20 Nummern beim gewöhnlichen
                              									Eisen etwa 5 1/2 Mal größer ist als beim homogenen Eisen, was
                              									also sehr zu Gunsten des letztern spricht.
                           Die Tabelle II enthält die Ergebnisse von Versuchen, welche mit
                              									Fargesta-Stahl – ebenfalls in Formen gegossenem homogenem
                              									Eisen – im J. 1873 durch Kirkaldy angestellt worden sind. Es mag wohl viele
                              									Beispiele von Schmiedeisen geben, welche eine größere
                              									Bruchbelastung zeigen, auch wohl einzelne, welche bei gleicher
                              									Querschnittsverminderung dieselbe Verlängerung erfahren, allein
                              									beides vereint findet sich wohl doch nur bei ersterem.
                           In letzterer Zeit wendet man die Bezeichnung homogenes Eisen auch
                              									auf gewisse Sorten Puddeleisen an, obgleich der Puddelproceß seiner
                              									ganzen Natur nach zur Herstellung eines solchen Eisens wenig
                              									geeignet erscheint. Es ist der Zweck dieser Abhandlung,
                              									diejenigen Bedingungen zu erörtern, unter welchen im Puddelofen
                              									homogenes Eisen erzeugt werden kann. Die anfänglich durchweg
                              									übliche Methode, gefeintes Eisen zu verpuddeln, wodurch schon an
                              									und für sich ein besseres Product erzielt wurde, soll hier außer
                              									Betracht bleiben.
                           Mit dem Namen Puddeln bezeichnet man den Proceß, durch welchen
                              									Roheisen, mit einem Gehalte von 3 bis 10 Proc. fremder
                              									Bestandtheile, in Schmiedeisen verwandelt wird, welches deren
                              									nur noch 0,5 bis 3 Proc. enthält. Die Austreibung der fremden
                              									Bestandtheile geschieht durch Oxydation, und den hierzu
                              									erforderlichen Sauerstoff liefert zum größten Theil das zum
                              									Füttern (Besetzen) des Puddelofens verwendete Eisenoxyd.
                           Der Puddelofen besteht der Hauptsache nach aus dem Rost, dem
                              									Herd, dem Fuchs und dem Schornstein. Da, wo Eisen vorzüglicher
                              									Qualität gepuddelt werden soll, macht man den Rost tiefer als in
                              									andern Puddelöfen, um zu verhindern, daß Kohlen- oder
                              									Aschentheilchen in den Herd hinübergetragen werden. Den Herd
                              									bilden eiserne Platten, die durch ein System von Canälen, in
                              									welchen Wasser oder Luft circulirt, gekühlt werden, um sie vor
                              									dem Verbrennen bezieh. Schmelzen zu bewahren. Außerdem wird der
                              									Herd mit einer Schicht Eisenoxyd bedeckt gehalten, welche man
                              									von Zeit zu Zeit erneuert.
                           Das Gewicht einer Charge Roheisen beträgt gewöhnlich 200k. Diese wird unter Zusatz
                              									von etwas Hammer- oder Walzenschlacke eingesetzt. Sobald das
                              									Eisen zu schmelzen beginnt, nimmt da, wo das flüssige Eisen mit
                              									dem Eisenoxyd in Berührung kommt, diejenige chemische Einwirkung
                              									ihren Anfang, welche durch den Puddelproceß bezweckt wird. Das
                              									Eisenoxyd ist an den Wandungen so hoch aufgesetzt, daß es das
                              									Eisenbad überall um mehrere Centimeter überragt. Es folgt
                              									hieraus zunächst, daß das zuerst flüssig werdende Eisen eine
                              									bessere Reinigung erfährt, als das später schmelzende. Der
                              									Puddler bewegt nun mit seinem Rührapparat (einem eisernen Haken
                              									mit langem Schaft) das flüssige Eisen abwechselnd von vorn nach
                              									hinten und von rechts nach links, so daß dasselbe außer dem
                              									Boten auch die Seidenwände des Herdes in allen Theilen bespült.
                              									Diejenigen Eisentheilchen, welche mit dem Eisenoxyd in Berührung
                              									kommen, werden dick und bekommen eine teigige Consistenz. Ein
                              									Theil des Eisenoxydes vermischt sich nämlich in mehr oder
                              									weniger flüssigem Zustand mit dem Eisen. Der Puddler kratzt nun
                              									die dick gewordenen Partien in die Mitte, um sie mit dem übrigen
                              									Eisen zu vermischen und setzt dadurch wieder andere Theilchen
                              									des dünnflüssigen Eisens der Einwirkung des Eisenoxydes aus.
                              									Diese Arbeit setzt er fort, bis eine möglichst
                              									gleichmäßige Mischung der geschmolzenen Schlacke, des
                              									geschmolzenen Eisenoxydes und des Eisens zu Wege gebracht ist.
                              									Um diese Zeit beginnt die ganze Masse aufzukochen, der im
                              									Roheisen enthaltene Kohlenstoff entweicht als Kohlenoxydgas.
                              									Sobald diese Erscheinung eintritt, wird die Zugklappe, welche
                              									von dem Moment des völligen Einschmelzens ab geschlossen war,
                              									wieder geöffnet. Die zuerst frischenden – vom Kohlenstoff
                              									befreiten – Eisentheilchen fallen zu Boden und werden
                              									durch des Puddlers Werkzeug wieder gehoben, um sie in möglichst
                              									lange und innige Berührung mit der übrigen Masse zu bringen. So
                              									lange das Kochen anhält, setzt der Puddler mit Aufbietung aller
                              									Kräfte das abwechselnde Heben und Rühren fort, bis die ganze
                              									Masse in einen: dicken teigigen Zustand auf dem Boden liegt.
                           Da der Boden des Herdes gekühlt wird, und die Flamme das Eisen
                              									nur von oben bestreicht, so ist die Wirkung der Hitze im
                              									Puddelofen eine höchst einseitige. Der Puddler dreht nun zwar
                              									das gefrischte Eisen um, bricht es in kleine Theile, um diese
                              									von allen Seiten der Einwirkung der Flamme auszusetzen; allein
                              									er mag hierbei auch noch so behende und geschickt zu Werke
                              									gehen, das Resultat seiner Arbeit wird immer mehr oder weniger
                              									unvollkommen sein. Das Gleiche gilt vom Luppenmachen –
                              									der letzten Operation, welche der Puddler vornimmt. Möglichste
                              									Schnelligkeit in der Ausführung und selbst das Bestreben, die.
                              									am besten vorbereiteten Eisentheilchen zuerst zu ballen,
                              									scheitern oft an der physischen Unvollkommenheit des
                              									Arbeitenden. Hierzu kommen häufig noch unvorhergesehene Unfälle
                              									(wie z.B. das Zusammenschmelzen des Fuchses), welche eine ganze
                              									Charge verderben können. Kurz, es geht aus dem Gesagten hervor,
                              									daß der Handpuddelproceß, von der physischen Seite betrachtet,
                              									so viele Unvollkommenheiten bietet, daß er unmöglich ein
                              									durchaus homogenes Product liefern kann.
                           Gehen wir nun zum chemischen Theil über. Reines Eisen ist weich
                              									und dehnbar, allein stark wird das Eisen erst durch den
                              									Kohlenstoff. Alle andern Elemente, vielleicht mit der einzigen
                              									Ausnahme des Mangans, verschlechtern durch ihre Anwesenheit die
                              									Qualität des Eisens. Dies ist durch unzählige Versuche
                              									festgestellt. Beim Verpuddeln des Roheisens tritt nun eine
                              									eigenthümliche Erscheinung ein. Phosphor, Silicium und die
                              									Mehrzahl der übrigen Elemente, mit denen das Roheisen
                              									verunreinigt zu sein pflegt, verursachen nämlich, daß letzteres
                              									bei niedrigerer Temperatur schmilzt und länger flüssig bleibt,
                              									als wenn es diese Stoffe nicht enthält. Hieraus entsteht die
                              									Möglichkeit, in unreinem Roheisen den Kohlenstoffgehalt durch
                              									das Puddeln bis auf Spuren zu entfernen und so ein weiches,
                              									dehnbares, sehniges, gut schweißendes Eisen
                              									herzustellen, welches indessen keine genügende Festigkeit
                              									besitzt. Enthält dagegen das Roheisen nur sehr geringe
                              									Quantitäten Phosphor und Silicium, so entsteht ein Product,
                              									welches bei verhältnißmäßig hohem Kohlenstoffgehalt alle
                              									diejenigen Eigenschaften zeigt, die es zu Constructionszwecken
                              									vorzüglich geeignet machen. Dasselbe ist stark, zieht sich bei
                              									directer Belastung an der Bruchfläche bedeutend zusammen und
                              									erträgt eine große Längenausdehnung. Auf dem Ambos kurz
                              									abgehauen, erscheint die Bruchfläche krystallinisch; wird das
                              									Eisen dagegen vor dem Abhauen umgebogen und mit weniger heftigen
                              									Schlägen bearbeitet, so ist der Bruch nicht selten durchaus
                              									sehnig. Man trifft häufig Eisensorten an, welche eine ganz
                              									ähnliche Sehnenbildung zeigen, die indessen im Puddelofen
                              									künstlich dadurch erzeugt worden ist, daß man das Eisen mit
                              									strengflüssiger Schlacke und gegen das Ende der Charge bei
                              									verminderter Temperatur verarbeitete. Wird solches Eisen bei der
                              									spätern Behandlung im Schmiedefeuer nur im geringsten überhitzt,
                              									so wird es stets brüchig. In Nachstehendem werden verschiedene
                              									Versuche mitgetheilt, welche mit Eisen aus Hämatit angestellt
                              									worden sind und sich besonders dazu eignen, zu zeigen, welchen
                              									Einfluß die Anwesenheit der fremden Beimengungen auf die
                              									Festigkeit des Eisens hat. Die Luppen, welche zu diesen
                              									Versuchen dienten, wurden, mit Ausnahme von vier Fällen, die in
                              									den Tabellen V und VI aufgeführt sind, in einer Hitze zu Stäben
                              									ausgewalzt, diese packetirt und in einer zweiten Hitze zu
                              									Fertigeisen verarbeitet.
                           Tabelle III zeigt die Versuche mit 4 Stäben Marron-Eisen von
                              									verschiedenem Querschnitt, hergestellt aus 4 Luppenstäben
                              									derselben Charge. Auffallend ist hierbei der Unterschied
                              									zwischen den Eigenschaften des ersten und vierten dieser Stäbe.
                              									a und b
                              									in Tabelle VI geben ihre Analysen.
                           Die 4 ersten Nummern der Tabelle IV zeigen Beispiele von zwei
                              									Luppenstäben derselben Charge. Sowohl von jedem Ende, als aus
                              									der Mitte eines jeden fertigen Stabes wurden Proben gemacht.
                           Tabelle V und die letzten 5 Nummern der Tabelle VI zeigen die
                              									interessantesten Versuche, weil sie von einer ganzen Charge
                              									sowohl das Verhalten in Bezug auf Festigkeit, als auch die
                              									vollständigen Analysen wiedergeben. Zudem erleichtert der
                              									gleiche Querschnitt sämmtlicher Stäbe den Vergleich derselben
                              									unter einander. Bei dieser Charge wurde absichtlich auf
                              									möglichste Entfernung des Kohlenstoffes hingearbeitet, während
                              									der Phosphor- und Siliciumgehalt verhältnißmäßig hoch sind. Bei
                              									Durchsicht der betreffenden Analysen, finden wir, daß mit
                              									Ausnahme von W.S, welches anders
                              									behandelt wurde als die übrigen Luppenstäbe, der
                              									Kohlenstoffgehalt genau in derselben Reihenfolge abnimmt, wie
                              									die Summe von Phosphor- und Siliciumgehalt im Eisen zunimmt. Es
                              									enthielten nämlich:
                           
                              
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 Phosphor
                                    											undSilicium
                                 
                              
                                 W.R 3
                                 0,180
                                 Proc.
                                 0,093
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                    W.T.W
                                    
                                 0,150
                                 „
                                 0,260
                                 „
                                 
                              
                                 W.5
                                 0,115
                                 „
                                 0,310
                                 „
                                 
                              
                                 W.R.5
                                 0090
                                 „
                                 0,345
                                 „
                                 
                              
                           Es ist wahrscheinlich, daß diese
                              									Schwankungen des Kohlenstoffgehaltes einerseits und des
                              									Phosphor- und Siliciumgehaltes anderseits keine zufälligen,
                              									sondern Ursache und Wirkung sind. Es kommt oft vor, daß eine
                              									beträchtliche Menge Kohlenstoff in theilweise gepuddeltem Eisen,
                              									nachdem es teigig geworden, zurückbleibt, und daß die Höhlungen
                              									desselben mit Schlacke ausgefüllt sind, welche gewöhnlich viel
                              									Phosphorsäure und Kieselsäure enthält. Es ist nun
                              									wahrscheinlich, daß diese Schlacke einen Theil des zur
                              									Verbrennung des Kohlenstoffes dienenden Sauerstoffes liefert,
                              									wodurch Phosphor und Silicium frei werden und sich mit dem Eisen
                              									verbinden. Diese Annahme wird bestärkt durch das Verhalten der
                              									Luppen unter dem Hammer. Man sieht häufig auf der Luppe, wenn
                              									sie den Puddelofen verläßt, kleine Flämmchen; wird nun durch die
                              									Hammerschläge die in derselben enthaltene Schlacke in innigere
                              									Berührung mit dem Eisen gebracht, so bedeckt sich die ganze
                              									Oberfläche mit heftig, unter zischendem Geräusch bald hier, bald
                              									da hervorschießenden, langen, blauen Flammen von Kohlenoxydgas.
                              									Bleibt eine Luppe zu lange im Ofen, so verschlechtert sich ihre
                              									Qualität. Dies ist eine bekannte Erscheinung, welche sich auf
                              									den Einfluß der der Luppe anhaftenden Schlacke zurückführen
                              									läßt. Die beim Hämmern aus der Luppe entweichende Schlacks ist
                              									stets ärmer an Eisen und reicher an Phosphor und Silicium als
                              									die im Puddelofen zurückbleibende.
                           Aus der Zusammenstellung der in den Tabellen III bis VI
                              									enthaltenen Versuchsresultate ergibt sich ferner folgende
                              									interessante Thatsache. Berücksichtigt man, daß die absolute
                              									Festigkeit eines Eisenstabes gleich ist der Bruchbelastung,
                              									bezogen auf den an der Bruchfläche reducirten Querschnitt, so
                              									läßt sich nachstehende Reihe bilden:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Bruchbelastung
                                 UrsprünglicherQuerschnitt
                                 
                              
                                 0,090
                                 6,51
                                 2,85
                                 
                              
                                 0,115
                                 6,63
                                 2,85
                                 
                              
                                 0,120
                                 6,64
                                 2,85
                                 
                              
                                 0,150
                                 6,67
                                 2,85
                                 
                              
                                 0,165
                                 7,23
                                 1,64
                                 
                              
                                 0,170
                                 7,14
                                 5,06
                                 
                              
                                 0,180
                                 7,27
                                 2,85
                                 
                              
                                 0,190
                                 7,92
                                  1,71,
                                 
                              
                           
                           woraus ersichtlich ist, daß mit
                              									zunehmendem Kohlenstoffgehalt die absolute Festigkeit steigt.
                              									Das kohlenstoffreichste Eisen ist also das beste. Die scheinbare
                              									Ausnahme bei dem sechsten, sowie die große Differenz in der
                              									Bruchbelastung zwischen dem vorletzten und letzten Posten der
                              									Reihe lassen sich zurückführen auf Unregelmäßigkeiten, welche
                              									bei Verarbeitung des Eisens vorgekommen sind.
                           Nach dem Vorgetragenen unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß der
                              									größtmögliche Grad von Homogenität, also auch das beste Product
                              									beim Puddeln des Eisens dann erzielt wird, wenn man darauf
                              									hinarbeitet, unter möglichster Beseitigung aller
                              									Verunreinigungen eine Luppe mit hohem Kohlenstoffgehalt
                              									herzustellen. Mögen sich die Ingenieure deshalb nicht durch das
                              									Aussehen der Bruchfläche irreleiten lassen und den
                              									Eisenfabrikanten dasselbe Recht einräumen, welches man den
                              									Stahlproducenten als selbstverständlich zugesteht –
                              									nämlich dasjenige, die Bruchflächen ihrer Waare krystallinisch
                              									herzustellen. Mögen sie wohl bedenken, daß die Bezeichnung
                              									„dirt“
                              									(Schmutz, Ausschuß), welche ihre Vorfahren vor etwa 30 Jahren
                              									noch für Sehne gebrauchten, nicht ganz ohne Berechtigung
                              									war.
                           Nachdem wir nun den Puddelproceß, wie er gewöhnlich praktisch zur
                              									Ausführung kommt, besprochen haben, wollen wir etwas näher auf
                              									die verschiedenen Methoden desselben, welche im Laufe der Zeit
                              									Platz gegriffen haben, eingehen. Die beste von allen ist das
                              									Yorkshire-System, wie es auf den Low Moor-Eisenwerken ausgeführt
                              									wird. Homogenes Eisen läßt sich wohl nirgends besser herstellen
                              									als dort. Man verwendet nur das beste Material. Sämmtliches
                              									Eisen wird vorher gefrischt und in Chargen von nur 170k eingesetzt. Die besten
                              									Arbeiter sind dort zu finden und sie werden auf das
                              									sorgfältigste überwacht. Man bezahlt sie nach der Qualität der
                              									Luppen, und die Methode, nach der sie arbeiten, kann mit vollem
                              									Recht als diejenige gelten, bei welcher der größtmögliche Grad
                              									von Homogenität erreicht wird. Man arbeitet daselbst auch mit
                              									mechanischen Rührapparaten in Doppelöfen, welche auf zwei
                              									gegenüberliegenden Seiten mit Thüren versehen sind. Die
                              									Construction dieser Oefen ist aus Fig.
                                 									2 S. 62 ersichtlich. Dieselben sind indessen noch mit
                              									mehreren Uebelständen behaftet. Bei den gewöhnlichen Puddelöfen
                              									ist das Gewölbe über der Thür am höchsten, wie dies in Figur 1 bei A dargestellt ist. Der Zweck hiervon besteht darin, der
                              									durch die Thür und ihre Umrahmung eindringenden kalten Luft
                              									entgegenzuarbeiten, dadurch daß man die Hauptflamme über der
                              									Thür concentrirt. Bei den Doppelöfen dagegen ist das Gewölbe in
                              									der Mitte am höchsten, wie in B Figur 2, wodurch die Flamme das
                              									Gewölbe in weniger günstigem Sinne
                              									bestreicht. 
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 226, S. 62
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 226, S. 62
                              
                           Die Tiefe des Herdes unter der Platte, auf
                              									welcher die Thür ruht, ist größer als bei den gewöhnlichen
                              									Puddelöfen, damit während des Rührens Eisen und Schlacke nicht
                              									herausgespritzt werden. Dieser Umstand veranlaßt, daß dem
                              									Puddler die Arbeit erschwert wird, weil die Maschine nur die
                              									wenigste Zeit arbeitet und das meiste noch immer durch
                              									Handbetrieb erreicht werden muß. Da die doppelten Oefen keine
                              									Rückwand haben, so erfordern sie natürlich auch weniger
                              									Mauerwerk und weniger Besatz als die gewöhnlichen. Hieraus
                              									entstehen indessen wieder zwei Uebelstände. Durch das
                              									verminderte Mauerwerk verkleinert sich auch der Wärmevorrath des
                              									Ofens, und jede Temperaturabnahme wird dadurch weniger schnell
                              									wieder ersetzt. Dies benachtheiligt namentlich das Verpuddeln
                              									solcher Eisensorten, welche ein häufiges Schließen der Klappe
                              									benöthigen. Was ferner den Besatz angeht, so wird die hierin
                              									erzielte Ersparniß häufig doppelt wieder aufgewogen durch
                              									vermehrten Zusatz von Walzenschlacken und Eisenabfällen.
                              									Zuweilen gehen die Doppelöfen an einer Seite wärmer als an der
                              									andern. Da nun aber nur ein Fuchs und eine Klappe vorhanden ist,
                              									so entsteht, wenn man auf der einen Seite die Hitze dämpfen
                              									will, auf der andern eine zu große Abkühlung. Es kommt auch vor,
                              									daß durch die eine der beiden Thüren der Wind hereinbläst, was
                              									dem vor der andern Thür arbeitenden Puddler Unbequemlichkeiten
                              									verursacht. Kurz, von dem Maschinenpuddeln an und für sich in
                              									diesen Oefen ist in Bezug auf das Erreichen einer größern
                              									Homogenität kein günstigeres Resultat zu erwarten als in
                              									gewöhnlichen Puddelöfen. Das einzige Verdienst, welches man
                              									ihnen nicht absprechen kann, ist ein verminderter Aufwand von
                              									Brennmaterial.
                           Der Casson-Dormoy-Ofen, mit Casson's
                              									Gaserzeuger, auf den Round Oak Works in Dudley (dessen
                              									Beschreibung Referent nachtragen wird) hat einen Rost, der viel
                              									größer ist als der Herd; letzterer ist kreisförmig, und der Ofen
                              									scheint ziemlich gut durch die Flamme ausgefüllt zu werden. Es
                              									wurde darin eine Charge von 500k gepuddelt, aus welcher
                              									462k starkes, körniges
                              									Eisen von ziemlich gleichmäßigem Bruch ausgebracht wurden. Die
                              									Puddler arbeiteten gut, doch die Gestalt der Maschine schien dem
                              									Ofen nicht vollständig angepaßt zu sein.
                           Der Maudslay-Pernot-Ofen (1873 213* 126. 1875 217 426) zeichnet
                              									sich vor dem vorhergehenden aus, weil er das Eisen, welches sich
                              									auf einem geneigten, rotirenden Herd befindet, abwechselnd der
                              									Schlacke und der Flamme aussetzt. Derselbe hat indessen noch den
                              									Nachtheil des kälteren Bodens und des Aufbrechens und
                              									Luppenmachens durch Handarbeit. Das Eisen sollte in diesen Oefen
                              									nur flüssig eingesetzt werden, weil andernfalls eine größere
                              									Quantität Besatz als in gewöhnlichen Oefen erforderlich wird,
                              									was den Betrieb benachtheiligt. Flüssiges Eisen kann in diesen
                              									Oefen viel besser verarbeitet werden als in jedem andern. Erst
                              									während der letzten Hälfte der Operation, wenn das Eisen teigig
                              									geworden ist, entsteht die Schwierigkeit des Aufbrechens,
                              									welches in jedem gewöhnlichen Puddelofen durch einen guten
                              									Puddler viel besser besorgt werden kann.
                           Die über Dank's-Ofen (1872 203 277) 204 46 * 281)
                              									veröffentlichten Berichte versprechen nicht viel zu Gunsten der
                              									Homogenität, weil hier gewöhnlich ein größeres Quantum
                              									dickflüssiger Schlacke zugegen ist, welches sich schlecht
                              									austreiben läßt.
                           Der Spencer-Ofen (1872 204 257) liefert beträchtlich bessere Resultate als der
                              									vorhergehende. In Folge der dünnen Wandungen desselben scheint
                              									es jedoch schwierig, in einer Hitze die Schlacke aus dem Eisen
                              									auszutreiben, was namentlich bei Gegenwart von sehr unreiner
                              									Schlacke mißlich ist. Ob in diesem oder im Danks-Ofen weniger Besatz gebraucht wird, ist bis jetzt
                              									nicht erwiesen. Die Schwierigkeiten in ersterem scheinen
                              									hauptsächlich mechanischer Natur zu sein.
                           Der Crampton-Ofen (*1871 200 358) scheint in Bezug auf Homogenität des Productes
                              									ziemlich viel zu versprechen. Es herrscht in ihm eine gute
                              									Vertheilung der Hitze, und man hat ihn vollständig in der
                              									Gewalt. Obgleich viel Besatz gebraucht wird, so reinigt sich
                              									doch das Eisen in außergewöhnlichem Maße. Bei passendem
                              									Brennmaterial wird die Schlacke durch den Kieselsäuregehalt der
                              									Asche dünnflüssig und läßt sich leicht austreiben. Zur
                              									Herstellung von krystallinischem Eisen eignet sich dieser Ofen
                              									vorzüglich. Schließlich kann das Verfahren, die Luppen in Stäben
                              									auszuwalzen, diese in kurze Stücke zu brechen, zu packetiren, zu
                              									erhitzen und wieder zu verwalzen, als vorzüglich geeignet
                              									betrachtet werden zur Erreichung eines möglichst hohen Grades
                              									von Homogenität. Die in den Luppenstäben vorkommenden
                              									Unregelmäßigkeiten werden dadurch vertheilt. Durch den Aufwand
                              									vermehrter Arbeitskraft und dadurch, daß es größerm Druck
                              									ausgesetzt wird, erhält das Product eine bessere Consistenz und
                              									mehr Festigkeit. Bei dem Auswalzen der Luppenstäbe entstehen
                              									immer Partien an der Oberfläche, welche mehr oder weniger
                              									Erhabenheiten und Vertiefungen zeigen; ebenso fallen Stücke von
                              									sehr verschiedener Gestalt und Oberflächenbeschaffenheit ab.
                              									Werden diese nun zusammen packetirt, so sammelt sich in den
                              									Höhlungen des Packetes, welche durch die erwähnten Unebenheiten
                              									gebildet werden, die aus dem Eisen ausschwitzende Schlacke und
                              									dient im hohen Grade zur Reinigung des erstern; denn diese
                              									Schlacke enthält viel weniger verunreinigende Bestandtheile als
                              									die im Puddelofen zurückbleibende. Endlich tritt durch das
                              									Theilen der Luppenstäbe in kurze Enden überall die Bruchfläche
                              									zu Tage, und die einzelnen Stücke können deshalb, je nachdem sie
                              									zu dem beabsichtigten Zwecke tauglich erscheinen oder nicht,
                              									sortirt werden.
                           Tabelle I. Versuche mit Reifeisen und weichem
                              									Stahl (Pearson and Knowles' Coaland Iron Company in
                              									Warrington).
                           
                              
                                 Weicher Stahl
                                 Eisen
                                 
                              
                                 Nr.
                                 Bruchbelastung
                                 Ausdehnung
                                 Nr.
                                 Bruchbelastung
                                 Ausdehnung
                                 
                              
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  91011121314151617181920
                                 k19781724193918601860190516782016166920091724  
                                    											1950,51814  
                                    											2154,5190516781687173017101678
                                 Proc.11,5013,2513,0013,5011,00  9,5012,0010,5014,25  8,7515,0010,5011,7512,2513,00  9,5014,7515,0010,2512,50
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  91011121314151617181920
                                 k  
                                    											1206,51098114510891124  9071043  90711591043  
                                    											1265,5  99810891002130210891202113410891077
                                 Proc.9,004,509,251,254,003,002,504,009,253,509,752,007,503,008,003,253,509,751,504,50
                                 
                              
                                 Durchschnitt
                                 1833
                                 12,08
                                 Durchschnitt
                                 1083
                                 5,15
                                 
                              
                           
                           Tabelle II. Versuche mit Stäben aus
                              									Fagersta-Stahl.
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 Querschnitt
                                 Bruchbelastungauf 1qc
                                 Die Bruchflächewar reducirt
                                    											auf
                                 Längenausdehnung
                                 Aussehen
                                    											derBruchfläche
                                 
                              
                                 Der Probestäbe
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 mm  9,115,725,635,143,050,6
                                 qc  0,65  1,94  5,16  9,6714,5119,35
                                 k4,273,844,074,044,033,72
                                 Proc.72,069,756,051,831,457,8
                                 Proc.22,227,827,328,620,231,1
                                 Ganz
                                    											glatt.    „    
                                    											„    „    
                                    											„95 Proc. glatt.Ganz körnig.Ganz
                                    											glatt.
                                 
                              
                                 
                                 Durchschnitt
                                 4,00
                                   56,45
                                 26,2
                                 
                                 
                              
                           Tabelle III. Versuche mit Stäben aus
                              									Marron-Eisen, ausgeführt durch D. Kirkaldy am 3. Juli 1876. (Meistens aus Moßbay
                              									Hämatiten.)
                           
                              
                                 UrsprünglicherQuerschnitt
                                 Bruchbelastungauf 1qc
                                    											desursprünglichenQuerschnittes
                                 Die Bruchflächewar
                                    											reducirt auf
                                 Bruchbelastungauf 1qc
                                    											derreducirtenBruchfläche
                                 Längenausdehnung
                                 AussehenderBruchfläche
                                 
                              
                                 qc1,642,133,671,71
                                 k4,313,923,863,77
                                 Proc.40,342,940,052,4
                                 k7,226,876,437,92
                                 Proc.22,123,024,222,9
                                 Sehnig.„„„
                                 
                              
                           Tabelle IV. Versuche mit Stäben von
                              									Marron-Eisen, ausgeführt durch D. Kirkaldy am 24. Juli 1876. (Meistens aus
                              									Moßbay-Hämatiten.)
                           
                              
                                 UrsprünglicherQuerschnitt
                                 Bruchbelastung auf1qc
                                    											desursprünglichenQuerschnittes
                                 Die Bruchflächewar
                                    											reducirt auf
                                 Bruchbelastungauf 1qc
                                    											derreducirtenBruchfläche
                                 Längenausdehnung
                                 AussehenderBruchfläche
                                 
                              
                                 qc6,245,066,24
                                 k4,193,803,69
                                 Proc.37,146,744,7
                                 k6,667,146,69
                                 Proc.23,326,125,8
                                 Sehnig.„„
                                 
                              
                           
                           Tabelle V. Versuche mit Stäben aus
                              									Marron-Eisen, ausgeführt durch D. Kirkaldy am 3 Mai 1876. (Meistens aus
                              									Moßbay-Hämatiten.)
                           
                              
                                 Bezeichnungdes
                                    											Eisens.
                                 UrsprünglicherQuerschnitt.
                                 Bruchbelastungauf 1qc
                                    											desursprünglichenQuerschnittes.
                                 Die Bruchflächewar
                                    											reducirt auf
                                 Bruchbelastungauf 1qc
                                    											derreducirtenBruchfläche.
                                 Längenausdehnung.
                                 Aussehen
                                    											derBruchfläche.
                                 
                              
                                 W.S.W.T.W.W.5.W.R.5.W.R.3.
                                 qc2,85„„„„
                                 k3,923,913,873,853,64
                                 Proc.40,941,341,640,850,0
                                 k6,646,676,636,517,27
                                 Proc.23,323,022,123,225,8
                                 Sehnig.„Sehnig, 5 Pro.
                                    											krystallin.Sehnig„
                                 
                              
                           Tabelle VI. Analysen von Stäben aus
                              									Marron-Eisen, ausgeführt durch G. F. Downar in Workington. (Meistens aus Moßbay-Hämatiten.)
                           
                              
                                 Bezeichnung.
                                 Eisen.
                                 Kohlenstoff.
                                 Silicium.
                                 Schwefel.
                                 Phosphor.
                                 Mangan.
                                 Total.
                                 
                              
                                       a      b      –W.S.W.T.W.W.5.W.R.5.W.R.3.
                                 99,53399,53099,53399,49899,32699,50099,49899,704
                                 0,1650,1900,1700,1200,1500,1150,0900,180
                                 0,0670,0740,0470,1160,1280,1490,1630,019
                                 0,0110,0100,0110,0150,0120,0110,0220,014
                                 0,0750,0910,0450,0910,1320,1610,1820,074
                                 Spuren.
                                 99,85199,89599,80699,84099,74899,93699,95599,991
                                 
                              
                           Der Inhalt der vorliegenden Abhandlung wird hoffentlich dazu
                              									beitragen, dem Constructeur einerseits eine erweiterte Einsicht
                              									zu gewähren in die Mittel, welche dem Fabrikanten zur
                              									Herstellung eines bestimmten Productes zur Verfügung stehen, und
                              									andrerseits ihn genauer zu unterrichten über den Maßstab,
                              									welchen er bei Auswahl der zu seinen Zwecken erforderlichen
                              									Waare anzulegen hat.