| Titel: | G. Roger's Maschine zum Zurichten der Mühlsteine mit Schutzvorrichtung gegen den schädlichen Staub. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 576 | 
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                        G. Roger's Maschine zum
                           								Zurichten der Mühlsteine mit Schutzvorrichtung gegen den schädlichen
                           								Staub.
                        Mit Abbildungen auf Taf. XII [a.b/2].
                        Roger's Maschine zum Zurichten der
                           								Mühlsteine.
                        
                     
                        
                           Im J. 1865 stiftete eine Anzahl Einwohner von La
                              									Ferté-sous-Jouarre, in Berücksichtigung der höchst
                              									nachtheiligen Einwirkung des Quarzstaubes auf die Athmungsorgane
                              									der bei der Mühlsteinfabrikation beschäftigten Arbeiter, durch
                              									freie Zeichnungen einen Preis von 4240 M. für ein praktisches
                              									und ökonomisches Fabrikationsverfahren, welches dem genannten
                              									Uebelstande gründlich abhilft. Nach wiederholtem Ausschreiben,
                              									weil keine der eingelaufenen Concurrenzarbeiten als preiswürdig
                              									sich herausgestellt hatte, wurde der Preis in jüngster Zeit dem
                              									Mühlsteinfabrikanten Georg Roger
                              									zuerkannt, indem sich die von der Société d'Encouragement ernannte
                              									Prüfungscommission überzeugte, daß es demselben gelungen sei,
                              									bei seiner Maschine, welche dem im Grobenbehauenen Stein seine
                              									Vollendung gibt, die Nachtheile des Staubes gründlich zu
                              									beseitigen, und den Arbeitern bei diesem gefährlichsten Theil
                              									der Fabrikation gegen die gesundheitswidrige Einwirkung des
                              									Staubes vollkommenen Schutz zu verschaffen.
                           Die Figuren
                                 									11 bis 13
                              									stellen die Maschine in der Seiten- und Vorderansicht, sowie im
                              									Grundrisse in 1/25 n. Gr. dar; sie ist eine Scheibendrehbank,
                              									der Mühlstein bildet das Arbeitsstück, das Werkzeug ist ein
                              									rotirender, mit 6 Diamanten besetzter Fräser. Der Mühlstein B ist Mittels Futter a auf der Planscheibe A eingespannt. Ein von einem Rollwagen
                              									Z' herabhängender Flaschenzug Z erleichtert die Befestigung des
                              									Mühlsteins. Die Drehbankspindel rotirt in einem Lager, dessen
                              									Grundplatte ein massives Mauerwerk zur Unterlage hat. Vor dem
                              									Mühlstein, welcher in 40 Secunden eine Umdrehung macht, ist der
                              									mit Diamanten besetzte Fräser D
                              									angeordnet, dessen nähere Beschreibung weiter unten folgen wird.
                              									Ein von der Trommel I hergeleiteter
                              									Riemen I' ertheilt dem Fräser 3500
                              									Umdrehungen in der Minute. Die Trommel selbst, an deren Achse
                              									die feste und lose Rolle K und K' sitzt, wird durch einen Riemen von
                              									der Hauptwelle M aus in Umdrehung
                              									gesetzt. Der Fräser ist auf einem Schlitten gelagert, welcher
                              									auf einem Ständer F in Führungen G, G' senkrecht zur Drehbankspindel
                              									läuft, wenn die Schraube II gedreht wird. Der ganze
                              									Werkzeugständer läßt sich durch Handhabung des Hebels P vor- und zurückschieben, indem dieser
                              									die beiden in die Zahnschienen Q
                              									greifenden Getriebe P' in Bewegung
                              									setzt.
                           Die Drehbankspindel wird von der Welle N aus durch das in Fig. 11
                              									und 13
                              									ersichtliche Reibungsvorgelege angetrieben. An einem längs der
                              									Welle gleitenden Muff sitzt das Reibungsrad T, welches die Scheibe II dreht, von
                              									deren Achse die Bewegung mittels Riemen und Getriebe auf den
                              									Planscheibenkranz A geht. Ein Hebel
                              									U' mit Gegengewicht drückt die
                              									Scheibe U, indem er in der
                              									Längenrichtung auf ihre Achse wirkt, mit der erforderlichen
                              									Kraft gegen das Reibungsrad T. Diese
                              									Bewegungsübertragung hat den Zweck, der Drehbankspindel eine
                              									veränderliche Geschwindigkeit zu ertheilen. Indem nämlich der
                              									Fräser vom Mittelpunkt des langsam rotirenden Mühlsteins aus in
                              									der Richtung seines horizontalen Halbmessers gegen den Umfang
                              									sich bewegt, würden bei gleichmäßiger Rotation die Punkte der
                              									Mühlsteinfläche mit Hegen die Peripherie zunehmender
                              									Geschwindigkeit dem Angriffe der Diamanten begegnen. Es muß
                              									daher, um eine gleichförmige Geschwindigkeit an der
                              									Angriffsstelle zu erzielen, die Drehgeschwindigkeit des
                              									Mühlsteins in dem Maße abnehmen, in welchem die Fräsvorrichtung
                              									dem Umfange sich nähert, was durch allmälige Verschiebung des
                              									Reibungsrades T mittels des
                              									Hebels S gegen die Achse der Scheibe
                              									U erreicht wird. An beiden Enden des
                              									Schlittens sind deshalb Schnüre s
                              									befestigt, über Rollen geleitet und mit dem Hebel S verbunden.
                           Die Figuren
                                 									14 und 15
                              									stellen den Fräsapparat in 1/5 n. Gr. in Seitenansicht und
                              									Querschnitt dar. Derselbe besteht aus einem Stahlcylinder a, welcher mit der Rolle p ein Stück bildet und zwischen
                              									conischen Zapfen rotirt. Letztere besitzen längs ihrer Achse
                              									einen Canal c, durch den sie von den
                              									beiden Oelbüchsen aus fortwährend geschmiert werden. Der
                              									Cylinder ist mit 6 diametralen, gleichmäßig vertheilten Löchern
                              									durchbohrt, in welche je ein Diamant eingesetzt ist; letztere
                              									sind im Handel unter der Bezeichnung „Bor“
                              									bekannt und kosten 28 M. das Karat.Die Borkrystalle gehören dem
                                    									quadratischen System an, sind von brauner oder gelber Farbe und
                                    									kommen in Glanz und Härte dem Diamant gleich; ihr specifisches
                                    									Gewicht ist 2,68. Sie sind im Allgemeinen sphärisch
                              									und besitzen einen Durchmesser von 3 bis 8mm. Jeder Diamant ist
                              									zwischen zwei Stahlringen sorgfältig gefaßt, und sein Abstand
                              									von der Cylinderachse läßt sich auf das genaueste reguliren. Für
                              									die beiden äußersten Diamanten weicht dieser Abstand um etwa
                              									2mm ab; dieser
                              									Unterschied wird auf sämmtliche Diamanten gleichmäßig vertheilt,
                              									so daß jeder folgende gegen den vorhergehenden um 0mm,33 vorspringt. Ist die
                              									Arbeit im Gang, so greift der der Drehbankspindel nächste
                              									Diamant – bei der Bewegung des Schlittens von dem Umfang
                              									gegen das Läuferauge hin – den Stein zuerst an. Ist der
                              									Schlitten, dessen Querverschiebung 5mm in der Secunde beträgt,
                              									um 20mm vorgerückt, so
                              									beginnt der zweite Diamant seinen Angriff, indem er die von dem
                              									vorhergehenden bearbeitete Fläche um 0mm,33 vertieft; dann kommt
                              									der dritte Diamant an die Reihe u.s.w. Dieser Vorgang wiederholt
                              									sich so lange, bis die Fläche nach Wunsch abgefräst ist, wozu
                              									etwas mehr als 6 Stunden erforderlich sind. Ein solcher Diamant
                              									splittert nicht, nutzt sich aber ab. Zeigt sich am Angriffspunkt
                              									desselben eine Abflachung, so gibt man ihm in seiner Fassung
                              									eine neue Lage. Schließlich hat er immer noch einen
                              									Verkaufswerth von 6 bis 7 M.
                           Die Verbreitung des Staubes von der Angriffsstelle aus ist
                              									dadurch unmöglich gemacht, daß der Fräscylinder von einem
                              									rechteckigen Gehäuse e (Fig.
                                 									14) bedeckt ist, welches durch das Rohr u mit dem Ventilator V (Fig. 11)
                              									in Verbindung steht. Durch die saugende Wirkung des letztern
                              									wird zwischen der Mühlsteinfläche und dem Gehäuse ein Luftstrom
                              									erzeugt, welcher allen Staub beim Entstehen mit sich reißt, und
                              									mit durch den Ventilator in einen Wasserbehälter X getrieben,
                              									wo
                              									der Staub sich absetzt, während die reine Luft durch die Röhre
                              									v entweicht. Am Gehäuse e ist ein Deckel d angebracht, um während der Arbeit nach dem Fräser sehen
                              									zu können. (Nach dem Bulletin de la Société
                                    									d'Encouragement, April 1877 S. 163. Vgl. auch
                              									Armengaud's Publication
                                 									industrielle, 1877 Bd. 24 S. 197.)
                           
                              A. P.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
