| Titel: | Ueber den Chrombergbau der Gewerkschaft „Hofmann Ernest“ bei Alt-Orsova; von Julius Fels. | 
| Autor: | Julius Fels | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 319 | 
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                        Ueber den Chrombergbau der
                           								Gewerkschaft „Hofmann Ernest“ bei Alt-Orsova;
                           								von Julius
                              								Fels.
                        Fels, über den Chrombergbau bei
                           								Alt-Orsova.
                        
                     
                        
                           Eine Studienreise führte mich kürzlich auf transleithanischen
                              									Boden. Nebst vielen industriellen und montanistischen Anlagen,
                              									welche ich besichtigte, war es mir auch vergönnt, den seiner
                              									Großartigkeit wegen berühmten Chrombergbau bei Alt-Orsova
                              									eingehend zu betrachten, von welchen F. v. Hauer F. v. Hauer: Die Geologie und ihre
                                    									Anwendung auf die Kenntniß der Bodenbeschaffenheit der
                                    									österr.-ung. Monarchie (Wien. Alfred Holder) S. 194. sagt: „Der Serpentin
                                 									südlich von Orsova im Banat enthält theils in dünnen Adern,
                                 									theils aber auch in mächtigen Stöcken derben Chromeisenstein,
                                 									wohl eines der reichsten Vorkommen dieser Erze, die man
                                 									überhaupt kennt.“ 
                           Am linken oder österreichischen Ufer der Donau, eben vor der
                              									dreifachen Grenze zwischen Oesterreich, der Walachei und
                              									Serbien, befindet sich ein nach Süden gestrecktes spitzes
                              									Landdreieck, um welches sich die Donau in einer scharfen S-Biegung herumwendet. An der
                              									Kukujova-Kuppe treten in einem nahen Umkreise ebensowohl Syenit
                              									und Porphyr, wie Sandsteine der Steinkohlen- und
                              									Zechstein-Formation, dann jüngere Kalke und vor allem Serpentin
                              									auf, von welchen aber nur der Kreidekalk auch über die Donau
                              									nach Serbien sich fortzusetzen scheint. Das Serpentinvorkommen
                              									beginnt an der Südspitze des besagten Landdreieckes, zieht sich
                              									von da einestheils etwa eine Meile lang nach Nord bis zu dem von
                              									böhmischen Colonisten bewohnten Grenzdorfe Eibenthal und
                              									anderseits nahezu zwei Meilen nach Nordost, in geringer
                              									Entfernung der Donau folgend, indeß die dritte Dreieckseite, die
                              									Nordgrenzlinie, nahezu eine Gerade zwischen den Dörfern
                              									Eibenthal und Dubova bildet, von denen letzteres unweit des
                              									Kasan liegt. Die Gesammtflächenausdehnung dieses
                              									Serpentinvorkommens kann zu 145qkm angenommen werden. Von
                              									den nach Südost eingerissenen Thälern der Bäche Ljubotina,
                              									Reschitza, Mare und Tissoviza durchschnitten, bildet die
                              									Serpentinablagerung mehrere Reihen schön geformter Hügel mit
                              									abgerundeten Kuppen, von denen jene Lepopoli wegen ihrer
                              									reizenden Fernsicht hervorzuheben, und mit häufig steilen
                              									Gehängen, welche bei der leichten Verwitterbarkeit des Gesteines
                              									der Vegetation einen nicht sehr günstigen Boden bieten, eben
                              									dadurch aber die Auffindung der werthvollen Chromerze
                              									erleichterten, indem sie das Abrollen der ausgewitterten
                              									schweren Erzstücke in die Thäler förderten.
                           Die Auffindung der über dieses ganze Serpentinlager in
                              									zahlreichen Putzen zerstreuten Chromerze soll allerdings bereits
                              									vor etwa 24 Jahren erfolgt sein; doch hielt man damals diese
                              									gewichtigen schwarzen körnigen Stufen erst wegen ihres grünen
                              									Anfluges für Kupfererze, dann aber für schlechte Eisenerze, und
                              									vergaß sie wieder, sobald die angestellten Versuchsproben das
                              									erwartete Resultat durchaus nicht ergeben wollten. Erst vor
                              									ungefähr 20 Jahren fand Ernest Hofmann, mit seinem ältesten Sohne Robert, aus einem
                              									Jagdausfluge in der Gegend von Dubova Erze, welche von dem
                              									damaligen Professor an der Schemnitzer Bergakademie, Bergrath
                              									Ignaz Kurter, als reiche und
                              									werthvolle Chromerze erklärt wurden. Die in Folge dessen von Hofmann angelegten 51 Freischürfe und 60
                              									Massen sind in 20 Grubenfelder vereinigt, und bedecken zusammen
                              									eine Fläche von 31qkm,866.
                           Was nun das natürliche Vorkommen des Chromerzes betrifft, so
                              									zeigten die bisherigen zahlreichen Aufschlüsse, daß dasselbe
                              									nestartig in sogen. „Streichen“ in lichtem,
                              									mildem und schieferigem Serpentin einbricht in einer
                              									Mächtigkeit von 4cm bis
                              									zu 12m in nordöstlicher
                              									Richtung und mit meist steilem Verflächen. Dabei sind die
                              									Streichen selten über 360m anhaltend, dem Verflächen nach selten über 120m. Fein eingesprengt
                              									erscheint der Chromeisenstein übrigens auch in dem grünlich
                              									schwarzen massigen Serpentin, findet jedoch alsdann keine
                              									bergmännische Beachtung. Die grobkrystallinischen Erze von
                              									reiner tiefschwarzer Farbe, fettglänzend, von braunem Strich,
                              									werden als sehr gute Erze angesehen. Das in massigen Klüften
                              									auftretende Erz ist gewöhnlich fein krystallinisch, hat
                              									zahllose, von außen schwer erkennbare Spaltklüfte von Serpentin,
                              									Magnesia und Chromocker und zeigt in frischem Bruche mehr
                              									Metall- als Fettglanz. Magnetische Eigenschaft wohnt diesen
                              									Chromerzen als solchen nicht inne; wo sich eine solche zeigt,
                              									rührt sie nur von beigemengtem Magneteisen her, wie bei einigen
                              									Erzen der Dubovaer Gegend.
                           Behufs Feststellung des Erzwerthes in chemischer Hinsicht ließ
                              									Hofmann zahlreiche Analysen
                              									ausführen, welche in den meisten Fällen sehr günstig ausfielen.
                              									Ich führe nachstehend die analytischen Ergebnisse der
                              									Untersuchungen von Prof. Dr. J. Pohl in Wien an. Er fand im
                              									Chromeisenstein aus dem
                           
                              
                                 Grubenfelde
                                 Kirmetschka Csoka
                                 38,00
                                 Proc.
                                 Cr₂O₃.
                                 
                              
                                 „
                                 Golletz Mare
                                 41,38
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Golletz Mik
                                 40,45
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Robert I
                                 38,00
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Golletz Morpheus
                                 41,37
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Robert II
                                 38,00
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Anton
                                 40,45
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Golletz Mare (Zubaustelle)
                                 37,71
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Johnson and Sons (Assay Offices and
                                 									Laboratories, Basinghall Street, London E. C.) fanden in vielen angestellten
                              									Untersuchungen Hofmann'scher Erze 44 bis 60 Proc.
                              									Cr₂O₃.
                           Proben, welche erst kürzlich in der Hrastingger Fabrik chemischer
                              									Producte ausgeführt wurden, ergaben in einem Muster aus dem
                           
                              
                                 Grubenfelde
                                 Kuresti I
                                 34,80
                                 Proc.
                                 Cr₂O₃.
                                 
                              
                                 „
                                 Kuresti II
                                 35,22
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Lepopoli
                                 35,07
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Golletz
                                 37,02
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Kirmetschka
                                 38,10
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Kuresti III
                                 34,00
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           R. Fresenius fand in verschiedenen
                              									Erzmustern einen Oxydgehalt von 38 bis 47 Proc. Gleich günstige
                              									Resultate verzeichneten das k. k. General-Probiramt in Wien, die
                              									École des mines in Paris
                              									u.a.
                           Aus den oben angeführten Analysen geht die Verschiedenartigkeit
                              									des Oxydgehaltes bei Erzen aus verschiedenen Abbaustellen
                              									hervor. Erzpartien mit einem mindern Gehalte als 35 Proc. Oxyd
                              									finden bei Ausführung von Bestellungen für Chromkaliumfabriken
                              									keine Berücksichtigung mehr. Meist beträgt der Gehalt an Oxyd 40
                              									Proc. und darüber. Es bedarf keiner weitern Erklärung, daß sich
                              									dieses Erz für die chemische Verarbeitung vollkommen eignet.