| Titel: | Den Bericht über die Casseler Ausstellung betreffend. | 
| Autor: | Wolpert | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 635 | 
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                        Den Bericht über die Casseler
                           								Ausstellung betreffend.
                        Ueber die Casseler Ausstellung.
                        
                     
                        
                           In dem schätzenswerthen Berichte „über die Ausstellung
                                 									von Heizungs- und Lüftungsanlagen in Cassel 1877“
                              									(Bd. 225 S. 521. Bd. 226 S. 1. 113. 217) sind die von dem
                              									„Eisenwerk Kaiserslautern“ ausgestellten
                              									Gegenstände meiner Construction in einer Weise besprochen,
                              									welche theils weitere Aufklärung, theils Berichtigung
                              									wünschenswerth erscheinen läßt.
                           1) Zwischen den Röhren und anderen sich gegenseitig bestrahlenden
                              									Theilen meines Centralheizungsofens
                              									Bleche anzubringen (S. 127 d. Bd.), ist eine bei dieser
                              									Construction nahe liegende Idee, auf die ich im J. 1870 gekommen
                              									bin, ohne zu wissen, daß Aehnliches bereits irgendwo ausgeführt
                              									oder angegeben worden war. Obwohl ich also diese Einrichtung
                              									meinerseits als Original betrachte, will ich doch auf Priorität
                              									nicht Anspruch machen.
                           2) Meinen Luftbefeuchtungsapparaten
                              									wird nur der Vorzug vor den offenen Schalen der Heizkammer
                              									eingeräumt, daß sie mit Leichtigkeit außer Wirkung gesetzt
                              									werden können (S. 230 d. Bd.). Damit scheint mir deren
                              									Hauptvorzug nicht klar genug ausgesprochen, welcher darin liegt,
                              									daß man. weil die Luftbefeuchtungsvorrichtung in jedem Zimmer
                              									angebracht wird, nicht in allen aus derselben Heizkammer
                              									ventilirten Zimmern gleich feuchte Luft ertragen muß, sondern in
                              									jedem Zimmer die Ventilationsluft nach speciellem Erforderniß
                              									befeuchtet. Soweit meine Erfahrung reicht, läßt sich mittels
                              									dieser Vorrichtungen der beabsichtigte Zweck sehr gut erreichen.
                              									(Vgl. Zeitschrift des bayerischen Architecten- und
                              									Ingenieurvereines, 1876 Heft 4.)
                           3) Dem Ausspruche, daß bewegliche
                                 									Schornsteinköpfe, Drehköpfe u. dgl. von sicherer Wirkung
                              									seien, wo der Wolpert'sche Hut
                              									versagen sollte (S. 235 d. Bd.), kann ich die Erfahrung
                              									entgegenstellen, daß meine festen Apparate in manchen Fällen von
                              									bester Wirkung waren, wo man vorher Drehköpfe ohne Erfolg
                              									angewendet hatte. Daß der Wind durch einen sogen. Wolpert-Sauger
                              									in den Schornstein hinabbläst, ist unmöglich (vgl.
                              									Zeitschrift für Biologie, 1877 S. 406); wo bei einem damit
                              									bekrönten Schornstein dennoch verkehrte Strömungen vorkommen,
                              									erklären sich diese entweder aus der Situation der
                              									Schornsteinmündung über dem Dache, woselbst bei höheren
                              									Dachflächen und anderen Gegenständen Luftstauungen entstehen,
                              									oder aus der Lage und Beschaffenheit der Thüren und Fenster, an
                              									welchen bei gewisser Windrichtung der Wind heftig saugt. Unter
                              									beiden Umständen kann aber die verkehrte Strömung durch keinen
                              									Schornsteinkopf verhütet werden, er mag wie immer gestaltet
                              									sein.
                           4) Das von mir erfundene statische
                                 									Anemometer (236 d. Bd.) ist mit einem von Reinhardt ausgestellten, anderwärts schon
                              									mehrfach in Anwendung gekommenen Apparate in eine Linie
                              									gestellt. Ich glaube behaupten zu dürfen, daß mein statisches
                              									Anemometer weitaus jenes und auch jedes andere Anemometer an
                              									praktischem Werth übertrifft, überhaupt allen Bedingungen
                              									genügt, die man an ein praktisches Anemometer für
                              									Ventilationszwecke stellen kann und muß. (Vgl. Deutsche
                              									Bauzeitung, 1876 Nr. 47.) – Der Grundgedanke auch meines
                              									Anemometers wird als nicht ganz glücklich bezeichnet. Daß
                              									Wirbelungen und damit Störungen in der Luftbewegung durch das
                              									Instrument nicht veranlaßt werden, ist leicht nachzuweisen,
                              									indem man das Anemometer in eine Luftabzugsöffnung stellt und
                              									Cigarrenrauch hinter demselben erzeugt, welchen man etwa mittels
                              									einer Federspule langsam aus dem Munde entweichen läßt. Eine
                              									gewisse Stauung des Luftstromes bewirkt natürlich jeder in
                              									denselben gebrachte Gegenstand, allein alle Theile des
                              									Anemometers sind so geformt, daß sie den Luftstrom möglichst
                              									wenig hemmen. – Die Behauptung, es sei unzulässig, mit
                              									den abgelesenen Geschwindigkeiten zu rechnen, bestreite ich
                              									überdies aus dem Grunde, weil die Construction auf exact
                              									wissenschaftlicher Theorie basirt, die Scale aber in genauester
                              									Weise empirisch festgestellt, bezieh. controlirt wird.
                              									(Zeitschrift des bayerischen Architecten- und Ingenieurvereines,
                              									1876 Heft 2 und 3.) – Man könnte sagen, daß die
                              									angedeutete Beobachtung mit Cigarrenrauch sich nur bei kleinen
                              									Geschwindigkeiten gut anstellen läßt, bei großen
                              									Geschwindigkeiten aber Wirbel leichter entstehen. Allein bei den
                              									in der Zeitschrift für Biologie mitgetheilten Versuchen über die
                              									Saugwirkung des Windes an Schornsteinhüten benutzte ich ein
                              									ausnahmsweise stark, für Messung sehr großer Geschwindigkeiten
                              									gebautes Anemometer derselben Construction; es wurden da an
                              									einem Schmiedegebläse Geschwindigkeiten von 8 bis 31m der Secunde gemessen und
                              									die Angaben stimmten mit den aus gleichzeitigen
                              									Manometerablesungen berechneten Geschwindigkeiten sehr gut
                              									überein. Möge mir die Bemerkung gestattet sein, daß ich nur die
                              									Förderung einer guten Sache im Auge habe und mir die Absicht
                              									fern liegt, durch Anpreisung von Vorzügen auf den Verkauf meiner
                              									Anemometer einzuwirken. Die genaue Herstellung derselben
                              									erfordert meine persönliche – physische und geistige
                              									– Arbeit in so hohem Grade, daß ich viele oder große
                              									Bestellungen gar nicht annehmen kann. Ein Anemometer, wie das
                              									speciell erwähnte, womit sich Geschwindigkeiten über 30m noch zuverlässig messen
                              									lassen, ist überhaupt nicht käuflich zu haben.
                           5) In Betreff meiner Hygrometer (S.
                              									236 d. B.) erlaube ich mir, um Ansprüchen auf Doppelhygrometer
                              									vorzubeugen, zu bemerken, daß ich zwei hygroskopische Fäden dem für die Ausstellung
                              									bestimmten Procenthygrometer nur deshalb eingefügt habe, um die
                              									Uebereinstimmung beider zu zeigen. In der That stimmten die
                              									Angaben beider Fäden immer überein, während bei den drei
                              									ausgestellten Klinkerfues'schen Haarhygrometern auch nicht
                              									annähernd eine Uebereinstimmung stattfand.
                           Kaiserslautern, November 1877.
                           Prof. Dr.
                              									Wolpert.