| Titel: | Untersuchungen über die Gesetzmässigkeit der Volumsänderungen bei Metall-Legirungen und Mischungen von Flüssigkeiten; von Karl Karmarsch. | 
| Autor: | Prof. Karl Karmarsch [GND] | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 329 | 
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                        Untersuchungen über die
                           								Gesetzmässigkeit der Volumsänderungen bei Metall-Legirungen und
                           								Mischungen von Flüssigkeiten; von Karl Karmarsch.
                        Karmarsch, über Volumsänderungen bei
                           								Metall-Legirungen und Flüssigkeitsgemischen.
                        
                     
                        
                           Es ist eine längst bekannte Erscheinung, daß beim Zusammenmischen
                              									zweier Flüssigkeiten von verschiedenem specifischen Gewichte,
                              									sowie beim Zusammenschmelzen zweier Metalle der Regel nach eine
                              									merkliche Aenderung der räumlichen Größe – Ausdehnung
                              									(Dilatation, Verdünnung) oder Zusammenziehung (Contraction,
                              									Verdichtung) – stattfindet, welche sich dadurch zu
                              									erkennen gibt, daß das specifische Gewicht des Gemisches kleiner
                              									oder größer ist, als es nach der Berechnung aus den specifischen
                              									Gewichten und den Mengenantheilen der Bestandtheile zu erwarten
                              									wäre. Aber diese Erscheinung ist nur für wenige Fälle mit
                              									Genauigkeit in Erstreckung auf eine größere Anzahl quantitativ
                              									verschiedener Mischungen gleicher Art beobachtet und bisher
                              									nicht eingehend in Bezug auf die dabei waltenden Gesetze studirt
                              									worden.
                           Die von mir gemachten Erfahrungen in Betreff der
                              									Silber-Kupfer-Legirungen (vgl. 1877 224 571) dienten
                              									mir als Anregung zu einer Zusammenstellung und näheren
                              									Betrachtung hierher gehöriger Ermittlungen, woraus gegenwärtige
                              									Arbeit hervorgegangen ist. Bietet dieselbe demzufolge keine
                              									neuen Thatsachen, so wird sie doch dienen, auf bekannte ein
                              									helleres Licht zu werfen.
                           Im Fache der Metallgemische ist außer den Legirungen von Silber
                              									mit Kupfer und von Zinn mit Blei nichts für den vorliegenden
                              									Zweck Brauchbares bekannt; die vorhandenen Beobachtungen über
                              									Mischungen von Flüssigkeiten betreffen ausschließlich solche des
                              									Alkohols, einiger Säuren, Alkalien, Salze und des Zuckers mit
                              									Wasser. Ich habe fast alle hierüber existirenden Tabellen in
                              									Untersuchung genommen und mich schließlich berechtigter Weise an
                              									solche gehalten, welche durch gute Uebereinstimmung mit den
                              									Berechnungen sich als besonders vertrauenswerth erwiesen. Der
                              									Raumsparung wegen sind meist nur Auszüge der Tabellen
                              									gegeben, welche aber genügen, die Gesetzlichkeit der
                              									Volumsänderungen anschaulich zu machen.
                           Bevor meine Untersuchungen im Einzelnen dargelegt werden, ist es
                              									nöthig, die bezüglichen allgemeinen Bemerkungen
                              									vorauszuschicken.
                           1) Wenn es erlaubt ist, aus den leider nur in geringer Zahl
                              									vorliegenden Untersuchungen eine allgemeine Folgerung
                              									abzuleiten, so darf man annehmen, daß bei den Metallgemischen
                              									Ausdehnung, bei wässerigen Mischungen
                              									Zusammenziehung die Regel sei.
                           2) Nach der üblichen Weise, die Volumsänderungen zu ermitteln und
                              									darzustellen, wird eine Reihe von Mischungen in verschiedenen
                              									Mengenverhältnissen der Bestandtheile bereitet, das specifische
                              									Gewicht einer jeden Mischung auf dem Wege des Experimentes
                              									bestimmt, das berechnete (theoretische) specifische Gewicht
                              									daneben gestellt und die aus der Vergleichung je zweier
                              									zusammengehöriger Zahlen sich ergebende Ausdehnung oder
                              									Zusammenziehung entweder durch die einfache Differenz oder
                              									procentischDie procentische Berechnung ist so anzustellen, daß n Procent Ausdehnung bedeutet:
                                    									Vermehrung des Volums von 100 auf 100 + n, und n Procent
                                    									Zusammenziehung: Verminderung des Volums von 100 auf 100
                                    									– n. Man kann zuweilen die
                                    									Beobachtung machen, daß diese eigentlich selbstverständliche
                                    									Regel nicht für alle Rechner
                                    									überflüssig ist. ausgedrückt. Man ordnet hierbei die
                              									Mischungen derart, daß in ihrer Aufeinanderfolge der
                              									Mengenantheil des einen Bestandtheiles stufenweise steigt, also
                              									die Veränderlichkeit der Volumsänderung ersichtlich wird, welche
                              									bei wachsender Versetzung der einen Substanz mit der andern
                              									stattfindet.Es ist kein Fall bekannt, wo die (procentische)
                                    									Volumsänderung bei allen Mischungen derselben Substanzen gleich
                                    									groß wäre. Eine solche Aufstellung nenne ich Reiheberechnung, und zwar vollständige, wenn sie mit einem sehr
                              									kleinen Gehalte von der einen Substanz anfängt und mit einem
                              									sehr kleinen Gehalte von der andern Substanz schließt. Eine unvollständige Reiheberechnung ist sonach
                              									diejenige, bei welcher man an dem einen oder andern Ende der
                              									Reihe, vielleicht an beiden Enden, von jener Grenze erheblich
                              									zurückbleibt. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil nicht
                              									alles, was von den vollständigen Reihen gilt, auch bei den
                              									unvollständigen zutrifft.
                           3) In den vollständigen
                              									Reiheberechnungen stellt sich entweder durchgehends
                              									Zusammenziehung, oder durchgehends Ausdehnung, oder theilweise
                              									Zusammenziehung und theilweise Ausdehnung heraus. Die Beispiele
                              									der letzten Art sind wohl überhaupt selten; von den untersuchten
                              									Mischungen bietet jene der Ammoniakflüssigkeit mit Wasser einen
                              									Fall dieser Erscheinung dar.
                           
                           4) In einer vollständigen Reihe ist
                              									unbedingt in dem ersten Gliede an jedem Ende die Volumsänderung
                              									eine geringe und steigt nach dem Innern der Reihe zu, d.h. mit
                              									zunehmender Quote des einen wie des andern Bestandtheiles. Der
                              									Verlauf in der ganzen Erstreckung der Reihe ist aber
                              									verschieden, je nachdem die Volumsänderung in Zusammenziehung
                              									oder in Ausdehnung besteht.
                           5) In vollständigen Reihen, welche nur
                                 									Zusammenziehung aufweisen, begegnen sich die von beiden
                              									Enden herein wachsenden Procentzahlen an irgend einer Stelle,
                              									und es liegt mehr oder weniger nahe an der Mitte der Reihe ein
                              									Punkt der größten Zusammenziehung,
                              									von welchem aus die Zusammenziehung nach beiden Enden hin
                              									abnimmt, bis sie zuletzt bei dem gänzlichen Verschwinden des
                              									einen Bestandtheiles zu Null wird. Dabei ist bemerkenswerth, daß
                              									gleichweit vom Maximalpunkte in
                              									entgegengesetzten Richtungen abstehende Glieder nicht gleiches Zusammenziehungsverhältniß
                              									zeigen, daß also z.B. 5, 10, 20 Theile der Substanz a mit 95, 90, 80 Theilen der Substanz
                              									b andere
                              									procentische Zusammenziehung ergeben, als 5, 10, 20 Theile von
                              									b mit 95, 90, 80 Theilen von a.
                           6) In vollständigen Reihen, welche durchgehends Ausdehnung darbieten, steigt dieselbe
                              									zunächst von beiden Enden nach dem Innern der Reihe zu; aber
                              									dieses Steigen hält beiderseitig auf je einem gewissen Punkte
                              									inne, es tritt von hier an in beiden Richtungen wieder Abnahme
                              									ein, und mehr oder weniger nahe bei der Mitte der Reihe liegt
                              									eine Stelle, wo die Ausdehnung ein Minimum, ja selbst Null wird.
                              									Diese Erscheinung gewahrt man bei den Legirungen aus Silber und
                              									Kupfer, sowie aus Zinn und Blei, den einzigen untersuchten
                              									Mischungen, bei welchen durchgehend Ausdehnung stattfindet. Um
                              									zu beurtheilen, ob das merkwürdige Gesetz allgemeine Giltigkeit habe, müßte eine größere Anzahl von
                              									Untersuchungen mit noch anderen Substanzen vorliegen.
                           7) Neben der Reiheberechnung, welche ich in (2) erklärt habe, ist
                              									noch eine andere bisher meines Wissens noch nie berücksichtigte
                              									Berechnungsart möglich, welche ich Stufenberechnung nenne. Während bei der Reiheberechnung
                              									direct oder indirectDirect nämlich, wenn man die specifischen Gewichte und
                                    									Volumsänderungen der Mischungen z.B. von 100 Theilen a mit 10, 20, 30, 40 . . . Theilen b ermittelt; indirect, wenn man etwa
                                    									Mischungen aus a und b mit Gehalten von 5, 10, 15, 20 . . .
                                    									Procent b untersucht, was ja eben so
                                    									viel sagt, als auf 100 a: 5,26 b, 11,11 b,
                                    									17,65 b, 25 b u.s.w. eine constante Menge der einen
                              									Substanz zu Grunde gelegt ist und deren Mischungen mit
                              									verschiedenen Mengen der andern Substanz untersucht werden, geht
                              									die Stufenberechnung von einem Gliede der Reihe zum
                              									nächstfolgenden, stellt die Menge der Substanz fest, welche nöthig
                              									ist, um eine bestimmte Mischung in die zunächst folgende zu
                              									verwandeln, und findet das theoretische specifische Gewicht der
                              									letztern aus der Menge des Zusatzes und dem beobachteten
                              									specifischen Gewichte derjenigen Mischung, welche den Zusatz
                              									empfangen hat. Naturgemäß sind die so erhaltenen theoretischen
                              									specifischen Gewichte andere als jene, welche die
                              									Reiheberechnung ergibt, und folgen demnach auch andere
                              									procentische Volumsänderungen, da sich diese nicht auf das Volum
                              									der einen unvermischten Substanz, sondern auf das einer bereits
                              									hergestellten Mischung beziehen. Die derartigen Rubriken der
                              									unten folgenden Tabellen werden den Gegenstand völlig klar
                              									machen. Es ist nur noch zu bemerken, daß man verschiedene
                              									Resultate erhält, je nachdem von dem einen oder von dem andern
                              									Ende der Reihe ausgegangen wird, wonach die Stufenberechnung
                              									eine absteigende oder eine aufsteigende ist. Hätte man
                              									beispielsweise Mischungen:
                           
                              
                                   I
                                 = 95 a
                                 +   5 b
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                  II
                                 = 90 a
                                 + 10 b
                                   XVI
                                 = 20 a
                                 + 80 b
                                 
                              
                                 III
                                 = 85 a
                                 + 15 b
                                  XVII
                                 = 15 a
                                 + 85 b
                                 
                              
                                 IV
                                 = 80 a
                                 + 20 b
                                 XVIII
                                 = 10 a
                                 + 90 b
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   XIX
                                 =   5 a
                                 + 95 b,
                                 
                              
                           so würde bei der absteigenden Berechnung
                              									das theoretische specifische Gewicht von II gefunden aus dem
                              									wirklichen specifischen Gewicht von I und der Menge von b, welche zu I gesetzt werden muß, um es
                              									in II zu verwandeln; eben so berechnete sich das theoretische
                              									specifische Gewicht der Mischung III aus dem wirklichen von II,
                              									das von IV aus III, . . . das von XVII aus XVI, das von XIX aus
                              									XVIII. – Die aufsteigende Berechnung ermittelt den
                              									nöthigen Zusatz von a zu dem
                              									unvermischten b, um aus beiden die
                              									Mischung XIX herzustellen, ferner den Zusatz von a zu Mischung XIX, um daraus Mischung
                              									XVIII zu machen, u.s.w. bis I, dessen theoretisches specifisches
                              									Gewicht aus dem wirklichen von II abgeleitet wird, wie jenes von
                              									XIX aus dem specifischen Gewicht des unvermischten b und dem diesem letztern gegebenen
                              									Zusatze, das von XVIII aus dem wirklichen specifischen Gewicht
                              									von XIX und dem Zusatze von a,
                              									welcher XIX in XVIII verwandelt hat, u.s.w. Daß die absteigende
                              									und die aufsteigende Berechnung verschiedene Procentzahlen der
                              									Volumsänderung ergeben, hängt mit dem am Schlusse von (5)
                              									bemerkten Umstande zusammen.
                           8) Wenn eine constante Menge einer Substanz a stufenweise mit steigenden Mengen der
                              									Substanz b gemischt wird und dabei
                              									in verschiedenem Maße Zusammenziehung oder Ausdehnung zum
                              									Vorschein kommt, so entsteht die Frage nach dem Verhältnisse
                              									zwischen der Menge des Zusatzes und der durch ihn bewirkten
                              									Volumsänderung, d.h. – wenn man so will – nach der
                              									zusammenziehenden oder ausdehnenden Kraft, welche der Zusatz in
                              									verschiedenen Mengen äußert. Einen Maßstab hierfür erhält man
                              									durch den Quotienten, welcher sich darstellt, wenn man die Menge
                              									des Zusatzes durch die Procentzahl der Volumsänderung dividirt.
                              									Derselbe drückt die den verschiedenen Mischungen angehörigen
                              									Mengen der Substanz b aus, welche
                              									eine gleich große Volumsänderung
                              									erzeugen. Je größer also jener Quotient ist, desto geringer ist
                              									die zusammenziehende, beziehungsweise die ausdehnende Kraft der
                              									Substanz b unter den obwaltenden
                              									Mengenverhältnissen. Die Erfahrung zeigt nun, daß diese Kraft
                              									mit dem Anwachsen des Zusatzes verringert wird, aber bei
                              									qualitativ verschiedenen Mischungen in sehr ungleichem Maße sich
                              									ändert und mit ganz anderen Schritten abnimmt, als die Menge der
                              									zugesetzten Substanz b wächst. Doch
                              									sind die dafür sich ergebenden Zahlen keinem sichtbaren
                              									einfachen Gesetze unterworfen, wie man aus folgender den
                              									Tabellen V, IX, XII und XXI entnommenen Uebersicht erkennt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 333
                              Zugesetzt
                                 										Theile; Auf 100 Alkohol: Wasser; Auf 100 Wasser: Alkohol;
                                 										Auf 100 Schwefelsäure: Wasser; Auf 100 Wasser:
                                 										Schwefelsäure; Auf 100 Salpetersäure: Wasser; Auf 100
                                 										Wasser: Salpetersäure; Auf 100 Zuckerlösung: Wasser
                              
                           Die eingeklammerten kleingedruckten Ziffern bedeuten in der
                              									obersten Reihe die Verhältnißzahlen der darüber stehenden
                              									Zusatzmengen, in den übrigen Reihen die (mit jenen zu
                              									vergleichenden) Verhältnißzahlen der über ihnen stehenden
                              									Quotienten aus der Division der Zusatzmengen durch die Procente
                              									der Zusammenziehung.
                           Ich lasse nun die Untersuchungen im Einzelnen folgen.
                           
                        
                           A.
                              									Metall-Legirungen.
                           Es ist über die Volumsänderungen bei Vereinigung von Metallen
                              									sehr wenig mit Bestimmtheit bekannt. Man findet die Angabe, daß
                              									bei der Legirung des Goldes, sowohl mit Kupfer als mit Silber,
                              									eine Ausdehnung stattfinde; in den
                              									Legirungen des Kupfers mit Zink soll dagegen Zusammenziehung eintreten. Dasselbe wäre
                              									nach den älteren Angaben von Watson
                              									und Wucherer mit den Mischungen aus
                              									Zinn und Blei der Fall, während P. T. Meißner (in seiner Aräometrie) 1816 und Kupffer 1826 das Umgekehrte nachgewiesen
                              									haben. In Betreff der Legirungen aus Silber und Kupfer weiß man
                              									schon länger, daß sie sich ausdehnen; aber nähere Bestimmungen
                              									über die Ausdehnungsgröße einer bedeutenden Anzahl solcher
                              									Mischungen haben sich erst neuerlich aus von mir angestellen
                              									Beobachtungen ableiten lassen.
                           Bei Metallmischungen überhaupt treten für die hier in Rede
                              									stehenden Ermittlungen sehr erhebliche Schwierigkeiten auf: 1)
                              									ist wegen des großen specifischen Gewichtes eine höchst scharfe
                              									Bestimmung desselben erschwert; 2) werden durch die bedeutende
                              									und sehr verschiedene Porosität der gegossenen Metalle diese
                              									Bestimmungen unsicher; 3) findet leicht eine unvollkommene, in
                              									den verschiedenen Theilen eines Gußstückes ungleiche Vermischung
                              									der Bestandtheile statt; 4) genügt es nicht, als
                              									Mengenverhältniß der Bestandtheile dasjenige anzunehmen, welches
                              									zwischen den beim Zusammenschmelzen angewendeten Zuthaten
                              									eingehalten wurde, sondern es müßte eigentlich eine genaue
                              									chemische Analyse der fertigen Legirungen vorausgehen.
                           
                              1) Silber-Kupfer.
                              Meine Bestimmungen des specifischen Gewichtes von
                                 										Silber-Kupfer-Legirungen sind an geprägtem Metall (Münzen)
                                 										vorgenommen, wodurch der Einfluß der Porosität beseitigt
                                 										ist. Zu Grunde der Berechnungen liegt das specifische
                                 										Gewicht des reinen Silbers = 10,547, jenes des Kupfers =
                                 										8,956. Die Resultate enthält nachstehende Tabelle I.
                              Die dieser Tabelle beizufügenden Erläuterungen werden
                                 										zugleich dienen, die späteren analog eingerichteten Tabellen
                                 										ganz verständlich zu machen, so daß letztere einen ähnlichen
                                 										Commentar nicht in demselben Umfange nöthig haben. Die
                                 										Spalten A bis D sind durch sich selbst klar.
                                 										Spalte E ist aus B oder C
                                 										und den schon angegebenen specifischen Gewichten der beiden
                                 										unvermischten Metalle abgeleitet, wonach die Vergleichung
                                 										von E mit D die Zahlen der Spalte F
                                 										ergibt. Man bemerke das Minimum der Ausdehnung bei Nr. 6,
                                 										und das regelmäßige Steigen derselben nach beiden Seiten hin
                                 										bis an die Maximalpunkte bei Nr. 2 und 16. Von diesen aus
                                 										müßte wieder eine stufenweise Abnahme eintreten, wenn zur
                                 										Vervollständigung der Reihe die noch silberreicheren
                                 										Mischungen einerseits und die noch kupferreicheren
                                 										anderseits vorhanden wären. Nr. 1 zeigt schon den Beginn
                                 										dieser Abnahme am obern Ende der Reihe.
                              
                              Tabelle I. Silber-Kupfer-Legirungen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 226, S. 335
                                 Nr.;
                                    											Feingehalt Grän; Theile Kupfer auf 100 Silber; Theile
                                    											Silber auf 100 Kupfer; Specifisches Gewicht gefunden;
                                    											Reiheberechnung; Specif. Gewicht berechnet; Ausdehnung
                                    											Proc.; Stufenberechnung; absteigend; aufsteigend; Theile
                                    											Kupfer zu 100 des überstehenden Gliedes; Theile Silber
                                    											zu 100 des unterstehenden Gliedes; Ausdehnende Kraft
                                    											von; Kupfer B/F; Silber C/F
                                 
                              Aus Spalte G ersieht man, daß
                                 										8,68 Th. Kupfer erfordert werden, um 100 Th. unvermischtes
                                 										Silber in die Legirung Nr. 1, ferner 3,01 Th. Kupfer, um 100
                                 										Th. von Nr. 1 in Nr. 2 – 10,28 Th. Kupfer, um 100 Th.
                                 										von 2 in Nr. 3 zu verwandeln, u.s.f. – schließlich
                                 										33,44 Th. Kupfer, um aus 100 Th. Nr. 14 die Legirung Nr. 16
                                 										herzustellen. Sodann ist in Spalte H das theoretische specifische Gewicht sämmtlicher
                                 										Legirungen nach diesen Zusammensetzungsverhältnissen
                                 										berechnet; d.h. Nr. 1 als Gemisch von 800 Th. Silber (sp. G.
                                 										10,547) und 8,68 Th. Kupfer (sp. G. 8,956); Nr. 2 als
                                 										Gemisch von 100 Th. Nr. 1 (sp. G. nach D = 10,358) und 3,01 Th. Kupfer (sp.
                                 										G. 8,956); Nr. 3 als Gemisch von 100 Th. Nr. 2 (sp. G.
                                 										10,304) mit 10,28 Th. Kupfer, und so weiter in der Reihe.
                                 										Wenn man die Zahlen in Spalte H
                                 										mit denen der Spalte D
                                 										vergleicht, bekommt man den Inhalt von Spalte J. Die hier eingeklammerten Zahlen sind Procente nicht der
                                 										Ausdehnung, sondern der Zusammenziehung, woraus zu erkennen ist, daß zwar beim
                                 										Versetzen von 100 Th. Silber mit den in B angegebenen Kupfermengen in allen
                                 										Fällen (nach Ausweis der Spalte F) Ausdehnung eintritt, jedoch beim portionenweisen
                                 										Hinzumischen von Kupfer (Spalte G) in einzelnen Stufen gegentheilig Zusammenziehung
                                 										statt findet. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß
                                 										die den Nr. 3 bis 6 in J
                                 										zugehörigen kleinen Zahlen von Ungenauigkeit der
                                 										letzten Decimalstelle in D
                                 										herrühren, und daß man statt jener richtiger 0 (d.h.
                                 										ungeändertes Volum) zu setzen hätte.
                              Die Spalte K ist der Spalte G analog, beginnt aber unten und
                                 										drückt aus, daß Nr. 16 aus 100 Th. Kupfer und 28,22 Th.
                                 										Silber entsteht; Nr. 14 aus 100 Th. Nr. 16 und 10,42 Th.
                                 										Silber; Nr. 13 aus 100 Th. Nr. 14 und 1,51 Th. Silber u.s.w.
                                 										– endlich Nr. 1 aus 100 Th. Nr. 2 und 33,68 Th.
                                 										Silber. Die specifischen Gewichte in Spalte L sind für die so betrachteten
                                 										Zusammensetzungen berechnet, wobei nebst dem specifischen
                                 										Gewichte des Silbers bei Nr. 16 das des Kupfers, weiter
                                 										aufwärts die specifischen Gewichte von Nr. 16, Nr. 14, Nr.
                                 										13... Nr. 2 aus Spalte D in die
                                 										Rechnung eingeführt werden. Vergleichung von L mit D
                                 										liefert den Inhalt der Spalte M,
                                 										wobei die eingeklammerten Zahlen
                                 										wieder Procente Zusammenziehung
                                 										bedeuten; für diese möchte ich hier ein größeres Vertrauen als in Spalte J in Anspruch nehmen, weil sie eine
                                 										längere und bis an das untere Ende ununterbrochene Reihe
                                 										bilden.
                              Die letzten beiden Spalten N und
                                 										O bedürfen keiner Erklärung nach
                                 										dem, was in den Vorbemerkungen unter (8) auseinandergesetzt
                                 										worden ist. Man sieht hier z.B., daß nach Spalte N die Ausdehnung um 0,40 Proc.,
                                 										welche bei Nr. 1 durch 8,68 Th. Kupfer bewirkt wird, ebenso
                                 										groß ist, wie wenn 21,7 Th. Kupfer eine Ausdehnung um 1
                                 										Proc. hervorbrächten, also 1 Th. des Kupferzusatzes zu 100
                                 										Silber einer Ausdehnung um 10/217 Proc. entspricht, wenn
                                 										8,68 Kupfer zugesetzt werden; dagegen nur einer Ausdehnung
                                 										um 1/479 Proc., sofern der Kupferzusatz 354,2 Th. beträgt.
                                 										Da nun ferner nach Spalte O der
                                 										Zusatz von 1 Th. Silber zu 100 Kupfer 1/38 Proc. Ausdehnung
                                 										hervorruft, sofern der Zusatz 28,2 Th. beträgt, und 1/2880
                                 										Proc., wenn 1152 Th. Silber den 100 Th. Kupfer beigemischt
                                 										werden, so erkennt man, daß jedenfalls die ausdehnende Kraft
                                 										des beilegirten Metalles mit dessen wachsender Menge höchst
                                 										bedeutend abnimmt.
                              
                           
                              2) Zinn-Blei.
                              Kupffer fand das specifische
                                 										Gewicht des von ihm verwendeten Zinns = 7,2911 und das
                                 										seines Bleies = 11,3305. Die Legirungen, welche er bereitete
                                 										und untersuchte, sind in Tabelle II aufgeführt.
                              Die Reihe ist auch hier (gleich Tab. I) eine unvollständige,
                                 										nämlich nach beiden Enden hin nicht bis zu sehr geringen
                                 										Gehalten an Blei, beziehungsweise Zinn fortgesetzt, daher
                                 										tritt die hier naturgemäß zu erwartende Verringerung der Ausdehnung ebenso
                                 										wenig ein, wie in obiger Tabelle über die
                                 										Silber-Kupfer-Legirungen; aber wie dort findet man auch
                                 										gegenwärtig etwa in der Mitte der Reihe einen Minimalpunkt
                                 										(Nr. 5), von welchem aus die Ausdehnungsgröße nach beiden
                                 										Richtungen hin steigt; die kleine Abweichung in Nr. 2 beruht
                                 										sicherlich auf einer Ungenauigkeit der
                                 										Gewichtsbestimmung.
                              Tabelle II. Zinn-Blei-Legirungen.
                              
                                 
                                    Nr.
                                    Theile Blei auf100
                                       												Zinn
                                    Blei in100
                                       												Legirung
                                    Specif.
                                       												Gewichtgefunden
                                    Specif.
                                       												Gewichtberechnet
                                    AusdehnungProc.
                                    
                                 
                                      1
                                      29,35
                                    22,70
                                      7,9210
                                      7,9326
                                    0,146
                                    
                                 
                                      2
                                      35,21
                                    26,04
                                      8,0279
                                      8,0372
                                    0,116
                                    
                                 
                                      3
                                      44,02
                                    30,56
                                      8,1730
                                      8,1826
                                    0,117
                                    
                                 
                                      4
                                      58,69
                                    36,98
                                      8,3914
                                      8,3983
                                    0,082
                                    
                                 
                                      5
                                      77,70
                                    43,72
                                      8,6371
                                      8,6375
                                      0,0045
                                    
                                 
                                      6
                                      88,03
                                    44,69
                                      8,7454
                                      8,7518
                                    0,073
                                    
                                 
                                      7
                                    176,05
                                    63,77
                                      9,4263
                                      9,4366
                                    0,109
                                    
                                 
                                      8
                                    352,10
                                    77,88
                                    10,0782
                                    10,0936
                                    0,153
                                    
                                 
                                      9
                                    528,16
                                    84,08
                                    10,3868
                                    10,4122
                                    0,244
                                    
                                 
                                    10
                                    704,22
                                    78,56
                                    10,5551
                                    10,6002
                                    0,427
                                    
                                 
                              Meißner arbeitete mit Zinn vom
                                 										sp. G. 7,312 und Blei vom sp. G. 11,352. Die von ihm
                                 										ausgeführten Wägungen erstreckten sich über Legirungen von 5
                                 										bis zu 95 Proc. Bleigehalt in Abstufungen von 5 zu 5 Proc.,
                                 										könnten also noch lehrreicher sein als die von Kupffer angestellten, wenn nicht die
                                 										Zuverlässigkeit der Ergebnisse von Meißner selbst durch die Bemerkung bemängelt wäre, wie
                                 										schwer, ja unmöglich es ihm gefallen sei, ganz homogene
                                 										Mischungen darzustellen. Indessen ergab sich auch hier ein
                                 										Minimalpunkt (bei 55 Proc. Bleigehalt); aber die regelmäßige
                                 										Steigerung der Ausdehnungsgröße von hier aus tritt nicht
                                 										hervor, und für 15, 20, 35, 40 Proc. Bleigehalt ergibt sich
                                 										sogar die völlig anomale Erscheinung einer Zusammenziehung,
                                 										so daß die Versuche zu meinem Zwecke unbrauchbar werden.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung
                                       											folgt.)