| Titel: | Ueber Pressungsverluste in Luftleitungen für Hohöfen. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 267 | 
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                        Ueber Pressungsverluste in
                           								Luftleitungen für Hohöfen.
                        Mit Abbildungen auf Taf. VI [c.d/3].
                        Ueber Pressungsverluste in Luftleitungen für
                           								Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Sämmtliche Hohofenanlagen, vorzüglich aber diejenigen älterer
                              									Construction, haben mit mehr oder weniger bedeutenden
                              									Pressungsverlusten in ihren Luftleitungen zu kämpfen. Ein
                              									Manometer auf dem Düsenstock zeigt stets weniger Druck als
                              									dasjenige im Maschinenhaus oder auf dem Regulator. Ja, es ist
                              									keine Seltenheit, daß das Manometer an der Maschine 0k,35 Ueberdruck auf 1qc zeigt, während effectiv
                              									mit 0k,20 in den Ofen
                              									geblasen wird. Die von der Gebläsemaschine geleistete Arbeit
                              									wird also nur zum Theil nutzbringend gemacht. Berechnet man, wie
                              									hoch sich der Verlust das Jahr hindurch beläuft, so wird man
                              									unwillkürlich dazu verleitet, den Ursachen desselben etwas
                              									genauer nachzuforschen.
                           Wir finden eine wesentliche Vermehrung der Pressungsverluste seit
                              									Anwendung der erhitzten Gebläseluft. Wie so häufig bei
                              									Einführung von Neuerungen, die uns fertig von Anderen überkommen
                              									und an und für sich wesentliche Vortheile versprechen, manche
                              									Verhältnisse, welche mit diesen Neuerungen in Wechselbeziehung
                              									treten und nach ihnen abgeändert werden müßten, unberücksichtigt
                              									geblieben sind, so geschah es auch hier.
                           Die Pressungsdifferenz zwischen dem Ort, wo die Luft in eine
                              									Leitung eintritt, und demjenigen, wo sie dieselbe wieder
                              									verläßt, kann drei verschiedene Ursachen haben: Fehlerhafte
                              									Querschnittsverhältnisse, Reibung und Undichtigkeiten.
                              									Besprechen wir sie der Reihe nach und zwar jede unabhängig von
                              									den beiden anderen.
                           Unsere Gebläsemaschinen liefern wegen des alternirenden
                              									Kolbenganges die Luft stoßweise. Um diese Stöße in einen
                              									möglichst gleichmäßigen Luftstrom zu verwandeln, läßt man die
                              									von der Maschine kommende Luft in einen Sammelraum eintreten, in
                              									Gestalt eines großen Kessels aus Eisenblech; letzterer, unter
                              									dem Namen Wind- oder Druckregulator bekannt, befindet sich
                              									zwischen der Gebläsemaschine und dem Hohofen, und man kann ihn
                              									mit Recht als die Quelle der Luftentnahme bezeichnen, weil sich
                              									in ihm die Luft in demselben Dichtigkeitszustande befindet, in
                              									welchem sie bei rationellem Betrieb zur Verwendung kommen
                              									sollte.
                           A) In Figur 42
                              									bezeichne r den Regulator im
                              									Querschnitt, e seine Verbindung mit
                              									der Maschine und a die Oeffnung,
                              									durch welche die Luft aus ihm entweicht. Wird die
                              									Gebläsemaschine in Thätigkeit gesetzt, so ist die Pressung,
                              									welche dadurch in r entsteht, eine
                              									Function von der durch die Maschine in der Zeiteinheit
                              									gelieferten Luftmenge und dem Querschnitt der
                              									Oeffnung a. Bleibt die gelieferte
                              									Luftmenge constant, was wir für die Dauer unserer Betrachtungen
                              									beibehalten wollen, so steigt und fällt die Pressung im
                              									umgekehrten Verhältniß mit der Weite von a.
                           B) Leitet man die Luft von a (Fig. 43)
                              									aus durch eine cylindrische Röhre bc vom Querschnitt der Oeffnung a weiter, so herrscht in jedem Theile der Röhre dieselbe
                              									Pressung wie vordem im Regulator. Denn so lange die Luft von der
                              									Röhre umschlossen ist, befindet sie sich unter denselben
                              									mechanischen Einflüssen wie beim Austritt aus a.
                           C) Wird die Röhre bc bei c verengt (Fig. 44),
                              									wird also der Querschnitt bei c
                              									kleiner als bei a, so tritt eine
                              									gleichmäßige Steigerung der Pressung in der ganzen Ausdehnung
                              									von r, bc und de ein; da die
                              									durch a in die Röhre eintretende
                              									Luftmenge unverändert bleibt, so muß sich dieselbe, um durch die
                              									engere Oeffnung c zeitig entweichen
                              									zu können, zunächst bei c
                              									verdichten; diese Verdichtung wirkt aber, wie bei allen
                              									gasförmigen und tropfbarflüssigen Körpern, rückwärts bis zur
                              									Quelle, als welche wir ja den Regulator betrachten wollen.
                              									Dieselbe Pressung entsteht auch aus dem schon oben angeführten
                              									Grunde im Innern der cylindrischen Röhre de. Es tritt also in Bezug auf die
                              									Pressung genau dasselbe Verhältniß ein, als wenn die Rohrleitung
                              									nur die Weite hätte, wie sie in Figur 44
                              									punktirt ist.
                           D) Denken wir uns den umgekehrten
                              									Fall, daß die Röhre bc sich
                              									bei c erweitert (Fig. 45),
                              									so dehnt sich die Luft auf dem Wege von c nach d in Folge des
                              									Bestrebens, welches allen gasförmigen Körpern eigen ist, aus,
                              									verliert also an Pressung, und dies um so mehr, je größer der
                              									Unterschied in den Querschnitten von de und bc ist. Die in r und bc herrschende Pressung ist also größer als diejenige in
                              									de.
                           Alle auf die Pressung bezüglichen Erscheinungen, bei Anwendung
                              									kalter Gebläseluft, lassen sich, soweit sie überhaupt auf
                              									Querschnittsverhältnisse zurückzuführen sind, aus Combinationen
                              									der vorstehend angeführten Fälle erklären. Für die Praxis sind
                              									die beiden nachstehenden am wichtigsten.
                           E) Die Röhre bc sei bei c verengt, wie in Fig. 44,
                              									erweitere sich aber wieder in ihrer Verlängerung de, welche bei e abermals verengt ist. Ist nun der
                              									Querschnitt bei c kleiner als bei
                              									e (Fig. 46),
                              									so braucht die Luft, um bei e
                              									austreten zu können, sich nicht bis zu dem Grade zu verdichten
                              									wie bei c; in dem Theile de der Leitung ist daher die
                              									Pressung geringer als in bc.
                              									Ist anderseits e kleiner als c (Fig. 47),
                              									so findet die größere Pressung bei e
                              									statt, welche, über c hinaus
                              									rückwärts wirkend, die gleiche Pressung erzeugt bis zum
                              									Regulator. Der Effect ist also derselbe, als wenn die ganze
                              									Leitung nur die in Figur 47
                              									punktirte Weite hätte. Hieraus folgt, daß für die Pressung im
                              									Regulator die engste Stelle der Luftleitung maßgebend ist. Es
                              									tritt also nur dann kein Pressungsverlust ein, wenn in der
                              									ganzen Leitung zwischen Regulator und Hohofen keine Stelle
                              									vorhanden, die enger ist als die Summe der
                              									Düsenquerschnitte.
                           Gehen wir nun über zur Betrachtung der Verhältnisse, welche
                              									eintreten, wenn man die Gebläseluft auf ihrem Wege vom Regulator
                              									zum Hohofen erhitzt. Hier haben wir zwei Fälle zu unterscheiden,
                              									von denen indessen nur der zweite in der Praxis zutrifft.
                              									Entweder die Luft kommt mit derselben Temperatur, bis zu welcher
                              									sie erhitzt worden ist, zum Hohofen, oder sie erleidet unterwegs
                              									eine Temperaturabnahme. Untersuchen wir zunächst den ersten
                              									Fall. Hierbei kommt in Betracht, daß die Luft beim Erwärmen das
                              									Bestreben zeigt, sich bedeutend auszudehnen, beispielsweise bei
                              									300° schon auf das doppelte Volum. Wird sie nun an dieser
                              									Ausdehnung gehindert, dadurch daß sie sich in einem
                              									geschlossenen Raume befindet, so steigt natürlich ihre
                              									Pressung.
                           A) Wenn man in Figur 43
                              									die durch die Röhre bc
                              									passirende Luft an irgend einer Stelle erhitzt, so tritt also
                              									derselbe Fall ein, als wenn man ohne Erhitzung die Röhre
                              									verengt, wie dies in Fig. 44
                              									dargestellt ist, und es entsteht in der ganzen Leitung von r bis c eine
                              									gleichmäßige Steigerung der Pressung.
                           B) Erhitzt man in Fig. 44
                              									die Röhre bc, so entsteht,
                              									außer der durch die Verengung bei c
                              									schon bedingten, noch eine gleichförmige Pressungszunahme von
                              									r bis e;
                              									dasselbe findet statt beim Erhitzen einer beliebigen Stelle von
                              									de.
                           C) Erhitzt man die Röhre de in Fig. 46,
                              									so wird je nach der Temperatur der durch die Erweiterung der
                              									Röhre bei d entstandene
                              									Pressungsverlust entweder vermindert, ganz aufgehoben, oder es
                              									entsteht sogar eine Pressungszunahme, als ob die Röhre die
                              									Gestalt der Figur 47
                              									annähme. Dasselbe Resultat erreicht man durch Erwärmen der Röhre
                              									de in Fig.
                                 									46.
                           Wir sehen also, daß die Erhitzung der Gebläseluft an und für
                              									sich, weil sie die Pressung stets bis zur Düse steigert, etwaige
                              									Pressungsdifferenzen nie vergrößert, sondern unter Umständen
                              									sogar vermindert oder ausgleicht.
                           Gehen wir schließlich über zu dem Verhältniß, wie es in der
                              									Wirklichkeit stattfindet. Es ist selbstredend, daß die Luft in
                              									dem Theile der Leitung, welcher sich zwischen der erhitzten
                              									Stelle und dem Orte befindet, wo sie die Leitung verläßt, eine
                              									Abkühlung erleidet. Diese Abkühlung veranlaßt ein Zusammenziehen
                              									der Luft. Hieraus folgt, daß, wenn der Querschnitt der
                              									Leitung sich während der Abkühlung nicht ändert, eine Abnahme
                              									der Pressung eintritt. Hiervon ausgehend, finden wir die
                              									Erklärung für nachstehend aufgeführte Erscheinungen.
                           A) Wird Luft durch die cylindrische
                              									Röhre bc (Fig. 48)
                              									geleitet und auf ihrem Wege von m
                              									nach n erhitzt, während sie sich von
                              									n bis o
                              									allmälig wieder abkühlt, so entsteht durch die Erhitzung eine
                              									gleichmäßige Pressungszunahme von n
                              									bis zum Regulator, während in der Richtung von n nach o die
                              									Pressung sich fortschreitend vermindert. Das Resultat ist also
                              									das gleiche, wie wenn man bei kalter Luft der Röhre die in Fig.
                                 									48 einpunktirte Form gibt, wobei αβ dem Grade der
                              									Erhitzung und γδ
                              									der auf dem Wege von n nach o erfolgten Temperaturabnahme
                              									entspricht; diese Form aber ist identisch mit Fig.
                                 									45.
                           B) Verfährt man bei einer an einem
                              									Ende verengten Röhre, wie vorstehend angegeben, so ergibt sich
                              									Folgendes: Wie wir wissen, ist bei kalter Luft die Wirkung des
                              									Apparates in Fig. 49
                              									dieselbe, wie die einer cylindrischen Röhre vom Durchmesser der
                              									Oeffnung c. Wir haben also für den
                              									vorliegenden Fall nur nöthig, das vorher in Fig. 48
                              									mit der Röhre bc Geschehene
                              									jetzt auf eine cylindrische Röhre mit dem bezeichneten
                              									Durchmesser anzuwenden. Hierdurch gelangen wir zu dem Resultat,
                              									wie es bei kalter Luft eine Röhre von der in Figur 49
                              									einpunktirten Form liefert, wobei die Querschnitte dem Grade der
                              									Erhitzung und der darauf folgenden Wiederabkühlung der Luft
                              									entsprechen müssen.
                           Es ist einleuchtend, daß alle denkbaren Fälle analog mit den
                              									angeführten zu behandeln sind, um den Effect des Erhitzens und
                              									darauffolgenden Wiederabkühlens der Gebläseluft graphisch
                              									darzustellen. Die für die Praxis wichtigsten Fälle sind in Fig.
                                 									50 und 51
                              									wiedergegeben.
                           Alle diese Darstellungen zeigen, mag die Leitung construirt sein,
                              									wie sie wolle, eine Erweiterung nach der Düse zu. Hieraus folgt,
                              									daß eine Abkühlung der Luft in der Leitung stets von
                              									Pressungsverlust begleitet ist. Befindet sich in der Leitung
                              									eine Stelle, welche enger ist als die Summe der
                              									Düsenquerschnitte, wodurch also schon bei kalter Luft ein
                              									Pressungsverlust entsteht, so wird dieser Verlust bei erhitzter
                              									Luft je nach der Größe der Temperaturabnahme zwischen
                              									Heizapparat und Düse noch vermehrt.
                           Fassen wie nun alles über Querschnitte Gesagte zusammen, so
                              									kommen wir zu folgenden Schlüssen: Man mache keine Stelle der
                              									Luftleitung enger als die Summe der Düsenquerschnitte und
                              									vermeide jede Temperaturabnahme zwischen Heizapparat und
                              									Hohofen; letzteres läßt sich in der Praxis zwar nie vollständig,
                              									doch annähernd erreichen. Man stelle den Heizapparat so nahe an
                              									den Hohofen wie möglich und umhülle die dazwischenliegende Leitung in dicker Schicht mit schlechten
                              									Wärmeleitern; geschieht dies schon zu dem einen Zwecke,
                              									möglichst wenig Temperatur zu verlieren, so sei man in dieser
                              									Beziehung um so vorsichtiger, als damit zugleich der andere
                              									Zweck erreicht wird, die Pressung zu conserviren.
                           Wie auf jede körperliche Bewegung, so übt auch auf diejenige der
                              									Luft in Rohrleitungen die Reibung einen wesentlichen Einfluß
                              									aus. Bewegt sich eine Luftsäule in einem ringförmig
                              									geschlossenen Raum, so tritt einmal, da wo die einzelnen
                              									Lufttheilchen mit der Umfassung in Berührung treten, Reibung
                              									ein, außerdem aber kann dies der Fall sein im Innern der
                              									Luftsäule selbst, durch Verschiebung der Lufttheilchen unter
                              									sich. Der hemmende Einfluß der Reibung ersterer Art auf die
                              									Bewegung ist gewöhnlich der überwiegende. Wie bekannt, wirkt die
                              									Reibung, indem sie die Bewegung in Wärme übersetzt, die
                              									ausübende Kraft also in anderer Form zur Erscheinung bringt. Die
                              									Thätigkeit der Gebläsemaschine erzeugt zunächst in der
                              									Luftleitung einen gewissen Grad von Geschwindigkeit bezieh.
                              									Pressung, welche in dem Maße, wie die Luft sich reibt,
                              									theilweise aufgehoben wird, d.h. ein Theil dessen, was sich
                              									vordem als Pressung geäußert hat, wird während des Durchganges
                              									der Luft durch die Leitung nach und nach in Wärme verwandelt;
                              									der Zweck, zu welchem die Gebläsemaschine thätig war, geht also
                              									zum Theil durch die Reibung verloren.
                           Wird Luft aus dem Regulator r (Fig.
                                 									52) durch die Leitung bc
                              									geblasen, so ist zunächst einleuchtend, daß erstere sich an den
                              									Wänden der Leitung um so weniger reiben wird, je weniger
                              									Unebenheiten diese Wände darbieten; hieraus folgt, daß das
                              									Material, aus welchem die Leitung hergestellt wird, möglichst
                              									glatt bearbeitet werden muß; ferner ist natürlich, daß die
                              									Reibung an den Wänden um so geringer sein wird, je kleiner das
                              									Verhältniß des Umfanges zum Querschnitt der Leitung ist. Die
                              									günstigste Form für Luftleitungen ist, wie bekannt, die
                              									cylindrische; man mache die Leitungen so weit, wie es die
                              									übrigen Constructionsverhältnisse gestatten. Hierdurch wird
                              									erreicht, daß die Geschwindigkeit der Luft mäßiger ist. Bei dem
                              									großen Verhältniß der von den Hohöfen in der Zeiteinheit
                              									gebrauchten Luftmengen zur Weite der Leitungen hat die
                              									Geschwindigkeit einen ganz bedeutenden Einfluß auf die Reibung;
                              									je mehr man die erstere vermindert, um so geringer wird
                              									letztere.
                           Für kalte Luft ist, wie sich aus Vorstehendem ergibt, eine
                              									cylindrische Form der Leitung, mit unveränderter Weite zwischen
                              									Regulator und Düse, die günstigste. Wird die Luft unterwegs
                              									erhitzt, so ändert sich dieses Verhältniß. Da die Luft sich
                              									durch die Erhitzung ausdehnt, so vermehrt sich, wenn man den
                              									Querschnitt der Leitung nicht gleichzeitig vergrößert, mit
                              									der Pressung auch die Geschwindigkeit und in Folge dessen die
                              									Reibung. Wird in Figur 53
                              									die Luft in der Röhre bc bei
                              									α erhitzt, so muß man deshalb
                              									auch von da ab die Röhre erweitern und zwar in demselben
                              									Verhältniß, wie der Raum größer wird, den die erhitzte Luft,
                              									ohne ihre Pressung zu vermehren, beansprucht. Hierdurch erzielt
                              									man, daß die Geschwindigkeit trotz der Erhitzung dieselbe
                              									bleibt. Da eine Verminderung der Geschwindigkeit durch
                              									Zusammenziehen der Luft in Folge etwaiger darauffolgender
                              									Abkühlung die Reibung vermindert, so braucht hierauf keine
                              									Rücksicht genommen zu werden. Man läßt der Leitung die ihr nach
                              									dem Erhitzen gegebene Weite bis zu der Stelle, wo der Wind sich
                              									nach den einzelnen Düsen abzweigt. Um die Verschiebung der
                              									einzelnen Lufttheilchen unter sich zu vermeiden, ist es am
                              									zweckmäßigsten, wenn die Luft nicht erhitzt wird, der Leitung
                              									die Form eines geraden Cylinders wie in Fig. 52
                              									zu geben. Die ganze Luftsäule verschiebt sich in diesem Falle
                              									einfach an den Wänden und in ihrem Innern herrscht möglichste
                              									Ruhe. Wird die Luft erhitzt, so ist auch wieder die Form Figur 53 die vortheilhafteste, weil die Lufttheilchen der
                              									durch die Erhitzung veranlaßten Ausdehnung ungehindert folgen
                              									können. Errichtet man in Fig. 52
                              									an irgend einer Stelle α der
                              									Röhre bc eine Wand, welche die
                              									Röhre theilweise schließt, so wird beim Anprall der von r herkommenden Luft gegen dieselbe ein
                              									Wirbel entstehen, also eine Bewegung der Lufttheilchen in sich.
                              									Die ähnliche Erscheinung tritt ein, wenn man der Leitung die in
                              									Fig. 54 angedeutete Winkelform gibt. Der Stoß der
                              									Luftsäule bc gegen die Fläche
                              									αβ erzeugt eine
                              									plötzliche Störung im Fortschreiten der Luftmasse, Bewegung der
                              									einzelnen Theilchen in sich und in Folge dessen Reibung. Will
                              									man Aenderungen in der Richtung eintreten lassen, so wähle man
                              									dazu einen rechtwinkligen Krümmer (Fig. 55).
                              									Von allen Formen, die man Leitungen geben kann, ist, wenn die
                              									Richtung geändert werden soll, die Bogenform die geeignetste,
                              									weil bei ihr jeder plötzliche Uebergang vermieden wird.
                              									Verengungen in der Leitung, dort wo sie aus besonderen Gründen
                              									angebracht werden müssen, mache man deshalb nie plötzlich (Fig.
                                 									56), sondern stets, wie in Fig. 57
                              									angegeben. Dort, wo die einzelnen Rohrstücke zusammenstoßen,
                              									sorge man dafür, daß die Stöße vollständig glatt sind, daß also
                              									von keinem Rohr innerlich Theile gegen das andere vorstehen.
                           So einfach und selbstverständlich viele der hier gegebenen
                              									Vorschriften erscheinen, so sind doch bis jetzt überall mehr
                              									oder weniger grobe Verstöße gegen dieselben gemacht worden. Fast
                              									alle bis jetzt angewendeten Röhrenapparate sind damit behaftet.
                              									Sowohl auf die Querschnitte, als auf die zweckmäßigste
                              									Form bei Aenderung der Richtung ist zu wenig Rücksicht genommen
                              									worden, woher es kommt, daß die Luft, vor und hinter dem Apparat
                              									gemessen, Pressungsdifferenzen zeigt, welche bei richtiger
                              									Construction vollständig hätten vermieden werden können.
                           Als letzten Grund von Pressungsdifferenzen sind anzuführen die in
                              									den Leitungen vorkommenden Undichtigkeiten.
                           Bei Anwendung kalter Gebläseluft lassen sich dieselben leicht
                              									vermeiden. Die oben empfohlene cylindrische Form für
                              									Luftleitungen ist auch gleichzeitig die zweckmäßigste in Bezug
                              									auf Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck. Man hat also nur
                              									nöthig, das Material und die Stärke der Wandungen so zu wählen,
                              									daß sie dem zu erzeugenden inneren Drucke nicht nachgeben, und
                              									die ganze Leitung so anzulegen, daß sie keinem äußern Druck
                              									ausgesetzt ist.
                           Der Vermeidung von Undichtigkeiten bei Anwendung erhitzter
                              									Gebläseluft ist weit schwieriger nachzukommen. Hierbei hat man
                              									zu unterscheiden die directe Wirkung des Feuers auf den im
                              									Innern des Heizapparates befindlichen Theil der Leitung und die
                              									durch Temperaturdifferenzen in allen Körpern entstehende
                              									Formveränderung. Bei den hohen Temperaturgraden, bis zu welchen
                              									man in der Neuzeit die Gebläseluft erhitzt, sind leider die aus
                              									Eisen construirten Röhrenapparate nicht von langer Dauer, selbst
                              									wenn man das beste Material zu ihrer Herstellung verwendet. Die
                              									seit einigen Jahren eingeführten Apparate aus feuerfesten
                              									Steinen mit Blechmantel sind dagegen in dieser Beziehung
                              									unverwüstlich. So sehr man sich bis jetzt vielerseits gegen die
                              									Einführung derselben sträubt, so wird doch ihre Verbreitung nur
                              									eine Frage der Zeit sein können, weil zu unserer
                              									Concurrenzfähigkeit mit dem Auslande eine möglichste
                              									Brennmaterialersparniß ihr gut Theil beiträgt, diese aber durch
                              									stärkeres Erhitzen der Gebläseluft, als dies bisher geschehen,
                              									erreichbar ist.
                           Die Formveränderung der Körper durch Temperaturdifferenzen
                              									besteht bekanntlich in der Ausdehnung beim Erhitzen und
                              									Zusammenziehen beim Abkühlen; letzteres geschieht indessen nur
                              									theilweise, weil alle Körper, diesen Temperatureinflüssen
                              									unterworfen, eine bleibende Verlängerung zeigen. Hierzu kommt,
                              									daß bei häufigem Erhitzen und Wiederabkühlen in vielen
                              									Substanzen eine Veränderung der Molecularzusammensetzung
                              									eintritt, welche ein Brüchigwerden derselben bewirkt.
                           Als brauchbarstes Material für Warmwindleitungen, im Verhältniß
                              									zum Kostenpreis, hat sich bis jetzt das Schmiedeisen erwiesen,
                              									und es ist zweckmäßig, daraus die ganze Leitung vom Apparat bis
                              									zur Düse herzustellen. Röhren aus Eisenblech mit vernieteten und
                              									verstemmten Stößen sind allen anderen vorzuziehen,
                              									gußeiserne Röhren mit Muffen- oder Flanschenverbindung dagegen
                              									für hohe Temperaturen absolut zu verwerfen. In Bezug auf die
                              									Construction ist zu bemerken, daß kein Theil der Luftleitung,
                              									soweit wie sie erhitzt ist, weder innerhalb noch außerhalb des
                              									Apparates (bei Annahme von Röhrenapparaten) an beiden Enden fest
                              									liegen darf, weil sonst in Folge der Formveränderungen unfehlbar
                              									Undichtigkeiten entstehen. Um die Luft gegen Abkühlung zu
                              									schützen, können die Blechrohre entweder äußerlich mit
                              									schlechten Wärmeleitern bekleidet, oder, wie dies jetzt schon
                              									häufig geschieht, innerlich mit feuerfesten Steinen gefüttert
                              									werden. Wesentlich ist es ferner, der Leitung eine solche
                              									Unterlage zu geben, daß sie frei den Formveränderungen folgen
                              									kann und sie überirdisch derart aufzuhängen, daß man stets ihre
                              									ganze Oberfläche überblicken und alle Stellen derselben zum
                              									Zwecke einer etwa vorkommenden Reparatur erreichen kann.
                           Schließlich sei hier bemerkt, daß alle im Laufe dieser Abhandlung
                              									mitgetheilten Erfahrungen auf experimentalem Wege durch den
                              									Verfasser gemacht worden sind, und daß es ihm stets gelungen
                              									ist, bei praktischer Anwendung derselben Temperaturdifferenzen
                              									bis auf ein fast unmeßbares Minimum zu vermeiden. Bei neuen
                              									Anlagen bietet dies, wenn man alle einschlägigen Factoren im
                              									Auge behält, nicht die geringste Schwierigkeit.
                           – r.
                           
                        
                     
                  
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