| Titel: | Casson-Dormoy's Puddelofen. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 160 | 
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                        Casson-Dormoy's
                           								Puddelofen.
                        Mit Abbildungen auf Taf. V [a/1].
                        Casson-Dormoy's Puddelofen.
                        
                     
                        
                           Der Casson-Dormoy-Puddelofen, eine durch Casson abgeänderte Construction des schon früher bekannten
                              									Ofens von Dormoy (*1872 204 287), ist nur eine Modification des alten Cort'schen
                              									Flammofens, wobei sowohl ein besseres Product, als auch eine
                              									bedeutende Verminderung der Selbstkosten gegenüber den
                              									gewöhnlichen Puddelöfen erzielt wird. So beläuft sich das
                              									Ausbringen an Schmiedeisen in der Woche auf etwas über 90000k, während der Verbrauch an
                              									Kohlen für 1000k Eisen
                              									nur 600k beträgt, wobei
                              									noch eine bedeutende Ersparniß durch geringere Abnutzung der
                              									Ofentheile, des Ofenfutters u.s.w. eintritt. (Vgl. S. 62 d. Bd.)
                              									Wie sich aus Fig. 30
                              									bis 33
                              									ergibt, besteht die hintere Seite der Feuerung in ihrer ganzen
                              									Breite aus einer unter 30° sich an die Feuerbrücke
                              									anlehnenden gußeisernen Platte; desgleichen ist die gegenüber
                              									liegende Rostseite aus einzelnen gußeisernen Stäben
                              									zusammengesetzt, die sich ebenfalls nahezu unter 30° an
                              									die vordere Ofenwand anlehnen. Zwischen diesen beiden Rasten ist
                              									der eigentliche Rost wie gewöhnlich aus runden oder viereckigen
                              									Eisenstäben eingelegt. Etwa 13cm unterhalb des Rostes
                              									mündet an beiden Ofenseiten eine Windleitung zur Zuführung der
                              									Verbrennungsluft, wobei sowohl die hintere Rast als auch der
                              									eigentliche Rost von der äußern Luft dicht abgeschlossen sind.
                              									Eine Thür an der Vorderseite des Ofens erlaubt jedoch das
                              									nothwendige Schüren und Putzen des Rostes. Die Dimensionen des
                              									Rostes, 1m,77 auf 0m,55 sind etwas geringer
                              									als die der gewöhnlichen Oefen. Die hintere Rastplatte bezweckt
                              									nur, die Bildung von geschmolzenen Schlackenstücken
                              									hintanzuhalten, da sie durch die Gebläseluft beständig abgekühlt
                              									wird. Das Beschicken des Rostes geschieht auf gewöhnlichem
                              									Wege.
                           Der eigentliche Ofenherd ruht auf Mauerwerk, welches sich bis zu
                              									40cm über der
                              									eigentlichen Hüttensohle erstreckt. Auf diesem Mauerwerk liegt
                              									zunächst ein flacher schmiedeiserner Kasten, dessen Wandungen
                              									etwa 10cm hoch sind; in
                              									diesem Kasten ruht auf einer Anzahl Kugeln von 125mm Durchmesser eine aus
                              									zwei Theilen zusammengesetzte Gußeisenplatte, auf welcher wiederum
                              									vier Segmente zu einer vollständigen Scheibe zusammengenietet
                              									sind. Das Ganze wird durch lose aufgelegte Platten gekrönt,
                              									welche auf Trägern ruhen, die ihrerseits wiederum an den
                              									Verankerungsschienen befestigt sind. Auf diese Weise ist allen
                              									einzelnen Herdtheilen je nach der Temperatur ein freies
                              									Ausdehnen und Zusammenziehen ermöglicht. Der untere Kasten ist
                              									beständig mit Wasser angefüllt, um die eisernen Ofentheile und
                              									das Herdfutter gehörig zu kühlen. Eine gleichmäßige Abkühlung
                              									der Herdplatten wird durch eine zeitweilige Drehung der
                              									einzelnen Theile erzielt. Unterhalb der beiden Herdthüren, durch
                              									welche die Kratzen eingeführt werden, befinden sich die
                              									gebräuchlichen Schlackenöffnungen. An jeder Seite der Ofenthüren
                              									sind zwischen zwei Anker eiserne Schirme S angebracht, in einer Höhe von etwa 30cm oberhalb der
                              									Hüttensohle. Mittels des auf diese Weise gebildeten Ofenmantels
                              									wird durch die Hitze im obern Theile des Ofens eine lebhafte
                              									Luftcirculation unterhalten und so dem Puddler beim Luppenmachen
                              									eine nicht geringe Erleichterung gewährt. Dicht an den
                              									Puddelherd schließt sich ein gewöhnlicher Vorwärmer an.
                           Betrieb des Ofens. Ist das Roheisen
                              									eingeschmolzen, so werden die Kratzen, welche selbstverständlich
                              									so gestellt sind, daß sie sich nicht kreuzen, an den
                              									mechanischen Puddler angehängt; man läßt während 5 Minuten mit
                              									langsamer Bewegung wirken, worauf bis zum Kochen des Eisens eine
                              									schnellere Bewegung eintritt, welche bis zum Luppenmachen
                              									alsdann wieder verlangsamt wird. Inzwischen wird der Vorwärmer
                              									vollständig beschickt. Zum Zwecke eines gleichmäßigen Vorwärmens
                              									der einzelnen Roheisengänze werden dieselben nur in einzelnen
                              									Partien eingesetzt, während die bis zuletzt aufbewahrte Ganz
                              									nahe an die Feuerbrücke gesetzt wird, so daß die Kanten der
                              									übrigen auf diese Weise vor dem Einschmelzen bewahrt bleiben.
                              									Nach Entfernung der Kratzen beginnt die eigentliche Arbeit des
                              									Luppenmachens auf gewöhnliche Weise. Nach Herausnahme der Luppen
                              									werden einige Schaufeln Hammerschlag auf den Herd geworfen, und
                              									das Roheisen wird aus dem Vorwärmer herübergeführt. Das
                              									Einschmelzen erfordert 10 bis 15 Minuten, bei einer Charge von
                              									500k dauert der ganze
                              									Proceß 80 bis 100 Minuten.
                           Die Vortheile eines solchen Ofens sind folgende: 1) Durch die
                              									runde Form des Ofenherdes ist das mechanische Puddeln
                              									ermöglicht, da alle Herdtheile bei der Bewegung der Kratzen von
                              									links nach rechts und umgekehrt berührt werden; 2) die
                              									Ofendimensionen werden durch das Arbeiten von Tag zu Tag wenig
                              									verändert; 3) wegen der Ofenform und der freien Bewegung der
                              									einzelnen Ofentheile sind letztere dem Bersten und Springen wenig
                              									ausgesetzt; die einzigen Erneuerungen beziehen sich auf die
                              									Thüren, Thürrahmen und die obern Herdplatten; 4) da die
                              									Spannungen im Herde nur in den runden Seitenplatten auftreten,
                              									so sind keine Einfassungsplatten des Ofens erforderlich, und ist
                              									deshalb die Ofenconstruction eine relativ ökonomische.
                           Der Vorwärmer gewährt folgende Vortheile: 1) Eine bedeutende
                              									Zeitersparniß im Schmelzen des Roheisens und folglich eine
                              									Ersparniß an Brennmaterial; 2) die Roheisengänze werden schon im
                              									Vorwärmer von den kieseligen Bestandtheilen befreit, welche sich
                              									beim Abstich des Hohofens an ihrer Oberfläche einschmelzen. Es
                              									ist ja allgemein bekannt, daß dieser Sand nicht wenig zum
                              									Zerstören des Herdfutters beiträgt.
                           Vortheile des Rostes sind: 1) die Anwendung von Gebläsewind,
                              									welcher leicht regulirt werden kann und dem Puddler den Gebrauch
                              									einer oxydirenden oder reducirenden Flamme je nach Bedürfniß
                              									gestattet; 2) wegen der Thür und der geneigten hintern
                              									Rastplatte ist dem Gehilfen das Schüren des Rostes ermöglicht,
                              									ohne die Gebläsevorrichtung zu berühren; 3) kann man jede
                              									beliebige Kohlensorte verbrauchen; 4) wird die Bildung von
                              									geschmolzener Aschenschlacke verhütet.
                           Im Allgemeinen wird durch die vergrößerte Leistungsfähigkeit des
                              									Flammofens eine bedeutende Brennstoffersparniß erzielt, während
                              									Umbauten in alten Werken sich leicht und ohne
                              									Betriebseinstellung ausführen lassen, wobei Raum zu andern
                              									Zwecken gewonnen wird, da 5 Casson-Dormoy-Oefen die Arbeit von
                              									15 einfachen Oefen ältern Systemes verrichten. (Nach einem
                              									Vortrage von E.
                                 									Fisher Smith im Iron and Steel
                                 									Institute 1876.)
                           
                              P. M.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
