| Titel: | Die Jute und ihre Verarbeitung; von Ingenieur E. Pfuhl, Lehrer an der kgl. Provinzial-Gewerbeschule zu Königsberg i. Pr. | 
| Autor: | E. Pfuhl | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 608 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Jute und ihre
                           								Verarbeitung; von Ingenieur  E. Pfuhl, Lehrer an der kgl.
                           								Provinzial-Gewerbeschule zu Königsberg i. Pr.
                        Mit Abbildungen.
                        (Nachdruck
                           								vorbehalten.)
                        (Fortsetzung von S. 481 dieses
                           								Bandes.)
                        Pfuhl, über die Jute und ihre
                           								Verarbeitung.
                        
                     
                        
                           c) Das
                                 									Feinspinnen und Zwirnen. Das Feinspinnen bezweckt das
                              									Strecken des Vorgarnfadens bis zu einer dem zu erzeugenden Garne
                              									entsprechenden Feinheit, das feste Zusammendrehen des
                              									gestreckten Fadens, um demselben Zusammenhang, Festigkeit zu
                              									geben, und schließlich das Aufwinden des fertig gedrehten Fadens
                              									(Feingarn, yarn) auf Holzspulen. Die
                              									Feinspinnmaschinen (spinning frames)
                              									sind stets nach dem Systeme der Water- oder Drosselmaschinen
                              									gebaut, bei welchem diese drei Verrichtungen in ununterbrochener
                              									Folge geschehen. Jede dieser Maschinen hat zunächst ein
                              									Streckwerk zum Verziehen des Vorgarnes, dann Spindeln mit
                              									Flügeln und Spulen zum Drehen der gestreckten Fäden und
                              									unmittelbarem Aufwinden derselben.In der Flachs- und
                                    									Flachswergspinnerei wendet man ganz ähnliche Maschinen zum
                                    									Feinspinnen an und nennt dieselben dort Trockenspinnstühle (dry spinning frames) zum Unterschiede
                                    									von den noch häufiger daselbst angewendeten Naßspinnstühlen (wet spinning frames). Bei Jute ist diese
                                    									Unterscheidung nicht nöthig. Das Streckwerk ist bei
                              									diesen Maschinen nicht horizontal, sondern schräg ansteigend,
                              									beinahe vertical aufgestellt. Es ist stets nur ein Einzieh- und
                              									Streckwalzenpaar vorhanden. Die Distanz zwischen beiden wird
                              									etwas größer als die Länge der Fasern im Vorgarn, und zwar etwa
                              									8 bis 10 Zoll (203 bis 254mm), genommen. Da der
                              									Vorgarnfaden bereits etwas gedreht ist, so darf die
                              									Unterstützung und Führung desselben zwischen Einzieh- und
                              									Streckwalzen nicht durch ein Hechelsystem wie bei den
                              									Vorbereitungsmaschinen, sondern muß durch Platten und Leitbleche
                              									stattfinden, was auch vollkommen genügt, da der Vorgarnfaden
                              									hinreichenden Zusammenhang besitzt, um die Streckung ohne
                              									Verwirrung der Fasern aushalten zu können. Die von den
                              									Streckwalzen gelieferten feinen Bändchen gehen durch die Löcher
                              									(Augen) eines Fadenführers nach den Flügeln der Spindeln, laufen
                              									durch ein Oehr an dem untern Ende derselben auf die lose über
                              									den Spindeln steckenden Spulen, wobei sie ihre bleibende, feste
                              									Drehung erhalten, um sich dann auf letztere, welche gegen die
                              									Spindeln entsprechend der gelieferten Fadenlänge zurückbleiben,
                              									aufzuwickeln. Die Spindeln stehen bei den Feinspinnmaschinen
                              									neben einander in einer Reihe, und nennt man die Entfernung je
                              									zweier von einander die „Spindeltheilung“ (pitch). Die Größe derselben gibt die Verwendbarkeit der
                              									Maschinen zu feineren oder gröberen Garnen an. Die Maschinen
                              									werden meist zweiseitig, mit je einer Reihe Spindeln, gebaut;
                              									doch wird stets jede Seite vollständig getrennt von der andern
                              									angetrieben, wodurch es möglich ist, auf jeder Seite
                              									verschiedene Garnnummern zu spinnen.
                           Die lose über den Spindeln steckenden Spulen ruhen sämmtlich auf
                              									einer Bank, deren Hubzahl für eine bestimmte Einstellung stets
                              									gleich bleibt. Die Umdrehung der Spulen erfolgt allein durch den
                              									sich bildenden Garnfaden, welcher durch den Widerstand, den
                              									erstere vermöge ihrer Reibung an der Spindel und der Spulenbank
                              									der Drehung entgegensetzen, angespannt wird. Diese Fadenspannung
                              									darf aber weder zu klein, noch zu groß werden, da im erstern
                              									Falle ein Herausspringen des Fadens aus seiner Führung durch
                              									Ueberwiegen der ihm von dem rotirenden Flügel ertheilten
                              									Centrifugalkraft und im andern Falle ein Abreißen des Fadens
                              									eintreten kann. 'Weil nun einerseits die Reibungswiderstände der
                              									einzelnen Spulen nie genau gleich groß sein werden und sich
                              									dieselben anderseits mit zunehmender Wicklung ändern, so ist
                              									eine Bremsvorrichtung für jede Spule nothwendig, welche eine
                              									Vermehrung oder Verminderung der Spulenreibung und der davon
                              									abhängigen Fadenspannung erlaubt. Bei richtiger Benutzung dieser
                              									Bremsvorrichtung wird daher die Umdrehungszahl der Spulen stets
                              									im richtigen Verhältniß zur gesponnenen Fadenlänge stehen, und
                              									die Aufwicklung für alle Spulen in gleicher Weise stattfinden.
                              									Die Geschwindigkeit der Hebung und Senkung der Spulen ändert
                              									sich, wie erwähnt, mit zunehmender Aufwicklung nicht und muß
                              									deshalb Mittlern Verhältnissen entsprechen,
                              									damit nicht grobe Unrichtigkeiten eintreten, welche entweder den
                              									Spinnproceß selbst beeinträchtigen, oder so unregelmäßig
                              									gewickelte Spulen erzeugen, daß deren Abwicklung bei den
                              									folgenden Arbeiten wesentlich erschwert wird.
                           
                        
                           Ein zweiseitiger Spinnstuhl
                              									(Feinspinnmaschine) von 3 1/2 Zoll (89mm) Theilung ist in Fig.
                                 									13 und 14 auf
                              									Taf. XI [c.d/2] in Seitenansicht mit
                              									theilweisem Querschnitt der linken Hälfte bezieh. in
                              									abgebrochener Vorderansicht in 1/18 n. Gr. dargestellt.
                              									Entsprechende Theile der beiden Spinnseiten sind mit denselben
                              									Buchstaben bezeichnet.
                           Im obersten Theil der Maschine ist ein Rahmen A mit in drei versetzten Reihen über
                              									einander angeordneten Drahtstiften aufgeschraubt, über welche
                              									die Vorspinnspulen A₁
                              									gesteckt sind. Die Vorgarnfäden gehen durch je eine
                              									kreisförmige, an den Rändern gut abgerundete Oeffnung in der
                              									Führungsschiene l₁ nach den
                              									Einzugswalzen p₁, p₂. Die vordere Walze p₁ ist durchgehend, an den Enden
                              									und auf ihrer ganzen Länge mehrmals (bei vorliegender Maschine
                              									stets nach der achten Spindel) in Zwischengestellen z gelagert und empfängt zugleich die
                              									Bewegung. Die hintern Walzen p₂ sind Druckwalzen und sitzen paarweise auf einer
                              									dünnern, an den Enden in Ständern a₁ (Fig. 14)
                              									geführten und in der Mitte belasteten Achse. Die Belastung
                              									findet durch das Gewicht G₁,
                              									den Winkelhebel h₁ und eine
                              									in demselben eingeschraubte Lagerplatte statt. Beide Walzen sind
                              									aus Eisen und tief und rund geriffelt, damit das Vorgarn sicher
                              									erfaßt und fest gehalten wird. Auch die Laufflächen der vordern
                              									Walzen haben einen größern Durchmesser als die durchgehende
                              									Achse, wie deutlich aus Fig. 14
                              									hervorgeht. Damit der Vorgarnfaden nicht stets an ein und
                              									derselben Stelle dieser Walzen durchläuft, ist die Führung l₁ verstellbar und muß von Zeit
                              									zu Zeit etwas verrückt werden, damit allmälig die ganze
                              									Lauffläche zur Wirkung kommt und eine gleichmäßige Abnutzung
                              									derselben eintritt. Bei einigen neueren Maschinen geschieht die
                              									Verschiebung der Führung selbstthätig mittels Schnecke und
                              									Schneckenrad durch eine mit letzterem verbundene kleine
                              									Zugstange, welche Anordnung nur empfohlen werden kann.
                           Die weitere Führung der von den Einziehwalzen gelieferten
                              									Vorgarnfäden findet über die Fadenplatte g (guide plate), dann über
                              									kleine seitlich begrenzte Leitbleche c (conductors) statt, die
                              									sämmtlich an der Stange b aufgehängt
                              									sind, worauf sie zwischen die Streckwalzen C₀, C₁ gelangen. Von den Streckwalzen sind die vordern
                              									C₀ aus Gußeisen hergestellt,
                              									sitzen auf einer durchgehenden und angetriebenen Welle und sind
                              									auf der Oberfläche entweder ganz glatt oder nur schwach in
                              									größern Zwischenräumen eingeritzt. Ihre Breite (die Lauffläche)
                              									ist nur gering, wie aus Fig. 14
                              									hervorgeht, und beträgt bei obiger Maschine 13/16 Zoll (20mm,6). Die hintern
                              									Streckwalzen sind Druckwalzen und stets aus Holz – am
                              									geeignetsten aus hartem, festen Holz, z.B. Ahorn –
                              									hergestellt; sie sitzen zu je zwei auf einer an den Enden in
                              									Ständern geführten Achse, die in der Mitte durch ein Gewicht G₂, den Winkelhebel h₂ und ein in demselben
                              									eingeschraubtes Halblager belastet ist. Die Breite der
                              									Druckwalzen ist stets noch geringer als die der vordern Walzen
                              									und beträgt etwa 4/8 bis 5/8 Zoll (12 bis 15mm).
                           Die oben erwähnten, über der Stange b
                              									aufgehängten, mit seitlich aufgebogenen Rändern versehenen
                              									Leitbleche c sind aus Weißblech und
                              									haben zwei kleine, auf der Rückseite angelöthete Lappen, welche
                              									über den obern Rand der Druckwalze fassen und so ein Verschieben
                              									der Vieche unmöglich machen. Hierdurch wird die sichere
                              									Einführung der Vorgarnfäden zwischen die Laufflächen der Walzen
                              									erreicht, wenn nicht eine schlechte Beschaffenheit der Bleche,
                              									z.B. nicht genügend hohe Seitenränder, oder unrichtig
                              									angelöthete Lappen, ein Verlaufen derselben veranlaßt, so daß
                              									nur ein Theil der neben einander liegenden Fäden von den Walzen
                              									erfaßt und gestreckt wird, ein anderer neben her läuft, sich
                              									unterhalb der Streckwalzen mit den gestreckten Fasern wieder
                              									vereinigt und dadurch Veranlassung zur Bildung fehlerhaften,
                              									unegalen Feingarnes wird.
                           Von ebenso großer Bedeutung für den guten Verlauf des
                              									Streckprocesses ist die oberhalb der Leitbleche angeordnete
                              									Fadenplatte g. Denkt man sich
                              									nämlich beide Führungen, also Platte g und Leitblech c, weg und
                              									nimmt an, der Faden würde genau zwischen die Laufflächen der
                              									Streckwalzen treten, so dreht sich derselbe bei der Streckung
                              									auf der ganzen Entfernung zwischen Einzieh- und Streckwalzen
                              									auf, wodurch die Reibung der Fasern an einander, also ihr
                              									Zusammenhang, fast gänzlich aufgehoben wird. Der Faden zieht
                              									sich dann entweder aus einander, er reißt durch, oder die von
                              									den Streckwalzen erfaßten und vorwärtsbewegten Fasern
                              									verschieben andere, vollständig frei neben ihnen liegende, und
                              									veranlassen so die Bildung eines knotigen Feingarnes. Die
                              									erwähnte Fadenplatte g verhindert
                              									aber das vollständige Aufdrehen des Vorgarnes zwischen den
                              									Walzen, und indem sie um ihre Mitte a (Fig. 13)
                              									gedreht und so gestellt werden kann, daß das Vorgarn sich
                              									entweder an die obere Hälfte, in der Mitte oder an die untere
                              									Hälfte derselben anlegt, kann das Aufdrehen selbst stets in der
                              									Weise regulirt werden, daß der Zusammenhang der Fasern an
                              									einander genügend erhalten bleibt, wie es zum guten
                              									Gelingen des Streckprocesses nothwendig ist. Die Stellung der
                              									Platte g richtet sich nach der Dicke
                              									und der Drehung des Vorgarnes, sowie nach der Länge der Fasern
                              									in demselben, und muß in jedem besondern Falle durch Probiren
                              									ermittelt werden. Da aber bei veränderter Stellung der
                              									Fadenplatten auch die Leitbleche c
                              									anders, entweder weiter vor oder zurück, gestellt werden müssen,
                              									damit das Einlaufen der Fäden zwischen die Streckwalzen stets
                              									richtig erfolgt, ist die Stange b,
                              									an welcher sie sämmtlich aufgehängt werden, durch Schrauben an
                              									den Enden verstellbar. Bei älteren Maschinen wird die Stellung
                              									der Platten und Leitblechstangen von Zwischenlager zu
                              									Zwischenlager bewirkt, was eine sehr zeitraubende und daher oft
                              									unterlassene Arbeit ist, während bei den neueren Maschinen die
                              									Einstellung nur an den Enden vorgenommen zu werden braucht.
                           Die von den Streckwalzen gelieferten, genügend fein ausgezogenen
                              									Fäden werden durch die Augen des Fadenführers l₂ nach den auf den Spindeln S aufgeschraubten Flügeln f und durch Oesen am Ende derselben nach
                              									den Spulen e geleitet, wo sie sich,
                              									wie erwähnt, aufwickeln. Der Fadenführer besteht aus dünnen, in
                              									Gelenken drehbaren Blechplatten, die beim Wechseln der Spulen
                              									zurückgeschlagen werden. Die Augen des Fadenführers stehen genau
                              									in der Mittellinie der zugehörenden Spindel und sind nicht
                              									geschlossen, sondern communiciren mit je einem schmalen, schräg
                              									nach der äußern Kante des Fadenführers gehenden Ausschnitt,
                              									durch welchen der Faden von vorn in das Auge eingelegt wird.
                           Die Anordnung der Streckcylinder und des Fadenführers l₂ ist von großem Einfluß auf das
                              									gute Gelingen des Spinnprocesses. Die Verbindungslinie des
                              									Berührungspunktes beider Streckwalzen im Querschnitt Fig.
                                 									13 mit dem Auge und der linken Oese des in äußerster
                              									Stellung befindlichen Flügels muß nämlich gebrochen und im obern
                              									Theile nach rückwärts geneigt sein, so daß der nach dieser Linie
                              									durchgehende Faden sich auch bei dieser Stellung des Flügels
                              									noch sanft an die Rückseite des Auges anlegt und nicht etwa bei
                              									der Rotation mit dem Schlitze desselben in Berührung kommt,
                              									wodurch ein Abreißen desselben eintreten würde. Anderseits darf
                              									aber die, wie erwähnt, gezogene Linie nicht zu weit in den
                              									innern Raum des Flügels treten, weil sich sonst bei höchster
                              									Stellung der Spulen der Faden zu stramm an den Köpfen derselben
                              									reiben und dadurch entweder ebenfalls reißen, oder ein rauhes
                              									Ansehen erhalten würde. Nach eingetretener Abnutzung und in
                              									Folge dessen vorgenommenen Abdrehens der Streckcylinder muß
                              									stets ein neues Einstellen dieser Theile vorgenommen werden,
                              									immer unter der Rücksichtnahme, daß die Augen in der nach oben zu
                              									verlängernden Mittellinie der Spindeln liegen müssen.
                           Die Spindeln sind in einem Hals- und Fußlager drehbar gelagert,
                              									wie aus Fig. 13
                              									hervorgeht, und werden von der durch Riemenscheiben R angetriebenen Trommel T und durch Würtel w (wharves)
                              									mittels Bändern bewegt. Die Trommel T ist von Weißblech aus mehreren an den Enden durch starke
                              									Böden geschlossenen Theilen hergestellt, die durch kurze in den
                              									End- und Zwischengestellen gelagerte Achsen mit einander
                              									gekuppelt sind.
                           Die Spulen sind aus Holz, haben stets, wie in Fig. 13
                              									und 14
                              									angegeben, abgerundete Köpfe und eingedrehte Füße, die mit
                              									einander durch eine dünne, häufig mit hartem Holz ausgebüchste
                              									Röhre verbunden sind. Die Hebungshöhe bleibt stets dieselbe. Die
                              									Regulirung des Reibungswiderstandes der Spulen, von welcher
                              									früher gesprochen wurde, geschieht durch beschwerte
                              									Lederriemchen, Bremsschnüre b (temper bands), welche mittels eines
                              									Knotens in Schlitzen der Rückwand der Spulenbank festgehalten,
                              									um den eingedrehten Fuß jeder Spule herum in die zahnartigen
                              									Riefen der Vorderwand eingelegt und durch Gewichte gespannt
                              									sind. Durch Emporheben dieser Riemchen an der Vorderseite und
                              									Einlegen in eine andere Zahnlücke der Bank ändert man den
                              									Berührungsbogen desselben mit der Spule, also auch die Reibung,
                              									und hat hierin ein einfaches Mittel, je nach Bedarf auch die
                              									Spannung der Garnfäden vermehren oder vermindern zu können. Die
                              									Aufgabe der Spinnerin besteht daher nicht blos darin, daß sie
                              									gebrochene Fäden wieder anknüpft, sondern auch, daß sie die
                              									Spannungen der Fäden durch Verlegen der Bremsriemen bei
                              									fortschreitender Aufwicklung möglichst constant hält. Die
                              									Spulenbank ruht, wie in Fig. 13
                              									rechts Punktirt und in Fig. 14
                              									angedeutet ist, auf runden, in der Längenrichtung der Maschine
                              									mehrmals (hier nach jeder achten Spindel) vorhandenen, in dem
                              									obern und untern Lagergerüst der Spindeln geradegeführten
                              									Stangen i. Auf diesen Stangen sind
                              									Bügel i₁ befestigt, an welche
                              									von den Rollen r kommende Ketten
                              									anfassen. Sämmtliche Rollen sitzen auf einer gemeinschaftlichen,
                              									durch die ganze Maschine gehenden Achse o, die an mehreren anderen Stellen ebenso große Rollen mit
                              									nach hinten herabhängenden, durch Gewichte G₃ beschwerten Ketten trägt.
                              									Diese Gewichte sind so schwer, daß die Bank B nur zum Theil abbalancirt ist und
                              									immer noch ein Bestreben, nach unten zu gehen, hat. Die Achse
                              									ist auf der vordern Seite, außerhalb des Endgestelles, noch mit
                              									einer größern Rolle r₁
                              									versehen, welche durch Kette und eine Stellvorrichtung mit dem
                              									sich durch Frictionsrolle an das Herz H₁ anlegenden Hebel H
                              									verbunden ist. Das erwähnte Bestreben der Bank, stets die
                              									tiefste Stellung einzunehmen, wird ein Andrücken der
                              									Frictionswelle an das Herz veranlassen, und muß daher bei dessen
                              									Drehung auch die der Welle 0 und die Auf- und Abbewegung der
                              									Spulenbank stattfinden. Ist das Herz nach einer Curve geformt,
                              									welche die Bank von der äußersten Stellung nach der Mittlern mit
                              									gleichmäßig abnehmender und alsdann wieder mit gleichmäßig
                              									zunehmender Geschwindigkeit bis zur andern Endstellung bewegt,
                              									so findet in der Mitte der Spulen eine stärkere Aufwicklung als
                              									an den Enden statt und erhalten die voll gesponnenen Spulen ein
                              									tonnenförmiges Aussehen, was vielfach gewünscht wird. –
                              									Die Stellvorrichtung zwischen Rolle r₁ und Hebel H erlaubt
                              									einerseits die Größe des Hubes und anderseits die gleiche
                              									Vertheilung desselben nach beiden Seiten hin zu reguliren.
                           Der Antrieb des Streckwerkes erfolgt von der verlängerten und
                              									doppelt gelagerten Trommelachse aus auf der hintern Seite der
                              									Maschine (Fig. 14)
                              									durch das Trommelrad e₁, den
                              									Transporteur t₁, das Rad e₂ und Drehungswechselrad y an das auf dem vordern Streckcylinder
                              									sitzende Rad e₃. (In Fig.
                                 									13 ist dieser Antrieb punktirt angegeben.) Der
                              									Streckcylinder trägt auf der Vorderseite der Maschine ein Rad
                              									e₄, welches durch das
                              									Verzugswechselrad x und das mit
                              									diesem verbundene Rad e₅ den
                              									Betrieb an das auf dem vordern Einzugscylinder sitzende Rad e₆ abgibt. Die kurze Achse des
                              									Herzes H₁ wird von der
                              									Einzugswalze aus durch die Räder e₇ und e₈
                              									bewegt. Die Umdrehungszahl des Herzes, also auch die Hubzahl der
                              									Spulenbank, ist demnach von dem Drehungswechselrade y und dem Verzugswechselrade x abhängig. Bei größerem oder kleinerem
                              									Drehungswechselrade wird die in der Zeiteinheit gelieferte
                              									Fadenlänge und dem entsprechend also auch die Hubzahl der
                              									Spulenbank größer oder kleiner. Da ferner die Dicke des
                              									Vorgarnes, welches auf Maschinen von bestimmter Größe (Theilung)
                              									verarbeitet wird, fast immer dieselbe bleibt, so muß bei
                              									feinerer Nummer ein größerer Verzug als bei einer stärkern
                              									Nummer gegeben, also ein größeres Verzugswechselrad eingesetzt
                              									werden, wodurch die Hubzahl der Spulenbank im richtigen Sinne
                              									geändert, nämlich bei feineren Nummern kleiner, bei gröberen
                              									größer wird. Bei abnormer Wahl des Verzuges kann aber auch eine
                              									unrichtige Hubzahl vorkommen, wie die Zahlenwerthe des weiter
                              									unten ausgeführten Beispieles ergeben. Bei der dargestellten
                              									Feinspinnmaschine sind folgende Zahlenwerthe anzunehmen.
                           Zähnezahl der Räder e₁ = 41, e₂ =
                              									130, y = 20 bis 100, e₃ = 130, e₄ = 24, x = 20 bis 60,
                              									e₅ = 36, e₆ = 80, e₇ = 14, e₈ = 130. Durchmesser der Trommel = 9 Zoll
                              									(228mm,6), der Würtel =
                              									1 1/2 Zoll (38mm), der
                              									Streckcylinder 4 Zoll (101mm,6) (Abwicklung 12,57
                              									Zoll oder 324mm).
                              									Durchmesser der Einziehwalzen 1 1/4 Zoll (31mm,8), ihre Abwicklung,
                              									durch Messen gefunden, – 7,75 Zoll (197mm). Da nämlich die
                              									Einziehwalzen stark geriffelt sind, so kann ihre Abwicklung
                              									nicht ohne weiteres durch Rechnung, sondern muß durch Messen
                              									mittels eines Papierstreifens von der ungefähren Dicke des
                              									Vorgarnfadens, in ähnlicher Weise wie dies schon bei den
                              									Quetschmaschinen (Bd. 222 S. 195) erwähnt wurde, ermittelt
                              									werden. Vorgenommene Messungen haben ergeben, daß bei einem
                              									äußeren Durchmesser von:
                           
                              
                                 1 1/2
                                 Zoll
                                 die
                                 Abwicklung
                                 beträgt
                                 5,0
                                 Zoll
                                 
                              
                                 1 3/4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 5,9
                                 „
                                 
                              
                                 2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 6,80
                                 „
                                 
                              
                                 2 1/4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 7,75
                                 „
                                 
                              
                                 2 1/2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 8,60
                                 „
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich, daß man im
                              									Durchschnitt die Abwicklung für eine geriffelte Walze vom äußern
                              									Durchmesser d erhält, wenn man
                              									denselben mit 3,4 – anstatt mit 3,14 wie bei glatten
                              									Cylindern – multiplicirt.
                           Zum Betriebe der Spinnmaschinen sind stets
                              									mehrere Riemenscheiben von verschiedenem Durchmesser vorhanden,
                              									so daß die Trommelachse verschiedene Umdrehungszahlen hat. Bei
                              									unserer Maschine liegt die Umdrehungszahl der Trommelachse
                              									zwischen 390 und 520 in der Minute. Hiernach ergeben sich
                              									folgende äußerste Bewegungsverhältnisse:
                           Umdrehungen der
                                 									Spindeln = (390 × 9 × 2)/3 bis (520 ×
                              									9 × 2)/3 = 2340 bis 3120 in der Minute.
                           Umdrehungen des
                                 									Streckcylinders = 390 (41/130) y/130 bis 520 (41/130) y/130 =
                              									0,9406 y bis 1,2615 y in der Minute.
                           Lieferung pro
                                 									Spindel in der Minute in Zollen: 0,9406y × 12,566 bis 1,2615y × 12,566 = 11,81y bis 15,85y, in Yards pro Stunde: 11,81y
                              									60/(12 × 3) bis 15,85y 60/(12
                              									× 3) = 19,1y bis 26,42y.
                           Anzahl der Drehungen
                                 									des Garnes pro Zoll: D =
                              									2340/11,81y oder 3120/15,85y = 196,8/y,
                              									also
                           
                              
                                 für
                                 
                                    y
                                    
                                 =
                                 100
                                 50
                                 45
                                 40
                                 35
                                 30
                                 25
                                 24
                                 22
                                 20
                                 
                              
                                 ist
                                 
                                    D
                                    
                                 =
                                 1,97
                                 3,94
                                 4,38
                                 4,92
                                 5,62
                                 6,56
                                 7,88
                                 8,2
                                 8,95
                                 9,84.
                                 
                              
                           Anzahl der Umdrehungen
                                 									des Einzugscylinders in der Minute:
                           0,9406y
                              									(24/x) 36/80 bis 1,2615y (24/x)
                              									36/80 = 10,158 y/x bis 13,624 y/x.
                           
                              Einzugslänge pro
                                 									Spindel
                              
                           in der Minute in Zollen: 10,158 (y/x) 7,75
                              									bis 13,624 (y/x) 7,75 = 78,724 (y/x) bis 105,586 (y/x)
                           in der Stunde in Yards:
                           78,7245 (y/x) 60/(12 × 3) bis
                              									105,586 (y/x) 60/(12 × 3) = 131,207 (y/x) bis 175,977 (y/x).
                           
                           Verzug zwischen
                                 									Einzieh- und Streckwalzen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 616
                              
                           
                              
                                 für
                                 
                                    x
                                    
                                 =
                                 20
                                 22
                                 24
                                 26
                                 28
                                 30
                                 35
                                 40
                                 45
                                 50
                                 55
                                 60
                                 
                              
                                 ist
                                 
                                    V
                                    
                                 =
                                 3,00
                                 3,30
                                 3,60
                                 3,90
                                 4,20
                                 4,50
                                 5,25
                                 6,00
                                 6,75
                                 7,5
                                 8,25
                                 9,00.
                                 
                              
                           Die Anzahl der
                                 									Umdrehungen der Herzscheibe oder die Doppelhübe der
                                 									Spulenbank in der Minute sind:
                           10,158 (y/x) 14/130 bis 13,624 (y/x) 14/130
                              									= 1,09 (y/x) bis 1,46 (y/x).
                           Hieraus ergeben sich folgende
                              									Grenz- und Mittelwerthe:
                           
                              
                                 Für x
                                 und für y
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 50
                                 20
                                 
                              
                                 20
                                 5,45 bis 7,3
                                 2,72 bis 3,65
                                 1,09 bis 1,46
                                 
                              
                                 30
                                   3,63 bis
                                    											4,86
                                 1,81 bis 2,43
                                 0,72 bis 0,97
                                 
                              
                                 60
                                   1,81 bis
                                    											2,43
                                 0,90 bis 1,21
                                 0,36 bis 0,47
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle ergibt sich, was wir vorhin
                              									erwähnten, nämlich, daß die Hubzahl unter Umständen für ein
                              									bestimmtes Garn falsch werden kann, wenn dasselbe durch einen
                              									ungewöhnlichen Verzug erzeugt wird.
                           Die Belastung der Einziehwalzen findet bei
                              									einer Hebelübersetzung von 6 : 1 durch etwa 3k schwere Gewichte, die der
                              									Streckwalzen durch etwa 6k schwere Gewichte bei einer Hebelübersetzung von 12 : 1
                              									statt. Es ist mithin der Druck auf eine Einziehwalze = 1/2 (6
                              									× 3) = 9k, auf
                              									eine Streckwalze = 1/2 (12 × 6) = 36k.
                           Die Feinspinnmaschinen verschiedener Maschinenfabriken sind nur.
                              									hinsichtlich einiger Details verschieden von der beschriebenen.
                              									So findet man die Belastungsgewichte an einer Spiralfeder und
                              									diese an dem Druckhebel aufgehängt; das alsdann eintretende
                              									störende Auf- und Abtanzen der Gewichte macht aber diese
                              									Anordnung nicht empfehlenswerth. Nach einer andern Construction
                              									sind die Gewichte durch gespannte Blattfedern ersetzt. Diese
                              									Anordnung ist nur bei intelligenten und aufmerksamen Arbeitern
                              									zulässig, da bei erfolgtem Abdrehen der Druckwalzen, was
                              									ziemlich oft stattfindet, die Federspannung neu zu reguliren
                              									ist. Dem controlirenden Techniker erwächst außerdem, durch die
                              									nothwendigen öfteren Prüfungen der richtigen und gleichmäßigen
                              									Belastung aller Walzen, unnöthige Arbeit. Andere abweichende
                              									Constructionsdetails übergehen wir hier als nicht wesentlich.
                              									Die sonstigen Unterschiede in den Hauptdimensionen der Maschinen
                              									für verschiedene Garnnummern gehen aus der nachstehenden Tabelle
                              									hervor.
                           
                        
                           
                           Tabelle über die Dimensionen der
                              									Feinspinnstühle für die verschiedenen Garnnummern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 617
                              Für Garnnummer
                                 										(engl.); 1/16 bis 3/4; 1/2 bis 2; 1 1/4 bis 2 1/4; 2 1/2 bis
                                 										3 1/2; 3 bis 6; 5 bis 8; 7 bis 12; Theilung (pitch) der
                                 										Spindeln (Zoll); Distanz (reach) im Streckwerk (Zoll);
                                 										Durchmesser (Zoll); der Einziehwalzen; der Streckwalzen;
                                 										Breite (Zoll); Anzahl der Riffeln, gerechnet auf 1 Zoll
                                 										Durchmesser der Einziehwalzen; Spulen (Zoll); Lichte Höhe,
                                 										Hebung (traverse); Durchmesser d. vollen; Mögliche Verzüge
                                 										im Streckwerk; Mögliche Drehungen auf 1 Zoll; Anzahl der
                                 										Spindelumdrehungen in der Minute; Gewöhnliche Anzahl der
                                 										Spindeln einer Maschinenseite; Production einer Spindel in
                                 										einer Stunde in leas zu 300 Yards. Wirkliche
                                 										Durchschnittswerthe; Zu diesen nur sehr selten verlangten
                                 										Nummern kann jede Spindelbank, Spulen 10 Zoll bei 5 Zoll,
                                 										benutzt werden; Entweder wird eine Hechelspinnmaschine
                                 										(grill) mit 60 Spindeln 6 Zoll bei 3 1/2 Zoll Spulen und 5
                                 										Zoll Theilung (Streckwerk wie bei der folgenden Maschine)
                                 										angewendet, oder eine Spindelbank-Spinnmaschine, was
                                 										gewöhnlicher ist. Dimensionen siebe Tabelle der
                                 										Vorspinnmaschinen, S. 480.
                              
                           Multiplicirt man die Werthe der letzten
                              									Tabellenzeile mit denen der vorhergehenden und dividirt das
                              									Product durch 200, so erhält man die Production einer
                              									Maschinenseite in einer Stunde in Bündeln zu 60 000 Yards (54
                              									863m).
                           Abweichend von diesen Feinspinnmaschinen werden zwei andere Arten
                              									gebaut, welche zur Erzeugung der groben Garne von Nr. 1/2 bis 2
                              									Anwendung finden.
                           
                        
                           Die eine Art, welche wir Hechelspinnmaschine (gill-spinning) nennen wollen, ist bis zu den Streckwalzen
                              									ebenso wie eine Vorspinnmaschine gebaut; sie hat also ein
                              									horizontal liegendes Streckwerk, 3 Einziehwalzen und Hechelstäbe
                              									in Schraubenführung. Die Streckwalzen liefern aber die Fäden
                              									nach einer Reihe einfach stehender, ebenso wie bei einer
                              									gewöhnlichen Spinnmaschine bewegter Spindeln mit gebremsten
                              									Spulen ab. Diese Maschine ist also eine Combination der
                              									Spindelbank und Feinspinnmaschine.
                           
                        
                           Die zweite Art dieser Maschinen, die wir Spindelbank-Spinnmaschine (roving-gill-spinning) nennen wollen, ist übereinstimmend
                              									mit
                              									einer Spindelbank gebaut, hat also, außer dem horizontalen
                              									Streckwerk mit Hechelwerk, Spindeln in zwei versetzten Reihen
                              									und selbstthätig bewegte Spulen. Das Hechelwerk ist natürlich
                              									feiner als bei einer Spindelbank, die Spulen sind von geringeren
                              									Dimensionen und die Betriebsanordnungen, der nöthigen schärfern
                              									Drehung des Feingarnes entsprechend, etwas abweichend. Beide
                              									Maschinen haben ihr Vor- und Nachtheile; doch findet man am
                              									meisten die letzte Art angewendet, welche aber eine sehr gute
                              									Vorbereitung des Rohmaterials auf zwei Streckmaschinen
                              									nothwendig macht, damit sie leistungsfähig wird; sie liefert
                              									dann allerdings ein schöneres Garn als die erste Art. Ganz grobe
                              									Garne, etwa unter Nr. 3/4, spinnt man direct auf einer
                              									Spindelbank fertig, d.h. man versieht die bis zur gewünschten
                              									Feinheit ausgezogenen Bänder sofort mit der bleibenden, festen
                              									Drehung.
                           
                        
                           Das Zwirnen bezweckt die Bildung
                              									eines dickern Fadens durch Zusammenlegen und Zusammendrehen
                              									mehrerer einzelner Garnfäden auf der Zwirnmaschine, dem Zwirnstuhl
                              									(twisting frame); Man nennt den
                              									erzeugten Faden Zwirn (twist) und
                              									unterscheidet denselben, je nach der Zahl der zu seiner Bildung
                              									verwendeten einzelnen Fäden, in zwei-, drei- und mehrdrähtig.
                              									Ein Zwirnfaden zeigt stets größere Gleichmäßigkeit und
                              									Haltbarkeit als ein einzelner Garnfaden derselben Stärke, weil
                              									durch die Vereinigung mehrerer einzelner Fäden deren
                              									Ungleichmäßigkeit ausgeglichen und anderseits durch deren
                              									Drehung ein größerer Zusammenhang einzelner Faserpartien bereits
                              									vorhanden ist. Hieraus ergibt sich auch, daß ein Zwirnfaden von
                              									bestimmter Dicke um so gleichmäßiger und bis zu einem gewissen
                              									Grade auch um so fester sein wird, je größer die Anzahl der zu
                              									seiner Bildung nöthigen einzelnen Garnfäden war. Der meiste
                              									erzeugte Zwirn ist zwei- und selten mehr als vierdrähtig.
                           Das Zwirnen geschieht in den Spinnereien stets direct von den
                              									Feinspinnspulen, welche zu dem Zweck über eiserne, in einem
                              									Gestell befestigte Stifte geschoben werden, damit sie sich
                              									leicht drehen können. Die zu vereinigenden Fäden gehen durch
                              									eine gemeinschaftliche Fadenführeröse, dann nach ein Paar
                              									Walzen, welche die vereinigten Fäden nach den mit Flügeln und
                              									Spulen versehenen Spindeln abliefern, durch deren Umdrehung das
                              									Vereinigen der Fäden, das Zwirnen, erfolgt. Damit aber hierbei
                              									die Drehungen der einzelnen Garnfäden nicht wieder aufgehen,
                              									geschieht die Zwirndrehung entgegengesetzt der den einzelnen
                              									Fäden auf dem Spinnstuhle ertheilten Drehung. Die Zwirnstühle
                              									stimmen in ihrer Construction bis auf das Streckwerk ganz mit
                              									den Spinnstühlen überein. An Stelle des Streckwerkes ist stets
                              									nur ein Paar Lieferungswalzen vorhanden. Die
                              									Verwendbarkeit der Stühle zu verschieden dickem Zwirne bestimmt
                              									sich, wie bei den Spinnstühlen, aus der Größe der Theilung. Die
                              									Zwirnstühle werden ebenfalls meistens zweiseitig, aber jede
                              									Seite mit besonderem Antrieb gebaut. Nicht selten findet man
                              									jedoch, um den vorhandenen Platz vortheilhaft auszunutzen,
                              									einseitige Zwirnstühle im Betriebe.
                           Ein einseitiger Zwirnstuhl von 5 Zoll
                              									(127mm) Spindeltheilung
                              									bei 6 Zoll (152mm)
                              									Hebung ist in Fig. 15
                              									Taf. XI [d/1] in einer Seitenansicht
                              									und theilweisem Schnitt des Vordergestelles in 1/18 n. Gr.
                              									dargestellt. A ist das Gestell mit
                              									den Eisenstiften zur Aufnahme der Feinspinnspulen A₁. Die zu vereinigenden Fäden
                              									werden durch Drahtösen an der runden Stange g hindurch geführt, gehen dann nach der
                              									Walze C₁, dieselbe zum
                              									größten Theile umschlingend, hierauf zwischen dieser und der
                              									untern Walze C₀, durch die
                              									Augen des Fadenführers l₂
                              									nach den auf den Spindeln S
                              									aufgeschraubten Flügeln f und durch
                              									deren Oese nach den auf der Spulenbank B ruhenden und durch beschwerte Riemen b gebremsten Spulen e. Die Spindeln erhalten ihre Bewegung
                              									von der durch Riemenscheiben angetriebenen Trommel T aus durch Bänder. Die einzigen hier
                              									vorkommenden Walzen C₀, C₁ sind glatte, gußeiserne,
                              									schmale Cylinderscheiben. Die untern C₀ sitzen auf einer gemeinsamen durchgehenden
                              									Welle, deren Antrieb durch die Räder e₁, t₁, t₂, e₂, y
                              									(Drehungswechselrad) und e₃
                              									erfolgt. Die obern Walzen sind zu je zwei auf kurzen, an den
                              									Enden in Gestellschlitzen geführten Achsen befestigt und ruhen
                              									lediglich durch ihr Eigengewicht auf den untern, von denen sie
                              									durch Reibung mitgenommen werden. Die Auf- und Abbewegung der
                              									Spulenbank geschieht wie bei dem Spinnstuhle durch die Drehung
                              									einer Herzscheibe, deren Achse auf der Vorderseite der Maschine
                              									(in der Figur weggeschnitten gedacht) von dem Cylinder C₀ aus durch eine Uebersetzung
                              									von 14/76 × 20/132 = 1/35,82 bewegt wird. Bei dieser
                              									Maschine kommen außerdem folgende Bewegungsverhältnisse vor.
                           Die minutlichen Umdrehungen der Trommel = 250
                              									bis 350. Trommeldurchmesser 9 Zoll (228mm,6), der Würtel 2 Zoll
                              									(51mm); Räder e₁, = 40, e₂ = 130, y = 80 bis
                              									30, e₃ = 120. Durchmesser der
                              									Walzen 4 Zoll (101mm,6), deren Umfang 12,57 Zoll (319mm). – Hieraus
                              									ergeben sich:
                           Umdrehungen der
                                 									Spindeln in der Minute: 250 (9/2) bis 350 (9/2) = 1125 bis
                              									1575.
                           Umfangsgeschwindigkeit
                                 									der Lieferungswalzen in der Minute in Zollen: 250 bis 350
                              									(40/130) y/120 12,57 = 8y bis 11,2y.
                           
                           Drehungen auf 1 Zoll
                                 									Zwirngarn:
                           D =
                              									1125/8y oder 1575/11,2y = 140,6/y,
                              									also
                           
                              
                                 für
                                 
                                    y
                                    
                                 =
                                 80
                                 75
                                 70
                                 65
                                 60
                                 55
                                 50
                                 45
                                 40
                                 35
                                 30
                                 25
                                 
                              
                                 ist
                                 
                                    D
                                    
                                 =
                                 1,75
                                 1,87
                                 2,00
                                 2,16
                                 2,34
                                 2,55
                                 2,81
                                 3,12
                                 3,51
                                 4,01
                                 4,68
                                 5,62.
                                 
                              
                           Die theoretische Lieferung pro Spindel in
                              									Yards ist in der Stunde:
                           Ls = 8y bis 11,2y 60/(3 × 12)
                              									= 13,3y bis 18,66y, also
                           
                              
                                 für
                                 
                                    y
                                    
                                 =
                                 
                                     80
                                     70
                                     60
                                   50
                                   40
                                   30
                                   25
                                 
                              
                                 ist
                                 
                                    L
                                    s
                                    
                                 =
                                 
                                    
                                    
                                 10641572
                                   9211306
                                   7981119
                                 665933
                                 532746
                                 399559
                                 332466
                                 
                              
                           Die Zwirnstühle verschiedener Maschinenfabriken weichen etwas in
                              									der Anordnung der Garnzuführung von einander ab. So ist
                              									beispielsweise für feine Garne auch die in Fig. 16
                              									Taf. XI [c.d/2] angegebene Zuführung
                              									in Anwendung. Nach einer weitern Anordnung läßt man die Fäden
                              									von hinten direct um die untere Walze, alsdann zwischen beiden
                              									hindurch um die obere und von da nach den Spindeln gehen. Die
                              									früher beliebte directe Durchführung der durch ein Oehr
                              									vereinigten Fäden zwischen ebenso wie die Streckwalzen einer
                              									Feinspinnmaschine angeordneten Lieferungswalzen ist gänzlich
                              									außer Gebrauch gekommen, weil es bei dieser Anordnung viel eher
                              									als bei einer andern sich ereignet, daß die Fäden mit
                              									verschiedener Spannung die Walzen verlassen, und alsdann die
                              									Entstehung von Hohl- oder Meiseldraht, wobei der losere Faden in
                              									größere Windungen um den andern herum gedreht erscheint, möglich
                              									ist.
                           
                        
                           Die folgende Tabelle gibt die Hauptdimensionen der
                              									gebräuchlichsten Zwirnstühle an.
                           
                              
                                 Für die
                                    											einfachen Garne von Nummerund für Zwirn
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 2 bis 42 und 3
                                    											fach
                                 3 bis 52 und 3 fachoder
                                    											bis 84 fach
                                 4 bis 82 und 3
                                    											fach
                                 6 bis 102 fach
                                 
                              
                                 oder für Zwirn von der Fadennummer
                                 
                                    
                                    
                                 1 bis 2
                                 1 1/4 bis3 3/4
                                 2 bis 4
                                 3 bis 5
                                 
                              
                                 Theilung der Spindeln (Zoll)
                                 
                                 6
                                 5
                                 4 3/4
                                 4 1/2
                                 
                              
                                 Dimensionen der Spulen lichte
                                    											Höhe    und Durchmesser
                                    											(Zoll)
                                 
                                    
                                    
                                 6 und 4
                                 6 und3 1/2
                                 4 3/4und 3
                                 4 1/2und 3
                                 
                              
                                 Durchmesser der
                                    											beiden    Lieferungswalzen
                                    											(Zoll)
                                 
                                    
                                    
                                 4 × 4
                                 4 × 4
                                 4 × 4
                                 4 × 4
                                 
                              
                                 Anzahl der möglichen
                                    											Drehungen    pro
                                    											Zoll
                                 
                                    
                                    
                                 1 bis 4
                                 1,75 bis5,62
                                 1,92 bis8,75
                                 1,928,75
                                 
                              
                                 Anzahl der Spindelumdrehungen
                                    											in    der Minute
                                 
                                    
                                    
                                 800 bis1000
                                 1100 bis1570
                                 1300 bis1700
                                 1400 bis1870
                                 
                              
                           Die gewöhnlich übliche Spindelzahl ist dieselbe wie bei den
                              									Spinnstühlen gleicher Theilung. Die wirkliche Leistung der
                              									Zwirnstühle beträgt an fertigem Zwirn etwa 3/4 der Leistung der
                              									entsprechenden Spinnstühle, so daß also eine
                              									Zwirnstuhlseite, bei 2 facher Zwirnung, etwa das Garn von drei
                              									Spinnseiten zu verarbeiten vermag.
                           
                        
                           d) Verarbeitung der Abfälle. (Dieser Abschnitt ist bereits
                              									abgedruckt in Bd. 222 S. 573 bis 583.)
                           
                        
                           e) Das Weifen,
                                 									Numeriren und Packen. Diejenigen gezwirnten und
                              									ungezwirnten Garne, welche zum Verkauf an fremde Webereien
                              									gelangen, werden zum größten Theil von den Spulen in Stränge,
                              									Strähne (hanks) mittels Weifen,
                              									Haspeln (reels) abgeweift,
                              									abgehaspelt und dann verpackt. In neuerer Zeit haben einige
                              									Spinnereien begonnen, ihre Schuß- (weft-) Garne zu Verkaufszwecken direct von den
                              									Feinspinnspulen in Kops, Kötzer (cops) – die sich unmittelbar in die Webeschütze
                              									einlegen lassen – aufzuwinden, mittels Kopmaschinen oder
                              									Kötzerspulmaschinen (cop winding
                                 									machines), durch welches Verfahren wesentlich an Arbeit und
                              									Abfall gespart wird, und liegt es im Interesse der Webereien das
                              									in dieser Form gebotene Garn zu bevorzugen.
                           Die Haspel oder Weifen sind zweiseitig und jede Seite hat ein
                              									etwas schräg stehendes, etwa 4 Fuß (1m,219) über dem Boden
                              									angeordnetes, der Länge nach verschiebbares Bret mit 20 Stück
                              									eingeschraubten Drahtstiften, auf welche die abzuhaspelnden
                              									Spulen gesteckt werden. Jeder Garnfaden wird durch eine auf dem
                              									Bret befestigte Fadenführeröse nach der etwas tiefer in dem
                              									Gestelle horizontal gelagerten Weiftrommel geleitet und an
                              									derselben zunächst lose befestigt. Die Weiftrommel, meist aus
                              									sechs bis acht parallel der Achse an zwei oder drei Stellen
                              									mittels dünnen Armen befestigten Latten bestehend, wird entweder
                              									mit der Hand oder durch Kraftbetrieb, der bei den schweren
                              									Jutegarnen vorzuziehen ist, in Umdrehung versetzt, wodurch sich
                              									die 20 an derselben befestigten Fäden auf ihrem Umfange
                              									aufwickeln. Damit sich nach mehreren Umgängen die Fäden jeder
                              									Spule nicht zu dick über einander, sondern in einer gewissen
                              									Breite neben einander legen, ist das Spulenbret mit den
                              									Fadenführern entweder mit der Hand oder selbstthätig etwas
                              									verschiebbar. Die Umdrehungen des Haspels werden durch einen von
                              									der Achse desselben mittels Schnecke oder kleinen Getriebes in
                              									Bewegung gesetzten Zählapparat gezählt, welcher eine bestimmte
                              									Anzahl derselben durch ein Klingelzeichen markirt, worauf man
                              									den Haspel still hält und die bis dahin aufgewundenen 20
                              									Fadenabtheilungen (Gebinde) mittels je eines gezwirnten Fadens
                              									(Fitzfaden) unterbindet, dann den Haspel wieder in Umdrehung
                              									versetzt und beim erneuten Ertönen der Glocke die Unterbindung
                              									der zweiten Fadenzahl jeder Abtheilung
                              									fortsetzt, wobei der Fitzfaden quer durch die einzelnen Gebinde
                              									geflochten wird. Dieses Verfahren setzt man fort, bis eine
                              									bestimmte Anzahl Gebinde (meist 5) vorhanden ist, und verknüpft
                              									dann den Fitzfaden hinter dem letzten Gebinde. Die derartig
                              									vereinigten Gebinde heißen Strähne und müssen von der
                              									Weiftrommel herabgezogen werden. Damit dies leicht möglich ist,
                              									lassen sich die Latten entweder zusammenklappen, oder eine
                              									derselben ist radial zurückzuschieben. Die Weiftrommel wird dann
                              									abwechselnd an dem einen und dem andern Ende emporgehoben, und
                              									nun zieht man die Hälfte der Strähne von der linken, die andere
                              									von der rechten Seite herunter und vereinigt sie durch eine lose
                              									Verschlingung. Die zwanzig Strähne einer Seite bilden eine
                              									sogen. „Weife“.
                           Aus dem Haspelumfange, der Fadenzahl im Gebinde und der Anzahl
                              									der Gebinde im Strähn läßt sich die Fadenzahl in diesem und in
                              									der Weife (stets 20 Strähne) ermitteln. Da aber die Fadenlängen
                              									der einzelnen über einander liegenden Fadenschichten nicht genau
                              									gleich groß sein können, so muß bei Festsetzung des
                              									Haspelumfanges, damit man sich nicht zu sehr von den
                              									mathematischen Werthen entfernt, die Dicke der Aufwindung mit in
                              									Betracht gezogen und als maßgebend die Fadenlänge einer Mittlern
                              									Schicht angenommen werden. Die Berücksichtigung dieses Umstandes
                              									ist bei den groben Jutegarnen unbedingt nöthig und zwar um so
                              									mehr, je gröber die Garne werden und in je dickern Schichten
                              									geweift wird. In Deutschland und Oesterreich rechnet man wie in
                              									England stets nach Bündel zu 60 000 Yards (54 863m) und ist die bei uns
                              									gebräuchlichste Weife folgende: Der Weifenumfang (ein Faden) ist
                              									2 1/2 Yards, 15 bis 120 Fäden bilden ein Gebinde, ferner 5
                              									Gebinde einen Strähn, 20 Strähn eine Weife und 16 bis 2 Weifen
                              									ein Bündel. Die speciellere Eintheilung für verschiedene
                              									Garnnummern ist gewöhnlich folgende: Es haben die Garne
                           
                              
                                 Nr. 1/4   im  
                                    											Gebinde   15   Fäden
                                 im Strähn 5 × 15 ×
                                    											2,5 = 187,5 Yards undin einer Weife 20 ×
                                    											187,5 = 3750 Yards.
                                 
                              
                                 Nr. 1/2 bis 3/4 im Gebinde 30 Fäden,
                                 im Strähn   5
                                    											× 30 × 2,5 = 375 Yards undin einer
                                    											Weife 20 × 375 = 7500 Yards.
                                 
                              
                                 Nr. 1 bis 1 1/3  
                                    											„        „    
                                    											60      „
                                 im Strähn   5
                                    											× 60 × 2,5 = 750 Yards undin einer
                                    											Weife 20 × 750 = 15000 Yards.
                                 
                              
                                 Nr. 1 1/2 bis 12
                                    											„        „  
                                    											120      „
                                 im Strähn 5 × 120 ×
                                    											2,5 = 1500 Yards undin einer Weife 20 × 1500
                                    											= 30000 Yards.
                                 
                              
                           
                              
                                 Hiernach enthält
                                 in
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Weifen
                                 
                                 Strähne
                                 
                                 Gebinde
                                 
                                 Fäden
                                 
                              
                                     Nr. 1/4
                                 ein
                                 Bündel
                                 von
                                 60000
                                 Yards
                                 16
                                 oder
                                 320
                                 oder
                                 1600
                                 oder
                                 24000
                                 
                              
                                     Nr. 1/2 bis 3/4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 60000
                                 „
                                   8
                                 „
                                 160
                                 „
                                   800
                                 „
                                 24000
                                 
                              
                                     Nr. 1 bis 1 1/3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 60000
                                 „
                                   4
                                 „
                                   80
                                 „
                                   400
                                 „
                                 24000
                                 
                              
                                     Nr. 1 1/2 bis
                                    											12
                                 „
                                 „
                                 „
                                 60000
                                 „
                                   2
                                 „
                                   40
                                 „
                                   200
                                 „
                                  24000.
                                 
                              
                           
                           Die englische Weife ist für die feinern
                              									Nummern: 1 thread (Faden) = 2 1/2
                              									Yards; 120 threads = 1 lea (Gebinde) = 300 Y.; 10 leas = 1 hank (Strähn) = 3000 Y. und 20 hanks = 1 bundle (Bündel oder
                              									Bund) = 60000 Y.
                           Außerdem findet man auch die schottische Weife
                              									im Gebrauch: 1 thread = 2 1/2 Yards;
                              									120 threads = 1 cut 300 Y.; 2 cuts = 1 heer = 600 Y.; 6 heers = 1 hank = 3600 Y.; 4 hanks = 1
                              									spyndle = 14400 Y.; (13168m).
                           Die Nummer der Garne wird bei uns und in England durch die Zahl
                              									ausgedrückt, welche angibt, wie vielmal 300 Yards (leas) in einem Pfunde engl. enthalten
                              									sind.
                           Ein Garn von der Nummer Ne enthält also in 1 Pfund
                              									engl. eine Länge von 300 Ne Yards. Hiernach wiegt ein Bündel
                              									stets 60000/300 Ne = 200/Ne Pfund.
                           Da ein solches Pfund = 0k,4536 ist, so würde 1k stets eine Länge von 300
                              									Ne/0,4536 = 661,38 Ne Yards Garn enthalten, und ein
                              									Bündel 60000/661,38 Ne = 90,71/Ne Kilogramm wiegen,
                              									welcher Werth in der Praxis auf 90/Ne abgerundet ist.
                           Außer der englischen Numerirung ist zur Berechnung einiger
                              									Webereimanipulationen leider noch die schottische Numerirung im
                              									Gebrauch, bei welcher die Nummer durch die Anzahl der englischen
                              									Pfunde angegeben wird, welche eine schottische „Spyndle“ von 14400 Yards
                              									(13168m) wiegt. Da nach
                              									der ersten Numerirung die Länge, im zweiten das Gewicht die
                              									Nummer angibt, so unterscheidet man die Nummern durch die
                              									Bezeichnung Lea-Garne im ersten, und
                              									pfundige Garne im zweiten Falle und schreibt beispielsweise 7lea Garn oder 7lbs Garn.
                           Bezeichnet man im Allgemeinen die englische
                              									Nummer mit Ne und die schottische mit Ns, so
                              									sind in beiden Fällen in 1 Pfund engl. stets 300 Ne oder
                              									14 400/Ns Yards enthalten, daher ist 300 Ne = 14400/Ns =
                              									oder Ne = 14400/300 Ns oder Ns = 48/Ne d.h.,
                              									wenn man mit der gegebenen Nummer des 'einen Systems in die Zahl
                              									48 dividirt, so findet man die entsprechende des andern. Wenn
                              									Ne =
                              									5 ist, so muß Ns = 48/5 = 9,6 sein, und wenn Ns = 36
                              									ist, so folgt Ns = 48/36 = 1 1/3 u.s.w.
                           Aus den obigen Gleichungen ergibt sich noch
                              									Ne × Ns = 48,
                              									d.h. das Product der englischen und schottischen Garnnummer
                              									derselben Fadenstärke ist stets = 48.
                           Stellt man n fachen Zwirn aus einem
                              									bestimmten Garne von der Nummer Ne und dem Gewichte G für 1 Bündel her, so wird das
                              									Bündelgewicht des Zwirnes nicht nG, sondern etwas größer sein, weil durch die
                              									Zusammendrehung eine Verkürzung der einfachen Garnlängen, mithin
                              									eine Gewichtszunahme über das n
                              									fache des Garnfadens hinaus stattfindet. Einige Spinnereien
                              									Pflegen die zu Zwirngarn bestimmten einfachen Garne
                              									um so viel leichter zu spinnen, als diese Gewichtszunahme
                              									beträgt, so daß der fertige Zwirn das wirkliche Bündelgewicht
                              									nG hat. Andere Fabriken
                              									hingegen zwirnen die einfachen Garne mit ihrem normalen Gewichte
                              									– und dieses Verfahren will uns allein richtig erscheinen
                              									– und erhalten dann einen verhältnißmäßig schwereren
                              									Zwirn. Die Gewichtszunahme durch das Zwirnen ist je nach der
                              									Feinheit und der Anzahl der Garne – bei gleicher Drehung
                              									– etwas verschieden und kommen Abweichungen bis 10 Proc.
                              									des theoretischen Gewichtes und darüber vor. Das wirkliche
                              									Bündelgewicht des Zwirnes ist sonach 1,1 nG 1 Bündel Zwirn zweifach aus
                              									Garnnummer 6 wiegt daher nicht 2 × 15 = 30k, sondern 1,1 × 2
                              									× 15 = 33k
                              									u.s.w.
                           
                        
                           Tabelle über Gewichte, Weife und
                              									Verpackung der Garne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 624
                              Garnnumer;
                                 										engl. Ne; schottisch
                                 										abgerundet Ns; 1 Bündel von
                                 										60000 Yards enthält Weifen zu 20 Strähnen; 1 Pack enthält
                                 										Bündel von 60000 Yards; Gewichte; Bündel; Weife; Ein Pack;
                                 										Pfd.; k
                              
                           Es ist Ne × Ns = 48. Gewicht eines
                              									Bündels = 200/Ne Pfund oder abgerundet 90/Ne
                              									Kilogramm. Bündelgewicht des n
                              									fachen Zwirnes, wenn G das Gewicht
                              									des einfachen Garnes ist, = 1,1 nG.
                           
                           Das Verpacken der Garne geschieht mit
                              									der Hand auf Packbänken in der vollen Strähnlänge, und wird
                              									jeder Pack an 3 oder 4 Stellen durch umgelegte und verknüpfte
                              									mehrfache Gebinde derselben Garnsorte zusammengehalten. Man
                              									vereinigt von
                           
                              
                                 Nr.
                                 1/4
                                 in
                                 einem
                                 Pack
                                 1/16
                                 Bündel
                                 
                              
                                 „
                                 1/2 bis 3/4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1/8
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1 bis 1 1/2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1 1,2
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1 3/4 bis 3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1/2
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 3 1/2 bis 5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 5 1/2 bis 8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1 1/2
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 9 bis 12
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                           Von den Zwirngarnen zwei-, drei- und
                              									vierfach enthält in
                           
                              
                                 Nr.
                                 3 bis 5 1/2
                                 ein
                                 Pack
                                 1
                                 Bündel
                                 einfaches
                                 Garn
                                 
                              
                                 Nr.
                                 6 bis 8
                                 „
                                 „
                                 1 1/2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Eine nähere Beschreibung des Packprocesses übergehen wir, da
                              									derselbe allgemeiner bekannt ist, verweisen hingegen auf die
                              									tabellarische Zusammenstellung (S. 624) der bezüglichen
                              									hauptsächlichsten Mittheilungen.
                           
                        
                           Es handelt sich noch darum, die Aufstellung des Spinnplanes, d.h. die Anordnung der
                              									Vorzüge, Doublirungen und Drehungen, um aus einer bestimmten
                              									Menge Rohmaterial ein Garn von gewünschter Feinheit (Nummer) zu
                              									erhalten, in Kürze zu besprechen. Vergegenwärtigen wir uns daher
                              									nochmals die Art und Weise der Verarbeitung der eingeweichten
                              									Jute, so wird zunächst die Größe des Auflagegewichtes auf der
                              									Vorkarde, d.h. die auf der Längeneinheit des Zuführungstuches
                              									ausgebreitete Jutemenge so gewählt, daß die gelieferten Bänder
                              									auf gleicher Länge möglichst ein und dasselbe Gewicht haben.
                              									Damit dies annähernd genau erreicht wird, ist mit der
                              									Betriebswalze des Zuführungstuches ein die abgewickelten
                              									Tuchlängen angebender Zeigerapparat verbunden, und breitet man
                              									stets gleiche abgewogene Jutemenge auf ein und derselben
                              									Tuchlänge aus. Dieses Verfahren wird dann angewendet, wenn die
                              									Speisung der Feinkarden direct mit den Bändern der Vorkarde
                              									geschieht. Bezeichnen wir daher mit p das für je 1 Yards des Zuführungstuches aufgelegte
                              									Jutegewicht, den Verzug auf der Vorkarde mit v₀, so werden d₁ Bänder derselben in ihren
                              									Kannen der Feinkarde vorgesetzt, auf derselben v₁ Mal gestreckt und zu einem
                              									einzigen Bande vereinigt. Von diesen Bändern setzt man d₂ in ihren Kannen dem ersten
                              									Durchzuge vor, verzieht v₂
                              									Mal, vereinigt sie wieder zu einem Bande, setzt dem zweiten
                              									Durchzuge d₃ solcher Bänder
                              									vor, die man v₃ Mal streckt
                              									und nochmals zu einem Bande zusammenführt. Die Bänder des
                              									zweiten Durchzuges werden der Spindelbank einfach vorgesetzt,
                              									auf derselben v₄ Mal verzogen
                              									und zu Vorgarn umgewandelt, das man auf der
                              									Feinspinnmaschine schließlich noch v₅ Mal streckt und endlich zu Feingarn von der
                              									Nummer Ne zusammendreht. Die Gewichtseinheit des auf dem
                              									Vorkardentuche ausgebreiteten Rohmaterials ist auf einer Länge
                              									von 1/p Yards vertheilt; von dem
                              									daraus erzeugten Garne enthält die Gewichtseinheit 300 Ne
                              									Yards, mithin muß das Rohmaterial eine totale Streckung
                              									erleiden:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 626
                              
                           welche Streckung demselben auch auf den
                              									Maschinen zu ertheilen ist. Der resultirende Verzug auf den
                              									Maschinen ist aber gleich dem Producte aus den einzelnen
                              									Verzügen, dividirt durch die Producte der einzelnen
                              									Doublirungen, also V = (v₀v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₁ d₂ d₃) = 300 pNe/l woraus beispielsweise das
                              									Auflagegewicht sich ergibt:
                           p = (v₀ v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₁ d₂ d₃) l/300Ne Pfund.
                           Durch das angegebene – in einigen Fabriken im Gebrauch
                              									befindliche – Verfahren erreicht man keine große
                              									Genauigkeit in dem Resultate, da trotz des Abwiegens
                              									Unregelmäßigkeiten in der Auflage unvermeidlich sind; dennoch
                              									ist dasselbe bei den starken Jutegarnen und der großen
                              									Hygroskopicität der Fasern, welche ein fortwährendes
                              									controlirendes Nachwiegen jeder fertigen Weife Garn unter allen
                              									Umständen nothwendig macht, zulässig; nur erfordert es ein
                              									häufigeres Aendern eines der Verzüge – gewöhnlich des der
                              									Feinspinnmaschine – um die Gewichtsschwankungen innerhalb
                              									zulässiger Grenzen zu halten.
                           Nach einer andern häufiger im Gebrauch befindlichen Methode
                              									vereinigt man zunächst mehrere Vorkardenbänder auf der
                              									Wickelmaschine zu einem Wickel von bestimmter, durch den
                              									Klingelapparat der Maschine markirter Bandlänge K, setzt zwei oder drei derselben von
                              									dem Gesammtgewicht P (Ansatzgewicht,
                              									Ansatz, set) der Feinkarde vor,
                              									welche dann wieder nur ein einziges Band liefert, das wie vorhin
                              									beschrieben weiter verarbeitet wird. Das Auflagegewicht g, die Tuchlänge l, sowie der Verzug v₀
                              									auf der Vorkarde und die Doublirung d₁ auf der Feinkarde fallen alsdann außer Rechnung,
                              									weil der gesammte Verzug stets sein muß:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 626
                              
                           
                           Hieraus folgt das Ansatzgewicht
                              									(Nettogewicht der Wickel):
                           P = K/300Ne (v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₂
                              									d₃) Pfund = K/661,38Ne (v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₂
                              									d₃) welch letzterer Werth in
                              									Rücksicht auf die eingeführten Abrundungen der Garngewichte sich
                              									stellt auf:
                           Pk = K/666Ne (v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₂
                              									d₃)
                           Ein drittes Verfahren besteht darin, an dem ersten Durchzuge
                              									einen Klingelapparat anzubringen, stets gleiche Bandlängen in
                              									Kannen aufzufangen, eine gewisse Anzahl derselben zum
                              									Ansatzgewichte zu vereinigen, der zweiten Streckmaschine
                              									vorzusetzen, die Bänder gemeinsam zu strecken und wieder zu
                              									einem Bande zu vereinigen, welches dann der Vorspinnmaschine
                              									vorgesetzt wird. Dieses Verfahren gibt die genauesten Resultate,
                              									weil das Abwiegen des Materials in einem viel spätem Stadium der
                              									Verarbeitung stattfindet, wodurch die Unregelmäßigkeiten der
                              									frühern Arbeitsprocesse ausgeglichen werden und anderseits die
                              									Verdunstung des der Jute beigemengten Wassers, da sie bereits
                              									zum größten Theile erfolgt ist, fernerhin nur noch wenig die
                              									Gewichtsresultate beeinträchtigen kann. Dasselbe ist jedoch auch
                              									das umständlichste, erfordert am meisten Arbeit und bedingt
                              									genügenden Raum zwischen den Maschinen. Ist P₁ das Ausatzgewicht am zweiten
                              									Durchzuge und K₁ die
                              									Klingellänge am ersten, so ergibt sich nach dem Frühern ohne
                              									weiters:
                           P₁ = (K₁/300Ne) v₃ v₄ v₅ Pfund, abgerundet = (K₁/666Ne) v₃ v₄ v₅ Kilo.
                           Das zweite Verfahren ist am meisten im Gebrauche und sollen
                              									deshalb die folgenden Angaben aus der Praxis sich demselben
                              									anschließen. Wir wollen aber in diesen Formeln anstatt der
                              									Garnnummer das Gewicht für ein Bündel einführen, wodurch sie in
                              									vielen Fällen brauchbarer werden.
                           Zunächst lassen sich diese Formeln unter die allgemeine Gestalt
                              									bringen: P = (K/ε Ne) (v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₂
                              									d₃), wo d = 300 für Pfund engl. und ε = 661,38 oder rund = 666 für
                              									Kilogramm ist. Nach Früherem bestimmt sich das Bündelgewicht G aus der Formel G = 60000/ε Ne; hieraus folgt aber ganz allgemein
                              									ε Ne = 60000/G und, wenn wir
                              									diesen Werth in die allgemeine Gleichung einsetzen, so ergibt
                              									sich:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 628
                              
                           oder für K =
                              									80 Yards:
                           P = G/750 (v₁ v₂ v₃ v₄ v₅)/(d₂
                              									d₃).
                           Diese Formel ist für die Praxis die
                              									bequemste, da sie die Bündelgewichte, also auch deren
                              									Abrundungen berücksichtigt.
                           Aus den Formeln für das Ansatzgewicht ergibt sich, daß man im
                              									Allgemeinen auf verschiedene Weisen ansetzen, strecken und
                              									doubliren kann und doch dasselbe Resultat erhält. Man muß aber
                              									bei der Wahl der einzelnen Größen zunächst Rücksicht nehmen auf
                              									die Beschaffenheit des Materials, weil kurze Fasern weniger hohe
                              									Verzüge als längere – besonders auf der Feinspinnmaschine
                              									– vertragen, sodann auf die Größe und Lieferungsfähigkeit
                              									der Maschinen, insofern jede folgende Maschine das Product der
                              									vorhergehenden, ohne überladen zu sein, regelmäßig aufarbeiten
                              									soll, damit nirgends ein Mangel oder eine Anhäufung an Material
                              									eintritt.
                           Die Verzüge sollen bei guter fester Jute nicht höher als folgende
                              									Werthe angeben genommen werden: Vorkarde bis 15, Feinkarde bis
                              									25, erste Streckmaschine bis 7, zweite Streckmaschine bis 8,
                              									Spindelbank bis 8,5 und Feinspinnmaschine bis 11.
                           Bei ordinärer, schwacher Jute sind die Verzüge zu nehmen: bei der
                              									Vorkarde bis 10, Feinkarde bis 16, erste Streckmaschine bis 4,5,
                              									zweite Streckmaschine bis 5,5, Spindelbank bis 6,5 und
                              									Feinspinnmaschine bis 6,5.
                           Die Ansatzgewichte auf den Feinkarden nehme man nicht zu schwer,
                              									damit eine genügende Bearbeitung des Materials stattfinden kann,
                              									und empfiehlt es sich – bei 80 Yards Klingellänge
                              									– dieselben etwa 50 bis 100k zu wählen.
                           In der Zusammenstellung auf S. 629 ist der Spinnplan für
                              									verschiedene Garnnummern zusammengestellt, wie er sich nach
                              									diesen Angaben ungefähr aufstellen läßt. Die angegebene
                              									Vorgarnnummer Ne ist ebenso wie
                              									die englische Feingarnnummer Ne nach der Anzahl Leas zu 300 Yards in 1 Pfund engl.
                              									bestimmt. Die Vorgarngewichte wurden zunächst in Unzen (1 Pfund
                              									= 16 Unzen zu 28g,35 =
                              									453g,6) berechnet und
                              									dann in Gramm umgewandelt.
                           Es empfiehlt sich, zu viele verschiedene Ansatzgewichte zu
                              									vermeiden, und könnte man beispielsweise für Garne 3/4 bis 2 1/2
                              									einen Ansatz von 80k
                              									wählen und für alle andern Nummern 60k. Die Verzüge sind
                              									natürlich nach den frühern Formeln genauer festzustellen. Sehr
                              									häufig
                           
                        
                           
                           Spinnplan für die Garnnummern 3/4 bis
                              									12lea.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 629
                              Für Garn Ne =; Qualität des Rahmaterials;
                                 										Ansatz Nettogewicht an der Feinkarde (bei 80 Yards Klingel)
                                 										k; Mittlere Streckungen auf den; Karden; Vor-; Fein-;
                                 										Durchzügen; I; II; Spindelbänken; Feinspinnm.; Doublirungen
                                 										auf den Durchzügen; Vorgarnummer etwa; Gewichte von 100
                                 										Yards Vorgarn; Unzen; g; bis; Sec.; Pr.
                              
                           findet man aber in der Praxis bedeutend
                              									höhere Ansatzgewichte und zwar bis zu 125k, dem entsprechend auch
                              									stärkeres Vorgarn, weil die Vorbereitung zu klein gegen die
                              									Feinspinnerei gewählt wurde, was aber stets auf Kosten der
                              									Gleichmäßigkeit der Garne geschieht.
                           Die Resultate der Rechnung müssen bei Ausführung des
                              									Spinnprocesses aus verschiedenen Gründen modificirt werden,
                              									damit das Ergebniß desselben verlangtermaßen ausfällt. Zunächst
                              									ist der Wassergehalt des Spinnmaterials und die Verdunstung
                              									desselben während des Spinnprocesses, sowie der Gewichtsverlust
                              									durch Abgang an Staub, Basttheilchen und kurzen Fasern, wodurch
                              									das Garn also feiner als beabsichtigt wird, und anderseits die
                              									Verkürzung des Garnfadens, also dessen Gewichtszunahme durch die
                              									Drehungen auf der Feinspinnmaschine zu berücksichtigen. Da der
                              									Feuchtigkeitsgehalt der Luft von wesentlichstem Einfluß auf die
                              									Schnelligkeit der Wasserverdunstung und auf den schließlichen
                              									Wassergehalt der Faser überhaupt ist (vgl. die bezüglichen
                              									Mittheilungen Bd. 222 S. 40) und hierüber, sowie über die
                              									wirklich stattfindende Contraction des Garnes auf der
                              									Feinspinnmaschine eingehende, längere Zeit hindurch fortgesetzte
                              									Beobachtungen uns nicht vorliegen, so verzichten wir darauf,
                              									diese Umstände durch Zahlenwerthe auszudrücken. Es kann jedoch
                              									allgemein gesagt werden, daß die Contraction – also die
                              									Gewichtszunahme durch die Drehungen – die Verluste durch
                              									Wasserverdunstung und Abfall mehr oder weniger überwiegt, und
                              									deshalb pflegt man, je nach dem Grade der Garndrehung, den
                              									Verzug auf der Feinspinnmaschine nach der Erfahrung etwas größer
                              									zu nehmen, als die Rechnung ergibt, um diese Gewichtszunahme
                              									aufzuheben. Im Uebrigen ist es nothwendig, bei jeder Veränderung
                              									im Spinnplan – bestehe dieselbe auch nur in der
                              									Verarbeitung einer andern Marke Rohjute sofort eine genaue Probe
                              									des fertigen Garnes abhaspeln und deren Gewicht prüfen zu
                              									lassen, damit etwaige nothwendige Aenderungen in den Verzügen
                              									bewirkt werden können. In jeder gut verwalteten Spinnerei wird
                              									überhaupt jede Weife Garn abgewogen und bei kleineren
                              									Differenzen eine Vermischung von etwas zu schwerem mit etwas zu
                              									leichtem Garne vorgenommen. Bei den stärkern Jutegarnen lassen
                              									sich aber bei aller Aufmerksamkeit Differenzen im Bündelgewicht
                              									selbst von 2 bis 3k auf
                              									die Dauer nicht vermeiden, was wohl theilweise seinen Grund in
                              									der großen Wasseranziehung der Faser hat.
                           
                        
                           Die Drehungen, welche dem Vor- und dem
                              									Feingarn ertheilt werden, um das Zusammenhalten der Fasern an
                              									einander zu erreichen, sind von der Quadratwurzel aus der
                              									Garnnummer und außerdem noch von der Art der Garne und der
                              									Beschaffenheit des Rohmaterials abhängig. Zwei Fäden von
                              									verschiedenem Durchmesser einer und derselben Art, aus demselben
                              									Rohmaterial, werden gleich stark gedreht sein, wenn erstere sich
                              									umgekehrt verhalten wie die Drehungen. Da sich aber die
                              									Durchmesser wie die Quadratwurzeln aus dem Querschnitt, und
                              									diese bei der englischen Numerirung sich umgekehrt wie die
                              									Fadennummern, so müssen sich auch die Fadendurchmesser umgekehrt
                              									wie die Quadratwurzeln aus den Fadennummern und, wegen der
                              									ersten Beziehung, die Drehungen wie die Qudratwurzeln aus den
                              									Fadennummern verhalten.
                           Bezeichnet man daher zwei Garne derselben Art mit den Nummern Ne und
                              									Ne',
                              									und ihre Drehungen mit D und D', so folgt die Proportion D/D' = √N e/√N e', und hieraus D = (D'/√N
                              									e') √N e. Der Quotient D'/√N e' ist für eine bestimmte Garnsorte constant, und kann
                              									daher im Allgemeinen mit α
                              									bezeichnet werden, so daß sich die Drehungen ergeben aus der
                              									Formel D = α√Ne oder auch für die schottische
                              									Garnnummer aus  D =
                              									α₁√Ns.
                           Je fester und kräftiger das zu einer Garnsorte verwendete
                              									Rohmaterial ist, und je länger die einzelnen Fasern in demselben
                              									sind, desto
                           
                        
                           
                           Tabelle für die Drehungen der
                              									Feingarne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 631
                              Garnnummer;
                                 										Englisch Ne; Schottisch Ns; Schußgarne; Halb-Kettengarne;
                                 										Kettengarne; √Ne; 1
                                 										1/4 √Ne; 1 3/8
                                 										√Ne; 1 1/2
                                 										√Ne; 1 5/8
                                 										√Ne; 1 3/4
                                 										√Ne; 1 7/8
                                 										√Ne; 2 √Ne; 2 1/8 √Ne; 2 1/4 √Ne; 2 3/8 √Ne; 2 1/2 √Ne; 2 5/8 √Ne; 2 3/4 √Ne; 2 7/8 √Ne 
                              
                           
                           weniger Drehungen genügen, um einen
                              									bestimmten Zusammenhang der Fasern zu erzielen, um so kleiner
                              									wird also der Coefficient α.
                              									Da anderseits innerhalb der Elasticitätsgrenze eine schärfere
                              									Drehung einen festern, drallern Faden erzeugt – wie er
                              									als Kettengarn (warp) erwünscht ist
                              									– durch eine losere Drehung ein weicherer, etwas dicker
                              									aussehender, aber auch weniger fester Faden gebildet wird, der
                              									als Schußgarn (weft) verwendet wird,
                              									weil er der Waare mehr Dichtigkeit gibt, sie mehr füllt, so wird
                              									die Drehung eines Garnes derselben Art und Nummer doch
                              									verschieden sein, je nachdem es als Kette oder Schuß Verwendung
                              									findet. Zwischen beiden liegt noch eine Garnsorte mit mittlerer
                              									Drehung, Halb-Ketten- oder Halb-Warp-Garn genannt, die sowohl
                              									als Kette wie als Schuß Verwendung findet.
                           Die üblichen Drehungen der verschiedenen Garne für den laufenden
                              									Zoll liegen etwa zwischen folgenden Grenzen:
                           
                              
                                 Schußgarne
                                 
                                    D
                                    
                                 =
                                 1 3/8 bis 1 5/8 √Ne
                                 
                              
                                 Halb-Kettengarne
                                 
                                    D
                                    
                                 =
                                 1 3/4 bis 2 1/8 √Ne
                                 
                              
                                 Kettengarne
                                 
                                    D
                                    
                                 =
                                 2 1/4 bis 2 7/8 √Ne
                                 
                              
                           Die Drehungen der Zwirngarne lassen sich, wie folgt, feststellen:
                              									Bezeichnet Ne die englische Nummer des einfachen
                              									Garnes, n die Anzahl der Garnfäden
                              									im Zwirn, so ist die Drehung D = 1
                              									3/4 bis 2 3/8 √(Ne/n).
                           In der Tabelle auf S. 631 sind die Drehungen der Feingarne
                              									innerhalb obiger Grenzen ausgerechnet, und kann man dieselbe
                              									auch für Zwirngarne sofort benutzen, wenn man für Ne setzt
                              									Ne/n und die Drehung, welcher
                              									dieser Nummer entspricht, aufsucht.
                           Beispiel. Die
                              									Drehung eines Halb-Warp-Garnes Nr. 2 ist, für α = 1 3/4, D = 2,474. Die demselben Coefficienten entsprechende
                              									Drehung eines Zwirnes von Ne = 4 zweifach, oder Ne = 8
                              									vierfach ist, da sich Ne/n =
                              									4/2 = 8/4 = 2 ergibt, ebenfalls D =
                              									2,474 zu nehmen.
                           Das Vorgarn dreht man im Allgemeinen so stark wie irgend
                              									zulässig, daß eben noch das Strecken auf der Feinspinnmaschine
                              									möglich ist, weil der stärker gedrehte Faden die Feuchtigkeit
                              									länger zurückhält als der losere, ein feuchtes Vorgarn sich
                              									besser verspinnen läßt und auch ein glatteres Feingarn gibt.
                              									Wenn Ne die Vorgarnnummer ist,
                              									so liegen die Drehungen etwa innerhalb der Grenzen, D = 0,75 bis 1,5√Ne und hat man bei kürzerm, loserm
                              									Materiale die stärkere Drehung zu geben. Die folgende Tabelle
                              									enthält die Gewichte und die innerhalb der angegebenen Grenzen
                              									liegenden Drehungen des Vorgarnes für den laufenden Zoll.
                           
                        
                           
                           Tabelle über die Gewichte und Drehungen
                              									des Vorgarnes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 633
                              Vorgarnnummer
                                 										Ne; Gewichte von 100 Yards
                                 										Vorgarn; Unzen; g; √Ne; 0,75 √Ne;
                                 										0,80 √Ne; 0,85
                                 										√Ne; 0,90
                                 										√Ne; 1,5 √Ne 
                              
                           
                        
                           Was den Kraftbedarf der bis jetzt
                              									erwähnten Maschine betrifft, so kann man im Allgemeinen auf 1e effectiv (75mk), je nach der
                              									durchschnittlichen Garnnummer (4 bis 5), 12 bis 15 Feinspindeln
                              									mit den zugehörenden Vorspinn- und Vorbereitungsmaschinen
                              									rechnen. Eine Spinnerei von 2000 Feinspindeln würde also zu
                              									ihrem Betriebe etwa 130 bis 160e bedürfen. Wir begnügen
                              									uns hier mit diesen allgemeinen Angaben, da genauere Versuche
                              									über den Kraftbedarf der einzelnen Maschinen bis jetzt nicht
                              									vorliegen, und erlauben uns nur noch, indem wir die
                              									Mittheilungen über die Verarbeitung der Jute zu Garnen schließen, eine kurze Beschreibung
                              									der Herstellung der Verbandjute,
                              									soweit sich die Spinnereien hiermit beschäftigen, anzufügen.
                           
                        
                           Die Jutefasern sollen in dem Verbandmaterial völlig zertheilt,
                              									nicht zu kurz und möglichst rein, also frei von Wurzelenden,
                              									Basttheilchen, Staub und andern Beimengungen, ferner trocken
                              									sein. Ein weiches Rohmaterial – gleichgiltig von
                              									welcher Farbe – mit gutem Glanz und ohne grobe
                              									Wurzelenden, das möglichst wenig Basttheilchen überhaupt
                              									enthält, eignet sich am besten zur Herstellung von Verbandjute.
                              									Man läßt das Rohmaterial trocken, ohne jede Vorbereitung
                              									– wenn es nicht nothwendig ist die Enden abzuschnippen
                              									– zunächst über eine gut gereinigte Vorkarde gehen, setzt
                              									deren Bänder nochmals derselben Maschine vor und vereinigt die
                              									zum zweiten Male gebildeten Bänder zu Wickeln auf der
                              									Wickelmaschine, welche dann einer ebenfalls gut gereinigten
                              									Feinkarde zur Bearbeitung übergeben werden. Von der Feinkarde
                              									wird das Material nicht in Bandform, sondern in losem Zustande
                              									abgenommen, wodurch man ein lockeres, gleichmäßiges Vließ
                              									erhält, das mittels Pressen in Ballen von etwa 25 bis 100k verpackt als fertiges
                              									Verbandmaterial in den Handel kommt. Sollen die Fasern in dem
                              									Verbandmateriale etwas länger bleiben, was manchmal gewünscht
                              									wird, so wählt man das beste und weichste Rohmaterial, läßt
                              									dasselbe nur einmal über die Vorkarde und dann über die
                              									Feinkarde gehen.
                           (Vgl. Berichtigungen S. 648 dieses Bandes.)