| Titel: | Ueber neue Regulatoren und vollständige Regulir- und Absperrapparate für Dampfmaschinen. Dr. Pröll's Patent. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 13 | 
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                        Ueber neue Regulatoren und vollständige Regulir-
                           								und Absperrapparate für Dampfmaschinen. Dr. Pröll's Patent.Vertreten durch Dr. Pröll und Scharowsky, geprüfte Civilingenieure für Maschinenbau und
                                 										Ingenieurwesen in Dresden.
                           							
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 1.
                        Ueber Proll's Regulatoren.
                        
                     
                        
                           Der schon auf der Weltausstellung zu Wien 1873 vielfach angewendete, und mit
                              									Interesse aufgenommene Pröll'sche Regulator (1873 210 164. *1875 218 385) hat sich in der
                              									Zwischenzeit immer weiter zu verbreiten verstanden und wird nun von dem Eisenwerk Lauchhammer in den verschiedensten Grössen
                              									sowohl als Regulator allein, sowie mit dem Absperrventil verbunden in den auf Tafel
                              									1 dargestellten Anordnungen ausgeführt. Es kann die Ausführung derartiger
                              									Specialitäten durch besondere Fabriken in Hinsicht der Arbeitstheilung und der
                              									vollendeten Durchführung der Einzelheiten nicht genug empfohlen werden, und wir
                              									glauben die Zeit nicht mehr ferne zu sehen, wo die Maschinenfabriken bedeutendere
                              									Maschinentheile ebenso vom Specialfabrikanten beziehen werden, als beispielsweise
                              									Injectoren, Manometer und ähnliche Apparate, welche schon heute Gegenstand von
                              									Specialfabrikationen sind.
                           Im Folgenden soll zunächst eine kurze Beschreibung der Pröll'schen Apparate gegeben
                              									werden.
                           A) Der verbesserte Pröll'sche Regulator ist in Fig. 1 Taf. 1
                              									im Längsschnitt dargestellt. Ein die Wirkungsweise des Regulators zunächst
                              									beeinflussender Theil, der Kugelträger, ist aus einem Stücke hergestellt. Eine
                              									gerade Stange, welche mit einer centrisch angegossenen Schwungkugel P versehen ist, hat unterhalb derselben in einer von
                              									der Regulatorspindel abgewendeten Richtung und an ihrem Ende je ein Bolzenscharnier
                              										Z2 und Z1, durch
                              									welche dem Kugelträger im Mechanismus des Regulators eine bestimmte zwangläufige
                              									Bewegung vorgeschrieben wird. Das mittlere Scharnier ist an zwei wegen der Kugel
                              									gekrümmte schmiedeiserne Hängeschienen angebolzt welche in Z0 an ein oberes, auf die Spindel
                              									festgeschraubtes Querstück aufgehängt sind. Der untere Zapfen Z1 ist an eine Hülse angeschlossen, welche
                              									gleichzeitig die zwischen den Kugelträgern befindliche massiv gegossene Urne U trägt.
                           In Folge einer sehr geringen Abweichung der Mechanismuscurve von der astatischen
                              									Curve ist ein grosser Beweglichkeitsgrad von etwa 2 Proc. für sämmtliche Grössen,
                              									entsprechend einem Hube von 40 bis 80mm, erzielt
                              									worden. In diesem Beweglichkeitsgrad ist bereits der Einfluss der Gelenkverbindungen
                              									auf die Wirkungsweise des Regulators mit einbegriffen. Die Energie beträgt für 1/50
                              									Tourenänderung bei dem Regulator kleinster Sorte 0k,5, bei dem Regulator grösster Sorte 4k,3 und ist während des Hubes fast ganz constant. Sowohl was Beweglichkeit als
                              									Energie anbelangt, stehen die Proll'schen Regulatoren den anders construirten pseudoastatischen
                              									Regulatoren nicht im Geringsten nach. Sie zeichnen sich
                              									insbesondere vor den Buss'schen Regulatoren, (*1871 202 481) 1875 216 195) und den neuerdings bekannt gewordenen Cosinus-Regulatoren (*1877 224 19) dadurch aus, 1) dass sie eine mässige
                              									Tourenzahl besitzen; dieselbe liegt nach der im Lauchhammer'schen Prospeet
                              									enthaltenen Tabelle zwischen 80 und 120, während die Tourenzahl des Buss-Regulators
                              									zwischen 122 und 172 und die des Cosinus-Regulators sogar zwischen 270 und 416 in der
                              									Minute liegt. 2) Dass alle beweglichen Theile offen
                              									liegen, darum leicht zugänglich sind und bequem controlirt werden können.
                           B) Die vollständigen Regulir- und Absperrapparate für
                                 										stationäre Dampfmaschinen sind in Fig. 2 und 3 Taf. 1 abgebildet.
                              									Dieselben machen folgende fünf bei gewöhnlichen
                              									Dampfmaschinen leicht zu unterscheidenden Maschinentheile überflüssig: 1) Regulator, 2) Gestell zum
                                 										Regulator, 3) Stellzeug, 4) Drosselklappe oder Regulirventil, 5) Absperrventil. Der
                              									Regulator ist bis auf die Belastung der Hülse durch eine Kugel oder eine Spiralfeder
                              									statt durch eine Urne nach demselben System wie oben construirt. Die aus der
                              									eigenthümlichen Kugelaufhängung entspringenden Vortheile gelten auch ur die
                              									Regulatoren dieser Apparate. Die Regulirung des Dampfzuflusses erfolgt durch eine im
                              									Innern der hohlen Regulatorspindel  befindliche Regulirstange s, welche durch den Keil k
                              									mit dem untern Querstück Z1 des Regulators fest verbunden ist. Die Aenderung er Höhenlage des
                              									Gleitstückes in Folge von Geschwindigkeitsänderungen wird unmittelbar auf ein
                              									doppelsitziges Rohrventil übertragen. Die Arretirung der Maschine erfolgt durch
                              									Aufwärtsdrehen des unterhalb des Regulators befindlichen Handrades H, indem das doppelsitzige Ventil v in seine Sitzflächen gepresst wird. Letztere sind
                              									durch Stege verbunden, haben daher mit dem Ventil gleichmässige Ausdehnung, wodurch
                              									der sichere Abschluss für alle Dampfspannungen gewährt bleibt. Die Regulirstange s ist mit der Ventilstange durch eine kleine, einfach
                              									construirte Frictionskupplung M verbunden. Während des
                              									Betriebes, in welchem sich das Handrad in seiner tiefsten Stellung, wird ausser der
                              									Längsbewegung auch die Drehbewegung des Regulators auf die Ventilstange übertragen,
                              									wodurch die Reibung in der Stopfbüchse auf ein Minimum reducirt und die schnelle
                              									Einwirkung des Regulators ganz bedeutend erleichtert wird. Wenn man behufs
                              									Absperrung des Dampfes den Regulator durch das Handrad in seine höchste Stellung
                              									hebt, wird der Frictionskegel in der Kupplung welcher unter dem Druck einer
                              									Spiralfeder steht, ausgehoben, und das Ventil bleibt in Folge der Reibung an den
                              									Schlussflächen des Ventils stehen. Dadurch ist einer Abnutzung der Ventilsitze durch
                              									etwaiges Reiben und Schleifen vorgebeugt. Die Rotation der Ventilstange ist für die
                              									Wirkungsweise des Apparates von grosser Bedeutung, da selbst bei vollkommener
                              									Stopfbüchsendichtung der Regulator hinreichend Energie besitzt, das Ventil in
                              									verticaler Richtung schnell zu vertellen.
                           Beide in den Figuren
                                 										2 und 3 dargestellten Anordnungen haben ihre Vortheile. Während die Apparate
                              									mit Kugelbelastung stets mit derselben Tourenzahl laufen müssen, wenn man nicht etwa
                              									die Kugel auswechselt, gestatten die Apparate mit Federbelastung eine directe Veränderung der
                              									Tourenzahl innerhalb gewisser Grenzen durch Verstellen der Spannvorrichtung am Kopfe
                              									des Regulators. In der weiter unten folgenden Theorie der Regulatoren wird der
                              									Einfluss der Federbelastung noch eingehend untersucht werden.
                           C) Die Regulir- und Absperrapparate für Locomobilen
                              										(Fig. 4
                              									und 5 Taf. 1)
                              									unterscheiden sich von den vorher beschriebenen dadurch, dass die Absperrung
                              									seitlich erfolgt, und zwar entweder mittels eines Hebels oder einer Spindel, bezieh.
                              									eines auf dieser befindlichen Handrades. Ersterer ist in Figur 4 einpunktirt. Bei
                              									Locomobilen, bei welchen der Regulator wegen seiner Lage auf dem Kessel oft schwer
                              									zugänglich ist, empfiehlt es sich, die Absperrung des Dampfes aus der Entfernung zu
                              									bewirken. Die in Fig. 4 und 5 dargestellten Apparate
                              									gestatten nun eine solche Absperrung aus der Entfernung, indem der seitlich am
                              									Apparat befindliche Hebel H mittels einer Zugstange
                              									oder einer Spindel in seine äusserste Lage geschoben und dort in geeigneter Weise
                              									festgestellt wird. Dieser Hebel sitzt fest auf einer Welle W, welche im Antriebgehäuse A einen
                              									gespaltenen Daumen d trägt. Dieser Daumen drückt auf
                              									einen an der Regulirstange festgelagerten Stellring o
                              									und presst das doppelsitzige Rohrventil abwärts in seine Sitzflächen. Der Ausschlag
                              									des Regulators wird durch je zwei Knaggen e, welche als
                              									gekrümmte Verlängerungen der schmiedeisernen Hängeschienen l zu betrachten sind, von oben her auf die im Innern der hohlen
                              									Regulatorspindel befindliche Regulirstange s
                              									übertragen. Auch hier erfolgt zur Herabminderung der Stopfbüchsenreibung eine
                              									ununterbrochene Drehung der Ventilstange, die aber im Innern des Ventilgehäuses sich
                              									nicht auf das Ventil überträgt, da letzteres nur lose auf die Stange gesteckt ist
                              									und mittels zweier Lappen, welche in einen im Deckel befindlichen Schlitz greifen,
                              									an der Drehung verhindert wird. Wie aus den Figuren 4 und 5 unmittelbar
                              									ersichtlich, ist an diesen Apparaten durch die Daumen an den Hängeschienen die Energie vervielfacht, da die Hebung des Ventils
                              									etwa 3mal kleiner ist als diejenige der Urne. In Folge des Wegfallens des Handrades
                              									oberhalb des Antriebgehäuses wurde es möglich, die Urne noch auf die Regulatorsäule
                              									zu stecken und die Regulatorspindel oberhalb der Urne zu lagern. Aus dieser
                              									Anordnung resultirte eine sehr geringe Höhe und grosse Stabilität des Apparates. Die
                              									den untern Theil des Antriebgehäuses quer durchschneidende Brücke bildet einen
                              									festen Stützpunkt zum Hineindrücken der Stopfbüchse. Die Brücke kann leicht behufs
                              									Einlegen neuer Packung in die Stopfbüchse weggenommen werden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
