| Titel: | Ueber das Telephon. | 
| Autor: | E. Z. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 49 | 
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                        Ueber das Telephon.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									2.
                        Ueber das Telephon.
                        
                     
                        
                           1) Prof. Gray's Telephon (vgl. 1876
                              										218 529) 1877 *225
                              										46)Bd. 225 S. 48 ist zu lesen: Z. 10 v. o. „eine
                                       												Local-“ und Z. 14 v. o. „eine
                                       												Folge“. wurde im April 1877 in New-York in der
                              									Steinwayhall zuerst öffentlich vorgeführt. Der Sender enthielt eine Claviatur von 2
                              									Octaven (16 Tasten) und war in Philadelphia (an 145km von New-York) aufgestellt. Im Empfänger hatte jeder Elektromagnet
                              									anstatt des Ankers ein auf einen bestimmten Ton gestimmtes Stahlband, welches in
                              									einen metallenen Rahmen gespannt war. Da nun jedes Eisenstück beim Magnetisiren sich
                              									ein klein wenig vergrössertAuch bei dem anscheinend 1860 erfundenen Telephon von Philipp Reis aus Friedrichsdorf bei Homburg (vgl. 1863 168 185) 169 *23. 399)
                                    											enthielt der Empfänger einen Elektromagnet, dessen etwa die Dicke einer
                                    											Stricknadel besitzender Kern in Folge des Magnetisirens und Entmagnetisirens
                                    											tonte; der Ton war durch einen Resonator verstärkt; der Sender enthielt eine
                                    											schwingende Membran – Auch Cromwell F. Varley
                                    											patentirte 1870 ein Telephon. – In Oesterreich wurde 1868 ein Telephon für
                                    												Dr. Furnstratt in Graz
                                    										patentirt. und beim Entmagnetisiren seine frühere Grösse wieder
                              									annimmt, und da dieser Wechsel von einem von den Molecularänderungen herrührenden,
                              									leichten Tone begleitet ist, so bringt jede Stromfolge nur dasjenige der 16
                              									Stahlbänder im Empfänger zum Ansprechen, welches mit dem die Stromfolge entsendenden
                              										StabeUeber Lacour's Stimmgabel-Telegraphen vgl. 1875
                                    												217 428. 218
                                    											314. gleichgestimmt ist. Jeder der 16 Theile des Empfängers ist
                              									in einem länglichen Resonanzkasten untergebracht, welcher den Ton des Bandes verstärkt; die 16 Kästen
                              									sind in symmetrischer Folge neben einander gestellt. (Scientific American, April 1877 S. 245 und 263.)
                           2) Das Telephon von Georg B. Havens
                              									in Lafayette, Jnd., besteht aus einer auf einem Holzbretchen liegenden messingenen
                              									Röhre von der Grösse eines Quartmasses; in das eine offene Ende der Röhre wird
                              									gesprochen oder gesungen, das andere verschlossene Ende dient als schwingender
                              									Körper und ihm steht als Contact eine stellbare Schraube mit Platinspitze auf einem
                              									Säulchen gegenüber; an das Säulchen und den schwingenden Körper sind die beiden, die
                              									Leitung bildenden Drähte geführt. Die Anker der in diese Leitung eingeschalteten
                              									Relais summen die gesprochenen Laute mit und schwingen so rasch, dass der
                              									Relaishebel nicht eigentlich zwischen den Stellschrauben auf und nieder geht und die
                              									Schwingungen lauter werden, wenn der Hebel niedergehalten wird. (Scientific American, August 1877 S. 83.)
                           3) Thomas A. Edison benutzt in
                              									seinem „sprechenden Telephon“ als Sender einfach eine etwa 50mm im Durchmesser haltende Röhre; das eine Ende
                              									derselben ist mit einer dünnen Messingplatte geschlossen, welche durch einen
                              									Spannring straff erhalten wird. In der Mitte der Messingplatte ist eine
                              									Platinscheibe aufgenietet und dieser steht auf einem Säulchen eine Stellschraube mit
                              									Platinspitze gegenüber. Spricht oder singt man in das offene Ende, so beginnt die
                              									Messingplatte zu schwingen, kommt bei jeder Schwingung mit der Platinspitze in
                              									Berührung und sendet dabei einen Strom in die Leitung. Im Empfänger nutzt Edison eine von ihm im J. 1874 bekannt gemachte
                              									Erfindung (1874 214 255) aus, nach welcher, wenn ein mit
                              									gewissen Lösungen befeuchtetes Papier auf eine mit dem positiven Batteriepole
                              									verbundene Platte gelegt und ein mit dem negativen Pole verbundener, am Ende
                              									platinirter Draht über das Papier hinweg bewegt wird, der elektrische Strom alle
                              									Reibung zwischen Papier und Draht verschwinden lässt, wogegen sich bei Unterbrechung
                              									des Stromes die Reibung sofort wieder einstellt. Der Empfänger besteht aus einem
                              									Resonanzkasten und einer Rolle mit Flanschen auf beiden Seiten; die Rolle steckt auf
                              									einer Achse, die mit der Hand umgedreht ward; über die rauh gemachte Oberfläche der
                              									Rolle läuft ein Papierstreifen ohne Ende; das Ende einer in der Mitte des Resonators
                              									angebrachten Feder bildet ein glatter Platinstift, welcher von der Feder mit
                              									beträchtlicher Kraft auf das chemisch präparirte Papier aufgedrückt wird. Der
                              									Batteriestrom geht durch Feder, Platinstift, Papier und Rolle. Während die Trommel
                              									mittels der Kurbel umgedreht wird und der Strom nicht circulirt, nimmt das Papier
                              									die Feder und die eine Seite des Resonators mit; bei jeder Stromsendung dagegen hört
                              									die Reibung auf, und Platinspitze und Resonatorseite gehen in ihre normale Lage
                              									zurück. Die schwächsten Ströme, die in einem Elektromagnet keine Wirkung zeigen,
                              									wirken hierbei noch sehr
                              									kräftig, und am Empfänger sind die höchsten Töne der menschlichen Stimme deutlich zu
                              									vernehmen, während sie bei Anwendung von Elektromagneten (wie bei Bell's Telephon) kaum hörbar sind, wegen des langsamen
                              									Arbeitens der Elektromagnete, dessen Ursache in der zum Magnetisiren und
                              									Entmagnetisiren nöthigen Zeit und der Erregung von die Wirkung verzögernden und die
                              									Signale verstümmelnden Extraströmen zu suchen sind. Die oben beschriebene
                              									Einrichtung hat das zum Wiedergeben des Singens bestimmte Telephon. Bei dem
                              									sprechenden dagegen ist die Platinspitze an der Stellsehraube des Senders durch eine
                              									Graphitspitze ersetzt, weil das Graphit seinen elektrischen Widerstand sehr rasch
                              									unter Druck ändert (vgl. 1877 225 515). Bei kräftigerer
                              									Stimme wird in Folge dessen der Widerstand stark vermindert, ein stärkerer Strom
                              									durchläuft die Linie und eine kräftigere oder lautere Wirkung wird im Empfänger
                              									hervorgebracht. Somit werden auch die feineren Articulationen der Stimme im
                              									richtigen Stärkenverhältnisse am Empfangsorte wiedergegeben. (Philadelphia Press durch das Journal of the
                                 										Telegraph, Juli 1877 Bd. 10 S. 209.)
                           4) G. B. Richmond's
                              									Elektro-Hydro-Telephon, jüngst in den Vereinigten Staaten patentirt, ähnelt dem Edison's in einiger Beziehung; in ihm wird aber anstatt
                              									des Graphits als veränderlicher Widerstand Wasser benutzt. Zwei in Wasser getauchte
                              									Platinspitzen sind im Schliessungskreise mit der Linie und der Batterie verbunden.
                              									Die eine Spitze ist an einem Metallplättchen angebracht, das durch den Ton der
                              									Stimme schwingt; die Schwingungen bewegen diese Spitze gegen die andere hin und
                              									wieder von ihr hinweg, verkleinern und vergrössern so die Dicke und den Widerstand
                              									der zwischen den spitzen befindlichen Wasserschicht und ändern demgemäss die Stärke
                              									des Linienstromes. (Telegraphic Journal, September 1877
                              									Bd. 5 S. 222.)
                           5) Das sprechende Telephon von dem aus Edinburg gebürtigen Prof.
                              										A. Graham Bell in Boston (1877 223 647) 226 641) wurde im
                              									Juni 1876 zuerst während der Ausstellung in Philadelphia vorgeführtUeber die Erfindungsgeschichte seines Telephons, durch welches er schon
                                    											frühzeitig das menschliche Ohr nachzuahmen sich bemühte, verbreitet sich Bell im Telegraphic
                                       												Journal, September 1877 S. 200; vgl. ebenda S. 276.Dr. Theodor Clemens in Frankfurt a. M.
                                    											veröffentlicht eine Erklärung, worin er u.a. sagt, dass er bereits i. J.
                                    											1863 sein damals vor 10 Jahren, also bereits i. J. 1853 ausgeführtes erstes
                                    											Telephon-Experiment, sowie seine Wahrnehmungen und Beobachtungen über die
                                    											Schallfortleitung im elektrisch erregten Draht mittels starker
                                    											elektromagnetischer Spiralen in der Zeitschrift Deutsche Klinik, herausgegeben von Dr. Alexander Goeschen (Verlag von G.
                                       												Reimer in Berlin), Nr. 48 S. 468 veröffentlicht habe. Ganz dasselbe
                                    											Telephon-Experiment des Jahres 1853 ist zu lesen in dem in Frankfurt a. M.
                                    											bei Franz Benj. Aussarth erschienenen Werk: Ueber die Heilwirkungen der Elektricität und deren
                                       												erfolgreiche methodische Anwendung in verschiedenen Krankheiten;
                                    											von Dr. Theodor Clemens in Frankfurt a. M. 4.
                                    											Lief. S. 276. Diese 1853 ausgeführten und 1863 im Druck beschriebenen
                                    											Beobachtungen und Telephon-Experimente über Schallfortleitungim elektrisch
                                    											erregten Draht mittels elektromagnetischer Ströme sind wohl die ersten
                                    											wissenschaftlich veröffentlichten hierher gehörigen Telephon-Erfindungen und
                                    											unterscheiden sich insofern sehr wesentlich von den Telephon-Versuchen des
                                    											Lehrers Ph. Reis in Friedrichsdorf bei Homburg,
                                    											als Verf. schon damals an jeder Station eine Magnetspirale aufstellte und
                                    											wie heute Prof. Bell die Magnetinduction zum
                                    											Schallvermittler gebrauchte. Es ist mithin der allererste Versuch, Töne
                                    											durch Elektricität fortzuleiten in Frankfurt a. M. von dem Genannten i. J.
                                    											1853 gemacht und 1863 auch von demselben das erste physikalische
                                    											Telephon-Experiment, dessen Tragweite vollkommen erkannt und verstanden
                                    											wurde, genau beschrieben und durch den Druck in der Deutschen Klinik an genannter Stelle veröffentlicht
                                    										worden.; es ist in Amerika in Boston, Providence und New-York in Gebrauch,
                              									doch fand W. H. Preece, dass es nicht so gut arbeite,
                              									als die Versuche erwarten liesen (Telegraphic Journal,
                              									Bd. 5 S. 200). Die erste regelmässige telephonische Linie errichtete C. Williams jun. zwischen seinen Geschäftsräumen in
                              									Boston und seinem etwa 50km entfernten Sommersitze
                              									in Sommerville. (Telegraphic Journal, Bd. 5 S. 137.)
                              									Früher bestand der Sender des Bell'schen Telephons (nach Engineering, December 1876 S. 518 und Telegraphic
                                 										Journal, August 1877 S. 176) aus einem Elektromagnet, welcher an einem
                              									Säulchen etwa 50mm über einem Mahagonybretchen
                              									befestigt war; vor den Polen dieses Elektromagnetes oder richtiger dieses
                              									Magnetinductors war ein in verticaler Ebene liegender Messingring befestigt, über
                              									welchen eine Membran gespannt war und durch die Schrauben, ähnlich wie bei einer
                              									Trommel, straff erhalten wurde; in ihrer Mitte trug die Membran ein Stück weiches
                              									Eisen, das vor den Kernen des Inductors spielt, sowie die Membran schwingt. Der
                              									Empfänger war einer der 1852 von Niclès erfundenen
                              									Röhrenelektromagnete; der verticale Stabelektromagnet ist zur Vermehrung der
                              									Anziehung in eine Röhre aus weichem Eisen eingeschlossen. Auf diese war, an einer
                              									Stelle nahe am Umfange der einen Endfläche, ein dünner, kreisrunder Eisenblechanker
                              									von Kartenpapierdicke aufgeschraubt und wirkte während der Stromsendungen theils als
                              									schwingender Körper, theils als Resonator. Magnet und Anker waren auf eine kleine
                              									Brücke angeschraubt, die an einem Mahagonybretchen befestigt war. Wurde nun in das
                              									Mundstück des Senders ein Wort gesprochen, so schwang die Membran der Tonhöhe
                              									entsprechend, und ihr Eisenstück inducirteGerade die Benutzung von Magnetinductionsströmen macht das Bell'sche Telephon
                                    											viel handlicher im Gebrauch als alle mit galvanischen Batterien arbeitende
                                    											Telephone. Ferner scheinen die Inductionsströme dieses Telephon zur
                                    											Wiedergabe der Klangfarbe zu befähigen, da die Form der Schwingungen der
                                    											Platte sich durch Anschwellungen der Stromstärke während des Verlaufes der
                                    											Ströme geltend machen kann. Auf letzteres weist Hofrath Dr. Brunner von Wattenwyl in einem Vortrage (vgl.
                                    												Wochenschrift des österreichischen Ingenieur-
                                       												und Architectenvereines, 1877 S. 311) hin und bezeichnet z.B. das
                                    											Reis'sche Telephon gegenüber dem Bell'schen als einen blosen „Tactzähler
                                       												der Wellenberge.“ dabei eine Folge von Strömen in die
                              									Spule, welche den Anker des Empfängers in Schwingungen versetzten und durch diese
                              									tönende Schwingungen entstehen liessen, aus denen man das gesprochene Wort deutlich
                              									hörte. Die Schwingungen im Empfänger waren nicht nur isochron mit denen im Sender,
                              									sondern bei verschiedener Amplitude der Schwingungen der Membran entstanden auch
                              									Inductionsströme von verschiedener Stärke und diese Hessen die Stärke der
                              									sprechenden Stimme erkennen. In dem Engineering and Mining
                                 										Journal, März 1877 S. 166 wird namentlich hervorgehoben, mit welchem
                              									Vortheil ein solches Telephon in Bergwerken benutzt werden könne, wenn man von über
                              									Tage Drähte in die Grube führe und an einigen wichtigen Orten der Grube Telephone
                              									aufstelle. Bei eintretenden Unglücksfällen würde deren Umfang und Natur schnell
                              									mitgetheilt werden können, was Menschenleben und Eigenthum sparen könne. Nach dem
                              										Telegraphic Journal, September 1877 S. 217 wurden
                              									in der West Wheal Eliza Mine, nahe bei St. Austell, von Arthur Le Neve Foster, dem Bruder des Regierungsinspectors der Minen in
                              									Westengland, C. Le Neve Foster, ganz befriedigende
                              									Versuche zwischen der Oberfläche und einer Strecke in 77m Tiefe angestellt.Gleiche Versuche sind am 12. December 1877 in dem zu den Steinkohlenwerken
                                    											des Freih. v. Burgk gehörigen
                                    											Seegengottesschachte in Niederhasslich bei Dresden angestellt
                                    										worden.
                           Später bestand der Sender aus einem kräftigen permanenten Magnete, dessen Pole von
                              									Inductionsspulen umgeben waren, und vor den Polen befand sich ein Eisenplättchen,
                              									dem die Töne durch ein Mundstück zugeführt wurden; die bei den Schwingungen des
                              									Plättchens inducirten Ströme wurden durch die Linie einem Empfänger von ganz,
                              									ähnlicher Einrichtung zugeführt und von dessen Plättchen in Schwingungen der Luft
                              									umgesetzt. Experimentirt wurde mit diesem Telephon auf der nahezu 10km langen Privatlinie Boston-Malden der Boston Gummischuh-Compagnie. Leise Töne wurden dabei
                              									fast noch deutlicher gehört wie laute, und die nach einander sprechenden Personen
                              									konnten am empfangenden Ende zu Malden deutlich von einander unterschieden und mit
                              									dem Namen genannt werden. Ebenso war der Gesang eines Mädchens in Malden mit jener
                              									Deutlichkeit in Boston zu hören, welche in den entfernteren Theilen eines grossen
                              									Concertsaales erreichbar ist. (Scientific American,
                              									Februar 1877 S. 120.)
                           In Fig. 12
                              									Taf. 2 ist E das Sprachrohr, welches der an dem
                              									Resonatort D befestigten Eisen- oder Stahlplatte A die Schallwellen zuführt oder die von ihr ausgehenden
                              									nach dem Ohre hin abführt. F ist ein Eisenstab, welchen
                              									eine Spule G umgibt; zwei solche Stäbe bilden die
                              									Verlängerungen der Pole eines aus mehreren Lamellen bestehenden permanenten
                              									Hufeisenmagnetes, und die beiden Spulen liegen hinter einander in demselben
                              									Stromkreise, in welchen mehrere solche Instrumente an verschiedenen Stellen
                              									eingeschaltet sein können. Mittels der Schrauben I
                              									können die Enden H der Stäbe F so nahe an
                              									die Platte A gebracht werden, als man wünscht. Die
                              									Schallwellen des Instrumentes beim Sprechenden erregen durch die Schwingungen der
                              									Platte A Inductionsströme, welche in dem empfangenden
                              									Instrumente zunächst die Platte A und durch diese die
                              									Luft in gleiche Schwingungen versetzen.
                           Mit diesem Telephon wurde auf der 230km langen
                              									Linie Boston-Salem-North-Conway, N. H., gesprochen (vgl. 1877 223 647). Will man
                              									mehrere Telegramme zugleich auf demselben Drahte befördern, so muss für jedes ein
                              									Ton von anderer Höhe gewählt werden, und jeder Empfangende hat dann nur die ihn
                              									angehenden Töne herauszulesen. Bei einer grössern Anzahl gleichzeitiger Telegramme
                              									erleichtert man dies durch Anwendung von Resonatoren, welche automatisch jedes
                              									einzelne Telegramm aufnehmen, indem sie blos auf die Töne, auf die ihre Membran
                              									gestimmt ist, ansprechen und durch die Schwingungen der Membran einen
                              									Stromunterbrecher und durch diesen einen Morseklopfer oder Schreibapparat in
                              									Thätigkeit setzen. Am 12. Februar 1877 sprach Bell
                              									mittels eines solchen Telephons von Salem, Mass., nach Boston, 29km weit. Der ganze Apparat steckt in einem
                              									Kästchen von 180mm Höhe und Breite und 300mm Länge, (Scientific
                                 										American, März 1877 S. 191.)
                           Grosse Widerstände, wie z.B. die Einschaltung von 16 einander die Hände reichenden
                              									Personen in den Stromkreis, stört die Beförderung bei Bell's Telephon wenig.
                              									Feuchtes Wetter übt keinen merklichen Einfluss auf die Beförderung aus; dagegen
                              									haben sich schlechte Verbindungen der einzelnen Drahtlängen als sehr hinderlich
                              									erwiesen. Wird das Telephon auf gewöhnlichen Telegraphendrähten benutzt, so gehen
                              									auf den Tragsäulen von anderen Drähten (z. Th. lesbare) Morsezeichen über, welche
                              									man auf dem Telephon hört. Dann hört man knackende Töne, welche man dem Reiben
                              									unvollkommener oder rostiger Verbindungsstellen zuschreibt. Endlich vernimmt man
                              									einen beständigen, murmelnden Ton, für welchen man noch keine genügende Erklärung
                              									hat. (Scientific American, Juni 1877 S. 358.)
                           Im August 1877 sprach W. H. Preece mit Bell's Telephon,
                              									mit welchem er in Amerika bis zu 52km weit
                              									gesprochen hat, von Plymouth nach Exeter. Diese neueste, vereinfachte Form des
                              									Telephons ist in Fig. 13 Taf. 2 in n. Gr. abgebildet. A ist
                              									ein permanenter Magnet und wird durch eine Schraube am Ende festgehalten. Um das
                              									andere Ende ist ein feiner, mit Seide übersponnener, 50m langer Kupferdraht zu einer Spule B
                              									gewickelt (Nr. 38 der Birminghamer Drahtlehre); die beiden Drahtenden sind durch
                              									dickere Drähte G mit den Klemmschrauben D verbunden. Dem Pole und der Spule B gegenüber liegt die Scheibe E aus weichem Eisen. Das Ganze ist in ein Holzgehäuse eingeschlossen,
                              									welches der Scheibe E gegenüber eine Oeffnung besitzt und zugleich als
                              									Schutz und als Resonator dient. Sender und Empfänger sind ganz gleich und wirken in
                              									der bereits beschriebenen Weise.
                           Im Anschluss an die Versuche auf dem 5km langen KabelDie Einrichtung zur bleibenden Benutzung der Telephone, neben Siemens'schen
                                    											Inductionszeigern, auf diesem Kabel ist bereits in der Ausführung begriffen.
                                    											– Von Seiten der deutschen Telegraphenverwaltung sind nicht nur
                                    											Telephonanlagen zwischen mehreren Verwaltungsstellen zur Erleichterung des
                                    											dienstlichen Verkehres gemacht, sondern auch eine ganze Reihe von „Fernsprechämtern“  eingerichtet und dem
                                    											telegraphischen Verkehr eröffnet worden. (vgl. 1877 226 641)
                              									haben Prof. Dr. Zetzsche und Oberinspector Pörsch weitere Versuche auf oberirdischen Linien gemacht. Am 6. December wurde ein 80km langer oberirdischer Draht der Sächsischen
                              									Staatsbahn zwischen Dresden und Chemnitz mit Erdleitung an beiden Enden benutzt;
                              									zugleich waren in Freiberg und Tharandt Telephone eingeschaltet. Dabei kam der Rufer des an dem Versuche sich betheiligenden Prof. Weinhold in Chemnitz zum ersten Male auf einer
                              									Telegraphenlinie zur Verwendung und arbeitete ganz befriedigend. Die Verständigung
                              									zwischen Dresden und Chemnitz war zwar merklich schwieriger in Fluss zu erhalten,
                              									wie zwischen Freiberg und Dresden oder Chemnitz; doch lag dies mehr an äusseren
                              									Umständen, wie auch die am 10. December in späterer Abendstunde auf der
                              									Reichstelegraphenlinie Dresden-Chemnitz angestellten Versuche zeigten, bei denen
                              									theils 1 Draht mit Erdleitung, theils 2 Drähte als Schleife benutzt wurden. Im
                              									ersteren Falle war wieder im Telephon ein beständiges Getön zu hören, welches von
                              									dem Arbeiten auf den mit auf den nämlichen Stangen liegenden übrigen Drähten
                              									herrührte, durch welches jedoch die Stimme deutlich durchzudringen vermochte; bei
                              									Benutzung der Schleife waren von jenem Getön nur noch Spuren und nur von Zeit zu
                              									Zeit zu bemerken und deshalb die Verständigung wesentlich leichter, Eine
                              									Verständigung zwischen Dresden und Leipzig war jedoch am 10. nicht zu erreichen,
                              									obwohl Singen und Pfeifen gehört wurde. – Bei einem am 4. December angestellten
                              									Versuche auf einer 3km,7 langen oberirdischen
                              									Linie störten zwei mit eingeschaltete Relais das Telephoniren nicht, und deshalb
                              									empfahl Prof. Zetzsche das Telephon als transportabel
                              									Sprechapparat für Eisenbahnzüge, bei Einschaltung desselben in eine Morselinie.
                              									Unmittelbar darauf brachte die Wochenschrift des
                                 										österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S. 312 in einem
                              									vom 24. November aus Agram datirten Briefe einen ähnlichen Vorschlag des Ingenieurs
                              										G. Fuchs, welcher das Telephoniren durch ein
                              									besonderes Signal auf der Glockensignalleitung einzuleiten räth.
                           Bei dem vom Kais. Generalpostmeister Stephan
                              									angeordneten, unter Leitung des dazu von Berlin nach Dresden entsendeten Geh.
                              									Oberregierungsrathes Elsasser und unter Theilnahme der Professoren Zetzsche in Dresden und Weinhold in Chemnitz in der Zeit vom 14. bis 17. December vorgenommenen
                              									Versuchen gelang auch das Sprechen zwischen Dresden und Leipzig (über Riesa, 115km) vollkommen. Von Dresden über Chemnitz nach
                              									Leipzig (167km) konnte man nicht sprechen, wohl
                              									aber wurde in Leipzig der Weinhold'sche Rufer vernommen; auch konnten in der 167km langen Linie Dresden und Chemnitz gut mit
                              									einander sprechen. Wurde ferner in Leipzig die Leitung von der Erde abgenommen und
                              									isolirt gelassen, so konnten Dresden, Riesa und Würzen noch gut mit einander
                              									sprechen; ebenso Riesa und Würzen, wenn in Leipzig und Dresden die Linie isolirt
                              									wurde. Diese letztern beiden Versuche hatte Prof. Zetzsche in Vorschlag gebracht, um einen Aufschluss über die Richtigkeit
                              									der Ansicht zu erlangen, dass, abgesehen von einer für grössere Fernen nicht
                              									berechneten Einrichtung der verwendeten Telephone, weniger der Widerstand, als die
                              									Ableitungen auf der Linie das Sprechen in grosse Fernen mit dem Telephon
                              									erschwerten. Neben den Weinhold'schen Rufern wurden auch ähnliche geprüft, welche
                              									von Siemens und Halske
                              									gleichzeitig und unabhängig von Weinhold hergestellt
                              									worden waren.Auch Prof. Töpler in Dresden hat einen Rufer
                                    											geliefert, und zwar mit gleichgestimmter Stimmgabel im Sender und
                                    											Empfänger. Ein Versuch zum gleichzeitigen Telephoniren und
                              									Morse-Sprechen auf demselben Drahte wurde in Angriff genommen, da Prof. Zetzsche nach den bisherigen Beobachtungen alle
                              									Bedingungen für sein Gelingen erfüllt glaubte; derselbe kam aber nicht zur vollen
                              									Durchführung.
                           
                              E.
                                 										Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
