| Titel: | A. Hausding's Patent-Dachziegelapparat. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 352 | 
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                        A. Hausding's
                           								Patent-Dachziegelapparat.
                        Mit einer
                           								Abbildung.
                        Hausding's
                           								Patent-Dachziegelapparat.
                        
                     
                        
                           Mit dem hier nach der Zeitschrift für Thonwaaren-Industrie
                              									abgebildeten Dachsteinapparat wird einem in der Praxis längst
                              									gefühlten Bedürfniß nach einer einfachen maschinellen
                              									Vorrichtung zur fabrikmäßigen Herstellung von Dachziegeln,
                              									sogen. Biberschwänzen oder Flachwerken, in bester Weise
                              									entsprochen, da mit diesem Apparat bei Bedienung durch einen
                              									Arbeiter und durch eine ebenso einfache Handhabung, wie bei
                              									jedem gewöhnlichen Ziegelabschneidetische, je nach der
                              									Construction des Apparates 1 oder 2 Dachziegel mit Nase und
                              									Bogenabschnitte von einem auf den Abschneidetisch auflaufenden
                              									Thonstrange t abgeschnitten
                              									werden.
                           Mehrere in früheren Jahren zu demselben Zwecke ausgeführte andere
                              									Constructionen haben, theils wegen zu hoher Preise, theils wegen
                              									zu schwieriger Bedienung, allgemeinern Eingang in der Praxis
                              									sich nicht zu verschaffen vermocht. Der Umstand, daß der
                              									Hausding'sche Patentapparat nach Ausspannen der speciell für die
                              									Herstellung von Dachsteinen eingesetzten Drähte ohne weiteres
                              									zum Abschneiden von Drainröhren, Hohlsteinen, Simsen, Fliesen
                              									und, wenn nöthig, auch von Vollsteinen benutzt werden kann, zu
                              									welchem Zwecke die Querschneidedrähte leicht verstellbar
                              									angeordnet sind, verleiht der Construction nahezu den Charakter
                              									eines Universalabschneidetisches und befähigt ihn
                              									außerordentlich zur allgemeinen und raschen Einführung in die
                              									Praxis.
                           Im Großen und Ganzen zeigt die Construction einen gewöhnlichen
                              									etwa 1m,3 langen
                              									Abschneidetisch mit einem auf der unterhalb des Rollbettes
                              									liegenden Mittelachse beweglichen Schneidebügel. Das
                              									Eigenthümliche daran aber ist ein dreifaches System von
                              									Schneidedrähten, deren gleichzeitige Bewegung durch Umlegen des
                              									Schneidebügels von einer Seite auf die andere und deren
                              									mechanische Führung und Arretirung in gewissen Zeiträumen,
                              									wodurch die vollständig maschinelle Herstellung von Dachziegeln
                              									ermöglicht wird.
                           Das Drahtsystem besteht: 1) aus den vertical eingespannten
                              									Querschneidern a, welche gleiche
                              									Längen des Thonstranges abschneiden; 2) aus den ebenfalls
                              									vertical eingespannten Bogenschneidern b, welche in Folge ihrer Führung die Bogenform der
                              									Dachziegel ausschneiden; 3) aus den horizontal eingespannten
                              									Nasenschneidern n, welche für
                              									gewöhnlich dicht auf der Thonplatte aufliegen, hierbei also den
                              									Nasenstrang vom auflaufenden Flachziegel abschneiden.
                           Durch die einfache Bewegung des Schneidebügels von einer Seite
                              									des Abschneidetisches auf die andere werden nun, wie bereits
                              									bemerkt, sämmtliche Drähte gleichzeitig in Bewegung gesetzt; der
                              									erste und zweite Draht functionirt, wie eben angegeben, und die
                              									Nasenschneider n werden durch die
                              									Geradführungen f ausgehoben. Da
                              									dieselben um die Nasenlänge von den Querschneidern a abstehen, so wird demnach der
                              									Nasenstrang auf eine Nasenlänge von dem Flachziegel nicht
                              									abgeschnitten, die Dachsteine liegen also fertig zum Abnehmen
                              									mit Bogen und Nase auf dem Rollbette.
                           Je nach der Ausführung werden mit jedem Schnitte entweder 1 oder 2
                              									Dachziegel (hinter einander liegend) abgeschnitten; die Länge
                              									des Tisches ist bei beiden Ausführungen dieselbe. Der
                              									Holzschnitt zeigt einen zweisteinigen Apparat in beiläufig 1/30
                              									n. Gr.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 353
                              
                           Die Handhabung des Apparates ist ebenso einfach wie die eines
                              									gewöhnlichen Abschneidetisches. Wenn nämlich der aus dem
                              									Ziegelmaschinenmundstück heraustretende Thonstrang t an die Klappe k anstößt und dadurch den beweglichen Rollbettwagen W nach links in Bewegung setzt, so legt
                              									der den Abschneidetisch bedienende Arbeiter (Abschneider) den
                              									auf einer Seite liegenden Schneidebügel (gleichviel ob hin oder
                              									her) nach der andern Seite und schiebt sodann das Rollbett in
                              									seine äußerste Stellung nach links, wodurch sich in Folge der
                              									Schlitzführung l die Klappe k in die Ebene des Rolltisches legt und
                              									l bezieh. 2 Dachsteine fertig
                              									geformt auf dem Rolltische liegen. Durch die rasche Bewegung des
                              									Rollwagens nach links ist zwischen dem letzten Dachziegel d₂ und dem auf dem festen Theile
                              									G des Rolltisches ruhenden
                              									Thonstrang t ein Zwischenraum von
                              									etwa 12cm entstanden,
                              									den der Abschneider benutzt, um mit den gespreizten Fingern der
                              									rechten Hand den Dachstein an seiner Stirnfläche bei n zu erfassen und ihn dem zweiten
                              									Arbeiter (Abnehmer) zuzuschieben, während er mit der linken Hand
                              									den abgeschnittenen Nasenstrang ergreift und hinter sich in
                              									einen Sammelkasten wirft. Sobald dann der aus der Ziegelmaschine
                              									hervortretende und mittlerweile auf dem Rollbette vorgerückte
                              									Thonstrang t an dem zunächst der
                              									Klappe k gelegenen und durch die
                              									Bewegung des Schneidebügels sich hoch gehobenen
                              									Nasenschneidedraht n wieder
                              									angekommen ist, klinkt er, durch Bewegen des Handgriffes g von links nach rechts, beide
                              									Nasenschneidedrähte n aus, wodurch
                              									sie wieder unmittelbar auf die Thonplatte zu liegen
                              									kommen, und schiebt mit der linken Hand gleichzeitig den
                              									Rollwagen W in seine äußerste
                              									Stellung nach rechts. Der Abnehmer erfaßt inzwischen mit der
                              									rechten Hand den oder die ihm vom Abschneider zugeschobenen
                              									Dachziegel ebenfalls an der Stirnfläche und schiebt sie auf ein
                              									mit der linken Hand vor das Rollbett gehaltenes und durch
                              									Eintauchen in einen neben dem Arbeiter stehenden Wasserkübel gut
                              									bewässertes Handbret, von welchem er den Dachziegel durch
                              									Umkehren auf bereit gehaltene Dachsteinbreter mit
                              									Nasenausschnitt ablegt. Sobald der auflaufende Thonstrang wieder
                              									die Klappe k erreicht hat,
                              									wiederholt sich die eben beschriebene Manipulation von
                              									neuem.
                           Die Leistung mit einem solchen Apparat beträgt unter der
                              									Voraussetzung, daß die Ziegelmaschine die genügende Länge des
                              									Thonstranges liefert und bei Bedienung durch 2 Arbeiter, d.h.
                              									einen Abschneider und einen Abnehmer (welche beide event. durch
                              									Jungen oder Mädchen ersetzt werden können), bei dem einsteinigen
                              									Apparat etwa 5000, bei einem zweisteinigen Apparat etwa 9000
                              									Dachsteine im Tag, also völlig ausreichend, um die Leistung
                              									einer speciell zur Dachsteinfabrikation construirten und etwa
                              									3e erfordernden
                              									Ziegelmaschine voll auszunutzen.
                           Die Ausführung der Hausding'schen Patent-Dachziegelapparate hat
                              									C. Schlickeysen in Berlin
                              									übernommen.