| Titel: | Zwei Methoden zur Gewinnung von Zucker aus Melasse: Kalkosmose und Kalk-Kalisulfat-Verfahren; von Dr. H. Schwarz, Professor an der technischen Hochschule in Graz. | 
| Autor: | H. Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 182 | 
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                        Zwei Methoden zur Gewinnung
                           								von Zucker aus Melasse: Kalkosmose und Kalk-Kalisulfat-Verfahren;
                           								von Dr. H.
                              								Schwarz, Professor an der technischen Hochschule in
                           								Graz.
                        Schwarz, über Gewinnung von Zucker aus
                           								Melasse.
                        
                     
                        
                           Die Menge der in Europa alljährlich erzeugten Rübenmelasse ist
                              									sehr bedeutend. Nehmen wir die in Deutschland allein alljährlich
                              									verarbeiteten Rüben zu 50 Millionen Centner (zu 50k) an und rechnen wir für
                              									100 Ctr. Rüben 3 Ctr. Melasse, so werden in Deutschland allein
                              									1,5 Millionen Ctr. Melasse producirt. Mit Oesterreich, Rußland,
                              									Frankreich und Belgien zusammen dürften etwa 5 Millionen Ctr.
                              									Melasse erzeugt werden. Nehmen wir ferner an, daß die Melasse im
                              									Durchschnitt 50 Proc. krystallisirbaren Zucker enthält, so gehen
                              									in der Melasse 2,5 Millionen Ctr. Zucker dem unmittelbaren
                              									Consum verloren, was bei einem Preise von nur 25 M. für 1 Ctr.
                              									Zucker 62,5 Millionen Mark entspricht. Bisher wird dieser
                              									Zuckergehalt nur als Spiritus, freilich mit neuen Steueropfern,
                              									verwerthet. Der Melassenpreis von 4,5 M. für 1 Ctr. ergibt für
                              									das Rohmaterial nur etwa 22,5 Millionen Mark. Es liegt also in
                              									dem Ausscheiden des Zuckers aus der Melasse eine
                              									volkswirthschaftlich sehr bedeutsame Aufgabe vor.
                           Zahlreiche Chemiker haben sich seit Jahren bemüht, Methoden zur
                              									Gewinnung dieses Melassenzuckers aufzufinden. Dieselben lassen
                              									sich theils auf die Abscheidung von reineren Zuckerverbindungen,
                              									z.B. mit Baryt, mit Strontian, mit Kalk, – theils auf die
                              									Ausscheidung der fremden Einmengungen, welche die
                              									Krystallisation des Zuckers hindern, zurückführen. Die
                              									Abscheidung als Zuckerbaryt, welche bei der Schwerlöslichkeit
                              									des betreffenden Salzes in der That leicht gelingt, bietet in
                              									der Kostspieligkeit des in großer Menge verwendeten Aetzbaryts
                              									und in der Giftigkeit der Barytverbindungen Schwierigkeiten. Bei
                              									der Abscheidung als Kalk- und Strontianverbindung spielt
                              									entweder der Alkohol als Fällungsmittel eine Rolle, oder man
                              									sucht (nach Sebor u.a.) eine basische
                              									Kalkverbindung zu erzeugen, die in kochendem Wasser schwer
                              									löslich ist, aber nur einen beschränkten Antheil des
                              									Gesammtzuckers enthält, und deren Zerlegung viele Kohlensäure
                              									erfordert.
                           Diejenigen Methoden, welche den Zucker selbst gelöst lassen und
                              									die Nichtzuckerstoffe zu entfernen trachten, erreichen die zur
                              									Krystallisation erforderliche Reinheit auch nur unvollkommen und
                              									häufig unter Opferung bedeutender Zuckermengen. Dahin gehört vor
                              									Allem das sogen. Verfahren der Osmose nach Dubrunfaut. Hierbei wird die verschiedene
                              									Dialysirungsfähigkeit des Zuckers und der Salze benutzt. Man läßt
                              									eine ziemlich concentrirte Melassenlösung in der einen, reines
                              									erwärmtes Wasser in der andern Richtung durch einen Apparat
                              									passiren, der aus Rahmen mit dazwischen gelegtem Pergamentpapier
                              									besteht, welche durch Zusammenschrauben mittels zweier
                              									Endplatten wasserdicht vereinigt werden. Durch die Zellen mit
                              									ungeraden Nummern strömt das Wasser, durch die mit geraden
                              									Nummern die Melasse; die eine Strömung geht von unten nach oben,
                              									die andere in entgegengesetzter Richtung. Nach den Gesetzen der
                              									Diffusion tritt Wasser zur Melasse, die dadurch verdünnter wird,
                              									und Melasse zum Wasser, das dadurch an Grädigkeit gewinnt. Was
                              									aber zum Wasser übertritt, enthält relativ mehr Salze als
                              									Zucker; die Melasse wird dadurch entsalzt und relativ
                              									zuckerreicher; es steigt ihr Zuckerquotient, und so gewinnt sie
                              									die Fähigkeit, zu krystallisiren. Es finden sich Angaben, daß
                              									auf diese Art bis 15 Proc. des Melassengewichtes an Zucker
                              									gewonnen worden seien – Angaben, die sich indessen, wie
                              									es scheint, bei längerer Praxis nicht bestätigt haben.
                           Dr. Stammer erkannte schon frühzeitig, daß Zucker als
                              									Krystalloid den Salzen so nahe stehe, daß derselbe gleichzeitig
                              									mit ihnen diffundiren müsse, und schlug deshalb vor, den Zucker
                              									durch Binden an Kalk colloidischer, schwerer diffundirbar zu
                              									machen.
                           Der Verfasser, der sich schon seit langer Zeit mit diesem
                              									Melassen-Probleme beschäftigte, fand in der Construction eines
                              									bequemen Diffusionsapparates (vgl. *1875 218 218)
                              									Veranlassung, diese Methode der Kalkdiffusion aufs Neue zu
                              									studiren. Ich habe schon im J. 1873 im Organ des Vereines
                              									österreichischer Zuckerfabrikanten einiges über diese Arbeiten
                              									publicirt; hier nunmehr die Vervollständigung.
                           1) Dialysirung von
                                 									reinem Zucker. 100g Hutzucker, welcher 99,375 Proc. polarisirte, wurde zu
                              									0l,5 gelöst. Als 400cc = 80g Zucker in dem Apparat,
                              									460cc reines Wasser
                              									außerhalb angewendet und die Dialyse 16 Stunden fortgesetzt
                              									wurde, befanden sich nach dieser Zeit innen 540cc mit 60g,75 Zucker, außen 320cc mit 19g,20 Zucker. Es waren also
                              									zum Zucker in dieser Zeit 140cc Wasser, zum Wasser 19g,20 Zucker oder 24 Proc.
                              									der ganzen Zuckermenge übergetreten. Die Diffusion des reinen
                              									Zuckers findet daher mit bedeutender Schnelligkeit statt. Die
                              									diffundirenden Pergamentpapierflächen betrugen 1388qc (200 Quadratzoll). Auf
                              									1qc und Stunde
                              									diffundirten daher 0mg,9 Zucker.
                           2) Reiner Zucker mit
                                 									Kalk versetzt. Auf 67g,2 Zucker waren 7g,168 Kalk gelöst, auf 3 Aeq. Zucker 2 Aeq. Kalk. Im
                              									Innern des Apparates 320cc Zuckerlösung, außen 440cc Wasser. Nach 18 Stunden
                              									Dialyse innen 460cc
                              									Lösung mit 58g,05
                              									Zucker, außen 320cc
                              									Lösung mit 6g,750
                              									Zucker. Außerdem innen 6g,025 CaO, außen 0g,432 CaO. Vom Zucker diffundirten 11,8 Proc., vom Kalk
                              									1,7 Proc.; ein kleiner Verlust an Zucker durch Verzettelung, ein
                              									größerer an Kalk durch Bildung von kohlensaurem Kalk war nicht
                              									zu vermeiden.
                           
                           Auf 1qc Pergamentpapier und Stunde diffundirten Zucker 0mg,02, also bedeutend
                              									weniger als im vorigen Versuche. Daß relativ weniger Kalk
                              									diffundirt, mag darin seinen Grund haben, daß der Kalk außen als
                              									kohlensaurer Kalk abgeschieden wurde und so nicht zur Bestimmung
                              									kam.
                           3) Melasse aus einer
                                 									Zuckerraffinerie wurde in beliebiger Menge im Wasser
                              									gelöst, mit Kalk versetzt, abfiltrirt. Ein aliquoter Theil, nach
                              									der Entkalkung, durch Kohlensäure abfiltrirt, ergab 24,15 Proc.
                              									Trockensubstanz, 15,01 Proc. Zucker, demnach Zuckerquotient (100
                              									× 15,01): 24,15 = 61,3, also ziemlich hoch.
                              									Wahrscheinlich hätte diese Melasse bei längerer Aufbewahrung
                              									noch Zucker ergeben. Es wurde ferner auch der Salzquotient, d.h.
                              									das Verhältniß des Zuckers zu den löslichen Alkalisalzen
                              									bestimmt. Die Menge dieser Salze wurde durch Eindampfen,
                              									Verkohlen und Auslaugen der Kohle, durch Einäschern und
                              									nochmaliges Auswaschen, endlich durch Abdampfen und schwaches
                              									Glühen des Salzrückstandes ermittelt. Es fanden sich auf 45,5
                              									Proc. Zucker 10,02 Proc. Salze, also der Salzquotient (100
                              									× 10,02) dividirt durch 45,5 = 22,0. Diese kalkhaltige
                              									Melasse nur 12 Stunden dialysirt, ergab:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Zuckerquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 17,0
                                 11,77
                                 69,2
                                 
                              
                                 außen
                                     6,25
                                   3,01
                                  49,6,
                                 
                              
                           wurde also wesentlich im
                              									Zuckerquotienten verbessert.
                           4) Entkalkte, schon
                                 									einmal im kalkhaltigen Zustande dialysirte Melasse wurde im
                              									neutralen Zustande zum zweiten Male der Dialyse unterworfen. Bei
                              									der ersten Dialyse wurden Alkalisalze entfernt; es blieb zurück
                              									Zucker und organischer Nichtzucker, letzterer ein
                              									ausgezeichnetes Colloid. Es sollte bei der zweiten Dialyse der
                              									freigemachte Zucker nach außen diffundiren, der colloidische
                              									Nichtzucker zurückgehalten werden:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Zuckerquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 19,36
                                 12,70
                                 65,6
                                 
                              
                                 außen
                                 10,90
                                   5,53
                                  50,7.
                                 
                              
                           Die Annahme bestätigte sich nicht,
                              									oder höchstens soweit, daß innen der Zuckerquotient von 69,2 auf
                              									65,6 fiel. Zucker und Nichtzucker diffundirten gleichmäßig.
                           5) Möglichst mit Kalk
                                 									gesättigte Melasse wurde mit fließendem Wasser, d.h. in der
                              									Art dialysirt, daß das äußere Wasser, welches sich
                              									verunreinigte, durch tropfenweise zufließendes reines Wasser
                              									constant verdrängt wurde. Dieses ablaufende Wasser wurde durch
                              									Abdampfen concentrirt. Es fanden sich:
                           
                              
                                 
                                 Trockenrückstand.
                                 Zucker.
                                 Zuckerquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 16,00
                                 11,4
                                 71,25
                                 
                              
                                 außen
                                 28,00
                                   7,0
                                 25,0.
                                 
                              
                           Die Reinigung durch Dialyse war
                              									also weit vorgeschritten, die äußere Flüssigkeit zeigte relativ
                              									wenig Zucker, viel Nichtzucker resp. Salze.
                           6) Die innere
                                 									Flüssigkeit des Versuches 5 nochmals mit fließendem Wasser
                              									dialysirt, zeigte:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Zuckerquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 14,6
                                 11,4
                                 78,0.
                                 
                              
                           Aeußere Flüssigkeit ging verloren.
                              									Der Zuckerquotient erscheint sehr hoch. Es tritt nach dem
                              									Entkalken und Abdampfen gute Krystallisation ein.
                           7) Rohzuckermelasse von
                                 									Barzdorf in Oesterreichisch-Schlesien enthielt:
                           
                              
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 78,9
                                 43,6
                                 10,0
                                 55,1
                                 23,0.
                                 
                              
                           
                           8) 80g dieser Melasse ohne Kalk,
                              									also neutral zu 200cc
                              									gelöst, mit 400cc
                              									Wasser 16 Stunden dialysirt, wurden zu 350cc innen und 250cc außen. Es traten also
                              									150cc Wasser ins Innere
                              									über. Bei einem specifischen Gewichte von 1,0439 innen und
                              									1,0359 außen, macht dies 365g,4 innen, 259g
                              									außen:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 10,83
                                 6,03
                                 1,17
                                 55,7
                                 19,2
                                 
                              
                                 außen
                                   8,90
                                 4,56
                                 1,44
                                 51,2
                                  31,6.
                                 
                              
                           Von den 80g angewendeter Melasse mit
                              									63g,12 Trockensubstanz,
                              									34g,86 Zucker aus 8g Salzen wurden
                              									gefunden:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 innen
                                 39,6 = 
                                 62,7
                                 22,00 =
                                 63,2
                                 4,27 =
                                 53,3
                                 
                              
                                 außen
                                 23,0 = 
                                 36,5
                                 11,81 =
                                 33,9
                                 3,73 =
                                  46,6.
                                 
                              
                           Es zeigt sich hier recht deutlich der geringe
                              									Effect der neutralen Dialysirung; der Zuckerquotient wird nur
                              									sehr unbedeutend verbessert, etwas mehr der Salzquotient. Es
                              									müssen 34 Proc. Zucker geopfert werden, um 46,6 Proc. der Salze
                              									los zu werden; auch geht nahezu gleichviel Zucker und
                              									Nichtzucker in das äußere Wasser über. Endlich ist bei der
                              									Verdünnung und neutralen Reaction eine theilweise Inversion des
                              									Zuckers eingetreten. Deshalb entspricht der Verschlechterung des
                              									Zuckerquotienten außen keine erhebliche Verbesserung der innern
                              									Flüssigkeit.
                           9) Dieselbe Melasse
                              									(7) wurde mit Kalküberschuß
                              									zerrieben, verdünnt, abfiltrirt und in einem Theil nach
                              									Entkalkung Trockensubstanz, Zucker und lösliche Salze bestimmt,
                              									um daraus die zur Dialyse kommenden Mengen dieser Substanzen
                              									festzustellen. 220cc
                              									der Kalkmelasse wurden mit 400cc Wasser 16 Stunden
                              									dialysirt. Man erhielt 302cc innen, 318cc
                              									außen; es waren also 82cc Wasser übergetreten. Mit Uebergehung der umständlichen
                              									Rechnung, führe ich nur das Schlußresultat an. Angewendet wurden
                              									35g,69 Trockensubstanz,
                              									26g,64 Zucker und 4g,36 Salze. Es fanden
                              									sich:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 innen
                                 27,50 =
                                 76,7
                                 20,60 =
                                 80
                                 2,06 =
                                 46,8
                                 
                              
                                 außen
                                   8,34
                                    											=
                                 23,3
                                   5,13
                                    											=
                                 20
                                 2,34 =
                                 53,2
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 35,84 =
                                 100,0
                                 25,73 =
                                 100
                                 4,40 =
                                  100,0.Etwas Verlust ist nicht ganz zu umgehen. Es wurde der
                                          											Gehalt innen und außen addirt und danach die Procente
                                          											berechnet, die im Wesentlichen mit der Totalmenge
                                          											stimmten.
                                 
                              
                           Man sieht, daß (dem Versuche 8 gegenüber)
                              									weniger Zucker und mehr Salze Nach außen diffundiren. Man opfert
                              									20 Proc. des vorhandenen Zuckers, um 53 Proc. der Salze zu
                              									eliminiren. Der Salzquotient innen nimmt bis 10 ab, der äußere
                              									steigt auf 45,6. Der Zuckerquotient innen steigt auf 74,9, der
                              									äußere aber auch auffallender Weise auf 66,5, was mit der
                              									Reinigung durch Kalkfällung zusammenhangen mag.
                           10) Stark kalkhaltige
                                 									Barzdorfer Melasse, 2 Tage lang mit
                                 									fließendem Wasser dialysirt, dadurch stark verdünnt. 1068
                              									Melasse enthalten nach der Analyse: Trockensubstanz 83g,75, Zucker 46g,21, Salze 10g,65. Es wurde
                              									gefunden:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                              
                                 innen
                                 63,073
                                 43,713
                                 3,203
                                 
                              
                                 außen
                                 21,527
                                   4,496
                                 6,615
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 84,600
                                 48,209
                                 9,818.
                                 
                              
                           
                           Es fanden sich von diesen Summen:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                                 
                              
                                 innen
                                 74,5
                                 90,6
                                 32,6
                                 Proc.
                                 
                              
                                 außen
                                 25,5
                                   9,4
                                 67,4
                                 „
                                 
                              
                           Man wurde 67,4 Proc. der Salze und 25,5 Proc.
                              									des Nichtzuckers los durch das Opfer von nur 9,4 Proc. des
                              									Zuckers:
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 69,3
                                  7,3
                                 
                              
                                 außen
                                 20,9
                                 14,7.
                                 
                              
                           Die innere Flüssigkeit krystallisirte sehr
                              									gut. Die äußere schmeckte stark salzig, enthielt auch
                              									kohlensaures Kali. Es war in Aetzkali übergegangen, welches
                              									natürlich bei der Behandlung mit Kohlensäure diese aufnahm.
                           11) Ein ganz ähnlich
                                 									angestellter Versuch ergab:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                                    g
                                    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 innen
                                 37,6 =
                                 59,6
                                 31,5 =
                                 79,3
                                 1,856 =
                                 20,6
                                 
                              
                                 außen
                                 25,5 =
                                 40,4
                                 8,2=
                                 20,7
                                 7,130 =
                                 79,4
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 63,1 =
                                 100,0
                                 79,7 =
                                 100,0
                                 8,986 =
                                 100,0
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 83,8
                                   5,9
                                 
                              
                                 außen
                                 32,1
                                  86,9.
                                 
                              
                           Auch hier trat neben einer sehr bedeutenden
                              									Verbesserung des Zuckerquotienten im Innern eine noch größere
                              									Verminderung des Salzquotienten ein. Man opfert bei diesem
                              									Dialysiren mit fließendem Wasser nur 20,7 Proc. des Zuckers, um
                              									79,4 Proc. der Salze zu eliminiren.
                           Ein Versuch, bei
                              									welchem man den Kalkgehalt so
                                 									regulirte, daß auf 1 Aeq. Zucker etwas mehr als 1 Aeq. Kalk kam [auf 34g,88 Zucker 6g,328 CaO; aus 171 (Aeq.
                              									des Zuckers) 31 für Kalk, also etwas mehr als 1 Aeq. = 28],
                              									ergab:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 in 80g Melasse
                                 63,2
                                 34,88
                                   8,04
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 innen
                                   39,65
                                 24,79
                                   3,42
                                 
                                 
                              
                                 
                                 außen
                                   24,30
                                 11,66
                                   4,70
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                   63,95
                                 36,45
                                   8,12,
                                 
                                 
                              
                                 oder
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 innen
                                 62,0
                                 68,0
                                 41,6 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 außen
                                 38,0
                                 32,0
                                 58,4 
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 62,5
                                 13,7
                                 
                              
                                 außen
                                 47,9
                                 40,3
                                 
                              
                           Der geringe Effect beruht auf der nur 16
                              									Stunden dauernden Dialyse mit stagnirendem Wasser. In dem Maße,
                              									als sich dieses mit Salzen sättigt, scheint es, auf den inneren
                              									Zucker Anziehung zu üben, was wegfällt, sobald man mit
                              									fließendem Wasser dialysirt.
                           13) Bei einem ganz gleichen Versuche, aber mit
                              									stark fließendem Wasser fand man:
                           
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 77,2
                                   3,13
                                 
                              
                                 außen
                                 30,3
                                 89,6.
                                 
                              
                           Es gingen 23,4 Proc. des Zuckers in Verlust,
                              									um 90,2 Proc. der Salze zu entfernen. Die innere Flüssigkeit
                              									krystallisirte dem Quotienten entsprechend sehr gut.
                           14) Die äußere Flüssigkeit des Versuches 12
                              									wurde abgedampft, mit Kalk versetzt und von neuem mit fließendem
                              									Wasser dialysirt, um die durchgegangenen Zuckermengen möglichst
                              									von den Salzen zu trennen. Man erhielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 innen
                                 41,200
                                 20,120
                                   5,360
                                 
                                 
                              
                                 
                                 außen
                                 32,060
                                   2,314
                                 11,400
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 73,260
                                 22,434
                                  16,760,
                                 
                                 
                              
                                 oder
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 innen
                                 56,2    
                                 89,9    
                                 31,4    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 außen
                                 43,8    
                                 10,1    
                                 68,6    
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 48,8
                                  26,6
                                 
                              
                                 außen
                                   7,2
                                  492,0.
                                 
                              
                           Die innere Flüssigkeit ähnelt der
                              									ursprünglichen Melasse, die äußere ist eine fast reine
                              									Salzlösung. Schon vor dem Glühen enthält sie kohlensaures Kali,
                              									das natürlich als Aetzkali diffundirte, sowie viel
                              									organischsaures Kali. Durch Destillation derselben mit
                              									Schwefelsäure ging Essigsäure über, was durch Bildung eines
                              									Batrytsalzes und Analyse desselben nachgewiesen wurde. Neben
                              									diesen organischsauren Kalisalzen fand sich Chlorkalium und
                              									schwefelsaures Kali, endlich auch Natronsalze. Ich unterlasse
                              									es, die sehr schwankende Zusammensetzung dieser Salze hier
                              									anzuführen.
                           15) Durch längere Dauer
                                 									der Dialyse wird bei fließendem Wasser die Qualität sehr
                                 									verbessert. Nach den ersten 24 Stunden war der
                              									Zuckerquotient von 55 bis 60,7 gestiegen, der Salzquotient von
                              									23,2 bis 19,7 gefallen. Nach weiteren 24 Stunden Dialyse war der
                              									Zuckerquotient von 60,7 bis 72,3 gestiegen, der Salzquotient von
                              									19,7 bis 6,3 gefallen, resp. verbessert worden. Freilich wurden
                              									durch dieses lange Diffundiren über 80 Proc. des vorhandenen
                              									Zuckers geopfert.
                           16) Bei möglichst hohem
                                 									Kalkgehalte und fließendem Wasser erhielt eins der besten
                              									Resultate. Mit einem Opfer von 10,5 Proc. des vorhandenen
                              									Zuckers wurden 65,3 Proc. des Nichtzuckers und 81,6 Proc. der
                              									Salze abgeschieden:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                              
                                 innen
                                   78,78
                                 56,27
                                   2,74
                                 
                              
                                 außen
                                   39,22
                                   6,75
                                 12,17
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 118,00
                                 63,02
                                 14,91
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 innen
                                 71,4
                                    4,8
                                 
                              
                                 außen
                                 17,2
                                  180,0.
                                 
                              
                           17) Durch neue
                                 									Kalkzugabe zur inneren Flüssigkeit des Versuches 15 und
                              									neues Dialysiren mit fließendem Wasser stieg der Zuckerquotient
                              									auf 73,9, fiel der Salzquotient endlich auf 2,1. Die
                              									äußere Flüssigkeit hatte Zuckerquotient 35,1, Salzquotient 36,9.
                              									Es wurde also diese Steigerung des Zuckerquotienten ziemlich
                              									theuer erkauft.
                           Man sieht, daß es zuletzt gelingt, fast alle
                              									Alkalisalze zu diffundiren, daß aber der organische Nichtzucker
                              									hartnäckig zurückgehalten wird, daher der sogen. Zuckerquotient
                              									nicht leicht über eine mittlere Grenze verbessert werden kann.
                              									Uebrigens zeigten die Melassen, sobald nur ein geringer
                              									Salzquotient vorlag, stets eine gute Krystallisation, die aber
                              									von ziemlich zäher Mutterlauge umhüllt erschien. In dieser Art
                              									äußert sich eben der Rückhalt von organischem Nichtzucker.
                           18) Um die Mengen von Salzen, die in der
                              									Zeitfolge zur Diffusion kommen, zu bestimmen, wurden 200g Melasse, mit 157g,8 Trockensubstanz, 87g,2 Zucker und 20g,0 Salzen (1. Analyse
                              									Versuch 7) nach der Sättigung mit Kalk zu 350cc verdünnt, in der Art
                              									dialysirt, daß die äußere Flüssigkeit A nach 3 Stunden, desgleichen B nach weiteren 3 Stunden, desgleichen C nach 16 Stunden weggenommen und ebenso
                              									wie schließlich die innere Flüssigkeit D analysirt wurde. Es enthielt:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    
                                   20,23
                                   4,50
                                 6,24
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                   14,91
                                   5,40
                                 3,76
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                   19,54
                                 10,80
                                 2,94
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                   99,52
                                 67,20
                                 5,40
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 154,20
                                 87,90
                                           18,34.Dies stimmt nicht ganz mit der angenommenen
                                          											Zusammensetzung der Melasse, wird aber bei den
                                          											unvermeidlichen Ungenauigkeiten dieser Art von
                                          											Bestimmungen nicht zu vermeiden sein.
                                 
                              
                           Berechnet man nun aus diesen Summen, wie viel
                              									Procent derselben auf die Flüssigkeiten A bis D kommen, so findet
                              									man:
                           
                              
                                 
                                 Trockensubstanz.
                                 Zucker.
                                 Salze.
                                 
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 13,1
                                   5,1
                                 34,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                   9,1
                                   6,1
                                 20,5
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 12,6
                                 12,3
                                 16,0
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                 65,2
                                 76,5
                                 29,5
                                 „
                                 
                              
                           Es stellen sich die Quotienten in
                           
                              
                                 
                                 Zuckerquotient.
                                 Salzquotient.
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 auf
                                 22,1
                                 138,7
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                 „
                                 36,2
                                   69,6
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 „
                                 55,2
                                   27,2
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                 „
                                 67,5
                                      8,0.
                                 
                              
                           Die Entfernung der Hauptmenge der Salze findet
                              									schon in den ersten 6 Stunden statt; in dieser Zeit ist auch nur
                              									wenig Zucker diffundirt; in dem äußern Wasser ist der
                              									Zuckerquotient gering, der Salzquotient hoch. Bei längerem
                              									ruhigem Stehen steigt der Zuckergehalt im äußern Wasser
                              									beträchtlicher, während nur noch wenig Salze diffundiren.
                           In den ersten 6 Stunden werden mit dem Opfer
                              									von 11,2 Proc. Zucker 54,5 Proc. der Salze entfernt. Nach 22
                              									Stunden werden durch ein Opfer von 23,5 Proc. Zucker 70,5 Proc.
                              									der Salze eliminirt. Rechnen wir nun, daß 1 Th. Salze 4,4 Th.
                              									Zucker unkrystallisirbar macht, so erkauft man nach 6 Stunden
                              									die Krystallisation von 67,2 + 10,8 = 78 – (8,34 ×
                              									4,4) = 413,3 Zucker durch 9g,9 Zuckerverlust.
                           Von 100 Zucker in der Melasse werden gewonnen
                              									46,9, es gehen in Verlust 11,2, es bleiben daher als secundäre
                              									Melasse 41,9 Proc.
                           Nach weiteren 16 Stunden erhält man 67,20
                              									– (5,4 × 4,4) = 43g,44 Zucker, was durch
                              									20g,7 Zuckerverlust
                              									erkauft wurde.
                           Von 100 Zucker in der Melasse werden gewonnen
                              									49,4, es gehen in Verlust 23,5, es bleiben als secundäre Melasse
                              									27,1 Proc.
                           Wir können diese Rechnung auch vom
                              									Gesichtspunkte des Nichtzuckers anstellen. Nach Obigem kommen
                              									auf 87g,9 Zucker 66g,3 Nichtzucker, oder 3 Th.
                              									Nichtzucker machen 4 Th. Zucker unkrystallisirbar.
                           Nach 6 Stunden finden sich noch 78g Zucker, und bei 119g,069 Trockensubstanz
                              									abgerundet 41g
                              									Nichtzucker, welche 44g,53 Zucker unkrystallisirbar machen. Es bleiben gewinnbar
                              									23g,47.
                           Nach 22 Stunden finden wir auf 67g,2 Zucker 32g,3 Nichtzucker, die 42g,9 unkrystallisirbar
                              									machen. Gewinnbar bleiben nur 24g,3.
                           
                              
                                 
                                 Nach6 Stunden.
                                 Nach22 Stunden.
                                 
                                 
                              
                                 Gewinnbar
                                 26,7
                                 27,6
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Verlust
                                 11,2
                                 23,5
                                 „
                                 
                              
                                 in secundärer
                                    											Melasse
                                 64,1
                                 48,9
                                 „
                                 
                              
                           Im Zuckerquotienten findet durch das längere
                              									Dialysiren keine wesentliche Besserung statt.
                           
                              
                                 
                                 Nach6 Stunden.
                                 Nach22 Stunden.
                                 
                              
                                 Zuckerquotient
                                 65,5
                                 67,5
                                 
                              
                           Ziehe ich Schlüsse aus den vorstehenden Versuchen, so ergibt
                              									sich:
                           1) Daß die Diffusion des Zuckers durch die Sättigung desselben
                              									mit Kalk sehr verlangsamt wird.
                           2) Daß kalkhaltige Melasse sich im Zuckerquotienten, mehr noch im
                              									Salzquotienten durch Diffusion wesentlich verbessert, während
                              									bei neutraler Melasse diese Verbesserung des Zuckerquotienten
                              									durch Osmose, wenigstens bei dem von mir angewendeten kalten
                              									Wasser, unbedeutend und nur in Beziehung auf die Salze von
                              									erheblichem Werthe ist.
                           3) Fließendes Wasser wirkt besser als stagnirendes, bei welchem
                              									bald ein Moment kommt, wo die äußere Flüssigkeit Salze zum
                              									Zucker zurück diffundiren läßt, oder, was dasselbe ist, die
                              									Menge der in der Zeiteinheit nach außen diffundirenden Salze
                              									sich sehr vermindert.
                           4) Im Allgemeinen gelingt es, durch die Diffusion von Kalkmelasse
                              									mit fließendem Wasser 70 bis 90 Proc. der Salze mit einem Opfer
                              									von 20 bis 25 Proc. des vorhandenen Zuckers los zu werden, so
                              									daß eine theilweise Krystallisation des restirenden Zuckers zu
                              									erwarten ist. Weniger günstig stehen die Aussichten, sobald man
                              									vom Zuckerquotienten ausgeht, der sich im Allgemeinen weniger
                              									und besonders in der späteren Periode der Dialyse nur sehr
                              									unbedeutend verbessert.
                           5) Die nach außen gedrungenen Melassenbestandtheile lassen sich
                              									durch erneuten Kalkzusatz nach dem Abdampfen und durch
                              									nochmaliges Dialysiren in eine secundäre Melasse und sehr
                              									salzreiche Flüssigkeit spalten.
                           Diese Thatsachen ermuthigten zu Versuchen im Großen. Der zur
                              									Dialyse angewendete Apparat wurde einfach aus Holz construirt.
                              									Er bestand aus einem länglich viereckigen Kasten, welcher der
                              									Dichtung halber mit dünnem Zinkblech ausgeschlagen war.
                              									Kupferblech wäre besser gewesen, da das Zink rasch angegriffen
                              									wurde. An der einen Seite floß die Kalkmelasse durch ein Rohr am
                              									Boden ein, an der gegenüberstehenden floß sie nach der Dialyse
                              									durch ein Ueberfallrohr oben ab.
                           In diesem Kasten war eine Anzahl Wasserzellen eingesetzt.
                              									Dieselben bestanden aus einem etwa 465mm im Quadrat messenden
                              									Holzrahmen von 80mm
                              									Holzdicke. Auf beiden Seiten wurden ausgesuchte Bogen von
                              									Pergamentpapier aufgelegt, welche durch zwei leichte Außenrahmen
                              									festgehalten wurden. Durch alle drei Rahmen gingen Schrauben mit
                              									Muttern durch, deren Anziehen die Dichtung bewirkten. Da
                              									Kautschuk zum Auflegen und Dichten des Pergamentpapieres zu
                              									theuer gewesen wäre, half man sich mit dem allbekannten Kitt aus
                              									Leinsamenmehl, der auf beiden Seiten des Mittelrahmens etwa
                              									messerrückendick aufgetragen wurde. Die angefeuchteten
                              									Pergamentpapierbogen legten sich auf diese weiche Unterlage gut
                              									auf und ließen nach dem Festschrauben kein Wasser durch. Zur
                              									Unterstützung des Papieres dienten Leisten in den Deckrahmen,
                              									die vielleicht noch besser durch ein Netz von Bindfäden oder
                              									verzinktem Draht ersetzt worden wären. Da die Rahmen selbst nach
                              									dem Füllen mit Wasser noch weniger wogen als die von ihnen
                              									verdrängte Melasse, so mußten sie im Kasten durch angelöthete
                              									Blechstreifen in senkrechter Lage erhalten und außerdem
                              									festgekeilt werden. Die zur Zuleitung und Ableitung des Wassers
                              									dienenden Röhren von dünnem Kupfer wurden derart angeordnet, daß
                              									auch innerhalb der Wasserzellen das Gegenstromprincip
                              									festgehalten wurde.
                           Die von unten aufsteigende, sich verdünnende Melasse steht oben
                              									dem reinsten Wasser, dieses, nachdem es schon Salze aufgenommen,
                              									unten der unreinsten concentrirtesten Melasse gegenüber. Ein
                              									kurzes Zulaufsrohr, das unmittelbar unter dem obern Rahmenholze
                              									mündet, führt das reine Wasser zu. In der gegenüberstehenden
                              									Ecke ist ein längeres Rohr eingesetzt, welches bis auf das
                              									untere Rahmenholz hinabgeht. Es ist mehrere Centimeter oberhalb
                              									des obern Rahmenholzes knieförmig zur Seite gebogen. Das
                              									verunreinigte Diffusionswasser fließt durch
                              									dieses Rohr vom tiefsten Punkte der Zelle in eine gemeinsame
                              									Abflußrinne ab. Damit die eingeschlossene Luft das Einfließen
                              									des Wassers nicht hindert, trägt jeder Rahmen außerdem noch ein
                              									enges Blechröhrchen, durch welches die Luft entweicht. Anfangs
                              									beabsichtigte man die Wasserzellen des ganzen Kastens zu einer
                              									Reihe zu verbinden. Das Abflußrohr der ersten Wasserzelle sollte
                              									mit dem Einflußrohr der zweiten u.s.f. bis zur letzten durch
                              									Kautschukröhren in Verbindung gebracht werden; doch trat dadurch
                              									zu viel Reibung ein, und es erschien auch das Princip des
                              									Gegenstromes nicht vollständig durchgeführt. Es wurde daher
                              									davon abgegangen. Ein gemeinsames Rohr führte allen Zellen
                              									gleichzeitig das reine Wasser zu, eine gleiche Rinne leitete von
                              									allen Zellen das gebrauchte Wasser ab.
                           Die Melasse wurde abgemessen, mit wenig Wasser unter
                              									gleichzeitigem Zuleiten von Dampf verdünnt, dann frisch
                              									gelöschter Kalk als dünne Milch eingerührt und endlich durch
                              									kaltes Wasser bis auf ein spec. Gew. von 27 bis 28° B.
                              									verdünnt.
                           Bei einem Zuckergehalte der Melasse von 44 Proc. braucht man, um
                              									die Verbindung C₁₂ H₁₁ O₁₁ + CaO zu
                              									bilden, 7,2 Proc. des Melassengewichtes an CaO. Da der Kalk indessen nicht ganz
                              									rein und besonders nie vollständig gebrannt ist, sich daher
                              									nicht gänzlich auflöst, so ist es besser, den Zusatz bis auf 8
                              									Proc. zu erhöhen. Es ist zweckmäßig, mindestens ebenso viel
                              									Wasser als Melasse anzuwenden, da sonst das kalkreiche Gemisch
                              									beim Erkalten gelatinirt. Wenn man auf 100 Th. Melasse gleich
                              									anfangs 100 Th. reines Wasser zugibt und den Kalk mit etwa 30
                              									bis 40 Th. Wasser gelöscht einrührt, erhält man eine Lösung von
                              									passender Concentration. Das Diffundiren geht ohne besondere
                              									Ueberwachung ziemlich regelmäßig vor sich. Einige dabei
                              									auftretende Erscheinungen bedürfen indessen der Erklärung.
                           Daß sich die Pergamentpapierwände durch den nicht ganz zu
                              									vermeidenden Wasserdruck spannen, ist selbstverständlich. Man
                              									füllt die Wasserzellen nach dem Zusammenschrauben mit Wasser
                              									außerhalb des Kastens, um etwaige Undichtheiten zu entdecken,
                              									entleert sie aber vor dem Einsetzen, um sie leichter und ohne
                              									die Gefahr eines zufälligen Reißens handhaben zu können. Dieses
                              									Entleeren durch ein längeres Kautschukrohr, das mit dem Abfluß
                              									verbunden wird, hat auch stattzufinden, wenn man die Zellen zur
                              									Reinigung des Pergamentpapieres von Zeit zu Zeit aus dem Kasten
                              									entfernt.
                           Beim Zufluß und Abfluß des Wassers wie der Melasse treten
                              									eigenthümliche, übrigens leicht erklärliche Unterbrechungen ein.
                              									Wenn z.B. die Melasse im Kasten bis zum Ueberfall eingelassen
                              									ist, so beginnt im Augenblicke, wo das Wasser in die
                              									Zellen eintritt, dieses Abfallrohr stark zu fließen, einmal weil
                              									sich die Pergamentpapierwände ausbauchen und dadurch Melasse
                              									verdrängen, dann weil sehr rasch Wasser nach außen diffundirt.
                              									Hält man damit zusammen, daß man sehr lange Wasser in die Zellen
                              									einfließen lassen muß, ehe die Abführungsröhren zu laufen
                              									anfangen, so kommt man leicht auf den Gedanken, daß diese Zellen
                              									undicht oder gar das Papier zerrissen sei, was indessen sehr
                              									selten eintritt.
                           Das Ausbauchen des Papiers ist oft so stark, daß die benachbarten
                              									Wände der Zellen sich berühren. Sorgt man nun nicht für
                              									genügenden Abstand, so vermindert sich die diffundirende
                              									Oberfläche sehr bedeutend. Dem eben beschriebenen Apparate
                              									haftet in der That der Mangel an, daß die Melasse nur zu leicht
                              									in den freien Zwischenräumen an den Wänden und in den Ecken des
                              									Kastens circulirt, ohne mit dem Papier in Berührung zu kommen.
                              									Immerhin halte ich die Idee der isolirten Wasserzellen für eine
                              									richtige, da es dabei leicht ist, eine beschädigte zu entfernen
                              									und durch eine Reservezelle zu ersetzen, ohne die Thätigkeit des
                              									Apparates zu unterbrechen. Ich halte es sogar für vortheilhaft,
                              									die Zellen in einem regelmäßigen Turnus mit frisch
                              									hergerichteten wechseln zu lassen, da das Pergamentpapier
                              									allmälig schlechter zu diffundiren anfängt und auch durch das
                              									Absetzen von krystallisirtem kohlensaurem Kalk brüchig werden
                              									kann, den man daher von Zeit zu Zeit durch Behandeln mit
                              									verdünnter Salzsäure entfernen muß. Als Kennzeichen genügender
                              									Diffusion ist das Herabgehen des specifischen Gewichtes der
                              									Melassenlösung auf 12 bis 16° B. zu betrachten. Man
                              									regulire deshalb den Zufluß der Melasse so, daß sie mit dieser
                              									Concentration constant in schwachem Strahle abläuft. Das
                              									abfließende Wasser reagirt alkalisch und schmeckt stark salzig.
                              									Sein Zuckergehalt vertheilt sich auf so viel Wasser, daß er
                              									durch den Geschmack kaum zu erkennen ist, die Polarisation zeigt
                              									meistens nur 1 bis 2 Proc. Zucker an. Die Melasse entfärbt sich
                              									nur sehr wenig, nur so viel, als der eintretenden Verdünnung
                              									entspricht. Es handelt sich nunmehr darum, den hinzugebrachten
                              									Kalk wieder zu beseitigen. Man könnte zwar in Analogie früherer
                              									Vorschläge, z.B. von Sebor, die
                              									diffundirte Kalkmelasse zum Scheiden des Rübensaftes benutzen,
                              									doch dürfte es dann schwer fallen, hellen Zucker zu erhalten, da
                              									die Melassenfarbe nur schwer durch Kohle zu entfernen ist. Das
                              									immer wiederholte Verkochen derselben Menge Verunreinigung kann
                              									keinesfalls förderlich sein. Ich bin der Ansicht, daß man die
                              									Qualität erster Producte nicht um einige Procente geringer
                              									Producte auf das Spiel setzen solle.
                           
                           Die Kalkfällung geht in der concentrirten Flüssigkeit anfangs nur
                              									schwierig, unter starker Verdickung und unter bedeutendem
                              									Steigen vor sich. Später verflüssigt sich die Masse wieder und
                              									die Sättigung läßt sich leichter zu Ende führen, als es anfangs
                              									scheint. Der Scheideschlamm ist stark braun gefärbt, die Melasse
                              									wesentlich heller geworden. Es scheint, als ob die Entfernung
                              									der Alkalisalze die Fähigkeit des Kalkes, Farbstoff zu binden,
                              									einigermaßen erhöht. Man filtrirt durch Beutelfilter, endlich
                              									eventuell durch Knochenkohle und dickt im Vacuum ein. So lange
                              									die Melasse stark kalkhaltig ist, kann man sie ohne Anstand
                              									tagelang ansammeln. Sobald sie entkalkt ist, muß sie bald zum
                              									Versieden kommen.
                           Der erste Versuch, der in dieser Art in der Leitner'schen Raffinerie in Graz gemacht wurde, gab
                              									überraschend günstige Resultate. Die Masse krystallisirte in
                              									Basterformen schon nach etwa 6 Tagen.Auf diesen Versuch war mein früher
                                    									erwähnter erster Bericht gegründet. Ich möchte jetzt annehmen,
                                    									daß ein verhältnißmäßig zuckerreicher Syrup zur Verarbeitung
                                    									kam. Ein zweiter Versuch in der Actien-Raffinerie zu
                              									Graz gab erst nach längerem Stehen eine etwa 8 Proc. der Melasse
                              									betragende Krystallisation. Ob nun etwa die Wahl eines weit
                              									dickern Pergamentpapieres, welches nur langsam diffundirte, oder
                              									nicht genügend rasches Arbeiten, oder endlich die sehr geringe
                              									Qualität der Melasse die Schuld trug, ließ sich nicht mit voller
                              									Sicherheit feststellen. Wo man mit derartigen Versuchen auf die
                              									Freundlichkeit der Directoren angewiesen ist, wo der Versuch
                              									sich gewissermaßen zwischen den andern Arbeiten durchdrängen
                              									muß, lassen sich die Einzelnheiten einer Methode nicht bis zur
                              									Vollendung ausbilden. Ein dritter Versuch in Troppau, den ich
                              									nicht selbst leiten konnte, wurde augenscheinlich übereilt, gab
                              									aber trotzdem einige Zuckerausbeute.
                           Ich gab die Methode aus folgenden Gründen auf. Einmal bringt man
                              									mit einem Apparate verhältnißmäßig nur wenig fertig, da zur
                              									Diffusion Zeit oder eine übermäßig große Papierfläche gehört;
                              									dann geht doch ein beträchtlicher Antheil Zucker und Salze
                              									gänzlich verloren, da eine Concentration des Diffusionswassers
                              									zu theuer zu stehen kommt. Endlich nimmt auch die Fällung des
                              									Kalkes aus der Kalkmelasse zu viel Kohlensäure und die
                              									Concentration der verdünnten Zuckerlösung zu viel Brennstoff in
                              									Anspruch. Ich wendete mich daher einer zweiten Methode und damit
                              									einem ganz neuen, noch nicht betretenen Wege zu.
                           
                              
                                 (Schluß
                                    										folgt.)